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Wilsdruffer Tageblatt : 08.07.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-191907085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19190708
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19190708
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-07
- Tag 1919-07-08
-
Monat
1919-07
-
Jahr
1919
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 08.07.1919
- Autor
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weil er unter österreichischer Herrschaft ein Auskommen zu finden hoffte, die andere jagt eheliches Mißtrauen aus dem Hause und zählt das feindliche Offizierkorps alS Liebhaber auf, der dritte läuft hungernd durch die Stadt, deren Verproviantierung ein Spielball schlecht gelaunten Beamtenwirtschaft wurde. Unverbesserliche Optimisten warten von heute auf morgen, daß es bester werden soll. Alle andern aber haben keine Freude, keine Hoffnung, kein Intereste mehr. Schon hört man nicht wenig Stimmen in Belgrad, die sagen: „Wie schön war es doch, als noch d e Österreicher in der Stadt waren!" Und daß sich diese Stimmen tagtäglich mehren, ist ein bedenkliches Zeichen für die südslawische Zukunft. Vor dem Kriege hatte der Belgrader eine große Leidenschaft: stimmen! Die Wahlen in die Skupschtma waren ihm Abwechslung und Erlebnis. Jetzt aber wurde die Nationalversammlung einfach ernannt. Parteikonferenzen bestimmten Parlamentsmitglieder, und an dem Rummel, der sich jetzt im Konaksaal, wo die Nationalversammlung tagt, abspielt, hat der Belgrader nicht die geringste Freude uud nicht das geringste Interesse, weil seine Stimme keinen der Abgeordneten erwählen durste. Es geschieht im übrigen so wenig in Belgrad, daß ein Floh ganz leicht zum Elefanten avanciert. Wenn, wie es jüngst geschah, ein ungarischer Staatsmann in Belgrad austaucht, io bedeutet das nicht weniger, als daß die Herren Räte von Budapest dem serbischen Kronprinzen die — ungarische Königskrone angetragen haben. Die Räte!!! Und wenn der italienische Gesandte einen Dampferausflug nach Semlin unternimmt, so erzählt die „Fama" gleich von dem bevorstehenden Abbruch der Be ziehungen zwischen Italien und Südslawien. Gerüchte jagen einander, stehen als faustdicke Lügen in den Zeitungen der Stadt und werden dann besprochen und, wie üblich, dementiert. Verdrossen und schlampig schleichen die Menschen umher. Nicht einmal das Erscheinen der fremden Missionen, deren militärisches Kolorit bis zum Senegalneger reicht, vermag ein Interesse zu wecken. Dobmutz liegt auf den Straßen und Langeweile auf len Gesichtern... . . . . kz. Rah und Fern. o Wertbriefe an Gefangene. Zu Wertbriefen an Gefangene in Frankreich sollen möglichst feste Umschläge aus unglasiertem Papier und haltbarer Siegellack ver wendet werden. Bei Verwendung ungeeigneter und schwacher Umschläge sowie schlechten Siegellacks gehen zahlreiche Wertbriefe schon in der Schweiz beschädigt ein und müssen neuverpackt werden. Hierdurch entstehen zum Schaden der Gefangenen Verzögerungen; auch Verluste von Teilen des Inhalts können die Folge der Verwen dung minderwertigen Verpackungsstoffes und Siegellacks sein. Paketen an Gefangene in Belgien brauchen Zoll inhaltserklärungen nicht mehr beigefügt zu werden. o Vereitelte Schiffssabotage. Unzufriedene Matrosen der Minenfloltille in Wilhelmshaven, Lie sich der Ein führung der neuen Dienstvorschrift nicht fügen wollten und deshalb entlassen werden sollten, machten den Versuch, durch Offnen der Ventile zwei Minensuchboote zum Sinken zu bringen. Das verbrecherische Vorhaben wurde bemerkt und rechtzeitig vereitelt. o Ein Dampfer mit Schleichhandelstvaren beschlag nahmt. Auf der Oberspree wurde ein Dampfer ange halten, der mit 100 Zentnern Roggen, 600 Zentnern Kar toffeln, mehreren Zentnern Mehl und anderen Produtten beladen war. Die Berliner Polizei beschlagnahmte