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MMusserTageblatt Amts- für die Amtshauptmannschaft Meißen, für das Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff sowie für das Forst rentamt zu Tharandt Fernsprecher: Ami Wilsdruff Nr. 6. Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 28614 Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend. — Erscheint seit Sem Sahre 1S41 ZnseNion-prclö Pfg. für die S-gefvattene KowuSzeUe oder deren Raum, Lokalpreis Pfa, Reklamen Pfg., alles mli Teuerungszuschlag. Z »raub und labellarischer Sah mit 50°< Aufschlag. Lei Wiederholung'und Iahresun. 'Heo entsprechender ,'tachlaß. Bekanntmachungen im amtlichen Teil inur von BehSc. -> die Gpaltzelle SU Pfg. bez. 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Oos »Wilsdruffer Tageblatt* erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn, und Festtag«, abends L Ahr für den folgenden Tag. / Bezugspreis bei Selbstabholung »on der Druckerei wächentttch Pfg., monatlich pfg., vierteljährlich Mk.; durch unsere Austräger zugetragen monatlich Pfg., vierteljährlich Mk.; bei den deutschen Postanffalten vierteljährlich Mk. ohne ZilsteNungsgebühr. Alle Paffanstalten, Postboten sowie unsere Austräger und Geschäftsstelle nehnien jederzeit Bestellungen entgegen. / Zm Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen der Betriebe der Zeitungen, der Lieferanten oder der Beförderungseinrichtungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Rachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. 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Die öffentliche Impfung findet Mittwoch de« 18. Juni 1S1S nachm. 4 Uhr im Obere« Gasthofe Kesselsdorf statt Kesselsdorf, am 11.Juni 1919. «,8« Der Gemeindevorstaud. Deutschland und der Völkerbund. Kleine Zeitung für eilige Leser. * In Frankfurt a. M., Braunschweig und anderen Städten find aus Anlaß der am Freitag stattfindenden Beisetzung Rota Luxemburgs eintägige Streiks erklärt worden. * Auf dem britischen Kreuzer.Australia" hat bei seiner Ab reise aus Freemantle eine Meuterei stattgefunden. * Auf Befehl des Generals Rochin ist der Präsident der oldenburgischen Provinz Birkenfeld abgelebt und ausgewiesen worden. * In Frankreich und Italien nimmt die Streikbewegung zu. Noske — Barch. Man hatte, als die sozialdemokratischen Mehrheits varteiler zu ihrem ersten Parteitage nach der November revolution in Weimar zusammentraten, hier und da ein Fest erwartet. Abrechnung, hieß es, würde vorgenommen werden, und weder Scheidemann noch Landsberg, weder David noch Heine würden ungerupft wieder in ihre Ministerstuben zurückkehren. Vor allem war es aber natürlich auf Noske abgesehen. Man hörte schon die Messer schleifen, mit denen er erledigt werden sollte. Und war erst einmal eine Bresche geschlagen in den Ring der sozialdemokratischen Mehrheitsregierung, dann durste man hoffen, daß alles übrige sich ganz von selbst machen werde: die Sprengung der Koalition mit den beiden bürgerlichen Parteien und die Übernahme der Staatsgewalt durch die Unabhängigen. Ebenso klar mußte sein, was dann weiter zu folgen hätte: Auflösung der Nationalversammlung, Beseitigung des Reichspräsidenten und — mangels Vor handenseins irgendwelcher verfassungsmäßiger Instanzen — eigenmächtige Unterzeichnung der Versailler Friedens bedingungen mit dem Vorbehalt späterer Ratifizierung der Unterschrift durch eine neu zu schaffende Volksvertretung. Selbstverständlich auch Ablösung der Friedensdelegation mit dem Grafen Rantzau an der Spitze. Gespensterseherei? Ganz und gär nicht. Wer noch daran zweifln wollte, der muß nach der von starkem Verantwortungsgefühl getragenen Rede des Reichswehr ministers Noske eines besseren belehrt worden sein. So mt er spricht, hat man immer wieder den Eindruck: ein Mann, nehmt alles nur in allem. Kein Lärmmacher, kein Phrasendrescher. Er weiß Wunden zu schlagen und bat den Mut seiner Überzeugung auch da, wo es ungleich be» guemer wäre, der großen Masse nach dem Munde zu reden. Seine Selbstachtung bewahrt ihn davor, billigen Lorbeeren nachzulaufen; lieber läßt er seinen ehrlichen Namen alltäglich durch alle Gossen schleifen, ehe er auf hört seine Pflicht zu tun. Jedenfalls eine ungewöhnliche Erscheinung heutzutage, dieser ehemalige Journalist, das muß man schon sagen. Und daß er ein ausgezeichneter i Fechter ist, der keinen Augenblick vergißt, daß der Hieb die beste Parade ist, das werden heute wohl auch seine innigsten Feinde