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Grund vorsichtige sein.und so beschränken sich die Matter nach der« ersten raschen Sturmlauf gegen unsere Vorschläge von der Notwendigkeit zu sprechen, es kurz zu machen, denn die ganze Welt wolle doch endlich zum Frieden kommen. Vielleicht könne man zunächst eine Art Vor frieden unterzeichnen, der die von Deutschland zu über nehmenden Verpflichtungen nur in großen Zügen festlegs. Auch die Frage der Auslieferung Wilhelms II. brauche dabei kein Hindernis zu bilden. Man gibt zu, daß aus sie in Japan und Belgien z. B. kein übermäßiges Gewicht gelegt wird, und gibt zu verstehen, daß auch England, vorläufig doch immer nock sozusagen ein monarchischer Staat, in diesem Punkte nicht unnachgiebig sein würde. Im übrigen bleibt man auf der Lauer — selbstverständlich jeden Augenblick bereit, andere Töne an mich lagen, wenn der eigene Vorteil oder der Befehl von oben es so heischen sollte. Nur eins noch verdient angemerkt zu werden: Wilson hat dem Viererrat mitteilen lassen, daß er die Ab machungen des Londoner Vertrages, der die türkische Beute zur Verteilung brachte, noch ehe sie erlegt war, nicht gut- heißen könne, und daß die Vereinigten Staaten sich von jeder Regelung, in der dieser Vertrag anerkannt werde, fernhalten würden. Diese anscheinend vom amerikanischen Senat erzwungene Stellungnahme des Präsidenten wird den „alliierten und assoziierten" Regierungen wohl gerade im gegenwärtigen Augenblick besonders unerwünscht jein. Für uns kann durch sie das Spiel der Kräfte im tod bringenden Endkampf vielleicht ein klein wenig zu unseren Gunsten verschoben werden. Aber auch wirklich nur ein klein wenig. Was unsere Gegenvorschläge in jedem Falle für das deutsche Volk bedeuten, davon können sich wohl nur die wenigsten unter uns jetzt schon eine zu treffende Vorstellung machen. Linser Mgebsi an dis Gnienis. Raum und Luft zur Arbeit. /r. Berlin, 31. Mai. Bei der Beurteilung der deutschen Gegenvorschläge an die Entente geht die Öffentlichkeit vielfach von falschen Voraussetzungen aus. Das tritt besonders bei der Be wertung der finanziellen Seite zutage. Für die deutsche Regierung lag das Prinzip fest, von dem ausgegangen werden mußte. Wir hatten es im Waffenstillstand anerkannt, in dem wir uns auf die 14 Punkte Wilsons und die erläuternde Lansingnote ver pflichteten. In diesen beiden Kundgebungen war aus drücklich festgelegt, daß Deutschland für die in Belgien und. Nordfrankreich der Zivilbevölkerung entstandenen Schäden aufkommen müßte. Darüber hinausgehende An sprüche, wie etwa Vergütung in gleicher Weise für anders Gebiete, wie Rumänien, Italien, den Forderungen für gegnerische Kriegsoerletzte, deren Pensionen, Familien- unterskützungen usw. werden in unseren Friedensoorschlägen abgelehnt. Angriffe auf unsere Vorschläge sind deshalb nach Ansicht maßgebender Stellen durchaus ungerecht fertigt, da nur notorische Verpflichtungen berücksichtigt würden. Einige Zweifel konnten über die Frage entstehen, warum wir auch die gesamten Kriegskosten Belgiens übernehmen wollen. Hier lag aber das Wort des bei Kriegsbeginn leitenden deutschen Staatsmannes vor von dem Unrecht an Belgien, Las wir wieder gütmach n wollten. Die Wilsonnote sprach von der völligen Wiederherstellung Belgiens. Es erschien nicht tunlich, aus dieser vollständigen Wiedergutmachung irgend etwas aus zuscheiden, auch nicht die Übernahme der Belgien durch Kriegsdarlehen seiner Alliierten erwachsenen Lasten. Der angebotene Betrag von 100 Milliarden in Gold wert ist unser Höchstangebot, und zwar ist eine Ab zahlung von einer Milliarde pro Jahr vorgesehen. Nach Abzug der ersten 20 Milliarden, die bis 1926 zu leisten sind, kämen 80 Jahre in Betracht, wobei es einstweilen dahingestellt bleibt, ob die objektive Schadensschätzung an