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^«aenacr «rm vas l«. vetsscrtchr NewrrvEanv Dc. NlSvevs erklärt, die Gegenseite veriucke dauernd, hier die Zeugen ein zuschüchtern. — Rechttanwalt Friedländer bemerkt: Der Herr Angeklagte mag doch hier angeben, warum er sein Material nicht dort zur Verfügung gestellt bat, wo er zur Verantwortung gezogen werden konnle. —Helfferich, erregt aufspringend: Ich verkitte mir doch diese Anzapfung. Ich er kläre, daß ich mein Material nicht von Herrn Gebeimrat Juckenack, sondern von anderer Seite erhalten bade. — Zeuge Direktor Bethge von den Serumwerken bekundet, er habe die ein oder zwei Antellscheine Erzbergers zum Preise von 11000 bis 12000 Mark erworben. — Zeuge Erfurt, der Erfinder des „Pnigodin", ist der Ansicht, die Anteilscheine seien nur 300 bis 400 Mark wert. Nunmehr wird die Verhandlung auf den 5. Februar vertagt. Die Enienie gegen Habsburg. :Der Lohn für Kaiser Karls Verrat. Nach einer amtlichen Meldung aus Varis nahm die Botschafterkonferenz eine Entschließung an, die der ungarischen Regierung, wie den Regierungen der Tschecho-Slawakei, Rumäniens, Polens, Jugoslawiens und Österreichs notifiziert wurde. Darin erklären die alliierten Hauptmächte, daß die Wiedereinsetzung der Habsburger, einer Dynastie, welche in den Augen ihrer Untertanen ein System der Unterdrückung und Beherrschung der andern Rassen kraft des Bündnisses mit Deutschland verkörpert habe, unvereinbar wäre mit den Ergebnissen des Krieges, welche die Befreiung der vorher unterjochten Völker bewirkten. Sie wollten nicht in die inneren Angelegenheiten Ungarns eingreifen oder dem ungarischen Volk die Form der Regierung oder die Ver fassung vorschreiben, die es sich geben solle. Dagegen könnten die alliierten Mächte nicht zugeben, daß die Wiedereinsetzung des Hauses Habsburg als eine Angelegenheit betrachtet werde, die lediglich die ungarische Nation betreffe. Sie er klärten daher, daß eine derartige Wiederherstellung weder anerlaynt noch geduldet werden würde. Politisch« RoncischLa. 4- Englisches EhrenzeugniS für Liman v. Sanders. Der britische General Hamilton schreibt der „Times" zu dem Gerücht, daß der Name des deutschen Marschalls Liman v. Sanders auf der Auslieferungsliste stehe, er sei überzeugt, im Namen aller Truppen, die an den Dardanellen gekämpft haben, zu sprechen, wenn er den Wunsch zum Ausdruck bringe, daß Liman v. Sanders nicht vor Gericht gezogen werde. Liman v. Sanders sei ein ehrlicher Gegner gewesen - und habe nie die britischen Sammelplätze oder Hospitalschiffe ; mit Bomben bewerfen lassen. General Hamilton appelliert ' an das britische Publikum, darauf zu dringen, daß man j Liman v. Sanders nicht behellige. » Erzberger Argen Major Düfterberg. Der Major ? Düsterberg hatte in einem Artikel „Der erbrochene Brief" behauptet, ein von ihm an den Kriegsminister persönlich ge richteter Brief sei in dem Bureau Erzberger Berlin geöffnet und von demselben eine Abschrift für Minister Erzberger hergestellt worden. Aus Anlaß dieser Behauptung hat Reichs finanzminister Erzberger gegen Major Düsterberg Strafantrag wegen Beleidigung gestellt. -i- Belgische Gewaltherrschaft in Eupen-Malmedy. Den Lehrern und Lehrerinnen der Kreise Eupen und Malmedy ist vor einigen Tagen von dem Leiter des belgischen Schulwesens Dr. Mallinger folgende Erklärung abverlangt worden: „Ich verpflichte mich, auf Ehre und Gewissen auch künftig meinen Dienstverpflichtungen treu und ehrlich nachzukommen, mich jeder Handlung, jeder Propa ganda, jeder direkten und indirekten Beteiligung an Maß nahmen zu enthalten, die geeignet sein könnten, der vom königlichen Kommissar geführten Politik entgegenzuwirken, nichts zu unternehmen und alles zu unterlassen, was den belgischen Interessen oder der guten Dienstführung nach teilig sein könnte." Es ist dem Lehrertage bei Vorlage dieser Erklärung gesagt worden, daß ihre Unterzeichnung gleichbedeutend ist mit einer Übertrittserklärung und daß diejenigen, die die Erklärung nicht unterzeichnen, sofort aus dem Dienst entlassen werden. Die Mehrzahl der Lehrer schaft hat sich unter diesen Umstanden geweigert, die Er klärung zu unterzeichnen, und ist sofort des Amtes entsetzt worden. Die Dienstwohnungen müssen in vierzehn Tagen geräumt werden. 