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Anter Lem Wort .hervorgerufen' die Worte fehlen „um uns Hinzubalten'. — Abg. Schücking: Diese Worte fehlen selt samerweise. — Vorsitzender Gothein: Mir wird mitgeteilt, daß das Telegrcunm so eingelaufen ist. wie es verlesen wurde. Ludendorff gegen Bernstorff. Im weiteren Verlauf der Verhandlung kommt es zu einem Zusammenstotz zwischen dem General Ludendorff und dem Grafen Bernstorff. Es war die Rede von einem Zeitungs artikel des Abg. v. Schulze-Gävernitz, in dem behauptet wurde, dah die Oberste Heeresleitung mit Amerika ein Doppelspiel gespielt habe. Hierauf erwiderte Ludendorff: „Da» ist eine der infame» Lügen . . Auf die Ermahnung des Vorsitzenden bemerkte Ludendorff: Ich wollte sagen, dah dies die Lügen sind, die im Volke umlaufen, dab wir an allem Bösen schuld seien. Der Vorsitzende erinnert daran, dab Graf Bernstorff bekundet habe, am 4. Mai 1917 von Ludendorff mit den Worten empfangen zu sein: „Sie wollten mit Amerika Frieden machen? Sie dachten wohl, wir wären am Ende? Wir wolle» aber nicht. Autzerdem werden wir jetzt durch den U-Bootkrieg die Sache in drei Monaten zu Ende führen." — Ludendorff: „Ich weib nicht, wie Graf Bernstorff zu dieser Aussage kommt.' (Bewegung). Allgemein war mir seine Tätigkeit unsympathisch. Er hat auch in Amerika der englischen Propaganda so gut wie nichts entgegengesetzt. Ich soll gesagt haben, ich wollte den Frieden nicht, in drei Monaten wäre die Sache ohnehin durch den U-Boot-Krieg zu Ende. Ludendorff mit steigender Erregung nnd mit der Faust auf den Tisch schlagend: Diese Worte habe ich nicht gesagt. Das lasse ich nicht auf mir sitzen, denn das ist ein Hohn au die Verantwortung, die ich im Herzen gefühlt habe. Ich verlange hier vor dem Volk, dab durch die Vernehmung aller Mitarbeiter auch über diesen Punkt volle Klarbelt geschafft wird. Es ist mir ausgefallen, dab Graf Bernstorff jedes meiner Worte muhte. Das ist sehr schmeichelhaft für mich. Er hat mich wohl für einen groben Mann gehalten. (Heiterkeit.) Es ist aber auch auffallend, daß er sich anderer Äuberungen nicht mit derselben Bestimmtheit erinnert Kat. Graf Bernstoffr Ich habe mir die Äußerungen genau gemerkt, weil ich von gewisser Seite für die Entwicklung der Dinge in Amerika zum Sündenbock gemacht werden sollte. Hindenburg tritt für Ludendorff ein. Generalseldmarschall Hindenburg erklärt mit lauter und erregter Stimme: „Ich bin entrüstet darüber, daß meinem treuen Helfer Ludendorff vorgeworfen wird, er habe den Friede« verhindert. Er hat immer nach einem Friede«, nach einem ehrenvollen Frieden gestrebt. Wir hofften, dab wir diesen Frieden durch einen deutschen Sieg herbeisühren könnten. Ich weib nicht, ob man die richtige Vorstellung hat von der Verantwortung, die wir zwei Jahre hindurch Tag und Nacht getragen haben.' Nach einer kurzen Pause verkündete der Vorsitzende Gothein, dab der Ausschutz beschlossen habe, die Verhand lungen zunächst auf unbestimmte Zeit zu vertagen. Miederzusammentritt Ende November. Der Gejamt-UntersuchungSausschuß hat eine Sitzung abgehalten, in der auf Vorschlag des Unterausschusses U beschlossen wurde, in den öffentlichen Sitzungen eine Pause von etwa zehn Tagen eintreten zu lassen. Nach Ablauf dieser Frist soll die Untersuchung der Wilson-Aktion fort gesetzt werden. Es wurde ferner festgestellt, daß die Aus sagen des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg und des Generals Ludendorff, die die beiden Heerführer am Dienstag gemacht haben, die Wilson-Aktion