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Fernsprecher Wilsdruff Nr. 6 Wochmblüki für 23Wdmff UNd ^MgegMd Postscheckkonto Leipzig 2SLN4 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen -er AmtShauptmannschast Meißen, -es Amtsgerichts Wilsdruff, des Gtadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt «erleger an» Drucker: Arthur Zschuuke i« Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: .Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke. Heide i» Wilsdruff. Nr. 79. Mittwoch de» 6. April 1921. 89. Jahrgang. Amtlicher Teil. Grumbach. Bis 8. Apnl 19L1 ist das Lichtgeld und bis 15. April 1921 der 1. Termin Gemeindrgrundsteuer in den Vormittagsstunden an die hiesige Ortssteuereinnahme ab zuführe:,. Nach Fnstablaut erfolgt kostenpflichtige Zwangsbeilreibung. Grumbach, am 4. April 1921. sr,r Der Gemeindevorstand ! M haben im „Wilsdruffer Tage- UsADUA «RVAIAAU blatt", das eitlen weitver zweigten u. kaufkräftigen Leser- große Wirkung. Kleine Zcitung für eisige Lcscr. « Die Vereinigten Staaten haben Deutschland nütgeteilt, daß sie mit Interesse neuen dcutAen Vorschlägen über die Wiedergutmachungssrage entgegen sei. , u. * Die Reichsregiernrg hat die ZwangSbewirischaftung von ZeitungZpapicr a u sgeh e L en. * Aus die Ergreifung von Führern der kommunistischen Auf- ruhrbcwcgung sind 100 009 Mark Belohnung ausgesetzt worden. * Die Berliner Elcllrizitätsarbctter beschlossen, am Tage der Beerdigung des erschossenen Kommunistcnsührers Sylt einen 24stündigen Proteststreik zu veranstalten. * Die Türken unter Kemal Pascha haben den griechischen Truppen eine erhebliche Niederlage beigebracht. * Die Konferenz der aus der früheren österreichisch-ungari schen Monarchie hcrvorgegangencn Staaten wird in Rom zu- sammentreten. * Die siebente Partie im Schachwettkamps Lasker—kapa- blanca endete wiederum nach 23 Zügen unentschieden. Gin Anfang. Von den bisherigen „Verlautbarungen" Hardings, des neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten, soweit sie an die Adresse der außeramerikanischen Völker gerichtet waren, läßt sich Wohl im allgemeinen mit Recht sagen, daß sie alles andere eher als Überraschungen gebracht haben. Der Nachfolger Wilsons suchte sich allen europäischen wie allen internationalen Fragen gegenüber freie Hand zu wahren, und er hätte es, wenn es nach ihm gegangen wäre, wobl auch setzt noch dabei belassen, wenn nicht der ihm auf den Hals geschickte Sonderbesuch aus Frankreich dazu ge nötigt hätte, aus der bisherigen Reserve etwas heraus- zugchen. Man weiß, daß Herr Viviani, der Ver trauensmannes des französischen Präsidenten, in Washing ton vielerlei gewichtige Anliegen vorgebracht hat, und man weiß auch, daß er mit ihnen im Weißen Hause vor läufig nur recht geringe Gegenliebe gesunden hat. Dar über hat es in Paris natürlich schon schmerzliche Enttäu schungen gegeben, und so beeilt sich Herr Harding, die Welt wissen zu lassen, daß er bei seinem Verhalten gegen über den Anbiederungen Vivianis durchaus nicht etwa von freundschaftlichen Gefühlen für Deutschland geleitet werde. Im Gegenteil. Daß Deutschland verpflichtet sei, seine völlige moralische Verantwortung für den Krieg anzuerkennen und daraus alle materiellen Konsequenzen zn ziehen, bis zur Grenze seiner äußersten Leistungsfähig keit, das unterliege auch nach Auffassung der Regierung der Vereinigten Staaten nicht dem geringsten Zweifel. Lächerlich und irrig wäre es, Amerika zu unterstellen, daß es Deutschland dabei helfen wolle, sich seinen Verpflich tungen zu entziehen. Solche Versicherungen hört inan in