Volltext Seite (XML)
Von. dem Königlichen Oberoerstcherungsamt Dresden ist auf Grund des ß 151 Abs. 1 Satz 2 der Reichsoerstcherungsordnung der Ortslohn für den Bezirk des Ver- ficherungsamts der Stadt Wilsdruff für die Zeit vom 15. August 1918 a« bis zur nächsten allgemeinen Festsetzun« der Orlslöhne folgendermaßen settgesteltt worden: Kmd er unter 14 Jahren Junge Leute Versicherte von 16—2l Jahren Versicherte über 21 Jahrs von 14—13 Jahren männlich weiblich männlich weidlich männlich weiblich § männlich 1 weibli ch § 1 Wil 1 sdru ff, an 1 : 24. 50 Juni l 191k 20 !. 2 50 1 50 3 20 I 80 -n« Das Verficherungsamt beim Stadtrat zu Wilsdruff. Bezug von elektrischem Kraftstrom betr. Unter Vorbehalt des Widerrufs wird versuchsweise Kraftstrsm aus dem Elektrizitäts werke zu folgenden Zeiten abgegeben: Montags, Mittwochs und Freitags vormittags von Vs? bis 11 Uhr, nachmittags von ^3 bis 6 Uhr, Dienstags und Donnerstags vormittags vo« /2IV bis 11 Uhr» nachmittags vo« ^3 bis 6 Uhr, Sonnabends vormittags von V2IV bis 12 Uhr, nachmittags vo« /z3 bis 6 Uhr. Wer dieser Bekanntmachung zuwider Strom für Motorbetriebe entnimmt, geht seines Anspruchs auf Weiterbelieferung verlustig. Wilsdruff, am 24. Juni 1918. es?» Der Stadtrat. Trage das Derne zur Stärkung Deutschlands bei, bringe Dein Gold zur Goldankaufsstelle. _ . ..... Erfolgreiche Fliegertätigkeit im Westen. unsere Ziels. Nock einmal hat unser Staatssekretär des Auswärtigen In wohlgerundeter Rede im Reichstage die Ziele zusammen- gefaßt, für die wir, zum blutigen Waffengang heraus- gefordert, kämpfen und kämpfen werden, bis es den Gegnern gefällt, sie uns — gern oder ungern — zuzu gestehen. Den Balfour und Genossen hat er damit ganz gewiß nichts Neues gesagt; wenn sie immer noch so tun, als würde es sie furchtbar interessieren, einmal etwas Zuverlässiges, .etwas Amtliches über die deutschen Kriegs- und Friedensziele Zu hören, so können sie diese Haltung lediglich einnehmen, weil sie sich bisher beharrlich taub stellten, so oft unsere Staatsmänner die Friedensbedingungen andeuteten, über die sie zu verhandeln bereit sein würden. Oder sie be haupteten eine Friedensfalle zu wittern, wenn sie gegen unsere sachlichen Vorschläge schon gar nichts mehr vor- zubringen wußten. Auf Lie Gefahr hin, auch diesmal ^wieder der gleichen Voreingenommenheit zu begegnen, hat Herr v. Kühlmann unsere Forderungen vor dem Reichstag abermals ausgebreitet — mit welchem Erfolg, darüber wird uns der Widerhall seiner Rede in der öffentlichen Meinung des feindlichen Auslandes sehr bald unterrichten. Elsaß-Lothringen scheidet aus — das muß von vorn herein festgestellt und festgehalten werden. Eine Selbst verständlichkeit für uns; für die Franzosen dagegen das Eingeständnis ihrer vollendeten militärischen Niederlage. «Hier stock' ich schon"; denn so unmöglich es unseren west lichen Nachbarn gewesen wäre, um dieses Eroberungs sieles willen so viele Jahre lang aus eigener Kraft mit Ms zu streiten, so fest vertrauen sie darauf, daß ihre Bundesgenossen nicht eher nachlassen werden, als bis gerade Liese beiden grunddeutschen Provinzen der welschen Länder- gier erneut zum Opfer fallen. Und wir können uns auf den germanischen Charakter des Landes berufen, auf das Selbst- Lestimmungsrecht seiner Bevölkerung, auf das Recht des Besitzes und selbst auf die erwiesene Unfähigkeit der Fran zosen, es uns zu entreißen, soviel^wir wollen: für die Entente ist es eine ausgemachte Sache, daß Straßburg nnd Metz nicht bei Deutschland bleiben dürfen. Schon in diesem Punkte gibt es keine Verständigung zwischen hüben und drüben. Innerhalb der Grenzen, die uns die Ge schichte gezogen hat, wollen wir frei, stark und unbeein trächtigt leben, sagt Herr 0. Kühlmann. Die Franzosen -wollen die Geschichte nur bis zum Jahre 1871 anerkennen, jwenn sie nicht gar bis 1794 zurückgehen