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Wieder einmal stand die Tat über dem Wort . . . Ein neues Gewitter entlud sich bei Reims, der alten Stadt französischer Könige, wetterte über die Kreidehöhen der Champagne, und Paris erzittert unter den Massenentladungen, kühlt fieberhafte Hitze abermals durch kalten Schweiß der Furcht. Foch, der aus dem Gestrüpp der Vorschußlorbeeren nicht den Weg zum Erfolg, nicht einmal den zum erfolg reichen Widerstand fand, wirft wieder Frankreichs, Eng lands und Amerikas bundfarbige Divisionen in die Bresche, sieht die dahinschmelzen, im Hexenkessel versinken, und stopft weiter kostbare und immer spärlicher werdende Lebenskraft seiner Nation in die Lücken des Dammes, einzig, um das Allerärgste abzuwenden. Auf Sieg hat der Einheits generalissimus längst verzichtet. Er, der die militärisch« Lage des Verbandes kennt, mag bittere Falten im Gesicht tragen, wenn er die Worte der Politiker, ihr Bramarbasieren soom Endsieg liest, oder wenn er um der lieben Beruhigung willen gezwungen ist, zu versichern, es stände alles gut. Es steht nicht gut, es steht ganz jämmerlich um die mili tärische Lage des Verbandes; das weiß er, und seine Militärs mit der Feder umschreiben in tausend Windungen die herbe Erkenntnis: es geht nicht nm örtliche Ziele, um Paris oder Calais, sondern um Niederringung der militärischen Kraft > der Entente durch Hindenburg und Ludendorff, die abwageno und oe» dächtig und mit mathematischer Folgerichtigkeit sich in Sprüngen dem Ziel nähern, die so wohl ausgemessen und vorbedacht sind, wie Stürme deutscher Sturmtrupps oder Sperr- und Vernichtungsfeuer deutscher Artilleriemassen. Eie sind erstaunlich gründlich diese Deutschen. Da gibt es keine Nervosität (mag sie hinter der From auch ihr Unwesen manchmal treiben). Alles ist angespannter Wille, ruhig wägender Verstand, furcht bar hartes Zugreifen, wenn die Zeit gekommen. Und demgegenüber die Franzosen, diese Nervenbündel, diese Führer, rasch lohernd, wie Flackerfeuer. Die ruhige, ver zehrende Flamme Hindenburgs und Ludendorffs aber ver- > schlingt Teil nach Teil des welschen Volkes, dem Nerven den Verstand ersetzen. Reims und Champagne. Die zehrende Flamme Hinden burg ward wieder jählings schmetternder Blitz; der Orkan deutscher Kampfkraft brach los. Wieder einmal fegte der Sturm französisch-englisch-amerikanische Sticknebel hinweg, reinigte die Luft von ihren üblen Dünsten. Und zerstampfte abermals ein Stück deS Ententeackers mit einer nicht zur Frucht gelangten Saat, wie ein unhemmbares, aber nach streng natürlichen Gesetzen auftretendes und wirkendes -Unwetter in sommerlichen Julitagen. Dagegen ist Foch, sind Pichons und Clemenceaus Worte so erfolglos wie die Worte des Bauern gegen das Gewitter, das seine Saaten niederwälzt und zerstampft. Die Notwendigkeit, wieder einmal jene Giftschwaden zu vertreiben, die Raub- oerbändler um das Standbild des Friedens zogen, gebar dieses Unwetter. Wird aber nicht mit dem Schwinden militärischer Kraft der Feinde unter solchen Schlägen, durch solche Luftreinigungen der Weg klar und nebelfrei gemacht, der zum Frieden führt? Jeder politische Erfolg in den Leiten, da Mars die Brandfackel schwingt, gründet sich auf die Machtverhältnisse. So lange wird das Friedens- -bild verschleiert sein, als die feindliche Partei noch Kraft fühlt, ihren Vernichtungswillen einigermaßen zu stützen. Hindenburg und Ludendorff und unser kerniges Heer sink* es also, die durch ihre Taten dem Frieden den Weg bereiten. In Zeiten der Kriegspolitik ist Schwerttat die Grundlage, auf der große Staals- und Friedens-' männer stets bauten. So muß Einklang, wechselseitiger Austausch herrschen zwischen den Zielen der Schwerifuprer und der Führung der Reichsgeschicke. Was wollen sie denn? Einen Frieden, der uns einzig und allein unser Dasein und das Leben Mitteleuropas sichert, der die Fesseln zerschlägt, die ein uns feindlicher Ring politisch und wirtschaftlich um uns drosselnd legen will. Graf