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für sie arbeiten wollen, wenn man ihm nur sein eigenes Leben und kleines Genügen lasse; jetzt sieht er, daß man ihn nicht zur Menschheit rechnet, sondern zu dem ekel- haften Gewürm, dessen Gestalt Satan annabm ins Paradiese. Wahrend die meisten unserer Feinde, insbesondere die Engländer, ihr Land für das bestregierte und ihre Ein richtungen für einzigartig und ihr Heim für ein Paradies halten, waren wir nie zufrieden, haben wir stets zu anderen hinübergesehen. Auch die soziale Lage der Arbeiterschaft ist in Frankreich, in Belgien, in England, in Italien mit der bei uns nicht zu vergleichen gewesen. Aber weil wir über das Eigene stets schimpften, hat das Ausland es allmählich glauben müssen, hat die Zustände in Deutschland für verrottet und uns für elende Sklaven gehalten. Als nach dem Kriege die Revolution bei uns sich durchgesetzt hatte, als der Kaiser politisch bereits ein toter Mann war, da erteilte die neue Regierung dem un abhängigen Sozialdemokraten Kautsky und seiner Frau den Auftrag, in den Archiven des Auswärtigen Amtes nach Beweisen für die Schuld des alten Systems an dem Weltkriege zu suchen. Vom Standpunkt eines Engländers aus ist das etwas ganz Ungeheuerliches. Wenn ein Volk das tue, so müsse es in der Tat furchtbar unter der unter Anklage gestellten Regierung gelitten haben; aber wenn es das tue, so sei es selbst-auch nichts wert. Gleiche Brüder, gleiche Kappen! Kautskys haben monatelang ge sucht, Randbemerkungen des Kaisers zu Zeitungsausschnitten und ähnliche hingeworfene Notizen gesammelt. Sie haben sieben Bände zu je 500 Seiten zusammengetragen. Dieses Material ist noch nicht gedruckt, aber Eisner hat in München ein paar Kraftstellen von Kautsky erhalten und über die Schweiz an die Entente gelangen lassen. Die Notizen nahm man mit Vergnügen. Für den größten «Kopf der Hydra" hat mgn nun den Feuerbrand. Das Ergebnis zeigt sich in der Mantelnote Clemenceaus zu dem Friedensvertrage. Darin steht wörtlich zu lesen: „Die deutschen Machthaber haben sich in die Lage versetzen wollen, ein geknechtetes Europa ebenso zu tyrannisieren, wie sie das geknechtete Deutschland tyrannisiert haben." Selbstverständlich wissen nicht nur die Diplomaten, sondern auch die Gelehrten und die Kaufleute des Aus landes besser über uns Bescheid; sie wissen, daß das meist; Schwindel ist, was ihre Staatsmänner jetzt über uns vor bringen. Ein holländischer Missionar, der die Verdienste Deutsch- iands um die Kultur unseres Erdkreises kennt, hat sich bei Wilson jüngst für uns verwandt. Er bat um Milderung der unerhörten Bedingungen. Man könne den Deutschen doch nicht zumuten, ihre trefflichsten, von reinster Vater landsliebe beseelten Männer, die in schwerster Zeit ihre Pflicht getan, auszuliefern. Da antwortete Wilson: „Nichts zu machen, lieber Freund; die Deutschen selbst unterschreiben ja alles!" Und so soll denn die Weltgeschichte von der aus gerotteten Schlangengeburt erzählen und die Entente als mederuLü Herkules unter die Halbgötter verietzen. Freiwillige Verbannung -es Kaisers? Holland fordert Berücksichtigung seiner Souveränität. Amsterdam, 11. Juli. Wie der „Temps" erfährt, gedenkt der ehemalige deutsche Kaiser an die alliierten Regierungen das Ersuchen zu richten, von einer Verurteilung feiner Person abzusrhen. Dagegen werde er freiwillig einen Ort austerhalb Europas aufsuchen. Mit Bestimmtheit verlaute, dast der Kaiser Mederländisch-Jndten Vorschlägen werde. Das Reutersche Bureau meldet ferner aus Paris, daß Holland in seiner Antwort auf die