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MMufferTageblatt Amts-! Königliche Amisgerichi und den Stadtrai zu Wilsdruff für die Königliche Amishauptmannschast Meißen, für das Ko.llreniami zu Tharandt sowie für das Königliche Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 28614. Fernsprecher: Amt WiltLruff Nr. 6. Wochenblatt für Wilsdruff und Ltmgegend. Erscheint seit dem Jahre 4844 Inserüonspr-Is pfg. für Vie 6-gespatten- Kerpuszeile »der deren Raum, Loialpreis Pfg., Rcttamen Pfg., alles mi! 0°/, Teuenmgözuschj«g. Zeiiraub und tabellarischer Sah mit ro-^ Aufschlag. Bei Wiederholung und ZahresumsLtzen entsprechender Rachlaß. Bekanntmachungen im amtlichen Teil snur o»n BehördenI die Spaltzcile SO Pfg. bez. 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Wir wollen mit offenem Ange die Lage überblicken. Sie ist ernst genug, Lie Probe, die uns allen gestellt, bitter schwer: Riesenangriffe deS Feindes auf allen Fronten mit der unerhörtesten Überlegenheit an Menschen und Material; bedeutende Erfolge in Palästina und Mazedo nien, schwere Bedrohung unserer Front im Westen, und im Innern die schwerste Krise, die seit Begründung des Reiches bestand, der Versuch der Varlamentarisierung. Sie wird jetzt, wills Gott, überwunden sein, der innere.vader.wird nun hoffentlich endlich schweigen und all unsere Kraft, all unser Wille, all unsere Energie muff sich nun nack auffen richten, um den Feinden standzuhalten, die schon triumphieren, weil sie meinen, der Bau deS Vierbundes müsse mit dem Abfall Bulgariens Zusammenstürzen. Was ist jetzt unsere Pflicht? Hoch den Kopf, die Zähne zusammengebiffen und jeder an seinem Posten das Beste getan! Flaumacherei war 1914 lächerlich, später wurde sie eine Sünde, jetzt ist sie ein todeswürdiges Verbrechen. Wer in der Heimat weiß denn, auch heute noch, waS wirklich Krieg ist? Verordnungen, Markenärger, Knappheit an fast allem, Preis steigerungen »nd Sorge und tiefe Trauer in »ielen Familien — gewiß, das all-S zusammen ist schwer und zeigt auch Ler Heimat, dich wir nicht mehr im Frieden lebest. Aber was Krieg ist, LaS wißt Ihr alle nicht, Ahr hier zu Hause. Ihr habt sie nicht gesehen, die gr«uenbafte, trostlose Wüste eines Landes, das der Krieg »on heute überwalzt hat. Ihr »ißt nicht, was es heißt, Tage und Wochen lang in Schmutz und Nässe zu liegen. Ihr kennt nicht den heulenden, pfeifenden, krachenden, brüllenden Tod, wenn er alle Schleusen gezogen hat, um mit seiner Sintflut von Schrecken und Verderben die Nerven und die Leiber unserer Wehr im Westen zu vernichten und zu Überstuten. Die aber, denen dieser Krieg, der wirkliche Krieg, zum täglichen Brot geworden ist, unser« Armee, sie steht beute wie »»r vier Jahren draußen in Feindes land, erhaben über alle Anerkennung, über jedes Lob, über jeden Dank; ein Volk von Helden, wie eS die Welt noch nie gesehen. Wohin es führt, wenn die Heimat durch ihren jämmerlichen Kleinmut dem Heere den Weg rinn Siege verlegt, daS haben wir jetzt aus dem Munde der leitenden Staatsmänner von England, Frankreich und Amerika ge hört. WaS wir von den Feinden zu erwarten haben, das zeigt das Beispiel Bulgariens, das man entwürdigt und entehrt hat durch Friedensbedingungen, die seiner Selb ständigkeit ein für allemal ein Ende machen würden. Auf Schonung und ehrenvollen Frieden haben wir nickt zu rechnen. Schwach sein ist für uns der Tod — Tod tür das deutsche Volk und Knechtschaft für jeden Deutschen. Die Schrecknisse der Jahre 1806 bis 1813 würden ver blassen gegenüber dem, was uns ein Frieden der Schwäche sein würde. Darum zeige deutsches Volk in der Heimat, daß Du Deiner kämpsenden Brüder wert bist! Es gilt die letzte Anstrengung, es gilt aber die Kraftanstrengnng aller! Wann könnte Deutschland je besiegt werden, wenn es einig ist. OiL^llmgestaltung der ReichsregienmH. Berlin, 3. Oktober. Der neue Reichskanzler Prinz Max von Baden hat den Wunsch ausgesprochen, daß der Reichstag so bald als möglich zusammentreten möge. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Sitzung, in der der neue Kanzler se n Kabinett oorstellcn und sein Programm entwickeln wird, bereits morgen, spätestens übermorgen statt finden. Die Dinge sind rasch in die Entscheidung gereift nach einem Kronrat, der unter dem Vorsitz, des Kasters gestern im Neichskanzlerpalais stattsand und an dem Reichskanzler Graf v. Hertling, Generalfeldmarschall v. Hindenburg, Prinz Max von Baden, Vizekanzler, v. Payer, Vize präsident des Staatsministeriums Dr. Friedberg, der Chef des Geheimen Zivilkabinetts v. Berg und. mehrere.Staats- seUetäre teilnahnwn. Die neue Regierung. Die Umrisse der. von den Mehrheilsparteien in Aus sicht genommenen neuen Regierung werden vom Vorwärts wie folgt gekennzeichnet: Reichskanzlei. Reichskanzlers Prinz Max von Baden. Vizekanzler: v. Payer. Staatssekretäre ohne Portefeuille: Scheidemann und ein Zentrumsabgeordneter.' Ein parlamentarischer Untcrstaatssekretär: Ein Sozialdemokrat. SLaatssekretariat des Äußeren. Staatssekretär: Einer von den drei vorgeschlagenen Diplomaten, die alle drei aus dem Boden des neuen Regierungsprogramms stehen. Zwei parlamentarische Uuterstaatssekretäre: Par ¬ teien noch unbestimmt. Retchsarbeitsaml (Neu). Staatssekretär: Ein Sozialdemokrat. Zwei parlamentarische Uuterstaatsfctretäre: Ein Fortschrittler und ein Zentrumsmann. Neichsamt des Zirnern. Staatssekretär: Ein Zentrums abgeordneter. Reichspreffeamt (Neu). Staa tssekretär: Erzberger (Zentr.) Zwei parlamentarische Unterstaatssekretäre: Kpn Fortschrittler und esti Sozialdemokrat. ReichswirLschaftsaurl. Staatssekretär (wie bisher): v. Stein. Ein parlamentarischer Unterstaatsselrctär: Ein Sozialdemokrat. Reichsschatzaurt. Staatssekretär (wie bisher): Graf Roedern. Ein parlamentarischer Unterstaatssekretär: Ein Zentr ums abgeordneter. Preußisches istaatsministerium. Sozialdemokratie, Zentrum und Fortschrittspartei stellen je einen Minister. Das „NeichSpreffeamt". ' Dem neu zu errichtenden NeichSpreffeamt sind zwei große Aufgaben zugedacht. Es fall einmal ein Propa- ganoätninisteriuM werden, dessen Fehlen im Hinblick auf die Propaganda der Ententemächte sich bei uns je länger je mehr fühlbar gemacht hat. Es soll aber zweitens auch die jetzt bei den^ einzelnen Reichsämtern bestehenden Presseabteilungen verschwinden machen und eine straffe Zentralisierung des Pressewesens der Regierung herbei führen. Aus der bisherigen Uneinbeitlichkeit, so wird er klärt, haben sich schwere Mißstände ergeben. Das neue Amt wird in erster Linie als Kriegsnotwendigkeit ange sehen. Das schließt aber nicht aus, daß es in die Friedens zeit übernommen und dann den gemachten Erfahrungen entsprechend ausgebaut wird. Mit Zensurfragen soll das Reichspresseamt nichts zu tun haben. Bulgariens Abfall. Von langer Hand vorbereitet. MoSkan, 8. Okt. Die „Jstwestija". das Organ des bolfche.wistisckeüZentral-Erekuttv- Komitees. veröffentlicht umfangreiche Doku mente über die Sevaratfriedensverhand- tungen der Bulgaren, die bereits im Jahre 1M7 uattgefunden haben. Nack der Angabe der „Jstwestija" füllt die geheime Korreipondenz zwischen der Entente und Bulgarien vier dicke Mappen. Wie die bisher veröffentlichten Dokumente ergeben, spielen bei den Separatfriedensverbandlungen aber nickt nur Malinow und sein Anhang, sondern auck Ser Zar Ferdinand und sein ergebener Diener Risow eine sehr merkwürdige Rolle. Ein Gedeimtelegramm des russischen Gesandten in Stockholm oom 26. Januar (9. Februar) 1917, Nr. 32, meldet einen plötzlichen Besuch Risows, der unter falschem Namen und mit falschem Paß nach Stockholm ge kommen war, um Beziehungen mit der Entente anzu- kuüpfen. Für den Mann selbst ist es ckarasteristiick, daß er am Schluß der Unterredung den russischen Gesandten NeUmdoff inständig bat, ihn nicht zu verraten, d. h. seinen S.britt nickt öffentlich bekanntzumachen, er sei nämlich ein mittelloser Familienvater und könne seine Stellung ver lieren. Eine Reihe geheimer Telegramme der russischen Mission in Bern von März und April 1917 gibt weiter Bericht über Verhandlungen, die Führer bulgarischer Parteien (Demokraten, Radikale, Narodniki und „breite Sozialisten") von dem jetzigen Ministerpräsidenten Malinow unterstützt, in der Schweiz mit Vertretern der Entente führten. Nach Berichten der russischen Abteilung des Entente-Bureaus in Paris oom 12. April 1917 suchte König Ferdinand