möchten, da die Zeit tiefster Erniedrigung sich für Deutschland unheilvoll ankündigte. Ein Friede der Versöhnung ist hier un- .denkbar. Aber auch über See wollen wir behalten, was wir vor dem Kriege besaßen, ja der Staatssekretär erweitert ssogar unseren Anspruch auf koloniales Siedlungsgebiet dahin, daß wir den Besitz beanspruchen müssen, der unserer 'Größe, unserem Reichtum und den von uns bewiesenen Fähigkeiten entspricht. Dabei geht er von der Annahme Ms, daß dieser Krieg offensichtlich eine Neuverteilung des afrikanischen Bodens unter die großen Kulturvoller zur Folge haben soll, und nichts erscheint uns natürlicher, als daß Deutschland dabei seiner ganzen Weltlage entsprechend mit berücksichtigt wird. Auf der Gegenseite über ist man bereits seit Jahr und Tag an der Arbeit, um dem deutschen Volke die Unfähigkeit, ja die moralische Unwürdigkeit zu einer zivilisatorifchen Be ¬ tätigung an den niedriger stehenden Menschenrassen anzu hängen. Darauf zielte von vornherein die völkerrechts widrige Übertragung des europäischen Krieges auf den dunklen Erdteil durch England, darauf die schmähliche, durch keine Sühne je wieder gutzumachende Behandlung unserer Landsleute vor den Augen der Eingeborenen, darauf auch die Entfesselung des Landhungers der britischen Kolonien auf Kosten der alten deutschen Besitzungen. Und wenn Herr v. Kühlmann von unserm Reichtum und von unseren kolonisatorischen Fähigkeiten spricht, so ist es ja das Ziel der Westmächte, unseren Reichtum zu zerstören, und da sie uns nicht einmal die Fähigkeit zugestehen, in unserem eigenen Hause nach Recht und Billigkeit zu regieren, son dern uns als die geborenen Unterdrücker jeder Freiheit der allgemeinen Verachtung preisgaben, werdm sie für unseren Beruf als Erzieher der schwarzen Völker nur Hohn und Spott übrig haben. ! Nicht weniger zweifelhaft wird ihre Antwort auf unsere dritte Kriegszielforderung lauten, daß wir die Möglichkeit und die Freiheit haben müssen, auf freier See unseren Handel, unseren Verkehr in alle Weltteile zu tragen. Gerade daß wir von dieser Möglichkeit den um fassendsten Gebrauch machten, war ja der tiefste Grund zum Kriege; das hat erst vor wenigen Tagen Herr Bal four mit dankenswerter Offenheit eingestanden. Und dU Engländer kennen, seitdem sie das Schwert gezogen, keine wichtigere Aufgabe als uns der Freiheit des Welthandels und des Weltverkehrs ein für allemal zu berauben. Das ist ihnen kein Kriegsziel, für das sie erst bei den Friedensverhandlungen kämpfen wollen; kein Tag vergeht, ohne daß sie etwas tun, um ihm schon jetzt näher zu kommen, und wir alle wissen, daß Herr Wilson darin ihr sehr gelehriger Schüler ish Danach kann man ungefähr ermessen, was sie zu Lieser dritten Forderung des Herrn v. Kühlmann sagen werden. . Alles in allem genommen: wir waren und sind die Bescheidenheit selbst in unserem Kriegszielprogramm und haben doch keine Aussicht, unseren Frieden damit an Le« Verhandlungstisch zu bringen. Also bleibt nur Hindere burgs Schwert, um ihre Harthörigkeit zu überwinden. Das Echo der Kühlmann-Nebe. Berlin, 25. Juni. Der Blütenstrauß, den die Berliner Blätter Herrn 0. Kühlmann zu seiner großen Rede widmen, besteht ausschließlich aus Dornen und Disteln. Vor allem wird hervorgehoben, daß v. Kühlmann die Schuld Englands am Kriege vollkommen verkennt. So schreibt das Blatt der Konservativen, die Kreuzzritung: „England allein ist auch die Ursache, daß es nach vier Jahren noch nicht zum Frieden gekommen ist. Daran änöern alle englischen Ministerreden nichts, die eine ganz andere Antwort von deutscher Seite verdienen, als sie Herr 0. Kühlmann gab." — Das Blatt des Bundes der Landwirte, die Deutsche Tageszeitung, sieht bereits das Gespenst einer neuen Frtedensresolution auftauchen, und der Lokal-Anzeiger schreibt vielsagend zur Rede: „Ein verlorener Tag." — Die Tägliche