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Wilsdruffer Tageblatt : 30.12.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-12-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-191912303
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19191230
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19191230
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-12
- Tag 1919-12-30
-
Monat
1919-12
-
Jahr
1919
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 30.12.1919
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D«»ebe« Mutze »« de« pccknffcken Offiziere« behat-Wtet, die KrirgS-eftm-e«« «u» d« Muhe» TbstimmungS- zebieftn würde« deutscherseits sofort ix Gefangenenlk^sc verbracht; Oberschlefieu sei van der deutschen Reichswehr vollkommen vernichtet, die Häuser seien zerstört und ver brannt, Frauen und Kinder ermordet worden. Diejenigen Kriegsgefangenen, die sich daraufhin bereit erklärten, für Polen zu stimmen, mutzten einen entsprechenden Ver- pflichtungsschein unterschreiben. Hierbei wurde jedoch, ohne daß sie es merkten, die unter diesem Schein geleistete Unterschrift durch ein darunter gelegtes Pausblatt aus einen weiteren Schein übertragen, worin sie sich zum Eintritt in die polnische Armee verpflichteten. Das Auswärtige Amt hat die schweizerische Gesandtschaft gebeten, das Vorstehende durch Vermittlung der schweizerischen Vertretungen in London, Paris und Warschau unter nachdrücklichster Er neuerung der in der Angelegenheit bereits erhobenen Ein sprüche und Forderungen und mit dem Ersuchen um Äußerung zur Kenntnis der britischen, der französischen und der polnischen Regierung bringen und die Antwort dieser Regierungen tunlichst bald hierher Mitteilen zu wollen. PEfche Rtmdschav. Deutsches Reich: 4- Die Besetzung Oberschlefiens durch Ententetruppen soll bekanntlich acht Tage nach Vollziehung des Friedens protokolls erfolgen. Die Truppen werden sich wahr scheinlich unmittelbar ohne irgend welche Abstände ab lösen. Es wird eine oberste Zioiloerwaltung aus vier Personen gebildet, Präsident wird der französische General Levand. Der Zioiloerwaltung werden weiter angehören der italienische Brigadegeneral Marini» und der englische Oberst Percival: über den Amerikaner verlautet noch nichts. Es werden acht verschiedene Kommissionen eingerichtet, eine militärische, eine Polizetkommission, eine Verpflegungs- kommisfion usw. Jede Kommission erhält drei Kommissare, deren Zusammensetzung noch nicht bestimmt ist, da die Amerikaner sich noch nicht geäußert haben. Es besetzen die Franzosen elf Kreise mit sieben Bataillonen, die Eng länder sechs Kreise mit drei Bataillonen, die Italiener sechs Kreise mit fünf Bataillonen. Amerika soll drei Bataillone stellen. Da diese aber voraussichtlich nicht kommen werden, find für sie Engländer vorgesehen. Die englischen Bataillone werden kommandiert von General Campbell. Für jeden Kreis wird eine besondere Kommission errichtet, der ein polnischer und ein deutscher Kommissar beigegeben wird. * Aufbesserung der Reichswehr. Die Reichsregierung pat eine Aufbesserung der Gebührnisse der verheirateten Löhnungsempfänger der Reichswehr und des bisherigen stehenden HeereS in folgender Weise verfügt: Die ver heirateten LöhnungSemp änger erhalten, wenn sie ge trennten Haushalt führen müssen, einen täglichen Löhnungszuschuß von 2,65 Mark (bisher 1,65 Mark). Ferner ist das Kindergeld (bisher 1 Mark täglich) auf 50 Mark monatlich erhöht. Die Zahlung erfolgt mit Wirkung vom 1. Oktober 1919. * Der Papst für eiuen besseren Frieden. Der Papst empfing die Kardinale und entbot ihnen Weihnachtsgrüße. In einer Erklärung sagte er, daß diejenigen, welche meinten, die Gesellschaft zu reorganisieren, nur daran gedacht zu haben schienen, daß man den Besiegten eine gerechte Strafe aukerlegen müsse, daß man aber andererseits nicht versuchen sollte, sie zu vernichten. 