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mentsredner, den Vorsitz übernommen. Nachdem me Minister ihres Eides vom König enibunden waren, legten sie folgenden Eid vor dem Nationalrat ab: Ich schwöre, daß ich dem Lande treu sein werde, daß ich seine Un abhängigkeit verteidigen werde, daß ich mit allen Kräften dem Wohle, der Freiheit und dem Fortschritte des Volkes Ungarns dienen werde, so wahr mir Gott helfe. Österreichs Ende. Schmachvolle Waffenstillstandsbedingungen. Berlin, 4. November. Die Regierung ist am heutigen Vormittag zusammen« getreten, um über die Folgen zu beraten, die sich aus den Osterreich-Ungarn auferlegten Waffenstillstandsbedingungen für Deutschland ergeben. Die Regierung kann die not wendigen Entschlüsse mit aller Ruhe fassen, da die militä rische Lage keinen Anlaß zur Übereilung bietet. Nach ihren eigenen Berichten rücken die Italiener den öster reichisch-ungarischen Armeen nur langsam nach. Kohlen mangel und völlige Unordnung der Verkehrsverhältnisse und der Verpflegungsmöglichkeiten machen einen schnellen Aufmarsch der Feinde in Österreich nicht möglich. Wir dürfen vertrauen, daß alle militärischen Anordnungen mit Umsicht getroffen werden. * Oie Befehle der Gieger. Die Waffenstillstandsbedingungen der Entente sind Österreich-Ungarn angesichts des Entschlusses, unter keinen Umständen mehr weiterzukämpfen, diktiert worden. Und die Sieger haben mit dem Zusammengebrochenen kein Er barmen gezeigt. Die Bedingungen sind — es gibt kein anderes Wort — schimpflich: der ungezügelte Haß und die lechzende Rachsucht spiegeln sich in ihnen. Man braucht nur einzelnes herauszugreifen, um die Tragweite dieser Bedingungen zu würdigen. Da ist die gänzliche Demobilisierung und die Grenz festsetzung, die den Italienern weit mehr ausliefert, als sie je verlangt haben. Besonders ins Gewicht aber fällt die Forderung, daß alle deutschen Truppen innerhalb fünf zehn Tagen österreichisches Gebiet verlassen haben oder aber interniert werden müffen. Worauf es aber dem Verbände im wesentlichen ar iam, das zeigt Punkt 4, in dem es heißt: 4. Die Verbündeten werden das absolute Recht haben: a) einer freien Bewegung für ihre Truppen auf jeder Straße oder Eisenbahn oder Wasserweg des österreichisch-ungarischen Gebietes und des Gebrauches der nötigen österreichisch-ungarischen Transportmittel, b) mit verbündeten Kräften alle jene strategischen Punkte in Osterreich-Ungarn für die den Alliierten nötig er scheinende Zeit zu besetzen, zum Zwecke dort zu wohnen oder die Ordnung aufrechtzuerhalten, o) zu Reguisitionen gegen Bezahlung zugunsten der ver bündeten Heere, wo immer sie sich befinden. Und alle Nichtachtung beweist schließlich noch die Be stimmung, daß alle Gefangenen des Verbandes sofort heim gesandt werden müssen, ohne daß für den Verband die gleiche Verpflichtung besteht. Noch entwürdigender sind die Seebedingungen. Da wird die Übergabe von 15 österreichisch-ungarischen U-Booten verlangt, die von 1910 bis 1911 gebaut sind, die Auslieferung aller deutschen U-Boote, die sich in österreichischen Gewässern befinden, ferner die Übergabe von drei Schlachtschiffen, drei leichten Kreuzern, neun Torpedobootszerstörern, sechs Donau-Monitoren und endlich Überlassung des ganzen Schiffahrtsmaterials, das sich in den Handelshäfen befindet. Damit ist Österreich Nicht nur entwaffnet, sondern auch wirtschaftlich tot. Englands Friedensbedingungen. Eine Darstellung Lord NorthcliffeS. In der Londoner „Times" veröffentlicht Lord North cliffe einen Artikel, in dem er folgende Friedensbedingungen Englands aufstellt: Vollständige Wiederherstellung Belgiens. Räumung des französischen Gebietes