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die Offiziere und Maschinisten. Die Mannschaft setzte siä 1 zusammen aus afrikanischen und amerikanischen Neger., j Matayen und Mongolen, Indern, Chinesen und Japaner» ..eben einigen Europäern. Auch wieder ein Beweis dafür wie knapp die englische Handelsmarine heute an Seeleutei ist und mit was für zweifellos zum größten Teil weich geeigneten Ersatzleuten sich die englischen Schiffe behelf« «Men. Oie Kampfe im Westen. Wie unsere Feinde lügen. ' ' Die feindlichen Blätter bringen wieder einmal spalten» fange Berichte zur Beruhigung ihrer Leser über die per«" zweifelten Versuche des Generalissimus Foch, die ehermk deutsche Mauer umzuwerfen. Aber die Menge der Depeschen und die Spekulation auf die geographischen Unkenntnisse können nicht darüber hinwegtäuscken, dah Foch's Angriffe jämmerlich zusammenbrachen. Die nach« j stehende Karte zeigt in dem schwarzen Pünktchen mit dem Ortsnamen Hamel die .Erfolge" Fochs in 14 Tagen, sq winzige.Erfolge", daß sie innerhalb unseres Gewinne- in der Frühjahrsoffensive völlig verschwinden würden unL daher zehnmal vergrößert werden müßten! Die Niedert -lagt Fochs verhindert ihn sogar bei Kämpfen mit rett 'örtlichen Zielen größeren Bodengewinn zu machen. Wa sem Geschick sein wird, wenn die Offensive wieder ach der Front aufflamwt, ist daher leicht zu ermessen. Meine Kriegspost. , u Basel, 13. Juli. Nach englischen Berichten bewarf« deutsche Flieger La Panne bei Dünkirchen mit Bombe- und trafen einzelne Häuser. ES wurden insgesamt SO Person« getötet. Rotterdam, 13. Juli. Im Juli betrugen die englischen Vev huste 44ÜS Offiziere, 135 72S Mann. Für Avril, Mai und JuN betragen England» Gejamwerluste 21 VN Offizier» uns ,837 913 Mann. Deutscher Reichstag« j ÜS1. Sitzung.) US. Berlin, 13. Juli. In einer kurzen Sitzung hat der Reichstag den Rest seiner umfangreichen und besonders für die Finanzen 'bedeutungsvollen Arbeit erledigt. Das Haus zeigte das gewohnte Bild des Schlußtags. Man erwartete nach der Erklärung des Reichskanzlers im Hauptausschusse kein« Überraschung mehr und die Kriegskredite — die Haupt» Vorlage des Tages — wurden denn auch gegen die Stimmen der Unabhängigen Sozialdemokraten und bei Stimm« enthaltung der Polen glatt bewilligt. Nach dem üblichen Schlußwort des Präsidenten vertagte sich das Haus bis zum Herbst, doch ist der Präsident ermächtigt, auch früher eine Einberufung ergehen zu lassen. Sitzungsbericht. Am Bundesratstische: v. Paper, Gras Roedern, Wallraf Das Haus erledigt zunächst eine Reihe von Petitionen und wendet sich dann zur dritten Beratung des Branntweinmonopols. Bei 8 151 wird ein Antrag Schwarz -»Lippstadt (Ztr.), wonach Kornbranntwein-Verschnitt nicht in den Verkehr ge bracht werden soll, solange die Monopolverwaltung die Übernahme und Verwertung des Kornbranntweins einer Ver einigung von Kornbrennern überläßt, im Hammelsprung mit 117 gegen 107 Stimmen abgelehnt. Bei 8 252 b (Aufwendung für Wohlfahrts- und Wirtschaftszwecke) beantragt Dr. Müller- Meiningen (Vv.), den Betrag zur Bekämpfung der Trunksucht von 4 auf 1 Million Herabzusehen. Nach längerer Debatte wud dieser Antrag, wiederum im Hammelsprung, mit 117 gegen 108 Stimmen abgelehnt. Der Rest des Branntwein monopols wird in der Fassung der zweiten Lesung genehmigt, Reichsschahsekretär Graf "Roedern: Mit der Annahme dieser Vorlage hat der Reichstag ein Werk vollendet, das um fangreicher und bedeutsamer ist, als irgendein Finanzgeseh seit Beginn der deutschen