so weit ge klärt haben, daß eine weiter^-Vernehmung Hindenburgs und Ludendorffs in dieser Angelegenheit nicht mehr er forderlich sei. Die beiden Heerführer werden daher erst dann wieder oorgeladen werden, wenn andere Angelegen heiten ihre weiteren Aussagen erforderlich machen. Wenn nach Wiederaufnahme der Sitzungen die Erörterung der Wilson-Aktion zu Ende geführt ist, soll der mit ihrer Klärung beauftragte Unterausschuß sich vertagen und andere Unterausschüsse sollen dann ihre öffentlichen Sitzungen beginnen. Hindenburg und die Ludendorffhetze. Deutschlands Zukunft! In einer Aussprache, die Generalfeldmarschall von Hindenburg kurz nach seiner Ankunft in Berlin mit einem Freunde hatte, erklärte der Marschall u. a.; „Vor meiner Befragung vor dem Untersuchungs ausschuß möchte ich mich jetzt nicht gesprächsweise über Lie Zweckmäßigkeit der Untersuchungskommission für die inneren Verhältnisse, über die Wirkung im Auslande und über die juristischen Bedenken äußern. Es würde sonst ein ähnlicher Fehler gemacht werden, wie meines Er achtens seinerzeit mit der Ludendorff-Hetze gemacht wurde. Ich werde ruhig abwarten, was sich vor der Kommission ereignen wird. Wie die Ludendorff-Hetze entstehen konnte? Da fragen Sie mich zu viel. Ich verstehe diese Hetze gegen einen Mann wie Ludendorff nicht, der seine ungewöhnliche Begabung und seine Arbeitskraft in den Dienst der uns aufgedrungenen Kriegsführung gestellt und ganz Unge wöhnliches für Volk und Vaterland geleistet hat. Ich verstehe die Beurteilung Ludendorffs aber schon deshalb nicht, weil nicht er, sondern ich, und ich ganz allein die ganze Verantwortung für alle militärischen Entscheidungen trug. Politische Verantwortungen tragen wir nicht. Wenn ich den ganzen Feldzug in meinem Gedächtnis vorüber- . ziehen lasse, so kann ich nur sagen, daß nicht eine einzige Entscheidung unter gleicher Voraussetzung, unter gleichen Kenntnissen der eigenen wie der Lage der Feinde, wenn ich sie nochmals zu fällen hätte, anders ausfallen würde, als sie seinerzeit tatsächlich ausgefallen ist. Ein Haupt element des Krieges, das der Ungewißheit, wird dabei übersehen. Gäbe es diese Ungewißheit im Kriege nicht, dann gäbe es auch keine Kriege, denn dann könnte man mathematisch ausrechnen, wer siegen muß. Gewiß, der Krieg war schwer. Er war dennoch bei Anspannung aller Kräfte zu einem günstigen Ende zu führen. Weshalb er schließlich verlorenging, wie wir zu dieser Sorte von Frieden kamen, wird die Geschichte einwandfrei feststellen. Ich bin kein Prophet, deshalb kann ich Ihre Frage nach der Zukunft Deutschlands auch nicht beantworten. Ich werde nicht mehr so lange leben, um sie sehen zu können. Das aber glaube ich, daß Deutschland trotz allem wieder emporkommen wird. Ein Volk von so grober Ver gangenheit muß eine erträgliche Zukunft haben. Ein Volk, das so Ungeheures geleistet hat, bis es innerlich zermürbt war, kann nicht untergehen. Wenn die Selbstzerfleischung aufhört, wenn Arbeit und Ordnung, wenn nationales Empfinden wiederkehren, dann werden wir uns von der Katastrophe erholen/ Nah und Fern. o Die „HohenzoUcrn"-Einrichtung für den Reichs. Präsidenten^ Die Innenausstattung der früheren Kaiser jacht „Hohenzollern' ist in zwei Eisenbahnwagen ver laden und soll nach Berlin geschafft werden, um künftig im Hause des Reichspräsidenten Verwendung zu finden. Es handelt sich um 68 Kisten mit Wäsche, Silberzeug und Porzellan, etwa 70 Sessel, Teppiche usw. 0 Langsame Beförderung auch für dringende Pakete. Infolge der bekannten Zustände