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Wilsdruffer Tageblatt : 23.11.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-11-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-191911238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19191123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19191123
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-11
- Tag 1919-11-23
-
Monat
1919-11
-
Jahr
1919
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 23.11.1919
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: auf dem und die , daß die Ferner teilt, daß justiz der er Bericht des Avg. tragt die beschließt Recht, ging zur her, daß chreibung i« wird chst statt- r Reichs' z einbe- cörterung ufhebuns nicht die üge aus- zugspaar r starken der Der- einstellen, isenbahn« wird der nicht be» ;r Ober- ier bitten bewerbe- ! Arbeit-' und da- Dresde" zis Mitte sind voin ickerstattet sind. 6s eich no« Monaten gköpfig«n nner und «rten ein legen UN' ibrik aus. -nhändler mn ihnen bewachte. Jetzt F rnde test' la. -astsmi^ »ta. «7 NO »ie glei^ rbanv klärt, i>n isfuhr S» Salut« z« erhin»««" »em ÄU-" Rev-l-« r BildUNS Lita««" h den aber (tu t TeaierunS e Zusich«^ den fran- nnehmen- litär- eue Der^ ist dem Militär- n. Er ist ein I«h« lö. her l9l9- wie kaum zinaus ZU en Gräber lanken, st« der Treue ngl etwas ; gedenken daß ein abgerufen jedes von ai stumm »erden von en viel zu r mensch' et werden der filber- ßsalmisteN schwerstem Beilage zum Wilsdruffer Tageblatt, Amtsbl. Nr. 271. 78. Jahrgang. Sonntag den 23. November 19 s 9 Kesselsdorf. Lichtgeld 'st bis Sonnabend de« 29. November 1SLS zu bezahlen. Amtlicher Teil. Eierbezugsmarken für Kranke können im Gemeindeamts abgefordert werden. Kesselsdorf, am 22. November 1919. »58 Der Gemeindevorstand. WWW siir de» AlensmiG Von Pfarrer Wolke, Wilsdruff. Offenb. Joh. 2t, 4: Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen; und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerzen wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Heute ter Allerseelentag ter evangelischen Airche. Gr retet vom Sterben, von Abschiet unt Tränen. Er spricht tavon, wie alles auf dem Sterbebette liegt. Auf tem Sterbebette liegt tie Natur traußen, tie wir im Frühling als eine erblühente Jungfrau, im Sommer als ein« ge segnete Mutter, im Herbste als groß« Bringerin ter Früchte in Felt und Garten im hrrzerfreuenten Wechsel ter Erscheinungen vor uns stehen sahen — nur noch wenige 'Vtemzüge, unt ter Tot wirt unter ter eisigen Umarmung t«s winters über sie gekommen sein. Auf tem Sterbe bette liegt auch tas Airchenjahr. wir haben aus seiner Fülle wieter genommen Gnate um Gnate; es ist uns mit ihm so manche unvergeßliche Stunte geschenkt Worten, ta wir neue Blicke in tie Tiefen tes Wortes tun, neue Er fahrungen von ter Gemeinschaft tes erhöhten Heilants machen, zweifelloser Gebetserhörungen uns erfreuen turften. In ten verschiedensten Strahlenbrechungen hat ter Stern tes Lebens Jesu uns sein Licht gespendet. Aber aus Kirch« unt Natur schauen wir heute auch unser eigenes Leben. Die Airche begeht heute ihre Toten feier. Mit tiefem Schmerze getenkt sie alter terer, tie im taufe tes vollenteten Kirchenjahres unt sonst ter Herr abgerufen, vor allen Dingen auch terer, tie ein Vpfer tes Weltkrieges