Parlamentsgeschichte. Trotzdem haben wir erst einen Teil unseres Steuerweges zurückgelegt, aber eS -ist eine nicht ganz unbedeutende Strecke und für einen erheb lichen Teil der Steuergesetze werden wir den Weg sobald nicht noch einmal zu machen haben. Das Gebiet der Getränke«, Umsatz- und Börsensteuer haben wir abschließend zu er ledigen gesucht, es sind nicht nur Gelegenheitsgesetze, Mit Ihrer Arbeit haben Sie fich den Dank des ganzen Volkes verdient. Der Reichskanzler würde diesem Dank gern selbst Ausdruck gegeben haben, wenn nicht wichtige Be sprechungen im Hauptquartier seine Anwesenheit dort erfordern würden. Die Negierung dankt aber ihren Ausschüssen, deren Mitglieder in den letzten Wochen den Schwerarbeitern der Heimarmee zugerechnet werden können. (Zurufe: Brotzulagenl Heiterkeit.) Wir werden in absehbarer Zeit wieder an die Steuergesetzgebung herantreten müssen. Mögen auch die künftigen Beratungen und Beschlußfassungen getragen sein von dem Geist der Arbeitslreudigkeit, Sachlichkeit und des guten Willens, sich gegenseitig zu verstehen. (Lebh. Beifall.) Die Verabschiedung des Etats. Es folgt der Etat für die Schutzgebiete für 1918, der ohne Debatte erledigt wird, ebenso weitere Reste des Etats, Staatssekretär Graf Roedern teilt mit, daß im Herbst der» Beamten Teuerungszulagen gewährt werden sollen. (Beifall.) Eine Entschließung des Abg. Groeber (Ztr.) auf Einsetzung eines Ausschußes für Sozialpolitik wird angenommen. In der Gesamtabstimmung wird der Etat gegen die Stimmen Ler beiden sozialdemokratischen Fraktionen angenommen. Die Polen enthalten sich der Abstimmung. Es folgt dann dis Zweite Beratung der Kreditvorlagen. Abg. Ebert (Soz.): Wir bedauern aufs tiefste, daß daS furchtbare Blutvergießen noch fortdauert. Deutschlands Volk und Regierung haben erneut ihre Friedensbereitschast erklärt. Leider haben Regierungen, Parlamente und leider auch Teils der Arbeiterparteien in den Ententestaaten Friedensbereitschaft vermissen lassen. Die Kriegsziele der gegnerischen Staats« männer würden unsere politische und wirtschaftliche Unab hängigkeit aufs schwerste beeinträchtigen. Aus entehrend» oder feine Zukunft vernichtende Bestimmungen wird das deutsche Volk niemals eingehen. Wir wünschen einen ehren« vollen Frieden für alle. Da ihn die Gegner uns verweigern^ stimmen wir den Krediten zur weiteren Landesverteidigung und zur Erreichung des Friedens zu. (Lebh. Bestall. — Zischen b. d. u. Soz. — Wiederholler lebh. Beifall.) Abg. Geyer (U. Soz.): Der Krieg war und ist ein imperialistischer Eroberungskrieg. (Pfui-Rufe und Lachen.) Die Militärpartei herrscht, die angeblich befreiten Völker werden geknechtet und ausgebeutet. Wer Kriegskredite be willigt, unterstützt diese Politik. Wer ehrlich den Frieden will, darf nicht für die Kredite stimmen. (Lachen.) Wir lehnen die Kredite ab und wissen uns eins mit allen Völkern in dem Ruf: Proletarier aller Länder vereinigt euch! — Nieder mit dem Krieg! (Gelächter.^— Pfui-Rufe rechts. — Beifall bei den U. Soz.) Die Kriegskredite werden in zweiter und dritter Lesung bei Abwesenheit der Polm gegen die Stimmen der U. Soz angenommen. Die Nachtragsetats zur Ergänzung der Besoldungsordnung nnd Mr Wohnungsbauten des Reiches werden bewilligt. Di» Tagesordnung ist damit erledigt. Schlußwort deS Präsidenten Fehrenbach. Wir find am Ende unserer ausgedehnten, anstrengende^ Arbeit. Ich hebe aus der Fülle der von uns geleisteten Auf gaben hervor: die drei Friedensoerträge mit der Ukraine, mit Rußland und mit Rumänien und die 