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Wilsdruffer Tageblatt : 03.07.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-07-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-191807033
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19180703
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19180703
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-07
- Tag 1918-07-03
-
Monat
1918-07
-
Jahr
1918
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 03.07.1918
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30 Friedensjahre das Lebendgewicht ein wesentlich höheres geworden ist. Hinzu kommt noch die hohe Frühreife unS schnelle Mast^ähigkeit der modernen Rassen, was eines rascheren Umsatz des Viehes zur Folge hat. fltach des Erfahrungen der Praxis kann deshalb unbedenklich an genommen werden, daß die gesamte Gewichtsmenge des deutschen Viehstandes sicher im stärkeren Maße zunahm wie die Bevölkerung. Man muß danach die Frage, ob die landwirtschaftlich* Erzeugung in Deutschland mit der wachsenden Bevölkerung gleichen Schritt gehalten hat, nicht nur hinsichtlich de* Bodenerzeugnisse, sondern auch hinsichtlich der tierische« Erzeugnisse, abgesehen von der Wolle, bejahen. Wenn gleichwohl die Entwicklung der Einfuhr landwirtschaftlich wichtiger Waren in den meisten Fällen weit über die Zunahm« der Bevölkerung hinaus anwuchs, so muß hieraus der Scklluß gezogen werden, daß die Ansprüche des deutschen Ver brauchers vor dem Kriege weit größere geworden waren, als dem durchaus notwendigen Bedürfnis entsprach, wie denn auch infolge des Krieges ein jeder wohl oder übel hat lernen müssen, mit weit weniger auszukommen, als die Verwöhnung verlangte. Somit unterliegt es keinem Zweifel, daß wir in Zukunft in unserer Ernährung uns vom Auslande bis zu einem hohen Grade unabhängig macken können. Wenn wir nun fragen, warum denn während des Krieges die Ernährungsverhältnisse der Bevölkerung so wenig erfreulich find, so muß vor allem auf die notwendig gewordene Zwangswirtschaft hingewiesen werden, in der es vor allem gilt, das Vorhandene restlos zu erfassen und zu verteilen. Es darf aber auch nicht vergessen werden, daß wir ohne wirtschaftliche Rüstung in den Krieg ge igangen sind, und außerdem nur mit einer verhältnismäßig kurzen Dauer des Krieges gerechnet hatten. Der Mangel an wirtschaftlicher Vorratspolitik und das Vergeuden vo« erheblichen Nahrungsmengen in den ersten Jahren haben zweifellos dazu beigetragen, daß wir uns jetzt mannig- j fachen Verzicht auferlegen müssen. Nach dem Wieder» aufbau unserer Landwirtschaft aber können wir die Gewähr haben, daß wir uns bei gewissen Einschränkungen, die wohl zunächst beibehalten werden müssen, vom Ausland« unabhängig machen können. Oer zerpflückte Geleilzug. Vor einigen Wochen arbeitete das bewährte U-Boot des bekannten Kommandanten Kapitänleutnants 5. in seinem alten Tätigkeitsgebiete im Mittelländischen Meer. «Line ziemlich hohe Dünung erzeugte im Verein mit dem auf frischenden nördlichen wind beträchtlichen Seegang, in dem das kleine U-Boot ziemlich heftig arbeitete. Auf dem Wege zwischen Süd-Italien und Spanien kam in den letzten Stunden eines Nachmittags ein aus vier Dampfern bestehender Geleitzug in Sicht, von denen einer, nach seiner Bewaffnung zu schließen, ein kleiner Hilfskreuzer sein konnte. Außer dem hatten noch drei Bewachungsfahrzeuge den Sicherungs dienst übernommen. Dessenungeachtet setzte sich „U. . . ." zum Angriff vor und schoß um ü l/z Uhr einen Doppelschuß auf die beiden F ügelschiffe, einen Turmdeckdampfer und einen graugemalten Transporter, die zusammen etwa 8000 Bruttotonnen groß waren. Trotzdem in der schweren See der eine Torpedo in seiner vollen Länge durch die schwere Dünung aus dem Wasser herausgeworfen worden war, er reichten sie doch beide ihr Ziel. Die Gegenwirkung der Be wachung zwang