Suche löschen...
Wilsdruffer Tageblatt : 04.02.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-191902045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19190204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19190204
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-02
- Tag 1919-02-04
-
Monat
1919-02
-
Jahr
1919
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 04.02.1919
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
und man wollte lick auch noch nickt reckt beruhigen, als versichert wurde, daß selbstverständlich gar kein Unterschied gemacht werden würde in der Ein führung der Arbeitspflicht zwischen den verschiedenen Schichten unseres Volkes. Es wurde sogar hinzugesügt, dah, wenn Unternehmer die Produktion hindern sollten, mit schärfsten Mitteln gegen sie vorgegangen werden würde — sie würden sofort sozialisiert werden. Also wieder Zwang: Zwang für den Arbeitgeber, Zwang für den Arbeitnehmer, und das alles in dem Bewußt e n, daß man durch seine Anwendung ini Grunde doch nichts Gescheites ausrichten könne. Denn alles mag man mit ihm ersetzen können, nur nicht die — Freiw ll gkeit, tue doch nun einmal der wirksamste und des freien, selbstbewußten Menschen auch allein würdige Bewe nmgsfaktor im gesell schaftlichen und gewerblichen Leben ist. Möglich, daß die Kriegsgewinnler durch dieLeicktig leit ihrermebroderweniger mühelos eiworbenen Verdienste ebenso arbeitsunwillig ge worden sind, wie wir das jetzt bei wieder mit Erwerl slo en- unterstützung versorgten Arbeitern beobachten müssen. Aber zählen jene nach Hunderten, so diese »ach Hunderttausenden. Und feiern die Arbeiter, so hat auch das Heer der An gestellten nichts zu tun, und schließlich muß auch der fleißigste Unternehmer die Hände in den Schaß le-wn. Die unzähligen Räder, die sonst mit Muster Hafter Präzision ineinander greifen, geraten in Unordnung, ibr Gang ver langsamt sich, bis das ganze Uhrwerk stillsteht. Ihm dann wieder einen neuen Antrieb zu geben, ist schwer, wenn nicht unmöglich. Man versucht es jetzt mit einem langsamen Abbau der Arbeitslosengelder: aber wie lange können wir dann noch warten? Und bald wird die zugunsten der Kriegsteilnehmer eingeführte Schutzfrist gegen Kündigungen abg-laufen se>n — was dann? Zum 1. April rechnet man allein für Groß Berlin mit der Entlassung von MO OOO Angestellten in Handel und Gewerbe um die Osterzeit: im übrigen Deutschland wird es auch nicht anders sein. Wenn dann nickt wenigstens alle diejenigen arbeiten, für die Arbeits gelegenheit, sei es auch wo immer, vorhanden ist, was soll dann aus uns allen werden? Wollen sie wirklich erst warten, bis der Zwang kommt, der rin herzlich schlechter Arbeitshelfer ist im Vergleich zur Freiwilligkeit, mit der wir im bürgerlichen Staat im groben und ganzen doch gar nicht übel ausgekommen find? Kann man nicht wenigstens, im schlimmsten Falle, beide Arbeitsantriebe so miteinander verbinden, daß uns niemand nachsagen kann, wir steuerten mit vollen Segeln in die Sklaverei hinein? Das frühere System suchte nach Mitteln zum Schutze der Arbeitswilligen. Jetzt sind Bestrebungen im Werke, die Arbeitsunwilligen zu schützen - gegen die Zumutung, ihre Arbeitskraft in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen. Es kann unmöglich der Sinn der Revolution ge wesen sein, daß wir uns auf diese Weise mit selbsteigener Hand aus der Reih« der Kulturvölker ausmerzen. Die letzten Tage im alten