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Aus Giaöt Lmö LmrH» Mtttrtlungen für diese Rubrik nehmen wir immer dankbar entgegen. Wilsdruff, den 20. Januar 1919. Die Wahlen zur Nationalversammlung. Die Wü-fel sind gefallen! DaS gesamte deutsche Volk hat gestern gesprochen und den Kurs des neu zu zimmern den wrack gewordenen Slaatsschiffes bestimmt. Ein genauer Uederblnk ist natürlich zur Stunde noch nicht möglich, aber soviel läßt sich sagen, daß wir mit »ollen Segeln in ein entschieden liberales Fahrwasser treiben. Stark ist im all gemeinen der Erfolg der Mehrheitssojialdemokratie. Außer- oidentlich rege war in unserer Stadt die Wahlbeteiligung, haben doch von insgesamt 2086 Wahlberechtigten nicht weniger als 2029 ihre Stimme in die Wagschale geworfen. Und nur 57 waren entweder absolut verhindert oder hatten die Bedeutung der Wahl nicht erkannt und waren aus kleinlichen, verschrobenen Gründen hmterm Ofen hocken geblieben. Freilich, auch derjenige mochte es ruhig unter lassen, der es allen recht machen wollte und die Stimm zettel verschiedener Parteien in den Umschlag steckte, wenn es nicht etwa aus Unwissenheit geschah. Einzeln oder truppweise zog man nach dem Wahllokal im „Löwen" oder „Adler", hier eine ganze Familie, da zwei alle Mütterchen, hier eine Schar junger Mädchen, da ern Trupp Feldgrauer. Ueberhaupt stand die Beteiligung des schön.n Geschlechts der der Männer kaum nach. Die mahnenden Aufklärungen de'- Tageszeitungen, die zahlreichen Flugblätter und die vielen Wahlversammlungen haben hier offensichtlich gute Früchte getragen. Vereinzelt kam es auch vor, daß Wähler .zurückgewiesen werden mußten, weil sie den Beweis nicht trbnngen konnten, daß sie bei der in den letzten Tagen erfolßten Übersiedlung nach hier in der Wählerliste ihres allen Aufenthaltsortes gestrichen worden waren. In der 3. Abendstunde begannen die „Wahschlkpper" ihren nicht allzuleichten Dienst, hatten aber doch Erfolge zu verzeichnen. Eifreulicherweise find die Wahlen im Reiche fast überall ruhig verlaufen, nur in Hamborn, Dinslaken und Katto- w>tz haben Störungen der Wahlhandlung stattgefunden, indem bewaffnete Spartakisten in mehrere Wahllokale ein drangen, Wahllisten und -urnen auf die Straße warfen und unter dem Geschrei einer großen Menge verbrannten. Ten Wahlvorstehern und ihren zahlreichen Mitarbeitern gebührt der Dank aller Wähler für ihre Hingabe an die vaterländische Sache. Hoffentlich sind gestern durch den T-samtwillen des deutschen Volkes die Männer in die Na tionalversammlung gewählt worden, die befähigt und ent schlossen sind, den Wiederaufbau unseres schwergeprüften Vaterlandes ungesäumt in Angriff zu nehmen "und das Volk in seiner Gesamtheit einer glücklicheren Zukunft ent- gcgenzuführen. Wir konnten bereits gestern abend gegen 11 Uhr die nachstehend veröffentlichten Ergebnisse aus unserer Stadt und de» Amtsgerichts-Gemünden veröffentlichen. Wahlort bez. Bezirk Wilsdruff »4 rr^. 2 r: <2 TL S 930 r-» Q* sw LZ -2 16 ZN- 561 § 0 ?? Ä°'- K 273 s ! KZ 10 FS- -ob «L 229 Birkenhain 28 — 2 — — 40 Blankenstein 23 —- 10 13 — 137 Burkhardswalde 33 — 10 18 — 61 Groitzsch 75 — 9 N — 38 Grumbach 259 55 65 84 3 255 Helbigsdorf 78 — 18 15 — 77 Herzogswalde 186 — 32 18 — . 