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forcyer Schutz ortngend notwendig yr, veweyen dle zayr- reichen Ausschreitungen, die schon jetzt, noch ehe die große Streikwelle über das Land dahinrollt, vorgekommen sind. In Schottland haben bolschewistisch infizierte Grubenar beiter neue Gewalttaten verübt. In einem Falle wurden sogar Warenmagazine besetzt und Schisse angegriffen. Reuter meldet ferner, daß 5- bis 6000 Bergarbeiter einen entschlossenen und anscheinend wohlorganisierten Angrifs auf die Zentralverteilungsstatton der Nordbritischen Ei senbahn in Fifishire ausgeführt haben. Die Signalwärter wurden gezwungen, ihre Posten zu verlassen. Güterzüge wurden geplündert und beträchtliche Lebensmittelmengen weggeführt. In einem Dorfe wurden auch Läden ge plündert und sehr großer Sachschaden angerichtet. Psli- zeiverstärkungen, die in Lastkraftwagen eintrafen. Militär und Marine unterdrückten schließlich die Unruhen. Mue Kampfansage der Kommunjsien. „Der infame Verrat der S. P. D." Die trotz des Verbotes wieder erschienene „Rote Fahne" veröffentlicht einen Aufruf des Moskauer Exeku tivkomitees der Kommunistischen Internationale „An die revolutionären Arbeiter Deutschlands". Er gedenkt der Märzaktion als des ersten geschloffenen Ansturms der re volutionären Proletarier Deutschlands, der aber infolge „infamen Verrats der S. P. D." und „offenen Übertritts der U. S. P. D. in das Lager der Konterrevolution" nicht geglückt sei. Aber, fährt der Aufruf fort, die Proletarier werden es „besser als bisher verstehen, den nächsten Kampf vorzubereiten". Ihr habt richtig gehandelt! Rüstet zu weiteren Kämpfen, lernt aus den Erfahrungen des letzten Kampfes und stärkt eure legalen und illegalen Organisationen." In ähnlichen Gedankengängen bewegt sich ein Artikel „Ihr habt recht gehandelt" im gleichen Blatte. Amtliche Denkschrift über die Märzunruhen. Anläßlich der Verhandlungen im preußische» Land tage über die Märzunruhen in Mitteldeutschland ist vom preußischen Ministerium des Innern eine Denkschrift mit einem Beiheft vorbereitet worden. Der Hauptteil der Denkschrift enthält die Darstellung der Bekämpfung des Aufruhrs in der Wiedergabe wichtiger von der Staats- regierung und der Leitung im gefährdeten Gebiet getrof fenen Anordnungen, ergänzt durch Tätigkeitsberichte der Schutzpolizei. Anschließend folgt eine Zusammenstellung von Erfahrungen und Bemerkungen. Danach haben die Kämpfe erneut bewiesen, daß die Bewaffnung der Schutz- Polizei völlig unzureichend ist, da die Aufrührer weit besser ausgerüstet waren. Das Beiheft schildert Lie Em- Wicklung von der Schutzmannschaft zur Schutzpolizei. posiiische Rundschau. Deutsches Reich. Die Waffen der bayerischen Einwohnerwehr. Im Finanzausschuß des bayerischen Landtages wurde die Einwohnerwehr-Debatte fortgesetzt. Staatssekretär Dr. Schweyer stellte fest, die gegenwärtige Stärke der Ein wohnerwehr betrage 320 000 Mann. An Waffen seien vor handen 240 000 Gewehre und Karabiner, 2780 Maschinen gewehre, 44 leichte Geschütze und 34 Minenwerfer. Diese Bewaffnung der Einwohnerwehr, die übrigens vorschrifts mäßig angemeldet sei, bedeute sicherlich keine politische Ge fahr. Nur 10 Prozent ehemaliger Offiziere befänden sich unter den Führem. Eine Verwendung außerhalb des Landes sei ausgeschloffen. Die Staatsregierung und Ein wohnerwehr seien sich einig, daß die Entwaffnung der Einwohnerwehr eine Frage der Zeit sei. Die Notwehr maßnahme der Einwohnerwehr sei hinfällig, sobald die staatlichen Sicherheitseinrichtungen so weit gekräftigt seien, daß sie als entbehrlich erscheinen