Note der Alliierten wegen des vormaligen Kaisers erklärt habe, es sei sich seiner internationalen Verpflichtungen bewußt, man müsse es aber auch seine souveränen Rechte frei ausüben lassen. Lialien droht mit Austritt aus der Entente. Annäherung an Deutschland? Paris, 11. Juli. Die Spannung zwischen Frankreich und Italien wird immer größer und die Beziehungen werden immer schwieriger. Ein Italiener, der enge Beziehungen zur italienischen Delegation unterhält, teilt mit, daß Italien Ler Anfnht ist, Frankreich wünsche Deutschlands Stelle als europäische Macht selbst einzunehmen. In diesem Falle wolle sich aber Italien zurückziehen. Italien kann sich mit den ihm zugewiesenen Gebieten nicht zufrieden geben. Die Mitteilung, daß den Südslawen vom Rat der Fünf wieder neues österreichisches Gebiet zugesprochen wird, dürfte die Lage noch verschlimmern. Wilsons Ve-e im Senat. Völkerbund und Handel mit Deutschland. Washington, 11. Juli. Präsident Wilson erklärte in seiner Rede vor dem Senat in bezug auf den Völkerbund, dieser sei nicht nur ein Werkzeug, um früheres Unrecht durch den neuen Friedensoertrag wieder gut zu machen, sondern er sei die Hoffnung der Menschheit. Der Bund sei tatsächlich eine Notwendigkeit für die Aufrechterhaltung der Neuordnung geworden, welche die Urheber des Vertrages in der Welt errichten wollten. Wilson erklärte, daS Werk der Friedens konferenz stimme als Ganzes mit den Grundsätzen überein, die man gemeinsam als Grundlage des Friedens ange nommen habe, und die Kompromisse, die als unvermeid lich angenommen wurden, schnitten nirgends irgend einem dieser Grundsätze ins Herz. In einer Unterredung mit Pressevertretern versicherte der Präsident, die amerikanischen Truppen müßten am Rhein bleiben, bis Deutschland alles Material, das im Friedensvertrage gefordert werde, ausgeliefert habe. Wilson teilte mit, daß der Völkerbundoertrag in jeden der in Versailles abgeschlossenen Verträge eingefügt werden wird. Er sei der Ansicht, daß die assoziierten Mächte sobald wie möglich den Handel mit Deutschland wieder aufnähmen, um die Rehabilitierung Deutschlands zu gestatten. __________ o Luftverkehr Berlln-Swinemünde. Am 5. Juli ist der Flugzeugverkehr der Luftlinie Berlin—Swinemünde durch die Fahrzeuge der Luftreederei und Sablatnig- Gesellschaft eröffnet worden. Bereits kurz nach 6 Uhr früh trafen die ersten Flugzeuge mit Passagieren und den Berliner Morgenzeitungen in Swinemünde ein. Von Swinemünde besteht Anschluß nach Ahlbeck, Herings» dorf usw. Einfuhrscheme zu verkaufen! Ein Blick hinter die Kulissen der Schieber. Der Vorwärts macht im Hinblick auf ein bezeichnendes Inserat im „Amsterdamer Handelsblad" aufmerksam, in dem eine Person, deren voller Name und Adresse an gegeben wird, Einfuhrgenehmigung nach Deutschland für Käse, Zucker, Wachs, Harz, Linoleum, Terpentin, Kopal, Leinen und Kattun zum Kauf anbietet. Der Vorwärts knüpft an diesen Hinweis Anklagen so schwerer Art, daß er sich wohl im Besitze von Beweismaterial befinden dürfte. Er schreibt: „Man weiß, daß ehrlichen Lieferanten die schwierigsten Zahlungsbedingungen auferlegt, daß von ihnen langfristige Kredite gefordert werden, während die ungeheure Menge der Schieber bar in Gulden bezahlt. Und an diesen Schiebungen sind Vertrauensleute aller möglichen Reichs stellen beteiligt! Soll irgend eine staatliche Wirtschafts leitung weiterhin möglich sein, dann muß in diese Augias ställe hell hineingeleuchtet werden." Man wird annehmen dürfen, Laß der Vorwärts nicht zögern wird, zu gegebener Zeit diese Schieber „in allen möglichen