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MdmfferMeblaü Fernsprecher Wils-ruff Nr. 6 Wochenblakt für Wilsdruff und Umgegend Postscheckkonto Leipzig LSN4 Dieses Blatt enthält -ie amtlichen Bekanntmachungen -er AmtShauptmannfchast Meißen, -es Amtsgerichts Wilsdruff, -es Stadtrats zu Wils-ruff, -es Forstrentamts Tharandt Werterer im» Drucker: Arthur Zschunke i« Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für de« Inseratenteil: Arthnr Zschunke, beide i» Wilsdruff. Nr. 82. Sonnabend den 9. April 1921. 80. Jahrgang. Amtlicher Teil. Grumbach. Sonnabend den 9. April vormittags 8 bis nachmittag? 2 Uhr Ausgabe -er neuen Milch-. Butter- UN- Brotmarken im Gemeindeamt in der üblichen Reihenfolge. Grumbach, am 8. April 1921. zzzo Der Gemeindevorstand. !W»kvetza haben im „Wilsdruffer Tage blatt", das einen weitver zweigten u. kaufkräftigen Leser kreis besitzt, große Wirkung. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Die Reichsregierung hat der Entente eine Note über die gesamte oberschlesische Frage überreicht. * Die Reichsregierung dementiert die Zeitungsmeldung, daß sie beabsichtige, Frankreich neue Vorschläge zu machen. * Die Zollgrenze am Rhein soll voraussichtlich Mitte April errichtet werden. * Die Wahl des preußischen Ministerpräsidenten wird am S. April erfolgen. * Die Zeitungsmeldung, Stinnes habe in Rußland große Waldkonzesstoncn erworben, wird als völlig unzutreffend be zeichnet. * Der frühere Kaiser Karl von Osterreich-Ungarn ist auf der Rückreise von Steinamanger in Luzern eingetroffen und in einem dortigen Hotel untergebracht worden. * Infolge der Osterfahrt des Exkaisers Karl nach Ungarn hat das ungarische Kabinett Teleki seine Demission eingereicht. * Aus Budapest verlautet, das ungarische Kabinett habe be schlossen, am 13. August Königswahlen auszuschreiben. * Aus Schloß Hohenburg bei Tölz fand die Hochzeit des vor maligen bäuerischen Kronprinzen Rupprecht mit der Prin zessin Antonia von Luxemburg statt. * Es bestätigt sich, daß Bcla Kuhn, der frühere Diktator Un garns zum Oberkommissar der Sowjetregierung in der Krim ernannt worden ist. Llnser Han-el im Osten. Von der litauischen Grenze wird uns geschrieben: Die Fortführung des Krieges mit anderen Mitteln, Len die Entente unter dem Einfluß französischer Fanatiker gegenüber Deutschland beliebt, zwingt uns, unser Wirt schaftsleben und unseren Handelsverkehr vollständig um- zustellen. Wenn auch schon vor dem Weltkrieg unser Han del mit Osteuropa ganz bedeutend war, so spielte er doch in unserem Welthandel eine fast untergeordnete Rolle. Jetzt aber ist der osteuropäische Markt für uns der Markt Ler Zukunft; ihn dürfen wir nie und nimmermehr ver nachlässigen, auch wenn uns schließlich wieder einmal der übrige Welthandel offen steht. Wenn von dem Handel mit dem Osten gesprochen wird, so kommt auf absehbare Zeit ein Handel mit Polen kaum mehr in Frage, als er unbedingt nötig ist. Der Handel mit Rußland ist unter den gegenwärtigen Verhältnissen ja noch so gut wie gesperrt. Trotz alledem heißt es hier auf dem Posten zu fein, damit wir den rich tigen Augenblick nicht verpassen. Unsere Abneigung gegen das jetzige System in Rußland darf uns nicht abhalten, allen Bemühungen der Wiederaufnahme der Handels beziehungen die Wege anzubahnen. Mit unserer Stellung nahme zü den innerpolitischen Verhältnissen Rußlands hat das nicht das geringste zu tun. Weniger denn je dürfen wirGcfühlspolitik treiben. Nur nüchterne Realpolitik kann unsere Wirtschaft retten, kann Deutschland wieder Hochreißen. Nur allzu häufig kann man von Leuten, die es gewiß gut