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Blatt für die Königliche Amishaupimannschast Meißen, für das Königliche Amisgerichi und den Giadirai zu Wilsdruff sowie für das Königliche Korstrentamt zu Tharandt Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6. Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 2SS14. Nr. 140. 1 Mittwoch de« 19. Juni 1918 77. Jahrg Der amtliche Teil befindet sich auf der 4. Seite Ministerwechsel in Bulgarien hältmsse kaum überraschend. Schon Dr. Radoslawow seit geraumer Zeit stieb das Kabinett in innerpolitischen Fragen auf wach» sendenWiderstand. Dazu kam, daß der Bukarester Frie- densvertrag, der für die Norddo» brudscha ein Kon dominium schuf, nicht alle natio nalen Wünsche der Bulgaren erfüllte. So nahm denn die Opposition diese Frage zum Anlaß das Kabinett zu stürzen. Zwar ist eskaumeineFrage, daß Bulgarien in absehbarerZeit die gesamte Dobrud- scha — vielleicht mit einigen ver« Nach dreißig Zähren. In der Heimat ist der dreißigjährigen Regierung»- jubilänms unseres Kaisers öffentlich nur im Sonntags- gottesdienst in den Kirchen gedacht worden.' ein paar Glückwunschtelegramme des Reichskanzlers, des Bundes rats, des Reichstags, daS war alles. Man wußte, wo der Oberste Kriegsherr an diesem Tage zu finden sein würde, und konnte eS seiner dortigen Umgebung überlassen, ob sn eine öffentliche Feier dieses Ereignisses unter den augen blicklichen, ihr ganzes Sinnen und Denken in Anspruch nehmenden Zeitumständen für angebracht halten würde« oder nicht. Nun bat Hindenburg im Großen Hauptquartier daS Wort ergriffen und die Bedeutung dieses Gedenktages in schlichten, aber gerade darum besonders eindrucksvoller Worten gewürdigt. DaS deutsche Äolk hätte sich keiner berufeneren Vertreter seiner Empfindungen wünsche« können. Der große Feldmarschall bildet die lebendig« Verkörperung unserer Gesamtheit. Er ist von den Streite der Meinungen völlig unberührt gebliebep und was er sagt, ist stets so sorgfältig ab gewogen und kommt — man kann das förmlich mit Händen greifen — immer auS so lauterer Quellen des Geistes und des HerzenS, daß alle Parteiunger vor seinem Wort verstummen. So ist es in der Heimat und so ist es erst recht draußen an der Front, wo unser« besten Männer und Jünglinge unter seinem Befehl uni unter seiner glorreichen Führung für Deutschlands Groß« käinpfen und sterben. Auch diesmal' darf man fest stellen, daß Hindenburg allen guten Deutschen aus der Seele gesprochen hat. Besonders glücklich wm die Brandmarkung des englischen Ministerpräsidenten der sich erst ttirzlich erdreistete, das mannhaft« Ringen Deutschlands gegen die Erdrosselungsversuche de« Entente eine bösartige Krankheit, eine Pest zu nennen die ausgerottet werden müsse. Hindenburg verschwende« kein Wort der Kritik oder gar moralisch entrüsteter Abweh, an diesen Gesellen; er läßt lediglich die dreißigjährig« Geschichte der Regierungszeit seines kaiserlichen Herrn Zeugnis dafür ablegen, wie minderwertig — in ihren Können wie in ihren Gesinnungen — die Gegner sind mit denen wir uns seit dem I. August 1914 herumschlagen müssen. Er läßt die Taten reden und wir wissen, das wir anderer und besserer Beweise für die Güte unsere, Sache wahrlich nicht bedürfen. In seiner Erwiderung griff der Kaiser diesen Hin weis deS Feldmarschalls auf und erweiterte ihn zu eine, schonungslosen Aufzeigung des Gegensatzes, der unseren« Weltkampfe mit England zugrunde liegt. Hier, bei uns, Recht, Freiheit, Ehre und Sitte als Grundlagen und In halt der preußisch-de^tsch-germanischen Weltanschauung, von der unser ganzes Tun und Lassen eingegeben ist Dort: der Götzendienst des Geldes, der die Völker der Wels als Sklaven für die angelsächsische Herrenrasse arbeite« läßt. So sehen, so empfinden wir alle den