können auch dringende Pakete vielfach nicht anders als mit Güterzügen befördert werden. Bei der langen Fahrzeit solcher Züge und dem häufigen Fehlen unmittelbarer Anschlüsse an den über- gangsvunkten, find selbst dringende Sendungen oft vier gDLgsfÜllt 61üliIsmus Amtmanns Magü. 49) Roman von E. Marlitt. Er wandte sich vom Bett der Kranken weg an den Amtmann, der sich an das eine Fenster zurück gezogen hatte und angelegentlich in den Hof Hinaus say. „Ich war in der Tat längst einig mit mir selbst, Ihre Magd zu meiner Frau zu machen, Herr Amt mann! Da wurde mir gesagt, sie sei plötzlich ent lassen worden, und Sie selbst bestätigten ausdrücklich diese Tatsache. Nun werden Sie sich nicht mehr Wun dern, daß ich dem „Ungewitter schnurstracks in den Rachen gelaufen bin", denn es galt, mein Lebensglück einzuholen. Und, wie gesagt, ich erhaschte es noch, freilich nicht als das, was ich geglaubt hatte — die Szene spielte sich ab, wie im Märchen, wo sich im entscheidenden Augenblick der Held oder die Heldin ver wandeln — es stellte sich nämlich heraus, daß auf dem Vorwerk die letzte Instanz ist, an die ich mich zu wenden habe, und deshalb bitte ich Sie hiermitpflicht schuldigst um die Hand meiner Agnes!" „Das Teufelsmädchen! So ein kleiner Sackermen ter spielt einen völligen Roman hinter dem Rücken ihrer Alten, ohne daß man eine Ahnung hat!" ries der Amtmann, seine grenzenlose Verlegenheit mühsam bekämpfend. „Aber Sie sollen sie haben, Herr Mar kus — sollen sie haben! Du bist doch auch damit einverstanden, Sannchen?" „Nur einverstanden, Liebster, Bester?" stammelte die alte Frau tiefbewegt. „Auf den Knien möchte ich dem lieben Gott danken für das Glück, das er unserem aufopfernden Kinde beschert!" Der Amtmann räusperte sich, öffnete die Stuben tür und rief mit schallender Stimme nach seiner Nichte. Agnes sah verstört, mit hilfeheischendem Blick zu dem Gutsherrn empor, und die Frau sank wie ge brochen in die Kissen zurück, während der Amtmann hinausging, um, wie er sagte, dem glücklichen Ereig nis zu Ehren eine Flasche Wein aus seinem Keller zum besten zu geben. 20. „Na, dann ist's ja gut!" würde Frau Griebel gesagt haben, wenn sie dabei gewesen wäre. Ob es ihr aber gefiele, wenn diese Erzählung mit dem Se genswunsch der „alten Frau Amtmann" schlösse? — Sie stand am Tage nach dem Gewitter mit ihrem Töchterlein in dem Hausflur und schnitt den ver heißenen riesigen Rosinenkuchen in Stücke, und drau ßen auf den Türstufen und unter dem Birnbaum harrten die herbeigeströmten jungen Leckermäuler und guckten gespannt, aber auch mit scheuem Respekt durch die weit offene Türe; herein konnten und durften sie nicht — die Weißen Schürzen der „Frau Verwal terin und ihrer Fräulein Tochter" schimmerten und blendeten förmlich in Sauberkeit, und die gescheuer ten Flurdielen taten desgleichen, und obendrein stand Hanne mit einem großen Kuchenteller neben dem Tische und hatte wahrhaft mörderische Blicke für jeden klei nen nackten Fuß, der die Schwelle mit einem Abdruck seiner Sohle bedrohte. Frau, Fräulein und Magd sahen plötzlich auf. als zwei eintretende hohe Gestalten den Eingang ver dunkelten. Frau Griebel ließ das Messer sinken, und ihre schmalgeschlitzten, blauen Aeuglein taten sich weit auf. — Ja, das war freilich Herr Markus, der Gegen stand ihrer mütterlichen Fürsorge, ihr verhätscheltes „Ziehkind", wie er sich selber immer nannte, aber ganz anders sah er aus! So hoch aufgereckt, so stolz, so strahlend! — Und neben ihm wehte ein Weißes Kleid her ein, und die schöne