nicht bestreiten wollen. Namentlich nicht die Unabhängigen, deren Führern er nachsagte, daß sie gerade jetzt bemüht waren, die von ihnen so arg ver ketzerten Freiwilligentruppen der Regierung Scheide mann abwendig zu machen, um sie — einer Regierung Haase-Cohn in die Arme zu führen. Sie sehen also durchaus ein, daß es ohne Truppen nicht geht; nur tollen sie ihnen zur Verfügung stehen und nicht den anderen, apch wenn diese anderen die gesetzmäßigen, von der Nationalversammlung berufenen oder bestätigten In haber der öffentlichen Staatsgewalt sind. Freilich gilt es den Unabhängigen als eine ausgemachte Sache, daß die gegenwärtige Regierung von ihnen so rasch als möglich gestürzt werden muß. Dem Führer der Garde-Kavallerie- Schützendivision hat Herr Barth, der frühere Volks beauftragte, in stundenlangem Vortrag diese Notwendig keit auseinandergesetzt und ihm begreiflich zu machen gesucht, daß er mit seinen Truppen, wenn es so weit sei, den Unabhängigen zu dienen habe. Aus Pflichtgefühl, sozusagen. Aber Herr Barth scheint zunächst an den Unrechten gerann zu sein, und ob er bei Unterführern Und Soldaten mehr Glück haben wird, muß nach dem. was über den Geist und dre Haltung der Freiwilligen oerbände in letzter Zeit bekannt geworden ist, doch etwas zweifelhaft erscheinen. Herr Noske jedenfalls fühlt sich in diesem Punkte offenbar ganz sicher, und seinem Urteil wird man wohl ohne weiteres vertrauen dürfen. Soweit Weimar in Frage kommt, wird danach der Kampf um die Macht einstweilen wohl zugunsten der Re gierung entschieden sein. Überkluge Leute wollten wissen, es handle sich hier im Grunde um ein abgekartetes Spiel: man wolle einen Regierungswechsel herbeiführen, um so für die Versailler Verhandlungen neuen Spielraum zu ge winnen. Daß davon nur politische Kinder ernstlich reden können, unterliegt nach dem Auftreten Noskes nicht dem allergeringsten Zweifel. Das Gegenteil dürste der Wahr heit ungleich näher kommen: die Unabhängigen würden den Frieden sehr rasch zustande bringen — jeden Frieden, der uns geboten würde. Wer darin einen Segen für das deutsche Volk zu erblicken vermag, der muß ihnen Glück wünschen zu ihren offenen und geheimen Unternehmungen. Wer freilich anderer Meinung ist, der muß damit einver standen sein, daß einem Sturz der Regierung in diesem Augenblick mit allen zulässigen Mitteln entgegengetretm wird. Aus Noskes Mde. Der Reichswehrminister betonte im Anfang seiner Rede, es fei sein und seiner Freunde Unglück gewesen, daß sie tm Augenblick die Regierung übernehmen mußten, wo sie Millionen nicht satt machen konnten, und wo man mit Lohnforderungen auftrete, die kein Mensch erfüllen könne. Deutschland Ist bankerott, sagte Noske, und der ist ein Dummkopf oder ein schamloser Demagoge, der neue Forderungen ausstellt, von denen er weiß, daß sie nicht zu erfüllen sind. Berlin mit seinen verzweifelten üblen Elementen ist jetzt eine Gefahr in unserer Situation. Es ist zu verstehen, wenn die preußische Regierung daraus Wett legt, dauernd-Sicherheitsmabregeln zur Hand zu haben. Ich fühle mich hier nicht als Angeklagter. (Unruhe.) Wenn irgend jemand hier Grund zur Beschwerde hat. so bin ich es, denn meine Parteigenossen sind mir immer wieder in den Rücken gefallen, aus Unkenntnis der Sache. Bei den Frei» willigen-Truppen find böse Dinge vorgekommen. Das ver teidigt niemand. Aber neben der Kritik sollte man auch nicht vergessen, daß wir mit Hilfe der Truppen wieder Ordnung im Vaterlande geschaffen und Deutschland vor dem Chaos bewahrt baden. Dafür verdienen wir Dank und Anerkennung. Natürlich bat das Eingreifen der Truppe Opfer gekostet, aber hätte ich nicht zugeschlagen, so wäre die Regierung auf geflogen. dann., hätten wir keine Nationalversammlung gehabt und auch dicket Parteitag wäre nicht möglich. Eine Vorlage über die restlose Beseitigung der Milttärjufttz wird ausgearbeitet. Wir werden künftig kein stehendes Heer mehr unterhalten dürfen und auf das Werbesystem angewiesen sein. Die Unabhängigen suchen jetzt die Freiwilligen für sich zu gewinnen. Prominente Führer der Unabhängigen haben eingesehen, daß sie die Freiwilligen haben müssen. Sie be mühen sich die Führer, die Unteroffiziere und Soldaten für ihre Ziele zu gewinnen. Die Einigung wird kommen, aber vorher werden sie die Regierung stürzen, die Partei zer schlagen und sich dann mit Hilfe der Freiwilligen in der Re gierung halten. Mit meiner Kenntnis haben Gespräche der Führer der Unabhängigen mit Führern