Abgrund, de, deutsches Wesen vom britischen trennt, seitdem die Gewalt der Waffen als Schiedsrichter zwischen ihnen erkoren ist, und wer kein Freund des Vertuschens ist, sondern es oor- zieht, den grausamen Tatsachen mutig ins Auge zu blicken, der wird mit unserem Kaiser die Überzeugung vertreten, daß von diesen beiden miteinander im Kampfe liegende« Weltanschauungen eine unbedingt überwunden werden muß — und das kann für jeden ehrlichen Deutschen natür lich nur die gegnerische, die feindliche sein. Feindlich nicht nur deshalb, weil in diesem Weltkriege alle unser« Feinde für sie kämpfen; sie' ist auch im tiefsten Grund« undeutsch, weil sie durch und durch unsittlich ist. Ehe wir uns dem Götzendienst des Geldes ergeben, harren wir auS bis zum letzten Blutstropfen, geschart um den Kaiser und seine ruhmreichen Feldherren, Lie unS Len siegreichen AuS- gang dieses Ringens verbürgen. Die Bedeutung deS Gedenktage» konnte nicht an gemessener und nicht eindrucksvoller als mit dieser Rede und Gegenrede im Großen Hauptquartier «rr Anschauung »ebracht werden. Insertionoprcis Pf!«, für die 6-gespalten- KorpuSzeile oder deren Raum, Lolalpreis pfg., Rettamen pfg., alles mit 0°/„ Teuerungszuschlag. Zeitraub und tabellarischer Satz mit rv"/» Aufschlag. Sei Wiederholung und Jahresumsätzen entsprechender Nachlaß. Bekanntmachungen im amtlichen Tei« snur von Behörden, die Spaltzeile SO Pfg. bez. Pfg. / RachweisungS. und Offertengebühr 20 bez. 30 Pfg. > Telephonische Inferaien-Ausgabe schließ« jedes ReNamationSrechl aus. / Anzeigenannahme bis 41 Uhr vormittags. / Beilagengebühr daS Taufend 8 Mk., für die Postauflage Zuschlag. / Für das Erscheinen der Anzeigen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Gewähr geleistet. / Strikte Platzvorschrlst 28"/. Aufschlag ohne Rabatt. / Sie Rabattsähe und Nettopreise haben nur bei Bar zahlung binnen ZV Tagen Gültigkeit; längeres Ziel, gerichtliche Einziehung, ge meinsame Anzeigen versch. Inserenten bedingen die Berechnung deS^Srutto-Zesten» Preises. / Sofern nicht schon früher ausdrücklich oder stillschweigend als Erfüllungsort Wilsdruff vereinbart ist, gilt es als vereinbart durch Annahme der Rechnung, saNS nicht der Empfänger innerh. 8 Tagen, vom Rechnungstage an, Widerspruch erhebt. mtS Ervoumg Sie Beschäftigung mit meiner Armee, wre Fortentwicklung und das Streben, sie auf der Höbe zu er hallen, tn der sie mir mein Großvater übergeben bat. Der nunmehr eingesetzte Krieg läßt mich diesen Tag tn Feindesland feiern, und da kann ich ibn nirgendwo bester feiern wie unter dem Dach Euerer Exzellenz und ibreS treuen hochbegabten Mitarbeiters und des deutschen General- stabeS. Als in der Friedenszeit, tn der Vorbereitung meines HeereS für den Krieg allmählich die alten Kriegsgefährten meines Großvaters dahinstarben, und als allmählich der Horizont um Deutschland sich verfinsterte, da hat wodl mancher Deutsche, und nicht rum mindesten habe ich gehofft, daß Sott uns tn dieser Gefahr die rechten Männer zur Seite stellen werde. Die Hoffnung hat uns nicht getäuscht: In Euerer Exzellenz und dem Derrn General hat der Himmel dem Deutschen Reich und dem deutschen Heere und unserem Generalstabe die Männer geschenkt, die dazu berufen sind, in dieser groben Zett LaS deutsche Volk in Waffen in seinem Entscheidungskampf um die Existenz und Lebensberechtigung zu führen und mit seiner Hilfe den Sieg zu erzwingen. DaS deutsche Volk ist beim Ausbruch des Krieges sich nicht darüber klar gewesen, was dieser Krieg bedeuten wird. Ich wußte es ganz genau; deswegen bat mich auch der erste Ausbruch Ler Begeistemng nicht getäuscht oder irgend wie in meinen Zielen und Erwartungen eine Änderung hervorbringen können. Ich wußte ganz genau, um was es sich handelte, denn der Beitritt Englands bedeutete einen