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Nr. 143. Sonnabenv Sen 22. Juni 1918 77. Jahrg Der amtliche Teil befindet sich auf der 4. Seite Der Transportdampfer Santa Anna versenkt tärische Niederlage bestätigt Clemenceaus der Ententeheere. Tas zu und Wort von der „Erschöpfung Staaten", gibt er Ein sranzoftfches FrtesenSangebot'r In Berliner politischen Kreisen wird sicherem Ber nehmen nach mit der Möglichkeit eines französischer Friedensangebots gerechnet. Diese Meldung könnte aul den ersten Blick erfreulich erscheinen. Sicher ist jedoch daß es Frankreich zunächst darum zu tun ist, eine inner» Zersplitterung in Deutschland und Trübungen zwischer den Mittelmächten hervorzurufen. Jedenfalls soll ein« Kriegszielerklärung des Verbandes bevorstehen. Sie dürft» Licht darüber ausbreiten, was unsere Feinde fordern Darauf wird es in erster Linie ankommen, wenn über haupt ein Ergebnis erzielt werden soll. In Berlin wird die Auffassung vertreten, daß es um die Sache der Mittel mächte weit besser steht als am Tage des deutsch-öster reichischen Friedensangebots am 12. Dezember 1916. Wirkung der Beschießung von Paris. Wie trotz aller Ableugnungen sn den Funksprüchev und der Presse Frankreichs die Beschießung von Paris wirkt, zeigen die Bemerkungen von Leuten, die kürzlich Paris verlassen haben. In den letzten Tagen des Mai Keine deutschen Minen in der freien Fahrstraße. Die englische Admiralität hat laut Zeitungsnachrichten mitgeteilt, daß in der Zeit zwischen dem 2. und 7. Juni auf dem Wege, der den holländischen Dampfern für dir Transporte der Austauschgefangenen oorgeschrieben ist, verankerte Minen deutschen Ursprungs gefunden seien. — Dazu wird von amtlicher deutscher Seite erklärt: Bereits am 7. Juni ist amtlich festgestellt, daß von deutscher Seite keine Minen auf der den Dampfern zugesicherten freien Fahrstraße gelegt sind. Es kann von hier nicht nach» geprüft werden, ob die Engländer tatsächlich in jener Gegend Minen gefunden haben. Sollte die Angabe zu» treffend sein, so sind diese Minen jedenfalls nicht vor» deutscher Seite gelegt. Kritische englische Stimmen. Immer häufiger werden in England Stimmen kam, Lie sich gegen Lloyd Georges Erklärungen zum U-Boot» Krieg wenden. Ihnen schließt sich jetzt das angesehen» „Journal os Commerce" an. Das Blatt meint, daß sich Lie wiederholten ministeriellen Zusicherungen, die Untersee bootsgefahr sei zu Ende, nicht erfüllt hätten. Da? englische Volk sei viel zu lange am Narrenseil herum geführt worden. Man dürfe sich nun nicht wundern, wenn die Werftarbeiter in ihren Anstrengungen im Schiff bau nachlassen würden, von dem das ganze Schicksal Eng lands abhänge. Selbst wenn das Unterseeboot beut» amerikanische Pflaster aui die brennenden Wunden aber fit bislang recht wirkungslos gewesen, ein Mittel von der Art, wie es amerikanische Kurpfuscher in allen britischen Journalen anpreisen, und Bonar Law übernahm die Rolle eines solchen Marktschreiers, dessen Mittel in umgekehrtem Verhältnis zu den Versprechungen wirken. Die Rede sollte den briti chen Kriegsgeist stärken, aber hinter jedem Wort schreit die furchtbare Enttäuschung. Gewiß stehen einige Sammys in Frankreich, aber ihre Hilfe wirkt nur wie der Tropfen auf den heißen Stein und wird weitrr so wirken, da vor der Schiffsraumnot und unserer Kriegservrobtheit, vor den harten Tatsachen alle amerikanischen Seifenblasen zerplatzen, die Bonar Law nach unrühmlichem Muster seinen Briten vor- taubert. Sie sind da, ruft er verzweifelt, Glauben ersehnend. Ach, die Yankees haben sich bisher nur blutige Köpfe ge- yolt und nach kurzer Zeit wird es aller Welt noch offen- kundiger sein, daß nicht die Amerikaner da sind, wohl aber wieder einmal englische Bluffversuche und Lügen. Nur. baß diese bislang den Krieg nicht gewinnen halsen und in den nächsten Monaten, wo nach Bonar Law „die Ent» scheidung in diesem Kampfe fällt", erst recht nichts an den, Ausgang ändern werden. gesteht Bonar Law ein. Notgedrungen so Frankreichs und Englands mili- Nußland gegen den Verband. Stockholm, 20. Juni. Nach Berichten der Petersburger Presse ist dem eng- fischen Geschäftsträger in Petersburg von dem stellver-' tretenden Minister des Auswärtigen, Tschitscherin, folgende Protestnote übergeben worden: Nachdem Russland aus der