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Donnerstag den 3. Juli 1S1S Nr. ISO 78. Jahrg Amtlicher Teil Amtshauptmanuschast Meitze«. Fortdauer des Eisenbahnerstreiks Llm die Räterepublik. Die Drahtzieher der neuen Putschversuche. Es wird im klarer, daß es sich bei dem Verkehrsstreik in Berlin, sowie bei den verschiedenen Unruhen im Reiche um einen politischen Putsch bandelt, dem ein wohl vorbereiteter Plan zugrunde liegt. Die Regierung geht gegen die Drahtzieher des Groß-Berliner Verkehrsstreiks mit energischen Maßnahmen vor. In den letzten Tagen sind zahlreiche Führer der Kommunisten, darunter auch der bekannte Kommunist H erfurth, undeine größere Zahl von revolutionären Obleuten — über ein Dutzend — festgenommen worden. In einer diesbezüg lichen Erklärung der Regierung heißt es: „Es muß immer wieder betont werde», daß die ganze Bewegung lediglich eine politische, auf den Sturz der Re gierung und die Herbeiführung kommnnistischer Ziele ge richtete ist. Es ist kaum mehr daran z« zweifeln, daß be kannte kommunistische und unabhängige Führer hinter der Bewegung stehen. Trotz der Zusicherung aller Organisations leiter, nach Aufhebung des Streikverbotes für die Eisen bahner werde die Arbeit wieder ausgenommen werden, dauert die Arbeitsniederlegung au, und wilde Streikposten halten die Leute, die zur Arbeit kommen, von der Auf nahme der Tätigkeit ab. Höhnisch ist mancherorts von den Streikenden erklärt worden, daß es sie wenig kümmere, wenn in Berlin eine Anzahl von Frauen und Kindern ver hungere. Es wird also die Pflicht der Negierung sein, dafür Sorge zu tragen, daß unabsehbares Unheil von der Berliner Bevölkerung avgcwendct wird. Da die Anord nungen der Organisationslettcr keine Beachtung finden, ist angeordnet worden, daß jedem Versuch, den Eisenbahn verkehr weiter zu unterÄndcn und durch Terrorismus die Arbcitaufnahme zu verhindern, mit größtem Nachdruck ent- gegcnzutretcn ist. Nach Auffassung der Regierung ist der Verkehrsstreik in Berlin das Bruchstück eines Generalstreiks, der bereits am 19. Mai beginnen und mit der Ausrufung der Räterepublik enden sollte. Und so sicher sind Unab hängige und Kommunisten, die Hand in Hand mitein ander gearbeitet haben, ihres Erfolges gewesen, daß dis Führer der Unabhängigen in einer geheimen Beratung in Meißen, am 1 Juli 1919. Nr. 777111. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Die Reichswehr ist mit starken Kräften in Hamburg ein marschiert. * Die Regierung beantragt, die Zuckersteuer von 14 aus 30 Mark zu erhöhen. * Um ein weiteres Sinken der Kriegsanleihen zu verhindern, werden besondere Maßnahmen ergriffen. * Der große Verkehrsstreik in Berlin soll als Mittel zur Ausrufung der Räterepublik dienen. * In Bielefeld kam es zu schweren Ausschreitungen, bei denen mehrere Personen getötet wurden. * Die Entente hat Holland aufgesordert, ein Entkommen Wilhelms II. zu verhindern. * Die französischen Sozialisten erklären sich in ihrer Mehr heit gegen den Friedensvertrag. * Die ungarische Räterepublik unterwirst sich den Bedingungen der Entente. * Die türkischen Truppen in Anatolien haben sich gegen die Regierung und die Entente empört. Gesuche um Unterstützungen zur Gründung, Unterhaltung und Erweiterung von