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Amt", heißt es, »dauert bis zum Amtsantritt des neuen Reichspräsidenten, der auf Grund der künftigen Reichs oerfassung gewählt wird.' Die eigentliche Arbeit an der neuen und dauernden Verfassung wird später folgen, wenn das Provisorium angenommen ist. Die Wetterwolke im Osten. Deutschland das Ziel der Sowjets. Die Überfülle der politischen Geschehnisse im Reiche mid draußen in der Welt sind geeignet, den Blick von der Stelle abzulenken, von der uns die größte und unmittel barste Gefahr droht, vom Osten. Die Bolschewisten Ruß lands und die deutschen Spartakisten arbeiten Hand in Hand, wie durch nachstehende halbamtliche Auslassung be stätigt wird: In Rußland erließ der Rai der Regierung einen Auf ruf im Hinblick auf Liebknechts Tod, die Antreibung zum Einmarsch in Deutschland und zur Vereinigung mit Spartakus zu verdoppeln. Die Zeitungen sind mit Trauer rand versehen. Also: an den Grenzen den äußeren Feind mit seinen neuen, wohldisziplinierten Heeren und zu Hause den ent schlossenen inneren Feind, der allerorten versucht, obwohl in verschwindender Minderheit, mit den Waffen in der Hand Oherwasser zu bekommen. Hindenburg allein kann es draußen auch nicht schaffen; er bedarf auch der Unter stützung. Heeresbericht Oberost. Die Oberste Heeresleitung meldet über die Lage im Osten: A. O. K. Nord: Keine besonderen Ereignisse. Kowel wurde von uns geräumt. Polen und Ukrainer kämpfenjetzt um seinen Besitz. A.O.K. Süd: Starke polnische Angriffe in der Gegend von Rawitsch. Anfangserfolge der Polen wurden durch einen deutschen Gegenangriff aus geglichen, der uns wieder in den Besitz sämtlicher beim Angriff verlorenen Ortschaften brachte. Im Netzeabschnitt ist es uns gelungen, die Ortschaften Kolmar, Magonin südöstlich Schneidemühl, zu besetzen. Dagegen schlug ein eigener Vorstoß zur Besitznahme des Dorfes Exin fehl. Schubin südwestlich Bromberg wurde von uns infolge des Polendruckes geräumt. Gefahren von außen und innen. Der Vormarsch auf Kurland ist von der bolsche wistischen Armee zunächst eingestellt worden. Es soll vor läufig noch unter den eigenen und deutschen Truppen agitiert werden. In etwa vierzehn Tagen wird mit einer Verbrüderung der deutschen und russischen Truppen beim ersten Zusammentreffen von feiten der Sowjetregierung gerechnet, so daß der bolschewistische Vormarsch bis zur Grenze Ostpreußens kampflos erfolgen kann. Die im Grenzabschnitt Bromberg erfolgte Offensive, die zur Er oberung Schubins und bis dicht vor Exin geführt hatte, mußte abgebrochen werden. Die Truppen sind infolge innerpolitischer Zwistigkeiten in ihre Ausgangsstellung zurückgegangen. Diese verläuft jetzt in folgender Linie: Wälder südlich und westlich Bromberg—Steinburg (südlich Nakeü—Südufer der Netze. Sechs Geschütze gingen verloren. Gpariakus und seine Vorläufer. Aufstände und Revolten in längstvergangenen Tagen. Wobl selten ist in den letzten Monaten ein Name so ost im Gebiet des Deutschen Reiches genannt worden, wie der Name Spartakus. Im Jahre 73 vor Christus rief der thrakische Gladiator (durch Kriegsgefangenschaft, Be gnadigung oder sonstige Umstände zum Fechterberuf ge zwungene Mann) Spartakus mit nur 70 Genossen in Capua einen Sklavenaufstand hervor, der sich mit un heimlicher Geschwindigkeit in Italien ausbreitete und dem große Massen zuströmten, so daß die römische Regierung viele Jahre schwer zu kämpfen hatte, ehe sie ihn gänzlich niederschlug. Da nun nach diesem altrömischen Rebellen die neueste Bewegung unserer Kommunisten genannt wird, io wird allgemein angenommen, daß der Aufstand des Spartakus nicht nur der erfolgreichste, sondern auch der erste solcher Aufstände im Altertum gewesen ist, eine An nahme, die auf einem Irrtum beruht. Revolutionen und Aufstände waren im Altertum durchaus nicht selten, sondern sie wiederholten sich immer wieder, allerdings waren sie alle grundsätzlich von den neuen Revolutionen dadurch unterschieden, daß es sich bei ihnen niemals um Aufstände von Arbeitermassen handelte, weil es die damals gar nicht gab. Sie sind erst durch die fortgeschrittene, weit ausgedehnte Industrie entstanden. Dip Ansstände des Altertums ainaen entweder von der Das Geheimnis der alten Mamsell. 