Schlanke, die es trug, und die an seinem Arme hing, als müßte das so sein, hatte ein hübsches, graues Schleierhütchen auf ihrem dunk len Haar — den Hut aber hatte die brave Dicke schon gesehen, das war in der Tillröder Kirche, in Amt manns „Stand" gewesen; folglich war die Weiße Dame da die Nichte des Amtmanns, das Erziehungsfräu lein, und der mußte stockblind sein, dem nicht sofort sonnenklar wurde, daß es mit dem Hochzeitskuchen seine Richtigkeit habe. . .. Sie strich sich mit beiden Händen glättend über die knapp sitzende Schürze ging einige Schritte vor wärts und machte einen feierlich bewillkommnenden Knicks, und auf den Kuchen deutend, sagte sie mit verständnisinnigem Blick: „Der ist's.aber noch nicht, Herr Markus!" Er lachte. „Nein, fürs erste feiern wir Ver lobung wie es Sitte und Brauch und fein anständig ist, gelt, Agnes?" — Er stellte seine Braut vor, und währenddem hatte die ergrimmte Hanne „alle Hände voll zu tun", die schmutzigen Barfüßchen zurückzuhal- dis fünf und mehr Tage unterwegs, bevor sie den Be stimmungsort erreichen. Diese zurzeit unabwendbaren Verhältnisse bilden eine große Gefahr für Pakete mit leicht verderblichem Inhalt und insbesondere mit lebenden Tieren. Es wird deshalb empfohlen, von der Versendung derartiger Pakete bis auf weiteres abzusehen. 0 Die wahnsinnige Preistreiberei im Weinhandel. Die Deutsche Wein-Zeitung schreibt, daß bei ganz normaler Berechnung eine Flasche 1919er Tischwein auf ungefähr 15 Mark, mit Steuer auf 18 Mark komme und in Wirt schaften 20 Mark ohne Steuer wohl der „billigste' Preis sein werde. Preise von 20 bis 50 Mark für eine Flasche mittlerer oder besserer Güte würden dann alltäglich sein. Der Wein habe längst aufgehört, Volksgetränk zu sein, und man müsse sich fragen, wohin die wahnsinnige Preis treiberei steuern solle. o Glückliches Bayern. In einem kleinen Städtchen Mittelfrankens, Schwabach, bringt das Gemeindedlatt nicht weniger als sieben „Fischschmaus-Anzeigen' für Sonntag; darunter sind zwei solcher Schmause „mit öffentlicher Tanzmusik', einer „mit Konzert' und einer sogar „mit Gansessen'. — Da in Franken die Fische selten gekocht, meistens nur gebacken begehrt werden, so scheint es dort auch mit dem Fettreichtum nicht schlecht bestellt. o Bom Schiebermarkt. Auf dem Bahnhof Osterfeld in Thüringen wurden 30 Güterwagen mit Schieberware im Werte von etwa 40 Millionen Mark beschlagnahmt. — Im Lager Lechfeld wurden zwei Offiziere wegen Ver schiebung von Heeresgut verhaftet. Ein Bankkonto von 90 000 Mark wurde beschlagnahmt. — Die Kölner städtische Polizei beschlagnahmte mehrere Waggons Kattoffeln, Schmalz und einen Waggon Margarine. 66 Personen wurden verhaltet und Waren im Wette von 160 000 Mark beschlagnahmt. — Zwei Schieber wurden wegen Handelns mit Gold- und Silbergeld verhaltet. An Gold und Silber wurden bei ihnen 63 000 Mark und ein Silberbarren beschlagnahmt. G Ghoiera l» Cyrna. ^ine ernste Cholera-Kproemu wütet in Schanghai und breitet sich von dort m nördlicher Richtung über China aus. In Mulden fallen der Cholera täglich 150 Personen zum Opfer, aus Harbin werden über lausend Todesfälle gemeldet und in der llmgegend von Peking hat die Seuche bereits einen sehr gefährlichen Um gang angenommen. In Peking selbst wild die SteÄIiÄ' leit auf zehn Fälle täglich geschätzt. ^ettbiläer. Neber sämtlichen Parteien, — die zurzeit man bei uns zählt, — soll!