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ReickisjuMzminisier Dr. Blunck und' dem Abg. Professor Dr. Kah l (Deutsche Vp.) stattgefunden hat. Abg. Dr- Faik (Dem.) befürwortete den Entwurf und verteidigte, unter Angriffen auf die Deutsche Volkspartei, den Aeichsiustizminister. Wir brauchen ein Heer, betonte der Redner, das im Volke wurzelt und das sreigemacht wird von Mißtrauen. Gleichzeitig beantragte Abg. Faik die Über weisung der Vorlage an einen Ausschuß. Abg. Seeger «Unabh. Soz.) erklärte, daß seine Partei große Bedenken gegen einzelne Bestimmungen des Ent wurfes babe. Reichsjustizminister Dr. Blunck verteidigte den Entwurf and bemerkte dem Ldo. Grafen zu Dohna gegenüber, dessen Rede sei wobl der Rest von dem Schmutzkübel gewesen, den gestern der Avg. Dr. Kahl über den Reichsjustizminister ent leert babe. Ferner wies der Reichsjustizminister darauf bin, daß die Kriminalität in der Wehrmacht in erschreckendem Maße gestiegen sei, so verhielten sich die Fälle in Dresden 15 zu 1 gegenüber dem Friedensverkältnis. Abg. Schulz. Bromberg (Deutschnat. Vp.) gab seinen schweren Bedenken gegen die Vorlage Ausdruck. Er betonte, daß die Militärgerichtsbarkeit sich glänzend bewährt habe, und daß man sie fortbestehen lassen möge. Zum Schluß gab der Abg. Dr. Kahl (Deutsche Vp.) die Erklärung ab: Ich habe gestern bemerkt, daß der Ton einer Rede adbängig ist von dem Bildungsgrad eines Menschen. Der Reichsjustizminister hat die Richtigkeit dieser Auffassung durch seine Schmutzbemerkung heute bestätigt. Damit schloß die Aussprache und der Gesetzentwurf wurde einem besonderen Ausschuß von 21 Mitgliedern überwiesen. Dasselbe geschah mit der Vorlage über die Stellung der Heeresjustizbeamten und der bei ihnen beschäftigte» Sekretäre. Hierauf wurde der Gesetzentwurf zur Änderung des Schaumweinneuergesetzes, wonach die Schaumwein steuer 11 Mark für jede Flasche und bei Schaumweinen, die aus Fruchtweinen hergestellt sind, 3 Mark für die Flasche be tragen soll, in allen drei Lesungen angenommen. Ein Antrag des Ausichusses für Wohnungspolitik, der einheitliche Maßnahmen zur Regelung der Produktion, der Beschaffung und der Bewirtschaftung von Bauholz foroert, wird angenommen. Ebenso ein weiterer Antrag des gleichen Ausschusses auf Vorlegung eines Gesetzes über die Äaukostenausgleichungsbeträge. Hierauf begann die zweite Lesung des Gesetzentwurfs über die Prüfung von Bildstreifen für Lichtspiele. Abg. Ende (Dem.) erklärte unter anderem, die Atmosphäre in gewissen dunklen Lichtspielhallen ist sehr bedenklich. In einer Münchener Frauenklinik hat die Hälfte der jugendlichen Wöchnerinnen den Verführer im Kino kennen gelernt. Die Straien sollen sich iveniger gegen die Filmindustrie als gegen gewissenlose Kinobesitzer richten. Abg. Frau Weber (Ztr.) bemerkte unter großer Heiterkeit, daß die Nationalversammlung am Kino nicht vorbeigehen dürfe. Für die Sozialisierung und Kommuntsierung sei das Kino noch nicht reis. Deshalb Müsse man die Reform auf dem Wege dec Gesetzgebung versuchen. Abg. Frau Me ide (Deutsche Volksp.) erklärte: Die Grundlagen des Gesetzes entsprechen so dem allgemeinen Valksempfinden, daß es darin kaum Streit zwischen den Parteien geben könne. Abg. Krüger (Soz.) bemerkte unter anderm: Wir haben eine Zensur vermeiden wollen, leider hat sich dafür weder Interesse gezeigt, noch das Volk reif genug