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Freitag den 18. Oktober 1818 ! 77. Jahrg ELM Der amtliche Teil befindet sich auf der 4. Seite sür »k Königliche Amishauptmannschast Meißen, für das -Im< - sowie sür das Königliche Vas WllsdruGer Tageblatt^ erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Zefitaqe, abends 6 Uhr für den folgenden Tag. / Bezugspreis bei SeM Druckerei »tcheuMch r. Pfg., "-na"!* ro P:g., r,10 durck unsere Auäftäg-r zuaeiragen menaili» SO PA., »lertcljuIMch r «r ^.r., bet den deutüden Pestanstalten vierteljährlich r,40 MI. -dn- Zuüellu»g-gebu!>.. «Ne paffanstatten, Pestbeten sewi- unsere «u^räger und Geschäftsstelle nehmen iederreit Bestestunaen entgegen. / Zm FaNe höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen der Detriebc der Zeitungen, der Oeseranten 'brr der Aerörderunqöeinrichtungen — hat der Dezicher keinen stlnspruch auf Piekerung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung deö Lt^ hat der Inserent in den obengenannten Fällen keine ^n^rü-h-, t-Nö die Zeitung verspätet, in beschränktem llmsange oder nickt er,ch-mt. E.nze^ Verkaufspreis der Nummer 10 pfa. / Zusthnst-n sind nicht p-rMH i° adeeNimn, sondern an den D-rlag, die «chrlstlcitung oder die «-lEästefte. / klnonyme Zuschriften bleibe» unberücksichtigt. / Lerliner Aertretung i Berlin SW.äS. Wochenblatt für Wilsdruff ^^HSZZssss und Umgegend. Erscheint fett dem Lahre 4844. meinsam^«n?.l?^ längeres Ziel, gerichtliche «inziehung, ge. memsame Anzeigen versch. Inserenten bedingen die Berechnung des Brutto-'^ei^i^ ausdrücklich oder stillschweigend glsarslllungsort Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff Forstrentamt zu Tharandt. Nr. 244 Heftige WWe WW gegen i>ie Lgssrogt gescheitert. NMMMWWMWWAM persönlicher Zchneiä, tteuäeutscher Mut sichern äem äeutschen Zlieger clen Zieg. Rittmeister Nittm hlsnfrect frkr.v IA6>tt>olen für LsinVaterlsnü gslslisn 21 Kprii ISIS Freiherr Manfred von Richthofen hat uns äies bewiesen. Zein Heläengeift lebt in uns äeutschen Rampffliegern fort un^ spornt uns an zu neuen l^aten, zum Miterringen äes Lnäsieges im vertrauen aufäie Hilfe äer Heimat. Die Antwort aus Washington.! Etwas muß man Herrn Wilson zugestehen: er fackelt nicht lange mit der Beantwortung der Noten, die ihm jetzt von der deutschen Regierung zugestellt werden. Am 14. Oktober empfing er durch Vermittelung des schweize rischen Gesandten die zwei Tage zuvor abgegangene Mit teilung aus Berlin auf seine berühmten drei Fragen, und noch an demselben Tage ließ er durch seinen getreuen Herrn Lansing seine Erwiderung auf dem gleichen Wege nach Deutschland zurückleiten. Er braucht also keinen Kongreß und kein Kriegskabinett zu befragen, es bedarf keiner umständlichen Beratungen und Besprechungen — der Präsident und sein Staatssekretär kommen zusammen und erledigen den Fall kurzerhand wie andere alltägliche Vorlagen auch, und die Sache ist — für die „freieste Republik der Welt" — bis auf weiteres erledigt. Ist das Nicht ein idealer Zustand? Aber freilich: so rasch die Antwort auch gekommen ist, ihr Inhalt ist so beschaffen, daß sie das Friedenswert nichts weniger als beschleunigen wird. Beim ersts» Eindruck muß man sogar sagen, sie scheine direkt darauf angelegt zu sein, weitere Verhandlungen einfach unmöglich zu macken. Dann hat Wilson oorhergesagt, er könne wegen eines Waffenstillstandes nur dann an seine Verbündeten herantreteü, wenn die Räumung der besetzten Gebiete zu» gesagt werde, so verweist er uns jetzt, nachdem diese Bedingung von der deutschen Regierung angenommen worden ist, an die militärischen Ratgeber der feindlichen Heere, womit unser Vorschlag einer gemischten Kommission wohl ohne weiteres als abgelebnt gelten muß; nickt ein mal