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dem Gebiet der Düngemittelversorgung nicht günstig. Soweit Düngemittel vorhanden, werden sie nicht unmittelbar an die Verbraucher, sondern an di« großen Industriestädte aus gegeben werden, die damit ein Mittel für den Abschluß von Lieferungsverträgen in die Hand bekommen. Schließlich hat sich die Reichsstclle um die Einfuhr von ausländischem Gemüse und Obst bemüht. Es sollen im Laufe des Jahres Tomaten, Weintrauben, Apfelsinen, Zitronen usw. einge führt werden, soweit es unsere Valuta und unsere wirt schaftlichen Verhältnisse zulassen. — Aus englischer Internierung turückgelehrt ist am vorigen Sonntag abend Herr Kurt Nake, Sohn des Tischlers Herrn Ernst Nake, zur Freude seiner An gehörigen. Seit dem 9. August 1914 war er auf der Insel Man (spr. männ), in der Irischen See, von aller Welt abgeschloffen. Ueber seinen unfreiwilligen Aufenthalt auf Man und über den Rücktransport nach der Heimat berichtet der nette, lebensgewandte, junge Mann mündlich folgendes, das von der Schriftleitung im Nachstehenden den lieben Lesern des Tageblattes zur Kenntnis gebracht wird: Schon vor dem Kriege war ich lange in Brighton (spr. breit'n), einer Seestadt in der englischen Grafschaft Sussex, an der Südküste, dem besuchtesten Seebade Eng lands, als Kellner tätig. Gleich nach Ausbruch des Krieges, am 9. August 1914, wurde ich auf der Insel Man in terniert. 20 000 Deutsche waren hier untergebracht und durch mehrfachen Stacheldraht bei strenger Bewachung vcn den übrigen Inselbewohnern abgesperrt. Bei meinem Wegr gang betrug die Zahl der Internierten nur noch 14 000 Mann, da allwöchentlich 1000 Mann nach Deutschland be fördert wurden. Anfangs mukten wir, um nicht ganz be schäftigungslos zu sein, die Hütten und das Lager sauber halten, doch später kam jede gezwungene Arbeit in Wegfall. Das Lager war von den Internierten selbst vorzüglichst eingerichtet worden; für Zerstreuüng und Weiterbildung war hinreichend gesorgt. Da gab es vorzügliche Schulen, erstklassige Musikkapellen, Theater usw. Mancher junge Mann hat hier in der Gefangenschaft sein Wissen so be reichert und seine Kenntnisse in verschiedenen Industrie zweigen so vervollkommnet, wie er es jedenfalls in der Heimat nicht fertig gebracht haben würde. Der Verkehr untereinander war herzlich, weil alle gleiches Los zu tragen hatten und sich als eine große Familie betrachteten. Ueber den Aufenthalt auf Man soll später eine Gedenkschrift ver öffentlicht werden. Nebst der Kunst wurde aber auch die Industrie sehr gepflegt; eine Ausstellung der verschiedenen Erzeugnisse will man später in der Heimat veranstalten. — Eine von Herrn Nake mitgebrachte Flasche, in der ein Schiff eingebaut ist, liegt im Schaufenster des Redakrions- gebäudes zur Ansicht aus. — Während der ersten beiden Jahre der Internierung war die Verpflegung gut, eS konnte sogar auS eigenen Mitteln noch hinzugekauft werden, doch als der uneingeschränkte U-Bootkrieg einsetzte, wurde die Ration bis zur Hälfte gekürzt, auch der Zukauf verboten und innerhalb eines Jahres noch einmal eine Kürzung ver ordnet. Die deutschen Köche mühten sich ab, aus dem Wenigen immer noch eine gute schmackhafte Speise zu zubereiten. Als Rauchmaterial wurden