dann das Boot, auf Tiefe zu gehen, wie immer folgten die gewohnten Wasserbomben, ohne aber Schaden anzurichten. Als „U. . . ." nach etwa einer halben Stunde Umschau hielt, war der eine Dampfer gesunken, während der andere sich noch, von zwei Bewachungsdampfern gesichert, mühsam über Wasser hielt. Da sein Sinken nur doch eine Frage der Zeit sein konnte, nahm das Untersee boot sogleich die Verfolgung des aus Sicht gekommenen Ge- leitzuges auf, der etwas nach Mitternacht eingeholt war. Durcheinanderlaufende See und Dünung sowie die schwache Beleuchtung ließen es ratsam erscheinen, bis zu Tagesanbruch mit dem Angriff zu warten. Als dann das erste Tageslicht über die Wasser schlich, waren die Verhältnisse zum Torpedo- angriff bedeutend besser, und es konnte dem größten der beiden Dampfer ein Torpedo beigebracht werden, worauf der zweite kleinere Dampfer mit höchster Fahrt entfloh. Aus den drahtlosen Hilferufen ging hervor, daß das getroffene Schiff ein englischer Tankdampfer von ^000 Br.-R -T. war. Anscheinend war die Schußverletzung des Dampfers nicht tödlich, da man im Morgengrauen bemerkte, daß sich di« Be- Rote Kosen. Roman von H. Courths-Mahler. Iostas Tagebuch. 19j / , Freilich nnt dem-stolzen Schloß verglichen, sah es recht bescheiden aus, und es mochte wohl manchen der stolzen Frauen schwer gefallen sein, in dieses Exil zu wandern, wenn sie nicht hier den Frieden des Herzens gesucht hätten. Vor diesem friedlichen Haus stand eine hohe, schlanke Frauengestalt in einem schwarzen, nachschlep penden Trauergewand. Sie ging zuweilen einige Schritte über den Rasenplatz vor dem Hause und blieb dann wieder stehen, um das Haus zu betrachten. Es war eine königliche, stolze Erscheinung, zumal sie durch die lange Schleppe noch größer erschien, die sie achtlos auf dem Rasen hinter sich Herzog. Sie ging mit unbedecktem Haupte. Ein kostbarer schwarzer Spitzcnsonnenschirm lag über ihre Schultern, aber sie hielt ihn nicht schützend über sich, da sich nur vereinzelte Sonnenstrahlen durch das dichte Laub der Bäume drängte: und die goldene Reflexe über das Helle, schimmernde Blondhaar warfen. Sir w-" schön, diese stolze Frau, obwohl sie bereits die erste Jugend hinter sich hatte. Gräfin Gerlinde Ramberg zählte bereits dreißig Jahre. Trotzdem zeigte ihr schönes, regelmäßig geschnittenes Gesicht noch einep zarten, Gilbenden Teint, der sehr weiß und rosig war, wie man ihn ost bei Blonden findet. Vielleicht Härten scharfe Augen, ganz in der Nähe bei Hellem Tageslich: in diesem leuchtenden Teint jenes gewisse Etwas entdeckt, das bei voll erblühten Rosen wie ein Hauch daran ermahnt, daß nach dieser höchsten Stufe des Blühens bald das leise Welken beginnt. Aber so genau und scharf beobachtete niemand eine schöne Frau. Große dunkelblaue Augen belebten das schöne Gesicht der einsamen Frau? So sanst diese Augen aber meist blickten, manchmal konnte es darin aufblitzen satzung noch an Bord befand und das am Heck stehende Geschütz besetzt hatte. Ehe die Leute aber ihr Vorhaben aus führen und das Feuer auf „U...." eröffnen konnten, wurde der Dampfer durch Granaten des U-Boots in Brand ge schossen. Inzwischen kam ein jedenfalls drahtlos zu Hilfe gerufener Bewachungsdampfer mit höchster Fahrt heran, der sogleich das Feuer auf das U-Boot eröffnete. Durch ver schiedene gute Treffer des U-Boot-Geschützes wurde er jedoch schon in knapp 3000 Meter Entfernung zum Abdrehen ge zwungen. Von seiner Verfolgung sah „U. . . ." ab und kehrte zu dem brennenden Dampfer zurück. Dort war in zwischen die Munition auf dem Hinterschiff explodiert, und an allen Stellen des Decks züngelten hohe Flammen heraus, während sich aus den durch die Granateinschläge in die Schiffsseite gerissenen Lächern Mel in Strömen in das Wasser ergoß. Die Mannschaft hatte das sinkende Schiff in vier Booten verlassen. Außer dem Kapitän, den beiden Steuerleuten und den Funkrntelegraphisten befand sich nach dem Bericht des Kommandanten «in derartig unglaubliches exotisches Gemisch unter der Mannschaft, wi^ er es bisher noch nicht angetroffen hatte. Besonders stark waren die Mongolen vertreten. Der brennende Dampfer wurde durch einige weitere Granaten versenkt. Ungefähr 1H000 Br.