den Dampfer, dessen Eigentümer flüchteten. v l»v-Mark-Banknotenfälscher in Hannover verhaftet. Die Verfertiger der falschen Fünfzigmarkscheine der Aus gabe vom 30. November 1918 sind in Hannover verhaltet worden. Die Täter sind ein Lithograph, ein Hochdrucker, ein Steindrucker und ein Mechaniker, sämtlich in Hannover wohnhaft, wo sich auch die Werkstatt der Fälscher befindet» Die falschen Scheine haben sie bei den Rennen in Berlin- Grunewald, Karlshorst, in Hamburg, Magdeburg und Leipzig umgesetzt. Erhebliche Bankdepots konnten be schlagnahmt werden. Die Verbrecher sind geständig. 131000 Mark in falschen Scheinen wurden bei einem noch vorgesunden, bei einem andern 60000 Mark. 0 ParatyPhuSbazUle« im Mersch. Seit Donnerstag, wo die Zahl der nach dem Genuß von Hammelfleisch unter Vergiftungserscheinungen erkrankten Personen auf über 1000 gestiegen war, sind in Uberruhr keine neuen Erkrankungen gemeldet worden. Bei diesen 1000 Er krankten handelt es sich jedoch nur um Personen, die sich in ärztliche Behandlung begeben mußten. Außerdem ist ober noch eine Anzahl anderer Personen erkrankt, bereu Befinden aber so ist, daß sie bis jetzt ärztliche Hilfe nicht in Anspruch nehmen mußten. Bei den meisten sind dis Erkrankungen glücklicherweise leichter Natur, doch sind auch eine Anzahl schwerer Fälle zu verzeichnen. Ein Omer ist zu beklagen, und zwar ein kleines Kind. v Reichtum an Nahrungsmitteln in der Pfalz. In Ludwigshafen ist man mit ausländischen Lebensmitteln geradezu überschwemmt. Butter, Wurstwaren, erstklassiges Rind- und Schweinefleisch kann man waggonweise haben. Das feinste amerikanische Schweineschmalz kostet im Groß einkauf 14,75 Mark das Kilo, Süßrahmbutter 13,75 Mark das Pfund, das Pfund Sunligbt-Seife 4 Mark, alles Engros. Margarine, Speiseöle, Kakao, Schokolade, Tee, Kaffee, KonfekttSpeck, amerikanischer Schinken, geräuchertes Ochsenfleisch, Wurst, Käse, alles wird angeboten, aller dings noch etwas teuer. Es sollen schon Millionen abschlüsse gemacht worden sein. Sobald die Blockade auf gehoben wird, wird Deutschland von Luxemburg aus mit diesen Waren überschwemmt werden. Eine Anzahl Agenten wollte schon jetzt unler Bestechung von Franzosen einige Waggons nach Mannheim weiterleiten. Die Sache wurde entdeckt, die Personen verhaftet und für mehrere hundert tausend Mark Ware beschlagnahmt. Etwa 60 Personen sind in die Angelegenheit verwickelt. s Das englische Luftschiff in Newyork. Das englische Luftschiff „K 34", das am 2. Juli England verlassen hatte, bat nach etwa 100stündiger Fahrt die amerikanische Küste erreicht. „ Es überflog die Küstenlinie an der Notre-Dame- Bucht, änderte dann seinen Kurs in südlicher Richtung und kam am Nachmittag nach Newyork. Durch diesen ersten Flug eines Luftschiffes über den Ozean erhielt der Nationalfeiertag der Amerikaner ein besonders festliches Gepräge. Ein späteres Telegramm will wissen, daß „k 34" auf der Fahrt nach Washington explo diert sei. Wett- und VottswiriMft. , * Einfuhr a«s Holland. SluS Amsterdam Mrd gemeldet, daß der „Niederländische Qberseetrust", die auf Befehl der Entente eingerichtete holländische Handels- kontrollaestllschast. die nne die Schweizer S. S. S. als Blockade-Institution gegen Deutschland wirken mußte, diese Woche zu existieren aufhört. Damit wird dann die freie Warenausfuhr und Durchfuhr über die holländische Grenze nach Deutschland unabhängig von EntenteverLoten und Geboten beginnen, und Deutschland wird in Holland alles kaufen können, was die holländische Regierung zur Aus fuhr sreigibt. * Amerikanische Handelspolitik in Deutschland, Unter den von der englischen Regiemng veröffentlichten Berichten englischer Offiziere über die Eindrücke in Deutschland befindet sich auch ein Brief des MajorS Bertie, der die Politik des wirtschaftlichen Boykotts als Strafmaßnahme gegen Deutschland einen völligen Miß erfolg