Volltext Seite (XML)
lande, solange es notwendig sei und außerdem eine Aus dehnung der Besetzung auf das Ruhrrevier, 3. endlich strebe Frankreich finanzielle und wirtschaftliche Abmachungen mit England an, um seinen Wiederaufbau vollziehen zu können. Der Sonderberichterstatter gibt ferner zu, daß England gegen die Verwendung schwarzer Truppen und marokkanischer Truppen als Besetzungstruppen ist. Von besonderem Inter esse ist ferner, daß die englischen Kaufleute und Industriellen die Handelsbeziehungen mit Deutschland in der gleichen Weise wie mit Rußland in weitestem Maße wiederaufnehmen wollen. England finde, daß Frankreich nicht genug tue für seinen eigenen Wiederaufbau. Die Engländer machen große steuerliche Anstrengungen, belegen die großen Ein kommen bis zu 55 °/o. Frankreich aber halte an seinem ver alteten Steuersystem fest, ja man spreche sogar in England vom französischen Imperialismus als einer gefährlichen Tendenz und einem Hindernis für die ungehemmte Zusammen arbeit aller Völker. Es werde in England unangenehm empfunden, daß man die Besetzung räumlich und zeitlich ausdehnen solle. Man erkläre, daß sie keine andere Wirkung habe, als Deutschland und Frankreich und infolgedessen ganz Europa in einem Zustand zu erhalten, der weder ein Friedens- noch ein Kriegszustand sei. Ein französischer Staatsmann hat dem Sonderberichterstatter vor seiner Abreise nach London seine Ansicht dahin ausgedrückt, Frankreich selbst solle sich die erforderlichen Garantien am Rhein suchen und dann durch besondere Abmachungen die Schwierigkeiten beseitigen» die es in Deutschland findet. Wett- und Volkswirtschaft. Der Stand der Mark. Bei der nachstehenden Tabelle bedeutet Brief----angeboken und Geld --- gesucht. Die Valuta steht jetzt für je 100 Gulden (G). 100 Kronen (Kr.) bezw. 100 Frank (Fr.): Börsenplätze S6. Geld s. Brief SS. Geld s. Brief 24. 2. Geld Brief Amsterdam G. 3SS6 3604 3596 3804 1578 3586 Kopenhagen Kr. 1446 1449 1448 V. 1451V- 1413V- 1446 V, Stockholm Kr. 1819 1823 1813 1817 1813 1817 Christiani« Kr. 1668V. 1671V« 1673V« 1676V« 1678 V« 1683 V« Bern Fr. 1588 V. 1571V« 1568V« 1571V« Im Frieden kosteten im Durchschnitt 100 holländische Gulden 170 Mark, 100 dänische, schwedische bezw. norwegische Kronen 112 Mark und 100 Frank rund 80 Mark, von kleinen Kurs schwankungen natürlich abgesehen. * Der Wirtschaftsrat für Beibehaltung der Zwangswirtschaft. Der Wirtschaftsrat beim Reichswirt- schafisministerium nahm zu dem Wirtschaftsplan des Reichs wirtschaftsministeriums für das kommende Erntejahr end gültig Stellung. Nach eingehender Aussprache, bei der auch die Vertreter der Landwirtschaft wiederholt zu Wort kamen, entschloß er sich, der Reichsregierung vorzuschlagcn, daß die Zwangswirtschaft sowohl für Getreide wie für Kartoffeln ausrechterhalten und der Hafer wieder in die Bewirtschaftung eingezogen wird. Trotz erheblicher Bedenken der industriellen Arbeitervertreter wurden die Mindestpreise, die das Reichs wirtschaftsministerium vorgeschlagen hat, als angemessen an erkannt. über geeignetere Formen der Bewirtschaftung auf der Grundlage engsten Zusammenarbeitens zwischen Erzeuger- und Verbraucherorganisationen sollen sofort Verhandlungen gepflogen werden. Vermischtes. Der Schalttag. Das Jahr 1920 ist bekanmNch ein Schaltjahr und der Februar hat statt der »üblichen" 28 diesmal 29 Tage. Der Schalttag ist aber nicht, wie vielfach angenommen wird, der 29. Februar — wir haben ihn viel mehr bereits hinter uns, denn es war der 24. Februar. Schon im julianischen Kalender galt in Schaltjahren dieser Tag als der eingeschaltete, denn es hieß ausdrücklich, daß als Schalttag der Tag nach dem Feste der Terminalien zu betrachten sei. An diesem