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KWmfferAM« Fernsprecher Wilsdruff Nr. 6 Wochenblask sÜk W'.ssdsUss UNd UmgegLNÜ Postscheckkonto Leipzig 28614 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amishauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt Verleger «ud Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide iu Wilsdruff. Nr 43 Sonntag den 20. Februar 1921. 80. Jahrgang. Amtlicher Teil Fettverteilung. Aut den Abschnitt X der Landestettkane und aut die Krankmbutterkarlen werden aut d e Zeit vom 21 ine 27. Februar 1921 30 A Butter ausgegeben. Nr. 180HO. Meißen, den 18. Februar 1921. Kommunalverband Meißen-Land. 4»r Tie Auszahiuna de- Minderbemittellenbeihilse auf Monar Februar 1921 erfolgt Montag den 2l. d M. vormittags 9—1 Uhr in der Stadtkasse. is,« Wilsdruff, am 18. Februar 1921. Der Stadtrat. Vir Sillen WM. Anzeigen bi; 10 Ihr MmittW UsMM Kleine Zeitung für eilige Leser. , * der Entente sind der deutschen Regierung in den letzten Tagen die Schadensberechnungen des größten Teiles der Ententestaaten zur Äußerung übersandt worden. Berlin ist die Sachverständigenkonserenz zur Fest stellung der deutichen Gegenvorschläge zusammengetreten. * Die Zeitungen im besetzten Rheinland dürfen keine Pro- teste gegen das Pariser Abkommen veröffentlichen. * Prinz Sixtus von Bourbon, der Schwager des Kaisers Karl, ist aus Italien ausgewiesen worden. * Amerika hat die Beteiligung an der Londoner Konferenz ibgelehnt " Kein Friede ohne Arbeit! Ms Lloyd George kürzlich in Birmingham den Nachweis versuchte, daß es mit den wirtschaftlichen Ver hältnissen in Deutschland nicht so übel bestellt sein könne, wie es immer dargestellt werde, und daß es infolgedessen leistungsfähiger sei, als man vielfach glaubte, berief er sich u. a. auch auf den Stand der Arbeitslosigkeit bei uns und in England. Es ist richtig: wir zählten im Dezember nur zwischen 300000 und 400 000 erwerbslose Personen im ganzen Reiche, während ihre Zahl in England bereits die erste Million überschritten hat. Aber mit Ziffern läßt sich, wenn man ihnen nicht gehörig auf den Grund geht, alles beweisen. In Deutschland würde das Bild der Arbeits losigkeit ein ganz anderes sein, wenn man sie nicht künst lich mit allen Mitteln ausgehalten hätte. Dabei spielte und spielt die sogenannte Kurzarbeit eine sehr große Nolle, eine in vielen Fällen freiwillig, in vielen aber auch be hördlich vorgeschriebene Streckungsart, die viele Hunderi- tausende von Arbeitern vor gänzlicher Stillegung bewahrt, den Betrieben aber recht erhebliche Lasten auferlegt, ohne ihrer Erzeugungskrast auch nur entfernt zu nützen. In zahlreichen Fällen ist die Schließung unwirtschaftlich ge wordener Unternehmungen verhindert worden, und wel chen großen Umfang im Laufe der Zeit die sogenannte pro duktive Erwerbslosenfürsorge der Länder und Gemeinden bei uns angenommen hat, davon scheint man im Aus lande nichts weniger als zutreffende Vorstellungen zu be sitzen. Ebensowenig natürlich davon, daß auch in diesen Fällen die Aufwendungen zumeist dem Nutzen davon ganz und gar nicht entsprechen. Im Grunde genommen steht also unsere Wirtschaft nicht weniger unter dem Druck der Arbeitslosigkeit als England; ja, bei genauer Vergleichung dürfte sich herausstellen, daß Deutschland diesem fressenden Übel zurzeit am stärksten von allen Industrieländern aus gesetzt ist. Im Unterhaus, das sich letzthin mit der Frage beschäf tigte, wurde dieser Sachlage in ziemlich weitgehendem Maße Rechnung getragen. Ein Wortführer