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Amts Blatt für die Königliche Amishaupimannschast Meißen, für das Königliche Amtsgericht und den GLadtrai zu Wilsdruff sowie für das Königliche Iorfirentamt zu Tharandt Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6. Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 28614. Nr. 163 Dienstag den 16. Juli 1918 77. Jahrg WA Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend. Erscheint seit dem Jahre 4844. vaä »Mftädruster Tageblatt' erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, abends 6 llhr für den folgenden Tag. / Bezugspreis bet Selbstabbolung oon der Druckerei wächentltch 20 Pfg., monatlich io Pfg., vierteljährlich 2,10 M!.; durch unsere Austräger zugetragen monatlich 80 Pfg., vierteljährlich 2,40 M!.; bei den deutschen Postanstaltcn vierteljährlich 2,40 Mk. ohne Zustcllungsgebühr. 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Der amtliche Teil befindet sich auf der 4. Seite. MM GMMM Mk« Wik IÄ Milk Wenn... Man lebt in England nickt io m den Tag Hinern, wie es manchmal den Anschein hat. Es gibt auch lenseits Les Ärmelkanals schon Leute, die sich bei dem gegen wärtigen Stande der Dinge an der Westfront Gedanken darüber machen, was werden soll, wenn — nun wenn Frankreich absolut nicht mehr wetterkämpfen kann und dann auch Italien militärisch oder wirtschaftlich zusammen bricht. Mit anderen Worten: wenn der große und ge waltige Vielverband, dieses zwanzig- bis dreißigköpfige Ungeheuer, den Krieg auf dem Festlande endgültig verloren geben muß. Und man ist gefühllos genug, diese Möglich keit schon für dieses Jahr in Aussicht zu nehmen. Eine Katastrophe, das Ende aller Dinge? Durchaus nicht. Der kühle britische Rechner hält unbewegten Herzens Umschau in der Welt, und da findet er zunächst einmal, daß es für Frankreich eigentlich längst Zeit sei, den aussichtslosen Kampf aufzugeben. Es sei nachgerade so geschwächt nach diesem ungeheuren vierjährigen Ringen, daß ein noch weitergehender Kräfteverlust — im Interesse Großbritanniens vermieden werden müßte. Nicht anders mit Italien. Denn wenn auch, Nach dem russischen, diese beiden „lateinischen" Degen auf dem Festlande zerbrochen werden, wer solle da noch fernerhin für Englands Ruhm und Größe in Zukunft wieder einmal kämpfen? Allerdings, ganz ohne Opfer würden die beiden Verbündeten wohl nicht davonkommen, wenn sie sich heute oder morgen zum Frieden bereit zeigen. Aber man dürfe doch nicht nur an den Tag denken, sondern auch an das, was später -kommt. Zum Beispiel an die ungeheure Entlastung, die Mit der Beendigung des Festlandskrieges für England und für Amerika sofort gegeben wäre; wie sie den ganzen dann freiwerdenden Schiffsraum nutzbringend verwerten, wie sie ihre gesamte Flottenmacht ausschließlich gegen Deutschland ansetzen und die Blockade gegen unsere Küsten -dann endlich so auf die Spitze treiben könnten, daß wir -wie in einem völlig lustleeren Raum ersticken müßten. Nicht zu vergessen auch die finanzielle Erleichterung für die angelsächsischen Schatzmeister, denen die europäischen Verbündeten nun so lange schon auf der Tasche liegen. Durch den scheinbaren Triumpf, der Deutschland einstweilen zufallen würde, dürfe man sich nicht bange machen lassen, auch in Frankreich und Italien nicht; daß würde nur eine recht vergängliche Siegesfreude für die Boches sein. Denn bei der vollständigen Absperrung von der Außenwelt und ins besondere vom Rohstoffmarkt würde ihre Wirtschaft sehr bald von den schwersten Erschütterungen heimgesucht werden, die Millionen heimkehrender