Feste, das auf den 23. Februar fiel, vereinigten sich die Grenznachbarn zum Opfer bei den Grenzsteinen („tsrmini") und zu hohem Schmaus. Die Grenzsteine galten für heilig, und der Gott der Grenzsteine, Jupiter — Terminus, wurde als Schützer von Recht und mit vtlltgen LevenSmittelpreifen ist in dieser Zeit, wo in allen übrigen Ländern die Lebensmittel fabelhast teuer sind, Rumänien. Von dem Tage an, da die Zwangsbewirtschaftung mit den Lebensmitteln aufgehoben wurde, bröckelten die Preise von Tag zu Tag ab. Schon im vergangenen Sommer gab es Gemüse in ungeheuren Mengen zu Preisen, die ebenso niedrig waren wie in Friedenszeiten. Rindfleisch ist täglich in beliebigen Mengen zu 8V- bis 10 Lei (Frank) für das Kilo zu haben. Auf dem Lande ist es noch erheblich billiger. Schweinefleisch kostet L Lei, und Fische werden im Durchschnitt mit 1Vr Lei das Kilo gehandelt. Schmalz, Butter und Eier sind edenfalls sehr billig. Das Feinbrot von 2 Kilogramm kostet bloß 4V2 Lei, das gewöhnliche dunklere Brot 95 Bant (Centimes) das Kilo. Zündhölzchen. Die ersten Retbzündhölzchen kamen 1838 unter dem Namen Congrevesche Streichhölzer auf. Sie führten ihren Namen nach dem englischen Techniker Congreve (sprich Konggrihw) und wurden, wenn man sie entzünden wollte, zwischen zwei mit den Fingern zutammengepreßten Sandpapterblättern hindurchgezogen. Den Phosphor soll Zuerst (1816) Derosne zur Herstellung von Zündhölzchen benutzt haben, doch datieren die ersten brauchbaren Phosph orzünd- hölzchen auch erst aus dem Jahre 1833. Die sogenannten Sicherheitszündhölzer, auch schwedische Zündhölzer genannt, weit sie anfänglich von Schweden aus in den Handel gebracht wurden, wurden 1848 von Prof. Boettger in Frankfurt a. M. erfunden.' Letzte Drahtberichte des „Wilsdruffer Tageblattes". Arlaubsverweigeruug an britische Offiziere und Mannschaften ins ««besetzte Deutschland. Köln, 27. Februar (tu.). Wie die Cologne Post mitteilt, wird britischen Offizieren und Mannschaften kein Urlaub in« unbesetzte Deutschland gewährt. Uebe» Erzbergers Minister- uud Abgeordneten- Schicksal entscheide« die Fraktionen «nd Parteien. Berlin, 27. Februar (tu.). Die Feststellungen im Helfserich-Prozetz und dieFrage: Was wird aus Erzberger? beschäftigt die deutsche Oeffentlichkeit in besonderem Matze. Es ist günstig, daß die Nationalversammlung wieder zusammengetreten ist. DieFrage nach Erzbergers Minister- und Abgeordneten-Schicksal wird aber letzten Endes von den Fraktionen und Parteien entschieden. Die Demokraten scheinen schon ziemlich geschlossen von Erzberger abgerückt zu sein. In der sozialdemokratischen Fraktion ist die Zahl derjenigen im Wachsen begriffen, denen ein weiteres Festhalten an Erzberger unmöglich erscheint. Vom Zentrum hat sich gestern der Fraktionsvorstand mit der Angelegen heit befaßt. Heute vormittag wird die Fraktion eine Sitzung abhalten, deren Thema Erzberger lautet. Stell««g der deutschen Seeleute der Handels marine zur Ablieferung der Kriegsschiffe. Hamburg, 27. Februar (tu ). Im Verein deutscher Seefifcher in Hamburg wurde mitgeteilt, daß die noch abzuliesernden deutschen Kriegsfahrtschiffe demnächst mit Kapitänen und Schiffsoffizieren der Handelsmarine besetzt und in der nächsten Woche schon an den Verband über führt werden sollen. In den Kreisen der Seeleute find, der Neuen Hamburger Zeitung zufolge, die Meinungen sehr geteilt, ob sich ein deutscher Seemann der Handels marine dazu hergeben wird, diesen Schergendienst sür den Verband zu leisten. Es handelt sich noch um etwa 120 Kriegsfahezeuge, darunter 8 Linienschiffe und eine Anzahl Kreuzer. Aus Stadt und Land. Mitteilung»« für dies? Rubrik «ehnren wir tmm« dankbar entgegen Wilsdruff, den 27. Februar 