149 Hühndorf 19 — 3 29 — 14 Kaufbach 49 — 16 16 — 97 Keffelsdorf 315 2S «3 47 — 59 Kleinschönberg 16 — 4 — — 68 Klipphausen 111 — 18 6 — - 68 Lampersdorf 31 —— 1 8 — 61 Limbach 47 — 5 l9 — 83 Munzig 94 — 3 43 — 18 Neukirchen 122 — 1 24 — 269 Nuderwarlha 46 — 39 29 — 48 Röhrsdorf 113 — 13 16 — 142 Rotschönberg 125 — 7 12 2 44 Tachsdvrf 28 — 17 — — i 91 Schmiedewalde 36 — 2 2 — 56 Sora 18 — 7 2 —— 66 Steinbach b. Mohorn 26 — 9 14 — 21 Tanneberg »5 — 17 19 — 54 Unkersdorf 46 1 15 11 — 97 Weistropp 146 9 13 39 1 66 Wildberg 121 — 3 — — 40 Braunsdorf 205 129 4 2 —— 14 Seeligftadt 47 —- 23 1 — 69 Weitere Ergebnisse aus Sachse« ««d dem Reiche. Dresden. Meh'hntSsoz. 125210s Unabhäng. 7940, D.-demokr. 32380, Zenlr. 3669, D. Vp. 32142, D.-nat. 22 384 Stimmen. Stadt Meißen: Mehrheitssoz. 12333, Unabhäng. 792, D.-demokr. 3604, D.-nat. 1318, D. Volkspart 2514. Nossen Stadt: Mehchitssoz. 1146, Unabhäng. 22, D.-demokr. 1090, D.-nal 320. Leipzig Mehrheitssoz. 44400, Unabhäng. 155 700, D.-demokr. 19000, D-nat. 42000. Bautzen Stadt: Sozialdemokr. 8103, D.-demokr 5065, D. Volkspartei 2016, D.-nat. 2536, Zenlr. 882, Unabhäng 615. Berlin. (12 Bezirke.) Mehrheitssoz. 31411, UnadH. 8054, D-demokr. 14090, Zentr. 2796, D. Vp. 7368, D.-nat. 9273. Hamburg (Stadt): Mehrheitssoz. 282 851, Unab- häng. 35 707, D.-demokr. 143424, Zentrum 6393, D. Vp. 63018, Deutschnat. Volkspartei 1594. Hannover: Soz.-Demokraten 30 000, D.-Demokr. 67000, D. Volksp. 8500. München: Sozialdemokr. 174263, Nat. Mittelpartei 71045, Zentrum 77304, D. Volkspartei 59821, Unabhäng. 34 1,5. Mannheim (Stadt): D.-demokr. 25000, Soz. 59061, Zentrum 16251, D.-nat. 5185. Offenbach a. Main (Stadt): Soz. 22 546, Unabhäng. 2834, Demokr. 655, Deutschnat. Volkspartei 1752, Deutsche Volkspartei 2241, Zentrum 4881. Letzte Drahtberichte. Stuttgart, 20. Jan. (tu.) Die Wahlen in Württem berg hatten folgende» Ergebnis: Demokraten 33201V, Zentrum 303V5V, Sozialdemokraten 470316, Bürger- Partei und Bauernbund 182515, Unabhängige 36413, Friedenspartei 3504. Es stellen demnach Abgeordnete: Demokraten 4, das Zentrum 4, Sozialdemokratie 7, Bauernbund und Bürgerpartei 2, Unabhängige und Friedenspartei 1. Frankfurt, am Main, 20. Jan. (tu.) Von 164 Stimmbezirken der Stadt Frankfurt und Umgebung find bisher dio Ergebnisse aus 117 Bezirken bekannt. Cs wurden abgegeben für die Mehrheit 74865, Unab- Hängige7675, Deutsche Demokraten 38474, Zentrum18522, Deutsche Volkspartei 13891, Dentschnationale 6985 Stim men. Die Wahlen verliefen ohne jeden Zwischenfall. Heidelberg, 20. Ian. (tu.) Das Ergebnis für Heidel berg Stadt und Land ist für die Deutschdemokraten 13980, Zentrum 10156, Deutschnationale 5502, Sozialdemo kraten 19306. — Umsatzsteuer — Buchführung Die sozialpobtisch wesentlichen Pläne des Ausbaues der Umsatzsteuer und deren wichtigen Bestandteil, die Luxussteuer, lassen es dringend notwendig erscheinen, daß die Veranlagung der Steuer in ihrer jetzigen Gestalt so sorgfältig als möglich erfolgt. Vor einer lässigen Befolgung der Bestimmungen über den Buch führungszwang kann nur gewarnt weiden; sie würde für die Beteiligten die im Gesetz angedrohten ernsten Folgen haben. Wer keine Aufzeichnungen über seinen Geschäfts- umsatz der Steuerbehörde vorlegen kann, wird von dieser abgeschätzt und geht der Rechtsbeschwerden an den Reichs- sinanzhof verlustig Ueberhaupt wird die Buchführung im Leben der Gewerbetreibenden jetzt eine viel größere Rolle spielen, als bisher. Denn wenn er nicht, wie dies immer empfohlen wurde, schon an und für sich kaufmännische Buchführung hatte, so muß er jetzt unbedingt Steuerbücher führen. — Die letzte Versammlung vor der Wahl war in unserer