Krieger würden weder Arbeit noch Brot finden, und über ein kleines würde das stolze Deutsche Reich zusammenbrechen. Dann würden England und Amerika ihm und seinen Verbündeten den Frieden diktieren, wie die Entente ihn immer erträumt habe und wie sie ihn brauche, und selbstverständlich würden dann auch Frankreich und Italien für alle ihre Leiden, die sie auf sich nehmen mußten, reichlich und über reichlich entschädigt werden. So ungefähr denkt sich der britische Rechner den Fort- und den Ausgang des Krieges, wobei natürlich von den ehemaligen Bundesgenossen, die militärisch bereits in der Versenkung verschwunden sind, kein Aufhebens weiter mehr gemacht wird. Woher diese anmutigen Gedankengänge bekannt ge worden sind? Aus den Veröffentlichungen einer ange sehenen norwegischen Zeitschrist, der man keinesfalls irgendwelche Voreingenommenheit gegen die Engländer nachsagen kann. Sie beeilt sich auch, darauf aufmerksam zu machen, daß in diesen Zukunstsplänen doch wohl ein Rechenfehler mit unterlaufe, den man nicht ganz gering veranschlagen dürfe. Einmal hätten die Deutschen genügend bewiesen, daß die Not erfinderisch macht. Wer hätte ihnen zugetraut, daß sie mit ihrer Wirtschaft, fast völlig auf sich selbst ge stellt, den Krieg so lange würden aushalten können; aber ihre Ersatzindustrien, die zahlreichen neuen Erwerbszweige hätten das Gegenteil oon Arbeitslosigkeit zur Folge gehabt, also müsse man annehmen, daß sie auch für die frei werdenden Arme ihrer Krieger schon ausreichende Beschäftigung finden würden. Und überdies: glaube man wirklich, daß Deutschland sich ruhig abschlachten lassen werde, wenn England und Amerika sich nicht auch endlich entschließen wollten, die Waffen niederzulegen? Würde es dann nicht seine besten Kämpfer nach dem Orient schicken, den Suezkanal zu erobern suchen, Indien bedrohen und also daS Genick und das Herz Englands zu treffen wissen? Oder glaubt man etwa in London, daß die deutschen, an Lahl und Kampftüchtigkeit überlegenen deutschen Streiter nicht zu fürchten seien, zumal angesichts der ungeheuren Entfernung von der Operationsbasis, die England dann «u überwinden hätte? Wäre nicht der volle Zusammen bruch der britischen Weltherrschaft .die unausbleibliche Folge, wenn man es sann aum nocy aus diesen Kampf .ankommen ließe? Die Sache bleibt immerhin ernsthaft zu überlegen, meint die norwegische Freundin des englischen Volkes . . . Allerdings, das möchten auch wir glauben; sogar seh, zu überlegen. Es kommt immer wieder darauf hinaus, was bei uns so ziemlich die Überzeugung des ganzen Volkes ist: daß, nachdem wir den Krieg im Osten siegreich beendet haben, die endgültige Entscheidung auf den Schlacht' feldern des Westens fallen wixd und muß — sofern unser, Feinde nicht vorher es für gut finden, die Hand zu» Frieden zu reichen. Lassen sie es aber auf diese Entscheidung ankommen, dann wird damit auch der letzte Trumpf für sie veo ^oreu sem. Auf dem Festlande sowohl wie auch anderwärts HrreSeW- rmK Kriegszrele. Belgien als Faustpfand. Amtlich werden jetzt die Ausführungen des deutschen Reichskanzlers im Hauptausschuß zur belgischen Frage, die zunächst für vertraulich erklärt worden waren, wörtlich veröffentlicht. Der Kanzler sagte danach über Belgien: „Was die Zukunft Belgiens betrifft, so bedeutet die Okkupation und der gegenwärtige Besitz Belgiens nur, dah wir ein Faustpfand für die künftigen Verhandlungen haben. Im Begriff des Faustpfandes liegt es, daß man das, was man als Pfand in der Hand hat, nicht behalten will, wenn die Verhandlungen zu einem günstigen Ergebnis