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NUS oni vie gruppen venanen unü uns uacd kuczcm stampf der Herrschaft über Berlin bemächtigen konnten. Haase und Dittmann hielten die Sache für verfrüht. Als eS dann aber soweit war, wurden Haase und Dittmann in die Regierung berufen. Ich lehnte es ab, mit politisch kom promittierten Persönlichkeiten eine Regierung zu bilden. Zum Schluß nannte Ledebour die Scheidemannleute die Nutznießer' der Gegenrevolution. Dem Kongreß liegen eine Anzahl Anträge vor, von denen der wichtigste der von Max Cohen ist, der die Wahl zur Nationalversammlung für den 19. Januar fcstsetzen will. — Auch wurde der Antrag gestellt, Ebert rum ersten Präsi denten der deutschen Republik zu wählen. * Auflösung deS jetzigen VollzngSratS. Der Vollzugsrat von Groß-Berlin soll, wie verlautet, beabsichtigen, sich im Lauf des heutigen Tages aufzulösen. Er wird damit dem neuen Vollzugsrat für das ganze Reich Platz machen, der durch die Reichsversammlung der ASR gewählt werden soll. Frankreichs Rheinbun-pläne. Errichtung eines rheinischen Pufferstaates. In gut unterrichteten Londoner Kreisen will man wissen, daß die französische Politik darauf ausgehe, eine strategische Grenze gegen die Möglichkeit des Wieder auflebens des deutschen Militarismus zu schaffen, wenn Deutschland seine Bevölkerung durch Einverleibung Deutsch- Osterreichs vergrößert haben würde. Frankreich wolle nicht nur Elsaß-Lothringen zurückbekommen, sondern sich auch das linksrheinische Gebiet bis an die nieder ländische Grenze mit Einschluß der Pfalz und der Nhein- provinz angliedern. Das Höchstprogramm sei die Ein verleibung dieses Gebietes, das Mindestprogramm die Bildung eines Pufferstaates unter französischer Schutz- Herrschaft. Deutschland würbe dann kein Nachbar von Belgien mehr sein, deshalb sei Belgien für diesen Plan. Abreise der polnischen Gesandischaft. Treibereien der Entente. Berlin, 17, Dezember. Die hiesige polnische Gesandtschaft verläßt heute Berlin und reist nach Warschau zurück. Die Vertretung der polnischen Interessen übernimmt die dänische Gesandtschaft. Wie weiter von zuverlässiger Seite erklärt wird, ist die polnische Regierung fortgesetzt von der Entente zum Ab bruch der diplomatischen Beziehungen mit Deutschland ge drängt worden. Der polnische Ministerpräsident weigerte sich, diesem Verlangen nachzukommen und drohte zeitweise mit seinem Rücktritt, doch zeigte sich der Minister des Äußern den Ententewünschen gegenüber gefügiger und auf ihn ist auch der Abbruch der. gegenseitigen Beziehungen direkt zurückzuführen. Schmachvolle Behandlung unseres Gesandten. In genau so schmachvoller und jeder Gesittung hohn sprechenden Weise wie gegen unsere abziehenden Truppen hat sich der Warschauer Pöbel auch dem deutschen Gesandtschaftspersonal gegenüber benommen. Aufgehetzt durch grobe Geldmittel der Entente hat der Straßenpöbel schon vor einiger Zeit zweimal die deutsche Gesandtschaft gestürmt und den Gesandten wie das Personal in der gröbsten Weise insultiert. Unser Gesandter, Graf Keßler, von der dortigen Presse der „rote Graf" genannt, wurde «n den Blättern dauernd in unglaublicher Weise beleidigt. Zum Schluß wurde ihm auch sdie Chiffre-Verbindung unt Berlin gesperrt und er gezwungen, binnen 12 Stunden Warschau zu verlassen. Bei der Abreise mußten große Truppenmassen aufg« boten werden, um Tätlichkeiten der Menge zu verhindern. — Spartakus in Nöten. Die 64er gegen die Neuköllner Spartakusverwal tung. — (Besetzung der öffentlichen Gebäude. — Ver haftung des Vollzugsrates. Berlin, 17. Dezember. Die schreienden Mißstände der Spartakusherrschaft in Neukölln-Nixdorf haben gestern einen Akt der Selbsthilfe gezeitigt. Mit Hilfe von Fronttruvveu der 64er wurden Das Geheimnis -er alten' Mamsell' Roman von E. Marlitt. (Nachdruck verboten.) 