1920, Oeffentliche Stadtverordnetensitzung Donnerstag den 26 Februar abends 6 Uhr. Anwesend sämtliche Stadtverordnete mit Ausnahme der Herren Jahn, Seidel und Schumann, und die Herren Stadträte Bombach, Schlichenmaier und Zschoke. Zunächst nahm man Kenntnis von einem Dankschreiben, von einer Schenkung der Schule (1278 Mk. Reingewinn aus Ktnderaufführungen für den Bau eines eigenen Kinder hortheims), von der Erhöhung der Bäderpreise im Stadtbade und von dem Stand der Verkäufe aus der früher PrätoriuSschen Ziegelei. Di» Beschaffung eines Eisernen Buches auS Stadtmitteln wurde analog des Rats- beschlusseS der hohen Kosten wegen abgelehnt, doch würde man die Stiftung eines derartigen Buches, das die Namen aller Wilsdruffer Kriegsteilnehmer auf alle Zeiten festhalten will, dankbar annehmen. In einer der letzten Sitzungen war angeregt worden, den Herrn Bürgermeister insofern zu ent lasten, als man den Vorsitz des Wohnungsamtes Herrn Stadtrat Dr. Kronfeld übertragen wollte. Nachdem der letztere aber abgelehnt hat, erklärte man sich auch damit ein verstanden, daß es beim alten Zustande verbleibt. — Der Beschluß des Schulausschusses, das Wohnungsgeld der un verheirateten Lehrer und Hilfslehrer auf 420 Mk. jährlich zu erhöhen, hat die Zustimmung des Rates gefunden. Herr Stadtv. Loßner konnte es sich hierbei nicht versagen, den Beschluß als ein Unrecht gegenüber den verheirateten Lehrern zu bezeichnen. Sein Antrag, die Sache an den Schulausschuß zurückzuverweisen, wurde von Herrn Frühauf unterstützt, von Herrn Jähne bekämpft und schließlich mit 6 gegen S Stimmen abgelehnt, die Erhöhung also ge nehmigt, allerdings, so dokumentierte die Mehrheit am Schluffe der Tagesordnung, als Herr Loßner darauf zurück kam, nur mit Vorbehalt. Der letztere bezweifelte die An gaben der unverheirateten Lehrer betr. ihrer Wohnungs geldaufwendungen in einigen Fällen und stellte den Antrag, den Rat zu ersuchen, die gemachten Angaben nachzuprüfen. Mit 6 gegen 5 Stimmen wurde der Antrag mit einem Zusatzantrag Sinemus auf Ungültigkeit des Genehmigungs- deschlusses angenommen, wenn die gehegten Zweifel sich bewahrheiten. — Die Staatsstraßenverwaltung beabsichtigt, in nächster Zeit die Bahnhofstraße vom Postplatz bis zur Brücke auf 6 Meter Breite zu pflastern. Der übrigbleibende 1 Meter breite Streifen soll auf Stadtkosten gepflastert werden. Die hierfür nötige Summe von 1700 Mk. wird einstimmig verwilligt. Bei dieser Gelegenheit geißelte Herr Stadtv-Vorst. Oberlehrer Hientzsch scharf die immer mehr um sich greifende Unsitte des Befahrens der Bürgersteige mit allen möglichen Handwagen. Dieselbe schleunigst auszurotten, sei Sache unserer Polizei, die auch auf andere Rüpeleien, Zertrümmern von Geländern und Einfriedigungen usw. ein schärferes Augenmerk richten müsse als bisher. Nachdem Herr Stadtrat Schlichenmaier gewünscht hatte, daß die Polizei in erster Linie zum Polizei dienst verwendet werde, fand ein Antrag Sinemus ein stimmig Annahme, den Rat zu ersuchen, die Schutzleute ganz energisch darauf hinzuweisen, daß sie in dieser Be ziehung rücksichtslos ihre Pflicht tun. Einverstanden er- klärte man sich hierauf mit der Aufhebung des Jnstand- haltungsvertrags für Wassermesser, mit der Gleichstellung der Scapaflowleute mit den übrigen Kriegsgefangenen, mit der Beschaffung von Klarschlag und Sand und mit der Ueber- Weisung der durch Liquidation der Kriegskreditbank auf die Stadt entfallenden Liquidationkquote von 2521 Mk an den PensionsfondS. — Die in Sachen des Eierankaufs getanen Schritte wurden gutgeheißen, nur bemängelte Herr Stadtv. Loßner und Herr StadtratZschoke die ganz ungenügende Zeichnung der großen Hühnerhalter unserer Stadt gegen über den kleinen. — Für die