könne. Solange das aber nicht der Fall ist, würde die bayerische Regierung durch Preisgabe des Selbstschutzes eine große Verantwortung auf sich laden. Der Doppelgänger ckes Derrn LmU Schnepke. Roman von Carl Schüler. Damals schrieb mein Vater an seinen Teilhaber nach Costa linda einen Brief, in dem er seiner Anhänglichkeit an den Prä sidenten offenen Ausdruck gab und aus seiner Verachtung für den General Alvarez kein Hehl machte. Dieser Brief ist nie in die Hände des Mannes gelangt, für den er bestimmt war. Der Teilhaber meines Vaters wurde von den Revolutionären er mordet, als er sich auf einer Kaffeeplantage befand, die er durch feine Gegenwart von der Zerstörungswut der Horden des Al varez zu retten hoffte. So kam es, daß der Brief meines Vaters in den Besitz eines Angestellten der Firma gelangte. Dieser Mensch hat den Brief sorgfältig aufgehoben. In seinen Händen wird dieser Brief für meinen Vater zum Verderben." „Wieso?" „Die Partei des Generals Alvarez ist an die Regierung ge kommen. Alvarez ist zum Präsidenten gewählt worden. Würde ihm jetzt der Brief, den mein Vater damals geschrieben hat und in dem er über ihn ein sehr absprechendes Urteil fällte, bekannt werden, so wären die Folgen für meinen Vater sehr schlimm. Mein Vater hat gerade jetzt große Interessen in Costalinda. Es handelt sich um Eifenbahn-Unternehmungen. Er bedarf dazu der Unterstützung der Regierung. Ich kann Ihnen das nicht so erklären. Die Trassen der Eisenbahnen hat die Regierung zu genehmigen. Die kostspieligen Vorarbeiten find bereits beendet, und die Pläne liegen der Regierung vor. Will nun die Re gierung meinen Vater schikanieren, verwirft sie die Pläne der von meinem Vater vertretenen Gesellschaft, so ist die Ausfüh rung der Eisenbahnen überhaupt in Frage gestellt. Damit wäre mein Vater ruiniert. Nicht nur, daß die großen von ihm ange- kausten Waldregionen, die durch die Eisenbahnen erschlossen werden sollten, nicht nutzbar gemacht werden könnten, sondern auch die großen Summen für die Vorarbeiten wären verloren, und mein Vater würde für den ganzen Betrag aufkommen müssen. Er hat nämlich, da er des Einverständnisses der alten Regierung sicher war, die Bürgschaft dafür übernommen, daß die Trassen der Eisenbahnen so genehmigt werden, wie sie aus- gesührt worden sind." „Wo ist der Brief jetzt?" „Er ist noch immer in den Händen jenes Mannes, der ihn sich damals angeeignet hat. Er heißt Erich Labwein und wohnt jetzt hier in Berlin. Er hat hier ein kleines Bankgeschäft er öffnet. Er ist so eine Art Winkelbankier." 481 deutsche Lokomotiven für Pole. Nach dem Beschluß der Reparationskommiffion muß Deutschland an Polen für die Bahnstrecken des früheren preußischen Anteils noch 481 Lokomotiven abgeben. Auf Verlangen des Bevollmächtigten der polnischen Regierung, Ingenieur Alfred Falter, hat der Präsident der Kom mission, der japanische Delegierte Fujita Tanaka, entschie den, daß 354 Lokomotiven in gutem Zustande umgehend abgegeben werden müssen und der Rest von 127 Lokomo tiven nach erfolgter Reparatur in deutschen Werkstätten. Gegen diese Entscheidung hat die deutsche Regierung Ein spruch erhoben, den aber die Botschafterkonferenz in Paris zurückgewiesen hat. Landeshauptmann Oeser. Der sächsische Provinziallandtag wählte den bis herigen preußischen Eisenbahnminister, den demokratischen Landtagsabgeordneten Oeser, auf 12 Jahre zum Landes hauptmann der Provinz Sachsen. Er erhielt 52 Stimmen der Demokraten, des Zentrums, der Sozialdemokraten und der Unabhängigen. Sein Gegenkandidat, Landrat Wegener, erhielt 39 Stimmen der