-R.-T- waren in dem Geleitzug vertreten gewesen, s2000 wurden in die Tiefe geschickt, nur der vierte, kleine Dampfer, ein Franzose, war entkommen. Launen des vierien Kriegssommers. Betrachtungen eines Naturfreundes. Dieser vierte Kriegssommer war gewiß ganz besonders abnorm. Erst setzte sehr frühzeitig, viel eher als sonst, ein mildes heiteres Wetter ein, dann ging dieses in eine un angenehme, staubige Trockenheit über. Die Vegetation brauchte die Feuchtigkeit auf, die noch von dem winter lichen Schnee her im Boden steckte, und neue kam kaum hinzu. Es gibt Punkte, an denen es während der letzten drei, vier Monate nur zweimal oder einmal oder überhaupt nicht geregnet hat. Das Gemüse blieb zurück, desgleichen das Obst. Wie immer in trockenen Zeiten, entwickelte sich eine fast unglaubliche Masse von Blattläusen und schäd lichen Raupen. Die natürlichen Helfer, als da sind die Marienkäfer, die Schwalben, Finken und Drosseln konnten bei allem Fleiße dagegen nicht aufkommen, und das Ab sammeln durch Menschenhand schon erst recht nicht. Wir haben es gesehen, wie dann die ersten kräftigen Regengüsse Ordnung schafften, aber leider ein wenig spät. Vor allem aber fällt die Kälte auf, die zugleich mit der Regenperiode eingetreten ist. So kalte Tage wie diesmal, mit Tempe raturen bis zu 7 Grad Celsius hinab i.'.i Flachlande, haben wir im Juni seit Menschengedenken nicht gehabt; in den Gebirgen gab es sogar Schneefälle, im Hochsommer.' Vergeblich sucht man nach einer Erklärung für diese abnorme Witterung. Die Gelehrten haben viele Jahr zehnte lang die Temperatur ausgezeichnet, nicht bloß bei uns, sondern fast über die ganze Erde hin. Dabei hat sich für Europa eine Schwankung herausgestellt, die immer so im Durchschnitt 35 Jahre umfaßt. Alle 35 Jahre, einmal mehr, einmal weniger, rücken die Gletscher in der Schwei« beträchtliche Stücke vor, es wird kälter. Ebenso hat man festgestellt, daß in Mailand, Padua, Klagenfurt und anderen Städten, aus denen Beobachtungen oorliegen, die trockenen und die nassen Jahre in Perioden von 35 Jahren wieder kehren. Solche Jahre der Temperatur-Erniedrigung un4 der Gletschervorstöße waren: 1592, 1630, 1675, 1712, 1735, 1767, 1814, 1835, 1875. Wir sehen, die Zwischenräume schwanken sehr. Zwischen 1814 und 1835 liegen bloß 21 Jahre, zwischen 1835 und 1875 liegen 40. Seitdem sind gar 43 Jahre vergangen, was den Durchschnitt von 85 ziemlich stark überschreitet. Aber es paßt noch in den Rahmen hinein. I Statistik ist noch keine Begründung. Wir wissen noch j nicht, woran es liegt. Mit den viel berufenen Sonnen- Hecken stimmt es nicht. Und der Krieg kann doch wohl Mch nicht schuld sein? Und wenn man schließlich 'der lGrund oder die Ursache kennen würde, so — müßten wu doch stillhalten und Junten nichts dagegen tun. GeireLdepreife und Erzeuger kosten. Von einem volkswirtschaftlichen Mitarbeiter wird uns geschrieben: Die vom Kriegs-Ernährungsamt vorgenommene Heraufsetzung der Getreidepreise bedeutet für die gesamte Bevölkerung zweifellos eine Verteuerung des Brotes, und es ist daher verständlich, wenn die Frage erörtert wird. ob eine solche Erhöhung tatsächlich erforderlich war. Die amtliche Erklärung des Kriegs-Ernährungsamtes wird vor aussichtlich in manchen Kreisen nicht entsprechend gewüv- digt werden. Es erscheint deshalb zweckmäßig, die Frage eingehend zu prüfen, ob die Erhöhung in den tatsächlich vorliegenden Verhältnissen ihre volle Begründung findet. Hierbei wird in erster Linie davon müszrlgehen sein, daß die ganze landwirtschaftliche Er