Volltext Seite (XML)
Drohender Umsturz in Serbien. Blutige Zutammenstöbe. Wien, 10. Juli. Die Lage in Serbien wird immer kritischer. I» Belgrad nnd anderen Städten finden fortgesetzt Umzüge gegen die von der Regierung verfügten Massenverhaftungcn von Sozialisten statt. In Sarajewo kam es anläßlich eines solchen Umzuges zu blutigen Zusammenstößen zwischen Militär nnd dem Publikum, wobei es auf beiden Seiten Tote und Verwundete gab. über Sarajewo wurde der ver. schärfte Belagerungszustand verhängt. Auch aus anderen Orten werden ähnliche Vorkomm nisse gemeldet. Ein Teil der in Ungarn stehenden ser bischen Truppen wurde von dort abberufen, nm auf alle Möglichkeiten vorbereitet zu sein. Auch die aus Bosnien und der Herzegowina eintreffenden Nachrichten besagen, Latz dort die Lage sehr gespannt ist. Die bosnische Provinzialregierung erkennt die Anweisungen der Bel grader Regierung nicht an. Helfferich und Erzberger. Auseinandersetzungen über Steuerpolitik. Berlin, 10. Juli. Der ehemalige Staatssekretär des Reichsschatzamtes, Dr. Helfferich, setzt sich in einem längeren Artikel der Kreuz-Zeitung mit dem Reichsminister Erzberger ausein ander, der ihn in der Nationalversammlung den leicht fertigsten aller Finauzminister genannt hat. Dr. Helfferich erklärt u. a.: Ich habe das Schatzamt am 1. Februar 1918 über nommen und am 31. Mai 1916 an meinen Nachfolger, den Grafen Roedern, abgegeben. Im März 1915 betrugen die Kriegsausgaben 2,035 Millionen Mark; im Mai 1916, dem lebten Mon^t meiner Amtsführung, 8,008 Millionen Mark. Die Ausgaben sind also in den 16 Monaten meiner Amts führung nicht angewachsen, und das trotz der in diese Zeit fallenden Ausdehnung der Kriegsschauplätze, der Vermehrung der Formationen, der gestiegenen Preise und der starken Ausdehnung der Fabrikation. Ich habe noch aus sparsame Wirtschaft gehalten. Seit dem 1. Dezember 1918 find die aus außerordentlichen Deckungsmitteln ' bestrittenen, also die laufenden Einnahmen übersteigenden Ausgaben der Revolutionsregterung kaum nennens wert niedriger gewesen als 3 Milliarden Mark monatlicher .Friedensausgaben" der Revolutionsregterung gegen 2 Mil liarden Mark Kriegsausgaben unter dem .leichtfertigsten aller Finanzminister"! In den 16 Monaten meiner Amts zeit hat die schwebende Schuld, d. i. die Ausgabe von Reichsschahanweisungen, nur eine Vermehrung von etwa 2 Milliarden Mark erfahren. Bis zum Ausbruch der Revolution ist dann — nach meiner Zeit — der Umlauf von Reichsschabanweisungen auf 48 Milliarden Mark ge stiegen: Ler gröbere Teil dieser Steigerung kommt auf die Periode Hertling, in der die .Mehrheitsparteien" bereits Mitregierten. Aber immerhin: die 48 Milliarden waren das Mrgebnis von 61 Kriegsmonaten. Seither haben acht Reoolutionsmonate genügt, um unsere schwebende Schuld auf 72 Milliarden (!!) zu erhöhen. Acht Revo lutionsmonate haben also die Ausgabe von 24 Milliarden Reichsschatzanweijungen nötig gemacht! Genau halb soviel als 61 Kriegsmonate! Wo ist da die .Leichtfertigkeit"? Bet unserer Kriegsfinanzpolitik oder bet unserer Revolutions- Finanzanarchie? In seinen weiteren Ausführungen weist Dr. Helfferich dann darauf hin, daß anfangs 1916 gerade Herr Erzberger schwere Bedenken gegen die Helfferichschen Absichten, die Anleihepolitik durch Steuern zu ergänzen, geltend gemacht habe. Darauf wird nun aus Weimar (offenbar vom Reichsminister Erzberger) erwidert, datz dieser zwar Herrn Bethmann Hollweg gegenüber burgfriedliche Be denken gegen die von Dr. Helfferich eingebrachten Steuer pläne geäußert habe. Diese Bedenken richteten sich aber nicht gegen die Steuern an sich, sondern gegen die indirekten Steuern und Abgaben und