erwiesen. Wir müssen zum Zwang greifen, um das Volk vom Schmutze der Filmdarbietungen zu befreien. Bekämpfung -er Geschlechtskrankheiten. Behandlungszwang und Strafen. Das Reichsministerium des Innern hat dem Reichsrat mit dem Ersuchen um Zustimmung den Entwurf eines Ge setzes zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten zugehen taffen, dem wir folgendes entnehmen: Wer geschlechtskrank ist, hat die Pflicht, sich von einem für das Deutsche Reich approbierten Arzt behandeln zu lassen. Eltern, Vormünder und sonstige Erziehungsberechtigte sind verpflichtet, für die ärztliche Behandlung ihrer gejchlechts- kranken Pflegebefohlenen zu sorgen. Personen, die geicblechts- krank und verdächtig sind, die Geschlechiskrankkeii zu ver breiten, können zwangsweise einem Heilverfahren unterworfen werden. Wer an einer mit Ansteckungsgefahr verbundenen Geschlechtskrankheit leidet, dies weiß und trotzdem eine An steckung anderer Personen bervorruft, wird mit Gefängnis bis zu drei Jahren bestraft, sofern nicht nach den Vorschriften des Strafgesetzbuches eine härtere Strafe verwirkt ist. Die Verfolgung tritt, soweit es sich um den Geschlechtsver kehr zwischen Ehegatten und Verlobten handelt, nur auf An trag ein. Die Strafverfolauna verjährt in sechs Monaten. vir Loebter cker vrimstlslen. 36) Kriminalroman von A. Ostland. Wie ein Strom brausten seine Worte hin über sie, wie ein Strom einer ungeheuren Leidenschaft. Aber kein Ton rührte an ihrer Seele, an ihrem Herzen. Stumm wandte sie sich ab. Sie hatte immer gemeint, über dem Schicksal zu stehen in ihrer Kälte. Nun fühlte sie die ganze Gewalt und Macht eines Menschengeschickes . . . Walter von Richting stieg ungefähr eine Stunde später durch den Bergwald empor nach seiner Arbeits station. Er hatte es mit tiefem Weh eingesehen: an dein alten Freiherrn hatte er keinerlei Anhalt mehr. Den hatte das Leben zermürbt, und es hatte ihm den letzten Rest eigenen Willens ausgesogen. Wie lange noch, und auch Fee würde dem Machthaberwahnsinn dieses neuen Herrn weichen müssen! Ein Glück, daß wenigstens s i« eine Heimat hatte durch die Güte des alten Müllers l Er aber — er war vogelfrei. Er stand und schöpfte tief Atem. Durch einen Auslug zwischen den Bäumen sah er hinunter auf das liebliche Waldtal zu seinen Füßen, auf die Richtburg mit ihren trutzigen Türmen und Wällen, umrauscht von uralten Bäumen. Und Las — das alles hätte sein werden sollen I Ein heißes Schmerzgefühl durchzuckte ihn. Er hätte anders hier geherrscht, als der jetzige Majoratserbel Und neben ihm hätte das schöne, blonde Mädchen gestanden mit den Augen voller tiefer Güte, als sein Weib. Sein Weib I Der Gedanke trieb ihm das heiße Blut in das schmale, schöne Gesicht, eine ungeheure Sehnsucht erfaßte ihn, eine Sehnjucht nach dem großen, echten Menjchenglück. „Felicitas!" Ganz laut sprach er den Namen hinein in die tiefe Stille des Waldes. Und laut und feierlich setzte er hinzu: „Fee! Ich liebe dich!" Ein Kleid rauschte hinter ihm, ein leiser, zarter Duft umflog ihn. Da riß es ihn plötzlich herum in der jähen Erkenntnis, Laß er nicht allein sei. Und da stand knapp hinter ihm das Mätzchen, welches er eben noch so heiß herbeigesehnt hatte. Zart und schmal- sah durch die Dämmerung, welche hier schon herrschte, ihr weißes Gesicht zu ihm herüber, abet in den leuchtenden Augen lag ein Schimmer reinsten