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Beilage zum Wilsdruffer Tageblatt. Nr. 77. Sonntag den 3. April 1921. 80. Jahrgang. ReLchskabine« undKommunistenpuisch Reichswehr in Bereitschaft. Auf Anordnung des Reichskabinetts hatte sich eine Kommission aus Beamten des Reichsministeriums des Innern, des Reichswehrministeriums und des preußischen Ministeriums des Innern in das mitteldeutsche Aufruhr gebiet begeben, um an Ort und Stelle sich von den Ergeb nissen der Polizeiaktion zu überzeugen, über ihre Ein drücke ist in einer gemeinsamen Sitzung des Reichskabi netts und des preußischen Kabinetts Bericht erstattet worden. Die Feststellungen gingen dahin, daß die Polizei ihre Auf- gäbe mit der größten Hingabe und in vortrefflicher Weise ge löst hat. Die Maßnahmen, die zur Unterdrückung der Bewegung getroffen worden waren, können aks völlig zweckmäßig bezeich net werden. Sie sind so schnell und kräftig durchgeführt wor den, wie es die Schwierigkeit der Aufgabe zuließ, so daß ein Einsatz von Reichswehr außer den der Polizei beigegebenen Batterien im Aufstandsgebiet weder erforderlich war, noch wenn keine Rückschläge erfolgen, fernerhin erforderlich werden wird. Zur Säuberung des Gebietes von versprengten Ban den, zur Verhinderung neuer Zusammenrottungen und zur Feststellung und Festnahme der Schuldigen werden noch eine Reihe von Maßnahmen erforderlich sein, die ihrer Natur nach am besten durch die Polizei gelöst werden. Die Polizei wird daher vorerst noch in dem Aufruhrgebiet bleiben. An einzelnen Ausruhrherden außerhalb des von der Polizei befriedeten Gebiets wird nach Bedarf mit Reichswehr eingegriffen, so gegenwärtig in Liebenwerda. Zu diesem Zweck wird die Bereitstellung des Militärs zu nächst beibehalten. Die Bevölkerung des heimgesuchten Ge biets kann daher mit Vertrauen auf eine baldige völlige Wiederkehr ruhiger und sicherer Verhältnisse rechnen. Der Lagebericht. Nach einer von der Meldestelle beim Oberpräsidium ausgegebenen Nachricht ist in Stadt und Regierungsbezirk Magdeburg alles ruhig. In einzelnen Ortschaften bei Aschersleben haben Kommunistenversammlungen stattgefunden, in denen zugereiste Agitatoren auftraten. Diefe wurden sestgenommen. In Merseburg und im Regierungsbezirk Merseburg herrscht Ruhe. Das Gewerk- schaftskartell Merseburg hat alle Arbeiter, die dem Gewerk- fchaftskartell angehören, ausgesordert, die Arbeit aufzu nehmen. Eine Bande von ungefähr 150 Mann hat die Postkasse sowohl in Naundorf wie in Löbejün geraubt und die Telephondrähte zerschnitten. Eine Aktion gegen diese Bande ist eingeleitet. In Liebenwerda hat sich die Lage weiter verschärft. Es haben sich Aktionsausschüsse und rote Gerichte gebildet, welche Urteile sprechen. Eine große Aktion gegen den ganzen Kreis Liebenwerda ist im Gange. Die Aktion im Unstruttal wird weitergeführt. Im Kreise Schleusingen und in Suhl ist die Arbeit in allen Betrieben wieder ausgenommen worden. In Halle haben die Arbeiter der städtischen Werke dem Aufruf des Gewerkschaftskartells Folge geleistet und die Arbeit wieder ausgenommen. Halle hat wieder Licht und Wasser. Der Eisenbahnbetrieb von Halle nach Thüringen.ist wieder aus genommen. Unter den gefangenen Ausländern befinden sich Russen, Österreicher, Marokkaner und Algerier. Die Verluste der Kommunisten allein bei der Einnahme des Leunaer Werkes betragen 30 bis 40 Tote und 52 Ver wundete. „Plündernd und raubend." Der Ort Gröbers bei Delitzsch ist von den roten Ban den kampflos geräumt worden. Sie haben sich in die Gegend von Gütz und Dammendorf zurückgezogen, wo sie sich verschanzen und plündernd und raubend umherstreifen. Der Gemeindevorsteher Hesse in Roitzschgen ist von ihnen erschossen worden. Der Hauptstützpunkt der Banden soll der Petersberg bei Halle sein. Schutzpolizei und Reichs wehr ist von Halle-Bitterfeld und Delitzsch in Anmarsch. Kämpfe sind im Gange. Zwei Haupträdelsführer. In Erfurt find die beiden Kommunistenführer Förster und Orphal verhaftet worden. Die kommunistische Nach richtenzentrale