wöchentlich 10 Zigaretten verabreicht. Die alten englischen Offiziere auf Man verstanden mit den Deutschen umzugehen, die Be handlung war dementsprechend mild, doch brutal in ihrem Auftreten waren die aus England neu eintreffenden Offi ziere, denen das ungünstigste Urteil über die deutschen So daten beigebracht worden war und die nur das Schimpf wort „Hunnen" für alle Deutschen übrig hatten. Das Lager durfte nicht verlassen werden. Die Sehnsucht aller Internierten nach der Heimat war groß. — Der Rück transport dauerte lange Zeit, vom 4. bis 23. Februar. Die Einschiffung erfolgte in Douglas (spr. döggläß), der Haupt- und Hafenstadt der Insel Man. Die Fahrt ging zunächst bis Liverpool (spr. liwwerpuhl) und dann nach dem großen Konzentrationslager Ripon (spr. ripp'n). Hier wurden wir noch einmal gründlich untersucht und von Wertsachen jeglicher Art für immer befreit, denn die Unter suchung war trotz der entgegengesetzten Bestimmungen einem Raub gleichzuachten. Auch mir wurde eine Brosche, die ich meiner lieben Mutter als Geschenk zugedacht hatte, ab- geNommen. Wo kein Kläger ist, ist kein Richter. Die Fahrt wurde nun nach Hull (spr. Höll), Ler Hafenstadt in der englischen Grafschaft Hork, fortgesetzt. Von hier aus passierte das Schiff den englischen Kanal, um dann in Rotterdam in Holland zu landen. Weil das Schiff wegen Minengefahr nur einige Stunden am Tage fahren konnte, dauerte die Ueberfahrt von Montag/ abend 5 Uhr bis Donnerstag morgen 9 Uhr. Ein vorausfahrendes Trans portschiff hätte 5 Tote und 16 Kranke an Bord. Besonders lobend sei erwähnt, daß das Rote Kreuz in Holland sich -die Verpflegung Ler Heimkehrenden sehr angelegen sein ließ. Auf dem Landwegs wurden berührt die Orte Utrecht, Arn heim, Wesel und Kassel. Mit Volldampf brachte uns endlich Ler Zug nach Dresden. Ein „Gott sei Dank" entquoll aller Lippen, als wir in dem lieben Dresden den Zug ver lassen konnten, um dann nach letzter nochmaliger kurzer Fahrt im Heimatorte von den lieben Eltern und Geschwistern empfangen zu werden. — Die Feier des Bußtags. Der sächsische Bußtag, Ler in diesem Jahre auf den (9. März fällt, wird in der selben Beschränkung wie der allgemeine Bußtag im November v. I. als gesetzlicher Feiertag gelten. Kirchliche Feiern werden abgehalten, dagegen finden sonstige Be schränkungen von öffentlichen Veranstaltungen, Theatern usw. nicht statt. Die Zeitungen dürfen nur morgens erscheinen. — Fürsorge für weibliche Personen, welche für Kriegszwecke Dienste geleistet haben. Durch die Demobil machung ist eine große Zahl von weiblichen Kräften frei geworden, die bisher in verschiedenen Zweigen sozialer und wirtschaftlicher Betätigung leitend und helfend für Kriegs zwecke Dienste geleistet haben, insbesondere Schwestern, Helferinnen in der Krankenpflege und Massage, Röntgen assistentinnen, Laborantinnen, Apothekergehilsinnen, Wirt schaftsdamen, Leiterinnen oder Helferinnen in Soldatenheimen oder Verpflegstationen, Fürsorgerinnen bei Kreisverwaltungen, Mitarbeiterinnen an Bildungszentralen im besetzten Gebiete. Zur Beratung und Fürsorge für stellungsuchende Kräfte dieser Art haben sich auf Ersuchen des Ministeriums des Innern in Dresden die Leitung der sozialen Frauenkurse von Fräulein Dr. Lotte Schurig, Waisenhausstraße 