Reiche. Erinnerungen des Reick tztagspräsi deuten Febrenboch Der lebt« RelckstaaSvräsident Herr Fehrenbach hat kürz lich in Seidelberg über die innerpolitischen Geschehnisse kur? vor der Revolution interessante Mitteilungen gemacht, denen folgendes zu entnehmen ist. Er führte u. a. aus: Nm 26. Sevtember wurde uns im Hauptausschusr ver- trausick das Waffenstillstandsangebot Bulgari-ms mitaeteilt. Das es zu bedeuten hatte, war uns sofort klar. Luden- darsf erklärte, daß man im Berla"k von -Ul Stunden ein Waffenstillstandsangebot abgeben müsse. Damit war der Kric» verloren. Ludendorff hat namentlich im Osten eine unglückliche Politik getrieben. Bom 4. Nove» her ab haben wir täglich Beratungen im interfraktionellen Ausschuß gevffogen. Täglich ist das Kapitel von der Abdankung des Kaisers von der Sozialdemokratie zur Sprache gebracht worden. Herr Lands berg erklärte, daß sich die Sozialdemokratie mit der Monarchie abfinde, aber vom Kaiser als dem Träger des jetzt zu sammengebrochenen Systems könne keine Rede mehr sein. Und vom Kronprinzen wurde gesagt, daß er selbstverständlich nicht der Nast folger seines Vaters werden könnte. Die Sozialdemokratie erklärte sich damit einverstanden, daß der elfjährige Soh» deS Kronprinzen Kaiser werden sollte unter der Regentschaft des Prinzen August Wilhelm Aber die Verhältnisse waren schon zu weit fortgeschritten. Am 8. November brach in Bauern, am V. November in Berlin die Revolution aus. An diesem Tage wurde auf Empfehlung des abtretenden Prinzen Max Herr Ebert Reichskanzler. Ich habe Ebert sehr genau und nur sehr vorteilhaft als ver ständigen, patriotisch denkenden Mann kennengelernt und habe namentlich in den lebten Tagen des Reiches und noch in der Revolution viel mit ihm zu tun gehabt. Am lO. November war der berühmte Sonntag zur Entgegennahme der Waffen stillstandsbedingungen. Neben dem neuen Reichskanzler Ebert und seinen Staatssekretären Scheidemann und Lands- Das Gthkimis -kl a!kn Mamscll. 30) Roman von E. Marlrtt. Näher kommende Männerstimmen und das Knarren der Gartentür schreckten Felicitas aus ihrem trüben Grübeln auf. Durch das nördliche Eckfenster konnte sie sehen, wie der Pro fessor in Begleitung eines anderen Herrn den Garten betrat. Eie schritten langsam dem Hause zu. Jener Herr kam seit einiger Zeit öster zu Frau Hellwig: er war der Sohn eines sehr angesehenen, der Familie Hellwig befreundeten Hauses. Im Alter mit dem Professor gleichstehend, hatte auch er seine Erziehung in dem Institute des strenggläubigen tzellwigschen Verwandten am Rhein erhalten. Beide waren dann, freilich nur für kurze Zeit, Studiengenoffen aus der Universität ge wesen, und wenn auch völlig verschieden in Charakter und Anschauungsweise, hatten sie doch stets freundschaftlich zu- einander gestanden. Während Johannes Hellwig fast sofort »ach Beendigung seiner Studienzeit den Lehrstuhl bestiegen hatte, war der junge Frank auf Reisen gegangen. Erst vor kurzem hatte er sich aus Wunsch seiner Eltern herbeigelassen, sein juristisches Examen zu machen; er war nun Rechts anwalt in seiner Vaterstadt und harrte der Dinge und Klien ten, die da kommen sollten. Wie er so näher schritt, war er eine fast vollkommen schön- sebildete Männererscheinung — ein geistreiches Gesicht über chlank und edel geformten Gliedern. Vielleicht hätte dieser ehr zierliche Kopf mit der feinen, etwas weich verlaufenden Profillinie einen weiblichen Eindruck gemacht; aber