gegen den durchaus mangel- hasten Ausbau der Kriegsgewinnsteuer. * Gegen die neuen Steuern. Bedrohung des deutschen Wiederaufbaues. Auch in der Nationalversammlung finden heftige Aus einandersetzungen über die Finanzsanierung statt. Das Steuerprogramm des Reichsministers Erzberger wurde einer teils sehr heftigen Kritik unterzogen. Graf von Posadowsky (Deutschnat. Vp.) wandte sich besonders gegen die geplante grobe Vermögensabgabe, die 80 bis 90 Milliarden ergeben soll, deren Herausziehung aus dem deutschen Wirtschaftsleben Graf Posadowsky für äußerst gefährlich hält. Im übrigen verlangte der Redner Be fristung der neu eingebrachten Steuern, damit sie bei einer etwaigen Veränderung der Verhältnisse aufs neue ge prüft werden können. Zum Schlutz ermahnte der Redner zur Sparsamkeit in der Verwaltung, dazu gehört auch, daß mit der Arbeitslosenunterstützung aufgeräumt und eine durchgreifende Kontrolle an den Ausgaben der Arbeiter- und Soldatenräte geübt würde. Auch vom Abg. Dr. Becker (Deutsche Vp.) seien schwere Bedenken gegen die Wegsteuerung, der Vermögen geltend gemacht. Dadurch werde das Geld weggenommen, das zum Wiederaufbau der Wirtschaft notwendig ist. Schon diese einleitenden Debatten kündigen an, daß es noch heftige Auseinandersetzungen über die künftigen Steuern geben wird. Die Finanzminister gegen Erzberger. Die einzelstaatlichen Finanzminister werden am Sonntag in Weimar erwartet, um mit dem Reichsminister Erzberger über die von ihm in der Nationalversammlung angedeutete Erweiterung der Zuständigkeit des Reiches auf dem Gebiete der Steuererhebung zu beraten. Wie verlautet, besteht bei den einzelstaatlichen Regierungen eine ziemliche Erregung über diese neuen Pläne, well sie Larin das Ende ihrer Selbständigkeit erblicken. politische Rundschau. Deutsches Reich. 4- Massenverabschiedung von Offizieren. Infolge der durch den Friedensvertrag bedingten Herabsetzung unserer Heeresstärke müssen voraussichtlich noch in diesem Monat über 16 000 Offiziere ihren Abschied nehmen, darunter voraussichtlich alle Generale außer den Kommandeuren der Freiwilligenformationen und fast sämtliche Stabs offiziere. * Die Heimbefördernng der Kriegsgefangenen soll nach dem Willen Frankreichs nur in dem Maße erfolgen, als deutsche Zivilarbeiter für die zerstörten Gebiete gestellt werden. Dieser Auffassung ist die Reichsregierung miH Entschiedenheit entgegengetreten, da gemäß dem Friedens vertrag die Heimbeförderung der Kriegsgefangenen nach dessen Ratifikation sofort und bedingungslos zu er folgen'hat. * x Milderungen für Österreich. Die erste Antwork note Clemenceaus bringt die bereits von der Ententepresse angekündigten wirtschaftlichen Zugeständnisse, ohne welche der Fortbestand Deutsch-Osterreichs als vollständig aus geschlossen gelten konnte. Die Nationalstaaten des früheren Osterreich-Ungarn haben noch lange kein Recht, deutsch österreichisches Privateigentum aus ihrem Boden zu beschlag nahmen. Die einseitige Meistbegünstigung wird dem Handel der Alliierten und der mit ihnen assoziierten früheren Nationalstaaten auf drei Jahre zugesprochen. Großbritannien. x Meuterei australischer Truppen. Im Hafen von Plymouth kam es auf dem früheren deutschen Dampfer „Prinz Ludwig", auf dem ein großes australisches Truppen kontingent nach Australien befördert werden sollte, zu Unruhen, weil die Mannschaften keinen Landurlaub er hielten. Da den wiederholten Forderungen der Mann schaften nicht stattgegeben wurde, drohten sie das Schiff zu versenken. Einige Stunden später ereignete sich auf > dem „Prinz Ludwig" eine große Explosion. Weitere Einzelheiten konnten nicht in Erfahrung gebracht werden, da die Behörden