Volltext Seite (XML)
MMOrTageblatt Fernsprecher Wilsdruff Nr. 6 WochmblaU sÜs 28ÜSdsU^ UNd ^MgegMd Postscheckkonto Leipzig 28644 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrsntamts Tharandt Verleger und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Nr. 5. Freitag den 7. Januar 1821. 80. Jahrgang. Amtlicher Teil Beleuchtung der Fuhrwerke und Fahrrüder. I. Die in Gemeinschaft mit den Stadträten zu Nossen, Lommatzsch und Wilsdruff von der Amtshauptmannschaft erlassene Bekanntmachung vom 14. Dezember 1915, durch welche eine Erleichterung in der Beleuchtung der Fuhrwerke nachgelassen wurde, wird aufgehoben. Die Bestimmungen des Regulativs vom 2. Januar 1902, den Verkehr auf öffentlichen Wegen betreffend, treten damit unverkürzt wieder in Kraft. Während der Dunkelheit haben also alle Personenfuhrwerks 2 brennende Laternen, alle Lastfuhr werke eine solche zu führen, wobei es keinen Unterschied mehr macht, ob sie langsam oder schnell fahren. 11. Im Zusammenhang hiermit wird auf die Verordnung des Ministeriums des Innern und der Finanzen, betr. Beleuchtung der Fahrräder, hingewiesen, welche mit dem 16. Dezember 1920 in Kraft getreten ist und nach der jedes Fahrrad während der Dunkelheit und bei starkem Nebel mit einer hellbrennenden Laterne mit farblosen Gläsern, welche den Lichtschein nach vorn auf die Fahrbahn wirft, versehen sein muß. 111. Gleichzeitig werden folgende verkehrspolizeiliche Bestimmungen des Regulativs vom 2. Januar 1902 besonders in Erinnerung gebracht: Aller Fährverkehr hat sich jederzeit, in der Fahrtrichtung gesehen, auf -er rechten Straßenseite zu halten. ' Sowohl dem entgegenkommenden als auch dem überholenden Fuhrwerk ist nach rechts auf die Hälfte des Weges auszuweichen. «MiU! «««DUM«««»»««»««»««»»«»»»»«»«««««»«!» IV. Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften unter 1 bis 111 sind nach ß 366,10 deS Reichsstrafgesetzbuchs mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen strafbar. Nr. 528 ck X. Meißen, Nossen, Lommatzsch und Wilsdruff, am 4. Januar 1921. -E Die Amtshauptmannschaft. Die Stadtrate zu Nossen, Lommatzsch und Wilsdruff. In K. WiW zur HmMchmmdmg für die Stadt Wilsdruff vom 5. März 1915, zugleich 1. Nachtrag zur Kirchensteuerordnung und 2. Nachtrag zur Schulsteuerordnung für die bürgerliche Gemeinde Wilsdruff, Deckung des durch Ein kommensteuer aufzubringenden Teils des Bedarfs im 1. Vierteljahr 1920 betr., ferner der 7. Nachtrag zur oben bezeichneten Gemeindesteuerordnung, zugleich 3. Nachtrag zur Schulstsuerordnung, Erhebung der Grunderwerbsstsuerzuschläge betr., haben die ober behördliche Genehmigung gefunden. Die Nachträge selbst liegen zu jedermanns Einsicht 14 Tage lang in hiesiger Steuer einnahme (Ammer 1) zur Einsicht aus. Der bereits untsrm 30. September dieses Jahres veröffentlichte 1. Nachtrag zur Kirchensteuerordnung für die Kirchgemeinde und 2. Nachtrag zur Kirchsnsteuerordnung für dis bürgerliche Gemeinde Wilsdruff hat nachträglich oberbehördliche Genehmigung erlangt. Wilsdruff, am 5. Januar 1921. ini Der Stadtrat. Eier für Kranke. Ei« Restbestan- hartes, kleingesügtes Rollenholz, Zimmer 2. Wilsdruff, am 7. Januar 1922. «w Der Stavtrat. — Kriegswirtschaftsabt Kleine Zeitung