diese Summe herankommt. Voraussetzung für alle unsere wie auch für dieses finanzielle Angebot ist die in unseren Gegenvorschlägen niedergelegte Erwartung, daß Deutschland in feiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit weder durch für uns unannehmbare territoriale Ab tretungen noch durch sonstige Beschränkungen in den Zu stand völliger Erschöpfung versetzt wird. Mit dieser not wendigen und freien Wirtschaftsbetätigung stehen und fallen unsere Vorschläge. Die Abgabe aus unserem Nationalvermögen stellt zwar eine ungeheure und schwer erschwingliche Leistung dar, aber wir wollen versuche», sie auf uns zu nehmen, wenn wir die Möglichkeit des Arbeitens sehen. Gearbeitet muß in Zukunft in Deutsch land werden, mehr wie bisher, Sparsamkeit muß die oberste Richtschnur sein. Nur auf diesem Wege wird es möglich sein, die uns gestellte Riesenaufgabe zu be wältigen. Raum und Lust brauchen wir zur Arbeit und dieses Verlangen sprechen wir in unseren Vorschlägen aus, durch deren Anerkennung wir uns zur Gegenleistung bereit er klären. Sonst nicht. Das ist die leitende Idee gewesen bei den Angeboten, die unter allen Umständen von den jetzt leitenden Stellen festgehalten werden wird. Ihre Verwerfung durch die Entente würde uns durch die Zer trümmerung unseres ehrlichen Ausgleichwillens vor. eine vollständig neue Lage stellen. Die neuen Dlockadsbesiinummgen. Völlige Freigabe der Lebensmitteleinfuhr. Der Oberste Wirtsckaftsrat der Entente hat eine weitergehende Erleichterung Ler Blockade verfügt. Danach ist die Einfuhr von Lebensmitteln nunmehr füx Deutsch land innerhalb der monatlichen. Kontingentmenge völlig freigegeben und kann von jedem Lande, das nach Deutsch land exportieren will, ohne jede Förmlichkeit oorgenommen werden. Die Fisch einfuhr aus den umliegenden neu tralen Staaten wird nicht in das Kontingent eingerechnet. Deutschland kann alle Waren, die nicht auf der Verbots- liste (Gold, Silber, Effekten, Kriegsmaterial) oder auf der Sperrliste (Kohle und Koks jeder Art; unbearbeitetes Holz, Bauholz, Holzmasse, Druckpapier; Farbstoffe; Eisen und Stablerzeugnisse: nämlich Gußeisen, Walzeisen, Barren, Konstruktionsstahl, Stahlschienen, Stahlblech; Zucker; Fensterglas; Werkzeugmaschinen, elektrische Maschinen und ihre Zubehörteile) aufgeführt sind, ohne weitere Förmlich keiten nach jedem Lande ausführen, das diese Waren ein zuführen wünscht. Alle Schwarzen Listen von Firmen und Personen in neutralen Ländern find zurückgezogen wärden, und alle Nachteile, die dem Handel und Verkehr mit solchen Firmen und Personen anhafteten, haben ihre Wirksamkeit verloren. — Das Schicksal unserer Kriegsgefangenen. Eine neue Note des Grafen Rantzau. In einer längeren Note an Clemenceau erteilt Gras Rantzau die Antwort auf die ablehnende Note vom 20. Mai über die Gefangenenfrage. In der Antwort heißt es u. a.: Deutschland hat seinerzeit die unterschiedslose Freigabe aller Kriegs- und Zioilgefangenen der alliierten und assoziierten Mächte zugestanden, es mutz nun auch auf seinem Anspruch bestehen, daß seinen Armeeangehörigen gegenüber von feiten der alliierten und assoziierten Ne gierungen in gleicher Weise verfahren wird^ Deutschland hat mehrere Taulende, den alliierten und assoziierten Mächten angehörige Kriegs- und Zivilgefangene freigelaffen, Lie wegen schwerer, während der Gefangenschaft auf deutschem Boden begangener gemeiner Verbrechen oder Vergehen verurteilt worden waren. Die alliierten und assoziierten Regierungen haben m ihrer Note vom 20. d. Mts. erklärt, üatz kein Vergleich gezogen werden könne in der Behandlung der Kriegs gefangenen durch die deutsche Regierung einerseits und die alliierten und assoziierten Mächte andererseits. Die deutsche Friedensdelegation mutz diese einseitige Behauptung, dre eine Grundlage für die objektive