Stadt von der Mehrbellssozialdemokratie arrangiert. Der geräumige Saal des Löwen war bis auf den letzten Platz gefüllt, als nacch begrüßenden Worten des Herrn Schumann der für den behinderten Referenten emge- sprungene Redakteur Albert-Dresden das Wort ergr ff zu semem Vortrage: „Die Bedeutung der Nationalratswahlen " Zn anderthalbstündigen Ausführungen geißelte er zunächst das Verhalten der bürgerlichen Parteien vor, während und nach der Revolution, wendete sich scharf gegen Kap talis- mus einerseits, gegen Streiks und übermäßge Lohnforde- rungen der Arbeiter andererseits, da nur intensivst« Arbeit aller di« Errungenschaften der Revolution erhalte, das Allgemeinwohl verbürge, endlich gab er «in Bild von den gewaltigen Aufgaben, die der Nationalversammlung harren und den Zielen der Nlehrheitssojial.demokratie, die sie mit aller Kraft eistrebe. Dann sprach Frau Kurth-Dr-s-en über dasselbe Thema und wandte sich in der Hauptsache an die Frauen und Mädchen. Sie erinnerte an die täglichen Nöte und Sorgen, den schweren Ex-stenzkampf inDden ver flossenen Kriegsmonaten, die erfüllten Pflichten und er- halienen Rechte, streifte Religion und Schule und forderte schließlich auf, in die Organisationen einzutreten und mit dem Stimmzettel dafür zu sorgen, daß die alte Sozialdemo kratie der Baumeister des neuen Hauses bleibe. Reicher Beifall wurde beiden Referenten zuteil. Zn der folgenden Debatte gab Herr Apotheker Schulz seiner Enttäuschung darüber Ausdruck, daß es die Vortragenden unteilassen hätten, in scharfer, festumrissener Weise die Grundanschau ungen ihrer Partei klarzulegen, eine fest« Grenze zu ziehen zwischen rechts und links, wies die Anschuldigungen gegen die bürgerlichen Partei«« zurück, und erörterte schließlich die Frage der Sozialisierung und die Stellung der Sozia.demo- kratie und der Deutschen Demokratischen Partei dazu, worauf im Schlußwort der Referent er widerte. — Ueber die neuen Tariferhöhungen im Eisen bahnverkehr wird von gut unterrichteter Seite milgeteilt, daß die Erhöhungen noch größer sein werden, als bisher geplant war. Im Personenverkehr wird die Verteuerung in der vierten Klasse 25, in der dritten Klaffe 30, in der zweiten Klasse HO und in der ersten Klosse (00 v. H. be tragen. Nlil Ausnahme des internationalen Reiseverkehrs wird die erste Klasse im allgemeinen beseitigt und di« Durchführung eines Zweiklossmsystems angestrebt werden. Die Arbeiter-, Schüler- und Zeitkarten sollm von der Er höhung freibleiden. Gleichzeitig mit der Erhöhung -er, personentarife wird die Beseitigung der Ergänzungsgebühr im Schnellzugsverkehr vorbereitet, unter Neuregelung der Schnellzugszuschläge. Statt bisher vier werden drei Zonen gebildet, und zwar die erste bis 75 Kilometer, die zweite von 76 bis 150 und die dritte über (50 Kilometer. Die Zuschläge betragen für die erste Zone: dritter Klasse s Mk, erster und zweiter Klaffe 2 Nik., zweite Zone: dritter Klasse 2 Akk., erster und zweiter Klasse H Mk., dritte Zon>: dritter Klaffe 3 Akk., erster und zweiter Klasse 6 Mk. — Im Gepäckverkehr wird die bestehende Verdoppelung der tarifmäßigen Sätze fortfallen, allo eine Ermäßigung von 50 v. H. gegenüber den jetzigen Sätzen e>ntreten. Im Güterverkehr ist zu den bisherigen Sätzen «in allgemeiner Zuschlag von 60 v. H. vorgsschlagen worden, so daß die Erhöhung gegenüber den Preisen vor dem Krieg 75 v. H betragen wird. Die Durchführung der Tanferhöhung, zu der di« deutschen Bundesregierungen