Reihe der kämvfcnden Staaten auSgeschicden ist, zögerte die russische Regierung anfangs noch mit der Forderung, daß die englischen Kriegs- schiffe die nördlichen Häfen zu verlassen haben. Sväter wieö der stellv. Kommissar für auswärtige Angelegen heiten mehrmals auf die Notwendigkeit hi», dass dir eng. lischeu Schisse die nördlichen Häfen verlassen. Der Versuch. irgendwelche Truvpcnabteilungcn zu landen, würde energische Gegenmassnahmen der russischen Regie rung Hervorrufen. Ader auch gegen daS Verbleiben von Kriegsschiffen kriegführender Staaten in unseren nörd lichen Häfen und Gewässern legt der Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten energisch Protest ein. Eine Note des gleichen Wortlauts ist dem französischen und dem amerikanischen Generalkonsul in Moskau über mittelt worden. Man ist sich wohl in Moskau darüber klar, daß der Verband den Protest unbeachtet lassen wird, Zwar hat der ehemalige Ministerpräsident Asguith im englischen Unterbause getadelt, daß die Regierung kerne freundschaftlichen Beziehungen zu Rußland unterhält, aber die Eroberungsgier Englands und die Raublust seiner Verbündeten treibt sie fort auf der Bahn des Rechts- Bruchs und der Vergewaltigung. Englische Umtriebe gegen Finnland. Nach einem Aufsatz in „Hufvudstaadsbladet" ist in der finnischen Hauptstadt ein Dokument gefunden worden, aus Lem heroorgeht, daß die finnischen Roten Gardisten in unmittelbarer Nähe der finnischen Grenze an der Murman bahn eine große Kolonie anzulegen planten. England sollte dieser Kolonie vollkommene Selbständigkeit zusickern. Ihr Hauptzweck bestand in einer ständigen Bedrohung Finnlands. Spanien verlangi Gibraltar. Erklärungen des Ministerpräsidenten Maura. Madrid, 20. Juni. Bei der Beratung der Militärreform in den CorteS gab Ministerpräsident Maura eine Übersicht über die inter nationale Lage und die Stellung Spaniens. Bezüglich der Meerenge von Gibraltar erklärte Maura, daß deren Beherrschung für die Nation eine Notwendigkeit sei und daß Spanien sich auf seine künftige Mission ge bührend vorbereiten müsse, um im gegebenen Augenblicke seine diesbezüglichen Rechte entsprechend geltend machen zu können. Der Ministerpräsident erinnerte ferner an die spanischen Rechte auf Marokko und führte aus, daß dessen nörd liche Küste notwendigerweise dem spanischen Einflüsse unter stehen müsse, da sie im gegenteiligen Falle von einer fremden Macht besetzt werden würde. Spanien müsse alles daransetzen, so meinte Maura, um die Oberhand über sein Gebiet zu sichern. Das Land müsse auf seine eigene Kraft bauen, um im Kriegsfälle ohne fremde Hilfe dem Feinde entgegentreten und seine Grenzen selbständig verteidigen zu können. Ein wehrloses Spanien würde seine Unabhängigkeit als Nation infolge seiner stets an Bedeutung zunehmenden Lage am Eingang des Mittel meeres einbüßen. war danach die Wirkung jo groß, daß jeder, dem es sein» Vermögenslage nur einigermaßen erlaubt, die Stadt ver ließ. Die ärmere, gezwungenermaßen zurückbleibende Be völkerung ist wütend auf ihre eigene Regierung und di» Engländer, die sie für alles Unglück verantwortlich machen. Diese Stimmung hat zu einer außerordentlich scharfen Überwachung der Nachrichten seitens der Regierung ge führt. Den Neutralen wird die Ausreise erschwert unk das Verbot, in der Öffentlichkeit über die Beschießung zu sprechen, hat zur Aussetzung von Prämien für die ge führt, welche Leute benennen können, die trotzdem übe» die Beschießung sprechen. Der feindliche Spionagedienst. Halbamtlich wird mitgeteilt: Anfang April sind zw^ desertierte Matrosen, Jacob und Knüfken, in Deutlckland verhaftet worden, die von Kopenhagen aus für den ieino» lichen Nachrichtendienst- tätig gewesen sind. Sre Habes umfassende Geständnisse abgelegt, aus denen sich ergibt, daß sie mit englischen Organen des Nachrichtendienstes wie auch mit dem französischen Marineattacks -.eprevost m nahen Beziehungen gestanden haben. Jacob hat der feinen Vernehmungen folgendes ausgesagt: „ .... „. . . Es werden von den Engländern folgmde Prämien gezahlt: Für ein Attentat auf den Deittichea Kaiser eine Million Mark, für Versenkung eines U-Bootes, gleich auf welche Weise, 500 000 Mark, für Sprengung von Werstanlagen oder Brücken 300 000 Mark, für Anstiftung zu Meuterei oder Streiks 