und Wiederaufbau der be setzten Provinzen. Übergabe von Elsab-Lothringen an Frankreich. Vollständige Wiederherstellung der ita lienischen Nordgrenzen, wobei die Nationalitätenlinie einzu- halten ist. Alle Völker von Osterreich-Ungarn sollen ihrer Stimme unter den freien Völkern der Welt sicher sein. Alle Gebiete, welche früher dem russischen Reich angehörten, müssen geräumt werden. Alle Abmachungen und Abkommen zwischen Ruhland und den Mittelmächten, die seit der Revo Lilelottes Heirat. Roman von H. Courths-Mahler. Es war etwas in seinen Augen, in seiner Stimme, was sie zwang, ihm zu gehorchen. Sie erhob sich. „Wolf — gib mir ein gutes Wort mit auf den Weg." „Das Schicksal schenke Ihnen Frieden. Leben Sie wohl." Sie ergriff seine Hand und zog sie an ihr Herz. „Ich lasse dich nicht, wir sehen uns wieder", sagte sie leise, dann ging sie hinaus. Wolf sah ihr starr eine Weile nach, dann richtete er sich straff empor, als wolle er eine Last von sich abwerfen, und setzte sich wieder über sein Buch. Die Buchstaben tanzten ihm vor den Augen, er konnte nicht lesen, und wenn er wirklich einen Satz zusammen gebracht hatte, dann faßte er den Sinn nicht. Es war etwas Schönes aus seinem Leben geschwunden, als Sibylle ihn treulos verließ, aber so weh ihm das auch getan hatte, so elend wie heute war ihm selbst da nicht zumute gewesen. Erst heute hatte rr ganz erkannt, wie wenig Sibylle dem Bilde glich, das er von ihr im Herzen getragen. Seine strenge Ehrenhaftigkeit empörte sich gegen das Ansinnen, welches sie ihm gestellt hatte, es überlief ibn kalt, wenn er daran dachte, daß er hätte schwach werden können ihren Reizen gegenüber. In Zukunft würde er ihr noch mehr auszuweichen versuchen, es war besser für ihn und für sie, wenn sie sich nicht wiedersahen. — Sibylle war jedoch anderer Ansicht. Sie ließ nichts unversucht, sich Wolf zu nähern, fast täglich schrieb sie ihm glühende, beschwörende Briefe. Sie ließ nicht ab von ihm und trat ihm überall in den Weg, um ihn sich zurück zugewinnen. Sie glaubte, Wolfs Liebe gehöre ihr noch, und er sei nur so zurückhaltend, um sein Gewissen nicht zu belasten. Sie hoffte, diese Skrupel eines Tages doch noch zu besiegen, und lebte nur für diese Hoffnung. Ihr Gatte galt ihr nichts, mit ihm verband sie nur der äußere Schein. EL war ihr nicht von Bedeutung, daß sie.ihm lution geschloffen wurden und Bezug haben auf die früheren russischen Gebiete, werden rückgängig gemacht. Es wird ein selbständiger polnischer Staat mit dem Ausgang zum Meer gebildet. Der Vertrag von Bukarest wird anulliert. Rumänien, Serbien und Montenegro sind wiederherzustellen. Die türkische Herrschaft über alle nichttürkischen Gebiete wird, so weit nur möglich, beseitigt. Das Volk von Schleswig wird über seine Staatsangehörigkeit frei bestimmen können. Als Entschädigung des ungesetzlichen U-Boot-Krieges, der von Österreich-Ungarn und Deutschland geführt wurde, werden die beiden Mächte dafür haften, daß aller Handelsschiffsr rm der Entente und der neutralen Länder, der durch die U-Boote verlorenging oder beschädigt wurde, ersetzt wird. Die ehe maligen deutschen Kolonien, welche Deutschland durch seinen Angriff auf Belgien verwirkt hat, werden auf keinen Fall den Deutschen zurückgegeben. Der Artikel schließt: Das sind die Bedingungen Englands, an denen nicht gerüttelt werden kann. Es ist nicht ausgeschlossen, daß der Londoner „Zeitungskönig" in diesem Falle wirklich das Sprachrohr der Re gierung ist. — Anschluß Oeuisch-Österreichs an das Reich? Liquidation der k. und k. Regierung. l Wien, 4. November. Der Staatssekretär deS Naßerer» in Deutsch-Österreich, Dr. Victor Adler, überreichte