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Ker»ft>rtcher WüsdE Nr. 6 TsäMölÄk sÜk TWdsUss Ulld Umgegend postscheckkonts Leipzig 2S614 Dieses Matt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forsirentamts Tharandt Verleger Drucker: Arthur Asch«, Ke i« Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide tu Wilsdruff. Nr. 77. SortAtag Herr 3. April 1921. 80. JahrgKKg. Amtlicher Teil. Bekanntmachung über den Steuerabzug vom Arbeitslohn. Bei der Verwendung der Steuerwarten für die ersten, im neuen Steuerjahr (I. April 1921 bis 31. März 1922) vom Lohn, Gehalt oder Ruhegehalt für die Ein kommensteuer einbehaltmen Beträge hat der Arbeitgeber oder die auszahlende Kasse in der Steuerkarte des Arbeitnehmers eia neues Blatt anzufangen und dreses mir der Urber- schrist: „Sleuerjahr 1921" zu versehen. Melden die einbehaltenen Beträge vom Arbeitgeber unmittelbar an die Stadt- ober Orts-Sreuereinnahme abgeführt, so ist auf dm Nachweisungen der Vermerk: „Stemr- jahr 1921" anzubringen. srso Nossen, am 31. Marz 1921. Das Finanzamt. liiiiiiimMiiiimimiiiiW Dir Mn WM, Kzetzm bi; 10 Ihr MwittG usWein. IMlWMMMIMMIMMIlMMMMMMMMMIMMIMMIMM Bei uns sind eingegangen vom Gesetz- und VerorÄKUKgsblaLL für den Freistaat Sachsen das 32. Strich voM Jahre 1920, vom Reichsgesetzblatt Nr. 238 bis 243 vom Jahre 1920 und Nr. 1 bis 27 vom Jahre 1921. Diele Eingänge, deren Inhalt aus dem Anschläge in der Hausflur des Ver- waltnngsgebäudes ersichtlich ist, liegen 14 Tage lang in der hiesigen Ratskanzlei zu jedermanns Einsicht aus. Wilsdruff, am 1. April 1921. zr«r Der Stadtrot. Bekanntmachung. Mu Genehmigung der Amtshauptmannschaft Meißen wird der von Unkersdorf ! nach Kesielsöorf führende Kommunikationsweg zwischen Unkersdorf und der von , Steinbach nach Kaulbach führende Weg vom 4. bis mit 9. April wegen Massen- s schult gesperrt. Der Verkehr wnd über Kaufbach verwiesen. Unkersdorf, den 2. April 1921. SZSS Borsdorf, Gemeindevorsiand. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Der Rücktransport der Stimmberechtigten außerhalb Ober- Ichlesiens, die an der Abstimmung teilgenommcn haben, ist be endet. * Bisher sind von Deutschland 48000 Geschütze und 74 000 Maschinengewehre an die Entente ausgeliefert worden. * Wie vom Oberpräsidium der Provinz Sachsen gemeldet wird, hat die Verbrecherbande, die vor einigen Tagen in Aschersleben sestgenommen worden ist, zugestanden, daß sie unter Leitung von Mm Hölz die Dynamitanschlüge im Frei staat Sachsen sind der Provinz Sachsen verübt hat. * Die sozialdemokratische Presse protestiert gleichfalls gegen die ungeheure Verteuerung des Zeitungspapiers und fordert sofortiges Eingreifen der sozialdemokratischen Reichstags- jraktion. * Der bei einem Fluchtversuch verwundete Berliner Korn- Munistensührer Sylt ist gestorben. * Die tschechische Regierung hat in Budapest erklären lasten, daß sie ein längeres Verweilen des Königs Karl in Ungarn als Kriegsfall ansehen müsse. * Nach Meldungen aus Paris hat die französische Regierung ein Rundschreiben gegen die Thronbesteigung Kaiser Karls er lassen. Auf dem Vulkan. Die europäische Welt ist nicht gemütlicher geworden seit Abschluß der großartigen Friedensverträge von Ver sailles, von Trianon und von Sevres. Auch der mit viel- Museud Ehren ins Leben getretene Völkerbund Hal noch keine Gelegenheit gehabt, sich mit Ruhm zu bedecken. Eben wird bekannt, daß er den ersten — Zahlungsbefehl erlassen hat, an Nikaragua, das seine Staatsbeiträge für die Unkosten des Bundes schuldig geblieben ist, wahr scheinlich, weil es selbst diese geringen Summen im eigenen Lande nützlicher unterbringen kann, und es vorzieht, unter sotanen Umständen lieber seine Mitgliedschaft in dieser als Krönung des Menschengeistes gepriesenen Schöpfung aufzugeben. Sein Beispiel wird voraussichtlich von andern kleinen Staaten, deren Beitritt zum Völkerbund genau ebenso „freiwillig" erfolgt war wie derjenige von Nika ragua, befolgt werden, und so wird in absehbarer Zeit von der weltumsastenden Organisation der Staaten und Rationen, um die man sich in Paris so furchtbar ernsthaft die Köpse zerbrochen hat, nicht allzuviel mehr übrigbleiben. Zudem machen jetzt auch andere Leute die gleiche Er fahrung, die uns Deutschen