zeugung der Menge nach im Laufe der nächste« Jahre ständig zurückgegangen ist.. Abgesehen von der natürlich abnehmenden Bodenkraft sind daran die immer sräßsc werdenden praktischen Betriebsschwierigkeiten, die aLe Be triebsgrößen treffen, schluld. Das Endergebnis der Ab nahme der Ernte und der zunehmenden Kriegserschwerniss« bezw. Betriebsverteuerungen ist naturgemäß eine Verminde rung der Roh- und Reinerträge. Trotzdem wird man fragen müssen, ob diese Verminderung so groß fit, daß eine Erhöhung -der Brotpreise nicht umgangen werden könnte. Sorgfältig angestellte Ermittelungen hierüber haben aber eine so große Erhöhung der Betriebskosten ergeben, daß die Frage, ob eine Erhöhung der Getreidepscift er forderlich war, bejaht werden muß. Die weit verbreitete Anschauung, wonach die Löhne und die übrigen Betriebskosten in der Landwirtschaft nicht so sehr gestiegen wären, wie in anderen Gewerben, ist nicht zutreffend. Die Löhne für landwirtschaftliche ^Arbeiter sind vielmehr laut amtlicher Nachweisung von 1914 bis 1918 um mehr als 150 °/° gestiegen. Die Be schaffungskosten von Arbeitspferden haben sich um 300 bis 350 °/o, die für Zugochsen um über 200 erhöht. Diese Mehrkosten sind um so bedeutungsvoller, als die Leistungsfähigkeit insbesondere des Spanuviehes herab gedrückt ist, daß ein viel rascherer Ersatz der verbrauchten Tiere erforderlich wird. Auch die Geräte und Maschinen haben Verteuerungen zu verzeichne«, die zwischen 150 und 500 liegen. Hilfsstoffe sind um 20O bis 250 'h, Ol um 300 bis 450 °/», Riemen und anderes Leder um bis zu 1000 R, Sämereien um 200 bis 1000 gestiegen. j Vergleicht man damit Lie Erhöhung Ler Getreidepreift, so ergibt sich, daß die Getreidepreise von 1914—1917 um 50 °/o und von 1916/17auf 1917/18, also m LerZeit der stärksten Steigerung der Betriebskosten, um 20°/« gestiegen stnd. In derselben Zeit find beispielsweise die Roggenpreise iu Österreich um 123°/°, in Ungarn um 172°/», k Nor wegen um 348'/» gestiegen. Der Weizenpreis hat iu Deutschland eine Steigerung von 75°/» erfahren, wähnsnd er in England um 130'/», in Norwegen um 2L07° ge stiegen ist. Die Tonne ukrainischen Getreides hat den Gipfel der Getreidepreise mit rund 1000 Mark »»sicht. Diese Zahlen zeigen, daß man in Deutschland Lre Ge treidepreise bisher in einer so niedrigen Lage erhalten konnte, wie eS keinem anderen Volke möglich war. Die jetzige Erhöhung der Getreidepreise stellt demnach nur eine Anpassung an die gestiegenen Betriebskosten dar, und auch die in Aussicht genommenen Druschprämien können daran nichts ändern, da sie, wie die Erfahrung«, der letzten Jahre erwiesen haben, nur zum weitaus ge ringsten Teil dem Erzeuger zugute kommen. Angesichts solcher Verhältnisse wird die Erhöhung der Getreidepreist in weiten Volkskreisen als das Mindestmaß der zur Anh- rechterhaltung der Erzeugung erforderlichen Maßnahmen anerkannt werden. Politische RAnMckau. Finnland. x Uber die Staatsfovur Finnlands sagte Senator Svinhufvud, die Behauptung des deutschen Sozialdemo kraten Dr. David, die Befreiung Finnlands sei vo« vor»- herein unter dem Zeichen der Einführung der Monarch« erfolgt, sei falsch. Der Senat habe im Dezember Le« Landtag eine Vorlage über die republikanische Regier»«gs- form vorgelegt. Die Sozialisten hätten indessen die Re volution vorgezogen, um die Bolschewikiherrschaft durch- zusühren. Niemand in Finnland habe vor der Revolution an das Königtum gedacht. — Wie in Rnßland, so ist auch in Finnland eine Agrarfrage das weitaus wichtigste soziale Problem. Nun soll ein Gesetz erlassen «erden, betreffend Schaffung kleiner Bauerngüter. Das Gesetz schafft neue Bedingungen für die Entstehung ein« selbständigen Kleinbauern-Klasse. Eine neue Abordnung aus Russisch-Karelien, das zum größten Teil vrm Firme« bewohnt wird, ersuchte den finnischen Senat, Lie Euwe» leibung Kareliens in Fiunlaud