für eilige Leser. * Wie verlautet, wird die Brüsseler Finanzkonferenz, die am 11. Januar wieder zusammentreten sollte, ihre Verhandlungen erst einige Tage später wieder aufnehmen, um den Delegierten für die Ergänzung ihres Materials genügend Zeit zu lassen. * Die Ententekommission in Oppeln bat nunmehr das Ab stimmungsreglement bekanntgegeben. * Der Reichstarif für die Bankbeamten ist bis zum 30. Juni d. Js. verlängert worden. * Der Sohn d'Annunzios, welcher seinem Vater in Fiume einen Besuch abgestattet hatte, wurde auf Anordnung der Gendarmerie in Abazzia verhaftet. * In Flensburg kam es zu einem Zusammenstoß zwischen Kommunisten und Sicherheitspolizei, wobei erstere 9 Tote unö 22 Verwundete verloren. Russische Wirtschaft. Wie es in Sowjet-Rußland aussielst, das ist nachgerade kein Geheimnis mehr, selbst die glühendsten Bewunderer der Räteherrschaft haben mit der Tatsache nicht hinter dem Berge halten können, daß der Aufenthalt in der Hölle als ein paradiesischer Genuß empfunden werden muß, verglichen mit dem Leben im Reiche Lenins. Es- sei denn, daß man zu den bevorzugten Beamtenhäuptern der herrschenden Klaffen gehört, denen es allerdings an nichts fehlen soll. Die ehrlicheren Führer haben auch die überaus traurige Lage ihres Volkes niemals zu beschönigen versucht, und der jämmerliche Zustand der russischen Volkswirtschaft ist von ihnen laut genug beklagt worden. Aber für alles dieses Unglück hatten sie immer eine für ausreichend gehaltene Entschuldigung: die Räterepublik habe Jahr für Jahr gegen Kapitalismus und Imperialismus Krieg führen müssen und immer wieder Krieg und habe sich infolgedessen dem Neuaufbau der russischen Wirtschaft nicht widmen können. Der Krieg habe alle Menschenkräfte dauernd in Anspruch genommen, alle Schätze des Bodens verzehrt, mit bem Erfolg, daß, wenn auch die Weltrevolution durch ihn nicht vorwärts gekommen sei, doch die Anschläge der Welt reaktion gegen die Selbstregierung des russischen Volkes, gegen seine Befreiung vom Joch des nationalen wie des Internationalen Kapitalismus endgültig abgeschlagen worden sind. Nun aber, wo dieses Ziel als gesichert angesehen werden könne, werde man mit aller Energie die eigentliche Frtedensarbeit in die Hand nehmen, und die Welt werde sich sehr bald davon überzeugen können, daß das russische Beispiel nicht nur zu zerstören, sondern auch neue Werte zu verschaffen vermöge. So klang es schon lange vom Osten her. Jetzt aber haben Lenin und seine Leute es sich auch in aller Form vom allrussischen Rätekongreß bestätigen lassen, daß der Zeit punkt zum Übergang zur Friedensarbeit gekommen sei. Man befaßte sich auf dieser Zufammenkunst hauptsächlich mit der Bekämpfung des Wirtschastsverfalles und der technischen Grundlagen für das kommunistische System, wobei ins besondere der Bauernstand liebevoll bedacht wurde, also .gerade derjenige Teil der Bevölkerung, der am leidenschaft lichsten an seinem Privateigentum festhält. Die Sowjet- größen haben es von vornherein für ratsam gehalten, den Bauern in seinem Verlangen nach eigenem Grundbesitz eher zu bestärken als zu gefährden, so sehr damit auch geheiligten sozialistischen Theorien entgegengehandelt wurde. Ritt frei gebiger Hand wurde der