fast jeder neue Tag, den Gott werden läßt, mit dem Versailler Vertrage beschieden ist: Wem die Bestimmungen des Abkommens über den Völker bund nicht passen, der streift sie ab wie eine Fessel, die man sich, nur um den Anschein des Gebundenseins her- vorznrusen, also um andere zu täuschen, um den Arm ge legt hat. Streitfälle sollen bekanntlich dem Schiedsgericht des Völkerbundes zur Schlichtung unterbreitet, und nur, wenn diese sich als unmöglich erweist, darf dann zu dem äußersten Mittel, zu den Waffen, gegriffen werden. Das aber erst, wenn drei Monate darüber hingegangcn sind — man wollte, angeblich, verhüten, daß unter dem unwider stehlichen Eindruck starkerregter Volksstimmungcn oder um der militärischen Vorteile sofortigen Losschlageus willen der Friede gebrochen wird. Kaum war indessen Exkönig Karlin Steinamanger eingetroffen, um seine An sprache aus den ungarischen Thron geltend zu machen, war die sogenannte „Kleine Entente", also der tfchechisH- jugoslawisch-rumänische Dreibund wie aus der Pistole ge schossen mit der Erklärung auf dem Plan, daß jeder Ver such, den Habsburger, wenn auch nur in Ungarn, wieder zur Macht zuzulassen, von ihnen mit kriegerischen Maß nahmen beantwortet werden würde. Dieses plötzliche Wiederauftauchen unseres ehemaligen Bundesgenossen aus dem Schauplatz seiner recht zweifelhaften Heldentaten aus der Weükriegszeit ist überhaupt ein Kapitel für sich. So knabenhafte Sreiche er sich auch schon geleistet hat, so war doch von vornherein nicht anzunehmen, daß er diesen Ausflug ins Ungarische ganz aus eigene Faust oder etwa nur auf leichtfertige Einbläscreien liebedienerischer Hof schranzen gewagt haben sollte. Schon die Tatsache, daß der sehr kluge, sehr welterfahrene und sehr vorsichtige Graf Andrassy sich ihm ohne Besinnen als Sprachrohr für die magyarische Ration zur Verfügung stellte, verlieh dem überraschenden Unternehmen eine besondere Bedeutung, und wenn jetzt mit wachsender Bestimmtheit behauptet wird, daß Frankreich mit dem Exkaiser im Bunde gewesen sei, um ihn, das stets gefügige Werkzeug, in den Dienst seiner Orient- wie seiner Süddeutschlandspolitik zu stellen, so können zu diesem Erklärungsversuche nur solche naiven Leute den Kopf schütteln, die da meinen, die neue Ära des Völkerbundes habe der Geheimdiplomatie ebenso sehr wie der Möglichkeit von Intrigen „treuer" Bundesgenossen unter- und gegeneinander ein Ziel gesetzt. Daß mit den Nachfolgestaaten der zusammengebrochenen Donau-Mon archie in ihrer gegenwärtigen Verfassung für französische Weltherrschaftszwecke nicht viel anzusangen ist, darüber ist man sich auch au der Seine nachgerade klar ge worden. Bleibt also im Grunde wirklich nur die Errich tung oder die Zulassung irgendeines monarchischen Ge- j Hildes, das die auseinanderstrebenden Völkerschaften unter ; kräftigerer Führung zu einem verwendbaren Faktor ziel- bewußter Außenpolitik — eines anderen neugestalten könnte. Daß Karl von Habsburg für eine solche Rolle wie geschaffen ist, hat die Welt genugsam erfahren. Die „Kleine Entente" käme so allerdings sehr bald wieder zum Sterben, und es wäre ganz gewiß nicht schön, wenn fix sich sagen müßte, Laß ihr großer Bruder im Westen es gewesen ist, der ihr ebenso zum Tode wie zum Leben verhalfen hätte. Aber von Gewissensskrupeln läßt sich die französische Politik ganz sicher nicht leiten, heute weniger als je; denn auch sie fühlt den Grund unter sich wanken, auch sie steht auf vulkanischem Boden, seitdem die Millerand und Briand das Sprengpulver des Versailler Vertrages noch fortgesetzt mit dem Dynamit von „Sank tionen" vermischt haben, um ihr vermeintliches Lebens recht gegen Deutschland und alle diejenigen, die nicht partout nach der französischen Pfeife tanzen wollen, zu ver teidigen. So aber wird der Erfolg nur in Erdeinsturzen b»stehen, die schließlich auch die Siegerstaaten verschlingen müssen. — Dis WKffZNLZMsfsnmg. Vis h e-r 48 000 Geschütze. Reuter meldet, in Anbetracht der Unruhen in ver schiedenen Teilen Deutschlands seien die letzten Zahlen über das Fortschreiten der Entwaffnung Deutschlands von Interesse. Die Ablieferung und Zerstörung von Kriegsmaterial in der Zeit vom 24. Februar bis 24. März sei weiterhin zufriedenstellend. Es blieben nur