meinen, hören, wir mußten uns gegen Ruß land möglichst abschließen. Tatsächlich kommen wir aber damit nicht weit; im Gegenteil: wir würden dadurch nur erreichen, daß unsere Konkurrenten uns zuvorkommen. England, das soeben den Handelsvertag mit Rußland ab geschlossen hat, denkt gar nicht daran, die Sowjets anzu erkennen. Trotzdem ist man an der Themse viel zu klug, als daß man sich deswegen gute Verdienstmöglichkeiten entgehen ließe. Trotz des englischen Wettbewerbs wird aber der deutsche Handel, wenn er erst kräftig wieder ein setzt, nicht zu schlagen sein. In Rußland weiß man viel zu gut, den Wert der deutschen Waren zu schätzen, als daß man auf sie verzichtete. Regierungsformen kommen und vergehen, und wie lange die Sowjetregierung besteht, weiß man nicht. Wir müssen dem russischen Volks zeigen, daß wir mit ihm in Ruhe und womöglich in Freundschaft leben wollen. Wie sich Rußland feine Staats form einmal einrichtet, das kann nicht unsere Sorge sein. Ein deutsch-russischer Handelsverkehr größten Maßstabes wird auf die politischen Beziehungen nicht ohne Einfluß bleiben. Er ist um so eher möglich, als die beiden Staaten sich nicht als Konkurrenten gegenüberstehen, sondern sich ergänzen. Rußland braucht die deutschen Jndustrie- erzeugnisse; es wird auf der andern Seite über kurz und lang auch wieder in der Lage sein, Deutschland bedeutende Mengen wichtiger Rohprodukte zu bieten. Gewiß werden bei der Zerrüttung der russischen Bahnen Jahre darüber vergehen. Wenn wir aber die Gelegenheit finden, an dem Wiederaufbau der Verkehrsmittel mitzuarbeiten, werden wir für unsere Industrie nicht nur lohnende Arbeit schas sen, sondern auch die beste Grundlage für unseren späteren Warenaustausch legen. Was für Rußland gilt, das gilt nicht minder für die Ukrain e. Ein hochstehender ukrai nischer Politiker erklärte kürzlich, daß in der Ukraine ein wahrer Hunger nach deutschen Waren herrsche. Die deut schen Erzeugnisse stehen dort im besten Ansehen. Wenn ein Ukrainer eine Ware loben will, dann sagt er: sie ist deutsch. Er sagt nicht, er hat einen „guten" Wagen, sondern einen „deutschen". Auch hier gilt es, die Augen offen halten, alle Vorbereitungen treffen, damit wir mit der Kornkammer Europas so bald als möglich in Ver bindung treten können. Es erübrigt sich, über den deutsch-finnischen Handel weitere Ausführungen zu machen. Schon jetzt bestehen rege kaufmännische Be ziehungen, die zweifellos noch weiter ausgebaut und ver tieft werden können. Als Bindeglied zwischen dem Osten und Deutschland werden die sogenannten Randstaaten, das heißt Litauen, Lettland, Estland eine besondere Auf gabe zu erfüllen haben. Die Abneigung gegen das Deutsch tum, die in Lettland und Estland von Sendboten der Entente eine ganze Zeit mit Erfolg geschürt wurde, hat sich zweifelsohne in der letzten Zeit gemindert. Man hat er kannt, daß man ohne ein vernünftiges Zusammenarbeiten mit Deutschland nicht auskommen kann. Die Vorberei tungen für einen deutsch-lettischen Handelsvertrag sind seit geraumer Zeit im Gange, und man darf wohl hoffen, daß sie zu einem beide Staaten befriedigenden Ergebnis füh ren werden. In Litauen liegen für uns zweifellos die Verhältnisse am günstigsten. Gewiß gab es auch in Li tauen eine Zeit, in der man auf die Deutschen nicht allzu gut zu sprechen war. Die unausbleiblichen Härten, die mit der Besetzung verbunden waren, hat man indessen ver gessen. Unbekümmert um alle Beeinflussungen und Ver suche hat die Kownoer Regierung stets nur eine nationale litauische Politik getrieben, und die wies ihr den Weg zu einem verständnisvollen