Feststellung der Wahrheit nicht bilden kann, mit aller Entschiedenheit zurück weisen. Die deutsche Regierung bat das Urteil der Welt hin sichtlich der Behandlung der Kriegs- und Zivilgefangene» in Deutschland nicht zn scheuen. Sie ist jederzeit bereit, die Frage der Behandlung der Kriegs- und Zivilgemngenen durch die verschiedenen krieg führenden Mächte der Prüfung einer aus neutralen und unbeteiligten Mitgliedern bestehenden Kommission zu über tragen. Sie würde die Einsetzung einer derartigen un parteiischen Stelle nur warm begrüßen, der sie mit dem gesamten Material auch die zahlreichen Beweise un menschlicher Behandlung vorlegen könnte, die deutsche Kriegsgefangene in Feindesland, namentlich in ein zelnen Teilen Nord-Afrikas, in gewissen Lagern, Straf- gesängniffen und Lazaretten in Europa, sowie in der Armeezone erdulden mutzten und zum Teil noch erdulden müssen. In diesem Zusammenhang lenkt Lie deutsche Friedens delegation die Aufmerksamkeit der alliierten und asso ziierten Mächte auf das in Abschrift beigefügte, an das internationale Role Kreuz gerichtete Schreiben oom 15. Februar t9ld hm. * Der Brief, auf den sich die Note bezieht, hat folgenden Wortlaut: St. Etienne du Rouoray, den 15. Februar 191^. Mein Aerr! Entschuldigen Sie, wenn wir Frauen von Einberufenen uns erlauben, Ihnen zu schreibe«. W« möchten Ihnen mitteilen, was sich in unserer Stadt St. Etienne abspielt: Die deutschen Gefangenen, die euri der Eisenbahn beschäftigt sind, werden wie Sträflinge be handelt. Sie werden wie Hunde geschlagen und schlecht ernährt. Das bricht uns Frauen und Müttern der Einberufenen das Herz. Denn wir sehen, daß diese Männer vor Hunger sterben. Trotzdem es uns selbst an Brot fehlt, können wir nicht anders, als ihnen von Zeit zu Zeit, wenn der Zufall es gestattet, Brot zuw«fe«. Sie stürzen sich darauf wie ausgehungerte Tiere. Die französischen Wächter behandeln sie roh, nur «rege» eines Bissens Brot. Wir hoffen, mein Herr, daß Sie «r dieser Angelegenheit einschreiten werden, um ihr Los M verbessern. Wir haben deswegen schon an mehrere Stelle« geschrieben, leider aber ohne jeden Erfolg. Wir begrüßen Sie: Eine Gruppe Arbeiterinnen aus St. Etienne da Rouoray bei Rouen (Seine-Jnfsrieure). Helfferich gegen Dernburg. „Unerreicht und unerreichbar an Selbstzerstör««s!' Der ehemalige Staatssekretär Dr. Helfferich wendet sich scharf gegen den Reichsfinanzminister Dernburg «l bezug auf dessen Zustimmung zu den deutschen Gegen' Vorschlägen. Helfferich nennt diese Gegenvorschläge unserer Regierung unerreicht und unerreichbar an Selbsterniedrigung und Selbst- Zerstörung. Die Gegenvorschläge gegen das Todesurteil unserer Feinde, meint er. lauten aus Selbstmord. Während die Feinde die Summe der von uns zu zahlenden Entschädi gung offen ließen, bietet unsere Regierung eine Leistung bis zu 100 Milliarden Goldmark an, einen Höchstbetrag, auf den unsere Feinde uns selbstverständlich festlegen werden. Wie kommen, fragt Dr. Helfferich, um alles in der Welt die Leute, die heute das deutsche Volk regieren, auf die wahuwrtzige Idee, unseren Feinden 100 Milliarden Goldmark anzubieten? In früheren Äußerungen bezeichnete Herr Dernburg selber einen Frieden, der uns pekuniäre Opfer über unsere Leistungs fähigkeit hinaus zumuten würde, als unannehmbar. Letzt reicht er seine Hand zu dem Angebot von hundert Milliarden Mark. Dr. Helfferich weist nach, daß damit der wirklich von uns angerichtete Schaden in Belgien und Nord-Frankreich bedeutend überschritte!