der Ehre einer Erwähnung wird er für würdig er-, achtet. Statt dessen werden „absolute und befriedigende! Garantien" verlangt für die Aufreckterhaltung der heutigen' militärischen Überlegenheit der gegnerischen Streitkräfte im Felde, und selbstverständlich kommt in diesem Zusammenhangs die Forderung nach sofortiger Einstellung des U-Boot- Krieges. Also immer dieselbe Taktik: nichts gewähren, nickt die allergeringste Zusage machen, dafür aber den andern Teil schrittweise aus seiner eigenen Position herausmanövrieren, bis er sich auf Gnade und Ungnade interwerfen muß. Genau so ist Herr Wilson mit uns in dem endlosen Notenwechsel der Jahre 1915 und 1916 ver fahren. Damals zogen wir der Unterwerfung den Kampf auch mit der Neuen Welt vor. Und heute? Die Ent scheidung wird die deutsche Regierung zu fällen haben. Aber Herr Wilson ist mit seiner Kunst noch lange nickt zu Ende. Er hält es für richtig, unsere Kriegführung tu Wasser und zu Lande in der gröblichsten Weife zu schmähen, als verfügte er über die unzweideutigsten Be weise für seine widerwärtigen Anschuldigungen. Auch hier bleibt er nur sich selbst treu. Er hat immer schon mit den Greuelmärcken gearbeitet, die ihm von der zweck- und> sielbewußten Propaganda feiner europäischen Verbün-! beten geliefert wurden, in jeder gewünschten Art m d Aufmachung geliefert wurden, und was auch immer son deutscher Seite getan wurde, um diesen Eigen Verleumdungen den Boden zu entziehen, Herr Wilson stellte sich vollkommen taub und blieb dabei, baß wir Räuber und Mörder seien. So wird eS auch jetzt sicht das mindeste fruchten, wenn wir gegen seine neuesten empörenden Beschuldigungen mit der Waffe der Wahrheit »nzugehen versucken; er will ja gar nicht eines besseren belehrt sein, sondern er will uns die Stacheln feiner Skorpionen ins Fleisch hineintreiben, will unseren guten »nd ehrlichen Namen im Angesicht der ganzen Welt schänden, »nd er. will uns auf diese Weise in Len Schmutz ziehen, um dann um so leichter über uns triumphieren zu rönnen. Las find amerikanische Geschäftsmethoden, nichts weiter, denen mit sittlicher Entrüstung am wenigsten beizutommen ist. Nachher, wenn sie am Ziele sind, werden die biederen Dankees nicht lange mit dem Eingeständnis zurückhalten, daß die armen Deutschen in Wirklichkeit gar nicht so arge Sünder gewesen seien; man hätte sie während des Krieges mit Worten allerdings sehr übel mitgenommen, das hätte aber nun einmal so sein müssen — dafür könne man ihnen hinterdrein um so bereitwilliger Gerechtigkeit wider fahren lassen. So wird es kommen, nicht anders. So lange aber gekämpft wird, werden wir die feindliche Greuelpropaganda gegen uns nicht aus dem Sattel heben können. Am ausführlichsten fast beschäftigt sich Herr Wilson endlich mit der Frage der inneren Gewalten des Deutschen Reiches. Als hätte er niemals etwas von einer Monroe» doktrin gehört, als hätte er selbst sie nicht als die höchste und heiligste aller Staatsweisheiten gepriesen, nimmt er für sich dies Recht in Anspruch, das deutsche Volk zur Auflehnung gegen seine verfassungsmäßigen Staats einrichtungen aufzurufen. Er spricht zwar von der „heutigen" deutschen Regierung, beweist also damit, daß ihm die letzten Vorgänge in Deutschland völlig entgangen sind, aber „die Macht, die bis jetzt das Schicksal der deutschen Nation bestimmt hat", die hält er offenbar noch immer nicht genügend entrechtet, und das deutsche Volk, meint er, habe es in der Hand, dies zu ändern. Ohne das direkte Eingreifen des deutschen Volkes könne es zu keinem Frieden kommen. Auch hier verlangt er Garantien. Klare Entschieden heit, damit er und seine Verbündeten ohne die Möglichkeit irgendeinerTäuschung wissen,mitwem sie es zutun haben. Nun, auf diese Dreistigkeiten