dem deutschen Botschafter Grafen Wedel, eine Kundgebung des GtaatSratS, worin zum Ausdruck gebracht wird, Deutsch-Österreich lege den größten Wert auf enge und dauernde Gemeinschaft mit de« Deutschen Reiche. Diese Kundgebung wird al- Vorläufer des endgültigen Anschlusse- Deutsch-Österreich- an da- Dsutsche Reich betrachtet. » Die Auflösung des bisherigen Kaiserlichen Hofstaates in Wien erfolgt am 15. November. Im Auswärtigen Amt hat die Liquidation bereits begonnen. Zahlreiche Akten wurden vernichtet oder beiseite gebracht. * Prag, 4. Nov. Die Verwaltung der Gefangenen lager hat der tschechische Nationalrat übernommen. 36 000 gefangene Serben haben dem tschechischen Nationalrat ihre Dienste angeboten. Versorgung Salzburgs durch Bayern. München, 4. Nov. Bayern wird 220 Waggons Getreide bezw. Mehl der Stadt und dem Lande Salzburg alsbald zusenden. Damit ist die Versorgung der Salz burger auf drei Monate hinaus gedeckt. Neueste Meldungen. Graf Schwerin-Loetvitz gestorben. Berlin, 4. Nov. Der Präsident deS 'preußischen Ab geordnetenhauses Graf Schwerin-Loewitz ist heute nach mittag 4 Uhr in seiner Amtswohnung seinen Leiden erlegen. Der Verstorbene war am 19. Mai 1847 geboren, war zunächst Offizier, widmete sich dann aber der Verwaltung seiner Güter. Seit 1893 gehörte er dem Reichstag, seit 1897 dem preußischen Abgeordnetenhaus an. 1910 wählte ihn der Reichstag zum Präsidenten, 1912 wurde er Präsident des preußischen Abgeordnetenhauses. Tie Bedeutung der amerikanischen Senatswahlen. Berlin, 4. Nov. Hiesige maßgebende politische Kreise sind der Ansicht, die morgen, am 5. November sich ab wickelnden amerikanischen ScnatSwahlen seien von außer ordentlicher Bedeutung für die Entwicklung der Ereignisse, da von dem Wahlausfall wahrscheinlich die Entscheidung über die Waffenstillstands- und Friedensbedingungen ab- hänge. Die Annahme ist berechtigt, daß ei» Entwurf Wilson- für den Waffenstillstand vorliegt und außerdem ein anderer, wesentlich schärferer von der Entente. Bei den Senatswahlen kämpfen die eine» Gcwaltfrirden ver langenden Republikaner gegen die demokratische» Anhänger WilsouS. Gegen wen rüstet Amerika? Zürich, 4. Nov. RuS Newyork wird berichtet, daß Amerika weiter zum Kriege rüstet, waS sich wohl nur gegen einen seiner bisherigen Verbündeten richten kann. Deutschlandfeindliche Rüstungen der Tschechen. Prag, 4. Nov. Der Nationalrat schreibt die Musterungen für den ganzen Staat, einschließlich Deutsch-BöhmenL aus für alle Militärpflichtigen bis zu 26 Jahren. Die Presse läßt erkennen, daß sich die Spitze der Rüstungen gegen Deutschland richtet. in Gedanken untreu war. Er war glumny ourcy lyren Besitz und ihr schrankenlos ergeben. Sie fragte nichts nach ihm. Wolf wurde der Boden heiß in Deelenkamp durch dieses Weib. Er fühlte sich bald angeekelt durch ihr un beherrschtes Wesen, und die Leidenschaftlichkeit ihrer Natur, die ibn einst beglückt und entzückt hatte, stieß ihn mehr und mehr ab. Seine Stimmung war nichts weniger als rosig. Sollte er, um Sibylle auszuweichen, den liebgewordenen Wirkungskreis aufgeben? Er hatte so wenig Aussicht, einen gleich angenehmen und zufriedenstellenden wieder zu finden. Da traf zur rechten Zeit ein Brief seines Vaters ein. Dieser hatte in den letzten Jahren sehr unter einem hart näckigen Rheuma zu leiden, das ihn hinderte, sich der Verwaltung der ihm anvertrauten Güter zu widmen, wie er es für nötig hielt. Er machte daher Wolf der, Vorschlag, sein Amt in Deelenkamp niederzulegen und nach Schönburg zu kommen, um seinen Vater zu entlasten. Wolf atmete wie erlöst auf nach Empfang dieser Botschaft. Graf Deelenkamp, der reisemüde beschlossen