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Figur ist der alte Erlenhosbauer, er ist Mittelpunkt der Handlung. Dis Darstellung wurde sehr gut von talentierten Spielern durchgeführt; merkbar war, daß Werr gelegt wurde auf natürliches, impulsives Spiel und auch zumeist auf markante Aussprache. Ein jeder batte versucht, sich in den Geist seiner Rolle einzufühlen. Besonders hervorzuheben ist die Darstellung des alten Erlenhofbauern, die in Mimik und Sprache weit über das auf Liebhaberbühnen übliche Maß hinausging. Kostüme und Masken waren treffend gewählt. — Der Vorsitzende der Ortsgruppe Wilsdruff der Reichsfschtschule, Herr Lackierermeister Kuntze, dankte den Ausführenden und den zahlreichen Gästen und betonte die Wichtigkeit der Arbeit an den Kindern. Auch einer weiter geplanten Veranstaltung (Konzert) zugunsten der segens reichen Tätigkeit der Fechtschule rst starker Erfolg zu wünschen. -6b- — Kleine Kunstnachrichten. Kurt Arnold Find, eisen, der über die Grenzen Sachsens hinaus bekannte Schr ftsteller und Herausgeber der „Sächsischen Heimat", gibt am kommenden Sonnabend (15 ) im diesigen Verein für Natur- und Heimatkunde einen musikalisch-literarischen Abend. — Die Sängerschaft „Ehrlich"-Dresden kommt am 29. Januar mit einem neuen Konzert zugunsten der Reichs- fechtfchule. — Als erste der Klassiker-Aufführungen wird Anfang Februar Friedrich Hebbels „Maria Magdalena" gegeben. — Zu der geplanten Aufführung von Schillers „Kabale und Liebs" hat die Tragödin Antonia Dietrich (Schauspielhaus) ihre Mitwirkung als Luise Miller zu gesagt. -Lb- — Zur V?Autz«ug der Wartesäle. Die Wartesäle in den Bahnhöfen sind für alle da, die einen Zug er warten, ohne genötigt zu sein, etwas verzehren zu müssen. Viele dürftig gekleidete Reisende halten sich nur deshalb frierend in den Hallen auf, weil sis meinen, die geheizten Warte säle sind nur für Gäste bestimmt. Wer sich aber eine Fahrkarte gelöst hat, hat auch damit das Recht erworben, sich im geheizten Wartrsaale bis zum Abgang des Zuges aufhalren zu dürfen. — Die sächsische Regierung für Zwangseinver- leibung. Das sächsische Ministerium des Innern hat auf Grund von Z 7, Abs. 3 der Landgemeindeordnung grund sätzlich die Eingemeindung von Loschwitz, Blasewitz und Weißer Hirsch nach Dresden beschlossen. Die Verhandlungen sollen innerhalb 2 Monaten abgeschlossen sein. Die ge- nanmen Dresdner Vorortsgemeinden haben sich bekanntlich bisher mit allen Mitteln gegen ihre Einverleibung in Dresden gesträubt und stehen nunmehr vor der zwangs weisen Einverleibung. — Photographien für abstimmungsberechtigte Ober- schlesier. Die Vereinigten Verbände heimattreuer Ober schlesier teilen mit: Die durch das Abstimmungsreglement für die Eintragungsgesuche in die Stimmlisten vor geschriebenen beiden Photographien müßen vor kurzer Zeit und ohne Hut ausgenommen sein, die Größe von 4 X Zentimeter haben und möglichst Schulterbilder sein. Alle stimmberechtigten Oberschlesi-r müßten die beiden Photo graphien sofort beschaffen, da die Frist für die Einreichung der Anträge bereits vom 10. Januar ab und nur für ganz kurze Zeit läuft. Alles Nähere, auch der Ersatz der Kosten für die Photographien, bei den Ortsgruppen. — Die Papierpreise für Tageszeitungen. Die Er wartungen, daß in absehbarer Zeit eine Senkung der Preise für Zeitungspapier eintreten würde, haben sich nicht er füllt. Im Reichswirtschaftsministerium haben in Dieser Frage jetzt neuerliche Verhandlungen stattgefunden, die zu Lem Ergebnis führten, dis bisherigen Papierpreise fürs erste noch deizubehalten. — Die Wahrheit über die Dresdner Arsenal- BriMdkatastrophe. Vor wenigen Tagen, am 23. Dezember, jährte sich zum vierten Male der Tag, an dem die Bevölke- rung Dresdens 11 Uhr 20 Minuten vormittags durch donnerähnliche unregelmäßige Entladungen im Norden der Stadt in Schrecken versetzt wurde. Das Artilleriedepot ; und die Munitionsfabrik Dresden-Albenstadt am Rande der Dresdner Heids standen in Flammen. Verursacht war - der Braud durch einen Unglücksfall beim Untersuchen aus j dem Felds