geführt haben. Wir beabsichtigen nicht, Belgien in irgendeiner Form zu behalten. Wir wünschen genau so, wie ich schon am 24. Februar gesagt habe, daß das nach dem Kriege wiedererstandene Belgien als selbständiges Staatswesen keinen», als Vasall unterworfen, mit uns in guten freundschaftlichen Verhält- Men lebe. Sicherungen!, Der Kanzler fuhr fort: Tiefe Seite meiner Politik steht durchaus im Zusammenhang mit den allgemeinen Richtlinien, die ich Ihnen bereits dargelegt habe. Wix führen hen Krieg als Verteidigungskrieg. Weil wir ihn als Verteidigungskrieg führen, weil uns von Anfang an jede auf die Weltherrschaft gerichtete Tendenz ferngelegen hat, darum werden auch unsere Friedensziele dem entsprechend. Was wir wollen, das ist die Unversehrt heit unseres Gebietes, das ist freie Lust für die Ent wicklung unseres Volkes, insbesondere auf dem wirtschaft lichen Gebiete, das ist natürlich auch die notwendige Sicherung für künftige schwierige Verhältnisse. Das triff vollkommen auch für den Standpunkt zu, Len ich Belgien gegenüber einnehme. Ansprache König Ludwigs« In München hielt der König von Bayern bei einer Soldatenvereidigung eine Rede, in der er sich ähnlich wie her Kanzler über die Kriegsziele äußerte. Er sagte u. a. ? „Wir waren in unseren Siegen jederzeit bereit zu einem ehrenvollen Frieden. Unsere Feinde haben aber die sehr bescheidenen Anträge mit Hohn zurückgewiesen. Es bleibt uns daher nichts anderes übrig, als weiter zu kämpfen und zu siegen, bis unsere Feinde einsehen, daß ihre An strengungen erfolglos bleiben. Wir wollen einen Frieden, der unsere Zukunft sichert, der uns freie Bahn schasst zu Wasser und zu Lande, so Laß jeder Deutsche, wo er auch sich befindet, sich sicher fühlen kann." Englische Zwei- und Eindeutigkeiten. Lloyd George sagte in einer Rede an amerikanische Truppen: „Wir fordern nicht einen Meter Gebiet von Deutschland und wir wünschen nicht, es desjenigen Besitzes zu berauben, auf den es ein Recht hat." — Die letzte Wendung ist bewußt zweideutig. Bekanntlich behaupten unsere Feinde, wir hätten kein Recht auf Elsaß-Lothringen. Auch unser Recht auf Posen, Weftpreußen und Schlesien hat Präsident Wilson bestritten. In Wahrheit handelt es sich für Lloyd George nur darum, die angelsächsischen Kriegsziele territorialer und wirtschaftlicher Art — Er oberung der asiatischen Türkei, Ägyptens und Persiens, Zerstörung unseres Kolonialbesitzes und Vernichtung des deutschen Welthandels — zu erreichen. Der Schatzkanzler Bonar Law, unzweifelhaft neben Lloyd George die mächtigste Person unter den britischen Ministern, hat sich dagegen bekanntlich ganz eindeutig vor wenigen Tagen zu den berüchtigten Geheimverträgen, die auf die Zerstückelung Deutschlands und Osterreich-Ungarns hinauslaufen, bekannt, und bei der Eröffnung des zwischen- parlamentarischen Handelstages in London sagte er, wie jetzt britische Blätter melden, über Deutschland: „Ein wildes Tier ist auf freier Bahn. Auf es einzureden, sich mit ihm auseinanderzusetzen, hat nicht den geringsten Rutzen. Nur eins bleibt hier übrig — es zu vernichten. Und es ist unsre Pflicht, und die Pflicht aller uns ver bündeten Völker, unsre Zähne aufeinanuerzusetzen, bi- dieses Ziel erreicht ist." Poincarismus. Bei seiner Ansprache an das diplomatische Korps, di- Poincare halten wird, wird er, nach Pariser Meldungen, die Versicherung erneuern, daß die Entente keinen Anlatz habe, direkte oder indirekte Friedensvorschläge zu machen, solche müßten von den Mittelmächten ausgehen. Poincarü, der oerfassungsgemäß fast unverantwortlich- französische