der Truppe stattgefunden,. tu denen sie den Truppen darlcgten, daß es ihre patriotische Pflicht sei, den Unabhängigen zu dienen, wenn die Negic- rnng gestürzt sei. Es waren das die Führer der Garde-Kavallcrie- SÄützcn-Division, die Männer ans dem Eden-Hotel, die von den Unabhängigen hatten geködert werden sollen. Der ehemalige Volksbcauftragte Barth hat zu seinen Pistolen nicht mehr rechtes Zutrauen. Es gelüstet ihn jetzt nach meinen Kanonen. Am letzten Sonnabend hat er dre- Stundcn darauf verwendet, dem General der Kavallcriet Schützen-Division begreiflich zu machen, daß er mit seiner Truppe den Unabhängigen zu dienen habe, wenn die Re gierung demnächst gestürzt sein werde. Ich bitte die Varteigenoffen, sich in der politischen Ein sicht von den Unabvängigen nicht allzukeyr uoerrrepen zu lassen. Noch find wir im Amte. Nickt, well es uns Ver gnügen macht, sondern weil wir der Überzeugung sind, daß es mit unserer Hilfe gelingen wird. Deutschland aus dem Elend herauszubringen. Deshalb harren wir aus. Während der letzten Worte Noskes geriet das HauS in ungeheure Bewegung und minutenlanger Beifall erscholl, als der Redner geendet hatte. Der Tag wurde beschlossen durch Ausführungen des preußischen Justizministers Heine, der die gegen ihn von verschiedenen Seiten erhobenen Vorwürfe zu entkräften versuchte. Oer deutsch-englische Gegensatz. Aus Bethmann Hollwegs Buch über den Krieg. Der Kanzler des Deutschen Reiches, der beim Aus bruch des Krieges für die deutsche Politik verantwortlich war, Herr o. Bethmann Hollweg, hat ein Buch „Be trachtungen über den Weltkrieg" veröffentlicht, in dem er sich mit den feindlichen Behauptungen über die Schuld am Kriege auseinandersetzt. Er fordert vor allem zur Klärung der Schuldfragen einen internationalen neutralen Staatsgerichtshof, der allein fähig sei, die Kernfragen leidenschaftslos zu prüfen. Der interessanteste Teil des Buches ist wohl der, der sich mit dem deutsch-englischen Gegensatz beschäftigt. Es wird da u. a. ausgeführt: Die Erfindung von dem Deutschland, daS anS all gemeinen Weltherrschaftsgelüsten den Krieg entfesselt haben soll, ist so blöde, daß geschichtliche Betrachtung sie als Wirklichkeit nur behandeln könnte, wen» andere Er- klärnngSgrüttde schlechthin fehlten. Der Verfasser weist dann nach, wie Deutschland mehrfach günstigere Gelegenheiten, den Krieg gegen Eng land zu führen, hat vorübergehen lasten und schreibt dann wörtlich: Auf Englands Betreiben ist der Krieg znm Ver- nichtungSkampf fast der ganzen Welt gegen Deutschland geworden. Englisch ist die Knock-out-Parole, die jetzt auch noch am überwundenen Gegner verwirklicht werden soll. Die eng lische Politik, die den Ausbruch des Krieges erst ermög lichte, indem sie den kriegerischen Tendenzen des Zwei» bundes durch Zusicherung britischer Hilfe freie Bahn schaffte, und die Dirigierung des Krieges selbst durch England sind die Grundlagen der Weltumwälzung, die sich vollzieht. So steht in letzter Linie der deutsch-englische Gegensatz hinter dem Weltkrieg. Der Kanzler erklärt dann, daß nicht behauptet werden könne, da^ England den Krieg geflissentlich gesucht hat, aber die Staatsmänner waren nicht stark genug, die Welt durch eine befreiende Tat vor dem Schicksal des Zu sammenstoßes zu bewahren. Diese befreiende Tat sieht Bethmann Hollweg in dem Bruch mit dem von England beliebten Koalitionssystem. Das Kapitel über den deutsch- englikchen Gegensatz schließt: Die Behauptung, England habe alles, was es durch Hungerblockade, Ablehnung des Friedens usw. nur zum Schutze der kleinen Nationen getan oder habe als Vollstrecker göttlichen Strafwillens an einem Menschheits verbrecher gehandelt, ist so abgeschmackt wie anmaßend und wird durch Englands Verhalten im Kriege sowohl wie nach seiner tatsächlichen Beendigung so offensichtlich Lügen gestraft, daß ernsthaft darüber nicht diskutiert werden kann. Die Blöße brutaler, dem geschichtlichen Völkerleben vielleicht dauernd als Fluch anhängender Eigensucht sollte nicht mit dem durchsichtigen Schleier der Scheinheiligkeit bedeckt werden. * Eine Unterredung mit Ludendorff. Unhaltbarkeil der Frtedensbedtngungen. Ein amerikanischer Journalist hatte mit General Ludendorff eine längere Unterredung. Der ehemalige Generalauartiermeister hob dabei hervor, daß die Friedens bedingungen der Entente unhaltbar seien und daß Präsident Wilson ganz gewiß nicht mit seinem Erfolge in Versailles zufrieden sein werde. Wer mit Deutschland in der Zu-