geworten sint, tie eine glückliche Heimkehr zu -en Ihrigen nicht feiern konnten. Ach, wie viele sind eine Beute -es gewaltigen Machthabers geworten, ter auf alles eintringt, was Leben heißt; tem alles unter liegt. Ls gibt keinen furchtbareren Herrscher als ten Tot. Er kommt — es mögen tem Menschen seine Gesuntheit, sein soliter wantel, sein heiteres Gemüt, seine Lust zu leben unt zu arbeiten, noch so viel Gewähr zu bieten scheinen, taß ter tunkle Feint sich ihrer Stätte nicht nahen werte, es dlribt toch ter alte Bunt: „Mensch, du mußt sterben". Unt wo ter Tot von seinem Stachel Gebrauch gemacht hat, ta gibt's Tränen; unt keine Tränen sint so heiß und so brennent als tie an Särgen unt Gräbern vergossenen. Aber Gott wirt abwischen alle Tränen. Es gibt ein offenes Grab, tas Vstergrab, mit ter Ueberschrift: Jesus lebt; er ist auferstanten, wahrhaftig auferstanten. Schon aus tem alten Testamente hören wir tie Zeugen ter Unsterblichkeit; aus tem neuen Testament« ab«r klingt es besonders hell und voll: »Ich lebe, und ihr sollt auch leben". Es kommt eine Zeit, wo ter Tod nicht mehr sein wirt, noch Leit, noch Geschrei; wo tie Sünte nicht »Nehr herrscht, wo geweinl werten höchstens die Tränen ter Freude, dann wird uns sein wie den Träumenden; dann schauen wir ten Heiland von Angesicht zu Angesicht unt in ihm unt turch ihn auch diejenigen, die uns ent rissen wurden; wir fassen ihr« Hände, wir sehen in ihre Augen, wir singen und jubeln mit ihnen: „Der Herr hat Troßes an uns getan; tie mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten." Ja, Gott wird abwischen all« Tränen von ihren Augen. Aber toch auch wird es noch bittere Tränen geben in ter Ewigkeit, tie Tränen ter Reue über «in gottlos«s, verfehltrs Leben, tie Tränen ter furchtbaren öelbstanklage um all der Sünden willen, die man auf seine Seele häufte. Wird Gott die auch einmal abwischen? — Da geht ein Schrecken durch unser Herz; aber es mag uns ju einem heilsamen Schrecken werten unt hier auf Erten uns die Tränen der Reue in die Augen drücken, daß wir sie nicht in ter Ewigkeit weinen müssen. Gott helfe uns >n Gnaten zu einem rechten Thristenwandel, zu einem seligen Sterben und wische auch uns «inst ab von unser«n Augen die Tränen. Lhriste, erbarme dich! Ein letztes Wort. Neben dem Lärm, der durch die Arbeiten des Unter suchungsausschusses, durch die Kundgebungen für und Heren Hindenburg verursacht wird, haben wir noch andere kargen. Dian täte gut daran, sich mit ihnen angelegent licher zu befassen, als es der Fall ist, denn sie betreffen nicht Kragen der Vergangenheit, über die eine Einigung unter dem heutigen Geschlecht doch nicht zu erzielen ist, sondern unser nacktes Leben steht auf dem Spiel — und darum sollten wir uns zweckmäßigerweife wohl lieber be kümmern, ehe es zu spät ist, ehe uns nur noch Schuld- ttagen auch auf diesem Gebiet aufzuwerfen bleiben. Aufgabe einer fruchtbaren, einer staat- und oolkerhaltenden Politik Muh «s sein, «S gar nicht erst bis zur Erhebung von Tchuldfragen kommen zu lassen, sondern herannahendes Unheil rechtzeitig zu erkennen und zu verhüten; dann «raucht man sich hinterdrein nicht darüber zu entzweien, wer »z verschuldet bade. Das Kind fall eben nicht in den Brunnen fallen. Ler Reichsaurschus» der deutschen Landwirt» Mast hat in eingehenden