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Mue Wege im Akiienwesen. Aus finanzwirtschaftUchcn Kreisen wird uns ge schrieben: . , , In den eintönigen Reigen der Kaprtalerhohungen und der Ausgabe von Vorzugsaktien hat die letzte Woche eine neue Schattierung hereingebracht. Neuartig nicht nur, was die Ausstattung der einzelnen Akticnarten anlangt, sondern «uch nach den Summen, um die es sich handelt. Kommt doch die Allgemeine Elektrizitätsgeseüschast in Berlin mit den 250 Millionen Mark Vorzugsaktien und 50 Millionen Mark Stammaktien, die sie ausgibt, aus die selbst unter heutigen Verhältnissen ungewöhnliche Hö^e von 50 Mil lionen Aktienkapital. Sie wird damit me dem Kapital nach größte deutsche Aktiengesellschaft, ein Rang, den sie übrigens im Laufe ihrer Entwicklung schon mehrfach ein genommen, dann aber im Frieden meist rasch wieder an unsere größten Banken abgegeben hat. Man muß dem führenden Manne der Gesellschaft, Walther Rathenau, man mag sonst zu ihm stehen, wie man will, das Zeugnis ausflellen, daß er stets die all gemein betretenen Wege vermeidet. Und das tut er auÄ diesmal wieder. Während alle Welt Vorzugsaktien aus- nibt, Vic in irgendeiner Weise mit schwerer wiegenden Smumrechten ausgcstattet sind, als die Stammaktien, tut Rathenau genau das Umgekehrte. Da jetzt 500 Millionen Vorzugsaktien einem Stammaktienkapital von 350 Millio nen gegenüberstehen, so 'verdoppelt er nachträglich das Stimmrecht der Stammaktien, die mithin von den Vor zugsaktien nicht beherrsch: werden können, dies übrigens um so weniger, als sie nicht in geschlossenen Posten an „be freundete Unternehmungen" oder Treuhandgesellschasten gehen. Eine andere recht bemerkenswerte Neuerscheinung ist die Ausstattung der neuen Vorzugsaktien 0 mit einer schwankenden Dividende, während die Dividende der Vor zugsaktien ein für allemal auf 6 Prozent festgesetzt war. Den jetzt zur Ausgabe gelangenden Vorzugsaktien gibt man eine Vorzugsdividende von 5 Prozent. An Stelle des geringer« Prozentsatzes stattet man sie aber mit einer er heblichen Chance aus, indem man ihnen bei einer Divi dende von über 10 Prozent für die Stammaktien je '/» Prozent sür jedes Prozent über 10 Prozent gibt. Würde also die Gesellschaft eine Dividende von 14 Prozent ver teilen, so würden die Aktien 1>; Prozent Dividende mehr, also 6i4 Prozent bekommen. Allerdings sind die ebenso wie die neu auszugebendeu Stammaktien für 1920/21 nur dividendenberechtigt, und die Zusatzdividende beträgt vur ft-- für jedes Prozent über 10 Prozent. In Anbetracht ves erwähnten Vorteils dürfte anzunehmcn sein, daß der Ausgabekurs erheblich »Iber dem der letzten Vorruasaktien Erscheint seit dem Zahre 4844 L-, und 2<ch^ouUr°« pk».. ReN-m-n r.» M. die r-esv.«,« «.^«»>1. 7 Au 7^ "n -wMch-n TU! „m " Ul». M di. NIMM, der « pkg- K »ermitto^ -»spruch misü)!, wenn'de, Hel,«« du-» eina»°a.7 Zeder A-b.«. « u emaezogen werden muß oder der Aufnngseder in oonfur« zerit. »edUni ttlaltch mit idnenahme der von» und Zestieze nachmiüaz« 1 lchr ftr den foiaenden Tan. Äezuzspreie bei Geldfiabdowna monatlich 4 M., durch unsere Austräger zugeUagen in der Stadt monatlich 4.40 MI-, auf dem Lande 1^0 MI., durch die Post bezogen vlerleljährltch 13.50 M. mit Zusl-llung«geb»hr. Ast» Postanstalt-n und Postbotrn sowie «stre Auairäaer und «eschststsstelle nehmen sederzelt Aesteliungen entgegen. Im Fall- höherer Gewalt, Krieg oder I^tger »etrUdSstörungen ha« »er Bezicder leinen «nkprmh auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Dczugsprebee. Diese- Mott enthält die amtlichen Bekanntmachungen der AmtShauptmannschast