jegliche Auskunft ablehnen. Die Tat sache, daß die Truppen an Land gelassen wurden,, beweist, daß sie ihren Willen durchgesetzt haben. Amerika. X Die Deutsch-Amerikaner und der Friedensvertrag. Der deutsch-amerikanische Bürgerbund, eine Organisation von amerikanischen Bürgem deutscher Herkunft, erhebt Einspruch gegen den Völkerbund und die von der Pariser Konferenz festgesetzten Friedensbedingungen und hat 10 000 gedruckte Proteste verschickt, die unterzeichnet und an Kongreßmitglieder gesandt werden sollen. Der Bund wurde erst vor einem Jahre in Chicago gegründet. In s dem Protest werden die Vereinigten Staaten aufgefordert, dem Völkerbund, wie er vorgeschlagen wird, nicht beizu treten, da er den Interessen und heiligen Grundsätzen der Amerikaner gefährlich sei. Die Friedensbedingungen aber seien brutal und unmenschlich und enthielten zweifellos Keime für neue Kriege und neues Blutvergießen. Ob die Bewegung Bedeutung erhält, läßt sich nicht abschätzen, da der Bund nur einen kleinen Teil der nach vielen Millionen zählenden Deutschamerikamer darstellt. X Der „Kadaver der 14 Punkte" Wilsons. Mit diesem höchst zutreffenden Wort bezeichnet die angesehene „Newyork Sun" das Instrument, das Wilson seinen Friedensvertrag nennt. Der Völkerbund erfreut sich namentlich im Senat gar keiner Beliebtheit und „Newyorl Herald" meint, jeder Senator, der das, was Wilson biete, hinnehme, verletze seinen Amtseid. Ausländische Geschäftsträger. Die Neuausrichtung Les Berliner diplomatischen Korps. Pariser Blätter kündigen an, daß Frankreich alsbald nach der Frieöensratifikation von deutscher Seite die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland wieder aufnehmen werde. Mit Rücksicht darauf aber, daß die Verhältnisse in Deutschland noch unsicher seien, werde man zuerst nicht einen Botschafter, sondern nur einen Ge schäftsträger nach Berlin senden. Ein witziger deutscher Schriftsteller, Dingelstedt, knüpft in einer seiner Er zählungen eine hübsche Betrachtung an die Bezeichnung „Geschäftsträger". Der große Diplomat Talleyrand, so führt er aus, pflegte jedem jungen Diplomaten, den er auf einen Auslandsposten schickte, die Mahnung einzu schärfen: „Nicht zuviel Eifer!" Diese Mahnung ist in dem deutschen Worte „Geschäftsträger" enthalten. Ein Geschäfts träger soll träge in den Geschäften sein! Wie der kommende französische Geschäftsträger in Berlin es damit halten wird, kann uns ziemlich gleichgültig sein. Allzu träge in den Geschäften wird er aber unter keinen Umständen sein dürfen, denn es wird für ihn in Berlin allerlei zu tun geben. Nicht unwahrscheinlich ist es, daß andere unserer Gegner dem Beispiele Frankreichs folgen und sich ebenfalls anfänglich nicht durch Botschafter, sondern durch Geschäftsträger in Berlin vertreten lassen werden. Alle unsere sechs Hauptgegner, Rußland, Frank reich, England, Japan, Italien und die Vereinigten Staaten von Amerika, unterhielten in Berlin Botschaften. Von unseren drei Verbündeten waren zwei, Osterreich-Ungarn und die Türkei, durch Botschafter in Berlin vertreten — die neunte, in Berlin durch einen Botschafter vertretene Macht, Spanien, ist neutral geblieben. Aus unserem eigenen Schicksal wie aus dem unserer Verbündeten folgt, daß in diesen diplomatischen Ein richtungen sich Änderungen vollziehen werden. Aber selbst wenn es bei der Zahl von neun Botschaften in Berlin bleiben sollte, die Botschafter werden ganz andere Leute sein als vor dem Kriege. Während der Gesandte nach diplomatischer Auffassung nur den Staat zu vertreten pflegte, galt dec Botschafter auch als Vertreter des Staatsoberhauptes. Es ist daher wahrscheinlich, daß man zu dem Präsidenten