Verhandlungen mit sämtlichen landwirtschaftlichen Körperschalten Deutschland-, darunter auch solchen, die keineswegs im Gerüche agrarischer smteressepolitik stehen, die Lage unserer Ernährungswirt- Mst beraten und ist zu der Überzeugung gekommen, daß '«lprtige Maßnahmen notwendig.sind, wenn der drehende völlige Zusammenbruch noch aufgeyatten werden soll. Wer ungeheure Ernst der Lage hat den Reichsausschuß veran laßt, sich mit einer sorgfältig ausgearbeiteten Kundgebung an alle in Betracht kommenden Stellen zu wenden und ihnen ein Wirtichaftsprogramm zu unterbreiten, von dessen Einführung er die Weiterexistenz Ler deutschen Landwirt schaft und damit die Ernährung des deutschen Volkes ab hängig macht. Grundlegend ist der Ausgangspunkt der ganzen Eingabe: Bisher legte man den errechneten Bedarf der Gesamtbevölkerung den Anforderungen an die Land wirtschaft zugrunde, ohne dabei deren Erhaltung zu berücksichtigen. So kam es, daß die Produktions kraft der ' landwirtschaftlichen Arbeit, statt planmäßig gesteigert zu werden, immer mehr zurückging, mit dem Erfolg, daß jetzt nicht einmal mehr soviel geleistet werden kann, wie noch in den schwersten Kriegsjahren für die Volksversorgung hergegeben wurde. Stur ein schleuniger Wiederaufbau, insbesondere der völlig zugrunde gerichteten Viehwirtschaft, kann eine einigermaßen ausreichende.Sicherstellung der Ernährung in den nächsten Jahren herbeiführen. Gefordert wird deshalb an erster Stelle, daß statt der bisherigen Art der Bedarfsberechnung in Zukunft auszu gehen ist von der auf Grund sachverständiger Prüfung lestzustellenden Leistungsfähigkeit der Betriebe. Der Fehlbetrag ist aus dem Auslande zu beziehen. Es wird darauf hingewiesen, daß die Brotversorgung während des ganzen Winters schon jetzt als gefährdet gelten muß. daß auch für ausreichende Kartoffelbelteferung keine Wahr scheinlichkeit mehr besteht, und daß die Fleischoersorgung bereits vollständig zusammengebrochen ist. Die Anliefe rung von Vieh gemäß der Umlage durch die Reichsfleisch stelle versagt allerorten ganz und gar, während Fleisch ohne Marken überall zu Haden ist. Helfen kann, nach der einstimmigen Überzeugung der hinter dieser Eingabe stehenden landwirtschaftlichen Körperschaften, nur die Er setzung der bisherigen Zwangswirtschaft durch die Lieferung auf Grund tatsächlicher Leistungsfähigkeit. Unter Einhaltung dieses GrundsatzesGhätte die öffentliche Bewirtschaftung sich fortan nur noch auf die Brotoersorgung und allenfalls auf die Sicherung von Milch und Molkereierzeugnissen zu beschränken. Die Fleischbewirtschaftung dagegen, die ohnedies nur noch auf dem Papier steht, muß sofort aufhören, da die Landwirte durch die völlig sinnlos ge wordenen Strafoorschristen in der zweckmäßigen Bewirt schaftung ihrer Viehbestände gehindert werden. Das gleiche gilt sür die Zuckerbewirtjchastung, die uns nur einen un geheuren Rückgang der Anbauflächen gebracht und Deutsch land aus einem der ersten Ausfuhrgebiete zu einem Zuschußland für Zucker gemacht hat. Auch hier muß sofort gehandelt werden, weil jetzt die Felder für den nächstjährigen Anbau oorzubereiten sind. Ferner muß der Landwirtschaft ein größerer Teil des Brotgetreides als bisher zur besseren Ernährung der von ihr be- schäitigten Arbeitskräfte und zur Erstarkung ihrer