Hertlings Hauptausschußrede wirkte politisch luftreinigenü umzirkelte klar und rein das Bild eines ehrlichen Friedens. Baron Burian sekundierte nnt gleich ehrlichem Hieb der Abwehr. Beide Reden ergänzen sich, beide, räumten Hindernisse hinweg und schufen die politisch» Plattform des Friedens. Bislang zögerte der Verband, seinen Weg dahin zu lenken und das reinigende politische Dovvelgewitter in Berlin und Wien als Klärung der vergifteten weltpoliti schen Atmosphäre, als vernichtenden Sturm über die Giftblüten seiner Raubgelüste anzuerkennen. So mußte oer militärische Blitz hinzukommen, um die politische Wirkung zu unterstützen. Wenn aber der Verband unter dieser Doppelwirkung vor allem seine militärische Kraft dahinschwinden sieht, wird auch in seinem Lager anstatt der die Sinne benebelnden Luft der Habgesänge der klare Wind der Erkenntnis und des Verzichts wehen, und dann werden — wie einst im Moskowiterreich und in Rumänien — Lie militärischen Entladungen und Er- folge politisch der Welt pflückreife Friedensflucht bringen. Nach Gewittern des Sommers folgen stets früchteschwer« friedvolle Herbsttage. . . Schreckensherrschaft in Rußland. Alle gegen Alle! Stockholm, 17. Juli. Da die Gegenrevolutionäre in verschiedenen Ortschaften die Bolschewisten einfach niedcrknallcn, droht die Bolschewiki- Regierung, in Zukunft, einem Beschluß der Bolksräte ent sprechend, eine Schrcckensdiktatur auszuüben und all» Gegner zu töten. / Das ist die Antwort auf die Mordtaten der Sozial revolutionäre. Unterdrückung statt Freiheit. Kampf aller gegen alle. Gewalt statt Gerechtigkeit. Die Sowjets haben einen Teil ihrer politischen Gegner bereits verhaftet, um sie vor die Flintenläufe zu stellen Die Gegenrevolutionäre, besonders unter General Krasnow, erschießen wiederum jeden Bolschewisten, der in ihre Hand fällt und an der Murmanküste wurden oon den Eng ländern die bolschewistisch verbliebenen Gemeinderäte durch Verhaftung oder Hinrichtung unschädlich gemacht. Wie die Engländer Murin an „retten". Die Briten haben im Verein mit Franzosen und Serben bekanntlich das nördliche Murmangebiet besetzt und marschieren gen Süden der Murmanbahn entlang, angeb lich auf Hilferufe der dortigen Bevölkerung. In der Voss. Ztg. wird dagegen mitgeteilt: Ein entlaufener russi scher Sträfling namens Uschin und ein früherer russischer Gendarm bereisten Wochen hindurch die Murmanbahn und die Pomorje-Küste mit einer Bittschrift an die englische Regierung um militärische Hilfe gegen die Deutschen und Finnen, die gemeinsam den dortigen Handel und dis Fischere» an sich reißen, die männliche Bevölkerung zu deutschen Soldaten machen und die dortigen Russen ge waltsam zu der deutschen Religion zwingen wollen. Di» Unterschriften wurden entweder durch Drohungen oder gegen Bezahlung mit bis 10 Rubel per Stück erpreßt. Die Tschecho-Slowaken. Londoner Blätter, die natürlich übertreiben, behauptest Die Tschecho-Slowaken sind Herren der Gegend zwischen Tomsk und Tscharvenir, einem Gebiet von 800 Kilometern. Seltsamerweise hat der nach Japan geschickte Vertreter deL Aufrührer dagegen dort erklärt, die Tschecho-Slowaken wollten unbedingt aus Rußland heraus und nach Frank» reich. Der russische Kessel scheint ihnen zu heiß zu werden. Völkerrechtswidrige Waffen der Amerikaner. Schweizer Blätter melden aus Newyork: Tausende oon Schrotflinten auf nahes Ziel werden den ameri kanischen Soldaten in die Feuerlinie in Frankreich ge liefert. Die Waffe hat sechs Jagdladungen. Auf ihrem Lauf kann das Seitengewehr aufgepflanzt werden. Das Gewehr dient besonders dem Nähkampf und ist wirksamer als Las Maschinengewehr. — Das sind die Waffen des Volkes, das nur für Menschenrechte, Freiheit und wie die Ideale heißen, in den Krieg eingetreten ist. * Die Erfolge der Luftffreitkräfte im Juni Im Juni erzielten unsere Luftstreitkräfte im Kamps gegen einen Gegner, der mit allen Mitteln die eigen« Aufklärung erzwingen und die unsere unterbinden wollte, Erfolge von besonderer