Glückes. Hatte sie seine laut gesprochenen Worte vernommen? Er war dicht an sie herangetreten und hielt nun ihre beiden Hände und fragte Ne: Die Behandlung von Geschlechtskrankheiten und Krankheiten oder Leiden der Geschlechtsorgane ist nur den für das Deutsche Reich approbierten Ärzten gestattet. Jede Behandlung solcher Krankheiten, die nicht aus Grund eigener Wahrnehmung cr- solgt (Ferndehandlung) ist verboten. Wer eine Person, die an einer mit Ansteckungsgefahr verbundenen Geschlechtskrank heit leidet, ärztlich behandelt, hat der zuständigen Beratungs stelle Anzeige zu erstatten, wenn der Kranke sich der ärztlichen Behandlung entzieht oder wenn er andere infolge seines Berufes oder seiner persönlichen Verhälinisse besonders ge fährdet. Mit Geiängnis bis zu einem Jahre und mit Geld strafe bis zu zehntausend Mark oder mit einer dieser Strafen wird bestraft, sofern nicht nach den Vorschriften des Straf gesetzbuches eine härtere Strafe verwirkt ist, 1. eine weibliche Person, die ein fremdes Kind stillt, obwohl sie an einer Ge schlechtskrankheit leidet und diese weiß oder den Umständen nach annehmen muß: 2. wer ein syphilitisches Kind, für dessen Pflege er zu sorgen hat, von einer anderen Person als der Mutter stillen läßt, obwohl er die Krankheit des Kindes kennt oder den Umständen nach kennen muß. Im ganzen Reichsgebiete müssen ferner öffentliche Be- ratungsstellen für Geschlechtskranke in ausreichender Anzahl vorhanden sein. Die Voraussetzungen ihrer Zulassung und ihr Aufgabenkreis werden durch Ausführungsbestimmungen geregelt, welche die Reichsregierung mit Zustimmung des Reichsrates erläßt. Oer „AchSstun-eniag" -er Hausfrau. Auch eine soziale Frage. Der Achtstundentag, der in manchen Betrieben vielleicht bald überwunden und durch den Sieben-, Sechs- oder Fünf stundentag ersetzt sein wird, ist für so viele, vor allem aber für die Hausfrau, noch immer ein unerreichbares Ideal. Die arme Hausfrau lächelt wehmütig bei dem Gedanken. Wie soll sie die Arbeit, die ihr aufgehalst wurde, in acht Stunden bewältigen? Wenn ihr nach sechzehnstündiger rast loser, ermüdender und schwerer Arbeit, die kaum eine Unter brechung kennt, acht Stunden für den Schlaf bleiben, so nennt sie das meist einen guten und glücklichen Abschluß des Tages. Die Frau, die ohne fremde bezahlte Hilfe für einen Hausstand zu sorgen hat, muß jetzt so viel leisten, daß sie das eigentliche Lasttier der Familie darstellt. Auf sie wälzt sich die ganze Schwere der komplizierten Lebensführung. Freilich, in den untersten Schichten der Bevölkerung hat die Frau kaum jemals etwas anderes gekannt. Nur war das ganze Leben leichter, die kargen Vergnügungen erschwing licher, die Ernährung so viel besser. Und der Hausstand der Frau aus dein Volke war so furchtbar einfach, die Ansprüche des Mannes waren ja sehr bescheiden. Eine gutdurchwärmte Stube nach des Tages Mühen, ein gutes, wenn auch ein faches Essen, mehr brauchte er nicht. Da war der Mann des Mittelstandes schon bedeutend anspruchsvoller. Auch er kam abends vom Bureau oder Geschäft müde heim, war aber gewohnt, dann noch mit der Frau in einem netten Zimmer beim hübsch servierten Abendbrot zu sitzen und behaglich seine Zigarre zu raucken, während die Kinder schon im Nebenzimmer schliefen, während das einfache, aber gutgeschulte Dienstmädchen das Geschirr abräumte. Wie aber ist das