22 I, und in Leipzig die Hochschule für Frauen, Königstraße 20 cz., bereit gefunden. Den beiden Stellen sind vom Landesaus schuß für Kriegshilfe Mittel zur Gewährung von Unter stützungen in solchen Fällen überwiesen worden, in denen die Fürsorgebedürftigen für ihre Unterkunft, ihr Fortkommen, ihre Ausbildung oder Erholung einer sofortigen Hilfe be dürfen und di« Verweisung an ander« Hilfsquellen ganz oder «instweilen versagt. v52. Die unabhängigen Sozialdemokraten wählten in ihrer gestrigen Sitzung als Vorsitzende Lipinski und Fleißner, als weitere Mitglieder Bernhard Menke, Liebmann und Frau Geyer. Das Ansinnen der Mehrheitssozialisten, mit ihnen und einem Vertreter der Demokraten in die Regierung einzutreten, wurde abgelehnt. Die Partei ist aber bereit, eine rein sozialistische Regierung mit den Mehrheitssozialisten unter gewissen Kautelen zu bilden. Unter den Bedingungen befindet sich Ablehnung des Staatspräsidenten, Schaffung gesetzlicher Grundlagen für die Arbeiter- und Soldatenräte, sofortige Demobilisierung, Entlassung der Mannschaften und Offiziere, sofortige In angriffnahme der Sozialisierung, Anerkennung der deutschen Einheitsrepublik, gegebenenfalls schärfster Protest gegen die Reichsregierung, sofern deren Maßnahme vorstehende W' dingungen erschweren. V82. Veigelegte Differenzen zwischen Offiziere» «vd S.-Rat. vom Ministerium für Militärwesen uns folgende Mitteilung zu: Die kürzlich in Plauen zwis^ den Offizieren und dem S.-Rat des dortigen Infanterie Regiments entstandenen Differenzen sind durch eine Besprechung, die am 2(. d. M. beim volksbeauftragten Neuring Pa»' gefunden hat, beigelegt worden. Die Dienstverhältnisse d" vom S.-Rat als mißliebig bezeichneten Offiziere werte» nach den bereits im November (9(8 vom Ministerium st' Militärwesen erlassenen Bestimmungen durch eine Kommiss geregelt. Es ist auch Sorge getragen, daß die neuen Vor' schriften über den Anzug der Offiziere baldigst durchgefüh» werden. V82. Pferdedepot Reick. Das Ministerium st' Militärwesen macht uns folgende Mitteilung: Am (8. s , M. wurde das Pferdedepot Reick durch den Volksbeavt tragten Neuring besichtigt. Er hat dabei dem Vorstand Depots und im besonderen den Mitgliedern des S.-Ratei, die ihn führten, seine volle Anerkennung für den trotz t" gegenwärtigen schwierigen Umstände sehr guten Zusta^ der Pferde aussprechen können. Man sieht daran, dar auch unter den jetzigen ungünstigen Verhältnissen pfE treue und Gewissenhaftigkeit nicht umsonst aufgewE werden. Möchten auch andere Truppenteile ähnliche folge erzielen zum Nutzen des sächsischen Pferdebestander- ' zur Erhaltung unseres Volksvermögens. — Freiberg. An sämtlichen hiesigen Bürgerschule» wird von Ostern (9(9 ab die Allgemeine Volksschule neb" Schulgeldfreiheit «ingeführt. — Grimma. Die vom Milchablieferungszwang l"' troffenen Landwirte wurden bei der AmtshauptmannschE vorstellig. Da ihre Forderung, die Maßregel zurückzunehme» i abgelehnt wurde, werden die Landwirte — wie es in ei^ Zuschrift des Wortführers der betroffenen Landwirte «» die hiesigen „Nachrichten" heißt — vom 2^. Februar a» jede Lebensmittellieferung einstellen, bis ihrer Fordernd entsprochen wird. Generalstreik in Pirna. Pirna. Durch den A.- und S.