4- Franzöfische „Kulrurtaten" iu Schleswig. In Flensburg ist auf Befehl der französischen Offiziere die Gallionsfigur Blüchers, die auf der einstigen Fähnrichsschule aufgestellt war, gänzlich vernichtet worden. Die Überreste fanden sich von französischen Händen befördert auf einem Misthaufen wieder. Ein Unteroffizier und 12 Mann, die zu diesem Zweck mit Steinen bewaffnet waren, hatte man zu dieser Heldentat aufgeboten. Die Soldaten sollen, wie berichtet wird, von dieser ruchlosen Tat nichts haben wissen wollen, mußten aber dem Befehle Folge leisten. Frankreich. X Auslieferung innerhalb von drei Wochen. Wie „Havas" meldet, soll die Auslieferungsnote an Deutschland eine dreiwöchige Frist zur Auslieferung der Deutschen an den Alliierten-Gerichtshof in Paris stellen. Man macht sich auf einen starken Widerstand der deutschen Regierung gefaßt, den man aber durch eine neue Note brechen werde, die die Auslieferung von weiteren Kriegsschiffen verlangen und Maß nahmen in der Kohlenversorgung betreffen werden. A Aus In- und Ausland. Berlin. Die Reichszentralstelle für Kriegs« und Zivilgefangene teilt mit, daß bis zum 31. Januar rund 65 000 Mann, darunter üver 1000 Offiziere, aus französischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt sind. Berlin. Der 1. Februar, der als der kritische Tag im Bergbau angesehen wurde, weil die Kommunisten ihn alsi Stichtag zur Erzwingung des Sechsstundentages bezeichneten, ist in allen Teilen des Reiches ruhig verkaufen. Die Arbeite!! haben überall die volle Siebenstundenschicht verfahren. Neueste Meldungen. Große nationale Kundgebungen in Oberschlesien. Oppeln. Bei der Ankunft der französischen Truppen kam es wiederholt zu großen nationalen Kundgebungen. Während sich me Deutschen in Kattowitz und Beutben anfangs zurück- vielten, traten sie sofort energisch hervor, als die Polen demonstrierten und das Lied sangen: Noch ist Polen nicht verloren. Alsbald sammelten sich große Massen von Deutschen ließen Deutschland und Hindenburg bochleben und sangen vaterländische Lieder. Rückkehr des Kronprinzen ans Holland. Amsterdam. Die hiesigen Blatter behaupten, -er ehe malige dcntsche Kronprinz habe beschlossen, «ach Cecilienhof bei Potsdam zurückzukehren, als er erfahr, -aß er nicht auf der Auslieferu«gslistc stehe. Immer wieder der Kaiferprozest. London. Die hiesigen Blätter behaupten, daß der Prozeß gegen den vormaligen deutschen Kaiser Ende Februar be- gmnnen weiche und Mar iu England. Man erwarte be- wnüm. daß Holland, an das man erneut herantreten werde, den.Kaffer bis dahin ausgeliefert haben würde. Rom. Die in Ancona stationierte italienische Flotte bat Befehl erhalten, mit dem Kurs nach Fiume auszulaufen, um den Widerstand L'Annunzios und seiner Tiuvven zu drecken. Letzte Drahtbenchte Les „Wilsdruffer Tageblattes". Feuerkampf zwischen Sicherheitspolizisten und Einbrechern Berlin, 4. Febr. (tu.) Bei einem Feuerkampf zwischen Sicherheitspolizisten und Einbrechern am Stephan- Platz im Moabit wurden 2 Beamte und ein Einbrecher durch Revolverschüffe getötet. Ausbau der westliche« Rheinbrückenköpfe durch Frankreich. Basel, 4. Febr. (tu.) Die französische Oberste