hatte, in Zukunft auf seiner Scholle fitzen zu bleiben, kam ihm bei der Lösung des Vertrages in liebenswürdiger Weise entgegen, obwohl er den tüchtigen Beamten nur ungern entließ, und so konnte Wolf Gernrode schon zwei Monate nach Empfang des Briefes Deelenkamp verlaffen. Sibylle hatte nichts davon erfahren. Die Kunde von seiner Entfernung traf sie wie ein unvorbereiteter Schlag. Sie wußte — er war vor ihr geflohen, aber sie glaubte, es sei nur die Angst vor der eigenen Schwachheit ihr gegenüber, die ihn daoongetrieben. An ein Erkalten seiner Liebe glaubte sie auch jetzt noch nicht. Elisabeth Charlotte, Reichsfreiin von Schönburg- Buchenau, die Herrin eines fürstlichen Besitzes, war im Winter bei Hofe präsentiert worden. Obgleich man der vornehmen reichen Erbin, die obendrein schön und liebens würdig war, mit ausgesuchtester Freundlichkeit entgegenkam, obwohl man nichts unversucht ließ, das Goldfischlein zu fesseln — es war vergebens. Liselotte war nicht zu Neutrale Hilfe zur Versorgung Wien». , Wien, 4. Nov. Wie gemeldet wird, statteten di« hier akkreditierten Gesandten der neutralen Staaten dem Bürger meister einen Besuch ab und boten der Gemeinde Wien ihre guten Dienste zur Versorgung der Stadt mit unentbehrlichsten Lebensmitteln an. Der Bürgermeister nahm Anerbieten mit Dankesworten an. - ' Lebensiinttel für Ungarn von der Entente. Zürich, 4. Nov. Londoner Nachrichten der „Neuen Zürcher Zeitung" versichern glaubwürdig, die Entente beab sichtige, die Zuführung von Lebensmitteln nach Ungarn. - Die Neuordnung in Ungarn. Budapest, 4. Nov. Ministerpräsident Graf Michael Karolyi wird im Abgeordnetenhause folgende Gesetzesvorlagen einbringen: 1. Ein die volle Unabhängigkeit "Nn^ys aus- svrechendes Grundgesetz; 2. einen Entwurf eines allg meinen, gleichen, geheimen, auch auf das weibliche Geschlecht ausge dehnten Wahlrechtes: 3. einen Entwurf betreffeuo . ^ßfrecheit; 4. einen Entwurf betreffend Vereins- und Versammlungs freiheit und 5. einen Entwurf betreffend die Errichtung einer Natiolmlwache. Genf, 4. Nov. Nach dem französischen Orientbericht sind serbische Truppen in Belgrad eingezogen. Haag, 4. Nov. Aus Newyork wird gemeldet, man glaubt in dortigen Börsenkreisen, daß die Feindseligkeiten bald, vielleicht sogar innerhalb einer Woche beendigt sei» werden. Rotterdam, 4. Nov. Wie hiesige Blätter melden, bereitet England eine Expedition nach Südrußland vor, um die Gegenrevolution gegen die Bolschewisten zu unterstützen. Letzte Orahtberühte Bcd««erliche Vorgänge in Kiel. Kiel, 5. November, (tu.) Ueber bedauerliche Bvr- gäu-e, die sich am Sonnt«, in Kiel ereigneten, erstattet die „Kieler Zeitung" einen Bericht, dem zu entnehmen ist, daß gestern nachmittag auf dem Großen Exerzierplatz eine Versammlung abgehalten wurde, an der zahlreiche Marinemannschasten und Arbeiter beteiligt waren. Ein Führer der Unabhängigen hielt eine Ansprache. Nach Be endigung der Versammlung bildete sich ein Zug, der auf seinem Wege zur Stadt die Leute aus den Kasernen nach der Waldwiese aufnahm, darauf das Innere der Kaserne erheblich beschädigte und aus ihr eine Anzahl Waffen mitnahm. In der Stadt schlaffen sich de« Zug viele Personen, unter ihnen zahlreiche Matrosen, an. Die Menge beabsichtigte nach der Militär-Arrestanstalt zu ziehen, um die dort untergebrachten Gefangenen zu be freien, wurde jedoch an der Ecke der Karl- und Bruvs- wigerstratze durch Militllr aufgehalten. Der befehligende Offizier forderte die Menge zum Anseinandergehen auf, allein die Masse drängte vorwärts und wich auch nicht zurück, als einige blinde Schüsse abgegeben wurden. Es erfolgte der Befehl zum Scharfschießen, dem