herembeförderter minderbrauchbarer Munition. ( Näheres über diesen weitausgedehnten, tagelang währenden s und von umfangreichen Entladungen begleiteten Brand r konnte aus naheliegenden Gründen während des Krieges i nicht veröffentlicht werden. Deshalb schwankten die An gaben über den Umfang der smchtbareDKatastrophe bis s zum heutigen Tage. Jetzt aber ist der Tilunion-Sachsm- > dienst in der Lage, die Wahrheit über alle Vorgänge bei ! dem Unglück zu veröffentlichen. Was die Ursache des Brandes anbetrifft, so ist einwandfrei festgestellt worden, daß in dem Magazin Nr. 23, in dem aus dem Felde zurückgesandte, als »unsicher" bezeichnete Artilleriemunilion j untersucht wurde, auf unaufgeklärte Weiss eine Explosion ! entstand. Ob Unglücksfall oder Unvorsichtigkeit eines s Arbeiters in Frage kommt, hat sich nicht nachweisen lassen l und ist auch nicht feststellbar, weil sämtliche in Frage kommenden 5 Arbeiter tödlich verunglückt sind. Nach dem Aufstiegen von Magazin 23 ist ein benachbartes Magazin nach dem andern vom Feuer ergriffen worden. Ein an der Rampe stehender mit ungefähr 25000 Schuß Fsld- kanonenmunition beladener Zug konnte trotz allen möglichen Rettungsversuchen nicht mehr hsrausgszogen werden und fiel ebenfalls dem Feuer zum Opfer. Durch den Brand und die Explosionen mürbe ein Gelände von 1300 Meter Länge und 500 Meter Tiefe in Mitleidenschaft gezogen. Ein großer Teil des Geländes machte den gleichen Ein druck wie ein Schlachtfeld der Westfront nach schwerem Trommelfeuer. Etwa 50000 Feldpatronen, etwa 50000 Geschosse verschiedenen Kalibers, etwa 10750080 Metall- patronen für Handfeuerwaffen, etwa 15200 Sprengladungen 88, etwa 310000 Sprengkörper, etwa 1070000 Unter körper, etwa 350000 Zünder aller Art, etwa 100000 Pulver, etwa 150000 l-K Ammonsalpeter wurden ver nichtet. Weiter hat die Katastrophe auch neun Menschen opfer gefordert. Jedenfalls sind fünf Arbeiter bei der ersten Explosion sofort getötet worden, während ein Schirr meister und ein Arbeiter ihren Verwundungen nachträglich erlegen sind. Eine Arbeiterin verstarb infolge Nerven chocks und ein Kanonier wurde durch Explosion einer Granate getötet. Bei den Angriffs- und Löscharbeiten wurden 8 Ossiziere, Beamte und Angestellte der Feldzeug meisterei und des Artilleriedepots sowie vier Feuerwehr beamte durch Sprengstücke verletzt oder erkrankten. Der Gesamtschaden konnte nicht genau beziffert werden, geht baer in die Millionen. — Radeöerg. Ein höchst bedauerlicher Vorfall er eignete sich am Mittwoch in der zwölften Nachtstunde im Helzelschen Restaurant. Dort hatten sich mehrere Herren emgefunden, dis im Laufe der Unterhaltung sich in spaß hafter Weise im Ringkampf messen wollten. Dabei ver setzte in der Erregung der Inhaber der Wirtschaft dem mitanwesenden Gutsbesitzer Ernst Müller aus Leppersdorf einen derart heftigen Schlag, daß dieser zu Boden stürzte und eine schwere Gehirnerschütterung erlitt, anderen Folgen er in seiner Behausung verstorben ist. — Grünhainichen. Durch Feuer vernichtet wurde hier das unweit der Kirche gelegene ehemals Endlersche Bauerngut. Durch dis große Rauchentwicklung sind die 17 Jahrs alte Tochter des Besitzers und ein 25 jähriger Geschirrführer erstickt. Das Vieh konnte nur unter größten Anstrengungen gerettet werden. Wie das verhängnisvolle Schadenfeuer entstanden ist, ist noch nicht völlig aufgeklärt; es besteht jedoch der Verdacht der Brandstiftung. — Burgstädt. Der Stadtrat zu Burgstädt veröffentlicht folgende Bekanntmachung: Jahrzehntelang ist um das all gemeine gleiche Wahlrecht gekämpft worden. Jetzt, nachdem es gewährt ist, wird es mißachtet. Etwa 40 Prozent der Wähler und Wählerinnen zur Stadtverordmtenwahl Haden ihr Wahlrecht nicht ausgeübt und dadurch das Recht ver wirk!, am Bier- oder Kaffeetisch über den Gang der öffentlichen Geschäfte zu kritteln und zu nörgeln. Es ist von feiten hiesiger Einwohner der Antrag gestellt, solche gleichgültige Leute durch öffentliche Bekanntgabe ihrer Namen an den Pranger zu stellen. Aus Sparsamkeits gründen muß hiervon abgesehen werden. Doch