Heeresleitung beschloß im Einverständnis mit dem Obersten Rriegsrat den sofortigen Ausbau der westlichen Rhein- Brückenköpfe im Elsaß und Herstellung moderner Befesti gungen anderRheinlinie zwischen StLndwigundStraßburg. Arbeitsplan der interalliierten Konferenz. Bern, 4. Febr. (tu.) Die neue interalliierte Konfe ¬ renz, die am 10. Februar in London zusammentritt, wird sich vor allem mit der russischen Angelegenheit, der Fiume frage und den Friedenabedingungen mit der Türkei beschäftigen. Ankunft von Scapa Flow-Leuten in Berlin. Berlin, 4. Februar, (tu.) Wester« abend 1V.15 Ahr trafen aus Wilhelmshaven kommend 198 Scapa Flow- Leute auf dem Schlesischen Bahnhof in Berlin ein. Anter ihnen befanden sich 70 Berliner. Die übrigen, größtenteils Schlesier, setzen heute ihre Weiterreise in die Hermat fort. Die Seeleute wurden auf Lem Bahnhof begrüßt. Einladung der holländischen Regierung an die neutralen Staate«. Bern, 4 Febr. (tu.) Die holländische Regierung ladet die neutralen Staaten für den 15 Februar nach dem Haag zu einer Konferenz über die Frage des im Völkerbund vorgesehenen Statutes des internationalen Gerichtshofs ein. Aus Stadt und Land. Mineilmigtn str »i-se Subrik nehmen wir Mimen »ankb« Wilsdruff, den 4. Februar 1920. - Mitteilungen a«S der Stadtratssitzung vom 26. Januar 1S2O p Die im vergangenen Jahre von den städtischen Kollegien behandelte und vom Verein für Natur- und Heimatkunde «eiter verfolgte Frag« der lviederherbeischaffung der auf Reinsberger Flur stehenden alten Wilsdruffer Postmeilensäule hat sich dadurch erledigt, daß der Eigentümer die Rückgabe endgültig verweigert. 2. Dem Ainderhort ist eine einmalige Beihilfe von (00 Mk. durch die Areishauptmannschaft bewilligt worden. 3. Man billigt, daß Schritte zur Versorgung der Stadt mit Eiern im kommenden Winter unternommen «erden. 4- Es ist leider eingeriffen, daß die Lebensmittelmarken vielfach recht unpünktlich abgeholt werden. Dadurch er«achsen der mit der Ausgabe beauftragten Stelle außerordentlich viel Mehr arbeit und Verant«ortung. Man beschließt, künftig eine Gebühr von 25 Pf. zu erheben, «enn die Abholung ohne triftigen Grund über z«ei Tage verzögert «ird. Dafür soll die für die geordnete Abholung bestimmte Zeit ver längert «erden. 5. Die Ueber«achung der Lmhebung der Tanz- und Eintrittskartensteller erfolgt durch Schutzleute. Sofern dies nicht mit dem geordneten Dienst« erledigt werden kann, «ird eine Entschädigung von 3 Mk. gewährt. 5. In S Fällen «ird die städtische Winterbeihilfe neu be«illigt. 7. Von den Stadtverordneten war angeregt worden, zur Entlastung des Bürgermeisters und zur Ver- eickheitlichung des Verfahrens di« Führung der Geschäfte des Wohnungsamts dem Vorsitzenden des Mieteinigungs amts, Herrn Stadtrat Dr. Aronfeld, zu übertragen. Dieser bittet aber, davon Abstand zu nehmen. Der Berechsigung seiner Gründe dafür vermag sich der Rat nicht zu verschließen, und er kommt zu -er Ansicht, daß das Wohnungsamt wenigstens his auf weiteres am besten in den Händen des Bürgermeisters verbleibt. Die Zusammenarbeit mit dem wieteinigungsamt soll dadurch gewährleistet «erden, daß Herr Dr. Kronfeld auch weiterhin an den Sitzungen des Wohnungsausschusses teilnehmen «ird. Den übrigen Anregungen der Stadtverordneten in Wohnungssachen gibt man statt. S. Im Anschluß hieran finden mehrere Wohnungsangelegenheiten im wesentlichen Sinne der Beschlüsse des Wohnungsausschusses und zwei weitere Punkte Er ledigung. — Stadtverordnetenfitzung findet diese Woche nicht statt. — SOjährigeS Bürgerjubiläum. Am gestrigen Tage war es Herrn PrivatuS Eduard Rost vergönnt, sein SOjährigeS Bürgerjubiläum in voller Rüstigkeit zu begehen. In der Miltagstunde 11—12 erschienen die Herren Bürgermeister Küntzel und der Stadtverordneten Vas kulenhaus. 