so, wie er getragen wurde, fest und sicher auf den Schultern und unterstützt von entschiedenen, wenn auch sehr eleganten Be wegungen der gesamten Gestalt, ließ er diesen leisen Tadel nicht auskommen. Er nahm eben die Zigarre aus dem Munde, betrachtete sie aufmerksam und schleuderte sie dann verächtlich von sich. Der Professor holte sein Etui herv.or und bot es ihm. „Ei, Golt bewahre!" rief der Rechtsanwalt, indem er mit komischer Gebärde beide Hände abwehrend ausstreckte. „Es könnte mir doch nicht einfallen, die armen Heidenkinder in China und Gott weiß wo noch zu bestehlen!" oerg waren noch ote Manner der allen Negierung und ich im Kanzlerhause anwesend. Sols verlas die Bedingungen. Hernach wurde uns ein Telegramm Hindenburgs verlesen, worin er ersuchte, alle Bedingungen sofort anzunehmen. A könne die Armee nickt mehr beieinander halten, sie laufe ihm schon jetzt davon. Sonst sei er genötigt, mit der ganzen Armee zu kapituliere». Ebert stellte nun die Frage: Wer ist dagegen? Da ist lenes furchtbare Schweigen erfolgt! Ich will hoffen, daß ich nie mals mehr ein so furchtbares Schweigen erleben werde! Eines darf man nicht vergessen, dah Erzberger, Winterseldt und Vanselow als Waffensiillstandskommisston schon vom Prinzen Max ernannt worden waren. Die Feinde Haden bisher mit der jetzigen Regierung in keiner Weise verhandelt. Sie verhandeln nür mit der Waffenstillstandskommission auf Grund der Vollmacht des Prinzen Max. Wenn gesagt wird, daß die Sozialdemokratie den Waffenstillstand gemacht habe, so ist das falsch! Er wurde abgeschloffen durch die alte Regierung. Daß nach dem Kriege eine scharfe Kritik gegen den Kaiser einsetzen würde — so schloß Fehrenbach —, war mir frühzeitig klar. Mir war auch klar, dah es dem geschicktesten Reichs tagspräsidenten nicht gelingen würde, eine derartige Ausein andersetzung zu verhindern. Von der hohen Generalität ist mir erklärt worden, es denke auch von ibr kein einziger mehr daran, dem Kaiser wieder auf den Thron zu verhelfen- Das iniernatkonale Arbekisrechi. Eine deutsch« Forderung für de« Weltfriede«. Amtlick wird nun das schon vom Reichskanzler Prinzen Max von Baden angekündigte internationale Arbeiterschutz- programm veröffentlicht, das die deutsche Regierung der Friedenskonferenz vorzulegen gedenkt. Die Hauptpunkte betreffen folgende Gegenstände: Freizügigkeit nnd Koalitkonsrecht. Der Erlaß von Ein- und Auswanderungsverboten ist unzulässig und die Behinderung des Koalitionsrechtes soll bestraft werden. Kein Arbeiter darf wegen gewerkschaft licher Handlungen ausgewiesen werden. Es soll eine internationale Arbeitsvermittlung eingerichtet werden, welchem Zwecke eine Arbeitsmarkt-Statistik dienen soll. Sozialversicherung und Arbeiterschutz. Die beteiligten Staaten sollen, soweit dies noch nickt der Fall ist, «ine Pflichtversicherung der Arbeiter gegen Krankheit, Betriebsunfall, Invalidität, Alter und Arbeits losigkeit, sowie eine Hinterbliebenen- und eine Mutter- sckaftsversickerung durchführen. Die Sozialversicherung ist auf die Heimindustrie auszudehnen. Die ausländischen Arbeiter sind während der Dauer ihres Aukenthaltes den inländischen in bezug auf Beiträge und Leistungen der So»ialversickerung grundsätzlich gleickzustellen. Für alle Arbeiter in besonders gefährlichen Betrieben sind in allen Staaten wirksame Vorschriften znm Schutze der Gesund heit der Arbeiter zu erlassen. Bewährte Schutzvorrichtungen gegen