34) Roman von E. Marlilt. „Ich danke," sagte sie mit jenem stolzen Zurückwersen des Kopfes, das die demutsvollen Gläubigen an dem Spielers-- linde stets so entsetzlich fanden; „ich werde mich nie für ein Werk der Nächstenliebe bezahlen lassen; noch weniger aber bin ich gesonnen, irgendwelches Opfer anznnehmen ... Sie sagen selbst, daß ich einfach ein Versehen gesühnt habe und sind mir mithin nicht im mindesten verpflichtet, gnädige Frau." Frau Hellwig hatte der Regierungsrätin das Armband bereits weggenommen. „Du bist nicht bei Trost, Adele!" schalt sic ärgerlich, ohne Felicitas stolze Antwort weiter zu beachAn. „Was soll denn das Mädchen mit dem Ding da ansangen? . . . Schenk ihr ein Kleid von derbem, haltbarem Gingham, das kann sie besser brauchen — und damit ist die Sache abgemacht, basta!" Nach den letzten Worten ging der Rechtsanwalt hinaus. Er holte seinen Hut und trat unter das offene Fenster, an dem Felicitas stand. „Ich finde, daß wir samt und sonders sehr grausam gegen Sie sind!" rief er ihr zu. „Zuerst werden Sie mit schnödem Golde verwundet, und dann sehen wir Sie ungerührt in durchnäßten Kleidern dastehen ... Ich werde in die Stadl laufen und das Nötige für Sie und die kleine Brandstifterin herausschicken." Er grüßte und' entfernte sich. „Er ist ein Narr," sagte Frau Hellwig zornig zu den i Damen, die ihm verdrießlich und mit schlecht verhehltem Be dauern über sein Gehen nachblickten. Der Professor hatte, mit dem Kinde beschäftigt, kein Wort in die Belohnungsdebatte fallen lassen; wer ihm aber nahe gestanden, der mußte wissen, daß seit dem Augenblick, wo die Regierungsrütin dem jungen Mädchen das Armband angeboten hatte, sein Gesicht stark gerötet war . . . Zum Frauenärzte oder wohl gar zu einem jener feinen, geheimen Medizinalräte, die hohe und höchste Krankheiten und Launen zu ihrem besonderen Studium machen, war er sicher nicht geschaffen. Er hatte etwas entsetzlich Rücksichtslyses dem zar- bürgerkichen, besonders der agrarischen Bevölkerung oder von den Sklaven aus. Um Reformen des Agrarbesitzes, um Teilung und Bewirtschaftung deS Bodens drehten sich die damaligen sozialen Kämpfe, deren bedeutendster Führer in Griechenland Solon war, im Jahre 594 o. Chr., und in Rom die Brüder Gracchus in den Jahren 133—121 vor Christi Geburt. Ganz anderer Art waren die Sklaven- anfstände. In den Staaten des Altertums, besonders im römischen Reiche, entwickelte sich immer mehr das Groß kapital und der Großgrundbesitz, und die Begleiterscheinung dieser Entwicklung waren große Mengen von Sklaven, die ohne jedes Menschenrecht einfach Besitzstücke ihrer Herren waren. Die Sklaven waren zum großen Teil Kriegs gefangene und deren Nachkommen, sie rekrutierten sich daher aus allen von Rom unterjochten Völkern, besonders Galliern, Thrakern, Germanen, Spaniern und anderen. Unter diesen Unglücklichen befanden sich viele von edlem Abkommen und Höber Bildung, denen die menschen unwürdige Art der Behandlung am ehesten unerträglich wurde, besonders wenn sie Angehörige eines stolzen, freiheitsliebenden Volkes waren. Sie rissen ihre Genossen immer wieder zu offener Empörung gegen die Unterdrücker bin und erregten Aufstände von mehr oder minder großer