wurde ausgehoben. Von der Polizei sind weitere Verhaftungen vorgenommen worden, die im Zu sammenhang mit dem Eisenbahn-Attentat stehen. Es stehf fest, daß bekannte Kommunistenführer als Urheber anzu? sehen sind. Bei einem Kommunistensührer wurde ein Waffenlager ausgehoben, in dem sich eine größere Anzahl Gewehre, Handgranaten und Munition befand. Verschiedene Meldungen. Magdeburg. In Burg ereignete sich aus der Roten Mühle eine Explosion schwerer Granaten, wobei ein Mädchen ge tötet und fünf Personen schwer verletzt wurden. Görlitz. Ein Bombenanschlag auf den Kaisertrutz wurde vereitelt. In einer Mauernische fand man Sprengbom ben, deren Zündschnur jedoch nicht angebranut war. München. Unter dem Verdacht hochverräterischer Umtriebe wurden hier sieben wettere Führer der Kom munisten sestgenommen. Zum Tode des Kommunisten Sylt. Demonstration der Berliner Elektrizitätsarbeiter. Der bei einem Fluchtversuch im Berliner Polizei präsidium schwer verwundete Kommunistenführer Sylt ist gestorben. Wie amtlich mitgeteilt wird, widersprechen die Be hauptungen, daß Sylt keinen Fluchtversuch gemacht habe, den Tatsachen. Nach der Richtung des Schußkanals und dem Befund des Ein- und Ausschusses ist es ausgeschlossen, daß das Geschoß aus unmittelbarer Nähe abgefeuert Wurde. Alle bisher angestellten Ermittlungen bestätigen vielmehr die Angaben des Beamten. Die Kugel muß aus größerer Entfernung abgeschossen sein ° Ausuahmszusiaud m England. Allgenr ein er Bergarbeiter streik. Der angckündigte Gcneralausstand der englischen Bergarbeiter- hat die Negierung zu außerordentlichen Maßnahmen veranlaßt. Auf Grund der Notstandsakte vom Oktober 1920 ist eine Bekanntmachung erlassen worden, die erklärt, daß ein Notstand besteht. Die in Rede stehende Akte wurde zur Zeit des letzten Bergarbeiteraus standes angenommen, als auch ein Eisenbahnerausstand drohte, um die Regierung instandzusctzcn, jeder bereits unternommenen oder angedrohten Aktion zu begegnen, die darauf ausgeht, durch Störung der Beschaffung und Ver teilung von Lebensmitteln, Wasser, Brennstoffen und Licht oder der Transportmittel die Allgemeinheit oder einen we sentlichen Teil derselben der Lebensnotwendigkeitcn zu be rauben. An vielen Stellen ist die Arbeit bereits niedergelcgt worden. Ungeklärt ist noch die Frage, ob die Jnstand- haltungsarbeitcn ausgeführt werden, da sonst die Gefahr des Ersaufens der Gruben droht. Die Eisenbahner und die Transportarbeiter, die mit den Bergarbeitern ver bündet sind, haben Versammlungen von Sonderabgeord- neten für nächsten Mittwoch und Donnerstag einberufen, die sich darüber schlüssig machen sollen, welche Schritte im Zusammenhang mit dem Generalstreik Ler Bergleute ein geschlagen werden sollen. psü'iische Rundschau. Deutsches Reich. Deutschlands Lieferungen zum Wiederaufbau. Die Entente hat die Lists der Materialien, die Deutsch land nach dem Friedensvertrage zum Wiederaufbau liefern muß, aufgestellt. Sie umfaßt folgende Gegenstände: Lieferungen an Holz im Werte von 6 700 000 000 Papier frank, Lieferungen an Textilwaren und Papier hundert Millionen .Papierfrank. An Wiederaufbaumaterialien für 114 Milliarde, an Materialien für Metaltkonstrnktionen SOO Millionen, an Gußeisen, Eisen und Stahl für 100 Millionen, an Blei, Zink und Aluminium für 30 Millionen, Vieh für 850 Millionen, Samen und Pflanzen für 30 Mil lionen, zusammen für rund 13 250 Millionen Papierfrank. Es wird bemerkt, daß eine gewisse Anzahl deutscher An gebote wegen zu hoher Preise, dann weil sie zu spät offeriert wurden, hauptsächlich aber, weil die offerierten Artikel der französischen Industrie Vorbehalten waren, zu rückgewiesen worden sind. Gegenwärtig prüft der fran zösische Aufbauminister ein deutsches Angebot auf 450 000 Wohnungseinrichiungen im Werte von 350 Millionen Frank. spielenäe färbe sw Hauche, an äer Kehle, an äer Ünterlippe unä an äen Lacken sowie an äer Innenseite äer Leine in ein reines Weiss übergeht. Oie Oberlippe ist mit langen, äunklen Lchnurrhaaren geziert, äie