Grundbesitz der „Herren" unter sie verteilt und der Erfolg war, daß die Sowjel- Herrschast nirgend geringeren Widerstand fand als in den Dörfern. Auch sonst ließ man die Bauern, da man auf den Ertrag ihrer Arbeit für die Ernährung des Volkes angewiesen war, nach Möglichkeit ungeschoren, und die Bauern ihrerseits kümmerten sich ebenso wenig um die Wirtschaft in den Städten. Sobald jedoch Sendboten der Räterepublik sich ihrer Wtrtschafisoorräte und ihrer Ernte erträge bemächtigen wollten, wurden sie ungemütlich, und man hielt es für ratsamer, sie völlig in Ruhs zu lassen. Der Enderfolg dieser aus der Not geborenen Rücksichtnahme be stand aber darin, daß die Bauern, da sie mit Papiergeld bis zum Überdruß und Überfluß gefüttert waren, von dem ihnen überwiesenen Grund und Boden nur so viel bestellten, wie sie für ihren eigenen Bedarf benöiigten, so daß die Er nährung des Volkes immer größere Schwierigkeiten bereitete. Jetzt wurde in Moskau beschlossen, die Bauern mit dem er forderlichen Saatgetreide zu versehen, um die Anbauflächen nach Möglichkeit erweitern zu können. Was tief genug blicken läßt. Alle Kräfte sollen zur Wiederausrichtung des Bauernstandes herangezogen werden. Man kann sich danach denken, wie es auf dem Lande aussehen muß. Dann hat man sich die Belebung der Industrie zur Aufgabe gestellt, wobei in erster Reihe die Gewinnung von Kohle und Eisen ins Auge gefaßt werden soll. Einstimmig wurde ferner noch ein Plan für die Organisierung der Schwerindustrie angenommen. Wie dieser Plan aussteht, darüber erfährt man zunächst noch nichts Näheres, aber man weiß ja fchon zur Genüge, daß die Ruffen im Projektemachen sich nicht lumpen lassen, auswärtigen Besuchern hat man in Moskau bereits vor Jahren mit den großartigsten Organisaiions- entwürfen Augen und Urteil geblendet und nichts ist bis jetzt von allen diesen schönen Absichten verwirklicht worden. Jetzt will man endlich mit aller Kraft ans Werk gehen, und Lenin scheut selbst vor Bündnissen mit gewaltigen Kapital mächten nicht zurück, da er zugeben muß, daß Ausland, auf sich allein angewiesen, nicht von der Stelle kommen würde. Mit allen Mitteln sucht man im Auslande und namentlich in Deutschland Techniker, Ingenieure, gelernte Arbeiter zu gewinnen. Man verspricht ihnen das Blaue vom Himmel herunter und ist ja auch auswärtigen Bank- und Finanz- großen gegenüber mit Erteiiung von Konzessionen der ver schiedensten Art nicht blöde. Trotzdem hat sich bis jetzt noch nirgends in der Welt das geringste Zutrauen zu dem Wiederaufbau der russischen Wirtschaftnach Sowjetrezepten ein gestellt, und es ist zu befürchten, daß daran auch die schönsten Kongreßbeschlüsse nicht viel ändern werden. Dazu ist dis Zerstörung aller vorhandenen Werte schon gar zuweit vor geschritten, und nirgends sind Anzeichen dafür zu erblicken, daß der russische Bauer, der russische Arbeiter zu neuer Arbeitslust erwachen wird. Was bisher noch geleistet wird, ist nur mit Aufwendung äußerster Zwangsmittet erreicht worden. Wie sollen da die neuen weitgesteckten Ziele vom geduldigen Papier in die Wirklichkeit übertragen werden? Und schließlich ist heutzutage jedes Volk viel zu sehr mit eigenen Sorgen und Nöten befaßt, um seine besten Köpfe und