1. „Na, seht sag mir nur um Gottes willen, wo willst du eigentlich hin, Hellwig?" „Direkt nach X., wenn du erlaubst!" klang es halb trotzig halb spöttisch zurück. „Aber oahin geht es doch im ganzen Leben nicht über eine Anhöhe! ... Du bist nicht gescheit, Hellwig . . . . Heda, ich will aussteigen! Ich habe durchaus keine Lust, mich umwersen zu lassen und meine heilen Knochen einzubüßen — wirst du wohl halten?" „Umwersen? Ich? ... I, das wäre doch das erstemal in meinem Leben" — wollte er vermutlich sagen, aber ein entsetzlicher Krach erfolgte, und mit ihm verstummten die Lippen deS Sprechenden wie die eines Toten. Das Schnauben und Stampfen eines Pferdes wurde für einen Augenblict hörbar; dann stand das Tier aus seinen vier Husen und jagte wie rasend querfeldein. „Na, da haben wir die Bescherung!,, brummle endlich der erste Sprecher, indem er sich auf dem nassen, frisch gepflügten Äckerfelde aufsetzte. „He, Hellwig, Böhm, seid ihr noch am Leben?" „Ja," rief Hellwig nicht weit von ihm und tastete suchend auf den triefenden Erdschollen nach seiner Perücke. Alles Selbstvertrauen, aller Spott waren wie weggeblasen von oieser schwachen Stimme. Auch das dritte Opfer versuchte es zunächst mit einer Bewegung auf allen Vieren, wobei es entsetzlich fluchte und stöhnte; denn seins gewaltige Korpur< lenz fühlte sich unwiderstehlich zur Mutter Erde hingezogen. Endlich war die edle Stellung, die den Menschen als die be vorzugteste Kreatur in Gottes weiter Schöpfung kennzeich net, wiedergewonnen; die drei Gefallenen standen auf ihren Füßen und besannen sich, was eigentlich geschehen sei und was nun geschehen müsse. Fürs erste lag die kleine Chaise, in der die drei Herren heute morgen ihr Vaterstädtchen T. verlassen hatten, um zu sagen, umgestürzt neben der unglückseligen Anhöhe und zeigte dem Himmel ihre vier Räder, wie die drei tastend bemerkten; der Hufschlag des entfliehenden Rappen war längst ver hallt, und eine stockfinstere Nacht bedeckte die traurigen Fol- wn des Hellwiaschen Selbstvertrauens. die Spartakusleutr mit Gewalt aus der Stadtverwaltung vertrieben, deren sie sich mit Gewalt bemächtigt hatten. Veranlassung zu diesem Vorgehen gab die zu gestern nachmittag 4 Uhr anberaumte Sitzung des Neuköllner ASR, in dem abermals wichtige, das Allgemeinwohl schädigende Beschlüsse zu erwarten waren. Der Verlauf der Sitzung. Die Spartakiden ipußten oder ahnten bereits seit einigen Tagen, daß ihre Herrschaft bedroht sei; denn in weiten Kreisen wurde schon am Freitag gemunkelt, daß die Regierung mit Gewalt ihrem gegen Spartakus ge richteten Erlab Geltung verschaffen wolle. Zu der gestrigen Sitzung waren denn auch nur die Hälfte der 72 Räte er schienen. Ihnen sang der Vorsitzende des Vollzugsrats ein bewegtes Klagelied über die edlen Absichten des Spartakus bundes, die von Neukölln und darüber hinaus so arg ver kannt worden seien. Immerhin vertrat er den Stand punkt, daß der Neuköllfier Vollzugsrat sich nicht an die ministeriellen Verfügungen kehren werde, da das Ministe rium sicher nicht die Auflösung des Vollzugsrates wolle. Die Sitzung solle deshalb auf Mittwoch vertagt werden. Die Schreckensbotschaft. In diesem Augenblick betrat ein Matrose den Saal und rief: „Das Parteisekretariat in der Neckarstraße ist soeben militärisch besetzt worden." Laute Pfuirufe er schollen und eine allgemeine Unruhe griff Platz. Während Haberland zum scharfen Protest aufforderte, rief ein Rats- mitglied: „Es sind noch andere Maßnahmen «m Gange. Die 64er haben geplant, diese Sitzung um 5 Uhr gewaltsam