äünnbehaarten, last kahl erscheinenäen Ohren erreichen etwa ein Drittel äer Länge äes gestreckten Schääels. Die Lugen sinä, äer nächtlichen Lebensweise äes Oieres entsprechens!, auffallend gross, von tiefschwarzer färbe unä erscheinen äurch einen sie umgebenäen äunklen Ling noch wesentlich grösser. Der Gartenschläfer kommt äem Siebenschläfer an Grösse nahezu gleich; er erreicht bei einer Schwanzlänge von gegen io bis u cm eine Körper- länge von nahezu 14 cm, ist aber sonst sehr gut von seinem Vetter unter- schieäen. Der ebenfalls äichte unä weiche Del; ist obersetts äeutlich braun mit einem hier unä äa vorhanäenen leichten Lnstugins Graue, an äer Unterseite äes Körpers, aber scharf von äer färbe äer Ober seite abgesetzt, weiss. Om äas ebenfalls grosse, tiefschwarze Luge verläuft wie bei seiner ersten Hälfte von äer gleichen braunen färbe wie äie Lörperobersette, wirä in äer Enähältte aber obersetts unvermittelt schwarz unä unserseits weiss. Die grossen, fast kahl erscheinenäen Ohren sinä fleischfarben, äie äunklen Schnurrhaare erscheinen an ihren Spitzen Heller. Wesentlich kleiner als Sieben- unä Gartenschläfer, nur mäusegross, ist jenem einschwarzer Ling, äer sich bei unserer Litt aber in form eines Streifens unter äen Ohren bis zum halse hin fortsetzt. Oer Schwanz, äer beim Gartenschlä fer nicht so äicht unä lang wie beim Siebenschläfer be haart ist, ist in äie äritte äer vaterlänäischen Schlafmäuse, äie Haselmaus. Ihre Gesamt länge einschliess lich äes ö bis 7 cm messen äen Schwanzes ist nur >4 cm. Ihr Del; ist von einer schönen gelb braunen färbe, äie unterseits Heller nirä unäankrust unä Lehle sowie an äen Sehen äer rötlichen Kletter füsse in ein reines Weiss über geht. Von äunk- ler färbe sinä äie iaygen Schnurr haare, äie im Verein mit äen ttieischwarzen, grossen Lugen ebenfalls wieäer schon rein äusser lich äes Oieres nächtliche Lebens weise verraten. (Fortsetzung folgt.) Schriftleitung verein fiir Natur- und Heimatkunde durch Oberlebr-r Aüdne, Wilsdruff. Druck und Verlag: Arthur Zschunke, Wilsdruff. vocdendeilzge rum „umraruller rsgedlall" / NuclNUucU «rnMUder NNNlsl auch unter guelleusugude o«r»,ie». Nummer 10 iz. Märr 1-21 10. Jahrgang Eine ärmglicbe Aufgabe. Ein Vorfrühlingstag. Ich wanäre altbekannten Steig über höhen unä Oiefen unsrer Heimat. Sie ist ewig jung, zeigt immer unä immer neue Wunäer, unä nun gar erst in äiesen blanken frühlingstagen. Wie heimlich äie Dörfer ärunten liegen! Haus unä Hof umstanäen von Obstbäumen, ver wachsen mit ihnen zu traulicher, gemütvoiler Einheit. Der Wall äer Räume bricht äie Wacht äes Winäes, äer äem alternäen Schuppen wohl gar gefährlich weräen könnte, unä äie Giebelwanä äort hält als Gegenäienst äen schwachen Lirnen-Loräon. Nehmt unsern Dörfern äie Obstbäume, äem Lach sein Mer- holz, unä wir sinä tausenä heimlicher freuäen ärmer! Da ist V- Gut, sein Garten. Gar manches Weihnachten bin ich an ihm vorübergegangen. Stapfen im Schnee, von Raum zu Laum, jsäer Raum aber trug sein gelbes Strohseil. War's äoch Weihnachten, äs man äie eigne familie, Knecht unä Wagä beschenkte, äas Vieh im Stalle teilnehmen liess an äer freuäe, äie zu uns kommen soll. Warum sollten äie Räume, äie lieben, guten, einsam unä vergessen ärsussen stehen in frost unä Wintersturm? — Ihm, äem alten Sonäerling, war äer Raum kein totes Ding, auch nicht bloss ein Gegenstsnä äer freuäe zur Seit äer Rlüte unä äer fruchtreife, seine Räume gehörten ihm zu seiner familie, waren ihm lebenäige Wesen, äenen es gut unä schlimm gehen konnte unä für äsren Wohl rr väterlich sorgte. Längs äes Weges grosse, alte Kirschbäume. hier unä äa hat schon einer weichen müssen, äas Llter mag ihn zu sehr geärückt haben. Junge Räumchen stehen in äen Lücken, Lpfelbäume. 6s ist schaäe, äass äer Kirsch baum weichen musste, schenkte er uns äoch in äem Glan; seiner Linäe, seiner Rlütenpracht unä seinen früchten so überaus viel freuäen, unä äie langen Kirschalleen, äie sich an äen feläwegen hinzogen, waren so bezeichnenä für unsre heimatliche Eigenart.