Hände an die Russen abgeben zu können. Lenin und die Seinen werden schon zusehen müssen, wie ste die Suppe, die sie sich ringebrockt baden, selber wieder auslöffeln können. Vor HZm WieöerHsgmn LZ? Brüssel. Zehn Fragen an Deutschland. Aus anscheinend zuverlässiger Brüsseler Quelle wird ge meldet, daß man Deutschland vor dem Wiederbeginn der Brüsseler Sachverständigcnkonferenz zehn Fragen zur Beant wortung vorlegen werde und zwar: 1. Welche Maßnahmen hat Deutschland getroffen bei Ausstellung des diesjährigen Budgets, die Herstellung des Gleichgewichts anzustreden? 2. Welche erhöhten Steuer eingänge hat Deutschland in den nächsten zwei oder drei Jahren zu erwarten? 3. Wie stellt sich der wirkliche Preis der Steinkohlen für Industrie und Hausgebrauch? 4. Wie hoch sind die Verluste, welche Deutschland erleidet durch die Beschlagnahme seines National besitzes? 5. Wie steht die deutsche Handelsbilanz? 6. Wie hoch ist der richtige Betrag der Ausgaben für die Besetzung? 7. Wie hoch sind die Kosten der deutschen Verwaltungsbehörden im Reiche, und wie groß ist die Zahl der Beamten und Angestellten? Ist diese in der letzten Zett sehr erhöht worden und in welchem Verhältnis? 8. Welches sind die Kosten der deutschen Verluste, und was geschieht, die Preise der eingeführten Waren niedrig zu halten? 9. Welche Politik betreibt die deutsche Regierung mit Bezug auf die Inflation des Geldumlaufs? Die zehnte Frage betrifft die Vorschüsse, welche die Alliierten nach der Übereinkunft von Spa zugestanden haben. Diese Frage ist aber bereits erledigt. Das oSerfchlesische Abstimmungsreglement. Ein Erlaß der Ententekommisston. Das nunmehr veröffentlichte Abstimmungsreglement für Oberschlesien ist von General Le Rond als Verlierer (Frank reichs, de Martini als Vertreter Italiens uno Percival als Vertreter Großbritanniens unterzeichnet. Danach ist zur Teilnahme an der Abstimmung jede Person oyne Unterschied des Geschlechts berechtigt, die am 1. Januar 1921 das 20. Lebensjahr vollendet hat und in dem Gebiet, in dem die Volksabstimmung staitsindet, geboren ist, oder seit dem 1. Januar 1904 oder früher den Wohnsitz im Avstimmungs- bezirk hat oder, wie es in dem Reglement heißt, von der Deutschen Regierung ausgewiesen ist. Geistesiranke oder entmündigte Personen sind vom Stimmrecht ausgeschlossen. Vier Gruppen von Stimmberechtigten. Die Stimmberechtigten werden in folgende vier Kate gorien eingeteilt: s) in Oberfchlesien Geborene und in diesem Gebiete Wohnende, b) in Oberfchlesien Geborene aber hier nicht Wohnende, v) außerhalb Oüerjchlesiens Geborene, die seit 1904 oder seit einem früheren Zeitpunkt in diesem Gebt m wohnen, ü) außerhalb Oderschlesisns Wohnende, die im Ab stimmungsgebiet am 1. Januar 1904 ihren Wohnsitz hatte«, diesen aber infolge Ausweisung durch die deutsche Behörde nicht beibehalten haben. Jeder stimmt in der Gemeiv.oe ad, in der er am 1. Januar 1920 seinen Wohnsitz hatte oder, wenn er nicht in Oberfchlesien wohnt, in der Gemeinde, in der er geboren ist, die Ausgewiesenen in der Gemeinde, in der sie ihren Wohnsitz batten. Das Abstimmungs ergebnis wird gemeindeweise nach der Stimmenmehrheit in jeder Gemeinde festgestellt. Hierfür bildet jede Gemeinde einen Wahlbezirk