nennt und warnend darauf hinweist, daß die Ver einigten Staaten hierin nicht gemeinsam mit den Alliierte» vorgingen, sondern darauf bedacht seien, den deutschen Handel nach Aufhebung der Blockade für Amerika gewisser- maßen zu monopolisieren. Letzte Drahtberichte d« „Wttsdrsß«' Tageblattes". Streikablehu««g der Eisenbahner des Essener Direktionsbezirkes. Dortmund, 7. Juli, (tu.) Die Eisenbahner des Direktionsbezirkes Esten haben es abgelehnt, in den Aus stand zu treten. Streikabbruch in Frankfort a. M Frankfurt/Mai«, 7. Juli, (tu.) Die ausständigen Eisenbahnarbeiter haben, da sie die Aussichtslosigkeit einer Weiterverharrung im Streik cinsehen, in einer gestern abgehaltenen Mastenversammlung den sofortigen Abbruch des Streiks beschlossen. Am Sonntag abend 10 Uhr soll die Arbeit wieder in vollem Umfange aus genommen werden. Gleichzeitig mit diesem Beschluß machte die Streikleitung den Vorbehalt, daß sie ihre Forderungen in vollem Umfange aufrechterhalten und sie in einem günstigen Moment in Verbindung mit einem Generalstreik in ganz Preußen und Hetzen wieder geltend machen werde. Die Regierungstrappe« i« Witteuberge. Wittenberge, 7. Juli, (tu.) Anläßlich des am Freitag begonnenen Ausstandes der Arbeiter der Haupt« werkstätten, der Eisenbahner und des Güterbahnhofes Wittenberge, wodurch der Transport der Lebensmittelzüge bisher vollkommen unterbunden war, find Negierungs truppen am gestrigen Sonntag morgen dort eingetroffen. Sie haben den Güterbahnhof besetzt und die technischen Truppen haben zusammen mit den Beamten, Zugsführer« usw. den Dienst ausgenommen. Am gestrigen Sonntag nachmittag konnten bereits die ersten Züge abgelafien werden. Der Ministerpräsident wird über die Zwangswirtschaft sprechen. Weimar, 7. Juli, (tu.) Der Ministerpräsident wird am Donnerstag in der Nationalversammlung eine proklamatische Nede halten und dabei u. a. aussühren, daß die Zwangswirtschaft nunmehr zielbewußt abgebaut wird und der freie Handel wieder einen größeren Spiel raum bekommen wird. Die Tätigkeit der Kriegswirt- schastsgesellschasten soll systematisch eingeschränkt werden. Die Wollvorräte werden sofort den Industrie« zur Ver arbeitung zugeführt werden. Die verfügbaren Tuche will man dem Handel übergeben mit einer Einschränkung, die die Rücksicht sür die minderbemittelte Bevölkerung erfordert. Deutsche Noten an Clemenceau Berlin, 7. Juli, (tu.) Deutschland fragt in einer Note an Clemenceau an, ob sich die Ratifizierung des Friedens lediglich auf den Vertrag selbst bezieht. I« einer anderen Note ersucht es um Maßnahmen zum Schutze der Deutsche« in Riga. Freiherr von Lersner ist zum Vorsitzenden der deutschen Friedensdelegation in Versailles ernannt worden. Explosiv« eines englischen Munitionslagers. Esse« Ruhr, 7. Juli, (tu.) In Langenfeld Bezirk Solingen schlug der Blitz in ein englisches Munitions lager, das in die Lust flog. Acht englische Soldaten wnrden getötet. , Generalstreik in Schwebe« Stockholm, 7. Juli, (tu.) Dem Generalstreik der schwedischen Buch- und Zeitungsdrncker haben sich auch die Seeleute des allgemeinen schwedischen Seemannsbundes angeschlotzen. Die Streikursache sind Differenzen zwischen Reeder u«d Seeleute. Aus Stadt und Land. «Mckm», Dr dick Wim» «k km-« denkbar «ww. Wilsdruff, 7. Juli 1919. lp Der Wucher mit Schuhwaren. Die Reichsstelle für Schuhversorgung hat kürzlich eine Bekanntmachung erlassen, durch die die Kommunalverbände ermächtigt werden, Anordnungen für eine Überwachung der Schuh machereibetriebe zu treffen. In erster Linie sollen die Schuhmacher verpflichtet sein, über die ihnen erteilten Aufträge Buch zu führen, damit die Reichsstelle imstande sei, die ordnungsmäßige Verwendung des zugeteilten Leders und die für das Schuhwerk geforderten Preise zu überwachen. Es darf aber wohl von vornherein als ausgeschlossen gelten, daß mit dieser Maßnahme das er