Meißen- des- Amtsgerichts Wilsdruff, des Gtadtrots zu Wilsdruff, des Forstreniamts Tharandt Verleger »uh Drucker: Arthur Zschuuke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Herzuann Lässig, für de« Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff Nr. 48 SounabeKd de« 26. Februar 1921. Amtlicher Teil 80. Iahrgaug. Oeffentliche Bekanntmachung. Auf Grund de« Gesetz-s über das ReiHsnotopfer vom 3 l. Dezember 1919 in Ver bindung mit dem Gesetz belreffend dis deschleunigie Veranlagung und Erhebung des Reichsnoiopfers vom 22. Dezember 1920 Hal eine einstweilige Veranlagung zum Reichs- notopfer stattgefunden und es werden in den nächsten Tagen und Wochen die einst weiligen Steuerbescheide zugestelll werden. Die Veranlagung wird einer späteren Nach prüfung unterzogen und eine Äenderung der Steuer gegebenenfalls durch einen werteren Steuerbescheid mitgeteill werden. Gegen den einstweiligen Steuerbescheid ist der Einspruch binnen einer Frist »on einem Monat zulässig. Der Beginn dieser Frist wird ganz allgemein für alle Steuerbescheide auf den I. Mai l-rl festgesetzt. Die vorherige Einlegung des Einspruchs ist zulässig. Der Einspruch ist bei dem unterzeichneten Finanzamt schriftlich oder durch Erklärung zu Protokoll emzulegen. Die Kosten eines erfolglos eingelegten Einspruchs fallen tum Einsprucheinlegendcn zur Last. Nossen, den 24. Februar 1921. -«st? Finanzamt. Gehalts- und Lohnnachweisungen. Wer Personen gegen Gehalt, Lohn oder sonstiges Entgelt im abgelouke-ien Kalender jahre länger als 2 Monate beschäftigt hat, ist verpflichtet, dem Finanzamt Namen, Stellung und Wohnung soww das von ihm h-rrührende Einkommen dieser Personen mitzuteilen. In dieser Mitteilung ist zugleich anzugeben, ftrr welchen Zeitraum das Einkommen bezogen wurde. .. - hiernach rn Frage kommenden Arbeitgeber werden oie.^mkommensr.achw-isnnK^ dem für den Wohnort oder die der Bezüge zuständigen Finanzamt auch hiermit aufgefordert, Wohnung des Empfängers spätestens bis zum 28. Februar 1921 zuzusenden. Du« Erfüllung dieser Verpflichtung kann mit Geldstrafen bis zu 500 Mark erzwungen werden (H 202 der Reichsabgodenordnung). Zu den Einkommensnachweisungen sind Vordrucke zu verwenden, die von den Finanzämtern und den Gemeindebehörden an alle Arbeitgeber kostenfrei abgegeben werden Zusendung kann nur e,folgen, wenn dem Antrag ein freigemachler, mit Aufschrift verö sehener Briefumschlag beigefügt ist. Aufstellung der Einkommensnachweüungen (Einzelnachweisungen) hat genau den Vmdrucken zu erfolgen. Sämtliche Spalten sind auszufüüen. Maßgebend find die Bezüge im Kalenderjahre 1920 " Ueber Einzelheiten gibt die in Nr. 31 des „Wilsdruffer Tageblattes- abgedruckte Aufforderung des Fmonzamtes Nossen Auskunft. Wilsdruff, am 24. Februar 1921. Der Stadtrat. Sonnabend den 26. Februar 1921 vormittags 11—1 Uhr Ausgabe der Spirttusmarken. Beliefert werden sämtliche weißen Ausweise und die roten Ausweise von Nr. 581 bis Ende und 1 dis 180. Wilsdruff, am 24. Februar 1921. N«8 Der Stadtrat. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Die Ententekommission in Obcrschlesien hat nun amtlich »en 20. März als Abstimmungstermin verkündet. * Der Reichswirtschaftsrat erklärte in einer Entschließung die Pariser Forderungen sür unerfüllbar. * Der deutsch-amerilanische Konsulardienst soll im Marz wieder ausgenommen werden. Die italienischen Kammerausschüsie für Finanzen und Auswärtiges vereinbarten eine Note, die sich scharf gegen die zwölsprozentige Abgabe au? den deutschen Export wendet. * Harding wird am 4. März eine große programmatische Regierungsrede in Washington halten, in der er