bei Gelegenheit der Schleußen- bauten in der Dresdner Straße erwünschte Instandsetzung der Ufermauer an der Brücke werden die Kosten von 2000 Mk. bewilligt, doch verlangt man zur Tragung der Kosten eine verhältnismäßige Heranziehung der Unterhaltungs genossenschaft für den Saubach und des Bäckermeisters Voigt. — Einem Gesuch der Ballgesellschaft um Legung der Wasserleitung durch ihr Gelände wird insofern ent sprochen, als man nach ausführlichen Darlegungen des Herrn Stadtrat Schlichenmaier die Mittel von 6000 Mk. für das billigste Projekt und dieselben von 2 Hydranthen bewilligte. Schließlich erklärte man sich mit der Lersetzung der Stadt aus Ortsklasse L in Ortsklasse 8 des Gemeinde- arbeitgeberverbands-Tarifs einverstanden. Lg. Die Notlage der Zeitungen. Ministerpräsident Dr. Gradnauer hat an das Reichs wirtschaftsministerium folgendes Telegramm gerichtet: Die Lage der Zeitungsbetriebe gestaltet sich von Woche zu Woche schlimmer. Da die Gefahr des Zusammenbruches vieler Zeitungen droht und es sich bei dieser Industrie nicht allein um materielle Interessen einer Bsrufsschicht handelt, sondern um allgemeine öffentliche Interessen ersten Ranges, bitte ich das Reichswirtschaftsministerium, die in Vor bereitung befindlichen Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Zeitungen möglichst beschleunigt zu Ende zu führen und zur alsbaldigen Durchführung der Nationalversammlung zu unterbreiten. In der preußischen Landesvsrsammlung wurde ein demokratischer, von den anderen Parteien unterstützter An trag eingebracht, den Forstfiskus zu ersuchen, Holz für Zeitungsdruckpapier bereitzustellen. Die Vereinigung großstädtischer Zeitungsverleger in Berlin beschloß, die gesetzgebenden Körperschaften zu er suchen, die in dis Umsatzsteuer eingelegte Anzeigensteuer sofort wieder aufzuheben. 2 Ausfnhruugsbestimmungen sür die neuen Eisen- bahntarife. Für die Erhöhung der Personen- und Gepäck tarife find jetzt Ausführungsanweisungen veröffentlicht worden. Danach werden die Preise des Fernverkehrs, die Frachten für Gepäck, Expreßgut, Hunde und Leichen um 100 °/° erhöht. Die Erhöhung erstreckt sich auch auf die Schnellzugsmindestpreise und «Zuschlagkarten, Monats-, Schülermonats-, Wochen- und Arbeiterrückfahrkarten. Zur Durchführung wird im einzelnen angeordnet, daß alle auf liegenden festen Fahrkarten ohne Änderung des Fahrpreises nach dem 1. März weiter ausgegeben werden, wobei für jede Karte der doppelte Preis erhoben wird. Von der Tariferhöhung ausgeschlossen bleiben die Militärfahrpreise. Für die Bahnsteigkarten, deren Preis auf 40 Pfg. erhöht wird, ist folgendes bestimmt worden: Die Bahnsteigkarten automaten werden geschlossen; Bahnsteigkarten werden in Zukunft nur noch von den Fahrkartenausgaben verabfolgt. Die Gepäckaufbewahrungsgebühr beträgt in Zukunft für jedes Stück für die beiden ersten Tage zusammen 60 Pfg., für jeden folgenden Tag weitere 60 Pfg.; für Kraftfahrräder je 3 Mark. Der Preis für Fahrradkarten wird auf 1,60 Mark erhöht. Im Expreßgutverkehr werden die bisherigen Mindest sätze ebenfalls verdoppelt und betragen künftighin 3 bzw. 6 Mark. , — Auskunft über Kriegsgefangene in Sibirien. Der Landesausschuß der Vereine vom Roten Kreuz in Sachsen gibt unter Bezugnahme auf seine früheren Ver öffentlichungen erneut bekannt, baß Auskünfte über Kriegs gefangene in Sibirien durch bas Zentralauskunftsbureau für den Irkutsker Milstärkreis in Zairkutny-Lorodok bei Irkutsk (Sibirien) zu erlangen sind. Es wird empfohlen, sich zur Weiterleitung dieser Anfragen des nordischen Roten Kreuzes „Nordkyrs" Kopenhagen, Lhristianborgsleb, zu bedienen. Das Zentralauskunftsbureau ist gern bereit, alle Anfragen von Seiten der Angehörigen der