Betriebe überlassen werden, nicht im Eigeninteresse der Beteiligten, sondern zur Hebung der Produktion, ein Gesichtspunkt, der unter der Einwirkung der Verbraucher wünsche bisher nur allzu sehr vernachlässigt worden ist. Ebenso ist bei der Einforderung der Kartoffeln zu ver fahren, während für Gerste völlige Freigabe gefordert wird. Bei Berücksichtigung dieses Programms der Sach verständigen wird der Reichsregierung die volle Unter stützung der Landwirtschaft zugesichert. Im andern Falle wird jede Verantwortung für das Scheitern unserer Volks ernährung und jede Mitwirkung bei der Durchführung der jetzigen Maßnahmen abgelehnt. Kein Zweifel, das ist da- letzte Wort der deutschen Landwirtschaft. Möge es ohne Parteileidenschaft ge würdigt werden, wie es ohne Unterschied der Parteien gesprochen worden ist. Hinäenburg unä Luäenäorff vor äem AnterfacblMgsausfcdulZ. Einspruch eines Sachverständigen- Als der Vorsitzende dabei bleibt, diese Dinge gehörten nicht zur Sache, und bittet, Meinungsäußerungen zu unter lassen und sich auf Tatsachen zu beschränken, fuhrt Sachver ständiger Professor Dietrich Schäfer aus: Der Ausschuß hat diesen Beschluß einstimmig gefaßt. Als Sachverständiger fühle ich mich verpflichtet, festzustellen, daß ich dabei nicht mitgewirkt habe- Wenn die Entscheidung darüber, was ein Werturteil ist, einer einzelnen Person, also hier dem Vor sitzenden, überlasten bleiben soll, so kann ich das nicht als em Verfahren anerkennen, wodurch die volle Wahrheit ans Licht gebracht wird. Es kann um Werturteile nicht völlig herum gegangen werden. Ich erbebe als Sachverständiger Einspruch gegen diesen Beschluß deS Ausschusses. . . Vorsitzender Abg. Gothein: Die Sachverstandrgen haben selbstverständlich bei den Beschlüssen des Ausschusses nicht mitzuwirken. Professor Schäfer ist über seine Befugnisse völlig im Irrtum, wenn er betont, er könne den Beschluß nicht anerkennen. Wenn er glaubt, nicht in der Lage zu sein, gegenüber dem einmütigen Beschlusse des Ausschusses nutzu wirken, so steht es ihm frei, fein Amt als Sachver ständiger niederzulegen. Ich muß aber Verwahrung einlegen, daß ein Sachverständiger, der lediglich als solcher hier mitzuwirken hat, die Tätigkeit des Ausschusses in dieser Weise kritisiert. . , Professor Schäfer: Ich muß meinerseits feststellen, daß der Sachverständige dazu La ist; mitzubelsen, die Wahrheit anS Licht zu bringen. Nach meiner Meinung ist das unmög lich, wenn in dieser Weise von einer Person bestimmt wird, was ein Werturteil ist oder nicht. Der Sach verständige muß auch hierbei mitwirken können. Ich befinde mich nicht in einem Irrtum, sondern der Vorsitzende. Ich be darf keiner Belehrung darüber, daß ich bei den Beschlüssen des Ausschusses nicht mitzuwirten habe. Vorsitzender Gothein: Gegenüber diesen sehr merk würdigen Äußerungen des Sachverständigen wird sich der Ausschuß zur Stellungnahme zurückzieden. Der Ausschuß zi-ht sich zur Beratung zurück. Die Befugnisse der Sachverständigen. Nach dreiviertelstündiger Beratung verkündet der Vor sitzende folgenden Beschluß des Ausschusses: „Der Sachver- ständioe bat kein Reckt. Kritik an dem Verfahren zu üben oder Beschlüssen des Ausschusses und Anordnungen des Vor- sipenden zu widersprechen. Soweit die Äußerung des Pro fessor Schäfer eine solche Kritik und