die richtige Antwort zu geben, ist ! gleichfalls Sache der Volksregierung, die bei uns jetzt die » Macht in Händen bat. Ihrem ausgesprochenen Vertrauen in seine Friedensliebe begegnet der Präsident der Ver einigten Staaten mit dem unbegrenztesten Mißtrauen, das sich denken läßt und das ja angeblich die hervorragendste demokratische Tugend sein soll. Unsere neuen Herren werden jetzt Farbe bekennen — hier gibt es kein Mund- spitzen mehr, hier muß gepfiffen werden. Wrtsons neuer Knegsruf. Was die Presse sagt. Wer aus der ersten Antwortnote des amerikanischen Präsidenten an die deutsche Regierung in hoffnungs- freudiger Stimmung die Möglichkeiten einer Friedens anbahnung in absehbarer Zeit herauswachsen sah, muß jetzt durch das zweite Schreiben in tiefe Enttäuschung verfallen. Enttäuschung, peinliche Überraschung und un verhehlter Zorn ziehen sich denn auch durch dis Erläuterungen der Zeitungen zu dieser Auslassung des Präsidenten. Diplomatisch vorsichtig sagt die Norddeutsche All gemeine Zeitung, die Beantwortung der amerikanischen Note erfordere natürlich eingehende Beratungen. Wie bisher, so werde sich die deutsche Regierung auch dabei von dem Geist der Versöhnlichkeit und dem Wunsche nach Beendigung des Blutvergießens leiten lassen. Die Kreuzzeitung dagegen lehnt die Wilsonschen Zumutungen ab mit den Worten: „Unsere tapferen Kämpfer sollen Gewehr bei Fuß stehen, um den letzten Streich unserer Gegner zu erwarten. Nein, Herr Wilson, ein deutsches Heer ergibt sich nicht ohne Kampf. Das wäre gegen die deutsche Ehre, für die wir kämpfen. Die Vorschläge Wilsons bedeuten den Untergang des Deutschen Reiches." Unerhört in aller Weltgeschichte, anmaßend im Ton findet die Tägliche Rundschau den Inhalt der Note. Man müsse dem Piäfidenten klar machen, daß die Deutschen noch keines wegs die Geschlagenen seien. Die Deutsche Tageszeitung erklärt, nun werde es klar, daß es Wilson weniger um den Weltfrieden an sich zu tun ist, als darum, seinen Völkerbund aufzubauen auf oer Vernichtung der Ehre und der Lebens möglichkeiten des deutschen Volkes. Die Weltgeschichte welle kein Beispiel von so großem Widerspruch zwischen Worten und Taten auf, wie es Wilson darstelle, meint Der Tag. Man könne an seinen so oft betretenen Idealismus nicht mehr glauben. Es habe beinahe den Anschein, sagt die Vossische Zeitung, als ob Wilson die unersättlichen Kriegshetzer und Miliiärvarteiler in England und Frankreich zufriedenstellen wolle. Auf diese Weise verlaffe der Präsident vollkommen den Boden, auf dem seine ganze Friedensaktion aufgebaitt war. Auch das Berliner Tageblatt konstatiert, daß durch Wilsons Worte der Friedensgedanke sich nach rückwärts be wegt habe. Wilson sei der Prophet von Recht, Versöhnung und Völkerglück. Und der Geist seiner Note sei der Geist des Machtwillens und der Gewalt. Und der Vorwärts richtet an Wilsons Adresse den Rat, den Bogen nicht zu Überspannen. Das deutsche Volk wolle dem Friedensgedanken Opfer bringen, es gebe aber Grenzen, die nickt überschritten werden dürsten. Die Germania siebt durch Wilsons Antwort einen Teil der Friedenshoffnungen zerstört, doch sei noch nicht iede Möglichkeit zu einer Verständigung zu kommen, ausgeschlossen- Unsere Regierung müsse nun, fordert.die Kölnische Leitung. - Aagen an Wilson richten und ihn bitten, sich Edlich in aller Deutlichkeit zu äußern, was er eigentlich wolle. Die Hoffnung aber, daß Verhandlungen mit diesem Manne dem Frieden naherbringen würden, müsse nach seiner neuesten Auslassung uni einige Pflocke zurückgesteät werden. Die. Kölnische Volkszeitung schreibt, das deutsche Volk abe» rmllfe erkennen, daß es nicht schwach werden dürfe, daß es noch seine ganze Lebensstärke und Mannhaftigkeit brauche, sei es trotz