der deutschen Republik, der ehemals Sattlergeselle war, nicht Männer aus feudalen Kreisen schicken wird. Der beim kaiserlichen Hofe in Peters burg beliebteste Botschafter der französischen Republik war der Herzog von Montebello. Ebenso sandte Herr Thiers als erster Präsident der französischen Republik nach dem Berlin Kaiser Wilhelms des Ersten und der Kaiserin Augusta nicht einem starren Republikaner, sondern einen streng legltimistisch gesinnten Adeligen, den Grafen von Saint Vallier. Diese Wahl war, vom fran zösischen Standpunkt aus betrachtet, vortrefflich. Die französischen Neigungen am Berliner Hofe, namentlich die Vorliebe der Kaiserin Augusta Mr französisches Wesen und französische Bildung hat der Graf Saint Vallier für Frankreich geschickt ausgenutzt. Bismarck kannte dieses Treiben, hat es oft gegeißelt, und Lie Kälte, mit der er dem französischen Botschafter begegnete, zwang schließlich die französische Regierung, einen anderen Mann als ihren Vertreter nach Berlin zu senden. Unendlich viel ist damals aus der Umgebung der Kaiserin Augusta der französischen Regierung bekannt geworden. Der Hauptzwischenträger war der französische Vorleser der Kaiserin, der, nachdem er jahre lang Dienste geleistet hatte, zum Danke dafür zum fran zösischen Gesandten in Brüssel ernannt wurde. Der fran zösischen Regierung wird sicher daran gelegen sein, auch über die jetzigen maßgebenden Kreise im Deutschen Reiche allerlei zu erfahren. Dasselbe gilt von den meisten unserer übrigen Gegner. Man darf deshalb darauf ge spannt sein, wie künftig das diplomatische Korps in Berlin zusammengesetzt sein wird. Berlin hat sich in zwischen gewaltig verändert, leider durchaus nicht zu seinem Vorteil. Früher die sauberste Stadt der Welt, gehört es jetzt zu ihren schmutzigsten. Die fremden Diplomaten, besonders die Botschafter, Hausen aber in Gegenden, in denen dieser bedauerliche Wandel nicht allzu schroff zutage tritt. Die Botschaftsgebäude liegen am Pariser Platz, Unter den Linden, in der Wilhelmstraße, am Wilhelmplatz und in Ler Tiergartengegend. An diesen Stellen nimmt sich Berlin immer noch hübsch aus. Uber die Stadt Berlin werden daher die fremden Diplomaten auch künftig nicht ungünstig urteilen. Was sie aber über Lie Berliner Regierungskreise und über die von ihnen eingeschlagene Politik sagen werden, Las muffen wir ab- warten. Rah unv Aera. O Die Fleischkarte bleibt bestehen. Die von ver schiedenen Seiten verbreitete Meldung, bei den zuständigen Reichsstellen bestehe der Plan, die Rationierung von Fleisch vom 1. Oktober ab aufhören zu lassen, ist völlig aus der Luft gegriffen. Unter den Lebensmitteln ist gerade das Fleisch dasjenige, das uns am wenigsten zur Ver fügung steht. Und es sind noch nicht die geringsten Aus sichten vorhanden, daß in absehbarer Zeit eine Besserung eintreten kann. o Fortschritte der Minenräumung in der Nordsee. Die deutsche Bucht in der Nordsee ist innerhalb der Ver bindungslinie Borkum Riff Feuerschiff—Craalief (Feuer schiff (das bedeutet im Umkreis von 70 bis 90 Seemeilen um Kuxhaven) durch die Reichsmarine von verankerten Minen gesäubert und für Schiffahrt und Fischerei frei- gegeben. ° i oie polsrftexe. Roman aus Spitzbergen, von Anny wothc. Nachtruck verboten. Lopiright INS ds Ani», wothr, Leipzig. Mühselig hob sich die kraftlos« Hand des Kranken, und Lhristabels Kopf in zitternder Seligkeit an seine kranke Brust drückend, sagt« er matt: „Ich wußte ja, du würdest kommen, Lhristabel — mir zu sagen" — „Daß ich dich liebe, Ekke, und daß ich mit dir gehen will in Freud und Leid, bis daß der Tod uns scheide." „Bis daß der Tod uns scheide," wiederholte Ekke Sörnsen. Dann