4- Zur Beschlagnahme der deutschen Auslandsgut haben schreibt die Reichsregierung: »Nach einer Meldung Les „Temps" soll der Oberste Nat in Paris vor einigen Tagen auf Grund des Versailler Friedensvertrages der Beschlagnahme der deutschen Guthaben im neutralen Aus land für die Zwecke der Wiedergutmachung zugestimmt haben. Diese Meldung kann unmöglich den Tatsachen entsprechen. Es ist nicht ersichtlich, welche Handhaben der Entente zur Verfügung ständen, um das deutsche Privat eigentum im neutralen Ausland für die Deckung ihrer Schadenersatzforderungen in Ansvruch zu nehmen. Der Hrkedeusverka« e»chM kein««« BMimtmurgen, die «v .olches Vorgehen ermögliche« würden." GlsßSrÜMnlea. X Schwere Schlappe in Indien. Sin Telegramm deS Vizekönigs von Indien berichtet von einem Rückschlag, den die britischen Truppen in den indischen Grenzländern er litten haben. Nach einem Gefecht, in welchem die Eng länder 81 Verwundete hatten, rückten zwei britische Kolonnen in dem Gebirgslande West-Mandanna-Kach vor, wo sie auf starke Streitkräfte der Mahouds und Mauris stießen, die sich auf den Bergen festgesetzt hatten. Infolge Erschöpfung — die beiden britischen Abteilungen hatten namentlich schwere Verluste an Offizieren — waren die Engländer zum Rückzug gezwungen. Ihre Verluste in den Kämpfen am Freitag betragen gegen 200 Tote, Ver wundete und Vermißte, darunter 18 Offiziere, die getötet wurden oder vermißt weiden. Wirtschaftliche Lahresrückschau. Von Leonhard Sagebucher. DaS Ende des Kalenderjahres bedeutet zwar elgentlich kaum einen merkbaren Einschnitt im Wirtschaftsleben und hat wohl in den jetzigen Zeitläuften weniger als je An spruch darauf, als solcher gewertet zu werden. Immerhin, man benutzt eS gewohnheitsmäßig zur Rück chau, und eine solche ist diesesmal vielleicht noch mehr am Platze als am Ende gewöhnlicher Jahre. Denn 1919 darf als Endpunkt eines wirtschaftlichen WeltalterS angesehen werden, eine Tatsache, die dadurch nicht weniger wahr wird, daß das Alte gerade in diesem Jahre an Kraft wieder zuzunehmen schien. Auch was Deutschland anlangt, bedeutet 1919 einen Wendepunkt von höchster Bedeutung. Denn wenn man sich auch vor einem Jahre schon über die Schwere der wirtschaftlichen Folgen des KriegSverlustes keinen Täuschungen hingab, so geht doch da-, waS uns der so genannte Versailler Friedensvertrag mit allem, waS dazu gehört und noch nachkommen kann, an Verlusten zufügt, weit über die Befürchtungen auch deS abgründigsten Schwarzsehers hinaus. Um dies zu erkennen, genügt ein Blick auf die Landkarte und genügt ein Blick auf das augenblickliche wirtschaftliche Leben Deutschlands. Denn dieses wird heute schon von dem noch nicht in Kraft ge setzten FriedenSvertrage (ast ebenso stark und ungünstig beeinflußt wie von den Nachwehen der Revolution. Wendet man sich nun den Einzelerscheinungen des Wirtschaftslebens zu, so verfällt man unwillkürlich, aber mit vollem