Suche löschen...
Wilsdruffer Tageblatt : 24.04.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192004247
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19200424
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19200424
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-04
- Tag 1920-04-24
-
Monat
1920-04
-
Jahr
1920
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 24.04.1920
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
oer Bllcher führt, sondern evenso ver AngeyeMe uno rrrvener, der mit seinen Kenntnissen und seiner Arbeitskraft Handel treibt, und der kleine Handwerker und Krämer, dem das Gesetz den Titel Kaufmann nicht zugesteht. Man mache sich doch einmal klar, waS diese Forderung der Rückwirkung bedeutet. Nehmen wir zunächst ein Bei spiel au- dem Großgewerbe: wenn etwa Ende März eine Bereinigung von Tuchherstellern ihre Preise um 40 er höht und gleich so festlegt: diese Preiserhöhung müsse für alle Lieferungen seit Mitte Januar nachgezahlt werden, so heißt daS doch nicht- anderes, al- baß z. B. der Schneider eigentlich gezwungen wäre, an den Künden, für den er zu Anfang Februar auS dem damals bezogenen Stoff einen Anzug hergestellt hat, wa» ja heute fast stet- gegen sofortige Zahlung oder gar gegen Vorausbezahlung geschieht, noch eine neue Rechnung zu schicken, die um schätzungsweise ein Viertel de» ursprünglich bezahlten Betrage- ml-kommen würde. ES bedarf nicht der Betonung, daß der Käufer dieses Anzuges wohl büchst erstaunt sein und die Forderung einfach ablehnen würde. Nun tut aber eine Urbeitergruppe das gleiche, meinethalben die Schneidergesellen. L» Segt auf der Hand, daß sich dadurch die Berech- nungsgrundlage für den Schneidermeister nachträg lich ganz ebenso tiefgreifend ««rändert, und daß er eigentlich mit einer ebensolchen Nachforderung, wie vorher geschildert, hervortreten müßte, denn da» ist da» Bedeut same bet den Wirkungen gerade solcher Forderungen: der Fabrikant und wohl auch der sogenannte Grossist wird in den meisten Fällen in der Lage sein, die so geforderten Be träge in irgend einer Form von seinen Abnehmern sich ver güten zu lassen. DaS ist aber mit seltenen Ausnahmen bei der letzten in Betracht kommenden Stelle, dem einzelnen Kaufmann und dem Handwerker eben nicht der Fall. Er steht sozusagen zwischen Baum und Bock. Den Nach forderungen seiner Lieferer kann er sich nicht entziehen, denn er läuft sonst Gefahr, daß »ran ihm die Lieferung sperrt: er selbst aber ist kaum je in der Lage, Nachforderungen zu stellen und wird also durch diese» ganze Unwesen zu einer „Kalkulation" erzogen, die solche Zufälligkeiten von vorn herein in Rechnung stellt, also: die Preise unnütz verteuert. Der letzte Urgrund diese» al- unanständig zu bezeich nenden Verhaltens weiterer Kreise ist natürlich wie stet- daS Machtbewußtsein und daS Gefühl der Unentbehrlichkeit, denn es gibt keine unorganisierte Unterbietungen mehr beim Ar- bester und Angestellten. Das Heilmittel gegen die Nachforderungen des Fabri kanten liegt in den Verhältnissen selbst. Es kündigt sich bereits jetzt ein Wanken im PretSgebäud« an, da» mit diesen geschilderten Auswirkungen sicherlich aufräumen wird. Mit dem Arbeiter und Angestellten liegt die Sache etwas anders. Man kann angesichts der noch immer wachsenden Teuerung seine Forderungen noch nicht einmal von vornherein als unberechtigt abtun, aber er soll sich doch klar machen, daß er nicht nur Erzeuger