14 Steuergesetze, di» wir eben endgültig verabschiedet haben. An den Friedens verträgen wird ein kritischer Beurteiler manches zy beanstanden haben. Das Volk aber, das diese Friedens schlüsse im ganzen bettachtet, wird sie mit Genug« tuung und Dankbarkell begrüben. (Lebhafter BeifaL) Die Friedensverträge tragen die Unterschrift des Staats sekretärs, der in diesen Tagen aus dem Amte geschieden ist Ich glaube festftellen zu dürfen, daß ihm die Tatsache diese» Friedensschlüsse allein nicht nur ein Gedächtnis in der Ge, klüickte unteres Volkes bewahren, sondern ihm auch die Dank, darkeit des deutschen Volkes sichert. (Beifall.) Die Bedeutung der Steuergesetze und die vom Reichstag geleistete Arbeit erhellt am besten, wenn man sie vergleicht mit der Finanz- ceform von 1909, bei der eS sich doch nur um wenige Millionen handelte. Das deutsche Volk, das in diesen 4 Jahren so Un geheures geleistet hat an Ausdauer, an Geduld, an Tapferkeit wird auch Verständnis haben für die Notwendigkeit diese» neuen Steuerbelastung. (Beifall.) Wenn wir jetzt nach Hause sehen, so bringen wir dem Lande leider nicht da» Ende des Krieges. Aber die Güte des Himmels scheint unk wenigstens 1918 vor einer Fehlernte bewahren zu wollen, und !so werden wir auch den Entbehrungen des Winters 1918/1» zuversichtlich entgegengehen und sie ertragen können. Wenv wir aber dem Volk nicht den Frieden bringen, so ist eS nichl unsere Schuld, nicht die Schuld des deutschen Volkes und da deutschen Regierungen. In den letzten Tagen ist wieder fest» gestellt worden, daß wir bereit sind zu einem Frieden, del «auch für unsere Gegner ein ehrenvoller sein könnte. Unser« Feinde aber leben in dem Wahn, uns vernichten zu können Es gibt kein Mittel als die Fortführung des Kampfes, un .diesen Willen niederzuzwingen. Wir vertrauen auf uns« Volk, wir vertrauen auf unser unvergleichlich tapferes Heer, daß es durch neue Siege in diesem Sommer dazu beitragen ! wird, den feindlichen Kriegswillen zu untergraben. (Stürmischer ! Bestall.) Der Präsident schlägt die Vertagung bis zum 5. No« i vember vor. - Abg. Haase (U. Soz.) protestiert gegen die Vertagung § angesichts der neuen politischen Lage, der ungeklärten Haltung ! des neuen Staatssekretärs und der gestrigen Erklärungen des 1 Reichskanzlers über Belgien, die zweifellos in de: Welt neu» I Erörterungen Hervorrufen werden. In einem solchen Augen ¬ blick, wo wieder alles in Halbdunkel gehüllt ist, dürfe sich Lei Reichstag nicht ausschalten. Mit allen gegen die Stimmen der U.Soz. wird die Ver tagung beschlossen. Der Präsident erbittet und erhält die Ermächtigung, Lie Tagesordnung der nächsten Sitzung fest zustellen und im Bedarfsfälle den Reichstag auch schon früher einrubernsen Politische Kunäschau. Deutsches Reich. 4- Die Reichsbekleidungsstelle sieht sich genötigt, die Frist für freiwillige Abgabe von Anzügen wieder zu verlängern. Nach einer amtlichen Bekanntmachung wirb sie für diejenigen Kommunalverbände, die die ihnen auf erlegte Zahl noch nicht erreicht haben bis zum 15. August hinausgeschoben. Groübn'fannf'rn. x Ausgerechnet am amerikanischen Unabhängigkeitstage, der von England mitgefeiert wurde, erhielt Wilson Lev Notschrei des Jrcnvolkes, den alle irischen Parteien unterzeichneten. In ihm heißt es u. a.: „Auf unserer Insel sind die Aufhebung der Freiheits-Akte, die Unter drückung des freien Wortes, Hängen, Erschießen, Bajo nettieren die allergewöhnlichsten Ereignisse. England er hielt eine Zunahme an Reichtum, Bevölkerung und Macht Irland