Reichsstellen" öffentlich mit Namen zu brand marken und an den Pranger zu stellen. Der ambulante Wucher in der Eisenbahn. Wir brauchen aber gar nicht erst nach Holland zu gehen, um das wucherische Schiebertum zu studieren. So berichtet die Eingabe eines Reisenden an die Eisen bahndirektion Kassel von geradezu skandalösen Zuständen auf der Strecke Hagen—Arnsberg—Kassel, wo Lebens mittel in geradezu unerhörter Weise zu Wucherpreisen verschoben werden. Der Beschwerdeführer erklärt, daß er mit vielen Schiebern gesprochen habe. Sie erzählens: „Wir haben bei unseren Bauern 100—250 Zentner Kartoffeln, erhalten in der" Stadt von Restaurants und Privaten 120 Mark den Zentner, fahren dreimal in der Woche, ver dienen auf jeder Tour 500—800 Mark. Die Eisenbahner machen für Geld alles, wir haben mehr Geld wie di« Eisenbahnverwaltung. Wir beziehen nebenher Arbeits losenunterstützung; für uns stempeln Bekannte." Es sind, sagt der Beschwerdeführer, fast nur junge Leute von 17 bis 25 Jahren, Barmer, Elberfelder, Düsseldorfer Leute, Lie während des Krieges nur geschoben haben, die Schreier Les Spartakus, Leute, die 100 000 bis 200 000 Mark Ver mögen haben, leicht verdient in wenigen Monaten, fast alles bewaffnet, brutal bis zum äußersten. Die Eisenbahndirektion Kassel antwortet dem Be schwerdeführer, daß auch ihr diese Zustände wohlbekannt seien, fügt aber gleich hinzu: „Wir sind jedoch nicht in der Lage, Abhilfe zu schaffen, da bei der allgemeinen Unter grabung der Staatsautorität uns jedes Machtmittel zum Einschreiten fehlt-" Letzte Drahtberichte de» „Wilsdruffer Tageblattes". Aufhebung der Blockade ««d der Zensur. Paris, 12. Juli, (tu.) Nach einer Meldung des Büros Europa Preh zufolge ist auf Grund der von der Nationalversammlung erfolgten Ratifizierung von Clemen ceau mitgeteilt worden, daß er in Uebereinstimmung mit den anderen Großmächten die sofortige Aushebung der Blockade gegen Deutschland vornehmen werde. Weiter teilte Clemenceau mit, daß er die sofortige Aushebung der Zensur versage. Keine endgültige Lösung der Wissellkrise. Berlin, 12. Juli, (tu.) Gestern abend ist eine endgültige Lösung der Wissellkrise noch nicht zustande gekommen. Die mehrheitssozialistische Partei tagte in Weimar bis spät in den Abend hinein. In Berliner politische« Kreisen verlautet, Latz man den eigenartigen Versuch machen will, den gegenwärtigen Reichsarbeits minister Pflücke an Lie Stelle Wissells zu setzen und dafür Lem Minister Wissell die Leitung des Reichsarbeitsamtes zu übertragen. Mitte September Ratifizierung des Friedens durch die franz. Kammer. Genf, 12. Juli, (tu.) Die Ratifizierung durch die französische Kammer ist vor Mitte September nicht zu erwarten. Die Ratifizierungskommisfion, die man jetzt Friedenskommisston nennt, hat sich vorläufig mit den militärischen Bestimmungen des Vertrages beschäftigt. Ei« englisches Geschwader nach Fiume unterwegs. Zürich, 12. Juli, (tu.) Wie Chikago Tribune meldet, hat ein englisches Geschwader Befehl erhalten, sich nach Fiume zu begeben, um während der Dauer der Arbeiten der interalliierten Untersuchungskommission dort zu bleiben. Die Kommission wird Italien ausfordern, LieZahlseinerBesatzungstruppen, die gegen 20000 beträgt, bedeutend yerabzusetzen. Aus Stadt und Land. Mr VtrM mhMtN rvir immer dmrlidar eutye-eR« WttSdruff, 12. Jul: 1919. Was die Woche brachte. Sie brachte nach vorherigem erquickenden Regen gleich anfangs drei herrliche Sommertage mit einem Wachs wetter seltener Art, an denen selbst Pflanzen, die in der i Entwicklung nicht vorwärts kommen wollten, zusehends