der Arbeiter trat für die Wiederaufnahme des internationalen Handels und der Handelsbeziehungen zu Rußland ein und betonte, daß kein Friede in England sein werde, bevor nicht die Frage der Erwerbslosigkeit von der Negierung gelöst sei. Versage diese, so werde sich die Arbeiterschaft eben selber helfen müssen. Er wolle keine Lanze für das russische System einlegen, aber Arbeitslosigkeit scheine wenigstens in Rußland nicht zu herrschen. Von anderer Seite wurde gewiß erwidert, daß alles darauf ankomme, den Ansporn zur Arbeit zu verstärken, nicht ihn durch Ausdehnung des Systems der Erwerbslosenunterstützung aus immer weitere Kreise zu lähmen. In dieser Beziehung praktische Politik zu treiben, sei ungleich schwieriger als täglich schöne Mani feste zu veröffentlichen und noch schönere Reden zu halten. Eine der Ursachen der augenblicklichen Krise sei der Mangel an Vertrauen, der aus den Arbeitskämpfen entstehe. Die Regierung müsse diejenigen Unternehmungen tatkräftig unterstützen, die ärmeren Ländern behilflich sein wollen, englische Waren zu kaufen. Man sieht, so betrachtet, ge winnt die Frage der Arbeitslosigkeit sofort den internatio nalen Charakter, den sie noch niemals so sehr gehabt hat wie in diesen Zeiten, und es bedeutet eine Vermessenheit, ihr lediglich vom egoistischen Jnteressenstandpunkt einer Nation aus, und sei es selbst die kapital- und industrie- gewaltigste der Gegenwart, beikommen zu wollen. Was für England, gilt auch für die ganze Welt, daß ohne Arbeit kein wahrer Friede zu erreichen ist, und daß die Lust zur Arbeit verstärkt werden mutz, statt unterdrückt zu werden. Man braucht sich diese Binsenwahrheiten nur einen Augen blick ins Bewußtsein zu rufen und an ihnen die Zu mutungen zu messen, die uns jetzt wieder in den Pariser Beschlüssen gestellt werden, um den ganzen Abgrund von Sinnlosigkeit zu erkennen, in den die Staatsmänner der Entente hineingeratcn sind. Ginge es nach ihnen, ein Sechzigmilrionenvolk wie das deutsche würde als Waren- avneymer des Auslandes vollkommen ausgeschaltet und einer Arbeitssklaverei unterworfen, die jeden freien An trieb zur Werterzeugung ersticken müßte. So kann man den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit ganz gewiß nicht führen, weder im eigenen Lande noch jenseits der Grenzen. Also mutz man umkehren zu den Notwendigkeiten der inter nationalen Arbeitsgemeinschaft, die allein imstande ist, der Welt allmählich wieder Ruhe und Frieden zurückzugebeu. Amerika zieht sich zurück. Austritt aus der Entschädigungskommission. In Pariser amerikanischen Kreisen ist das Gerücht verbreitet, daß die Verenigten Staaten ihrem Vertreter bei der Reparationskommission, Boyden, Weisung erteilt haben, nicht mehr an deren Sitzungen teilzunehmen. Dieses Gerücht scheint sich zu bestätigen. Der Grund für diese Haltung soll der Wunsch der gegenwärtigen Regierung der Vereinigten Staaten sein, der am 4. März ihr Amt arttretenden Regierung völlig freie Hand zu lassen bezüg lich des Friedensvertrages von Versailles und seiner Durchführung, übrigens hat Amerika in der gleichen Ab sicht vor mehreren Wochen es aufgegeben, sich bei der Bot schafterkonferenz vertreten zu lassen, indem es mitteilte, daß andere Maßnahmen derselben Art getroffen würden. Seit dem nahm der offizielle Vertreter der Vereinigten Staaten bei der Reparationskommission nur noch halbosfiziell an ihren Sitzungen teil, d. h. ohne sich ari Abstimmungen zu beteiligen. Beratung der Gegenvorschläge. Die deutsche Sachverständigenkonferenz. > Im