einen solchen Widerspruch enthält, wird sie hiermit gerügt. Dieser Beschluß ist mit allen gegen eine Stimme gefaßt worden. Dagegen bat der Aus schuß einstimmig beschlosten: Ler Sachverständige hat das Recht zur Aufklärung des Tatbestandes Anregungen zu neben und Vorschläge zu machen, sowie Fragen zu stellen. Lie.es Recht kann und soll nicht beschränkt werden." General Ludendorff zum Friedensangebot. Ludendorff fährt nun fort und berichtet: Im September 1916 trat der Reichskanzler an uns mit dem Gedanken einer Friedensvermittlung durch Wilson heran. Wir stimmten zu. Ich weiß noch heute, mit welcher Spannung, aber auch mit welcher Skepsis wir warteten, ob Wilson wirklich den Frieden vermitteln würde. Als nichts kam, waren wir nicht überrascht. Auch als der Reichskanzler das Friedensangebot der Mittelmächte vorschlug, machte» wir loyal mit. Der mili tärische Schaden, der durch unser Angebot geschaffen werden konnte, wurde nach Möglichkeit überwunden. Das Friedens angebot wurde erst nach der Einnahmevon Bukarest und nach der AnnahmedesHilfsdienst§esetzes veröffentlicht. Wirbefandcnuns auch hier im vollste» Etnvcruchmen mit dem Reichskanzler. Über die Wirkung des Angebots dachten wir sehr skeptisch. Der Generalfeldmarschall und ich waren in Übereinstimmung mit dem Cbef des Admiralstabs entschlossen, im Februar 1917 auf d m uneingeschränkten U-Boot-Krieg zu bestehen, falls unser Friedensangebot abgelehnt werden sollte, da wir bis ckahin Truppen aus Rumänien gegen Dänemark und Holland zur Verfügung haben würden, wenn diese Länder durch England in den Krieg gezogen würden. Der Zeuge kommt dann auf die Lage im Dezember 1916 und die Erschöpfung der Truppen. Wir mußte» etwas tu», wenn unser Friedensangebot keinen Ersel» haben sollte. Nun besaßen wir nach dem Urteil der Marine in dem verschärften U-Boot-Krieg ein entsprechendes Kriegsmittel, das anzuwenden dem deutschen Heer und dem deutschen Volk gegenüber eine Pflicht war, wenn das Friedensangebot nicht angenommen wurde. Am 8. Dezember gaben wir dem Reichskanzler gegenüber unserer Ansicht nochmals Aus druck und bezeichneten Ende Januar 1917 als den Zeitpunkt für den Beginn des uneingeschränkten U-Boot-Krieges. Ludendorff ist der Ansicht, daß unser Friedensangebot als Schwäche gewirkt habe. Die Oberste Heeresleitung habe nach Pflicht und Gewissen die Politik der Reichsregierung nach außen unterstützt. Der Zeuge sagt einiges über die damaligen Zensurverhältnisse und meint, daß die Fiktion aufrecht erhalten würde, wir hätten keine politische Zensur. Wir wären froh ge wesen, wenn man sie den militärischen Stellen abgenommen hätte, aber wir hatten damit kein Glück. Aus eigener Er fahrung kann ich mitteilen, daß die Oberste Heeresleitung mit Sachen betraut wurde, die eigentlich nicht ibres Amtes waren. Auch hier ist behauptet worden, wir hätten uns um viel zu viel Dinge gekümmert. Nun, als die Hetzereien u«d Wühlereien der Unabhäugigc» tm Heere und in der Marine . . . Vorsitzender Gothein: Ick bitte derartig scharfe Wert urteile zu unterlasten. —Ludendorff: Was ist ein Werturteil und eine Tätliche? Vorsitzender Gothein: Sie fällen ein verletzendes Urteil über die Haltung einer Partei. Dieser Ausschuß ist wie die Nationalversammlung aus allen Par teien zusammengesetzt und ich habe als