Recht, zuerst auf »die Valuta". Hier treten die Verwüstungen des alten Jahres auch wirklich am klärsten zutage. Ende Dezember des vorigen Jahres zahlte man in Berlin z. B. für den holländischen Gulden knapp 3,50 Mark (die sogenannte, jetzt völlig wertlose Münzparität lag bei knapp 1,70 Mark), heute zahlt man rund 18 50 Mark dafür, — vorübergehend ist ja sogar schon erheblich mehr dafür angelegt worden. Die schwedische Krone, münzparitätisch 1,13 Mark, galt vor einem Jahre 2,45 Mark, jetzt etwa 10,40 Mark, der Schweizer Frank, münzparitätisch 81 Pfennig, damals 1,75 Mark, heute 8,75 Mark. Uber Gründe und Ursachen dieser Ent wicklung soll hier nichts gesagt werden, aber die Ergeb nisse, Lie in einigen, besonders bezeichnenden Ziffern ein ander gegenübergestellt sind, sprechen ja für sich selbst. Um auch der andern Seite des Bildes einige Worte zu widmen, sei der damalige KurS von Schantungbahn- Aktien, 90 Vo, dem heutigen von rund 500 gegenüber gestellt, Ler damalige von Gelsenkirchen, 142 H, dem heutigen von knapp 300 °^>. Kriegsanleihe, damals noch von der Reichsbank mit 94 angenommen, im freien Verkehr etwa 90 H, bewegt sich jetzt um 77 A» herum. Soviel von der Börse, über die ja gerade in den letzten Monaten genügend gesagt worden ist. Für den Durchschnittsbürger noch bedeutsamer alL diese Entwick lung an der Börse — die seine Lebensverhältnisse im übrigen, wenn auch mittelbar, so doch recht erheblich beeinflußt — ist natürlich der Stand der Warenpreise. Was die verteilten LebenSmittel kosten, weiß jeder; es braucht nur daran erinnert zu werden. Lin Wörtchen sei V«v«M««v d« v»ekfe »MW»« N«« E A«kt- m«A« »«vibmet. die sich, wie Peturmt, »folg« unserer »»glückselig«, Währung-Verhältnisse vervielfacht auf Deutschland überträgt. Für Mais zahlte man vor einem Jahre t» den Vereinigten Staate« etwa ebensoviel wie jetzt, — er kostet unS also etwa das Fünffache. Für Baumwolle notierte man damals rund 30 Cents für das amerikanisch« Pfund, beute rund 40 Cents; nach Bremen gelegt kostet Rohbaumwolle zurzeit etwa 60 bis 80 mal so viel wie in den letzten Friedensjahren. Der Preis für amerikanisches Schmalz istnach gewaltigen Schwankungen jetzt wieder da angelangt, wo er vor einem Jahre stand: für unS, siehe Mais. Und dabei ist es bei nahe sicher, daß wir in Deutschland, daß wir aber auch in der übrigen Welt noch nicht am Ende der Preissteige rungen find. Daß diese allen Erfahrungen nach nur kurze Zeit Vorhalten und daß möglicherweise in wenigen Jahren schon der allgemeine Preisstand ganz wesentlich, vielleicht um ein mehrfaches niedriger sein wird als jetzt (so war eS z. B. nach den napoleonischen Kriegen), ändert nicht da- Geringste an den verderblichen Folgen der Preis umwälzung. DaS Bild, dar unS eine derartige rückschauende Be trachtung liefert, ist somit nicht eben sehr erfreulich. Aber man darf andererseits nicht vergessen, daß unsere Waren erzeugung — «nd von dieser hängt schließlich unsere wirt schaftliche Zukunft ab — im Laufe deS Jahres 1919 lange ZeitAi zu verzeichnen hatte, in denen sie wesentlich geringer war als jetzt; sie scheint ja seit einigen Monaten sogar wieder ziemlich regelmäßig zuzunehmen. Trotz der un geheuerlichen Ungerechtigkeiten von Versailles bleiben wir andererseits noch immer der bevölkertste Staat Europas. Selbst Westrußland dürfte kaum mehr Einwohner zählen als Deutschland. Das aber gibt immerhin