Weltkampf. ob gewollt oder nicht. Es bandelte sich nicht um einen strategischen Feldzug, es bandelte sich um den Kampf von zwei Weltanschauungen. Entweder soll die preußisch-deutsch-germanische Weltanschauung Recht, Freiheit, Edre und Sitte — in Ehre bleiben, oder die angelsächsische, das bedeutet: dem Götzendienste des Geldes verfallen. Die Völker der Welt arbeiten als Sklaven für die angelsächsische Herrenraffe, die fie unterjocht. Diese beiden Anschauungen ringen miteinander, da muß die eine unbedingt überwunden werden; und das geht nicht in Tagen und Wochen, auch nicht in einem Jahre. Dieses war mir klar; und da danke ich dem Himmel, daß er Euere Exzellenz und Sie, mein lieber General, mir als Berater zur Seite gestellt hat. Daß das deutsche Volk und Heer --- Volk und Heer ist ja jetzt dasselbe — zu Ihnen voll Dankbarkeit htnaufblickt, brauche ich nicht zu sagen. Ein jeder draußen weiß, wofür er kämpft, das gibt der Feind selbst zu. Und infolgedessen werden wir den Sieg erringen! Den Sieg der deutschen Weltanschauung, den gilt es! Ich trinke mein Glas auf das Wohl der hohen Führer meines Heeres, des Generalstabes und deS gesamten deutschen Heeres. Hurra! Kaiser Wilhelm hat aus Anlaß seines Regierungs jubiläums an den Kronprinzen ein Telegramm gerichtet, in dem er mitteilt, daß das Linienschiff „Kronprinz" künftig den Namen „Kronprinz Wilhelm" tragen soll. Der Kronprinz hat in einem herzlichen Telegramm seinen Dank ausgesprochen. — In der Antwort auf ein Glückwunsch telegramm des Reichskanzlers weist der Kaiser daraus hin, daß er die schwere Last, die Gott auf seine Schultern gelegt habe, in dem Bewußtsein trüge, daß er das Glück habe, an der Spitze des tüchtigsten Volkes der Welt zu stehen. — Dem Reichstage, der dem Kaiser ebenfalls ein Glückwunschtelegramm übermittelte, hat der Monarch .mit einem herzlichen Telegramm gedankt. Krieden^Mmmen aus England. Ansichten der Neutralen. Bern, 17. Juni. Das „Berner Tagblatt" erfährt aus zuverlässiger Quelle, daß es auf dem letzten Versailler Kriegsrat zu stürmischen Auseinandersetzungen gekommen sei. Schweizer Blätter erfahren zuverlässig, daß von eng lischer Seite vorgeschlagcu wurde, die Aufstellung eines genauen fest umrissencn Kriegszielprogramms des VcrbaudeS zu erörtern. Lloyd George erklärte hierzu: Man dräng« in England darauf, einen Versuch zur Friedensanbahnung zu unternehmen, der die Würde und das Ansehen der Verbandsländer wahren würde, aber die Möglichkeit zu einer Annäherung biete. Clemenceau protestierte heftig mit der Begründung, daß dies einem unmittelbaren Friedensangebot gleichkäme und von Deutschland als das Zugeständnis der Schwäche ausgelegt werden müßte. Lloyd George gab indessen Clemenceau nicht ganz nach und es wurde beschlossen, einen Versuchsballon loszulassen, den man jetzt wohl in den Friedenserörterungen der Ententepreffe sehen dürste. Holländische Vermittlungsabsichten? Nach verschiedenen Blättermeldungen werden in Holland eifrige Anstrengungen gemacht, um jetzt eine Friedens- Vermittlung durch die Neutralen einzuleiten. Die „Zürcher Post" bemerkt dazu: Sofern diese holländische Aktion zu stande käme und sie eine ernstliche Gewähr für ihren Er- folg in sich trage, sei kein Augenblick daran zu zweifeln, daß sie in Bern lebhaften Widerhall fände. Dasselbe Blatt berichtet, in London sei man in unterrichteten Vte Ansprache -e- Kaisers. Germanische und angelsächsische Weltanschauung. Auf die kernigen Worte, di« Generalfeldmarschall l. Hindenburg bei der Feier deS Regterungsjubiläums im »roßen Hauptquartier an den Kaiser richtete, antwortete »« Monarch folgendermaßen: Euer« Exzellenz bitte ich auS tiefbewegtem Denen Meinen Dank für den Glückwunsch entgegenzunehmen. Sie baden der FttedenSjahre gedacht, die diesen KriegSereignisten