Vorsitzender die Pflicht, sämtliche Mitglieder zu schützen. — Ludendorff: Ich habe hier einen Eid geschworen und komme, wenn ich das nicht sagen darf, mit meinem Gewissen in Konflikt. — Vorsitzender Gothein: Der Eid verbietet nur die Verschweigung von Tat sachen, nicht von Urteilen. —Ludendorff: Ich verrichte, hierauf zu erwidern. General Ludendorff spricht nun weiter über die russische Propaganda in Deutschland, die schweren Verluste bei Verdun, worauf der Vorsitzende erklärt, das gehöre erst zur zweiten Frage. Waren der Obersten Heeresleitung die Gegengründe gegcn die Eröffnung deS uneingeschränkten U-Boot-Krieges, wie sie sich insbesondere aus den Aussührunaen der Unterstaa s- fekretäre Haniel und Albert ergeben, bekannt? Aus weichrn Gründen bat die Oberste Heeresleitung die Gegenaxünde nicht als stichhaltig anerkannt. Es kommen ein« Anzahl daraus bezüglicher Schriftstücke zur Verlesung und der Vorsitzende verliest nun auch die folgenden Frage» drei bis sechs. 3. Aus welchen Gründen nahm die Oberste Heeresleitung, wie sich aus dem Telegramm Hindenburgs vom23. Derem er 1916 an den Reichskanzler ergibt, an. daß der Friedensappell Wilsons vom 21. Dezember 1916 durch England hervorgerufin sei und nicht auf die von der Reichsleitung angelegte Frieden - aktion WilsonS zurückgehe? 4. Waren der Obersten Heeres leitung die einzelnen Stadien der Wilsonaktion bekannt, waren ihr insbesondere am 9. Januar 1917 die Berichte deS Grafen Bernstorff vom 21. Dezember bis 9. Januar be kannt? 6. Hat die Oberste Heeresleitung angenommen, daß England bis längstens 1. Juli 1917 zum Frieden ge zwungen werden könne, wie dies in der Denkschrift des Admiralstabes vom 22. Dezember 1916 in Aussicht gestellt war? 6. General Ludendorff berichtet in seinem Buche, daß am 29. Januar 1917 bei der Besprechung im Hauptquartier von feiten der Reichsregierung ein Aufschub des Beginns des uneingeschränkten U-Boot-Krieges nicht gefordert worden sei, während Herr v. Bethmann Hollweg in seiner Aussage vor dem Untersuchungsausschuß betont hat. er habe eine solche Forderung gestellt. Wie erklärt sich dieser Widerspruch? Nacy einer Bemerkung deS früheren Kanzlers Bethmann, zwischen Ludendorff und ihm habe kein Widerspruch bestanden in bezug auf die vom verstorbenen Admiral Holtzendorsf erklärte Unmöglichkeit, den U-Boot-Kriea nach dem Bernstorff- fchen Telegramm auszuhalten, sagt der Vorsitzende, es könne somit auf Lie Beantwortung der sechsten Frage verzichtet werde«. Hixdenbura stellt fest: Für die Oberste Heeres leitung wäre« lediglich die Erklärungen des Reichskanzlers maßgebend. Ludendorff fährt dann fort, daß er nach der Niederlage von Verdun das Telegramm abgesandt Ham, er sei der Überzeugung, nunmehr müsse der U-Boot-Krieg mit aller Schärfe einsetzen. Das verstümmelte Telegramm der Obersten Heeresleitung. Abg. Schücking verliest hierauf ein Telegramm des Herrn von Lersner au daS Auswärtige Amt, wonach Hindenbma erklärt: „Ich halte das Wilsoniche Angebot sür von England hervorgerufen, wir können aus nationalen Gründen in Rück sicht auf unsere starke militärische Position jetzt nicht darauf eingehen Offiziere und Soldaten erwarten den rücksichtslosen Einsatz aller Kräite." General Ludendorff stellt seit. Katz uier
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