ist, sondern in mindestens ebenso hohem Maße Verbraucher, und als solcher von den üblen Folgen der Nachforderungsmanter aufs schwerste betroffen wird. So werden andere Bedingungen auch erfüllt sein müssen, ehe wir zu günstigeren wirtschaftlichen Verhältnissen kommen. Eine der wichtigsten Voraussetzungen ist zweifellos, daß die Forderungen nach rückwirkender Kraft von Lohn- und Preis erhöhungen wieder dorthin gesteckt werden, wo sie hin gehören: in das Museum kaufmännischer Preisunmäßigkeit. Aoch eine Belastung der Zeiiungsn. Die neuen Postgebühren. Den ohnehin schwer gefährdeten Zeitungsbetrieben soll durch die geplante Postgebührenordnung die Lebensmöglich keit noch mehr eingeengt werden. Nach den bisher geltenden Postbestimmungen war eS jedem, der die Zeitung durch die Post bezog, freigestellt, je nach Belieben sich seine Zeitung vom Postamt abzuholen oder sie sich durch Len Postboten ins Haus bringen zu lassen. Ließ er sie sich ins HauS bringen, so mußte er dafür ein Bestellgeld zahlen. Jetzt ver langt nun die Post, daß der gesamte Gebührenbetrag, ganz gleich, ob der Besteller seine Zeitung abholt oder nicht, vom Verleger bezahlt wird. Die Post kassiert also das ganze Abonnementsgeld ein und kürzt die gesamte Zustcllungs- aebübr von dem Betrage, de« der Verleger erbält. Di Zeitung uns nicht oer Empfänger hat also nicht nur öle Kosten der Lieferung an die Post am Verlagsock d«S Abonnenten zu zahlen, sondern auch die Vergütung für den Weg des Postboten vom Postamt in die Wohnung deS Beziehers, und zwar ganz gleich, ob der Abonnent sich die Zeitung selbst mit seinen Briefe« und sonstige« Postsachen vom Postamt abholt oder abholen läßt. Die Erleichterung, die für die Post darin lag, daß ein Teil, insbesondere der länd lichen Abonnenten, sich seine Postsachen selbst holte und dadurch der Post Arbeit ersparte, wird mm in Zukunft selbst verständlich auch tn Fortfall kommen: denn wenn die Zu stellung den Abonnenten nichts kostet, wird er sich hüten, den Weg zur Post selbst zu mache». Es ist unbedingt not wendig, daß diese drückende Bestimmung noch Wanderung erfährt. pottMcke KunälckLs. -t- Das Nutzr-ebiet uvch nicht KeräLmt. Me Entente kommission. die daS Ruhrgebiet besucht hat, erklärt in ihrem Bericht, daß die deutschen Truppen daS Gebiet noch nicht geräumt hätte» und auch noch nicht daran dächten, dort wegzuziehen. Wohl hätten Lruppenverschiebungen statt gefunden. worüber Nachrichten verbreitet wurden, als seien die Reichswehrtruppen abgezogen. Die Kommission habe besonders festzustellen versucht, wo sich die großen Kriegs- materialbestände befänden, doch seien nirgends in den Depots große Menzen diese» Materials angetroffen worden. Man nehme cm, daß das Material versteckt gehalten werde, damit eS nicht cm Lie Entente zur Ablieferung komme. Die Kommission empfiehlt, daß die unmittelbare Auslieferung deS Material» bei der deutschen Regierung dringend ge ordert werde. * Die „mrbegräuvete«" Beschwerde» der Ober- schleficr! Der Rat der Alliierten in Part« hat in einer neuen Sitzung seine oberschlestschr Plebtszitkommisston in ihrer rechtswidrigen Haltung bestärkt. Er gibt bekannt, daß die gegen die Tätigkeit der Interalliierten Kommission und gegen die Haltung der franzüstscheu Militärbehörden tu Ober- schlefien gerichteten Beschwerden einstimmig für unbegründet erklärt worden feien. 