noch 1100 Geschütze für Deutschland auszuliefern. Im vergangenen Monat seien 700 Geschütze ausgeliefert und zerstörtwor- den. Damit sei die Zahl der bisher ausgelieferten Ge schütze auf ungefähr 30 000 gestiegen. An Maschinenge wehren mußten noch 10 700 ausgeliefert werden. Im letzten Monat wurden 6300 Maschinengewehre zerstört. Damit beträgt die Zahl der bisher zerstörten Maschinen gewehre 67 000. Außerdem wurden 205 000 Gewehre und Karabiner im vergangenen Monat ausgeliefcrt und ver nichtet, was die Gesamtzahl der bisher vernichteten auf 3 250 000 erhöht. Auszuliefern seien noch 230 600 Ge wehre. Die Schleifung der Festungen werde Wohl nicht vor sechs Monaten beendet sein. Der Gnzige unbefriedi gende Punkt sei, daß die Bewaffnung der Festungen Königsberg und Küstrin noch nicht ausgeliefert sei. Hierzu wird halbamtlich von deutscher Seite bemerkt: Wenn auch die obige Darstellung im allgemeinen zutreffend ist, so ist doch hinzuzufügen, daß die Zahl der zerstörten Waffen durchgehend zu niedrig angegeben ist. Am 31. Januar d. Js. waren tatsächlich bereits 48 000 Ge schütze, 74000 Maschinengewehre, 3730000 Gewehre und Karabiner zerstört. Dabei sind die Ablieferungen gemäß den Waffenstillstandsbedingungen, d. h. 2500 leichte, 3365 schwere Geschütze, 28188 Maschinen gewehre nicht berücksichtigt. Was den „einzigen unvesrle« digenden Punkt" anlangt, den Reuter hervorhebt, die Be- waffnung von Königsberg und Küstrin, so ist dazu zu be merken, daß die Bestückung beider Festungen insgesamt nur 558 Geschütze beträgt. Die deutsche Regierung hat sich über den Rechtsstandpunkt in dieser Frage in ihrer Not? an die Militärlontrollkommission ausführlich geäußert. KnsgZörshrmgsn gegen Llngarn. Tschechoslowakisches Ultimatum. Der Husarenritt des Exkaisers Karl ins ungarische Land wächst sich allmählich zu einer drohenden neuen Kriegsgefahr aus. Schon hat die tschechoslowakische Re publik ein unverhülttes Ultimatum nach Budapest ergehen lassen, das in folgender Weise auf dem Umwege über R o m bekannt gegeben wurde: Der'tschechoslowakische Gesandte in Rom hat im Auf trage seiner Regierung dem Grafen Sforza davon Mittei lung gemacht, daß ein Verbleiben Kaiser Karls in Ungarn seitens der Tschechoslowakei über eine bestimmte Frist hinaus nicht geduldet werden könne und als Kriegs fall angesehen werden müßte. Die ungarische Negierung sei von Prag aus entsprechend verständigt worden. Die jugoslawische Regierung in Belgrad soll diesen chlüsse gefaßt haben: Die Wie dereinsetzung Ler Habsburger auf den ungarischen Thron würde von der jugoslawi schen Regierung als ein Kriegsfall betrachtet. Drei Armeekorps, von Belgrad, Agram undKovised, wer den sofort mobi lisiert. Wenn ein , Habsburger sich des ungarischen Thrones bemäch tigen würde, so würde Jugosla wien folgende Re pressalien üben: das Kohlenbecken von Pecs würde endgültig besetzt werden, ebenso würde dis Stadt Szcgedin militärisch besetzt werden. Die diplomatischen Vertreter Ungarns seien von diesen Beschlüssen verständigt worden. Das Ende des Abenteuers. Die einlaufenden Nachrichten widersprechen sich zum großen Teile, so daß ein zutreffendes Bild vom wirklichen Stand der Dinge kaum zu geben ist. Einige Wiener offiziöse Nachrichten sprechen von der bevorstehenden Ab reise des Habsburgers und stellen damit die Beendigung dieses neuesten Abenteuers in Aussicht. Nach Erklärungen der leitenden österreichischen Staatsmänner sei es bereits gewiß, daß die Abreise des ehemaligen Kaisers Karl aus Steinamanger in allerkürzester Frist erfolgen wird. Der ungarische Geschäftsträger in Wien sei bei der österreichi schen Regierung erschienen und habe die Erklärung abge geben, daß der Exkaiser aus Ungarn abreisen werde. Er: erhält freies Geleit durch Österreich und werde in der Schweiz neuerdings Aufnahme finden. Dis Nationalversammlung verlangt Ausweisung. Die ungarische Nationalversammlung forderte die Ne gierung auf, unverzüglich alle Schritte zu unternehmen, Vamit der Exkönig ans Lem Lande entfernt werde. Ex könig Kar! soll angeblich die Äußerung getan haben, er möchte gern mit seiner Familie wenigstens solange in Ungarn verbleiben, als seine Anwesenheit nicht zu kriege- Standpumt teilen und folgende Be Karl von Habsburg.