Unfallgefahr und Berufskrankheiten sind alsbald im Wege internationaler Vereinbarung in allen Staaten durchzuführen. Allgemeiner Achtstundentag. Die täglicke Arbeitsdauer für alle Arbeiter in gewerb lichen Betriebe» darf acht Stunden nicht übersckreiten. Weckielschickken sind einer besonderen Regelung zu unter ziehen. Das Alter für die Zulassung von Kindern zu gewerbsicker, industrieller, kommerzieller oder landwirt- sckastl'cker Lohnarbeit und für die Entlastung aus der Sckule wird auf das vollendete 14. Lebensjahr festgesetzt. Für alle jugendlicken Arbeiter zwiscken l4 und 18 Jahren ist ein pflichtgemäßer Fach- und Fortbildungsschul- unterrickt einzuführen. Für gleiche Arbeitsleistung ist Arbeiterinnen der gleiche Lohn wie Arbeitern zu zahlen. Die Nachtarbeit zwiscken 8 Uhr abends und 6 Ubr mmgens ist gesetzlick zu verbieten für alle Betriebe, die nicht ihrer Art nach oder aus technischen Gründen auf dje Nachtarbeit angewiesen sind. Den Arbeitern ist generell wöchentlich eine zusammenhängende Ruhepause von mindestens 32 Stunden gesetzlich zu gewährleisten. Internationale Einrichtungen. Um auf dem Gebiete des Arbeiterickutzes die Gesetz gebung der einzelnen Länder unter Berücksichtigung ihrer E genart möglichst einander anznvasten und auf dem Ge- b ete der Sozialversicherung den Arbeitern-' in allen be teiligten Ländern eine Behandlung, die ihnen möglichst gleichwertige Vorteile bietet, zu sickern, sollen die Ver tragsmächte Konferenzen veranstalten, die nach Bedarf, mindestens aber alle fünf Jahre, in Bern zusammentreten werden. Auf den Konferenzen hat jede Macht eine Stimme. Bindende Beschlüsse können nur mit einer Mehr heit von ocer Fünfteln der abstimmenden Mächte gefaßt werden. Der Profeffor lächelte. „Denn so wie ich dich kenne," fuhr der andere fort, „hältst du jedenfalls mit unbestreitbarem Heroismus dein Ka steiungswerk aus der Jugendzeit fest, das heißt, du bestimmst dir täglick drei Zigarren, rauchst aber konsequent nur eine, während Vas Geld für die beiden anderen in deine Missions sparbüchse fließt!" „Ja, die Gewohnheit habe ich noch," bestätigte mit ruhi gem Lächeln der Professor; „aber das Geld hat eine andere Bestimmung — es gehört meinen armen Patienten ohne Unterschied." „Nicht möglich! ... Du, der starre Vorkämpfer pietisti schen Strebens, de- getreueste unter den Jüngern unseres rheinischen Jnstituksdespoten! Befolgst du so seine Lehren, Abtrünniger?" Der Professor zuckte die Achseln. Er blieb stehen und streifte nachdenklich die Asche von seiner Zigarre. „Als Arzt lernt man anders denken über die Menschheit und die Pflichten des einzelnen ihr gegenüber," sagte er. „Ich habe stets das eine große Ziel im Auge gehabt, mich wahrhaft nützlich zu machen; um das zu erreichen, habe ich vieles ver gessen und verwerfen müssen." Sie schritten weiter, und ihre Stimmen verhallten. Allein auf dem Kieswege, den sie wandelten, lag die Sonne träge und brütend, sie kehrten, in ihr Gespräch verliest, fast instinkt mäßig zurück unter die Akaziengruppe, die ihre Zweige über den am Hause hinlaufenden, mit breiten Steinplatten belegten Weg hing und ihn kühl und schattig machte. „Streite nicht!" hörte Felicitas den Professor ein wenig lebhafter als gewöhnlich sagen. „Daran änderst du nichts ... Genau wie vor so und so viel Jahren, langweile ich mich entweder entsetzlich, oder ich ärgere mich in weiblicher Gesell schaft; und — das kann ich dir sagen — mein