4- BerschSrfte Vrenzüberwachnng. Der neu geschaffene Posten für die Überwachung der Ein- und Ausfuhr wird demnächst besetzt werden. Ls besteht die Absicht, den bis herigen ReichSkommiffar für die Fischversorgung, o. Flügge, mit dieser Stelle zu betrauen. Die Aufgabe des Reichs beauftragten soll es vornehmlich fein, die „Löcher" im Westen, Osten, Süden und Norden zu stopfen. Günstige Aussichten in Oberschlesien. In einer polnischen Vertrauensmännerversammlung wurde feftgestellt. daß von 223S Wstimmungsbezirken nur 945 eine Mehrheit für den Anschluß an Polen bringen würden, während in mehr als 1900 Wstimmungsbezirken eine sichere Mehrheit für daS Verbleiben bei Deutschland sei. Auch Korfanty gab ohne weitere» zu, daß die Lage für die Polen bei der Ab stimmung nicht günstig sei. Er trat sogar für eine gewisse Autonomie Oberschlesiens ein, obgleich der Anschluß an Polen erstrebenswert sei. * Deutsche al- englische Offizierbnrschen? Im eng lischen Unterhaus fragte ein Mitglied, ob eS Tatsache sei, daß einige englische Regimenter im Rheinland so geringe Bestände hätten, daß deutsche Zivilisten Kompagnien zu- geteilt würden, um als Offizierburschen, Schreiber usw. zu dienen. Churchill erwiderte, er habe Bericht eingefordert. Frankreich. X Bornearä gibt England die Schuld am Kritgs- ausibruch. Der frühere Präsident Poincar« hat während der letzten Wochen Artikel veröffentlicht, um jede Schuld am Ausbruch des Krieges von Frankreich, also auch von sich selbst abzuwälzen. In seinem letzten Artikel, der im „Matin" erschienen ist, beging er die Unvorsichtigkeit, gegen die englische Regierung vom Juli 1914 den Vorwurf zu er heben, daß sie durch eine energische Vorstellung in Berlin den Krieg vielleicht hätte verhindern können. Diese Inter vention sei jedoch ausgeblieben. Deutsche Miloualveksammlung. lios. Sitzung^ es. »rrli«, LS. AprL. Die Fülle ersetz,eberischen Stosse», Li« noch zu «ledig«« ist, soll in einigen Tagen bewältigt werden. Die parla mentarische Maschine arbeitet daher jetzt mit Bolldampf. Uxtsc Len geschäftlichen Mitteilungen, mit denen die heutig Sitzung «öffnet wurde, befand sich die Erwähnung ein«» Gesuche- LeS Reichsminister» de- Innern um Genehmigung zur Ein leitung Les Disziplinarverfahren- ,e,en den Dbg. Mar ehrt von der deutschen VolkSvartei wegen d« Beschuldigung sein« Beteiligung an Lem hochverräterischen Kapp-Unternehme». Der Antrag wurde dem GeschäftSordnungkauSschuß überwiesen. Der erste Punkt der Tagesordnung, den: man sich hierauf ruwandte, bestand in einem Antrag dek Wohnullgsaus- schusses auf Errichtung von BergmannSwobnungen. Nach einigen Lu«einand«!etzungen wurde beschlossen, dir Wobmmg-- fürsorge auch auf den Kalibergbau auSzudehnen. und dis Mittel au» den LuSlandküberpreisen zu nehmen. Das Gesetz üb« Maßnahmen zu dem Wodnungtmangel wurde d«W Wobmingsau-schub überwiesen. Hieraus begaun die zwei» Leiung des «erchswahlgesetzeS. Der VerfaffungsauSschuß hat die »Lgeänderte Regk- rungßvorlage einstimmig angenommen. Danach wird auf L06Ö0 abgegebene Stimmen ein Abgeordneter entfallen. Die Lsahlkretle öecken sich im allgemeinen mit den bisherigen. Diejenigen Wahlkreise, die geographisch oder geschichtlich iammengehören, sind zu WahlkreiSoerbänden zulammengefaßt. Innerhalb eine» WahlverdandeS können Vorschläge für ve»° bunden erklärt werden, sofern sie sich derselben Reichswahllist« »«rechnen. überzählige Stimmen auS den Wahlkreisen werden bet Listenverbinduna imWadlkreiSo«dand derjenigen List« »ugeteilt, die die meisten