54) Roman von E. Marlttt. Die Kranke lag ganz still und folgte mit den Augen dem glühendroten Sonnenfleck auf dem Bilde an der Wand, der unmerklich höher und höher glitt, zuletzt noch auf dem Blatt werk des Goldrahmens funkelte und dann erlosch. „Warum hattest du kein Vertrauen zu mir?" fragte sie plötzlich mit trauriger Stimme, „warum sagst du mir nicht offen alles, alles?" „Elisabeth — ich hatte dir nichts zu verbergen." „Lüge nicht, Klaudinel" rief die Herzogin feierlich, „einer Sterbenden soll man nicht lügen;" Klaudine hob stolz den Kopf. „Ich habe dich nie be logen, Elisabeth." Ein bitteres Lächeln flog über das bleiche, abgezehrte Ge sicht der Kranken. „Du hast mich belogen mit jedem Blick!" sagte sie entsetz lich klar und kalt, „denn du liebst meinen Gatten." Ein wahrer Aufschrei unterbrach sie, und schwer lag Klaudines Kopf auf der roten Seidendecke des Krankenbettes. Was sie gefürchtet, was sie bis Mr Gewißheit gefühlt — das sagte ihr jetzt der Mund der Frau, die sie so treu, so innig liebte. „Ich mache dir ja keinen Vorwurf, Klaudine — ich will nur, daß du mir versprichst, nach meinem Tode —" „Barmherziger Gott!" stöhnte das Mädchen und richtete sich wild empor. „Wer hat dieses entsetzliche Mißtrauen in dir geweckt?" „Mißtrauen? Wenn du noch fragtest: wer öffnete dir die Augen, um die entsetzliche Wahrheit zu erkennen? Und er — liebt dich — er liebt dich!" flüsterte die Herzogin weiter. „Ach Gott, es ist ja so natürlich!" „Nein! Nein!" ries Klaudine außer sich und rang die Hände. „Ach — schweige doch," bat die Kranke müde; „oder laß uns ruhig sprechen; ich habe noch so viel zu sagen." Klaudine war ausgestanden, ihr schwindelte. Was sollte sie tun, um zu beweisen, daß sie unschuldig sei? Auf den Wangen der Kranken schimmerte es wieder so rot, sie atmete so schwer. „Elisabteh, nur dieses eine Mal noch glaube mir, ver traue mir," flehte das Mädchen. Die Kranke richtete sich plötzlich auf. „Kannst du schwören," fragte sie ruhig, „kannst du schwören, daß nie zwischen dir und dem Herzog von Liebe die Rede war? — Schwöre es, schwöre eS bei dem Andenken an deine Mutter, und wenn du das kannst im Angesicht meines letzten Lager? — so will ich dir glauben, daß meine eigenen Augen falsch gesehen haben!" Klaudine stand wie leblos. Ihre Lippen bewegten sich zum Sprechen, aber es kam' kein Ton heraus, und plötzlich neigte sie den Kovf wie vernichtet. ' Tie Herzogin sank in die Kissen zurück. „Den Mut hast du doch nichts murmelte sie. „Elisabeth," rief Klaudine jetzt, „glaube mir! Glaube mir! Mein Gott, was soll ich nur tun, daß du mir noch einmal glaubst! Ich wiederhole es dir, du bist im Irrtum —" „Sei still," sagte die Herzogin mit verächtlichem Lächeln Seine Hoheit war eingetreten. „Wie geht es dir, Liesel?" fragte er herzlich und beugte sich über sie, indem er ihr das feuchte Haar aus der Stirn zu streicheln versuchte. „Fasse mich nicht an!" stieß sie hervor, und ihre Augen wurden angstvoll groß. „Es ist bald vorbei," flüsterte sie dann. Klaudine lehnte fassungslos an der Tür; der Herzog trat zu ihr und fragte leise und besorgt: „Phantasiert ihre Hoheit?" Klaudine. der Verzweiflung die Brust zu zersprengen drohte, preßte den schluchzenden Schrei, der sich ihr entringen wollte, mit dem Tuch zurück und wankte in das Nebenzimmer. Er folgte ihr ängstlich. „Was ist geschehen?" Die Augen der Kranken richtete sich auf die Tür, durch welche jene beiden verschwunden waren. Der ganze furcht bare, gewaltsam zurückgedrängte Schmerz durchrüttelte sie und verwirrte ihre armen Gedanken. Sie lag mit geballten Fäusten und glühenden Augen. Wie, nicht einmal der Ster benden wollte sie