Rechtsparteien Frankreich. X Die Ausfuhrtaxe vor der französischen Kammer. Der französischen Kammer lag der Gesetzentwurf über die Ein- sührung der 50prozentigen Ausfuhrabgabe vor. Die deutsche Regierung, sagt der Berichterstatter, scheint enl- schloffen zu sein, die Wirkung der 50prozentigen Ausfuhr taxe aufzuheben. Deshalb müßten neue Maßnahmen in Aussicht gestellt werden, um dem schlechten Willen Deutsch lands in dieser Hinsicht zu begegnen. Alle Redner sprachen sich in der entschiedensten Weise gegen den Regierungs- entwurs aus, da dieser gegen die Interessen Frankreichs gerichtet und nur denen Englands dienlich sei. Die un ausbleibliche Folge werde die Verteuerung der Lebens haltung in Frankreich sein. Der französische Verbraucher werde es in Zukunft sein, der die Lasten dieser Taxe zu tragen haben werde. Wenn man Bedarf nach deutschen Erzeugnissen haben werde, so werde man den Forderungen der deutschen Verkäufer nachgeben und die 50prozentige Laxe durch die französischen Importeurs zahlen lassen müssen, andernfalls fei man gezwungen, die Waren aus Ländern mit höherer Valuta, wie z. B. aus England, zu beziehen. Schließlich gab der Abgeordnete Poech der Be fürchtung Ausdruck, daß Deutschland die Waren in neu tralen Ländern werde umarbeiten lassen, um so den Wir kungen der Abgabe zu entgehen. Amerika. X Inseln statt Barzahlung. Die im amerikanischen Kongreß eingebrachte Resolution, die anfragt, ob England einen Teil der Antillen im Austausch gegen seine ameri kanische Schuld abtreten würde, enthält auch die Frage, ob Frankreich ein gleiches hinsichtlich der französischen An tillen zu tun bereit wäre, über die Resolution ist noch nicht abgestimmt worden, aber es wird gegenwärtig über sie beraten. Nah und Fern. O Leipziger Universitätswoche. Der akademische Senat der Universität Leipzig läßt eine Einladung zu einer Uni- versitätswoche vom 22. bis 29. Juni dieses Jahres er gehen. Die Einladung wendet sich in erster Linie an die Volksgenossen diesseits und jenseits der Neichsgrenzen, so dann aber an die Männer und Frauen befreundeter Völker, die sich mit uns eins fühlen in der Werthaltung wissen schaftlicher Gesinnung und kulturfördernder Arbeit. Die Leipziger Universitätswoche soll dazu beitragen, die ge lösten oder gar zerrissenen Beziehungen zu den Völkern zu festigen und zu erneuern. Paßerleichterungen hofft man ähnlich wie zur Leipziger Messe zu erwirken. O Böhmens Einwohnerschaft. Nach den vorläufigen Feststellungen wurden bei der letzten Volkszählung in Böh men 6 663 131 Einwohner gezählt. Seit der Volkszählung vom 31. Dezember 1910 ist die Zahl der Einwohner um „Kann Ihr Vater ihm den Brief nicht abkaufen?" „Mein Vater hat bereits eine hohe Summe für die Aus lieferung des Briefes geboten, aber dieser Labwein hat das An gebot ausgeschlagen. Er hofft von anderer Seite mehr zu be kommen." „Kennen Sie diese andere Seite?" fragte Dorival. „Gewiß, es sind englische Kapitalisten. An ihrer Spitze steht der Baumwollkönig Sir Howard Freöerik Byford. Der möchte das deutsche Kapital und den deutschen Einfluß ganz aus Costalinda verdrängen." Als Dorival den Namen seines Onkels nennen hörte, pfiff er leise durch die Zähne. Wiederum gedankenlos. „Das sieht ihm ähnlich," bestätigte er. „Sie kennen Sir Byford?" fragte Ruth erstaunt. „Ich habe seinen Namen schon gehört," stotterte Dorival. „Er ist ein rücksichtsloser Gegner. Aber kann denn Ihr Vater diesen Labwein nicht durch einen Prozeß zwingen, ihm den Brief zurückzugeben?" „Das würde ein sehr langer und darum vergeblicher Weg sein. Labwein würde den Brief