strebte Ziel erreicht wird. Man weiß ja, daß noch immer und überall ein schamloser Wucher mit Schuhwerk herrscht. In Berlin und in anderen groben Städten sind gegen wärtig Preise bis zu 200, ja bis zu 300 Mark für ein Paar Schuhe an der Tagesordnung. Dieser Wucher wird anhalten, solange die Knappheit in Leder besteht. Keine Verordnung und keine Strafandrohung dürfte daran etwas ändern können. Nur ein Mittel verspricht einen durch greifenden Erfolg: das ist die Freigabe der Einfuhr von fertigem Schuhwerk aus dem Ausland. Man kann ein wenden, daß dadurch die heimische Schuhindustrie schwer geschädigt würde. Der Einwand wäre zutreffend, wenn diese Industrie über ausreichende Rohstoffe verfügte, um in gröberem Umfange arbeiten zu können. Das ist jedoch nicht der Fall. Bei der starken Einschränkung der heimi schen Schlachtungen und der geringen Einfuhr von Häuten ' und Fellen kann im Inlands gegenwärtig nur ein sehr beschränkter Teil des Bedarfs an Schuhwaren gedeckt werden. Es täte mithin der Schuhwarenindustrie und dem Schuhmacherhandwerk keinen nennenswerten Abbruch, wenn wenigstens eine Zeitlang die Grenzen für aus ländisches Schuhwerk geöffnet würden, bis der dringende Bedarf der Bevölkerung gedeckt wäre. Schleichhandel und Wucher sind nur durch Steigerung der Angebote von Waren zu bekämpfen, und dazu muß die Einfuhr frei gegeben werden. — Ausländische Lebensmittel Wie wir erfahren, ist es der Kriegswirtschaftsabteilung gelungen, außer einigen Waggons Auslandskartoffeln auch einen größeren Posten Reis anzukaufen. Die Waren sollen in den nächsten Tagen zu Verteilung kommen. — Bunter Abend — zum Besten der Heimat sammlung. Mit derartigen Zweckbestimmungen wird oft -er Mittelmäßigkeit -er Veranstaltung ein Mäntelchen umgehängt. Un- -arum sei von vornherein anerkennungs voll festgestellt, -aß -ieser Aden- -ie Kritik nicht zu scheuen braucht. Der Leiter -es Aben-s, Herr Lehrer Gerhar-t, hatte mit feinem verstän-nis eine in sich geschloffene, ab wechslungsreiche Vortragsfolge aufgestellt un- -ie besten Kräfte -afür gewonnen, Was uns -a geboten wur-e -urch -ie Damen lN. Bertholdt un- Uk. Zorn, -ie Herren Beyer, Gohle, Luft un- Tamme un- -urch -en Blänner- gesangverein Sängerkranz, -as waren Genüsse edler, gehalt voller Art, sauber und klangvoll, voller Schwung und Können zum Vortrag gebracht. So war es denn kein Wunder, -aß -ie Herzen -er zahlreichen Zuhörer un- -hörerinnen begeistert mitgingen un- warmen Beifall spendeten, -er sich -en vortrag«n-en Damen gegenüber in einer Fülle herrlicher Rosen, hervorgegangen aus -er Winter'schen Rosenschule, ausdrückte. Ls tat wohl, auf -iese Stufe geistigen Genießens gehoben zu sein. Was -a Herr Luft sang, -as kam von Herzen und fand -ie Herzen, un- in -en Vorträgen -es Herrn Gohle schaute ebenfalls warmer Humor -urchs Fenster, nicht Witz o-er Satire, -i« -en inneren Menschen nicht höher führen. So herrschte -enn eine Stimme -es Lobes, un- -er Wunsch wur-e laut, solche Abende zu wiederholen, und diese Bitte sei hiermit den veranstaltenden Damen un- Herren ausgesprochen. — Eine öffentliche Versammlung der U. S. P. fand am Sonnabend abend im Schützenhause statt. Stadto. Rösch-Dresden legte das Programm der Unabhängigen dar und ging mit den Mehrheitssozialisten und der jetzigen Regierung scharf ins Gericht. Seine Ausführungen fanden in Herrn Bomb ach einen Kritiker, der sich im Schlußwort vom Referenten scharfe Worte sagen lassen mußte. — An schließend gab Herr Schumann Auskunft in eigener Sache. Nach einleitenden Worten über den Gang der Lebensmittel verteilung in unserer Stadt im allgemeinen kam er auf den Reis (für Kinder und alte Leute) zu sprechen, der auf Be schluß der Kriegswirtschaflsabteilung (mit 2 gegen 1 Stimme) der Volksküche überwiesen worden ist, weil man glaubte, den Klagen der schwer arbeitenden ärmeren Bevölkerung, die ja fast sämtlich