eine gewisse Hoffnung sür die Zukunft, besonders wenn eS gelingt, wie zu hoffen, unsere künstlich verengerte Rohstoffgrundlage durch die Erhaltung OberscklesienS beim Reiche vor weiterer verderblicher Schmälerung zu bewahren. Das Arbeiten hat keiner in Europa so verstanden wie der Deutsche; lernt er es langsam wieder, dann ist ein neuer Aufstieg nicht nur möglich, sondern sicher. Hunnen? ^Mel schlimmer als bei Leu Deutsche«." Mit Begeisterung find die Amerikaner gegen den „Militarismus" inS Feld gezogen — freilich auch mit dem Hintergedanken, daß sie auf diesem Wege sich eine Armee, zulegen konnten, gegen Mexiko und gegen Japan. Der Katzenjammer ist schnell gekommen, schneller als man «Hute. Die amerikanischen Blätter sind voll von Greuel- geschickten, die sich in den Gefangenenlagern amerikanischer Soldaten, die einen Arrest zu verbüßen hatten, zugetragen haben. Die meisten dieser Geschichten haben sich noch auf französischem Boden abgespielt. DaS Repräsentantenhaus hat die Sache aufgegriffen, und General Pershing hat große Untersuchungen anstellen müssen. Leider wurde fast alles bestätigt, was die Feinde des Militarismus be haupteten. Der Schlimmste war ein Offizier namens Smith, der von seiner scheußlichen Grausamkeit den Namen „Hart- boiled Smith" bekommen hatte, der „Hartgesottene". Dann wird ein Leutnant Helphenstein ermähnt, ein Leutnant Mason, ein Sergeant Clarence E. Ball, schließlich ein Hauptmann Detzer u. a. m. Die Berichte ver beiden Oberst leutnant- Kincaid und Wainwright enthalten die Stelle: zDie Zustände in der Prison Farm (Gefangenenlager) Nr. 2 sind nicht allein schlimmer als die der deutschen Gefangenenlager, sondern sie halten jeden Vergleich mit Sibirien." Wobei natürlich unsererseits betreffs der Be handlung der Gefangenen in deutschen Händen ein Vor behalt zu machen ist. Ein Arresthau- in Paris, das dm Namen Petit Rouget führt, wurde von den amerikanischen Soldaten „die Bastille" genannt. Ein Marine-Sergeant Anthony, der das ArresthauS La Roquette unter sich hatte, führte den Spitznamen „Würger". In diesem Tone gehen die Berichte der Inspektoren weiter. Vas kulenvaus. 86) Roman von E. Marli tt. „Hohe« Mütze« Ach sogleich nieverbegen," erklärte Iber Arzt. Der Herzog, der sich bereits der Tür -«nähert hatte, kam plötzlich zurück. Frau von Katzenstein stützte di« Kranke, die sich gehorsam erheben wollte. Sie winkte freundlich zu Klaudine hinüber: „Aus Wiedersehen! Ich werde Sie bald rufen lassen, Liebste! Gude Nacht, mein Freund," wenldet« sie sich dann -um Herzog; „morgen bin ich wieder ganz wohl." Der Arzt trat, nachdem di« Kranke Himber dem Vor hang verschwunden war, -um Herzog. ,/Hoheit, es ist nichts Aengstliches; nur muß die hohe Kranke sehr geschont werden — keiu« aufregenden Gespräche, keine geistreichen Debatten, wie Ihr« Hoheit es lieben. Das Temperament Ihrer Hoheit spielt mir ohnehin schon böse Streiche; ebenmäßig langwellig soll di« Kranke leben." „Bester Herr Medizi-nalrat, Sie kennen ja die Herzogin — eben hat sie übrigens bloß «in wenig gelacht." „Ach erlaub« mir nur, Eure Hoheit nochmals darauf aufmerksam zu machen," erwiderte der alte Mann Der Herzog winkt« sichtlich zerstreut und ungeduldig mit der Hand. „Guten Abend, lieber Westermann." Klaudine erschrak; sie Preßte sich tiefer hinein in die Dämmerona der Fensternische und blickte 'idem sich ent fernenden Arzte mit seltsam bongen