erhielt höhere Steuern, verkrüppelte Industrie, anschwellende Auswanderung, hartherzige Beamtenwirt schaft." Gegenüber der Gewaltherrschaft FrenchS auf der grünen Insel wurde eine Erklärung erlassen, in der es u. a heißt: „Keinerlei Unterdrückungsmaßregeln der englisches Regierung werden Irland von seiner Absicht abbringen, seine Forderungen auf der Friedenskonferenz vorzubringen. Dort wird die Stimme Irlands ebenfo machtvoll aw feiten der Gerechtigkeit ertönen, wie die Englands ach feiten der Tyrannei." Stus In» und Ausland. Brüssel, 13. Juli. Die seit Jahrzehnten im Bau be» griffenen Erweiterungsanlagen des Brüsseler Hafens wurden jetzt ihrer Bestimmung übergeben. Durch diese Er weiterung wird ein neuer Wasserweg zwischen der Schelde und Brüste! geschaffen, der für den zukünftigen Güterverkehr von allergrößter Bedeutuna ist- Stockholm, 13. Juli. Der große Ausschuß deS finnischen Landtages hat mit 18 gegen 15 Stimmen der mon archistischen Staatsform für Finnland zugestimmt. Neueste MelöWHeku Ehristiattiä, 14, Juli. Tie nuifisteriellen I«- stliiq.'nssedier widme» Herrn von Hintze einen ausM.. üchcn Abschicdsartikcl, in dem es unter anderem heißt: . Hier haben aste, die mit Herrn von Hintze in Berührung lamm, den allerbesten Eindruck von' ihm bekommen. Er ist ein Mann von großen Gesichtspunkten und zeigt Respekt var den Meinungen anderer und Verständnis ihr andere Interessen, als er selbst vertritt. Herr von Hintze übe?-' nimmt den Posten des Außenministers mit den besten sach liche n V a r a ns setzunacn. Role Rolen. Roman von H. Courlhs-Mahlsr. Jostas Tagebuch. 29> Und nur noch heiser und tiefer war ihre Lieb, zu Rainer geworden, noch verzehrender das Verlangen . ihn zu besitzen. So groß aber ihre Liebe war, so groß war auch der Haß gegen Jost«, die sie nicht einma kannte. Und dieser glühende Haß fraß sich tief ir ihre Seele und machte sie hart und grausam. ..Heimzahlen muß ich ihr diese Stunde! Sie bars nicht glücklich werden an seiner Seite, wenn ich nich wahnsinnig werden soll. Ich werde dennoch kämpfei um seine Liebe, allem zum Trotz. Niemals soll er sein Glück bei einer andern finden, als bei mir, nie- Mals!" Dieser Gedanke trieb sie empor. Hastig sprang sie auf und lief wie ein gefangenes- Raubtier auf unk ab und in ihren Augenhöhlen glühte ein verzehrendes Feuer. Ruhelos lief sie hin und her, bis sie kraftlos in einem Sessel zusammenbrach. Als sie endlich ihrer Zofe klingelte, damit dies« ihr Leim Auskleiden helfen sollte, sah sie bleich uni versteinert aus und wie um Jahre gealtert. ,,Frau Gräfin sind nicht wohl?" fragte Hanna erschrocken. „Schweigen Sie, bis Sie gefragt werden/ herrschte die Gräfin das Mädchen an. Und sie ris die Perlenschnur so heftig vom Halse, daß die Schum zerriß und die Perlen herab auf den Teppich rollten Achtlos warf sie die zerrissene Schnur auf ihre» Toilettentisch. Hanna hob erschrocken die heruntergefallenen Per len auf und sah dann verstohlen in das entstellte Gesicht ihrer Herrin, als sie die Perlen in der Kassett« sorgsam barg. Tas Kleid, das sie heute zum ersten Mals getragen hatte, warf die Gräfin im Groll verächtlich von sich, „Nehmen Sie es fort, ich will es nicht mehr sehen — es ist scheußlich," sagte sie wütend und stieß mi! dem Fuße danach. Hanna raffte das geschmähte Kleidungsstück zusam men und trug es hinaus. Sie kannte ihre Herrin zu genau, um nicht zu wissen, daß diese in schlimmste: Verfassung war. Und so kombinierte sie allerlei, di« kleine schlaue Zofe. Daß ihre Herrin nicht, wie