eingehend daS zukünftige Verhältnis der Vereinigten Staaten zu der Entente, zu Deutschland und zu den übrigen Mächten behan deln wird. stehen wird, zumal diese ein beträchtliches Aufgeld in zwischen erzielt haben. Bezüglich der Rückzahlungsbedin- gungen stehen die Vorzugsaktien 8 den alten Vorzugs aktien gleich. Von den 250 Millionen Marl Vorzugs aktien 8 werden von der Bankengruppe der A. E. G. 150 Millionen Mark übernommen zur Börseneinfühnmg, wäh rend die restlichen 100 Millionen Mark für Tochtergesell schaften Vorbehalten bleiben. Weniger klar als diese finanziellen Angelegenheiten liegen allerdings die Gründe sür die auch jetzt riesenhafte Kapitalserhöhung. Vielleicht kommt man den Dingen am nächsten, wenn man sich der scharfen Klagen erinnert, die Walther Rathenau in einer der letzten Generalversamm lungen gegen die Schwerindustrie und ihre Preispolitik richtete. Siemens u. Halske haben es inzwischen vorge zogen, sich mit der Schwerindustrie zu vertragen und zu sammenzutun, wobei abzuwarteu bleibt, wie weit dabei die Preispolitik der Schwerindustrie, d. h. die gewaltigen zeitweiligen Überforderungen ausgeglichen werden kön nen. Rathenau macht es umgekehrt. Er macht sich selbst stark und gliedert sich durch die Verbindung mit den Linke- Hofmann-Werken die diesen nahestehende Lauchhammer A. G. au, deren Hauptstärke in der Herstellung von Eisen guß aller Art aus Schrott liegt. Die „Eisengrundlage" für die A. E. G. dürfte damit wenigstens einigermaßen ge geben sein, und es ist unter den heutigen Umständen viel leicht ein Vorzug, daß es sich dabei nicht um eine Eisen- erz grundlage, sondern um die Herstellung von Eisen aus Altzeug handelt. Denn der Kohlcnbedars ist dabei zweifel los geringer, vor allem der an Qualttätskohle oder Koks. Gleichzeitig wird bekannt, daß bei der Gruppe der A. E. G. große Pläne für die Elektrisierung von Vollbahneu im näheren Auslande bearbeitet werden, wie denn überhaupt die A. E. G. dem Verkehrswesen erneut große Aufmerk samkeit zu schenken scheint. Man wird gespannt darauf fein dürfen, welche Verwendung das Unternehmen den ihm jetzt zusließenden Mitteln aügcdcihen lassen wird. L. H. Die Kserfersuz m LrmsiM. Vom 1. bis 6. März. Im Berliner Auswärtigen Amt sind die Arbeiten für die Zusammenstellung der deuischen Delegation für die Londoner Konferenz abgeschlossen worden. Bei der Zu- fammenstellung waltete das Bestreben ob, die Zahl der Teilnehmer der deutschen Abordnung möglichst zu be schränken. Als Leiter der Delegation und Vertreter des Neichskabinetts wird der RZchsaußenminister Dr. Simons nach London gehen, über die voraussichtliche Dauer der Besprechungen meldet Havas amtlich aus London: Der alliierte Rat Hai die Beratungen mit den Deut schen auf die Zeit vom 1. bis 6. März festgesetzt. Auf der Tagesordnung steht lediglich die Wicdcrgntmachmrgsfrage. Es werden keine Erörterungen über die Entwaffnung zu- gclasscn. Das Referat über die Pariser Beschlüsse ist Briand übertragen. Ohne irgendwelche vorausgeschickte Drohungen kann natürlich keine Ententekonferenz vor sich gehen, und so kommt denn weiter folgende Meldung aus London: „In -er Besprechung Fochs mit Wilson in London hat sich Eng land bereit erklärt, an den militärischen Vorbereitungen für einen Vormarsch in Deutschland teilzunehmen, sofern eine Vollmacht des alliierten Rates nach Abschluß der Lon doner Besprechungen ergeht. Die Engländer würden drei Bataillone der Rheinarmee bereitstellen." Der Milliardenirrsinn. Die Wiedergulmachungskommission der Entente teilt mit, daß die verschiedenen alliierten Regierungen Forde rungen auf Schadensersatz