jetzt möglich? Das einfache, gutgeschulte Dienstmädchen ist verschwunden, da die Forde rungen der Hilfskräfte für die Frau aus dem Mittelstände unerschwinglich geworden sind. Sie muß also alles selbst tun. Frühmorgens das Frühstück — der Gatte der Mittel standsfrau war immer vom Elternhause her gewohnt, am gedeckten Tisch zu frühstücken, ein paar Minuten zeitung lesend zu verweilen und dann erst fortzugehen. Die Frau will nicht plötzlich mit allen Gewohnheiten brechen. Sie steht also zeitig auf, im Eßzimmer, der guten Stube des Mittelstandes, wird der Tisch gedeckt, Las Frühstück wird hereingebracht, und ist es sechst nur ein dünner Tee mit trockenem Brot, so ist der Tee in der Teekanne nett serviert, das Brot liegt fein säuberlich geschnitten im Brotkörbchen, das durch ein Deckchen mit Häkelspitzchen etwas Festliches erhält. Das ist der Beginn des Tages, und so geht es fort. Welche Fülle von Arbeit aber zwischen Frühstück und Mittagessen liegt, das kann niemand als eine Hausfrau sechst ermessen. Man braucht nur an die Qual des Einkaufens und an das .Kohlenstehen", wöbet man nicht nur sinnbild lich, sondem im wahren Sinne des Wortes „auf Kohlen steht", an die Gassperrstunden und an ähnliche Annehmlich keiten zu denken. Und ist das Kunststück des täglichen „Feel Haft Lu gehört, was ich sprach?" Innig, voll tiefen Vertrauens, sah sie ihn an. „Ja", sagte sie fest. Da nahm er ihr liebes Gesicht in beide Hände und blickte ihr tief in die Augen. „Und was antwortest du darauf, Fee? Was kannst du antworten? Aber ehe du sprichst, bedenk' es wohl: Es ist ein Friedloser, der vor dir steht, einer, an dessen Namen ein Fleck ist, einer, der dir jetzt noch gar nichts bieten kann." Da legte Felicitas leicht ihre Hand auf seine Lippen, und mit einem glückseligen Schimmer über dem reinen Antlitz sagte sie: „Ich hab' dich lieb! Das sollst du wissen, eh du weiter sprichst! Und lieber geb' ich mit dir in Ent behrungen und Not, als daß ich ohne dich in Ruhe lebe. Und nun kannst du reden!" Aber er fand kein Wort mehr. Mit einem jauchzen-^ den Laut riß er sie an sich und schloß die Arme fest um die zarte Gestalt. Sie aber lag ganz still an seiner Brust, und ihr war es, als sei sie immer, immer bis zu diesem Augenblick heimatlos gewesen, und jetzt, zum aller ersten Male, hielt sie das Glück fest in beiden Händen. Um sie her war tiefste Einsamkeit. Nur der Wind raunte in den Zweigen, und ein Vogel fang sriedooll sein Abendlied. Wie länge sie so standen, das wußten sie nicht, denn die Minuten des Glückes lassen sich nicht messen, so wenig als die des Leides. Als sie sich endlich lösten vonein ander, sprachen sie nur in abgerissenen Worten. Das Herz war ihnen zu voll. „Daß du da bist — hier — so weit weg von allen Menschen I Das ist wie ein Traum l" sagte Walter leise. Aber Fee lächelte. „Es geht mit rechten Dingen zu! Ich wollte ein mal mit dir sprechen ohne Zeugen, Walter. Und ich sah heute, daß du tief verletzt warst, daß du in neuem Un glück bist. Da wußte ich es ganz klar: Zu dir gehöre ich! Heute mehr als jel Und da hab' ich mich fortge stohlen, heimlich, und bin dir vorausgegangen auf dem Waldweg und hab' gewartet auf dich, weil ich's dir sagen wollte: Wenn du keine Heimat sonst hast, dann komm' in die Mühle! Sie ist doch mein l Ich kann sie ver schenken !" „Nein!" Er unterbrach sie jäh. „Nein, Kindl Das