« jene eine schweben, — di« uns leiser, leider fehlt, — die, anstatt den eignen Vorteil — nur wahren unbedingt, — endlich es versuchen sollte, — daß es wieder uns gelingt, — aus der schweren Not der Zeiten — unser Volk zurückzuführen — zu dem alten deutschen Grundsatz, — daß sich all« fleißig rühren, — daß ein jeder, unbekümmert, — ob er selbst am besten fährt, — dafür sorgt, daß endlich wieder — alles so, wie sich's gehört, — hierzulande werden möchte, — denn das eine ist gewiß, — jede Politik ist heute — nur Verdruß und Aergernis. — Soll man einmal ehrlich glauben — den politischen Partei'», — daß sie alle, jede einzeln, — nur darauf gerichtet sei'n, — unser deutsches Volk zu retten — aus der jetzigen Zeit der Anal, — nun wohlan, Parteien alle, '— liefert de» Beweis einmal! — Setzt, anstatt Luch zu befehden, -- Luch nur einmal froh und frisch — zu gemeinsam kräftigen« handeln — beieinander an den Tisch. — Laßt die Gegen sätze ruhen, — die bisher Ihr stets betont, — denn s»' lange man den Deutschen — nicht mit dem Gezänk verschont, — kann's dem besten nicht gelingen, — etwas richtiges zu leisten, — mit der Einigkeit allein nur — schaffte m«n von je am meisten. Mrchennachrichteu Am Totensonntag. Allgemeine Trauerfeier für di« im lv«ltkrieg« gefallenen Söhn« des Vaterlandes. Kollekte für die Hinterbliebenen der im Krieg« Gefall«»«"- Grumbach. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. — Nachm. 2 Uhr Tauf- gottesdienst- — Nachm. V-b Uhr Beichte und heiliges Abendmahl ten, die sich herzudrängten, um der schönen Braut im Weißen Kleid in das Gesicht zu gucken. Sie war aber auch gar nicht stolz. Sie streifte sofort ihre Handschuhe von den Händen und half der kleinen Luise die Kuchenstücke unter die Kinder ver teilen, und der Herr Bräutigam holte flink einen Schlüsselbund und kam gleich darauf mit einem Arm Noll Weinflaschen aus dem Keller. Und während sie aus den Stufen stand, von den anstürmenden Kindern umdrängt, und halb lachend, halb verweisend die Ordnung äufrechthaltend, da schlürfte Frau Griebel bedachtsam den goldigen Trank aus ihrem Glase, und die klugen, blinzelnden Augen hingen an dem Mädchen — die flinken Hände dort guckten doch merkwürdig sonnverbrannt und dun kel aus den Weißen Mullärmeln! Am Halse, unter der Spitzenkrause, blitzte ein gehenkeltes Goldstück, und das schöne Gesicht — na ja, sie hatte ja schon einmal gesagt, daß man solch ein Gesicht weit und breit suchen könne! . Aber jetzt sagte sie nichts, gar nichts; sie stte« nur mit Herrn Markus an auf den „Schatz, den er bebe", wie er ja gestern selbst gesagt hatte, und meinte, so wie sie die Sache beurteile, sei er wirklich ein Glückspilz und habe sich nicht verrechnet. — Und als sie später mit dem Brautpaar in das obere Stockwerk Hinausstieg, weil Agnes das Erker zimmer zu sehen wünschte, da zeigte sie aus das Bild der seligen Frau Oberforstmeisterin und sagte geheim nisvoll: „Fräulein Braut, das war seine erste Liebe im Hirschwinkel — in den gemalten schönen Kraus kopf da hatte sich unser junger Herr völlig verguckt, die Flachslocken hatten es ihm angetan —" ,, „Die Flachslocken am wenigsten, Verehrteste!' lachte der Gutsherr. „Nein, der Zauber dieser Erscheinung wirkte erst wahrhaft hinreißend auf mich, nachdem ich einen tiefen Blick in das innere Leben der sel tenen Frau getan hatte!" wandte er sich, sehr ernst wer dend, an seine Braut. „So zart und lieblich schein bar ein schwaches Weib, und dabei eine Seele von Kraft und Energie! Diese wundervolle Charatter- mischung trat mir hier zum erstenmal vor Augen uno hat mich geschickt gemacht, dich zu verstehen, SU wür digen, Agnes!" (Fortsetzung folgt.)