allem zu einem ehrenhaften Frieden, sei es zum letzten schilleren Kampfe um Freiheit und Leben. Die englische und französische KriegSprefse jubelt na- turlich, denn diese Antwort Wilsons bedeutet' die Zir» stimmung zu ihren Kriegszielen, die nicht Gerechtigkeit und Rechtsfrieden fordern, von denen so viel die Rede war sondern schonungslose Vernichtung und Zerstörung Deutschlands. Kundgebungen an den Reichskanzler. Halbamtlich wird mitgeteilt: Dem Reichskanzler sind von den verschiedensten Seiten telegraphische und brieflich» Kundgebungen zugegangen, in denen die Entschlossenheit zur Verteidigung des Vaterlandes ausgesprochen wird. Bei der großen Zahl dieser Kundgebungen ist es den, Reichskanzler nicht möglich, jede einzelne zu beantworten; er wünscht daher, die Absender auf diesem Wege davon zu unterrichten, daß er mit besonderem Danke von dem kraft voll zum Ausdruck kommenden Willen Kenntnis genommen hat, für das Vaterland in seiner schweren Zeit mit alle» Mitteln einzustehen. - Änderung des Kriegszustan-sgesehes. Berlin, 16. Oktober. Der heutige Reichsanzeiger veröffentlicht die nach stehende kaiserliche Verordnung: Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen usw. verordnen auf Grund des Gesetzes über den Kriegs zustand vom 4. Dezember 1916: Reichs-Gesetzbl. S. 1332 wird, wie folgt, geändert: 1. tz 1 erhält folgenden Abs. 2: Der Oberbefehlshaber kann Anordnungen mit ver bindlicher Kraft für die Militärbefehlshaber erlassen. 2. Es wird folgender tz 3 hinzugefügt: Der Obermilitärbefehlshaber trifft alle seine Anord nungen und Entscheidungen im Einverständnisse mit dem Reichskanzler oder dem von diesen bestellten Vertreter. Urkundlich unter unserer höchsteigenhändigen Unter schrift und beigedrucktem kaiserlichen Jnsiegel. Gegeben Großes Hauptquartier, den 15. Oktober 1918. (Siegel.) Wilhelm. Max, Prinz von Baden. Der Reichsanzeiger veröffentlicht ferner eine an den Reichskanzler und den Kriegsminister gerichtete Allerhöchste Order, in der bestimmt ist, daß die Militärbefehlshaber die Befugnisse, die ihnen auf Grund des in der Verord nung vom 3l. Juli 1914 erklärten Kriegszustandes zu stehen, nur im Einverständnis mit den von den Landeszentralbehörden bestimmten Verwal tungsbehörden ausüben dürfen. Kommt ein Einver ständnis zwischen den Militärbefehlshabern und der Ver waltungsbehörde nicht zustande, so ist unverzüglich die Entscheidung des Obermilitärbefehlshabers einzubolen. Mit der kaiserlichen Verordnung und dieser aller höchsten Order ist die Grundlage geschaffen, daß alle auf Grund des Belagerungszustandes ergehenden Anordnungen der Militärbefehlshaber nur in Übereinstimmung mit den zuständigen zivilen Verwaltungsstellen ergehen können, und daß ste letzten Endes unter die Verantwortlichkeit des Reichskanzlers gestellt werden. Wie entsteht -er Heeresbericht? Von einem militärischen Mitarbeiter. Wer nicht mittelbar oder unmittelbar einmal an der Entstehung des Heeresberichts mitgearbeitet hat, macht sich kaum einen Begriff davon, welcher riesige Nachrichten apparat dazu gehört, um Gefechtsergebnisse des Morgens schon in den frühen Nachmittagsstunden in der Heimat bekannt werden zu lassen. Auf ruhigen Wegen entwickelte sich dieser Vorgang in der Zeit des Stellungskrieges. Jeder Kompagnieführer wußte, zu welcher Zeit er seine Meldung über die Ereignisse der Nacht, über die Stärke des feindlichen Feuers, über Beobachtungen in den Nachbarabschnitten oder über Verluste an das Bataillon zu geben hatte. Bata'llon, Regiment und Brigade hatten wiederum ihrerseits festgesetzte Zeiten für die Weitergabe ihrer täglichen Meldungen. Das Gleichmaß dieses Werdeganges wurde zum ersten Male in gröberem Umfanae durckbrocken. als im Westen auf brsrten Fronten