bekennen? Und sie hatte es so gut gemeint — sie wollte in ihrem letzten Willen bestimmen, daß sie sich an gehören sollten, die beiden, für das Leben. Das sollte die Rache sein für ihr gebrochenes Glück. Und sie, ie — welch ein Abgrund von Schlechtigkeit mußte dieses Geschöpf in sich bergen, das jetzt noch den Himmel anrief als Zeugen seiner Unschuld! Eine wahnsinnige, erstickende Angst legte sich auf ihre schmerzende Brust. Ihr Gemahl kam eben wieder herein; er trat an das Fußende des Bettes und blickte sie seltsam for schend an. Klaudine, die sich gewaltsam gefaßt hatte, trug ein Glas in der Hand. „Trinke, Elisabeth/ bat sie, während sie sich niederbeugte und ihren Arm unter den Kopf der Kranken schob. „Trinke, dir ist so heiß — es sind die Tropfen, die dir immer so gut bekommen." Bewegungslos lag die Herzogin, mit fest zusammenge preßten Lippen. Ihre großen Augen hingen mit unheimlichen Starrheit an dem blassen Gesicht des Mädchens und wander ten zu ihrem Gatten hinüber. Das Glas in Klaudinens Hand begann zu zittern. „Oh, trinke doch!" bat sie mit versagender Stimme. Dann ein schriller Aufschrei, und das Glas ward aus KtaudinenL Lvvd aeickleudert. „Gift!" schrie "die" Herzogin gellend und richtete sich im Bette hoch mit dem Ausdruck einer Wahnwitzigen, die Hände verzweiflungsvoll ausgestreckt. „Gift! Hilfst — Geht es euch denn noch nicht schnell genug?" Dann sank sie erschöpft zurück und ein erneuter Blutstrahl überschwemmte das weiße Gewand und das Bett. Klaudine, die in die Knie gesunken war, sprang empor; auch sie sah aus wie eine Irrsinnige. Mit übermenschlicher Kraft nahm sie sich zusammen, ging zur Glocke und half dann die Kranke emporrichten und an die Brust des Herzogs lehnen, in dessen bleichem Gesicht eine tiefe Erschütterung sich aus prägte. ' „Liesel," murmelte er, „aber Liesel — großer Gott! —" Sie lag mit geschlossenen Augen wie eine Sterbende. Und nun ward es lebendig im Zimmer. Mit besorgter Miene stand der alte Medizinalrat vor der Patientin; dann sah er nach der Uhr, fühlte den matten Pulsschlag un schüttelte den Kopf. „Um neun Uhr kann er hier sein, Hoheit," flüsterte er der weinenden Herzoginmutter zu, „doch — bis dahin — nur Ruhe jetzt, Ruhe, keine Angst zeigen. Es ist am besten, Hoheit bleiben in der gewohnten Umgebung; ich werde mich einstweilen im Nebenzimmer aufhalten." „Klaudine!" flüsterte die Kranke, „Klaudine!" Die Herzoginmutter sah sich um nach der Gerufenen; sie war verschwunden. In ihrer Angst ging die alte Dame auf den Korridor hinaus und fragte nach dem Zimmer des Fräu leins von Gerold. Aber die Tür war verschlossen und drinnen regte sich nichts. Klaudine war zusammengcbrochen in ihrer Stube; einen klaren Gedanken hatte sie nicht mehr. — Dahin war es ge kommen, dahin?! Die Welt hielt sie für eine Gesunkene, für die Geliebte des Herzogs — sein eigenes Web starb in diesem Wahne! Oh, diese törichte Vermessenheit ihres wahnsinnigen Stolzes! Und wenn sie die Sterne vom Himmel herunter holen könnte als Zeugen ihrer Reinheit — niemand würde ihr glauben, niemand, die Sterbende nicht und die Lebenden nicht, und jener eine nicht, den sie zurückstieß, als er sie warnte! Gott allein wußte es, daß sie rein, aber Gott tut keine Wunder mehr. Verloren! Verloren! — Der Schand fleck ihren Familie war sie geworden, das ganze Land würde mit Fingern auf sie weisen: „Seht, seht, das ist die, tim' deretwillen unserer armen Fürstin das Herz brach!" Wer sollte sie retten? Der Herzog? — Er konnte nicht für sie in die Schranken treten; sie hätten alle getan, als ob sie ihm glaubten, und hätten gelacht hinterher. — Barm herziger Gott, was tat sie den Menschen, daß man sie haßte, so oftter haßte? (Fortsetzung folgt.)