aufschossen. Leider brachte ein Gewitter, das zwar nur in der Ferne grollte„ nach wiederholt einsetzsndem Regen an den nachfolgenden Tagen eins ganz empfindliche Ab kühlung, die nur erst an den beiden letzten Tagen wieder etwas zu weichen begann. Die großen Regenmengen find den reifenden Kirschen und Erdbeeren nicht zuträglich. — Der allgemeine Gesprächsstoff war in der vergangenen Woche ganz verschiedener Art. Ausdruck wurde verliehen der Zuversicht auf Besserung der Ernährung. Wie aus einem Munde hört man, fröhlich erregt, sprechen: „Es wird besser!" Weil der Friede an und für sich schon ge schloffen war, wurde die regierungsseitige Bestätigung (Ratifikation) als selbstverständlich und gleichgültig hin genommen. Es besteht kein Zweifel, das deutsche Volk ist sich der Folgen dieses fürchterlichen Schmachfrisdens noch nicht recht bewußt; mit der Verarmung wird erst die Erkenntnis kommen. Im Zusammenhänge mit dem vielen Regen konnte man nicht unterlassen, sein Bedauern dar über auszusprechen, daß für eine Elementarklasse unserer Bürgerschule an dem Gcwitternachmittage, die erste für die Kleinen von Herrn Lehrer Schneider veranstaltete Schul partie nach Klipphausen, so ganz verregnet war. Es hatten im Gasthof dieses Ortes, dem Ziele der ersten Schulreise, die Kinder wenigstens einen großen Saal, in dem sie sich tummeln konnten, und aus diesem Grunde werden sie den Aufenthalt im Freien weniger vermißt haben. Abends, als der Regen etwas nachgelassen hatte, kehrten sie an der Hand ihrer Mütter einzeln, nicht, wie sonst üblich, in Reihe und Glied singend und scherzend, entweder zu Fuß oder mit dem Zuge zurück. Zeitlebens werden sich die Kinder des ersten verregneten Schulausflugs errinnern. — Bewundert werden die durch den Rosenflor jetzt so prächtig geschmückten Gärten. Diesmal ist bei der allgemein späteren Entwicklung aller Pflanzen nicht eigentlich der Juni, sondern der Juli der Rossnmonat. Wahr ist es, was der Dichter von den Rosen in diesem Jahre sagen mußte: „Wenn sonst die Rosen blühten, Da war es eine Lust. Man steckt' ins Haar die Knospen, manch Röslein an die Brust. Doch jetzt pflückt man die Rosen vom Strauche weinend ab und legt sie still und dankbar auf teurer Krieger Grab". Bei dem üblichen Tagesgespräch erinnerte man sich auch des Besitzwechsels in unserer Apotheke. 32 Jahre hat Herr Apotheker Tzschaschsl immer in steter Liebenswürdigkeit seinen Dienst zur Tages- und Nachtzeit und ohne Ver druß getan. Auch gedachte man des Umbaues des alten Apothekengebäudes, der gleich nach der Besitznahme des Herrn Apotheker Tzschaschsl von diesem vollführt wurde. Das schöne Grundstück wird für unsere Stadt immer ein Schmuck sein und bleiben. Möge unserm allseitig beliebten Herrn Apotheker und Stadtrat Tzschaschel ein recht langes und ungetrübtes Ruheleben beschieden sein! — Bei dem Gedanken an das eigene Ich wurden bittere Klagen über die viel zu hohen Preise laut. Zuletzt vergaß man aber auch nicht, die politischen Verhältnisse zu besprechen. Unserm großen Hindenburg, dem Edelsten unter den Edlen, wurden bei seiner Rückkehr ins Privatleben Worte des Dankes und der Liebe gezollt. Stumm sich verbeugend und Achtung zollend, ließ man noch einmal all die noch lebenden und gefallenen Helden des Krieges am geistigen Auge vor übergehen. Man gelobte dem zerschlagenen Vaterlande Treue und war sich einig in dem Bestreben, den gerechten Zorn über die von den Feinden dem Hcimatlande angetane ungeheure Schmach in den Herzen der Jugend nie er löschen und fortglühen zu lassen, bis endlich doch einmal