an der Volksküche teilnimmt, einmal entgegen kommen zu müssen. Allen recht tun könne man natürlich nicht, ein Teil fühle sich immer benachteiligt. In Sachen der jetzt aufs Tapet gebrachten Kartoffelzuweisungen sei man auf den Leim von Leuten gegangen, die jedenfalls im bürgerlichen Lager zu suchen seien; denn die Zuweisungen seien im Einverständnis mit der Kriegswirtschaftsabteilung an Leute erfolgt, die ihre außergewöhnliche Notlage darge- legt und unterschriftlich beglaubigt hätten. Das sei schon früher so, auch bürgerlichen Leuten gegenüber gehandhabt worden. In 2 Monaten seien auf diese Weise an 10 Haus haltungen 7 Zentner zur Ausgabe gelangt. Er habe jeden falls nur seine menschliche Pflicht getan, und wenn ihm das wirklich als Fehler angerechnet werden sollte, dann müsse man bedenken, irren sei menschlich. — Die Aus führungen wurden zeitweise von starken Unwillenskund gebungen unterbrochen. Besonders hielt man die Menge der zugewiesenen Kartoffeln für zu hoch. Nach 5stündiger Dauer war man am Ende. — Postsperre. Infolge Eisenbahnerstreiks sind die Verbindungen nach Frankfurt (Main) und dem Ober- Postdirektionsbezirk Frankfurt (Main) unterbrochen. Pakete und Wertsendungen für Frankfurt Main) und Durchgang werden von den Postanstalten vorläufig nicht angenommen; der Briefoerkehr dahin ist bis auf weiteres eingestellt. — Die Meisterprüfung nach ß 133 der Gewerbe ordnung haben vor den im Bezirke der Gewerbekammer Dresden bestehenden Prüfungskommissionen im Mai bis Juni 1919 abgelegt und bestanden: Vor der Prüfungskommission für Müller: Rudolf Poitz in Klipphausen-Neudeckmühle; für Tischler: Felix Richter in Kesselsdorf. — Zehn Jahre Postscheckoerkehr. Nach der aus diesem Anlaß für das Reichspostgebiet erschienenen Denk schrift, die ein übersichtliches Bild über die Geschichte, die Rechtsgrundlagen und die Entwickelung des Postscheckwesens gibt, hat der Postscheckverkehr in dm ersten zehn Jahren seines Bestehens einen sehr beachtenswerten Umfang er reicht. Unzweifelhaft hat diese Einrichtung der Allgemein- heit wie dem einzelnen zum großen Nutzen gereicht. Sie kann in der deutschen Geldwirtschaft nicht mehr entbehrt werden. Besonders bemerkenswert ist der starke Aufschwung, den der Postscheckoerkehr infolge der mit dem Inkrafttreten des Postscheckgesetzes und der Postschecksrdnung am 1. Juli 1914 eingeführten Verbilligungen und Verein fachungen und der ans 1. April 1918 eingetretenen völligen Gebührenfreiheit der barlosen Ueberweisungen aufweist. Ende 1918 betrug die Zahl der Postscheckkunden 257800, im Mai 1919 hat sie bereits das dritte Hunderttausend überschritten. In den ersten zehn Jahren wurden im Reichspostgebiet rund 500 Milliarden Mark umgesetzt und davon 340 Milliarden Mark barlos abgewickelt. Auf das Jahr 1918 entfiel ein Umsatz von 131 Milliarden Mark, davon 102 Milliarden Mark ohne Bewegung von Bar mitteln. Das Guthaben der Postscheckkunden betrug Ende 1918 zum ersten Male mehr als eine Milliarde Mark. Diese günstigen Erfolge berechtigen zu der Erwartung, daß sich im zweiten Jahrzehnt die Erkenntnis der großen Vor teile und "der Notwendigkeit des Postscheckoerkehrs in weitesten Kreisen Bohn bricht und der barlose Zahlungs ausgleich sich in dem wünschenswerten Umfange ausbreitet. — Limbach. (Berichtigt.) Während der fast 5 jährigen Kriegsdauer hat Herr Ministerialsekretär i. R. Richard Land schulz auS Dresden sich beim hiesigen Gemeindeamt in aufopferndster und uneigennützigster Weise als Hilfsbeamter betätigt und nicht nur den Gcmeindevorstand, sondern auch den Gutsvorsteher in der Erledigung der vielseitigen ihnen obliegenden Aufgaben trefflich unterstützt. Seine Pflicht treue, Umsicht und Gewissenhaftigkeit wurden jetzt durch ein entsprechendes Anerkennungsschreiben der AmtShaupt- mannschaft Meißen belohnt.
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