Augen nach. Sie war allein — allein mit dem Herzog. Das, was sie stets klug zu vermeiden gewußt, was er unverkennbar gesucht, heiß gesucht, war geschehen. Aber — vielleicht hatte er ihr« Gegenwart vergessen; er schritt so erregt auf und ab im Zimmer. O, er würde sie nicht bemerken; dos einzige Licht des Armleuchters, das man vorhin so eilig angezündet hatt«, genügte kaum, den nächsten Umkreis des Komins zu erhellen, und sie stand gelborgen hinter dem seidenen Dorhauig der Fensternische. In atemloser Angst verharrte sie, wie ein verfolgtes Reh, das dem Jäger nicht mehr zu entrinnen weiß. Sie Hörde das Klopfen ihres Herzens so deutlich, wie seine ge dämpften Schritte dort auf idem weichen Teppich. Dann zuckle sie empor — die Schritte näherten sich; eine hohe Gestalt war unter den Vorhang getreten und eine Stimme, welche von einer leidenschaftlichen Aufregung seltsam klang los gemacht wurde, nannte ihren Namen: ,Maudine". Sie trat furchtsam einen Schritt seitwärts, als wollte sie eine Gelegenheit erspähen zu fliehen. „Klaudine," wiederholte er und bog sich herab -u ihr, daß sie trotz der tiefen Dämmerung den flehenden Ausdruck seiner Augen sehe» mußte. „Die Szene tat Ihnen weh? Sie war nicht moine EchNkL — ich möchte S»e «« ««- selb««« bitten." ' Er wollte nach ihrer Hand fassen; sie barg sie in den Falten ihres Kleides. Kein Wort kam aus ihrem seit ge schlossenen Munde; so stand sie in stummer Abwehr, mit den schönen zornigen Augen ihn anblickend. „Wie soll ich das verstehen?" fragte er. „Hoheit, ich habe den Vorzug, di« Freundin der Her zogin zu sein!" sagte sie dann verzweiflu-ngsvoll. Ein trauriges Lächeln flog einen AngsiMick über fei« Gesicht. „Ich weiß es! Sie sind im allgemeinen nicht dafür, von heut auf morgen Freundschaft zu schließen; in dessen — Sie meinen, man müsse alles bertutzen?" „So scheinen Eure Hoheit zu denkeck!^ „Ich? Auf Ehre nicht, Klaudine! Aber Sie, Sie habe» sich mit wahrer Sturmesell« hinter die Schrank« geflüchtet vie diese Freundschaft zwischen Ihnen und mir errichtet." ,^Ja!" sagte sie ehrlich, „und ich hoffe, daß Hoheit dies« Schranke achten — oder —" „Oder? — Ich ehre und anerkenne Ahr« Zurückhaltung, Klaudine," unterbrach er sie, in respektvoller Entfernung von ihr stehend bleibend. „Glauben Sie nicht, daß ich Ihnen wie ein verliebter Page nachschleichen werde. Nichts soll Si« daran erinnern, daß ich Sie liebe, so leidenschaftlich, wie je ein Mann ein Mädchen geliebt hat. Aber erlauben Sie mir, daß ich in Ihrer Nähe sein darf, ohne dieser eisigen Kälte begegnen zu müssen, die Sie mir gegenüber zur Schau tragen: lassen Sie mir die — Hoffnung auf eine Zukunft, in der die Sonne auch sür mich jcheinen wird, nur diese Hoffnung, Klaudine." „Ich liebe Sie nicht, Hoheit!" sagte sie stolz «ttb kurz «nd richtete sich auf; ^gestatten Sie, daß ich mich zurückzieHe» darf." „Nein! Noch ein Wort, Klaudine! ich verlange kein Zu geständnis Ihrer Neigung; es ist weder vi« Zeit dafür «»och der Ort; Sie haben recht, mich daran zu erinnern! Daß ich die Herzogin nicht aus Liebe gewählt habe, datz meine erste innige Leidenschaft Ihnen gehört — kann ich dafür? Ich meine, das geschieht Besseren als mir! ES kommt ohne urffer Zutun, ist da und wächst mit jeder Stunde, je mehr wir da gegen ankämpfen. Ich weiß nicht, ob Sie so fühlen wi« ich? Ich Hosse es nur und will ohne diese Hoffnung nicht leben." Er trat näher und