der Tag der Vergeltung kommen werde. — Marktkonzert bei günstigem Wetter morgen Sonntag von (( — 12 Uhr nach folgendem Programm: (. Faust-Marsch v. Brühl. — 2. Das Versprechen Hinterm Herd, Davertür« v. Baumann. — 3. weine nicht, Mutter, Lied für Tromba, v. Rutscher«. — Frühlings-Gavotte v. Alengel. — 5. wer kann dafür, Walzer aus der Polnischen Wirtschaft, von Gilbert. — Den Schluß des Romans mußten wir bis zur nächsten Nummer zurückstellen. — Der Gustav-Adolf-Verein bittet auch in diesem Jahre seine Mitglieder und Freunde um die bisher immer gern und reichlich dargebrachten Beiträge. Der neue Ab schnitt in der Arbeit des Vereins wie im Geschick der evange lischen Diaspora, - den das erschütternde Ende des Krieges eröffnet, hat zwar den Zusammenbruch vieler mit Recht gehegter, hochgespannter Hoffnungen gebracht und dem ge segneten Werke unübersehbaren Schaden getan. Aber an Wichtigkeit und Notwendigkeit hat die Arbeit für die Diaspora, insbesondere die für die demsche Auslandsdiaspora, durch den Zusammenbruch des deutschen Reiches nur ge wonnen. Der Wiederaufbau der durch den Krieg zerstörten oder geschädigten Gemeinden in der Zerstreuung wird auch in feindlichen Ländern vielfach möglich sein; für die neuen Gemeinden, die infolge der zu erwartenden großen Aus- und Umwanderungsbewegung hin und her in der Welt entstehen werden, muß ganz anders als früher gesorgt werden. Das alles wird eine umfassende Kraftentfaltung der evange lischen Kirche in der Heimat erfordern. Die Aufgaben der Diasporafürsorge werden in Zukunft nicht kleiner, sondern größer und ernster werden. Darum gilt es, immer neue Kreise für sie zu erwärmen. Kenntnis der evangelischen Diaspora überhaupt und insbesondere warmherziges Ver ständnis für die Bedeutsamkeit der kirchlichen Pflege der evangelischen Ausländsdeutschen muß Gemeingut des deut schen Protestantismus werden. — Fortbestehen des Kabinetts Gradnauer. wie unser Vertreter in später Nachmittagsstunde während der Plenarsitzungen der Volkskammer erfährt, haben sich die Verhandlungen zwischen den Mehrheitssozialdemokraten und den Unabhängigen, die bis in die heutigen Nachmittagsstunden geführt wurden, zerschlagen, da die Unabhängigen folgende Forderungen aufstellten: Einführung des Rätesystems, Parität bei der Besetzung der Minister posten, Bildung eines großen Arbeiterrats für das Land. Die Mehrheitssozialdemokraten müssen in dieser letzten Forderung zumal die Errichtung eines gewissen Neden- regiments neben der Volkskammer erblicken, sie konnten daher die Bedingungen nicht annehmen. Die Deutschdemo- kraten anderseits gaben aus freier Entschließung die Er klärung ab, daß sie zurzeit keinen besonderen wert auf den Eintritt in das sächsische Kabinett legten. Es bleibt demnach bei der Zusammensetzung der bisherigen Regierung. Geplant ist aber, in den nächsten Monaten di« Besprechungen zwischen den in Frage kommenden Fraktionen wieder auf zunehmen. — Die Getreideernte in der Meißner Gegend hat in den letzten Tagen mit dem Schnitt der Wintergerste ihren Anfang genommen. Der Ertrag -er Wintergerste ist zufriedenstellend, doch ist zum guten Einbringen der Ernte trockenes Wetter nötig, da gerade die Gerste bei öfteren Niederschlägen leicht ausfällt. — 100 Mark Belohnung. Gestohlen wurde in der Nacht zum 2. 7. (919 in Brabschütz ein Drehstrommotor 1,5 D. 8. -100/390 Volt, Nr. 86^57 (Lahmayer), Sach dienliche Mitteilungen werden an die Landeskriminalpolizefi Schießgasse 7, 111., Zimmer 2(0, oder die nächst« polizei- steile erbeten. — Spinatanbau. Die Aussaatzeit des Spinats für