darfst du nicht! Und meinen Namen darfst du auch nicht trage«, solange ein Makel daran hängt! Sonst verlierst du noch deine einriae Zufluchtstätte l Denn niemals darfst du einem Manne folgen, an dessen Ehre ein Flecken ist. Hast du das ganz versessen, kleine Fee? Und stehst Mittagessens zuwegegedracht, so folgt das Abwaschen des Geschirrs, die ärgste Stunde des Tages. Und nun beginnt für die ohnehin schon müde gehetzte Hausfrau erst der andere Teil der Arbeit: das Jnstsnd- halten der Garderobe und der Wüsche für den Mann, die Kinder und die eigene Person. Und überall dasselbe Lied: die Wäsche geht zu Ende, Neuanschaffungen sind unmöglich, also flicken, Herrichten, ausbessern, so lange es geht. Es ist ein Glück, daß die Hausfrau meist soviel „Schick" hat, sich selbst Hüte und Kleider machen zu können. Wäsche verfertigt sie jetzt sozusagen aus dem Nichts. Und dazu hat das ge lehrige Wesen wohl manches andere neu hinzugelernt. Die brave Hausfrau wagt sich sogar schon an die Herrenanzüge heran, und sie hat es darin zu einer Fertigkeit gebracht, die sie von Tag zu Tag unternehmungslustiger macht. Nicht nur. daß sie aus allen schwarzen Seldenresten eigen händig die „Spiegel" des ehemännlichen Gehrocks erneuert, sie hegt noch andere kühne Pläne, und es soll, einem nicht ganz unbegründeten Gerücht zufolge, jetzt Hausfrauen geben, die, als wenn das die selbstverständlichste Sache von der Welt wäre, „blank" und unansehnlich gewordene Herrenhosen wendet. Nur eines bettübt die Hausfrau sehr: daß sie noch nicht Schuhe machen kann. Aber sie lernt es sicher noch, und das wäre vielleicht die Rettung des häuslichen Budgets, das durch ein paar neue Sohlen ins Wanken gebracht wird. Und so ist die Hausfrau das einzige Geschöpf, das über die Idee mit dem Achtstundentag mitleidig lächelt. Sie weiß es leider besser ... PoUMcbe KimälckL«. * Keine Erhöhung der Versichernngsgrenze? Dec 6. Ausschuß der Nationalversammlung (für Volkswirtschaft) stimmte vor den Osterferien der Verordnung auf Erhöhung des Grundlohns und Erweiterung der Versicherungsgrenze zu. Dabei wurde auf Antrag der Mehrheitssozialdemokratie die vom Reichsrat vorgesehene Erweiterung der Versicherung von 5000 auf 12 000 Mark noch erhöht bis auf 20 000 Mark. Der Beschluß wurde ohne vorherige Befragung der Fraktionen gefaßt. Nachträglich hat sich herausgestellt, daß nicht nur die Kritik der Ärzte, die überhaupt nicht gehört worden sind, sehr beachtenswert ist. sondern daß auch den Krankenkassen und den Versicherten selbst ein schlechter Dienst mit dieser Änderung geleistet werden würde. Es sind deshalb Be strebungen im Gange, welche darauf abzielen, daß Lie Nationalversammlung den Beschluß ihres 6. Ausschusses, wie das in der Geschäftsordnung vorgesehen ist, beanstandet unb außer Geltung setzt. * Die Franzosenherrschaft in Frankfurt a. M. Die Franzosen bauen langsam ab. Heute morgen haben das französische Kolonialregiment und ein Linienregiment die Stadt verlassen. Die Absperrungen am Hauptbahnhof sinb aufgehoben: die Wachen dortselbst werden eingezogen. Das französische Militärpolizeigericht Frankfurt a. M.