damals schon die Möglichkeit, mit der Eickente in Beziehungen zu treten, insbesondere mit den Engländern und Amerikanern. Diese Versuche wurden über verschiedene im AuSlande lebende Bulgaren gemacht. Der Bericht des russischen Bevollmächtigten in Paris sagt darüber wörtlich: .Ferdinand ist zu allem bereit, damit der Thron ihm und seiner Dynastie erhalten bleibt. Die Entente, d. h. Ruhland und die Verbündeten, dürfen Bulgarien nicht mit übermäbiger Zuvorkommenheit begegnen, man wird aus der Abdankung des Königs bestehe« müssen, indem man ihm die Möglichkeit gibt, sein Vermögen zu retten und ihm auch noch materielle Vorteile zulagt." Die „Jstwestija" schildert weiter, wie der Faden der Verhandlungen über den Frieden dem Zaren Ferdinand aus den Händen entglitt, weil inzwischen um diese Zeit die bulgarische Opposition einerseits und die bulgarischen Sozialisten andererseits mit den einzelnen Parteivertretern in den Ententemächten und mit den offiziellen Vertretern Rußlands, Englands und Frankreichs Fühlung genommen hatten. In Bern und Genf bildete sich ein bulgarisches „revolutionäres" Komitee, daS eine Umwälzung in Bulgarien zwecks Anschluß an die Ententemächte zum Ziele hatte, falls diese Bulgarien die Befriedigung seiner nationalen Bestrebungen garantieren wollte. Die Ver handlungen zwischen diesem Komitee und der Entente führten zu einer prinzipiellen Einigung. Es läßt sich zurzeit natürlich nicht feststellen, ob di« Dokumente echt sind und wie weit sie den Tatsachen entsprechen. Immerhin erscheint Bulgariens Bundestreue in eigenartigem Lichte. Die Hindenburglinie. Im englischen Heeresbericht vom 2tt. September heißt es u. a.: „Die 46. Division, die mit Schwimmgürleln, Platten, Tragbahren, Brückenmaterial und Flößen aus gerüstet war, stürmte unter dem Schutze eines konzentrierten Artillerie- und Maschinengewehrfcuers die Hauptvertt-ckr- gungswerke der Hindenburglinie, die hier längs des 7 st- ufers des Kanals laufen." Wir ersehen hieranS wieder, Laß das Propagandamanöver der Entente mit dem Namen „Hindenburglinie" noch immer nicht abreißt. Wir kennen keine Hindenburglinie. Das im Frühjahr 1917 zur Ver kürzung der From von nns bezogene Stellungssystem wi" d - auf Hindenburgs Befehl gebaut und erhielt, wie auch sc-rn Fortsetzung nach Norden und Süden, Namen aus - ee Nibelungensage, wie z. B. Siegfried. Wotan, Hagen usw Es handelt sich hierbei nicht uni eine einzige Linie, sondern um ein in vielen Kilometern Tiefe ausgekautes Stettungs- fystem, das vielfache Stellungen hintereinander answeist. Wenn der Feind also hie und da in den vordersten Teilen dieses tiefen Stellungssystemk Fuß gefaßt hat, so liegt doch noch das ganze Verteidigungsnetz in seiner Tieie vor ihm. Die Absicht der Engländer ist zu durchsichtig. Sie möchten der Welt glauben machen, als ob nunmebr der Durchbruch gelungen sei. Das ist bewußte Fälschung der Tatsachen. „Sic sollen nicht mied machen!" Der Vorsitzende des Vereins deutscher Zeitungs oerleger, Dr. jur. Robert Faber, weilte vor einigen Tagen im Großen Hauptguartier. Generalfeldmarsckall v. Hindenburg trug dem Besucher Grüße an Magdeburg auf, die Faber um io lieber zu bestellen versprach, als dadurch auch den letzten Zweiflern die Gewißheit werden würde, daß Hindenburg Gott sei Dank noch lebensirisch und stark unter unS wirkt. „Ja, das sagen Sie ihnen nur, und sie sollen sich nicht immer gleich mies machen lassen, wir'sind noch sehr lebendig!" Sie sind noch lebendig: er und Ludendorff und deren Helfer und dann unser tapferes Heer. Die Heimat wird ihnen nicht nack stehen wollen, und wenn die Feinde noch so lant unser unvermeidliches Ende in die Welt^ichreien. nun erst reckt nickt. Preußen und Deutschland haben schon schwerere Situationen überstanden. Tie deutschen U Boote sind noch nicht besiegt. Im Leitaufsatz der „Daily Mail" vom 26. September wird ausgefübrt: Der vom Feinde im August zerstörte Sckiffsrmim ist geringer als in irgendeinem anderen Monat seit Beginn des uneingeschränkten U-Boot-Krieges. Trotzdem werden die Verluste doch noch nicht durch Neu- ba-tten ausgeglichen. Untere Werften bauen erstaunlich wenig, und im August bleiben die Neubauten noch UM