Volksbüchereien A? Heestens Ende Inti d. I. unter Benutzung des vorgeschriebenen ^gründ"r hie* einznreicheu. In der letzten Spalte ist das Gesuch eingehend zu Vordrucke sind u. a. in der Lächs. Schulbuchhandlung in Meißen, Gerbergafse, zu haben. lungsredner gestern ganz offen ausgeplaudert und mit Zu versicht angekündigt, daß es diesmal „besser klappen" werde als^am Tage, da die deutsche Republik errichtet wurde, «schon rüsten sich die Metallarbeiter von Groß- Berlin, den streikenden Verkehrsangestellten durch Sympathiekundgebungen beizuspringen, die Bankbeamten stehen auf dem Sprunge, ihnen damit zuvorzwlommen, und wenn die Bewegung erst richtig in Gang gebracht ist, wird es ein leichtes sein, ihr jede für zweckmäßig ge haltene Ausdehnung zu geben. Der zweite Schlag soll jetzt niedersausen — gleichviel was er an Gütern und letzten Lebensmöglichkeiten begraben mag. In diesem Moment sind nun die Unabhängigen auf den Plan getreten. In großen Massenversammlungen der Berliner Arbeiterschaft sprachen die Führer der Un abhängigen am Vorabend des Verkehrsstreiks. Herr Haase erklärte, daß seine Partei im gegebenen Augenblick eine rein revolutionäre Regierung errichten werde, um die Diktatur des Proletariats in der Form einer klassenlosen Herrschaft zu verwirklichen. Herr Adolf Hoffmann be hauptete, daß das Volk von der gegenwärtigen Regierung belogen und betrogen worden sei — ganz wie die Anhänger des jetzigen Systems es immer von dem früheren Regime behauptet haben. Wenn es etne Naturnotwendigkeit ist, daß soziale Revolutionen sich in Etappen vollziehen, daß der erste Radikalismus aus sich heraus immer einen neuen gebärt, bis dessen Herrschastsgelüste gestillt werden, um dann ihrerseits'wiederum einer dritten Machtumwälzung zu weichen, so scheint die Entwicklung setzt mit Riesen schritten vorwärts zu gehen. Das russische Beispiel scheint nun einmal tonangebend zu sein; auch darin, daß das Volk im allgemeinen aus noch so schmerzhaften Lehren der Ge schichte nichts zu profitieren versteht. Ohnedies stehen wir ja, wie erst dieser Tage in der Hauptversammlung des Bergbaulichen Vereins in Essen gesagt worden ist, am Grabe unserer Wirtschaft. Man braucht nur zu hören, daß in der Zeit vom 9. November bis zum 30. April nur an 22 Tagen im Kohlenrevier nicht gestreikt worden ist, daß in diesem Zeitraum 6,6 Millionen Arbeitsschichten verlorengegangen sind, daß die Gruben einen Förderausfall von 3,3 Millionen Tonnen, die Arbeiter aber einen Lohnausfall von 96 Millionen Mark zu beklagen haben, ^m sich einen un gefähren Begriff davon zu machen, wie weit es gekommen ist. Was soll nun erst werden, wenn nach der bevorstehen den formellen Ratifikation des Friedensvertvages dessen wirt schaftliche Forderungenerfülltwerdenmüssen. Wennjetztalles versucht und getan wird, um die für die Durchführung der Friedensbedingungen verantwortliche Reichsregierung aktionsunfähig zu machen und auf diese Weise doch die furchtbaren Folgen gegen unser Volk heraufzubefchwören, um deren Abwendung willen schließlich die National versammlung zu ihrem Ja gekommen ist, was soll dann werden? Ob jemand wirklich glaubt, daß eine andere Negierung größere Milde bei den Herren Clemenceau und Lloyd George finden werde? Immer