Präsident und Advokat aus Lothringen ist dis Seele der französischen Revanchepolitik gewesen und der jenige, der durch Doumergue und Ribot oon den Verbün deten die Zusicherung erhielt, Frankreich werde nach dem Siege die Reichslande, das Saartal und die Pfalz erhalten Seine Hartnäckigkeit wird — rumänisch enden. England gegen Rußland. Die Maske füllt. ft Rotterdam, 18. Juli. Die britische Negierung hat jetzt amtlich bekanntgcgebcn, daß die Murmanküste von nun an englisches Gebiet sei. Das Reutcrschc Bureau erfährt, datz beträchtliche Entente, strcitkräfte die Murmanküste schützen. Weitere Truppe» werden ausgesandt. Damit wird der feindselige Akt gegen die Sowjet regierung offiziell bestätigt und die weiteren Ereignisse werden wohl ergeben, daß von der Murmanküste aus jetzt der Verband selbst zum Sturz der Bolschewisten schreitet, nachdem seine Helsershelfer, die Moskauer Putschisten, erfolglos blieben. Die Bolschewisten haben alle Kriegsvorbereitungen in Nordrußland getroffen. In Archangelsk wurden auf Befehl Lenins 300 serbische und italienische Offiziere verhaftet^ Die-Sowjetregierung erklärte, sie sei zum Kriege ent schlossen, wenn der Streit um die Murmanküste nicht im guten geregelt werden könne, was nach der jetzigen britischen Meldung ausgeschlossen ist. Weitere russische Rüstungen. Der „Daily Chronicle" meldet aus Moskau, da? große Streitkräfte der Bolschewisten nach dem fernen Osten unterwegs seien. Zunächst habe man die Absicht, Jrkutfi wiederzunehmen. Auch gegen die Tschecho-Slowaken in Wladiwostok wird ein Angriff vorbereitet. Der Korrespon dent des Blattes sagt, daß die Stimmung in Petersburg trotz der Sozialrevolutionäre immer mehr ententefeind l'.cher werde, sogar in den bürgerlichen Kreisen ließe fick das bemerken. Man fürchtet, daß Rußland wieder ir einen militärischen Konflikt gerate und diesmal mit de, Entente, nachdem England an der Murmanküste, Japar im Osten und die Franzosen mit einem Bataillon u Charbin eingebrochen sind. Über neue Unruhen in Moskau und Arbeiterausständ« in Petersburg liegt eine Reihe Meldungen aus Paris uni uondon vor, die zum Teil alte Vorfälle wieder aufwärmeu zum Teil offenbare Stimmungsmache sind. Oer mißglückte Luftangriff auf Coblenz. Berlin, 13. Jult. . In der Nacht vom 10. zum 11. Juli hat ein ameri kanisches Geschwader von 6 Flugzeugen versucht, die Stadl Coblenz mit Bomben anzugreisen. Der Angriff scheiterte vollkommen. Keines der'Flugzeuge ist dazu gekommen, seine Bomben abzuwerfen. 5 Flugzeugen dieses Ge schwaders wurde die Rückkehr über die eigenen Linien verwehrt, sie fielen sämtlich in unsere Hand. Die Be satzungen wurden bis auf wenige lebend gefangen. Seit über einem Jahre haben sich die Ameriraner wieder und wieder gerühmt, mit Tausenden von Flug zeugen die Städte Westdeutschlands in Schutt und Asche zu legen und dem deutschen Volke durch ihre Lustwaffr die entscheidende Niederlage zu bereiten, die alle Macht mittel Englands und Frankreichs ihm nicht hätten kei- bringen können. Der Luftangriff auf Coblenz war der erste größere selbständige Versuch der Amerikaner, er ist kläglich gescheitert. Schmerzliche Erfahrungen am eigenen Leibe haben die amerikanischen Flieger den Unterschied zwischen Prahlerei und Wirklichkeit gelehrt. Mannschaftsmangel der englischen Handelsflotte. Ein buntes Völkergemisch war es, das „U. . . ." voi wenigen Wochen nach der Versenkung eines englischer Zuckerdampfers im Atlantischen Ozean in Rettungsboote» antraf. 79 Mann zählte die Besatzung. Doch die alles wenigsten der Leute waren Engländer, in erster Linie nur