-Stadt vev- urteilte in zwei Sitzungen 117 hiesige Einwohner, weil sie nach der Polizeistunde noch auf der Straße von Polizei patrouillen angetroffen wurden, zu Geldstrafen von 5 dis 20 Mark. ft- Erhöhung der Zuständigkeit der Amtsgerichte. Von Bedeutung für das Rechtsleben ist das von der Stattonal- Versammlung angenommene Gesetz, das die Wertgrenze für die Zuständigkeit der Amtsgerichte in bürgerlichen Nechts- streitigkeften über vermögensrechtliche Ansprüche von 600 auf 1200 Mark erhöht. Das Gesetz tritt mit sofortiger Wirkung tn Kraft. Frankreich. X Deutschlands restlvse Entwaffnung. Der fran- zöstsche Kriegsminister teilt mit, daß der englische Staats sekretär für den Krieg Churchill mit dem französischen Kriegsminister Andre Lefevre in Anwesenheit von Marschall Foch die Frage der technischen Durchführung der Friedens- vertragsklauseln betreffend bie Ablieferung und Lie Zer störung des deutschen Kriegsmaterials, namentlich des Artilleriematerials, geprüft habe. Man sei zu einem voll ständigen Einverständnis gelangt und auch darin einig ge- wesen, daß die Durchführung der Maßnahmen beschleunigt werden müsse, und daß es deshalb notwendig sei, die Zahl der britischen und französischen Osfiziere bei der inter alliierten Kontrollkommission in Deutschland zu vermehren. vu es jetzt nicht auch ein, daß es besser wär« für weit besser, du würdest mich allein meinen Weg gehe» lassen?" Aber da legte sie beide Arme um seinen Hals. „Nein! Ich bleib' bei dir! In alle Ewigkeit blekb" ich bei dir!" Eine tiefe Leidenschaft zitterte in ihrer Stimme, und das überwältigte ihn. Da hob er, ganz sachte, ihr tief geneigtes Gesichtchen und küßte sie heiß auf den Red lichen Mund. „Felicitas l" Sie fuhren auseinander. Dort stand Doktor Huber, der wohl eben auf die Lichtung getreten war. Der Name war ihm entfahren im äußersten Erstaunen. „Felicitas", sagte er vortretend, in dem ein wenig väterlich bevormundenden Ton, den er manchesmal ihr gegenüber annahm. „Was bedeutet dies?" Walter von Richting batte sich straff aufgericktet. „Das bedeutet, daß die kleine Fee meine Braut ist", sagte er fest und klar. Etwas wie Rührung trat in die scharfen Augen des Polizeibeamten. „Dann wünsche ich Ihnen beiden Glück!" sagte er warm. „Aber ich rate Ihnen eines als guter Freund: Schweigen Sie .über Ihr Verlöbnis. Niemand darf ahnen, was ich und der Wald allein gesehen haben! Warten Siel Warten Sie geduldig! Und — helfen Sie mir! Dann helfen Sie auch sich selbst!" Sie sahen ihn fragend an, die Jungen, denen noch ein Schimmer überirdischer Glückseligkeit aus den Augen strahlte. Dann, während sie zusammen weitergingen, ent wickelte Doktor Huber in gedämpftem Ton seinen Plan. Achtgeben sollten sie, jedes auf seinem Posten. Und alles sollten sie ihm erzählen, Auffallendes und Unauffälliges. In Walter bäumte sich der Stolz auf. „Ich spioniere nicht!" sagte er bestimmt. „Beson ders nicht hier, wo ich keinen Grund dazu sehe." „Wollen Sie mir erlauben, über meine wirklich trif tigen Gründe einstweilen noch zu schweigen ?" fragte Doktor Huber. „Wollen Sie mir glauben ohne Beweise? Viel leicht tun Sie es dann, wenn ich über mich selbst ganz rückhaltlos spreche. Also: Sie wollen wissen, weshalb Sie Baron Felix von Richting beobachten sollen? Meinen eigentlichen Verdacht kann ich Ihnen noch nicht sagen. Aber eines darf ich sagen, denn dieses geht nur m i ch an: Ich ertrage es nicht, daß die Wahrheit vielleicht zu spät ans Licht kommt, wenn sie schon seine Frau ist! Und warum ich dies nicht ertrage?" Er war stehengeblieben und sah still von einem der jungen Menschen zum anderen.