Berliner Auswärtigen Amt ist die von der i Neichsregierung berufene deutsche Sachverständigenkonfe- ! renz zur Beratung der Pariser Ententenoten und zur Aus- - arbeitung der deutschen Gegenvorschläge zusammenge- ! treten. Der Beratungsstofs gliedert sich in drei große s Gruppen: 1. Prüfung der Durchführbarkeit der Pariser Beschlüsse; - 2. Prüfung der Unterlagen für die positiven deutschen ; Gegenvorschläge; 3. Ausstellung von Gegenvorschlägen selbst, die dem z Reichskabinett zur Beschlußfassung unterbreitet wer- j den sollen. Es sind Namen von Klang und Gewicht, die sich zu dieser schicksalsschweren Beratung in Berlin eingefunden ! haben. Den Vorsitz führt Direktor Kraemer. Ferner « nehmen teil: Geheimrat Dr. Wiedfeld von der Krupp z A.-G., Geheimrat Dr. Duisberg von den Farbwerken - in Leverkusen, Geheimrat Peter Klöckner, der führende i Montanindustrielle, Herr v. Braun, der Präsident des - Neichswirtschaftsrats, B a l t r u s ch für die christlichen Ge- i werkschaften, Silberschmidt für die freien Gewerk- j schäften, Generaldirektor Vögler von Deutsch-Luxem- - bürg, Dr. Walter Rathenau, der Präsident der j A. E. G., Urbig, Geschäftsführer der Disconto-Gesell- i schäft, Dr. Carl Melchior von dem Bankhaus Max , Warburg, Hamburg Dr. v. Stauß, Direktor d. Deutsch. Bank, Hugo Stinnes, Her v. Havenstein, Präsident der Reichsbank, Lübsen, Generaldirektor des Kohlen syndikats, Cuno, Generaldirektor der Hapag, Geheim rat Hilger von der Laura-Hütte. Die Schadenrechnung der Entente. Von Paris aus sind der Reichsregierung in den letz ten Tagen die Schadensberechnungen des größten Teiles der Ententestaaten gemäß Artikel 233 des Friedensver- trages zur Äußerung übersandt worden. Der Rest der Berechnungen ist für die nächsten Tage angekündigt wor den. Auf Grund dieser Berechnungen beabsichtigt die Re parationskommission gemäß dem genannten Artikel bis zum 1. Mai d. I. die Gesamtsumme der von Deutschland zu vertretenden Schäden festzusetzen. Sie hat der deutschen Regierung für die Äußerung kurze Fristen gestellt, die bei dem Umfang des Materials und dem Fehlen ausreichen der Unterlagen unmöglich eingehalten werden können. Der Reparationskommission ist eine entsprechende Erklärung abgegeben worden, über die Höhe und den Inhalt der Schadenberechnungen wird näheres bekanntgegeben wer den, sobald die Sichtung des Materials eine Übersicht ge stattet. „Oeuische Kriegsverbrecher". Erzwingung des Verfahrens? . Im englischen Unterhause gab der Generalstaatsan walt Sir G. Hewart auf eine Anfrage über die Verfahren gegen .deutsche Kriegsverbrecher" eine lanae Erkläruna ab, in der es heißt, bisher habe die britische Regierung keinerlei Mitteilung darüber erhalten, daß irgendeiner der von ihr ausgewählten Fälle vor Gericht gebracht worden sei. Die deutschen Behörden hätten verschiedene technische Schwierigkeiten vorgebracht. Es stehe jedoch in direktem Widerspruch zu den Tatsachen, wenn erklärt werde, daß einige Fälle durch Übereinkommen oder auf andere Weise beigelegt worden seien. Es sei unzweifelhaft die Absicht der britischen Regierung, das Verfahren gegen diese „Kriegsverbrecher" zu erzwingen, wenn sich das Leipziger Gericht nicht damit befassen sollte. Bisher, auf jeden Fall bis Ende des vergangenen Jahres, habe man nicht sagen können, daß eine ungehörige Verzögerung der Angelegen heit stattgefunden habe. Sir G. Hewart sagte weiter, so viel er wisse, seien einige der beschuldigten deutschen Offi ziere unter Arrest. Bayern für die Einwohnerwehren. Landtagsrede