längst an Sir Byford verkauft haben, ehe auch nur der erste Termin stattgefunden hätte. Nein, es gibt nur einen Weg, um den Bries meinem Vater zu ver schaffen. Sie sagten mir doch, Sie könnten auch einbrechen?" „Donnerwetter!" sagte Dorival. „Nicht wahr?" ,Za — natürlich — selbstverständlich kann ich einbrechen!" „Sie würden einer guten Sache dienen!" „Dja — das wär 'mal eine Abwechslung!" stotterte Dori val. Er kam sich vor wie ein Idiot. Sie neigte sich zu ihm und sah ihn erwartungsvoll an. Bit tend! Das gab ihm den Rest. Wenn man das Köpfchen dicht vor sich sieht, das einem als das krönende Wunderwerk einer sonntäglich gelaunten Natur erscheint, und wenn die Augen, die man anbetet, trauern und flehen — dann — dann macht man Dummheiten! Alle Dummheiten! Wie hieß es ihm Faust — So ein verliebter Tor verpufft Euch Sonne, Mond und alle Sterne Zum Zeitvertreib dem Liebchen in die Lust. Dja! Und bekanntlich soll man für die geliebte Frau durchs Feuer gehen, was sozusagen auch eine ziemliche Zumutung ist. Also — warum nicht auch ein bißchen einbrechen? Warum nicht! Gemordet hätte er für sie in diesem Augenblick. Mit Wonne! „Wollen Sie mir denn nicht helfen?" fragte sie zaghaft. „Selbstverständlich!" Er ergriff ihre Hand, streichelte sie, und sagte zuversichtlich und beruhigend: l 119 002, das ist um 1,77 Prozent gesunken. In Böhmen, Mähren und Schlesien mit den angeschlossenenen Teilen > von Weitra, Felsberg und Hultschin wurden nach dem vor läufigen Ergebnis bei der letzten Zählung 9 994 369 Ein wohner gezählt. Seit dem Jahre 1910 ist die Zahl der Be völkerung um 77 126 Einwohner (0,76 Prozents gesunken. O Der Kapitän der „Emden" am Leben. Die Mel dung polnischer Blätter, daß in Gleiwitz der frühere Kapi tän der „Emden", Kapitänleutnant v. Müller, von Fran zosen erschossen worden sei, beruht aus Erfindung. (.-) FrostweLter in Südfrankreich. Wie aus Marseille ge meldet wird, ist in Südfrankreich nach heißem Wetter plötzlich ein empfindlicher Kälterückfall eingetreten. Nach einer lange währenden Trockenheitsperiode, die der Land wirtschaft katastrophal zu werden drohte, begann es heftig zu schneien, während gleichzeitig Frost eintrat. Als ein merkwürdiges Ereignis wird hier die Anwesenheit von Wölfen gemeldet, die von der Kälte in die Dörfer getrieben werden und da bereits großen Schaden an den Herden an gerichtet haben. Neveste Meldungen. Nachklänge vom 9. November 1910. Leipzig. Eine Strafanzeige wegen Hochverrats, die von dem Frankfurter Rechtsanwalt Ebenau gegen Prinz Max von Baden, Ebert, Scheidemann, Landsberg, Dittmann und Emil Barth eingcreicht worden war, ist vom Oberreichsanwalt zurück- gewiescn worden mit der Begründung, daß die Tat der Be schuldigten als politisches Verbrechen angefprochen werden muffe, das durch den Aufruf des Rates der Volksbeauftragten vom 12. November 1918 amnestiert, daher einer strafrechtliche« Verfolgung entzogen sei. Diese Entscheidung des Oberreichs» anwaltcs ist vom Reichsgericht bestätigt worden. Amerikanische Unterstützung in der NeparationSsrage. Paris. Dem „Matin" wird aus New-Dork telegraphiert, daß Amerika in dem Friedensvertrage, den es mit Deutschland abschließen wird, den Teil des Versailler Vertrages bestehen lassen wird, der sich auf die Reparationen bezieht. Die Regie rung des Präsidenten Harding habe beschlossen, Frankreich in dieser Frage zu unterstützen. Belgien schwimmt in Kohle. Brüssel. Ein Teil der Presse klagt über ungeheure Mengen deutscher Steinkohlen, die nach Belgien kommen. Man weiß nicht, was man mit den Steinkohlen anfangen soll. In allen