Ausdehnung. So kam es in Griechenland wie in Italien in den letzten Jahrhunderten vor Christi Geburt zu zahlreichen Aufständen, von denen der bedeutendste im Jahre 140 v. Chr. auf Sizilien ausbrach. In Massen erhoben sich dort die Sklaven und wählten den Syrier Eunus zum Führer und König, als welcher er sich Antiochus nannte. Er war ein bedeuteüder von sozialen und religiösen Ideen erfüllter Mann und gewaltige Scharen von Sklaven strömten ihm aus Sizilien und Süditalien zu, so daß er schließlich über ein Heer von 200000 Mann verfügte. Mit dieser zu jenen Zeiten ungeheuren Truppenmacht besiegte er in mehreren Schlachten die gegen ihn geschickten römischen Heere. Er herrschte fast zehn Jahre un umschränkt über ganz Sizilien und erst im Jahre 132 gelang es den Römern nach vieler Mühe, den Ausstand niederzuschlagen und Eunus in die Gefangenschaft zu führen, wo-er bald starb. Dieser Aufstand auf Sizilien war der große Vorläufer des 70 Jahre später einsetzenden Aufstandes des Spartakus, dem er an Bedeutung fast gleich kam. Verluste und Beute in Bremen. 19 Tote und 87 Verwundete. Berlin, 8. Februar. Nach amtlichen Meldungen aus Bremen haben die Regierungstruppen bislang 10 schwere Maschinengewehre, 9 leichte Maschinengewehre, eine Feldkanone und eine Anzahl von Infanterie- und Seitengewehren erbeutet. Die Verluste der Regierungstruppen betragen bei der 3. Landes schützenbrigade 7 Tote und 27 Verwundete, bei der Matrosenbrigade 8 Tote und 11 Verwundete, beim Frei- korvs Caspari 4 Tote und 19 Verwundete, im ganzen 19 Tote und 57 Verwundete. Wilson und die Freiheit der Meere. Abschaffung der U-Boote. i London, 8. Februar. Wie zuverlässig gemelder wird, haben Wilson und seine Mitarbeiter die amerikanische Auffassung von der Freiheit der Meere, die der Friedenskonferenz unterbreitet werden soll, folgendermaßen formuliert: 1. Keine Nation soll eine so große Flotte besitzen, daß sie imstande wäre, die Kontrolle über die Meere allein aus- zuüben; 2. die Kriegsregeln sollen während eines Krieges nicht geändert werden: 3. jede Nation, gleichviel ob kriegführend oder neutral, soll für die Einhaltug der zur See geltenden Regeln in Kriegszeiten streng verantwortlich gemacht werden; 4. der Begriff „Bannware" soll in Friedenszeiten genau bestimmt werden, und kein neutrales Land soll Bannware verschiffen, noch sollen Schiffe neutraler Länder versuchen, eine von einem kriegführenden Lande errichtete Blockade zu brechen. Endlich soll die Anwendung von U-Booten beträchtlich beschränkt oder noch besser gänzlich verboten werden. Neue französische Vergewaltigungen. Ausweisungen aus Baden. Karlsruhe, 8. Februar. Die Franzosen haben angeordnet, daß alle Deutschen jeden Alters und jeden Geschlechts, die nach dem 11. No vember 1918 aus Elsaß-Lothringen in das badische Hanauer ten Gefchelchte gegenüber. Es war doch jo natürlich, daß man sich über den Unfall des Kindes zu Tode erschreckt hatte und gar zu gern über die etwaigen Folgen beruhigt sein mochte; aber auf alle die teilnahmvollen Fragen der Damen hatte der Mann der Wissenschaft nur kurze, trockene Antworten, ja, einige etwas schuldlos klingende Bemerkungen wurden sogar mit beißendem Sarkasmus gegeißelt. Er überließ die in einen dicken, wollenen Schal gewickelte Kleine endlich den zarten Händen und schritt auf die Tür zu. Felicitas hatte sich in die fernste Ecke des Salons zurück gezogen — dort glaubte sic sich völlig unbeobachtet. Mit schmerzhaft empörgczogeuen Schultern lehnte sie an der Wand; ihr Gesicht hatte eine fahle Bläffe angenommen, das vor sich hinstarrende Auge unter den gerunzelten Brauen und die fest aufeinandergepreßten Lippen zeigten unverkenn bar, daß sie Physisch litt — sie hatte eine bedeutende