ihre Z istimmung ge geben haben, ist zum (. April in Aussicht genommen worden. — Von 2000 Arbeitslosen nur 11 für die Arbeit in der Landwirtschaft. Nach Mitteilungen des Landes kulturrates wird gegenwärtig eine Landesarbeitsordnung für Sachsen ausgearbeitel. Sie soll den Wünschen der landwirtschaftlichen Unternehmer enlgegenkommen, die sich gegen eine Festlegung der Arbeitszeit in der Landwirlschuft, wie sie durch Einführung der- Achtstundentages bedingt wäre, gewendet haben. Danach ist vorgesehen für je H Akonate des Jahres eine acht-, zehn- und elfstündig« Arbeitszeit. Nicht einbezogen in diese Zeiten ist Sie Fütterung der Standtiere durch den Geschirrführer. Gleichzeitig schweben Verhandlungen mit der Reichsregierung zwecks Einführung eines Tarifvertrages, der in großen R chlsätzen gehalten ist und für das ganze Reich Geltung haben soll. Durch diese Maßnahme will man mehr Arbeitskräfte für die Landwirtschaft gewinnen. Wie gering das Angebot in landwirtschaftlichen Arbeitern ist, erhellt daraus, daß kürzlich in Dresden (700 Stellen für die Landwirtschaft offen waren, denen ein Angebot von 2000 Arbeitslosen gegenüberstand, von denen sich nur (( für die Arbeit in ter Landwirtschaft bereiter klärten. — Kartoffellagerung im Haushalt Kartoffeln werden jetzt von solchen gelagert, denen diese Tätigkeit neu -st. Die Art unserer Kartoff lversorgung im Kriege bringt es mit sich, daß viel mehr Kartoffeln unter ungewöhnlichen Verhältnssin gelagert werden müssen, als sonst. Zn Friedenszeiten wurden weitaus die meisten Kartoff-ln in S«r Landwirtschaft aufbewahrt, und eine ständige Zufuhr nach den Städten gestattet« es, daß in diesen immer nur kleine Mengen, und auch diese nur vorübergehend, aufbe wahrt werden muß'en. Jetzt ist es nölig, um die Bevöl kerung einigermaßen sicher mit Kartoffeln zu versorgen, -aß mindestens in großen Städten ständige Lager von Kartoffeln gehalten werden. Dadurch müssen sich vielfach Kreise mit der Aufbewahrung befass-n, denen diese Tätig keit neu und ungewohnt ist. Im Kriege ist jede einzeln« Kartoffel «in kostbares Gut. Ferner war vor dem Kriege «in solcher Kartoff-lüberschuß vorhanden, 'daß man Aus fälle während des Winters leicht verschmerzen konnte; heute ist es die unabweisbare pfl cht eines jeden, der mit Kar toff ln zu tun hat, das ihm anverlraute Gut möglichst vollkommen zu erhalten. — Wenn man Kartoffeln lagern will, so muß man sich immer vergegenwärtigen, daß man es dabei nicht mit einem toten Gegenstand zu tun hat, sondern mit lebenden pflanzenteilen, die man nur dann gesund erhalten kann, wenn man weiß, wie sie zu behandeln sin», und wenn man dieses Wissen mit der nötigen Sorg falt anwendet. Fortsetzung folgt. — Ein volkskirchlicher Laienbund für Sachsen hat sich in D esden gebildet. Der Bund bezweckt den Zu sammenschluß der evangelischen Mitglieder der säckisischen Landeskirche ohne Rücksicht auf Geschlecht, Stand oder R chtung der Partei. Er ist eine Folge des Buckschen Er lasses über Trennung der Kirche vom Staat. — Die tschechische Gefahr für Sachsen. Der sächsische Grenzschutz gegen Böhmen ist seil einiger Zeit verstärkt worden, besonders seitdem Ende Dezember m sächsischen Blättern ein Alarmruf erschien der vor ter tschechischen G> fahr warnte. Seit dieser Zeit haben die Tschechen vor allem ihr« Ansmerss imkeit darauf gerichtet, die bayrische Grenze mit Postenketten zu besetzen, und von d-r sächsischen Grenze scheinbar