-Rat wurde wegen Vorgänge in München und im Ruhrrevier für Monta) ein eintägiger Generalstreik angeordnet. In einzelnen^ trieben wurde trotzdem die Arbeit ausgenommen, doch el' schienen bewaffnete Boten des A.- und S.-Rates und ff»' derten die Einstellung der Arbeit. Gegen Mittag kam«» mehrere tausend Arbeit«! von Mügeln und Heidenau unU' Vorantragung von roten Fahnen und Plakaten mit öl» Aufschriften „Nieder mit der Regierung!" und „Hoch Rühle! nach Pirna, vereinigten sich auf dem Reitbahnplatze M den Pirnaer Arbeitern zu einer DemonstrationsversaMt»' lung, in der ter Spartakistenführer Kimmich eine Re»' hielt nnd jeder Regierung, die nicht die Forderung naa> sofortiger Sozialisierung erfülle, den Kampf bis aufs Mess" erklärte. Er forderte ferner, den Offizieren den Zutritt st' Kaserne zu verweigern. Der Zug bewegte sich dann dm-t die Straßen der Stadt. Die Ruhe ist nirgend gestört. Ak Pirnaer Anzeiger kann nicht erscheinen, da er vom A.- u»' S.-Rat untersagt worden ist. Soldaten und Arbeit'' machen augenscheinlich gemeinsam« Sache. Wie verlautet sollen sämtliche Offiziere abgesetzt sein. Es durchschwirren <8^ rächte die Stadt, di« sich immer mehr verdichten, ma" plan« di« Ausrufung einer Räterepublik für Sachsen. Unabhängigen entfalten eine fieberhafte Tätigkeit. I Die heutig« Nummsr «mfatzt 4 Seite«. ! Herausgeber, Verleger und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff Verantwortlich für die Schrifileitung: Oberlehrec i. R. Gärtner, türk' Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Einladung zur L orimtlW WO MfmmlW -er Pserkversilherungsvereins Ns GeMeWett im Amtsgerichtsbezirk Wilsdruff für Mittwoch den 12. März nachmittags 2 Uhr im Gasthof zum Weißen Adler in Wilsdruff. Tagesordnung: 1. Geschäftsbericht. 2. Kassenbericht. 3. Nevisionsbericht. 4. Neuwahlen. 5. Beschlußfassung nach § 10 Absatz 1. 6. Anträge von Mitgliedern nach §33,4: Hennig und Gen.: Herabsetzung der Prämie durch schadenfreie Jahre. Birkenhain, am 25. Februar 1919. Der Vorstand. 22« Br. Wetzel, Vorsitzender. saubere Arbeiter, werden noch eingestellt bei 2»? Fr. Theodor Müller. 6 Et iÄ ^2/ öer cis» böse/r-'ämLtöw »1 H ssKÄ öerm öestsw N-Men so st »j ml« ««s^e-se^iosseit. Mr» srAcrnse «el»«» p^o,-- > am Zt-t's/AoAs», Rse/t»rtW-e», ». r» »»ci /ass« äre > < e-'sk MftA sst /ÄÄe y-e^e». ' ^n's- > 8 »>-»<«» /»«/st'tt-tA Ep/sMt «rok A WWWWWMV Für Joppe«, Wer KinderOiiW KillLer-MöM geeignete starke Kräftige Stoffe in großer Breite sehr pmsimt Eduard Mehner Markt. 22,7 Zuverlässiges HWNliWn mit guten Kochkenntmffen in l Haushalt von 3 Pers, per 1. oder 1b März gesucht. Vorzustellen oder Angebote an Stade, Dresden, Blafewitzer Str. 1. 222« Sohn achtbarer Eltern, welcher Lust hat, Kürschner «nd Mützenmacher zu werden, findet Ostern gute Lehrstelle. r>ts Kost u. Wohnung im Hause. Curt Springsklee, Kürschnermeister, Wilsdruff. » MenM« verkauft a Zentner 5 Mk. Kanl, Schmiedewalde. Außer Kurs gefetzte ZMlMkWe kaust Zadraschil, ress Markt 101. 15 starke Pferde Belgier, Oldenbnrger, Dänen und Nüssen zu verkaufe«. 2230 Schuma««, Dresden, Heinrichstr. 9. Kürbiskerne, gut ausgelesen, keine schwarz- fleckigen, zu Saatzwecken kauft a Pfund 3 Marke» Ernst Hantsche, Michiru. 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