in folgender Höhe einaereicht haben: Frankreich 218 000 Millionen Frank, England 20^2 Millionen Pfund Sterling und 75S7 Millionen Frank, Italiens 096 Millionen Pfund Sterling und 37 926 Mil lionen Frank sowie eine dritte Forderung in Höhe von 128 Millionen Pfund. Belgien 34 254 Millionen belgische Frank und 2375 Millionen französische Frank, Japan 832 Millionen Yen, Jugoslawien 8496 Millionen Dinare und 19 219 Millionen Frank, Rumänien 31099 Millionen Frank, Portugal 1949 000 Contos, Griechenland 4992 Millionen Frank, Brasilien 600000 Frank und 1216 000 Pfund Sterling, Tschecho-Slowakei 7612 Millionen Frank und 7263 Millionen Kronen, Siam 9 Millionen Mark und 1 Million Frank, Bolivien 16 000 Pfund Sterling, Peru 56 000 Pfund Sterling und 100 000 Frank, Haiti 80 000 Dollar und 500 000 Frank, Liberia 4 Millionen Dollar, Polen 21 913 Millionen Frank und 500 Millionen Mark, die europäische Donankommission 1800 000 Frank und 15 000 Mark sowie 4 900 000 Lei. — Fehlen gerade noch die Eskimos mit Lebertranvaluta. Beschlüsse der Emähnmgsrm'mKL-. Das Um lageversah re n. Die Konferenz der Ernährungsminister hat ihre Verband lungen zu Ende geführt. Die Besprechung über die künstigi Getreidebe Wirt «Haftung hatte das Ergebnis, dar etwa eine Umlage bis zu einem Durchschnitt von vier Doppel zentnern pro Hektar der Gesamtanbaufläche von Weizen. Roggen, Gerste und Hafer auserlegt werden soll. Im weiteren. Verlaus der Konferenz wurde die Verordnung über die Er richtung vonPreisprüfungsstellen und dieBersorgungsregeiung vom 25. Dezember 1915 besprochen. Es ergab sich dabei Über einstimmung in der Auflassung, daß der Zeitpunkt noch wem gekommen sei, in dem die Absatzbesthrüuiungen und Höchst Preisfestsetzungen der Länder und der Kommunalverbunde über Erzeugnisse, sür die das Reich die öffentliche Bewirt schastung aufgehoben hat, vollkommen fallen können. Den Ländern, nicht auch den Kommunalverbänden, soll die Befug nis gegeben werden, im Einverständnis mit dem Reichsmini- sterium sür Ernährung und Landwirtschaft zur Behebung von Notständen Maßnahmen in diesem Sinne zu wessen. Als Ziel muß im Auge behalten werden, in absehbarer Zeit solche Be schränkungen völlig zu beseitigen. Bei der Besprechung über die Fl eisch Versorgung zeigte sich, daß eine Ausdehnung der Verordnung vom 19. September ISA hinsichtlich des Schlußscheinzwanges sür den Viel-Verkehr und desKonzcssions zwanges für de» Fleischabsatz, wie sie von verschiedene» Lan desregierungen vorgeschlagen war, nicht zweckmäßig erschein!. Die durch Verteilung von verbilligtem Reis nunmehr ermög lichte Schweinemästung aus vertraglicher Grundlage soll unver züglich durchgesührt werden. Bezüglich der Kairos selver- sorgung rm kommenden Wirtschaftsjahr wurde von der überwiegenden Mehrheit der Versammlung völlige Freigabe entsprechend dem Vorschlag der Reichskartofselstclle empföhle». Beschränkungen sollen nur bei besonderen Notständen mit Zu stimmung des Reichsministeriums zulässig sein. — Amchlie- ßend ersolgte eine eingehende Aussprache über die gegenwärtige Lage der M i l ch z w a n g s w i r t s ch a s t und die zur Ver besserung der gegenwärtigen Situation notwendigen Maß nahmen. Die Aussprache hatte aber zunächst nur vorbereiten den Charakier, da 'aus der nächsten Konferenz der Ernährungs- minister die Frage der Neuregelung der Milchzwangswirtschaft einer endgültigen Beratung unterzogen werde» soll. Es bestand Einverständnis darüber, daß alle Mittel angewcmoi werden müssen, um zu einer Steigerung der Milchprodmiwn und zu einer besseren Belieferung der Verbrauchszeutralcii mit Milch zu gelangen.