Rundschau betont, Kühlmanns Rede stehe im Gegentor zu den Worten des Kaisers über England und spricht von »einer gewollten Entlastung Englands". DaS gtenye nnoet sie natwnalttberale Börsenzettung, und auch die fortschrittliche Vossische Zeitung behauptet, de? Staatssekretär habe als Antwort auf die englische Anklage England von der Schuld vor aller Welt feierlich freigesprochen. Genau wie Napoleon 1. kämpfe Deutschland jetzt zur Brechung der britischen Weltherrschaft. „Nur ein positives Ergebnis", meint das fortschritt liche Blatt, „hat die gestrige Kühlmannsche Rede zur Folge gehabt: Dem deutschen Volk ist vor Augen geführt worden, daß dieser Krieg noch lange dauern kann. Ihm ist gesagt worden, daß alle militärischen Erfolge uns nicht zum Ende bringen. Kurzum, es ist die Stimmung ge schaffen worden, die England braucht, um noch lange nicht an den Verhandlungstisch zu gehen." Das demokratisch« B. T. klagt, Dr. v. Kühlmann habe mit einer auffälligen Offenheit die Friedensalmosphäre zerstört, dir sich letzthin in der in- und ausländischen Presse bemerkbar -«nacht and der Vorwärts behauptet: »Wer wie Herr n Kühl mann den Weg der Verständigung als den einzig mög lichen erkannt hat, um zum Frieden zu kommen, der muß ihn auch ohne Scheu und ohne Abwege bis in And« schreiten." — Zufrieden allein ist daS Organ de? Zentrums, die Germania. Es glaubt, daß die Rede für Friedens- erörterungen ein neurL weites Feld eröffnet * 'Die Köln. Ztg. schreibt im Gegensatz zur Auffassung der Berliner Presse: »Der Verband hat also seine Antwort,! hat sie in runder, knapper Form, ohne Pathos und ohne! große Geste, aber in genügender Deutlichkeit. Will ev Verhandlungen, braucht er es nur zu sagen. Wir werdest ihm sicherlich nicht weiter nachlaufen."' Teilweise Mobilmachung in NußlanS: Gegen die Feinde der Sowjets. Stockholm, 25. Juni. In einem Aufruf des Rates der Volksbeauftragten in Moskau heißt es: Es ist unmöglich, die Macht der Sowjets vor der Hungersnot kapitulieren zu lassen. Aus den Ge bieten von Zaritzyn, Don und Kuban weiden gewaltig« Vorräte an Lebensmitteln in den nächsten Tagen nach der Gegend von Moskau und weiter nördlich geliefert werdew Inzwischen wird der Aufstand in Sibirien erstickt sein und die Lebensmittel, die sich unterwegs befinden, werden ihr« Bestimmung erreicht haben. Um diesen Plan zu verwirklichen und für immer die chaotischen und umstürzlerischen Bestrebungen deS reaktio nären Bürgertums zu breche», greift das Volk zu folgenden Mastnahmen: Teilweise Mobilmachung im Wolgagebie^ im Ural, in Sibirien und den dem Aufstand benachbartes Gebieten, alle örtlichen Sowjets üben eine strenge Korst trolle über die Bürger aus, UM jede Verschwörung unbarmherzig zu unterdrücke«. Ehemalige Offiziere, die ehrlich an der Wiederherstellung Ler sowjetistischen Armee gearbeitet haben, genießen voll ständige Straflosigkeit und den Schutz der Sowjet-Behörde«. Verschwörungsoffiziere werden ohne Gnade Hingerichtei werden. Kosaken gegen Bolschewiki. Mit welchen Schwierigkeiten die Moskauer Regierung zu kämpfen hat, geht aus folgender Meldung hervor: Di« Kosaken in Sibirien, Orenburg und den südöstliche« Rote Rosen. Roman von H Counhs-Mahler. Jaffas Tagebuch. 14, -Za, Josta, er wird gleich wieder hier sein. E« ourde abgerufen. Wir trafen an der Lik Msammen. kr war beim Herzog und hat ihm Mitteilung von, äussrer Verlobung gemacht. Der hohe H-M wünscht ans morgen um zwölf ^Uhr in besonders^ Audienz! zu empfangen, um uns seinen Glückwunsch varzu- bringen." Josta seufzte lächelnd. „Ach, wir werden in nächster Zeit wenig zur Ruhs kommen. Wenn unsere Verlobung proklamiert Wirtz heißt es einen Sturm aushalten. Man wird uni nichts erlassen." „Hst dir das so unangenehm?" Sre ließ sich in einen Sessel gleiten. Mit einen« Achselzucken sah sie zu ihm auf. „Es ist alles bloß Formenkram — wenig