« wird, ebenso ab« auch unsere Leistungsfähigkeit in Anbetracht des in Krieg und Revolutionswirtschait stark zusammengeschrumpjten deutschen Voltsvermögens. Auch bei der Verteilung auf einen langen Zeitraum werden alle Mittel der Besteuerung für die Be schaffung dieser gewaltigen Summe versagen. Es würde nichts übrig bleiben, als die von unseren Feinden bewußt ge wollte Zwangsvollstreckung i» das deutsche Staats- und Privateigentum. Diese ist aber nichts anderes, als die zu Schleuderpreisen erfolgende Auslieferung unseres Volksoer mögens an unsere Feinde, die zu Herren und Eigentümern nicht nur unseres öffentlichen Vermögens der Eisenbahnen, Hafenanlagen, Domänen, Staatsforsten, staatlichen Berg werke, sondern auch unserer Fabriken, Werke und Werkstätten unseres privaten Grundbesitzes in Stadt und Land, unseres lebenden und toten Inventars jeder Art werden würden. Helfferich ist weiter der Ansicht, daß gerade unsere Arbeiterschaft die ganze Härte, die in den deutschen Gegen vorschlägen liege, am eigenen Leibe zu spüren bekomme. Unsere Sozialpolitik werde künftig in Paris, London und Newyork gemacht und in Deutschland nötigenfalls mit Maschinengewehren durchgeführt werden. Die Hunger-, schraube werde eine Dauereinrichtung für uns sein. Oie setzten Entscheidungskämyfe -es Krieges. Österreichs Friedensangebot von» September 1918. Eine Veröffentlichung des Generals Cramon, des deutschen Militärbeoollmächtigten in Wien, gestattet einen interessanten Einblick in die letzten großen militärischen und politischen Geschehnisse des Jahres 1918 und in die Zusammenarbeit mit Österreich. Der General weist den Vorwurf zurück, daß die deutsche Heeresleitung es nicht verstanden habe, alle verfügbaren Kräfte zum Entscheidung^ kämpfe zufammenzubringen, deutscherseits die Mitwirkung der k. und k. Truppen mit grober Geste ausgeschlagen worden sei und das k. und k. Armeeoberkommando nicht genügend Einblick in die deutschen Verhältnisse gehabt hätte. Vielmehr sei der von der deutschen Obersten Heeres leitung für die Frübiabrsoffensive 1918 gefaßte Plan dem Vie polarbexe. Roman aus Spitzbergen, von Anny Woche. Nachdruck verboten. LopsUght by Annv wothe, Leipzig. Maud steht unter meinem Schutz. Ich werde nicht dulden, -aß du das Mädchen, das vielleicht sein Leben für uns opfert, das dir das deine schon einmal unter eigener Lebensgefahr gerettet hat, einfach zerbrichst, wie du mich zerbrochen hast. Ich werde Maud mit meinem eigenen Leben vor dir schützen, wenn du vergessen solltest, was du ihr und auch dir schuldest. Du meinst vielleicht, es sei Eifersucht, die mich so sprechen läßt. Aber außer der Sorge um das unglückliche wilde Rtnd ist es die Angst, daß ich meinem Jungen «inst sagen müßte: Dein Vater war «in Ehrloser, d«r das ihm vom Schicksal anv«rtraute Gut nicht achtet«." i Herdegen stand schwer atmend vor seiner Frau. Es war ihm ganz unmöglich gewesen, sie zu unterbrechen. Er hätte es auch sonst nicht gekonnt, irgend etwas preßte ihm die Brust zusammen. wie sie ihn durchschaute, bis in den I«isesten Winkel seines Herzens. Nichts entging ihr, was ihn betraf. Sie kannte sein geheimstes Denken und Fühlen. Immer stand er, jeder seelischen Hülle bar, vor ihr. Und das gerade war es ja, was ihn immer so gegen Lhristabel empört hatte, warum rührte sie so unzart an all das Dunkle, Uneingestandene, das ihn mit Maud verband? war Lhristabel damals bei der blonden Dänin nicht ebenso vorgegangen? Hatte sie nicht wie ein Rind, das eigensinnig eine Rnospe entblättern will, ehe sie ihren Reich geöffnet, sein innerstes Fühlen ans Tageslicht gezogen? Nils von Herdegen wußte ganz genau, daß er Lhri stabel jetzt unrecht tat. Er selber hatte sie gezwungen, in dem er ihr damals seine Neigung für di« Dänin eingtstand, Färb« zu bekennen. Aber er wollte das jetzt nicht mehr wissen. Lhristabel war schuld an der ganzen Geschickte, wie sie jetzt wieder schuld hatte durch ihre Eifersucht gegen die klein« polarhexe. Lhristabel konnte eben nicht anders als in ihm bohren und seine Gefühle zergliedern. Jetzt fand Nils endlich die Sprache wieder, obwohl sie noch vor innerer