auszuivrechen. wie das Funkeln geschliffenen Stahls. Und dann be kamen diese sanften Augen einen seltsamen energischer und leidenschaftlichen Ausdruck. Mit diesem Ausdrua sah sie jetzt auf die geschlossenen Fensterläden des Witwenhauses. > ,,Hier soll ich meine Tage vertrauern, nach den Gesetzen Des Hauses, dem ich durch meine Heirat an- gehöre? Nein — nein — solange ich es hinderst kann, soll das nicht geschehen. So gehen Königinnen ins Exil, die nicht mehr die Macht haben, zu herrschen -und geliebt werden." Ich aber will herrschen — herrschen und lieben — So dachte gewiß die schöne Frau, als ihre Auger so leidenschaftlich aufleuchteten. Und dann wandte sic sich um und ing durck den Park zurück. Als sie Schloß Ramtnng vor sia liegen sah, blieb sie stehen und betrachtete es mij großen heißen Augen. - „Tort ist meine Heimat und soU es bleibest Bei dir.Rainer -- mit dir — mit dir, Rainer! Wü lange wirst du noch blind neben mir hergehen? Kühlst du nicht, wie sich mein ganzes Sein dir entae^endrängt, wie die Blume dem Lichte? — Ich liebe dich, Rainer: und du solltest mich lieben — du wirst mich lieben —< ich lasse dich nicht los! Alles, was mir das Lebest noch lebenswert macht, hältst du in deiner Hand —, du — wo weilst du? — Weshalb bist du fortgegangen? Kühlst du nicht, wie meine Seele nach dir verlangt? Ahnst du nicht, daß dieses Trauerjahr das seligste meines Lebens war, weil ich es not dir verlebest Durfte? Komm heim, Rainer — ich sehne mich nach dirstl Tieje Gedanken und Wünsche erfüllten das Innere ,der Gräfin Gerlinde. Ein sehnsüchtiger Seufzer zitterig über ihre Lippen, und in den Augen glühte die Sehn-; sucht apf, eine stolze, gebietende Sehnsucht, die sich erzwingen will, was sie sich wünscht. Nach einer Weile ging sie weiter. Nun sie vost dem Rasen auf die kiesbestreuten Wege schritt, raffte sie die Schleppe emhor. Dabei streifte sie mit einem finsteren Blick die schwarze Farbe ihres Kleides. ..Damit ist es nun vorbei. Wenn Rainer nach Hause kommt, will ich ihn in einem lichte« Kleive empfangen. Diese schwarze Farbe hält ihn mir fern", dachte sie. Langsam, in stolzer und doch anmutiger Haltunq schritt sie weiter. Als sie auf de« breiten Fahrweg kam, der den Park durchschnitt und nach dem Schlofft führte, sah sie eine Equipage herankommen. Im Fond derselben saß eine lebhaft blickende Dame, etwa in der Mitte der Vierzig, in einer färbe», ^freudigen Toilette und mit einem reich mit Blumest ^garnierten Hut. Trotzdem wirkte diese Erscheinung !durchaus vornehm, denn die Farben waren gefthmcuA doll zusammengestellt und gehörten geradezu z« diese« ^lebensfrohen Frauengesicht. Es war die Baronin ! Rittberg. Als sie die Gräfin erblickte, ließ sie den Wag«, ! halten und winkte ihr lachend und lebhaft z». „Liebste Gräfin Gerlinde — guten Tag! Ich wollte Ihnen in Ihre einsame Teestunde hineinfallew Darf ich das? Sonst sagen Sie es mir ruhig, dam» kehre ich wieder um." Mit dem sanften Lächeln, das Gräfin Gerlinde stets zur Schau trug, trat diese an den Wagen. Hera» „Es ist so lieb von Ihnen, Frau Baronin, das Sie sich meiner Einsamkeit erbarmen. Ich habe einer Spaziergang durch den Park gemacht und wollte so eben ins Schloß zurückkehren. Nun freue ich mich, daß ich zum Tee Gesellschaft habe." l „Und ich freue mich, daß ich Sie wieder einmal« jansehen kann; dafür würde ich, glaube ich, sogar Entreq Ibezahlen. So schöne Frauen wie Sie, müßten «uA Mr Geld zu sehen sein, das man für wohltätige Zweck»! verwenden könnte. — Sehen Sie — nun lachen Ci» »chon. Das ist recht. Ich bin ja gekommen, um Ei» e-in bißchen aufzuheitern. Kommen Sie, steigen Cie! ein zu mir. Oder soll ich aussteigen und mit Ihnen, vis zum Schlosse gehen?" „Nein, nein, ich steige zu Ihnen, denn ich weiLi Sie sind keine Freundin von Spaziergängen." (Fortsetzung folgt.)
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