überzähligen Stimme» bat. Ulte wetteren Rechte gebe» auf die RetchSlifte. Hat eine Lifte inner bald einet WablkreiSverbandeS in keinem Wahlkreis L0000 Stimmen «zielt, so kann dieser Liste auch infolge Ler Ltstenoecbmdung kein örtlicher Abgeordneter »ugetetlt werde». Die Stimmen gehen vielmehr auf die ReichSltste. Auf Gr»«L Ler ReichSltste ab« dürfe» keine Gruppen mehr Sitze «v- halten, al» sie insgesamt tn den einzelnen Wahlkreisen er halten hat. Dadurch wird verhindert, daß kleine Gruppe», die nirgend» im Reiche über eine grüß«« Laül vo» Anhänerrn verfügen, in den Reichstag kommen. Der Reichsminister deS Innern Koch begründete die Vor lage mit kurzen Worten. Ich hoffe, bemerkt« er, daß Ler Wahlkampf nicht vergiftet wird mit der vebauptung. bi: Koaiittonsparteien hätten versucht, durch Wablichtebungeu sicsi an Ler Macht zu «haften. Der einstimmige Beschluß deS Wahlausschusses macht diese Behauptung zunichte. Alle Mängel deS LerhäUntswahlsystemS sind durch den neuen Ent wurf nicht beseitigt. Immerhin bat diese« System große Vo». »age vor b« Meyrhett-wahl. Er ist angeregt worden, öte Zahl der Reichstassabgeordneten zu vermindern. Tatsächlich ist aber der Deutsche Reichstag eines der kleinsten Parlamente der Welt. Leider sind Vie «nsien Gefahren, die ein früher Wahltermin für unsere Volksabstimmung hat, nicht hinreichend gewürdigt worden. DaS Getöie deS Wahlkampfe» kann die nationale Einheitsfront in den Abstimmungsgebieten stören, wir hoffen aber, daß daS laute Bekenntnis zum Deutschtum tn jenen Gebieten nicht durch den Wahlkampf leiden werde. Ich will die Wahlen leiten, aber nicht machen. Die Aussprache. Abg. Tchmidt-Sachieu (Soz.) erklärter Man hat sich in früheren Zeiten oft geschämt, ein Deutscher zu sein, wenn man gesehen nat, mck welchen niederträchtigen Mitteln von üen wuticbaftlich Stärkeren Stimmenkauf getrieben wurde. Der Gesetzentwurf strebt eine Beseitigung dieser Mängel an, die bei der letzten Wahl in die Erscheinung getreten sind. Wen« nicht alle Mängel befestigt sind, so trägt die Kürze der Zeit hieran die Schuld. Die Verantwortung hierfür trifft die Parteien, die durch wüste Wahlagitationen Lie Lebensdauer der Nationalversammlung verkürzt haben. Jedenfalls kann uch der vorliegende Gesetzentwurf irr alle» Kulturländern sehen lassen. Der Abg. Brodmrf (Dem.) erklärte ebenfalls sein Ein verständnis seiner Partei mit der Fassung de« Ausschusses. Der folgende Redner war der Abg. Eichhorn (U. Soz.), der gleichfalls dem Entwurf zustimmte. Dann sprach der Abg. Dietrich (Deutschnat. Vp.), der seine Partei gegen den Borwurf verwahrte, daß ne die Wahlen bis zum Herbst hab« hinausschteben wollen. Adg. Kempkes (Deutsch« Vp.) war gleichfalls mit der Vorlage einverstanden. Abg. Waldstein (Dem.) wandte sich gegen die vom Abg. Dietrich abgegebene Erklärung, indem er die Vorgänge im Ausschuß eingehend schilderte. Nachdem noch her Sba. Dr. KleitS-r tKtr.1 die Vie Tochter Oer veimstlolen. 41) Kriminalroman von A. Oftland. alte Mann seufzte. Felix lächelte spöttisch/ s.Sehr", sagte er. „Aber daran liegt ja nichts!" fuhr der Freiherr Ls« alrtlgend fort, „du bist dein eigener Herr. Mache, was du willst. Nur lasse mir Frei Er ist mir immer, als ge bürte sie am allermeiste» zu mir.