wieder derselbe Jammer: Illusionen nach außen, gegenseitiger Haß bis zur vollendeten Verblendung. im Innern. Aus diesem Kreislauf kommen wir nun einmal Nicht heraus, so viel Lehrgeld wir auch nachgerade schon bezahlt haben. Und die Negierung? Für sie ist letzt erst die eigent liche Probe auf ihre Leistungsfähigkeit gekommen. Wird sie einen Ausweg finden? ab auf das Ministerium des Innern — Landeswohnungsamt — über. Die Durchführung der Zement- und Kalkbewirtschaftung erfolgt s) in Ostsachsen (Kreishauptmannschaften Dresden und Bautzen) durch den Kom missar für Baustoffbewirtschaftung Oberbaurat Mittelbach bei der Kreishaupt mannschaft Dresden (Geschäftsstelle Friesengasse 6), b) in Westsachsen (Kteishauptmannschaften Leipzig, Chemnitz und Zwickau) durch den Kommissar für Baustoffbewirtschaftung Baurat Dr.-Jng. Mackowsky bei der Kreishauptmannschaft Leipzig (Geschäftsstelle Schillerstr. 611). Anträge auf Dringlichkeitsbescheinigungen, soweit sie nach den vom Deutschen Zement bund herausgegebenen Richtlinien erforderlich sind, sind an den zuständigen Kommissar für Baustoffbewirtschaftung zu richten. Eine Bescheinigung der Ortsbehörde bzw. der Bau- polizeibehörde über die Angemessenheit des Bedarfs ist deizufügen. Die Anträge haben die erforderlichen Unterlagen zu enthalten, die eine genaue Nachprüfung des Bedarfs ge statten. Bei den üblichen ttleinwohnungsbauten genügt Angabe nach cbrn umbauten Raumes. Am 4. und 5. Juli Anmeldung: 1. weißer Warenbezugsschein Nr. 38 und gelber Warenbezugsschein Nr. 22 für große Salzheringe i Stück für 88 Pfg. 2. rosaer Warenbezugsschein Nr. 1 für Kunsthonig. «4»« Wilsdruff, am 1. Juli 1919. Der Stadtrat — Kriegswirtschastsabt. Bekanntmachung über die Bemirtfchastnng von Zement «nd Kalk. Die Bewirtschaftung von Zement und Kalk geht vom 1. Juli 1919 sind getrennt für den einzelnen Monat einzureichen, am MonatSschluß ch g li ferle Mengen sind bei der nächsten Monatsanmeldung erneut zu beantragen Dresden, am 30. Juni 1919. 1^^IV828 Ministerium des Innern. Landeswohnungsamt. einem Hause In den Zelten bereits die Mi Nister liste für die künftige Räterepublik und die Prokla mationen mit dem Regierungsprogramm festgesetzt haben. Der Termin hat nicht eingehalten werden können, er wurde auf den Tag der Beisetzung der Frau Rosa Luxemburg und später auf jenen Tag verschoben, an dem die Regierung Scheidemann ihre endgültige Stellungnahme zu den Friedensbedingungen erklären würde. Es steht fest' daß der Streik der Eisenbahner von Kommunisten mit ungarischem Gelde ins Werk gesetzt worden ist. * Kein Verkehr auf Stadt- und Ringbahn. Mangelnde Sicherheit für die Fahrgäste. Außerdem Straßenbabn-und Hochbahn-ist seit Dienstag früh auch der Stadt-, Ringbahn- und Vorortver- keh"r in Groß-Berlin eingestellt. Aber nicht nur wegen des teilweisen Streiks der Eisenbahnarbeiter, sondern von Amts wegen auf Anordnung des Präsidenten des Eisenbahndirektionsbezirks Berlin. Der Grund der Einstellung ist, daß die Eisenbahndirektion mit den vor handenen Mitteln nicht in der Lage ist, den Stadtbahn- und Vorortverkehr ausrechtzuerbalten ohne ernstliche Gefährdung der Sicherheit der Fab^äste. Folgen des Eisenbahnerstreiks. Bei der Besetzung des Verschiebebahnhofes Lichten