bog sich zu ihr nieder. „Nur ein Wort, Klaudine," bat er leise and demütig, „darf ich hoffen? Ja, Klautdine? — Sagen Sie ja! und kein Mick soll verraten, wie es um Sie und mich steht." „Nein, Hoheit! Bei der Liebe zu meinem Bruder schwör« ick Jbnen. ick küble nickts kür Sie!" preßte sie hervor " „Mr einen anderen, Mauldin«, für einen anderen? Wenn ich dos wüßte!" tönte es leidenschaftlich. Sie antwortete nicht. Er wandte sich mit einer verzwelflungsvollen Bttveguno -i»- z, d« gozenübertttHenden Tür; dar» tam «r «xy „Glauben Si« denn, daß nicht allen Rücksichten der Ehre genügt werden würde? Glauben Sie, ich könnte Si« «- niedrigen?" fragte er, „glauben Sie —" „Hoheit beginnen bereits damit," Unterbrach sie ihn, „indem Sie mir in tzem Zimmer Ihrer kranke» Gemahlin von Liebe sprechen." „Wenn Sie die Sache so «Massen.sagte-er schmerEch. „Ja, das tue ich, Hoheit, bei Gott, da- tue ich," rief das schöne Mädchen fassungslos. „Klandme, ich bitte Sie!" flüsterte er, «mb wieder schritt er hastig im Zimmer aus »nd ao, daß die Flammen des Arm- leuchterS aus dem Kamin sich im Zuge seitwärts legten und dunkler brannten. Und abermals trat er vor si«. „Sre wisse», daß mein Brüder, der Erbprinz plötzlich starb, kurz vor meines Vaters Tod«, vor nunmehr zwöis Jahren?" fragte er. Sie neigte bejahend den Kopf. „Nun, Sie wissen aber nickt, daß damals seitens unseres Hofes mit dem Kabinett zu L. Unterhandlungen stattaesunden hatten über das Projekt einer Heirat der Prinzessin Elise mit dem Erbprinzen, meinem Bruder. Man war fast zum Ab- chlusse gelangt, das heißt, mein Bruder sollte wie von unge- ähr nach L. zur Brautschau kommen — oa starb er und mit >en Rechten, die ich übernahm, übernahm ich auch die Pflich ten. Nach beendeter Trauerzeit reiste ich nach L. und freite die Braut." „Es ist freier Wills gewesen, Hoheit!" „Mitnichten! Mir war diese Heirat eine schwere Bürde mehr zu der, die Wir ohnehin die Krone brachte. Prinzessin Elise, die mich ahnungslos empfing und mich mit ihren großen Kinderaugen anstarrte, war von der Bewerbung meines Bru ders so wenig unterrichtet, wis von der Absicht, mit der ich ihr entgegentrat. Sie läßt sich leicht begeistern, und mit wenig Mühe gewann ich ihr Herz; mir waren dis Frauen höchst gleichgültig zu jener Zeit, ich kannte die besten nicht, die an deren schienen mir langweilig. Prinzessin Elisabeth war mir unbequem im Anfang; ich vertrage eS nicht, wenn Frauen be ständig in höheren Regionen schweben. Ich hasse alles Exal tierte, dieses himmelhoch Jauchzende, zum Tode Betrübte; ich konnte anfänglich rasend werden bÄ ihren Tränenergüssen. Später wurde mir das, waS Mich anfangs abftieß, im höchsten Grade gleichgültig. Ich bin ihr stets ein aufmerksamer Gatte gewesen und'von einer gewissen nachsichtigen Schwäch« gegen ihre Launen, seitdem sie krank ist; ich ehre und achte sie als die Mutter meiner Kinder; aber mein Herz blieb ruhig und ward immer ruhiger, je inniger ihre Neigung zu mir wurde. Ich kann nicht dafür; eS wird auch nicht anders durch Betrachtungen darüber. Da sah ich Sie. Ich weiß, ja, ja ich weiß, Sie beurteilen das vom herkömmlichen Standpunkte und flüchteten vor dieser Neigung in Ihr Waloidyll; aber mich trieb es nach dem alten heißen Sehnen, und ich finde Sie un- nahbwrer al« ft. k»b» S« atS die Lrvmdin der H«r»oain." (Fortsetzung folgt.)
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