Größe. Arbeits- und Erkundungs flugzeuge lösten, stärkster feindlicher Gegenwehr zum Trotz, alle Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit von Truppe und Führung. Unsere Jagdflieger bewährten ihren Angriffs geist ohne Rücksicht auf die Zahl Les Gegners. Unser« Bombengeschwader setzten ihren Zerstörungskrieg geger militärische Anlagen hinter der feindlichen Front fort Trotz stärkster feindlicher Gegenwirkung blieben unser« Ballonbeobachter die nie versagenden Helfer der kämpfendeq Erdtruppe. Den Kampfmitteln des Heimatluftschutzes ge lang es auch in diesem Monat, die wehrlose Bevölkerung des westlichen Heimatgebietes vor schweren Verlusten durch feindliche Bombenangriffe zu bewahren. Die Leistungen der Luftstreitkräfte finden ihren sichtbaren Ausdruck in Ler Nbschußzablen. die alle bisherigen weit übertreffen 437 feindliche Flugzeuge wurden vernichtet, davon oueoen 216 in unserer Hand; 250 wurden auf feindlicher Seift zum Abschuß gebracht und völlig zerstört, 21 zur Landung gezwungen. Unsere Flugabwehrgeschütze erzielten mit Ä ibgeschossenen und 14 jenseits schwer beschädigt zu; Landung gezwungenen Flugzeugen ein Ergebnis, das dft bisherige Höchstleistung vom Monat Mai um fast di« Hälfte übertrifft. Wir büßten. 153 Flugzeuge, davon aus feindlicher Seite 36, und 51 Fesselballone ein. Oer zweiie Gchlachiiag. Auf dem Süduser der Marne. Nachdem die Franzosen der deutschen überlegenen Kampfkraft am ersten Tage der neuen Schlacht um Reims ausgewichen sind, war vorauszusehen, daß ne. um ein Weitergreifen der deutschen Offensive zu unterbinden, mit allen Mitteln bestrebt sein würden, einen großzügigen Gegenangriff einzuleiten und wenn auch unter schwersten Der Vorstoß über die Marne. Blutopfern durchzuführen. Aber alle Anstrengungen de' Franzosen und ihrer Hilfsvölker waren vergeblich. Del breite Brückenkopf auf dem Südufer der Marne blieb fe«! in deutscher Hand. Nördlich der Marne erfolgten gleich falls heftige feindliche Angriffe, die nicht nur erfolglos blieben, sondern den energisch nachstoßenden deutsche, Truppen neue Erfolge einbrachten. Der zweite Schlachftai erweiterte so die Ergebnisse des ersten, was angestch« des sich verzweifelt wehrenden Gegners doppelt erst« KÄ ist. MaLvy vor -em Giaaisgerichishof. Genf, 17 Juli. Vor dem Staatsgertchts Hofe in Paris begann heute der Prozeß gegen den früheren Minister des Innern Malvy wegen Einverständnisses mit dem Feinde. Der französische Senat hat sich vor einigen Monaten zum Staatsgerichtshof konstituiert und sich für zuständig erklärt, über den ehemaligen Minister des Innern Malvy- den man des Einverständnisses mit dem Feinde beschuldigt- das Urteil zu sprechen. Die heutige Sitzung fand nur wenig Interesse, die Tribünen waren fast leer und von den 212 Senatoren waren nur 50 erschienen. Bezeichnend ist, daß bei der Verlesung des Eröffnungsbeschlufses der Berichterstatter der Untersuchungskommission ausdrück lich versicherte, daß die Kommission sich bemühte, in unparteiischer Weise Licht in die gegen Malvy schwebend« Anklage zu bringen. Die Anklage lautete: 1. den Feind über militärische Pläne unterrichtet zu haben, hauptsä blich über den Angriff am Damenweg und 2. den Feind durch Hervorrufung von Meutereien begünstigt zu haben. Der Bericht bezeichnet selbst die Tragweite und den Charakter der militärischen Meutereien vom Mai rmd Juni 1917, die eine gewisse Zahl von Regimentern er griffen hatte, als gegen die Regierung gerichtet. Die Be wegung sei durch kriegsfeindliche Flugblätter heroorgerufen worden, die im Lande wie an der Front überall verteilt waren. — Der Bericht ist also eine ziemlich klägliche Stütze der Anklage. * In Kammerkreisen ist man überzeugt, daß das Urteil in dem Malvyprozeß erst für den Herbst zu erwarten ist' man glaubt, die Verhandlung werde ausgesetzt werden, um noch neue Beweise zu erheben. Es scheint also, als ob die vorliegenden Beweise nicht genügten. Die Arcklage behauptet, Malvy habe das (für den Frieden arbeitendes