bedauerlicher weise eine Anzahl Menschen zum Opfer fielen. Es gab 3 Tote und 28 Verwundete. Dem Vernehmen nach sollen auch aus der Menge, während sie flüchtete, Schüsse ge fallen fei». Plü«»eru«gen in Aussig. Prag, 4. November. In Aussig haben in der Nacht zu gestern «nd heute tagsüber Plünderungen der Ge schäfte durch die ärmsten Volks- und Arbeiterschichten be gonnen und angedauert. Man sah Menschen, die geraubte Waren nach Hause schleppten. Es ist der Bürgerwehr schließlich gelungen, die zahlreichen übrigen gefährdete« Geschäfte vor Plünderungen zu bewahren. Der Zuzug aus der Umgebung gestaltete die Lage bedrohlich. Der Bezirksausschuß erließ eine dringliche Mahnung mit der Aufforderung, die Ruhe und Ordnung zu bewahren, da sonst zur Verhängung des Belagerungszustandes geschritten werden würde. Die Theater und Kino» sind geschlossen. Nachmittags hörte man von der Elbbrücke her einige Schüsse fallen. Die Bürgerwehr hatte einige Schreck schüsse abgefeuert, um da» weitere Zuströmen der Menge zu verhindern. Der »fterreichisch-it»lie»ische Waffenstillstand. London, 5. Oktober, (tu.) Aus Paris wird tele graphisch anLloydGeorgegemeldet, daß Oesterreich-Ungarn den Krieg beendet hat. Der Waffenstillstand ist vor gestern Mittag vom General Diaz unterzeichnet worden, «nd tritt gestern um 3 Uhr in Kraft. Die Bedingungen werden heute veröffentlicht »erden. General Winters«!», Führer »er Waffenstills standsvertzandlunge» an »er Westfront. Berlin, 5. November, (tu.) Wie das B. T. erfährt, wird von deutscher Seite General von Winterfeld die Waffenstillstandsverhandlungen a« der Westfront führen. General von Winterfeld war bekanntlich vor dem Kriege Militärattache in Pari«. Er wurde bei einem Auto ¬ balten in dem höfischen Treiben und verlangte nach Hause, sobald sie sich ihrer geselligen Pflichten entledigt hatte. Ihr Vormund tat ihr um so lieber den Willen, als er wußte, daß Liselottes verstorbener Vater sein Kind nicht in das Hofleben verpflanzt zu sehen gewünscht hatte. So kehrte Liselotte im März mit ihrem geliebten und verehrten Vormund nach Schönburg zurück und war froh, sich wieder nach eigenem Willen bewegen zu können. Es war ein schöner, klarer Junimorgen, als sie, in ein schlichtes weißes Kleid gehüllt, auf der Terrasse vor dem Schloß mit ihrem Vormund und Fräulein von Schlegel beim Frühstück saß. Sie sah so einfach, so lieb mädchenhaft aus, gar nicht wie eine große, vornehme Dame, und plauderte frisch und natürlich mit ihren beiden Gesellschaftern. „Also heut gegen Abend trifft dein Wolf ein, Onkel Gernrode. Weißt du, daß ich mich sehr auf ihn freue!" „Ich glaube es dir, Liselotte, mit uns beiden alten — pardon, Fräulein von Schlegel — Leuten ist es nicht eben amüsant in Schönburg." „Ach — das läßt sich ertragen, Onkelchen, ich amüsiere mich zur Not mit einem Maikäfer oder einem jungen Hund. Aber seit du dein altes, böses Rheuma hast, bist du so selten zu einem frischen, fröhlichen Ritt zu haben, und allein läßt du mich ja nicht weiter als bis an die Buchenauer Grenze. Und mit dem Reitknecht hinter mir macht es mir kein Vergnügen. Da werde ich mich einfach mit deinem Sohne anfreunden; soweit ich mich seiner ent sinnen kann, ist er ein ganz netter Mensch." Fritz Gernrode verneigte sich lächelnd. „Da er mein Sohn ist und sehr nach mir geraten, ist er obne Zweifel nett." Sie lachte. „O Eitelkeit. Dein Name ist Mann. Aber ohne Scherz, Onkelchen, wenn er so nett ist wie du, bin ich sehr zufrieden. Laufen kann er jedenfalls famos; ich erinnere mich noch an einen Wettlauf mit ihm. Das war an dem Lage, als du von Gernrode nach Schönburg kamst." Der alte Herr nickte mit dem Kopfe.