Glück wünsche werden herzlich gemeint sein. Und — mir if es eine Pein, der Mittelpunkt eines solchen Treiben? zu sein. Weißt du, im Grunde bin ich gar kein Ge sellschaftsmensch, eher hätte ich Talent zum Einsied- ler. Deshalb bin ich so gern auf dem Lande." In ihren letzten Worten lag etwas von ihrer tatenfrohen Vertraulichkeit, mit der sie ihm sonst begegn net war. Er zog sich einen Sessel in ihre Nähe und ließ sich ihr gegenüber nieder. Mit einem verlorenen Vlio streifte sie seine elegante, aristokratische Erscheinung und das kühne, scharfe Profil. Lächelnd sah er ih- nun ins Gesicht. „Tann brauche ich mir also keine Vorwürfe zr machen, wenn ich dich aus der Residenz nach Ram- berg entführe?" „O nein, das brauchst du sicher nicht," antwor tete sie freundlich. „Wird es dir recht sein, wenn wir den größten Teil des Jahres in Ramberg leben? Wir haben dort nur wenig Verkehr, einige Nachbarn, vor allem Barop Rittberg und seine Familie und die Offiziere der Garnison mit ihren Damen — das ist alles." „Ich werde mich nie über zu wenig Verkehr be klagen. Wenn du mir nur versprichst, daß du mit mir nach Schellingen gehst, wenn Papa seinen Urlaub in Waldow verlebt?" „Das will ich gern versprechen. Aber vielleicht verbringt dein Vater in Zukunft seine Ruhezeit lieber iu Schloß Ramberg bei seiner Tochter." Sie lächelte. „Das ginge auch. Wenn er nur mit uns zu sammen sein kann. Denn siehst du, wenn er hier sein« Tage bis zum Rand mit Arbeit füllt, vermißt er mich vielleicht wenig. Aber in seiner Ruhezeit, da waren wir immer den ganzen Tag beisammen. Und er soll nicht gar so einsam werden." „Nein, nein, seinen Urlaub muß er ganz gewig mit uns zusammen verleben. Auch denke ich, daß wir im Winter einige Wochen im Palais Ramberg woh nen werden. Während der Hoffeste darfst du doch nicht in der Residenz fehlen." Sie sah ihn fragend an. „Wirst du mit mir die Hoffeste besuchen?" „Gewiß. Ich denke doch, du bist noch zu jung, uni dich von allen geselligen Freuden zurückzuziehen." „Oh, ich glaube nicht, daß mir das etwas aus macht. Aber wenn ich einige Wochen hier in Papas Nähe leben soll, soll mir das lieb sein. Da wird jo auch Palais Ramberg endlich wieder zu seinem Rechte kommen. Ich liebe das schöne alte Haus mit seiner wundervollen Ausstattung. Es hat 0 viele heimliche Winkel. Man fühlt, daß diese Räume Jahrhunderte lang einer Familie gehörten, die Schätze um Schätze zufammentrug und aufspeicherte, um oas Haus z> schmücken. Die alten Möbel stehen alle so trutzig auf ihrem angestammten Platz, als wollten sie sagen! Wehe, wer uns nur eine Linie breit verrückt! Weni« solcher alten Möbel stehen auch noch in Waldow, auch so kostbar sind sie nicht. Die Waldows sind eben schon zu lange verarmt, und viele ihrer Kostbarkeiten sind zu Gelds gemacht worden. Aber ich möchte auch vo« diesen wenigen alten Sachen nichts mehr hergeben." „Ich habe gar nicht gewußt, daß du so für Al tertümer schwärmst. Da wirst du in Schloß Rambera noch mehr auf deine Kosten kommen. Da sind noch viel mehr solche Schätze aufgehäuft." , Sie löste ihre Hand aus der seinen und erhob sich, angeblich um das Fenster zu öffnen, weil es so heiß im Zimmer sei. Und dann sagte sie: „Ich werde mich sehr mit diesen Schätzen befreun den. Solche Altertümer reden eine eigene Sprache und können viel erzählen." Er hatte sich gleichfalls erhoben und trat nebe» sie. Leicht legte er seinen Arm um ihre Schultern, „So freust du dich ein wenig, die Herrin vo» Ramberg zu werden?" fragte er und zog sie näh« an sich heran. Sie hielt still in seinem Arm, wie ein gefangen« Vögelein. Ihr Gesicht rötete sich jäh und nahm eine« ängstlichen Ansdruck an. „Daran habe ich noch nicht gedacht," erwiderte sk hastig. . ' „Aber rch freue mich sehr, daß du nun m Zu kunft immer bei mir sein wirst, im Palais und auch » Schloß Ramberg." (Fortsetzung folgt.)