Häsen liegen große Rheinschiffe bis 1500 Tonnen mit unver kaufter Kohle. Der Wahlkampf in Italien. Rom. Der Wahlkampf hat überall aus das heftigste einge- ,etzt. Giolitti wird seine Wahlrede in Dronero halten. Nach einer klar ausgesprochenen Meinung sollten die Verfassungs- Parteien Einheitslisten aufstellen. Allgemein erwartet man, daß de Ordnungsparteien im Wahlkampf einen glänzenden Erfolg davontragen werden. Letzte Drahtberichte des „WilsdtU7fer Für ein ungeteiltes Oberjchlesien. Berlin, 15. April, (tu.) Der Reichsstädtebund bat einen Appell an die Reichsregierung gerichtet, in dem gebeten wir-, kein Mittel unverjucht zu lassen, um ganz Oberschlesien als wirt schaftliche Einheit dem deutschen Reiche zu erhalten. Berlin, 15. April, (tu.) Das Berliner Tageblatt be richtet: Wir haben Grund zu der bestimmten Annahme, daß gegenüber dem französisch-polnischen Plane, der die Abtretung des ganzen' Industriegebietes an Polen fordert, von englischer Seite der Standpunkt vertreten wird, daß ungefähr die Kreise Pleß und Rybnik den Polen zugesprochen werden sollen. Von den Franzosen verhaftet. Köln, 15. April, (tu.) Die französische Besatzungsbehörde ließ gestern nachmittag den stellvertretenden Bürgermeister und ersten Beigeordneten Regierungsrat Dr. Maiweg und den Po- lizeiinfpektor Klein in Duisburg verhaften. Beide wurden ohne Angabe von Gründen in das Gerichtsgefängnis überführt. „Aber natürlich will ich Ihnen helfen. Ich breche bei diesem Labwein ein, nehme ihm den Bries weg, stecke ihn in einen Rosenstrauß und mache ihn Ihnen zum Geschenk!" Er war entzückt, daß sie ihm ihre Hand nicht entzog! Ihre Augen leuchteten aus. „Wirklich! Sie wollen mir den Brief befchaffen? Oh, wie dankbar werde ich Ihnen sein!" Er küßte ihre Hand. „Für Sie tue ich alles. Ich bin ja furchtbar verliebt in Sie!" Ruth rückte schleunigst ab. „Sie vergessen Ihr Versprechen!" sagte sie ruhig. „Bleiben wir bei unserem — Geschäft. Was beanspruchen Sie sür Ihre — Ihre — Arbeit?" Er machte ein klägliches Gesicht. „Ich bitte um Verzeihung, ich —" Sie machte eine abwehrende Handbewegung. „Sie sollen nicht abschweisen. Ich habe Ihnen verziehen, aber jetzt müssen Sie bei der Sache bleiben. Sie ist doch wahr haftig ernst genug. Also, was wollen Sie haben?" „Ich will die Ehre haben. Ihnen den Brief zum Geschenk machen zu dürfen!" „Das geht nicht. Das kann ich auf keinen Fall annehmen. Sie können nicht umsonst arbeiten. Die Sache ist doch nicht ge fahrlos. Ich biete Ihnen dreißigtausend Mark. Ich habe Ihnen ganz offen gesagt, welchen Wert der Brief für meinen Vater hat. Wenn Ihnen mein Angebot zu niedrig erscheint, so nennen Sie mir Ihre Forderung." Dorival tat, als überlege er sich die Sache und tappte dabei, wie rein zufällig, nach ihrer Hand. Aber sie erkannte rechtzeitig seine Kriegslist und versteckte die Hand hinter ihrem Rücken. „Würden Sie auch einen Vorschuß geben?" fragte er, ihre geschäftsmäßige Art nachahmend. „Gewiß, da ich Sie als zuverlässigen Menschen kennen ge lernt habe!" „Das ist auch nicht schlecht!" dachte Dorival. „Schön!" sagte er. „Ich halte Sie beim Wort. Sie geben mir einen Vorschuß. Ich verlange dasür, daß ich Ihnen den Brief besorge, zwei Küsse." Großes Schweigen. Er blickte sie ganz ernsthaft an. Als er sah, daß sich ein Schatten auf ihr Gesicht legte, setzte er hinzu: „Sie bemerkten vorhin ganz richtig, daß meine Arbeit mit Gesahr verbunden ist. Diese Anzahlung würde mir Mut zu dem Unternehmen machen. Ich bin natürlich mit einem Vorschuß von sünfzig Prozent zufrieden. Zahlbar bei Abschluß." (Fortsetzung folgt.)