wirtschaftlichen Zusammenarbei ten mit Deutschland. Gar zu gerne hätte man es zweifel los in Ententekreisen gesehen, wenn Litauen mit Polen ein Bündnis abgeschlossen hätte, weil dann die Einkreisung Deutschlands vollständig gewesen wäre. Die Litauer haben es abgelehnt, da sie den polnischen Imperialismus zu gut kannten und wußten, daß ein Bündnis mit Warschau das Ende eines selbständigen Litauens bedeuten würde. Als reiner Agrarstaat — Industrie spielt zurzeit so gut wie gar keine Rolle — hat Litauen sich am schnellsten unter den Randstaaten von den Folgen des Krieges erholt. Die vorliegenden Ein- und Ausfuhrzifsern aus dem vorigen Jahre lassen einen deutlichen Aufschwung des li tauischen Wirtschaftslebens erkennen. In der Zeit vom 1. 1. bis 30. 11. v. I. wurden aus Litauen für 443 992 802 Mark 62 Pf. ausgeführt und für 317 203 306 Mark 2 Pf. eiugeführt. Die Ausfuhr stellt somit einen Überschuß von 126 719 496 Mark 60 Pf. dar. Die Haupt artikel, die ausgeführt wurden, sind Holz und Fische, aber auch Lebensmittel, tierische Produkte und sonstige land wirtschaftliche Erzeugnisse spielen eine erhebliche Rolle. Ein großer Teil der ausgeführten Waren ist nach Deutsch land, besonders nach Ostpreußen, gekommen. Wie ja über haupt Ostpreußen der Hauptabnehmer für litauische Waren ist. Zweifellos wird die Einfuhr sich in dem Maße steigern, als die wirtschaftliche Entwicklung Litauens zu nimmt. Litauen braucht in erster Linie Maschinen und Textilfabrikate, die Deutschland am besten wird liefern können. Dem deutschen Handel und ganz besonders dem ostpreußischen bietet sich schon jetzt ein reiches Feld der Be tätigung. Leichter denn anderswo werden sich die deutsch litauischen Handelsbeziehungen immer enger knüpfen lassen. Ostpreußen und-Litauen sind geradezu aufeinander angewiesen. Jedenfalls muß es das Ziel einer weitausschauenden Wirtschaftspolitik sowohl hüben wie drüben sein, die hoff nungsvollen Keime gegenseitigen Verständnisses, die sich jetzt schon zeigen, weiter zu pflegen und zur Entwicklung zu bringen. W. Wg. Briand gegen Simons. Das Schicksal Oberschlesiens. Bei der Fortsetzung der Senatsdebatte hielt der Mi nisterpräsident Briand eine neue Rede, in der er aus ver schiedene Fragen antwortete. Er sagte u. a.: Betreffend Oberschlesien muß die Abstimmungskommifsion die Ergeb nisse von Gemeinde zu Gemeinde prüfen, eine langwierige und mühselige Arbeit, die aber in zwei bis drei Tagen er ledigt sein wird. Wir bestehen auf die Durchführung des Friedensvertrages, nicht mehr und nicht weniger wollen wir. Wir sind nicht gewillt, das Spiel Deutschlands mit zumachen, das die Entschädigungsfrage mit der oberschle sischen verknüpft. Die von Deutschland verbreitete Le gende, daß Frankreich nichts zu der Wiederherstellung tun will, widerlege ich durch folgendes: Der Boden, der voll ständig aufgewühlt war, wurde durch die französischen Bauern zu 35 Prozent wieder hergestellt. 80 Prozent der Oberfläche wurde für di.e Wirtschaft wieder zugänglich ge macht. Die zerstörten Fabriken wurden mit 10 Prozent wieder in Betrieb gesetzt. 