aufzuheben." Schon gestern sei in Berlin erzählt worden, daß der Kommandant Wels nach Neukölln kommen werde. Es scheine, daß er schon da sei. Aller Augen richteten sich auf die Uhr im Sitzungssaale. Es war 4 Uhr 50 Minuten. Mit dem Rufe: „Auf nach dem Parteibureau", „Gewalt gegen Gewalt", verließ alles den Saal. Militärische Besetzung. Inzwischen waren bereits das Rathaus, die Post, die Sparkasse und das Polizeipräsidium militärisch besetzt und der (spartakistische) Polizeipräsident Körnig verhaftet worden. Der Leiter des Vollzugsausschusses, Haberland, versuchte von einem Fenster des Rathauses aus die Menge zum Angriff auf die Truppen zu sammeln. Angesichts der Maschinengewehre aber und der wohlbewaffneten mit Stahlhelmen ausgerüsteten Truppen hielt sich alles in respe «voller Entfernung und Haberland mit seinen Ge treuen vom Vollzugsrat wurde verbiet. Alle Kontroll kommissionen aus dem Rathaus Polizeipräsidium wurden entfernt. Gegen den späten Abend wurde auf Weisung der Regierung das Militär zurückgezogen und die Sicherheits wehr übernahm den Dienst. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden nun die Mehrheitssozialisten die Stadtverwaltung übernehmen, während die Verwaltungsorgane (Magistrat, Stadtverordnetenversammlung, Polizeipräsident) ihre Funk tionen n-nterführen. Spartakus aber dürste in Neukölln endgültig ausgespielt haben. Damit wird auch die Be wegung der städtischen Beamten und Angestellten beendet sein, die für den Fall mit dem Streik drohten, daß Dienstag vormittag der Spartakusrat nicht zurück- getreten sei. Deutschlands Gesamtvertust. » <; 4»v vv«. In Ergänzung früherer Mitteilungen über die Höhe her deutschen Verluste tm Weltkriege können wir über die Gesamtziffer der deutschen Verluste bis zum 30. November 1918 die folgenden zuverlässigen Zahlen mitteilen: ' 600000 Tote, 203 000 Vermißte, 618 000 Gefangene, 4064000 Verwundete, - 6490 000 Gesamtverlust. Die Zahl der gefallenen Offiziere (die in obigen Zahlen mit einbegriffen find) beträgt 58 500. Die Zahl der verwundeten und erkrankten, erblindeten und siechen deutschen Offiziere übersteigt 200 000, unter ihnen be- Loden sich Offiziere, die mehr als fünfmal verwundet wurden. » „Na, hier übernachten können wir nicht — das steht fest Machen wir, daß wir fortkommen!" mahnte endlich Hellwig mit ermutigter Stimme. „Ja, nun kommandiere auch noch!" grollte der Dicke, indem er sich heimlich überzeugte, daß nicht eine seiner Rip pen, sondern die Scherben seines schönen Pfeifenkopfes das beängstigende, knirschende Geräusch an seiner Herzwand ver ursachten. „Kommandier auch noch, das steht dir gut an, nachdem du um ein Haar in deinem schandbaren Leichtsinn zwei Familienväter gemordet hättest . . . Uebernachten will ich freilich nicht in dieser Löwengrube; aber nun siehe du auch, wie du Rat schaffst . . . Nicht zehn Pferde bringen mich ohne Licht von dieser Stelle! Ich versinke zwar im Acker schlamme, und von da drüben her kommt eine Luft, die mir für ein halbes Jahr meinen Rheumatismus in die Knochen jagt — da drein ergebe ich mich, du magst es verantworten, Hellwig! Aber ich werde nicht so verrückt sein, mir mutwillig in den tausend Löchern und Gräben, die diese gesegnete Ge gend aufzuweisen hat, Arme und Beine zu brechen oder die Augen einzuschlagen." „Sei kein Narr, Doktor," sagte der dritte. „Du kannst nicht wie ein Meilenzeiger abwechselnd aus einem Beine hier stehen und abwarten, bis .Hellwig und ich in die Stadt tap pen und Hilfe holen. Ich hatte längst gemerkt, daß dieser ausgezeichnete Rosselenker zu viel nach links fuhr. Wir gehen jetzt schnurstracks über den Acker nach rechts und kom men an den Fahrweg, dafür