Verkehr als Arzt mit dem sogenannten schönen Geschlechte ist auch durch aus nicht geeignet, meine Meinung zu erhöhen ... Welch ein Gemisch von Gedankenlosigkeit und Charakterschwäche!" „Du langweilst dich in weiblicher Geselljchast, sehr be greiflich!" eiferte der junge Frank, unter dem Eckfenster stehen bleibend. „Suche du doch geflissentlich die geistig einfache, um nicht zu sagen, einfältige ... Du verabscheust die moderne Bolschewisten-,/Freiheit". Dl« regellose Vielherrsckaft im neuen Rußland, a. Amsterdam, im Januar. Die Herrschaft der Bolschewiki in Rußland hat, wie aus Moskau bisher gesckrieben wird, so zahlreiche Amts organe geschaffen, daß niemand weiß, an wen er fick z« wenden hat, wenn eS gilt, mit der Obrigkeit in Verkehr zu treten. Fragt man den Bauer, dann schimpft er auf die Provinzbehörde, svrickt man in der Provinz mit de» Beamten, so Nagen sie über die Anmaßung der Männer in den Gouvernements, und in den GouvernementSbureaus erklärt man, daß die Fehler banvtsäcklick bet der Zentral leitung liegen. Die eine Instanz schiebt der anderen b'e Schuld zu, die eine Kommission beschwert sich über die Maßnahmen der anderen »lw. Abgesehen von dieser Vielherrsckaft gibt es nock zahl lose andere Instanzen von denen nur ein paar genannt seien: Das ausführende Komitee, die außerordentliche Kommission gegen die Gecenrevolution, die unzählbaren ASRäte uiw. Es ist'wirklich eine große Kunst kür dc« Bürger, diese Amtsorgane auseinnnderzubokten, wenn er von der fogenarmlen „Behörde" was braucht. Um einen Begriff von der Vielregie erei ,n geben, lckildern wir hier die Schwierigkeiten, die » an überwinden muß, wenn man den Wohnort ändern will. Die Plage beginnt mit der „Hauskommiision", die d e Bestätigung erteilen muß, daß gegen die Übersiedlung ke-n Einwand vorliegt. Man muß näm'ih misten, daß alle Hanier durch die Regierung „nationalisiert" nwr^n sind. Alle Be wohner eines Hau es bilden eine H cnnkonimiss» n ine für die Ausgaben des Hau^ S zu kargen hat und die hier,« erforderlichen Gelder v " den Miete n erhebt. Jeder^ Mieter hat nur Anspruch aus ein ? m rter. Bei jeder Übersiedlung wird eine D ie erversammlc ng einberufen, die die Erlaubnis zur Übersiedlung auszusprecken h. t. Aller dings kann man mit einem gehörigen Trinkgeld, daS man dem Sekretär der Ko »Mission zusteckt, d e'er zeitraubend » Formalität ausweicken. Hat mm die Zustimmung der Kommission erlangt, dann be ßt es anfs Polizeikomm sta >at eilen, wo man nach tagelangem Warten einem end o'e« Verhör unterworfen wird. Daran reiht sich daS Sp eß rutenlaufen bei den Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräten, bei den Revier-, Provinz- und Gouvernementsbeamiea, dann bei der außerordentlichen Kommission geaen die Gegenrevolution und bei der „Brmutkommission". Bei allen AnckSstellen muß man sich stundenlang in Reib und Glied anstellen und länit Gesabr, mit einer Baße belegt zu werden, ohne daß die Gründe angegeben werden. Wenn man schließlich im Besitze aller Paniere ist, kann der Eisenbabnkommissar noch immer die Fahrkarte nach dem neuen Wohnort verweigern. Wer Protest erhebt, erhält die Antwort: „Jeder auf seinem Platze" was sagen will: Jeder ist hier König in seinem eigenen Lande, und Sie können mir mit Ihren Papieren nicht imponieren.. Z Oke Österreicher in Weimar. Zum Anschluß an Deutschland. Wien, 1. Februar. Nach einer Meldung der Politischen Korrespondenz stellt der veröffentlichte