si« beabsichtigt hatte, mit dem Herrn Grafen soupierte, das sie sich so zeitig zurückgezogen hatte «und zur Ruh« gehen wollte, müßte einen tieferen Grund haben, al- das vorgeschobene Kopfweh. Und die zerrissene Perlen schnur und das mißhandelte Kleid ließen auf einer tiefgehenden Aerger schließen. Tie Erklärung für dieses Benehmen ihrer Herrir sand Hanna erst, als sie von der Verlobung de- Grafen Rainer hörte. Und da sand sie alles ver ständlich. Heute abend packte sie sehr befriedigt oie kostbar» weiße Robe zu den ausrangierten Trauer kleidern uni machte die Kartons versandfertig. Sie konnte mit dei Extraeinnahme dieses Tages recht zufrieden sein. Grä fin Gerlinde fand in dieser Nacht keinen Schlaf. Si» 1 litt unerträgliche Qualen und fand keine erlösende: Tränen, um sich das Herz zu erleichtern Berzweif lnngsvoll wünschte sie sich sogar den Tod, weil si« die Schmerzen nicht zu ertragen meinte. Nachdenklich war Gras Rainer, als er die Grafst verlassen hatte, nach dem Ostslügel hinübergegangen Er suchte sein Arbeitszimmer auf. An seinen Schreibtisch herantretend, öffnete er denselben und nahm den AL schiedsbrif der ehemaligen Prinzessin Helene heraus/ 1 jahrelang hatte er ihn als sein höchstes Gut aufbewahrt ! und hatte sich nicht davon trennen können. Nun machte j er sich Vorwürfe, daß er 'ihn nicht sofort vernichtet hatte. l! Es war ihm ein schmerzliches Gefühl, dass fremde Augen auf diesen Zielen geruht hatten. Er konnte nicht verstehen, daß Graf Rochus, neugierig und in-- diskret, einen fremden-Brief gelesen und dann auch noch Mt seiner Gattin darüber gesprochen hatte. Daspatzl« ihn: so gar nicht zu dem Bilde des Vetters. Aber da pr Gerlinde glauben mußte — wie wäre sie sonst zur Kenntnis dieses streng gewahrten Geheimnisses gekommen? —, so war er gezwungen, Graf Rochus für indiskret zu halten. Langsam las er den Brief noch einmal durch, und die alten Schmerzen zogen noch einmal an ihm vorüber, aber sie brannten nicht mehü in seiner Seele. Die Erinnerung an diese vergangene Liebe würde ihm immer wie ein vergangener Frühlingstraum erscheinen, wie ein zarter, verblaßter Hauch. Aber der/ Schmerz mar vergangen — neues Leben regte sich in seinem Herzen, neues süßes Leben — an Jostas Seite hoffte or es zu finden. Aber auf diesem Brief sollte nie mehr ein fremdes Augen ruhen. Die beiden Augen, die indiskret daraus geruht, hatte der Tod geschlossen. Er zündete eine Kerze an und verbrannte den Brief. Illnd die Asche streute er in die Frühlingsnacht hinaus. , Dann klingelte er und befahl dem eintretenderr Diener, den Administrator Heilmann zu rufen. Mit diesem wollte er noch einiges bespreche«, ehe «r zu Tisch ging. Seine Gedanken weilten noch bei der Unterredung mit der Gräfin. Ihr seltsames Wesen suchte er sich zu erMre». Natürlich würde es ihr schwer ankommen, daß sie ins Witwenhaus einziehen mußte. Und nicht miuds» schwer würde sie sich von dem Familienschmuck trenne«. Sie hatte heute abend die Perlenschnur getragen, eines Ler schönsten und kostbarsten Stücke aus diesem Schatz« Frauenherzen hängen an solchem Schmuck. Es tat ihn» leid, alles nehmen zu müssen, was sie bisher als Eigentum betrachten konnte. Aber Gerlinde war, st glaubte er, ein edler, großzügiger Charakter. Eine:» Augenblick war er vorhin an ihr irre geworden, alS sie von ihr-em Gatten als von einem oberflächlich«» Charakter sprach. Aber als er dann von dessen In diskretion erfuhr, sagte er sich, sie müsse ist» doch besser gekannt haben, als er. (AortjeZung folgt.)