stehe ich ein. Und nun komm und mache keine Flausen; denk an Weib und Kind, die viel leicht jetzt schon jammern und schreien, weil du bei der Abendsuppe fehlst." Der Dicke brummte etwas von „heilloser Wirtschaft" in den Bart; aber er verließ seinen Posten und tappte mit den anderen vorwärts. Das war ein schreckliches Stück Arbeite Faustdick hingen sich Erdsohlen an die Jagdstiefeln, und hier und da sank ein unsicher tappender Fuß mit aller Beb«"nenz in eine Pfütze, deren alterierter Wasserspiegel sich sofort in Fontänenform über die Köpfe und Flausröcke der drei Un glücklichen ergoß. Sie erreichten aber doch ohne ernstlichen Unfall den Fahrweg, und nun wurde tapfer und wohlgemut drauf losgeschritten. Selbst der Doktor gewann allmählich seine gute Laune wieder; er brummte mit einem fürchter lichen Basse: „Zu Fuß sind wir gar wohl bestellt, juchhe!" In der Nähe der Stadt tauchte ein Licht aus der Fin sternis auf; es kam in stürmischer Eile auf die Wandernden zu, und Hellwig erkannte alsbald in dem breiten, fröhlich lachenden Gesicht, das sich in greller Beleuchtung über di« Laterne erhob, seinen Hausknecht Heinrich. politische Rundschau. Deutsche» Reich. 4- Der Regierung liegt ein Rücktrittsgesuch de- KriegSministers Scheuch vor. Generalleutnant Scheüch, ein geborener Elsässer, hat zunächst Frontdienst getan, dann als Nachfolger Groeners das Kriegsamt geleitet und ist am 8. Oktober 1918 unter der Regierung des Prinzen Max Kriegsminister geworden. General Scheüch ist 54 Jahre alt. 4- Bis Ende Dezember werden die Wählerlisten zur Nationalversammlung durchweg fertigaestellt sein, so daß einer früheren Wahl technisch nichts im Wege steht. Schon am 1. Dezember hat StäatsfeLretär Preuß durch Rund schreiben alle Behörden auf die Möglichkeit der Vorver legung des Wahltermins hingewiesen. Es sind auch schon eine ganze Reihe von Nachrichten eingelaufen, welche uns die Gewißheit geben, daß um den ersten Januar die Wählerlisten überall fertig sein werden, selbst in Berlin, wo die Verhältnisse am schwierigsten lagen. Es ist auch Vorsorge dafür getroffen worden, daß die Truvven, welche erst im Jahre 1919 heimkehren, noch in die Wählerlisten eingetragen werden können. 4- Die Reichsregierung .hat ein neues Kriegkabgaben- gesetz ausgearbeitet. Die Lage stellt fick nunmehr so dar, daß wir für 1918 und 1919 ein Kriegsabgabengesetz haben, daS 1. daS Mehreinkommen der einzelnen Personen, 2. den Mehrgewinn der Gesellschaften und 3. den Vermögens zuwachs ersaßt. Dieses Kriegsabgabengesetz ist bekanntlich nicht neu, sondern wird nur wiederholt. Der Mehrgewinn der Gese^kchasten, der bisher bis 60 °/° erfaßt wurde, wird nun bis 80^ erfaßt. Daneben kommt nun ein neues Kriegssteue^aesetz, das noch einmal die Kriegsgewinne von 1914 an erfaßt. 4 Unter d-m Titel „Die Rheinfrage" veröffentlicht der „Corrie ella Sera", dem man Beziehungen zum Vai an nar Par er Regit dem Artikel « Interesse Jtal Sinne gelöst n einen Artikel, der namentlich in der spresse das größte Aufsehen erregt. In der Standpunkt vertreten, ^aß es im liege, wenn die Rheinfrage in dem daß die Franzosen nicht an den Rhein gelangen dürfte- Wünsche gewesei wenn Frankreich es dasselbe sein > Becken gebieten Italien gegen eim r dieser stets die Quelle imperialistischer '. DaS Blatt zieht den Vergleich, daß, den Besitz dH Rheinstromes gelange, de, wie wenn Italien über die Donau- de. Auch England sei immer mit Festsetzung der Franzosen am Rhein gewesen. Portugal. X Bon den Mördern des Präsidenten gelang es bis her, einen der Mitschuldigen zu verhaften und den Mörder selbst, der schwer verwundet ist. Der Präsident wurde am Eingang des Bahnhofs durch zwei Schüsse in