Frankreich immer gern. Sie tun den Herzen der Sieger wohl, auch wenn ihre rein platonische Bedeutung für jeden Kenner der Verhältnisse auf der Hand liegt. Sie tritt um so deutlicher hervor, . wenn man annimmt, daß zu gleicher Zeit von der gleichen f Stelle die Notwendigkeit betont wird, die von Deutsch land zu leistende Entschädigung durch ein angemesse nes und gerechtes Verfahren festzustellen. Daß die in Paris wie in London beliebten Methoden weder an gemessen noch gerecht sind, daß die „Sankttonen" einen Gewaltakt darstellen, dessen Sinnlosigkeit jetzt bereits seinen Vätern die ärgsten Kopfschmerzen verursacht, das ist in Washington keinen Augenblick verkannt worden. So lange wenigstens nicht verkannt worden, als man sich dort frei fühlte von dem französischen Druck, der in London auch sonst verständige Männer um ihre übcrlegungsfrei- beit brachte. Schlimm wäre es freilich, wenn es Herrn Viviani jetzt gelingen sollte, die gleiche Wirkung auch der verantwortlichen amerikanischen Regierung gegenüber zu erzielen. Daran möchten wir aber bis auf weiteres nicht glauben. . - Es trifft sich eigentümlich, daß die eben besprochene amtliche Erklärung von Washington mit Gerüchten über amerikanische Vermittlungsabsichten in der deutschen Ent- st ödigungsfrage zusammenfällt. Wenn nicht alles täuscht, ist hier wieder einmal aus einer Mücke ein Elefant ge macht worden. Es handelt sich zunächst um nichts weiter als um die Übergabe einer Art Denkschrift der deutschen Regierung an die Vereinigten Staaten, worin der Miß erfolg der Londoner Konferenz beklagt, dieser Ausgang auf die Art, wie Frankreich alle deutschen Vorschläge be handelt habe, zurückgeführt und hinzugefügt wird, daß nach deutscher Auffassung nur die Aufnahme einer inter nationalen Anleihe die Welt aus der Sackgasse heraus führen könne, in der man sich verrannt habe. Die deutsche Ausfuhr allein könne das bis auf den Grund erschütterte finanzielle Gleichgewicht der Staaten unmöglich wieder in Ordnung bringen, zumal wenn es noch weiterhin in den Fesseln des Versailler Vertrages gefangen gehalten werde. Abermals erkläre es sich bereit, den unparteiischen Schieds spruch internationaler Sachverständiger auf sich zu nehmen, wie immer er auch ausfallcn möge. Im äußersten Falle wäre es dann sogar bereit, die Schulden der Alliierten an Amerika zu übernehmen — ein Kapitel, das bekanntlich den Franzosen große Sorgen macht und mit zur Entsen dung von Viviani nach Washington geführt hat. Diese Denkschrift der deutschen Negierung ist vom amerikanischen Kabinett mit Dank zur Kenntnis genommen worden, und cs scheint, daß man in Berlin zu verstehen gegeben habe, weitere deutsche Vorschläge mit Interesse entgegennehmeu zu Wollen, ehe man sich endgültig entscheide. Für Herrn Harding bedeutet dieser Schrift- und Notenwechsel den Änsang feiner Demaskierung gegenüber den drängendsten Fragen der Zeit. Nicht lange mehr, und der amerikanische Kongreß tritt zu seiner entscheiden den Sitzung zusammen, in der schließlich so oder so Farbe bekannt werden muß. Es wäre ein Segen für die Mensch heit, wenn das amerikanische Staatsoberhaupt den ernst haften Versuch' machen wollte, über die furchtbaren Gegen sätze in Europa eine tragfähige Brücke zu schlagen. Wer den ersten Versuch dazu unternähme, würde in Europa selbst sehr bald an namhaften Stellen wirksame Unter stützung erfahren. Amerika als DsrmMsr. Deutsche und amerikanische Denkschriften. In der Pariser Presse sind entstellte Nachrichten über den Hergang des deutsch-amerikanischen Meinungsaus tausches wegen der Frage der Reparation