Kriegsgefangenen durch den Deutschen Hilfsverein in Stockholm 2 (Schweden) oder durch andere deutsche Hilfsstellen (Rotes Kreuz usw.) zu beantworten. Anfragen sind kurz zu fassen, Dienstgrad, Regiment und Kompanie müssen stets genau angegeben werden. — Die Deutsche Sparprämienanleihe 1919 wurde in Berlin zum ersten Male mit 90,^0 Prozent amtlich notiert, Mi« bekannt, waren von den Zeichnern für (000 Mark deutsche Sparprämienanleihe 500 Alk. in 5proz. deutscher Reichsanleihe berechnet zum Nennwerte und 500 Mk. in bar zu entrichten. Da dieselbe Ariegsanleihe zurzeit -er Zeichnung 77,50 notierte, entsprach der tat sächlich« Wert eines Sparprämienstückes einem Betrage von 887,50 Mk. Im freien Verkehr wurde sie mit 89 für 100 Mk. und neuerdings sogar mit 89,75 gehandelt. Durch diese Preisbildung und durch die gestrige amtlich« Notierung von 9O,HO ist mithin der Zeichnungspreis bereits überschritten. — Die Achtstunden-Schicht auf dem Marsche. Nachdem auf dem „GoltesSegen-Schacht" in Lugau der Anfang gemacht worden ist, haben jetzt auch die Btleg- schaften der Zechen „Pluto" und „Merkur", sowie der „Kaisergrube" im Gersdorfer Steinkohlengebiet die acht stündige Schichtzeit eingeführt, di« nach dem Ergebnis einer Anfrage unter den Belegschaften spätestens ab z. März im ganzen Revier verfahren werden sollen. Auch am Buß tage wurde voll gefördert. — Die vierte Klaffe der 176. Sächsischen LandeS- lotterie wird am (0. und ((. März gezogen; di« Los« sind bis zum j. März zu erneuern. — Dresden. Der Leutnant als Zeitungsverkäufer. Ganz Dresden war dieser Tag« in Aufregung. Am Bahnhof stand ein leibhaftiger Leutnant, d. h. einer von der guten alten Sorte in vollständiger Kriegsausrüstung, mit (Orden und Ehrenzeichen geschmückt, und verkaufte unter dem lebhaften Beifall der Volksmenge die „Deutsche Zeitung". Die Stücke wurden dem (Offizier nur so aus der Hand gerissen und die Verkäufer des „B. T." standen mit langen Gesichtern da, ohne etwas umzusetzen. Ramen da zwei Engländer, die ebenfalls die „Deutsche Zeitung" kaufen wollten, und erhielten prompt die Anwort: ,An Engländer verkaufe ich keine „Deutsche Zeitung". Großes Hallo bei der Masse, das einige Andersgesinnt« veranlaßte, die Kriminalpolizei in Bewegung zu setzen. Es erschienen also auch ein Schutzmann und zwei Kriminalbeamte, um dem (Offizier d«n Verkauf zu untersagen. Das ging nun leider nicht, da dieser einen Gewerbeschein besaß. Also verbot man ihm, in Uniform zu verkaufen, wobei sich einer der Beamten zu der Bemerkung verflieg, es sei gerade die Lntentekommission vorbeigegangen. Darauf müßten wir doch Rücksicht nehmen. Nun, der junge (Offizier mußte zunächst der Gewalt weichen, erschien aber kurze Zeit darauf wieder in Zivil und verkaufte lustig die „Deutsche Zeitung" weiter. — Bautzen. Das Spielen mit Pfeil und Bogen hat wieder einen tiefbedauerlichen Unfall zur Folge gehabt. Ein (7jähriges Mädchen wurde, als es die Straße betrat, mit einem Holzpfeil ins Auge getroffen. Der Pfeil ist drei Millimeter tief in den Augapfel eingedrungen, und es hat die Lederhaut von dem sofort aufgesuchten Augenarzt sogar genäht werden müssen. (Ob die Sehkraft des ver wundeten Auges erhalten bleiben wird, steht noch nicht fest. Der Täter ist 12 Jahr« alt. Schöffengericht Wilsdruff am 26. Februar. Die 1891 geborene Dienstmagd I. entwendete ihrer Dienstherrschaft, den Gutsbefitzerseheleuten Oe. in N., und der mitbedienstets M. Wäsche und Kleidungsstücke und viele andere als Ausstattung zu ihrer bevorstehenden Heirat notwendigen Gegenstände im Werte von gegen 500 Mark. Das Schöffengericht erkennt auf eine Gefängnisstrafe in,. Höhe von 4 Wochen, außerdem wird die Diebin zur Be zahlung der Kosten verurteilt.