Lunge und Leber getroffen und behielt volle Geistesklarheit. Er wurde dann sofort in das Spital gebracht, wo er ver schied. In Lissabon herrscht große Aufregung und man befürchtet ernste Unruhen. Aus In« unv Ausland. Berlin, 17. Dez. In der Presse ist verbreitet worden, daß die deutsche Legierung die Ausweisung der Deutschen aus Elsaß-Lothringen mit der Drohung beantwortete, samt, üche Elsaß-Lothringer aus Deutschland auszuweisew Dreie Melduna berubt auf freier KrfinKi,n" . Nah und Fern. 0 Abschaffung der Orden in Preußen. Aus dem Ministerium des Innern wird mitgeteilt, daß eine Ver fügung ausgearbeitet sei, nach der die Orden und Titel abgeschafft werden. Es wird aber gestattet bleiben, die Orden, namentlich wenn sie für den Inhaber Erinnerungen an bestimmte Perioden seines Lebens sind, also haupt sächlich die Kriegsorden, auch weiter zu tragen. Ebens« können die Titel weiter benutzt werden. Neue Orden und Titel wird es aber nicht geben. Die akademischen Grade bleiben davon unberührt. o Keine völlige Einstellung des Personenverkehrs. Die von einem Teil der deutschen Presse veröffentlichte Nachricht, daß wegen Mangels an rollendem Material die völlige Einstellung des Personenverkehrs beabsichtigt sei, „Ja, Herrle, Herr veuwlg, pno «sie s ocnn wrrmkyk' schrie der Bursche. „Die Madame denkt, Sie liegen mause tot da draußen!" „Woher weiß denn meine Frau schom, daß wir UngM gehabt haben?" „Ja, sehen Sie, Herr Hellwig, da ist heute abend eim Kutsche mit Spielern angclommen" — der ehrliche Bursch« batte für Schauivieler, Taschenspieler, Seiltänzer und der- gleichen nur diese eine Rubrik — „und wie die Kutsche st den Löwen eingefahren ist, da war das Beest, unser Rappe hintendran, als ob er dazu gehörte. Der Löwenwirt kenn ihn ja, unseren Alten, und hat ihn gleich selbst gebracht.. Na, aber der Schreck von der Madame! Sie hat mich gleicl fortgeschickt mit der Laterne, und Friederike muß einen K» millentee kochen." „Kamillentee? . . . Hm, ich meine, ein Glas Glühwen oder wenigstens ein Warmbier wäre vielleicht zweckmäßige« gewesen." „Ja, das meinte ich auch, Herr Hellwig; aber Sie wisse« ja, wie die Madame —" „Schon gut, Heinrich, schon gut. Jetzt gehe du Vorm mit der Laterne. Wir wollen machen, daß wir hcimkommen.' Aus dem Marktplatze trennten sich die drei Leidensao führten mit stummem Händedrucke: der eine, um Pflicht» schuldigst seinen Kamillentee zu trinken, und die anderen n dem niederschlagcnden Bewußtsein, daß ihrer eine Gar dinenpredigt daheim warte. Dexin die Frauen waren de, „noblen Passion" ihrer Ehcherren ohnehin nicht hold, uni nun lag die Jagdbeute, das einzige Beschwichtlgungsmittek zerquetscht draußen unter der umgestürzten Chaise, und dai mit zähem Schlamme bedeckte Jagdlostüm verwandelte sicher lich schon die erste Umarmung in einen jähen ZornauSbruch Am anderen Morgen klebten an allen Straßenecken rotz Zettel, welche die Ankunft des berühmten Eskamoteurs Oy lowsky und feine ausgezeichneten Kunstleistungen ankündig ten, und eine junge Frau ging v»u Haus zu Haus, um Karte, zu den Vorstellungen anzubwtcn . . . Eie war sehr schön diese Frau, mit ihrem prächtigen, blonden Haare und del imposanten Gestalt voll Adel und Anmut; aber das lieblich« Gesicht war blaß, „blaß wie der Tod", sagten die Leute, uni wenn sie die goldig bewimperten Lider hob, was nicht häufst geschah, da brach ein rührend sansler, aber tränenvoll«» Blick auS der: dunkelgrauen Augensternen. Sie kam auch in Hellwigs Haus, das stattlichste am Markt platz. „Madame," rief Heinrich in das Zimmer im Erdgeschosse; während er den hellpolierten Mcssingknopf «n der glänzen! weißen Tür in der Hand behielt, „die SpiclLlssruu rji