berg durch ein Kommando der Reichswehrtruppen wurden nach amtlicher Meldung mehrere Waggons mit Pferden, Ochsen und Kleinvieh vorgefunden, die anscheinend schon längere Zeit dort gestanden hatten, ohne daß sich jemand um die Tiere gekümmert hätte. Eine Anzahl Tiere war bereits verreckt, andere konnten nur durch Notschlachtung der Allgemeinheit nutzbar gemacht werden. Dem schnellen Eingreifen der Soldaten gelang es, die übrigen Tiere vor dem völligen Verdursten zu retten. Leider ist dieser Vor fall — eine, Folge des Eisenbahnersireiks — nicht der einzige seiner Art. Der verhaftete Bankbeamtenführer. Über die Gründe der Verhaftung des Vorsitzenden des Allgemeinen Bankbeamtenverbandes Karl Emonts wird von amtlicher Seite mitgeteilt: Die Verhaftung Emonts hat mit seiner Tätigkeit als Vorsitzender des Allgemeinen Bankbeamtenverbandes, mit seinen Bestrebungen im Interesse der sozialen Besser stellung der Bankbeamten nicht das geringste zu tun. Es ist der Staatsanwaltschaft in Berlin Material in die Hände gefallen, aus dem hervorgeht, daß Emonts eine bols che» wistische Propaganda großen Stils getrieben bat, von der der Allgemeine Bankbeamtenverband natürlich keine Kenntnis hatte, und mit einer der Leiter jener Be wegung ist, die die auf den Umsturz der bestehenden Staatsordnung hinarbeitet. Auf Grund.der in dieser Richtung geleiteten Ermittlungen ist die Verhaftung Emonts angeordnet worden. — Emonts ist übrigens niemals Bankbeamter gewesen, sondern ist bezahlter Agitator. Um seine Haftentlassung zu erzwingen, droben die Hilfsbeamten des BerlinerMagistrats mit dem Sympathiestreik. Der zweite Schlag. Von unserem ständigen Mitarbeiter. a» Berlin, 1. Juli. Auf eine Wiederholung des Novemberumsturzes Ulk :s diesmal abgesehen sein. Wenigstens haben es Versamm irch unsere Austräger zugeiragen monatlich ..i den deutschen Postanstalten vierteljährlich «lie Postanstatten, Postboten sowie unsere Ausstäger und GeschästssteNe nehmen ederzeii Bestellungen entgegen. / Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen der Betriebe der Zeitungen, der Lieferanten oder der Beförderungselnrichtungen — hat der Bezieher feinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung deck Bezugspreises. Ferner hat der Inserent in den obengenannten Fällen leine Ansprüche, faNs die Zeiinng verspätet, In beschränktem Umfange oder nicht erscheint. / Ginzel, verlaufspreis der Nummer 1« Pfg. / Zuschristen sind nicht persönlich z» -dressieren, sondern an den Verlag, die Schrlsticitung oder die Geschäftsstelle. / Anonyme Zuschristen bleiben unberückstchtigi. / B-rliner lvertretung: Berlin SW. 48. für die Amtshauptmannschaft Meißen, für das Fernsprechern Ami WNSdrusf Nr. « fUMte fÜr dNss Farfl- MsdmfferTageblatt Das .Wilsdruffer Tageblatt" erschein! iägiich, mii Ausnahme der Sonn, und uf . / / « Festtage, abends 2 »Ihr für den folgenden Tag. / Bezugspreis bei Eelbstabholung HLL L «UL a 8 Lokators »iek-gespaliene Korpuszeile ober deren Naum, »on der Druckerei wöcheniiich pfg., monatlich pfg., vlerieljährüch Ml.; „na Nk-Nr, Pfg., alles mit Teuerunaszuschlag. 3 staut durch unsere Austräger zugetragen monatlich pfg., vierteljährlich Ml.; s SOG Aufschlag. 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