99 Prozent der Eisenbahnen sind bereits wieder hergestellt, und von zerstörten Kunst bauten 80 Prozent. Die deutsche Regierung weiß dies alles und trotzdem hat sie die Kühnheit, so weit zu gehen und einer befreundeten Macht (gemeint ist das Memoran dum an Amerika) zu erklären, Frankreich fordere alles, nur um feine Wunden bloßzulegen und dadurch den Haß in der Welt fortdauern zu lasten. Diese Behauptung ver dient überhaupt keine Widerlegung. Der Streit um die Mandats. Amerika protestiert. Wie aus Washington gemeldet wird, haben die Ver einigten Staaten eine gleichlautende Note an England, Frankreich, Italien und Japan gerichtet, die nicht nur die Frage der Mandate behandelt, sondern auch alle amerika nischen Rechte, die sich aus dem Kriege ergeben haben. Die Note könne als eine Erklärung über die Politik der neuen amerikanischen Negierung angesehen werden und wiederhole, daß es das Recht der Vereinigten Staaten sei, an den Friedensregelungen teilzunehmen, trotzdem sie den Friedensvertrag nicht unterschrieben hätten. Sie er kläre insbesondere, daß die Regierung der Vereinigten Staaten darauf bestehen müsse, daß sie kein Recht und kein Interesse an der Insel Uap verloren habe, und daß sie die Zuteilung der Insel an Japan oder die Rechtsgültig- kcit eines Mandats Japans nicht anerkennen könne. Politische Kunälckau. Deutsches Reich. Zur Entwaffnung der Einwohnerwehren. Die deutschen Vertreter in Paris, London und Rom sind, wie verlautet, angewiesen worden, die Aufmcrflam- keit der dortigen Regierungen darauf zu lenken, daß der noch kaum überwundene Aufruhr in Mitteldeutschland die Durchführung der Entwaffnung der Einwohnerwehren außerordentlich erschwere, da er, wie man auch sachlich über die Notwendigkeit der Einwohnerwehren denken möge, jedenfalls bei den Wehrleuten die Überzeugung von der Notwendigkeit des Selbstschutzes gefestigt habe; die Ab gabe der Waffen begegne daher gegenwärtig ganz be sonderen und begreiflichen inneren Widerständen. Das gefährdete Ruhrrevier über die Frage der Besetzung des Ruhrgebiets als Erweiterung der Sanktionen im Falle, daß Deutschland bis zum 1. Mai seinen Verpflichtungen nicht nachgekom men ist, erwartet man in einflußreichen Pariser Kreisen, daß ein derartiger Schritt nicht vor Beendigung der Kon ferenz des Obersten Rates, der am 1. Mai zusammentritt, unternommen werden wird. Die Anwesenheit eines ame rikanischen Vertreters auf dieser Konferenz würde man mit Freuden begrüßen. Unsinnige Zerstörungswut. Das Auswärtige Amt hat an die Interalliierte Mili- tär-Kontroll-Kommission folgende Note gerichtet: „Die deutsche Regierung hat Kenntnis davon genommen, daß die Botschafterkonferenz ihren Vorschlag, die den augen blicklichen Bedarf übersteigenden Bestände an Ersatzteilen und Halbfabrikaten für Heeresgut bis zum Eintreten des Bedarfsfalles im besetzten Gebiet lagern zu lassen, ab lehnt und auf der sofortigen Zerstörung dieser Vorräte be steht. Damit werden Werte von mehr als einer Milliarde Mark ohne militärische Notwendigkeit vernichtet; die deut sche Regierung wird genötigt, ihr Budget in den kommen den Jahren mit hohen Aufwendungen für den Bedarf der Wehrmacht zu belasten, die bei Annahme der Vorschlags erspart worden wären. Die zur Durchführung dieses Be schlusses erforderlichen Anordnungen werden erteilt." .Türkei. X Die schwere Niederlage der Griechen wird von der englischen Presse bestätigt. Die türkischen Berichte be haupten, daß der Feind endgültig geschlagen sei. Die griechischen Verluste, Gefangene nicht einbegriffen, würden auf 4000 Mann geschätzt. 150 griechische Offiziere sollen gefallen sein. In maßgebenden Kreisen in Konstantinopel herrsche die Ansicht, daß eine vollständige Vernichtung des griechischen Heeres nur durch ein Eingreifen der Alliierten und die Auferlegung eines Waffenstillstandes verhindert werden könne. Die letzten türkischen Berichte melden, daß die Griechen Brusta räumen, weil die Kemalisten sich dieser Stadt in Eilmärschen nähern. Amerika. X Harding gegen den Völkerbund. In Washingtoner Regierungskreiscn wird zu verstehen gegeben, daß Präsi-