vorauSgtNgen. »6 Jahre schwerer, aber lohnender ArbeM Obwohl sie tn politischer Hinsicht nicht immer erfolgreich sein konnten und Enttäuschunaen brachten, so rvar doch „für Kreisen der Ansicht, daß Friedensverhandlungen bis zum Herbst möglich sein würden. Hoffnungen in der Schweiz. . Fast alle Schweizer Blätter weisen darauf hin, daß jetzt selbst in Frankreich der Friedenswille offenbar werde. Die Diplomatie aller kriegführenden Länder habe auf dem Umwege über die Presse ein, wenn auch noch zaghaftes Gespräch begonnen, dessen Leitgedanke der Friede sei. Die Zeit sei endlich reif, um ernsthaft alle Möglichkeiten einer Friedensvermittlung zu erwägen. Allem Anschein nach wird das Gespräch jetzt nicht wieder verstummen. Friedenssehnen im belgischen Senat. Die „Zürcher Morgenzeitung' bringt Nachrichten von zunehmender Kriegsmüdigkeit der belgischen leitenden Kreise. Einzelne belgische Senatoren haben sich an die Parlamentsmitglieder mit der Bitte gewandt, sie sollten ihren ganzen Einfluß zugunsten eines allgemeinen Friedens geltend machen, der angesichts der Not und deS Elends Belgiens dringend erforderlich schiene. Ministerwechsel in Bulgarien. Sofia, 17. Junt. Mwisterpräsideal , Dr. Radoslawow hat dem Köm, den Rücktritt de» KabtuettS ange boten. Der König hat da» Rück- trtttsgefuch angenommen. «, Die Meldung vom Rücktritt des bulgarischen Minister präsidenten kommt für den Kenner der bulgarischen Ver- Wochenblatt für Wilsdruff > und Umgegend. Erscheint seit dem Jahre 4844. kehrspolitischen, Beschränkungen — erhalten wird, aber die nationalen Heiß sporne wollen nicht warten und machen Radoslawow dafür verantwortlich, daß der Bukarester Friede Nicht alle ihre Wünsche restlos erfüllt habe. Radoslawow, der just vor fünf Jahren im Juli 1913 die Regierung übernahm, hat seinem Vaterlande unschätzbare Dienste geleistet. Nach den blutigen Balkankriegen, um deren Früchte Bulgarien durch die Raubpolitik Rumäniens betrogen ward, widmete Radoslawow im Verein mit dem Könige seine ganze Kraft dem Wiederaufbau. Seiner unermüdlichen Arbeit und seiner vorausfchauenden Politik hat Bulgarien es zu ver danken, wenn es schon zwei Jahre nach dem Verrat Rumäniens und Serbiens Vergeltung üben durfte. Für immerdar wird es Radoslawows Verdienst bleiben, daß er Bulgarien an die Seite der Mittelmächte geführt und dem Lande dadurch eine ausschlaggebende Stellung auf dem Balkan gesichert hat. Die bulgarische Presse erkennt dies Verdienst ausnahmslos an. Damit ist die Sicherheit gegeben, daß die äußere Politik auch unter den neuen Männern unverändert bleihen wird. Wahrscheinlich wird rin Parteiministerium mit Malinow an der Spitze gebildet werden. Der jetzt 67 jährige Radoslawow wird, wie es heißt,; zum Präsidenten der Sobranje gewählt werden, ein Zeichen, daß der außenpolitische Kurs unverändert bleibt. Amerikanische Hilfe für Italien. Nach den dem österreichischen Angriff unmittelbar : wrangegangenen Washingtoner Meldungen zeigt sich Wilson geneigt, einen großen Teil der für die französische Front bestimmt gewesenen amerikanischen Infanterie und llrtillerie nach Italien zu senden. Die Pariser Be- iprechungen dieser Nachricht zeigten eine begreifliche Zurück haltung. Man hätte gewünscht, daß der Entente-Genera- iissimus Foch die volle Verfügung über alle amerikanischen Vas »Wilsdruffer Tageblatt- erschelnt täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, abends 8 tlhr für den folgenden Tag. / Bezugspreis bei Selbstabholung von der Druckerei wöchentlich 20 Pfg., monatlich 7V Pfg., vierteljährlich 2,10 Ml.; durch unsere Austräger zugetragen monatlich 80 Pfg., vierteljährlich 2,40 Ml.; del den deutschen Postanstalten vierteljährlich 2,40 Ml. ohne Zustellungsgebühr. 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