Erregung zitterte. „Du machst es dir unstreitig äußerst bequem," spöttelte er, „in dem Bestreben, immer etwas gegen mich zu finden. Da es dich gerade jetzt wieder nach einem Hochgericht ge lüstet, so magst du wissen: Dn hast ganz recht, wenn du annimmst, daß meine Neigung für di« blonde Asta nur Strohfeuer war. Ich könnt« jetzt darüber lachen. In Wirklichkeit war auch das nie der wahre Grund, weshalb ich an eine Trennung unserer Ehe gedacht habe, sondern einzig und allein di« Tatsache, daß wir uns inner lich ausrinandergelebt hatten. In dem ehrlichen Bestreben, Lhristabel, uns wiederzufinden, unserem Jungen beide Eltern zu erhalten, find wir zusammen hinausgezogen in Gefahr und Not, die uns näher sind, als du meinst. Da wollen wir uns doch nicht mit nruen Schreck gespenstern das Leben verschatten, sondern gut und treu zu- samen halten. — was du von Maud sagst, ist mir aus der See!« gesprochen, Schütze Maud mit deiner ganzen Liebe, sie verdient es, aber laß den häßlichen Verdacht, daß ich Maud je zu nahe treten würde.' „Rannst du mir dein Wort geben, -aß damals, als du Maud kennen lerntest — wir waren noch nicht verhei ratet — nichts zwischen euch gewesen ist, wie es das ganze Wesen des seltsamen Mädchens andeutet?" Thristabels große, reine Augen sahen durchdringend in ihres Mannes Gesicht. Nils warf stolz den Ropf zurück, obwohl es ihm plötz lich war, als müsse er zu Boden finken. Nein, er konnte diesen reinen, Hellen Frauenaugen gegenüber nicht eingestehen: Schon damals verriet ich dich! Schon damals, als du noch an mich wie au «inen Gott glaubtest, küßte ich im fremden Land heiß und wild das fremd« Mädchen, während du zu Hause um mich bangtest und auf den Rnien für mich betelest. Und Lhristabels Blick fest begegnend, sprach er feier lich: „Ich gebe dir mein Wort, zwischen mir und Maud ist nichts gewesen, als daß ich ihr versprach, wiederzukomm^ und st« vielleicht dann mit nach Deutschland zu nehme" weil es mich dauerte, daß das intelligente Geschöpf hi^ ganz verwahrlosen sollte. Bist du nun zufrieden?" -Ja, Nils!" Lhristabel sah ihrem Mann mit einem ganz unbi schreiblichen Blick in das erregte Gesicht. Dann schob fast zärtlich ihren Arm in den seinen. „Romm, Nils," bat sie sanft. „Ich habe dir unrecht getan, ich bedaure es aus tiefstem Herzen. Vielleicht hast du doch recht, es ist vielleicht wirklich Eifersucht, die miä immerzu Gespenster sehen läßt. Und ich Haiti mir doch selber gelobt, kühl und fest zu bleiben und dich nicht zu beeinflußen. Verzeihe mir, Nils." Er drückt« ihren Arm fest an sich, «ährend er lang sam mit Lhristabel über di« Tundra wanderte. Noch imwck war ihm die Rehle wie zugeschnürt, und dunkle Glut brann>< auf seinem Antlitz, die Röte der Scham, daß er Lhristabit belogen, gegen seinen Willen belogen. Nicht um die well hätte er eine Schuld eingestehi" mögen, die gering war im Verhältnis zu der, die sie durch seine Lüge geworden. Nein, Lhristabel sollte nicht so klein, so erbärmlich von ihm denken, sie, die Mutter seines Iu"( gen, die er -och lieb hatte, vor -eren Hoheit un- Reinhr" er sich stets willig beugte, wenn auch so vieles zwischi" ihnen lag, -as sie auseinan-er zwang. „Bist du böse, Nils?" fragte Lhristabel sanft, und das alte, vertrauende Lächeln lag auf ihrem Antlitz. „Nein, Lhristabel, nur traurig, daß es so weit M uns gekommen, daß wir erst gegenseitig feierlich beteuern müssen, was eigentlich selbstverständlich ist." „wir wollen versuchen, besser zu werden, Nils," lächelt seine Frau ihm zu, besser und — „ehrlicher." Er nahm die Hand seines Weibes, streifte den dicke" Pelzhandschuh herunter und küßte sie fast andächtig. „Du mußt Geduld mit mir haben, Lhristabel," mur melte er, „dann wird alles wieder besser, und, will es das Schicksal, auch wieder ganz gut werden.' (Fortsetzung folgt.)