veröffentlicht Worden, die der Reichsregierung jetzt Anlaß geben, den vollen Wortlaut der Memoranden bekanntzugeben. In dem amerikanischen Memorandum heißt es: Die amerikanische Regierung ist erfreut, aus Dr. Simons' informellem Memorandum in unzweideutiger Weise den Wunsch der deutschen Regierung zu ersehen, Re paration bis zur Grenze der Zahlungsfähigkeit zu leisten. Die amerikanische Regierung hält ebenso wie die alliierten Negierungen Deutschland für den Krieg verantwortlich und daher moralisch verpflichtet, Reparation zu leisten, so weit dies möglich sein mag. Die Anerkennung dieser Ver pflichtung, wie sie das Memorandum in sich schließt, scheint der Negierung der Vereinigten Staaten als die einzige gesunde Basis, auf der ein gesicherter und gerechter Friede hergcstellt werden kann, unter dem die verschie denen europäischen Nationen wieder zu wirtschaftlicher Stabilität gelangen können. Die amerikanische Regie rung glaubt, in dem Memorandum den aufrichtigen Wunsch der deutschen Regierung zu erkennen, Verhand lungen mit den Alliierten auf einer neuen Basis zu er öffnen und hofft, daß derartige Verhandlungen einmal wieder aufgenommen, zu einer schleunigen Regelung führen mögen, die gleichzeitig den gerechten Ansprüchen der Alliierten Genüge leisten und Deutschland erlauben, hoffnungsvoll seine produktive Tätigkeit wieder zu be ginnen. Die deutsche Regierung betont in ihrer Denkschrift folgendes: „Deutschland würde sich nicht weigern, in den Grenzen seiner Leistungsfähigkeit die Verzinsung und Tilgung der Verbindlichkeiten einzelner Alliierter zu über- nehmeu, wenn dies von den Alliierten und deren Gläu bigern selbst gewünscht werden sollte. Deutschland erklärt sich aber auch ausdrücklich bereit, jedem anderen Vorschlag sich anzuschlietzen, der geneigt erscheint, die Entwirrung des europäischen Wirtschafts- und Finanzproblems her beizuführen. Es wird hierbei die Prüfung seiner eigenen finanziellen Leistungsfähigkeit gern dem Urteil unpartei ischer Sachverständiger unterstellen. Deutschland glaubt, daß die ungeheuren Schäden, die der Weltkrieg angerichtet hat, die ungeheure Schuldenlast, die alle beteiligten Staaten zu tragen haben, nicht auf die Schultern eines einzigen Volkes gelegt werden können. M glaubt, daß die Wiederaufrichtung des internationalen Wirtschafts lebens auch nicht durch eine Politik der Gewalt und der Drohungen, sondern nur im Wege friedlicher Auseinander setzung und ^Verständigung zu erreichen ist. Die deutsche Regierung legt Wert darauf, mitallem Nachdruck zu ver sichern, daß sie zu ihrem Teil ehrlich gewillt ist, diesen Weg zu gehen." Die kleine Entente gegen Karl IV. Absperrung Ungarns und Mobilmachung. Trotz aller die Abreise des Habsburgers aus Stein amanger fast stündlich meldenden Nachrichten scheint der frühere Kaiser sich recht viel Zeit zu lassen. Neuerdings wird seine Erkrankung als Hinderungsgrlmd für die Be endigung des Abenteuers ins Feld geführt, andere Mit teilungen besagen einfach, er wolle nicht Weichen und bestehe darauf, die Geschicke Ungarns in die Hände zu nehmen. Die Haltung der Budapester Regierung ist in merkwürdiges Dunkel gehüllt. Sie, die sonst doch recht entschlossen gegen politische Gegner vorzugehen verstand, hat alle Energie verloren und soll ratlos sein. Die an grenzenden Staaten, die sich in Mitleidenschaft gezogen fühlen, wollen diesen Entschließungsmangel nichi mehr länger mitmachen, sie richten, wie es heißt, eine gemein same Note nach Budapest, in dem die sofortige Entfer nung Karls recht deutlich gefordert wird. Die gemeinsame Note