«* Felix unterbrach ihn. „Wirst du auch noch so denken, wenn ich dir sage, Laß dieses »liebe, sanft« MädcheM hinter unserem Rücken »In Verhältnis hat mit deinem Neffen Walter?" »Ein Verhältnis?" Der alte Herr und Olga hatten zugleich das Won hervorgestoßen. Olga war aufgesta«d«n, zitternd an allen Gliedern. Sie hatte es ja längst gewußt, daß die beiden sich liebten. Aber es war doch alle» ss aussichtslos. Walter würde kaum den Mut finden, diese Liebelei in Ernst zu verwandeln. Und solange dies nicht der Fall war, so lange lebte in Olga« Seele trotz allem eine ganz leise, unsichere Hoffnung. Vielleicht gelang es Walter durch einen Zufall noch, sich zu rechtfertigen. Vielleicht — vielleicht — Himmel! Was hofft man alles, wenn man jung ist «»d heißes Blut in den Adern hat, und wenn man liebt? „Jawohl: ein Verhältnis!" wiederholte Felix. „Ich — ich habe die beiden beobachtet. Sie treffen sich heim lich, trotz des Unwetters, droben im Walde. Jawohl!" Er sah höhnisch auf Olga. „Und dann nimmt er sie in Lie Arme und küßt sie und gibt Ihr tausend Schmeichel; »amen . . Der alte Freiherr hatte sich setzt auch erhoben. -.»Und was ist da eigentlich hier unrecht dabei?" fragte er ruhig. „Walter ist unschuldig, daran glaube auch ich fest. Ich habe ihm längst jeden Verdacht heimlich abge beten. Und wenn Fee ihn liebt — nun, dann soll sie ihn heiraten! Sie verliert ja dann freilich die Mühle und das Geld des alten Großmann. Aber Walter soll seine Stelle behalten, das junge Paar bleibt hier, bei mir. Später, wenn der Bahnbau fertig ist, ziehe ich mit ihnen. So seid ihr jeder Sorge um mich enthoben. Und da ihr ohnehin so reich seid, braucht ihr ja mein bißchen Privatgeld einmal nicht. Ich testiere es den Kindern — ja — das tue ich —" „Voter l" Felix von Richting war jäh aufgesprungen. Ein bös- ärliger Zug trat in sein Gesicht. „Later! Das dulde ich nicht! Nie! Das darf nicht sein! Ich — ich kann es nicht ertragen." Er lab auf und nack Olaa. Und »um ersten Mals waren sie einig, da; sah « sofort. Sie stand da, die Beute einer ungeheuren Aufregung, zitternd, hilflos. „Ach!" sagte er voll Spott, der aber sehr bitter klang. „Auch du kannst de» Gedanken nicht ertragen! Nicht wahr, Olga?" Er blickte sie mit offenem Hohne an. „Soll«» sie glücklich werden, die beiden?" fragte er halblaut. Da sah sie ihn an mit «knrrn Blick voll tiefster Qual. „Nein!" schrie si« heraus. Es war, als sträube sie sich gegen La» Wort, aber ihrs Leidenschaftlichkeit siegte. Der slt« Kreitzerr bfiMe erstaunt mit seinen halb- »linden Augen »sn einem zum anderen. „Und ich tue doch, mas ich will", sagt« er ab schließend, schon im Hinausgehen. Dis ZurückbleiLsnden starrte» khm nach. „Olga", Felix' Stimme klang fast heiser. „Olga, willst du dich selber überzeugen, daß ich die Wahrheit sprach? Dann mache doch die Prob«! Du kannst ja so famos jede Schrift »achahmen! Und Walter» Schriftzüge sind ' leicht nachgemacht. Schreib «in Briefchen in Walters Na- men, bestelle Fee für morgen in der Abenddämmerung nach der Arbeikhütte zu ein«m Stelldichein! Und dann beobachte sie, ob sie geht oder nicht! Glaube mir's: sie folgt dem sermsintlichen Ruse, und wenn es ihre Selig keit gilt; denn diese zwei Mensche» lieben sich mehr — mehr al» du vielleicht begrasen kannst. Schreibe, Olga! Schreibe I" Es war Lie Stimme Ls« Versuchers, welche da lockte. Das blaffe Mädchen fühlte es «»hl. Und sie wußte es auch, daß sie nicht folgen fallt«. Noch einmal sträubte sich all ihr besseres Empfinden gegen ihn. Aber dann dacht« sie: „Warum soll ich es nicht tun? Ich habe dann end lich die Gewißheit! Und wenn Fee nach der