abgelassen. Seit einigen Tagen aber haben sie auch an der täcksisch-n Grenze Postenketten ausgestellt, hinter denen sich offenbar giößere Truppenverbände ansammeln. Man fragt sich, was der Grund zu dieser Maßnahme sein kann, da die innere Lage in Deutsch-Böhmen selbst keine ausreichende Erklärung dafür gibt. Es ist unschwer zu «>k nnen, welche Ai sichten die Tschechen bei diesem Vor- aeken gehabt haben. Die einzige Löiung ist, daß sie die Friedenskonferenz vor vollendete Tatsachen stellen wollen, und sie wissen selbst, d ß es dazu die höchste Zeit ist. Der sächsisch- Grenzschutz besteht aus Landsturmleuten, die zweifellos national zuverlässig, aber knegsmüde sind und infolgedessen nicht als ausreichende Sicherung betrachtet werden könn n, besonders da sie es voraussichtlich bei einem tschechischen Vorstoß nicht mit tschechischen Truppen allein zu tun haben würden, sondern, wie «mwandsrei fest^esteUt ist, auch mit slowakischen Soldaten, die sich im Lause des Krieses als bessere Truppen erwiesen haben als die Tschechen. Die Lage ist zur Zeit so, daß die verantwortlichen Stellen all s tun müssen, um di« dringende Gefahr, die von der Grenze her droht, «bzuwenden. Sonst könnte es geschehen, daß wir eines Tages plötzlich vor Verhältnissen stehen, wie sie in der Provinz Posen herrschen. Nicht nur dorthin, sondern auch nach der sächsisch böhmischen Grenze müßlen Freiwiüigenbataillone zur Stärkung des Grenzschutzes ge schickt w-rden. Mögen die verantwortlichen Stellen ihre Maßnahmen treffen, ehe es zu spät istl — Dresden. Zu dem Raubmord wird von der Kriminalpolizei noch gemeldet: Für Mitteilungen tie zur Aufklärung des Mordes dienen, ist eine Belohnung, von 500 Maik ausgesetzt. Bis heute mittag fehlte jede Spur von dem Täter. Verübt wurde die Tat vermutlich zwischen H und 6 Uhr nachmittags. Der Mörder hat seinem Gpser mit einer Holzraspel und einem Hammer (sogen. Franzosen) vier tiefe Stiche am Kopfe beigebracht. Die Ladenkaffe ist gestohlen. Die Kleidungsstücke und die Hände des Täters sind zweifellos mit Blut befleckt worden, auch hat er sich annehmber beim Gebrauch der Raspel an der Hand verletzt. — Dresden. Die Pocken ;«ig«n noch keine Abnahme. Di« Zahl der Neuerkrankungen hält sich auf der bisherigen Höbe, es kommen täglich drei bis vier neue Fälle vor. Insgesamt find in Dresden bis heute (3Y pockenfälle ein» getreten, darunter (s Todesfälle. Die letztere Zahl beweist, daß wir es glücklicherweise mit einem leichten Verlaufe der Krankheit zu tun haben. Trotzdem ist nur von neuem zu raten, daß sich jeder impfen läßt. — Kamenz. Am Sonnabend brannte die Tuchfabrik Adolph Minkwitz völlig nieder. Die Flammen griffen mit rasender Schnelligkeit um sich, so daß sämtliche Maschinen den Flammen zum Vpfer fielen und nichts gerettet werden konnte. Der Fabnkbelrieb, der in den letzten Monaten stillgel«g«n hatte, sollte heute, Montag, wieder ausgenommen werden. Da der Brand gleichzeitig im Keller- und Gber- geschoß ausgekommen war, nimmt man Brandstiftung an. Bedauerlicherweise ist bei dem Brande der elfjährige Schul knabe Schnitter beim Einstürze einer Esse schwer verunglückt. — Bautzen. Eine Steuererhöhung um 90 v. H. gegen das Vorjahr wird hier einlreten. Nach einem Steuerprooilorium setzten die städtischen Körperschaften di« Steuern auf (9? v. H. fest. Eiforterlich ist di« Eihebung von 250 v H., welcher Satz bei der endgültigen Festsetzung err«icht wird. Im Vorjahr« wurden (60 v. H. erhoben.