ist in anderer Weise diesem Zwecke gedient. Das Verzeichnis der Nichtwähler und Nichtwählerinnen liegt im Einwohner meldeamt ununterbrochen zu jedermanns Einsicht aus. — Treuen i. V. Im Walde zwischen Treuen—Thoß fell wurden Knochenteils einer weiblichen Leiche und Kor settstäbe aufgefunden. Es wird angenommen, daß der grausige Fund mit einem lange Zeit unsntdeckten Ver brechen in Verbindung zu bringen ist. — Leipzig. Eine Witwe aus dem Vogtlande schreibt dem „L. N. N.": Ich bin 42jährige Witwe, besitze im Vogtlands eine mittlere Fabrik, eine Villa mit Obst- und Gemüsegarten und inserierte Ende September in den „L. N. N.", um mir einen Gatten zu suchen zwecks Einheirat. Ich erhielt 486 Angebote, darunter 36 Ausländer, höhere Beamte, Kaufleute, Offiziers a. D. Unter den letzteren habe ich gewählt, und um 296 Lichtbilder ordnungsgemäß wieder zurückzuschicken, habe ich bis jetzt 200 Mk. gebraucht. Die Post hat mit meinem Falle ein gutes Geschäft gemacht. Nächsten Monat gehe ich meine zweite Ehe ein und will hoffen, von den 486 den Richtigen erwählt zu haben. »««I««««»»«!»«» III!« «II Enälich nahm ihm äer unerbittliche Toä selbst äen Pinsel aus äer nimmermüäen Hanä. Um 19. Dezember 1824 starb äer ehrwüräige Künstler im 74. )shre an Entkräftung. Auf äem Ciiaskirchhoks warä er zur ewigen Kühe gebettet, aufrichtig betrauert von allen, äie ihm im Leben nahsgestanäsn hatten. 6r hinterliess eine umfängliche Sammlung von Ölgemäläen unä Hanä- zeichnungen namentlich sächsischer Maler, äie z. O. schon im Dezember 1829 — zusammen mit äem Dachlssse äes Hoftheatermalers Winkler — versteigert wuräe; äer liest kam im Mai 185Z unter äen Hammer*. So ist auch seine reiche Hinterlassenschaft zerstreut woräen. Die freunälichen Gesichtszüge äes Weisters sinä uns äurch zwei Teich- nungen überliefert woräen. Oie eine (Kreiäe, im Dresäner Staätmuseum, Garus-Album) ist von seiner eigenen Hanä: äie anäers rührt von äem nam haften Lilänis- unä Historienmaler Karl Vogel von Vogelstein her unä be- kinäet sich in äessen Portraitsammlung im Kupferslichkabinett zu Dresäen. Von letzterer fertigte Traugott faber (>834) eine Kopie, äie äss Grossherzog liche Museum für Kunst unä Kunstgewerbe in Weimar verwahrt, wo auch noch ein Altersbilänis (Amstbilä von vorn, schwarze Kreiäe mit Weiss — vielleicht Selbstporträt)-vorhanäen ist. Wie Klengels Grab längst verfallen ist, so ist sein Dame fast ver-i gessen. Die Kunstgeschichten geäenken seiner nur selten unä wiämen ihm auch äann nur wenigs Teilen. 6s kommt aber vielleicht äie Teil — unä sie scheint sich jetzt schon anzubshnen —, wo man äissem lange vernach lässigten Zeiträume äeutschrr Kunst wieäer grössere Aufmerksamkeit zuwenäen wirä. Dann wirä man auch äas Ledenswerk unseres Weisters wieäer kennen unä schätzen lernen, wirä aus äen ungezählten Gemäläen unä Zeichnungen von seiner Hanä, äie in äen öffentlichen unä privaten Sammlungen nicht nur Oeutschlanäs, sonäern ebenso äes Auslanäes (Kusslanäs, Nolens) zerstreut sinä, ersehen, äatz er — wie Wiessner sich ausärückt — eine Tieräe äer deutschen Kunst gewesen ist. Aber Such als Persönlichkeit ist er zu schätzen. Teigt er äoch alle Eigenschaften eines wahrhaft beäeutenäen Menschen, äer äen herben Kampf mit Dot unä Enttäuschung mannhaft ausgenommen hat, äurch ernstes Streben in fleiss unä Selbstzucht aus kleinen Anfängen zur Höhe empor- geärungen unä bei aller äusseren Anerkennung äoch descheiäen geblieben ist. » Beide Auktionskataloge, die lverke von Thiele, Dietrich, Mechau, Ant. Graff, Zingg, Dahl u. a. m. verzeichnen, sind noch in der Dresdner Stadtbibliothek (unter der Signatur Kist. Dresd. !7?Z ä und s) erhalten. — Einige Blätter aus der Sammlung besitzt der ver- faffer dieser Zeilen. 'N Heimat « Dnä am Vaterhaus äie Lin äs flüstert fern im Abenäwinä: „Wo äu weilst, äu bleibst äoch immer Dnssr Kinä!" Die verklingt äie alte Weise, Ob äer Sturm auch braust unä rauscht, Die äer 7ugenä Lieä, äem ewig Sehnsuchtsvoll äie Seele lauscht. Landgerichtsrat Dr. Spitzner lReinhard Volker) Keimatdank-Kalender ^8. 203