des Ministerpräsidenten. Im bayerischen Landtag hielt Ministerpräsident Dr. von Kahr eine große Rede über die Notwendigkeit der Einwohnerwehren. Er sagte u. a.: Heute ist der Zustand noch nicht erreicht, der den be waffneten Selbstschutz der staatserhaltenden Einwohner wehren als überflüssig erscheinen ließe. Zu den politi schen Gefahren im Innern kommt noch die Gefahr von außen, besonders im Osten. Dieser Gefahrenzustand wird sich noch verstärken. Die bayerische Regierung und die Koalitionsparteien sind sich daher einig, daß Bayern auf die Einwohnerwehren nicht verzichten könne, daß sie erst aufgelöst werden können und sich auch von selbst auflösen werden, sobald der Staat selbst sür Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung die nötigen Machtmittel in der Hand hat. Alle die Andeutungen, als stünde Bayern unter fremdem Einfluß oder konspiriere mit den Gegnern, ge hören in das Reich böswilligen Klatsches. Die bayerischen Einwohnerwehren haben weder reaktionäre Bestrebungen, noch militaristische Ziele. Sie sind eine Selbstschutzorgani sation und fallen nicht unter den Friedensvertrag. Oie kommenden neuen Postgebühren. Einfache Briefe 60, Postkarten 40 Pfennig In seiner letzten Sitzung beschäftigte sich der Reich s- rat u. a. auch mit den Plänen für die abermalige Er höhung der Postgebühren. Der Fehlbetrag der Postver waltung in Höhe von rund vier Millionen Mark soll da durch, so hofft man wenigstens, beseitigt werden. Durch Vie Erhöhung der Gebühren wird allerdings nur eine Mehreinnahme von zwei Milliarden erzielt. Bei den Be ratungen in den Ausschüssen wurde der Überzeugung Ausdruck gegeben, daß eine allmähliche Abbürdnng des Restes nur erwartet werden könne, wenn wieder eine stär kere Arbeitsleistung bei der Postverwaltung eiutritt. Das Gesetz über die Postgebühren soll dahin abge ändert werden, daß das Porto für den einfachen Brief 60 Pfennig und für Postkarten 40Pfennigb etragensoll. Nach der Regierungs vorlage sollten für Briefe über 20 Gramm 1,20 Mark Porto erhoben werden. Die Ausschüsse des Reichsrats haben eine Mittelstufe von 1 Mark für Briefe im Gewicht von 20 bis 100 Gramm eingefügt. Briefe über 100 Gramm sollen 1,50 Mark Porto kosten. Den Wünschen der Post- kartcnindustrie ist man soweit entgegengekommen, als in die Postordnung eine Bestimmung ausgenommen werden soll, wonach Ansichtskarten gleich den Neujahrskarten usw. zum Drucksachenporto befördert werden können, wenn sie nicht mehr als fünf Worte enthalten nnd außerdem nur noch die Namen der Absender haben. In einem weiteren Gesetz wird der Neichspostminister ermächtigt, mit Zustim mung des Neichsrats die Beschlüsse des Madrider Welt postkongresses hinsichtlich der Auslandspostgebühren schon im Jahre 1921 in Kraft zu setzen. Bei den Postscheckgebühren haben die Aus schüsse unter sonstiger Zustimmung zu der Vorlage eine Zwischenstufe für Betträge von 1000 bis 2000 Mark einge fügt. Auf besonderen Wunsch der Postverwaltung ist ein Zusatz beschlossen, wonach die Postscheckämter nach Maß gabe der Bestimmungen der Reichsaügabeordnung den Finanzämtern Auskünfte zu erteilen haben. Das Gesetz über Änderung der Telegra phengebühren erhöht die Wortgebühr auf 30 Pfennig und setzt für Telegramme eine Mindestge bühr von 3 Mark fest. — Welter wird noch die Postord nung bezüglich der Nebengebühren im Sinne einer Er höhung dieser Gebühren abgeändert. Die Erörterung war nur kurz und bezog sich lediglich auf einen Antraa von bayerischer Seite, es berüalick, der