Arbeitshütts geht, so folge ich ihr! Vor allen Leuten will ich das heimliche Verhältnis der beiden offenbaren. Dann ist das einzige dahin, was sie besitzt: ihr guter Name. Dann wird auch Felix' Vater seine Hand abziehen von ihr." Ganz unklar brausten und stürmten ihre Gedanken. Aber was dunkel ihr durch Gehirn und Herz tobte, dem lieh Felix von Richting beredte Worte. Er haßte Walter, das wußte sie. Aber jetzt sah sie es: er haßte auch Fee. Weshalb? Sie sann kaum darüber nach. Immer, feit langen Jahren, war Fee ihr überall da im Wege, wo sie allein herrschen wollte. Nun nahm sie ihr, nach der Liebe der alten Richlings, auch Walter! Nein! Sie nahm ihn ihr eigentlich nicht! Walter hatte ja selbst die Wahl gehabt! Olgas Gerechtigkeitssinn aestüttete doch nicht eine so ungeheure Selbfttüuschuva. Ab« der Versucy-r neoen ryr tvcck uno locrre. uno eine böse, stark» Macht l» ihr selbst zog st« förmlich MM Schreibtisch .. . In all« Welt! Wa, lag daran? Gl» tat es ... Ja — sie mußt« «» tun . . . Am Mittag de, andern Tages hielt F« «tnZettelchc» W der Hand, welche« «i» Wildhüterknab« im Schloss, »LgegeLen haben sollt«. Halb verwischt waren die Buch, staben, denn da, in dem feuchte« Kuvert verschlossen« Wirft schien t» d«n strSmend«« R«,e« -«komm«» zu fel» Yee erkannt« tau« «Valter» Schriftzug». „Ich bi» trank. Komm z« mir. Ick «sack dich heut« g«gen si«h«» Uhr atzend, i» d« Ardeitrhütte." Ein« Mlnut« lang Lacht» Fe«, «i« sonderbar e, s«i, daß Walter ihr die» jcheeibe. Di« «rbettshück lag so ein sam und totserlssse«. Er hait« ja scho» mehrnwls direkt gebeten, nie dorthin z« kommen, ba er für ihre« Rus fürch tete, wenn di« einzelnen Arbeiter sie am End« entdeckten. Sie war überhaupt bloß zweimal mit ihm zussmmeng« troffen im Wald«, und immer hatte sich Doktor Huber i» der Nähe v«dorge« ^«halten. Freilich, da» letztemal war es ihnen vorgekommen, al, schleich« etwa« hinter ihneo oder neben ihnen her im Gebüsch . . . Fs« starrte «uf da» weiße Blatt. AR: Walter schrieb Lock hier, er sei krank! Er rief si», wi» er sie noch »i« gerufen! Er braucht« si«! Am Nachmittage wurde ba» Unwett« stärker. El»« Sturm setzte ein, prasselnd fiel der Regen nieder. Fe« lies nach der Mühle zu Huber. Der war ihr in dar letzten Zett wie ein Later geworden. In ihrer seelischen Einsaim- test klammert« si« sich förmlich an ihn. »Ich gehe!" sagte Fe« »«stimmt. „Und wenn Sie da gegen sein sollten, Doktor Huber, dann gehe ich allein. Er lst krank, und er braucht mich! Da lasse ich mich nicht haften, und wenn'» meine ewige Seligkeit gilt!" Er sah scharf prüfend nieder auf das Blatt iv stinerHaud. Irgend etwas daran kam ihm sonderbar ver dächtig vor. Aber er wußte nicht recht, was; denn dis Schriftzüge waren kaum mehr erkenntlich, da si« nur mit schlechter Tinte geschrieben und vMig verwischt waren. „Kindl" sagte Doktor Huber. „Ich kann Sie verstehen. Sie haben den Mann eben lieb! Aber was werden die Leute sagen? Kommt's herum, daß Sie bei Nacht und Nebel in die Hütte zu dem jungen Mann gegangen sind, dann wird der Müller das sofort benützen, wird einen Prozeß gegen Sie anstrengen — er lauert ;a bloß auf eine günstige Gelegenheit — und wird es durchsetzen, daß Sie das Großmannsche Erbe verlieren, auch wenn Sie Walter einmal nicht heiraten, und wenn es ihm gelänge, sich von dein Schuldverdacht zu reinigen. Denn dann battet dock ein Makel an Ihrem Namen."
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)