Entwurf der deutschen Reicksver fassung nur Material für die Nationalversammlung dar. Definitive Entscheidungen können nur von der National versammlung, zu der Deutsch-Osterreick eingeladen ist, ge troffen werden. Die deutsche Regierung hält es für wünschenswert, daß anch von deutsch-österreichischer Seite eigene Entwürfe und Vorschläge gemacht werden. Finanz minister Steinwender erklärte in einer Unterredung, daß der Anschluß Deutsch-Österreichs an Deutschland auch finanziell und industriell für beide Länder von Nutzen fei« werde. Eine Finanzkatafirophe sei in Deiitsck-Osterreich nickt mehr zu befürckten. Die deutsch-österreickiscke Industrie (Schwerindustrie ist nickt darunter) werde von dem Anschluß bei fleißiger Arbeit durch den Bezug billiger Halbfabritute usw. Vorteil haben. Po'iliscke Rundschau. * Keine Zwangsmastregeln gegen Arbeitsscheue. Die Blättermeldung, daß gegenüber wilden Streikern und solcken Arbeitslosen, die fick weigern, die ihnen nackge wiesene Beschäftigung anzunehmen, eine Verkürzung der Lebensmittelration verfügt werden solle, wird amtlich als unzutreffend bezeichnet. * Eine Ehrenkompagnie für Weimar. Das Frei- willigen-Regiment Reinhard wird zur Eröffnung der Nationalversammlung eine Ebrenkomvaanie nach Weimar l« ' wewucye Erziehung — in mancher Hinhcyl sremcy mcyl oyne Grund — ich bin auch kein Freund von geistlosem Klavier- geklimpcr und gedankenloser, französischer Plapperei, aber man muß das Kmd nicht mit dem Bade verschütten ... I» unserer Zeit, wo der menschliche Geist fast täglich neue, un geahnte Bahnen betritt, wo er mitwirkt, schafft und genießt bei dem mächtigen Aufschwungs, den das Menschengeschlecht nimmt, da wollt ihr das Weib womöglich hinter die mittel alterliche Kunst, in den Kreis und zugleich in den engen Jdeengang ihrer Mägde zwingen — das ist nicht allein un gerecht, es ist auch töricht. Das Weib hat die Seele eurer Söhne in den Händen, in einem Stadium, wo sie am emp fänglichsten ist, wo sie die Eindrücke wie Wachs aufnimmt und gerade so unverwischbar durchs ganze Leben trägt, als wären sie in Eisen gegraben! ... Regt die Frauen an zu ernstem Denken, erweitert den Kreis, den ihr Egoisten eng genug um ihre Seelen zieht und den ihr weibliche Bestim mung nennt, und ihr werdet sehen, daß Eitelkeit und Cha rakterschwäche verschwinden!" „Lieber Freund, den Weg betrete ich ganz sicher nicht!" sagte der Professor sarkastisch, indem er langsam einige Schritte weiter ging. „Ich weiß wohl, daß du eine andere Ueberzeugung hast — du meinst, das alles erreiche man müheloser durch eine fromme Frau . . . Mein sehr verehrter Profeffor, auch ich möchte keine unfromme Lebensgefährtin — ein weibliches Gemüt ohne Frömmigkeit ist eine Blume ohne Dpft. Aber seht euch wohl vor! Ihr denkt, sie ist fromm, mithin besorgt und wohl aufgehoben, und während ihr sie vollkommen und sorglos gewähren lastet, erwächst euch eine Tyrannei in eurem Hause, wie ihr sie von einer weniger frommen Frau nun un» nimmer ertragen würdet. Unter dem Deckmantel der Fröm migkeit schießen leicht alle im weiblichen Charakter schluni' mernden schlimmen Neigungen auf. Man darf grausam, rachsüchtig, und auch ganz gehörig hochmütig sein und im blinden Zelotismus Schönes und Herrliches verdammen uns zerstören — alles im Namen des Herrn und -im jogenannte« Interesse des Reiches Gottes." »Fortsetzung folgt)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)