der Regierungen der Tschechoslowa kei, Südstawicns und Rumäniens verlangt, daß König Karl bis Donnerstag abend spätestens das ungarische Gebiet vcrt läßt. Für den Fall, daß diesem Verlangen nicht stattgegebeu wird, kündigt die Note im, daß sofort mit energischen Maß nahmen vorgegangen wird. Rach dieser Richtung hin ist die .ovksmmenr Absperrung Ungarns vom Verkehr und die Mo bilisation vorbereitet. Die Tschecho-Slowakei hat vorläufig die Einberufung von zwei Jahrgängen in Aussicht genommen. Die Note der kleinen Ententemächte verlangt ferner, daß Ungarn nunmehr Anstalten macht, die Bedingungen des Friedens- Vertrages von Trianon auszuführen, insbesondere das Burgenland an Deutsch-Österreich abzutreten. Endlich wird in der Note die ungarische Regierung darauf hinge wiesen, daß es notwendig ist, die dynastische Frage in Ungarn endgültig zu regeln. Der tschecho-slowakische Minister des Äußern, Dr. Benesch, äußerte sich auf die Anfrage eines Pariser- Blattes wie folgt: Die tschecho-slowakische Republik wird Garantien gegen die Wiederkehr der jetzigen Ereignisse verlangen. Allen denen, die an diesem Abenteuer irgend einen Anteil gehabt haben, muß zu verstehen gegeben wer den, daß solche verbrecherischen Versuche nicht ohne Sank tionen bleiben können. In dieser Hinsicht sind wir mit unsern Freunden der kleinen Entente einig. In der Slo wakei sind alle notwendigen militärischen Maßnahmen be reits getroffen. Wenn bis zum nächsten Donnerstag das Abenteuer nicht endgültig zu Ende gegangen ist, werden die ersten von uns beschlossenen Maßnahmen zur Anwen dung gelangen. PoliMcke Rundschau. Deutsches Reich. Verfehlte ErpresscrtaMk. Wie aus England gemeldet wird, hat der Verein der Exporteure und Importeure in Manchester dem englischen Premierminister und den Ministern für Finanz und Han del erklärt, daß die deutsche Exportabgabe sehr wahrschein lich ihren Zweck nicht erreichen wird; entweder würde Deutschland den Export nach England einstellen, oder die deutschen Geschäftsleute würden einen doppelten Preis für ihre Waren verlangen und dadurch die Exportabgabe umgehen oder schließlich würden die Deutschen Barzah lung an deutsche Banken verlangen, bevor sie Waren liefern. In jedem Falle werde die Exportabgabe ein völliger Fehlschlag sein. «Schweden. X Das Schicksal der Alandsinseln. Nach einer Mel dung aus Paris beabsichtigt die Kommission, die im Auf trage des Völkerbundrates die Alandsfrage behandelt, den Vorschlag zu machen, daß Finnland die Souveräni tät über die Alandsinseln behält unter der Bedingung, daß die Inselgruppe Selbstverwaltung in höherem Maße er hält als die finnische Negierung bisher bewilligt hat. Alle militärischen Verteidigungswerke auf den Alandsinseln müssen beseitigt werden. Frankreich. X Entvölkerung ver französische« Provinz. Aus dem in den französischen Zeitungen vorliegenden Ergebnis der Volkszählung geht hervor, daß einzelne Städte wie Lyon, Dijon und Nizza während des Krieges infolge des Zu zuges von außen zugenommen haben, daß aber die Be völkerung in der Provinz ziemlich stark zurückgegangcn ist und zwar im allgemeinen um 10 Prozent. Türkei. X Schwere Niederlage der Griechen. Nach Meldungen aus Smyrna haben die Türken den griechischen Vormarsch zum Stehen gebracht. Die griechischen Verluste über steigen 7000 Mann, die Verbandplätze sind überfüllt. Ter Mißerfolg der Griechen vor Eskischehir wurde durch eiuen Seitcnangriff der Türken von der Bahnlinie südwestlich dieses wichtigen Knotenpunktes hervorgerufen. Die Wi derstandskraft der griechischen Front erscheint im Zentrum gesährdet.