Brand wunde am Arme, die ihr unsägliche Schmerzen verursachte. Im Begriff, die Tür zu schließen, sah der Professor noch einmal forschend in das Zimmer zurück; sein Blick fiel aus das junge Mädchen,er fixierte es einen Moment scharf und stand plötzlich mit wenig Schritten vor ihr. „Sie haben Schmerz?" fragte er rasch. „Er läßt sich ertragen," antwortete sie mit zitternden Lip pen, die sich sofort krampfhaft wieder schlossen. „Die Flamme hat Sie verletzt?" „Ja — am Arm." Trotz ihrer Leiden nahm sie eine zu rückweisende Haltung an und wandte das Gesicht nach dem Fenster — sie konnte um alles nicht in diese Augen sehen, die sie seit ihrer Kindheit verabscheute. Er zögerte einen Augen blick; aber die Pflicht des Arztes siegte. „Wollen Sie nicht meine Hilfe annehmen?" fragte er ge flissentlich langsam und in gütigem Tone. „Ich will Sie nicht bemühen," entgegnete sie mit finste, rem Blick; „ich kann mir selbst helfen, sobald ich in der Stabs sein werde." „Nun, wie Sie wollen!" sagte er kalt. „Uebrigens geb« ich Ihnen doch zu bedenken, daß meine Mutter vorläufig noch Anspruch auf Ihre Zeit und Kraft hat. .Sie dürfen sich schon aus dem Grunde nicht mutwillig krank machen." Bei den letzten Worten vermied er, Felicitas anzusehen. Land geflüchtet sind, sofort das Gebiet zu verlassen pave«. In drei Kolonnen wurden die armen Leute mit dem M- gelassenen 50-Kilo-Gepäck vorgestern auf den Schub ge bracht. Die Ausweisungen Deutscher aus deutschem Gebiet sind vor allem darauf zurückzuführen, daß man das feucht- bare, butter- und milchreiche Land vor allem für Elsaß' Lothringen nutzbar machen will. Kärnten will deutsch bleiben! Die erste Volksabstimmung, Wien, 8. Februar. Das Kärntner Volk, um dessen Gebiet sich Deutsch-. Merreich als bisher berechtigter und der neue südslawische Staat, Ler seine Grenzen weit nach Norden verschiebe« rvill, bewerben, hat man nun mittels Volksabstimmung in dem strittigen Gebiete selbst entschieden, wohin es künftig gehören will. Für Deutschösterreich wurden dabei 61491 und für Südslawien 360 Stimmen abgegeben. Aus diesem Resultat erkennt man das große Unrecht, das mit den südslawischen Ansprüchen den Kärntnern angeta« werden würde. politische Rundschau. Deutsches Reich. 4- Verlegung der Nationalversammlung nach Berlin. Wie aus Weimar gemeldet wird, ist man bei den Be sprechungen über den Geschäftsgang der Nationalver sammlung zu der Überzeugung gelangt, daß es unmöglich sein werde, in der vorgesehenen Frist von zwei Monaie« die Arbeiten zu erledigen. Die Parteien sind deshalb mit der Regierung in Verhandlungen eingetreten, uni diese hat ihre Zustimmung dazu gegeben, nach den Oster ferien, die am 11. April beginnen sollen, eine zweite Tagung einzuberufen, und zwar nach Berlin. Zur Verlängerung des Waffenstillstandes wurde die Entente um Mitteilung ersucht, ob mit einer Ver längerung bis zum Vorfriedensschluß gerechnet werden könne. Sollten die alliierten Regierungen hierzu nicht bereit sein, so werde gebeten, mit den neuen Verhandlungen nicht später als am 12. Februar zu beginnen. Es liege im beiderseitigen Interesse, daß für die notwendigen Be sprechungen hinreichend Zeit zur Verfügung stehe. Außer dem werde infolge des Aufenthalts der deutschen Re gierung in Weimar bei Rückfragen erheblich längere Zeit notwendig sein, als bei den letzten Verhandlungen. 