sank er, wieder von tiefer Ohnmacht um fangen, zurück. Lhristabel erbebte. So lautete schon einmal ihr Gelöbnis — damals — als der Priester sie an Nils mit heiligem Mort gebunden. Aber das Gelöbnis war zur Lüge geworden, weil Nils sie nie wirklich geliebt hatte. Hier aber, das fühlte sie, wurde ein Bund geweiht, der unaufhörlich Her; zum Herzen zwang. Hier hatte einer in dem anderen sein eigenes Ich gefunden. , Besorglich und doch herzensfroh rief sie den Arzt herbei, der las in ihren Augen, was ihre Seele bewegte, und er nickte still, als Lhristabel erklärte, Ekke Sörnsens pflege übernehmen zu wollen. — Und dann kamen ein paar traumschöne Wochen, wo Ekke Sörnsen unter Lhri- stabels Pflege täglich mehr erstärkte, wo sie ihm vorlas. von Heimat, Rind und Eltern plauderte, und eins in dem andern selig war, obwohl niemals wieder ein Wort von Liebe zwischen ihnen laut wurde. — Ekke Sörnsen konnte schon wieder, auf Lhristabels Arm gestützt, kurze Spaziergänge unternehmen. Da kam eines Tages jubelnd, jauchzend, von alt und jung begrüßt, der erste englische Dampfer in Sicht. Das Schiff brachte Post, auch aus Deutschland, mit und die Nachricht, daß Ekke Sörnsen als ordentlicher Professor an die Universität Kristiania berufen war. „Nun heißt es seßhaft werden," meinte er zu Lhri stabel. „Die Ernennung kommt gerade zur rechten Zeit, denn ein Mann, der ein Haus gründen will, der darf nicht mehr wie toll durch weite Länder wüsten, der soll die Gefahr wohl lieben, aber er darf sie nicht suchen, um darin unterzugehen." Lhristabel antwortete nicht, aber ihr leuchtender Blick sagte ihm Dank für ein Opfer, das er ihrem Glück bracht«. An diesem unsteten Wandertrieb war ja ihr und Nils' Glück einst gescheitert. Und endlich kam die Stunde, wo der Prinz aus Green Harbour meldete, daß der Lloyd-Dampfer „Mainz", den er für die Expedition beordert hatte, voraussichtlich in den nächsten Tagen in den „grünen Hafen" einlaufen würde; man möchte sich zur Abreise bereithalten. Osten sang und pfiff den ganzen Tag und gab ellen lange Depeschen an das blondzöpfige Mädchen am Rhein, auf, das sehnsüchtig auf ihn und seine Heimkehr wartete. Lauter kecke, weltliche Lieder bekam man jetzt wieder von ihm zu hören, als aber die „Mainz" in die Advent- Bai einlief und er zum ersten Male wieder die deutsch« Flagge grüßte, da liefen ihm die Hellen Tränen über das jetzt auch lo scharf gewordene junge Gesicht. Der Prinz selbst führte Lhristabel die Schiffstreppe hinan auf Deck des Dampfers, der sie heimwärts tragen sollte, nach langen Leidenstagen — dem Glück entgegen „wie soll ich Ihnen nur danken, Durchlaucht," sagte sie warm, „daß Sie so treu für mich sorgen und denken?" Der Prinz sah voll ernster Herzlichkeit in Lhristabels Gesicht, das, nicht mehr blühend wie vor Jahresfrist, jetzt manche Leidensfurche aufwies. „Dadurch, Frau Lhristabel, daß Sie mir Ihr« Freund schaft schenken, wenn ein wegmüder Wandersmann zu weilen an Ihrem Herde rasten, wenn er zu Ihnen flüchte" darf, weil das Geschrei in der bunten Welt da draußen ihn verletzt, so ist er überreich und glücklich/" „So sollen Sie mir stets willkommen sein, Durchlaucht — in treuer Freundschaft." Die Schiffsstrene heulte herzzerreißend, und drüben aB Ufer da stand, abseits von den anderen, «in« dunkle Gestalt Di« winkte und winkte. Erik de vold war es, der ihr die letzten Abschieds' grüße zuwinkte. Er blieb zurück. Er hätte es nicht üb«r sich vermocht, mit der „Mainz" heimwärts zu fahren, d>< sie und ihr neues Glück der Heimat zutrug. Der jungt Arzt wollte bleiben, bis es möglich war, den „Geier aus seiner eisigen Haft in der Treurenberg-Bai zu lösen. (Schluß folgt.) .