4- Ein 25»MMiardenkrevit soll von der Nationalver sammlung angefordert werden, um die Bedürfnisse des Reiches zu decken. Halbamtlich verlautet dazu, daß das Reich sich vorderhand mit der Ausgabe von Schatz' anweisungen behelfen wird. Erst später, wenn die inucr- und außenpolitischen Verhältnisse sich geklärt haben, wirb man an die Umwandlung der Schatzanweisungen in die feste Form einer Anleihe denken können. Dos Bestreben des Reichsschatzamtes geht zunächst sdayin, eine wejenlilÄe Entlastung der Reichsbank herbeizuführen. * Der Anschluß Deutsch-Österreichs. Gutem Bsr> nehmen nach wird die Reichsregierung in den nächsten Tagen die Nationalversammlung in Weimar ersuchen, ihr die Ermächtigung zu geben, Verhandlungen mit Deutsch- Österreich zu eröffnen. Der österreichische Vertreter i« Weimar, Dr. Ludo Hartmann, ist nach Wien zurückgereist, um dort an den Vorbereitungen zur Nationalversammlung teilzunehmen. Am 19. und 20. Februar wird Hartman« wieder nach Weimar kommen. 4- Die Entente droht mit dem Einmarsch. Nach einer Meldung der Zürcher Presse gelangten in einer Konferenz des alliierten Kriegsrates mit Foch die neuen Waffe»' stillstandsbedingungen sowie die Effektivbestände der alliierten Armeen bei einer Besetzung Deutschlands zur Besprechung. Die alliierten Großmächte werden auf striktester Durchführung der neuen Bedingungen bestehe»' * Regelung der Kriegsbeschädigtenfiirsorge. Der Rat der Volksbeauftragten beriet über die Regelung der Kriegsbeschädigtenfürsorge. Dein Vernehmen nach ist beab' sichtigt, einen Vertreter der Kriegsbeschädigten mit der Leitung der Versorgungsabteilung im Kriegsministerim» zu betrauen. * Entschädigung für das sächsische Königshaus. Dit sächsische Regierung ist mit der Ausarbeitung eines Gesetz entwurfes über die Auseinandersetzung mit der Krone be schäftigt. Es wird ein großzügiger Vergleich angestrebt. Die Krone hat Anspruch auf Entschädigung, weil sie beil» Zustandekommen der Verfassung im Jahre 1831 zahlreich« Güter an Len Staat abgetreten hat. „Ich vergesse das nicht," versetzte sie minder gereizt; ß' fühlte recht gut, daß dies Zurückführen auf ihre Pflicht nm geschah, um sie zu demütigen; er wollte sie offenbar bestimmet seine ärztliche Hilfe anzunehmen. „Ich kenne unser Ueber- einkommen genau," fügte sie hinzu, „und Sie werden mich bl- zu der letzten Stunde auf dem mir angewiesenen PlaA finden". „Nun, ist auch hier deine ärztlicke Hilfe nötig, Johannes fragte die Regierungsrätin hinzutretend. „Nein," sagte er kurz. „Aber was tust du noch Adele?" fuhr er verweisend fort. „Ich habe dir vorhin E- sagt, daß Anna sofort in die frische Luft muß, und begrE nicht, weshalb du den Aufenthalt hier in dem schwülen mer für nötiger hältst." Er ging zur Tür hinaus, und die Regierungsräti« eilte sich, ihr Kind auf den Arm zu nehmen; sämtliche DaE folgten ihr. Drüben am Kaffeetische saß Frau Hellwig läng? in unerschütterter Gemütsruhe. Zwischen der vorletzten M' schcntour und dem jetzt unter ihren Fingern wachsenden »e»^ Streifen des Strickstrumpses lag die Todesgefahr zw^ Menschen; aber das hatte jenes Gleichgewicht, das aus stählt nen Nerven und einer noch härteren Seele beruhte, nicht 1' stören vermocht. Endlich kam Heinrich mit den ersehnten Kleidern. war so gelaufen, daß ihm der Schweiß von der Stirne rE Mit Heinrich zugleich war Rosa eingetrosfen. Felicity erhielt deshalb von Frau Hellwig die Erlaubnis, in die St^ zurückzulehren. Sie wußte, daß Tante Cordula eine ausA zeichnete Brandsalbe in ihrem reichhaltigen Medizinkast^ hatte und eilte sofort, indes Heinrich das Haus bewachte, hl" aus in die Mansarde. Während die alte Mamsell bestürzt die kühlende Sal" hervorholte und mit sanfter Hand den verletzten Arm ve band, erzählte Felicitas den Vorfall. Sie sprach hastig, fliegenden Worten. Physischer Schmerz und Gemütsbewegu^ hatten sie in eine fieberhaftige Aufregung versetzt. Noch M indes der starke Wille des Mädchens über die Leidenschaft^ keit; als aber Tante Cordula ruhig einwarf, sie hätte ärztliche Hilfe nicht zurückwcisen sollen, da brach die >es" mühsam behauptete Schranke.