50000 Mark, für allgemeine Nachrichten, je nach Wert, 5000 bis 20 000 Mark. Knüste» machte ähnliche Angaben. Sie sind da .... Bonar Law, der Glasgower Eisenkönig, der Führe» der britischen Konservativen, hatte innerhalb der große» ministeriellen Redeoffensive, die seit Wochen gegen di» Briten beschlossen ist, ein heikles Amt übeniommen. Wäre Lloyd George wieder im Hause der Gemeinen mit einer Rede über Englands „glänzende" Lage erschienen, s- wäre er mit jenem Mißtrauen empfangen worden, das seit . seinen vielen Falschprophezeiungen dem „großen Lügner von Wales" reichlich entgegengebracht wird. Bonar Law gilt in englischen Kreisen als undiplomatisch, geradezu. Ihm fehlt die Gerissenheit und Wortkunst Balfours oder die Advokatenberedsamkeil David Lloyd Georges. Bonar Laws Grobschmiedemanier sollte die Lage retten. Und der in diplomatischen Künsten Ungewandte mühte sich ab. Aber Lügen haben kurze Beine und in einer länglichen Rede mißlang es Bonar Law kläglich, durch Grobschmiedegedröhn die Wahrheit zv übertäuben. Ein tragikomisches Bild, dieser Brite, der gezwungen ist, zum Vorteil seines Landes und zur Hebung der Stimmung zu lügen und dabei in der Hitze der Ver legenheit Eingeständnisse macht, welche die wahre Lage 'cheinwerferartig aufhellen. Haig ist geschlagen, Fochs Reserven sind dahin- qeschmolzen. Ein paar Wochen deutscher Schläge genügten, um so große feindliche Massen zu zerstören, so große Ge biete zu erobern, daß Clemenceau sogar verzweifelt und rund heraus erklärt, Frankreichs' und Englands Massen seien dahingeschmolzen, Foch könne allein der Übermacht nicht standhalten. Das Organ der britischen Offiziere sagt mit Recht, nicht örtliche Vorteile, wie Paris oder Calais, sondern die Zerschmetterung der Reserven sei Hindenburgs Ziel, dem er bedenklich nahe- gekommen sei. Bonar Law weiß das, spricht von -ernster Gefahr" und den „Siegen" der Deutschen. Wohlgemerkt, den Siegen! Trotzdem er frank und frei vorher lang und hreit sich abmühte zu behaupten, die eigentlichen Sieger seien bislang die — Briten und Welschen gewesen. Das heißt doch wirklich die Wahrheit mit dem Grobschmiedhammer erschlagen und Clemenceau und Foch werden baß erstaunt über diese Entdeckung Bonar Laws sein. Aber der ehrenwerte Schotte glaubte wohl, der Zweck und die Not heiligen die kindlichsten Mittel und bewahrheitete aufs neue das Goethewort von denen, die englisch lispeln, wenn sie lügen . . . Ein saures Amt in diesen tristen Zeiten, da die Wahr heit von allen Schlachtfeldern Frankreichs zum Himmel wider Ehren-Law schreit. Selbst das Lügennetz ameri kanischer Hilfe vermag sie nicht zu bedecken. Bonar Law versucht es trotzdem. Sie sind da, die Sammys, ruft er. Wieoiele? Er schweigt in allen Tonarten, da bei Zahlen jeder schiffskundige Brite nachprüfen kann, wie viel Mann Wilson in der Zeit der Frachtraumnot zu senden vermag, alldieweil jeder Amerikaner für den Weg über den großen Teich 4 Tonnen Schiffsraum und für seine weitere Verpflegung ein Vielfaches davon erfordert. Seit Lloyd George und Sir Geddes mit ihren Zahlen von nachrechnenden Briten als Fälscher entlarvt wurden, befolgt Bonar Law das Beispiel der Gebrannten, die das Feuer scheuen. Die amerikanische Hilfe? „Die Hauptquelle der Reserven sind doch die Vereinigten Oer deutsch-französische Gefangenen-Austausch. Heimkehr von 7000 Gefangenen aus der Schweiz. Berlin, 20. Juni. Nach den deutsch-französischen Vereinbarungen übel Gefangenensragen sollen die vor dein 15. April 1918 iv der Schweiz internierten deutschen Kriegsgefangenen ir die Heimat zurückgeführt werden. Ebenso sind sämtlich» in der Schweiz internierte Zivilpersonen freizulassen. Du Ausführung dieser Bestimmungen hat nunmehr begonnen Heute hat der erste Zug mit deutschen Internierten di' schweizerische Grenze überschritten und ist in Kr-ntanf ein-etroffen. Leider haben bahntechnische Schwierigkeitep den Beginn dieser Transporte verzögert, doch sollen sü nun in regelmäßiger Zugfolge laufen und in etwa vier Wochen beendet sein. Sie werden etwa 200 deutsch» On ziere, 6000 Kriegsgefangene und 1000 Zivilinterniert« der Heimat wiedelgeben. Im Anschluß an die Räumung der Schweiz beginnt voraussichtlich im August die Internierung der mehr als 18 Monate kriegsgefangenen Offiziere in der Schweiz und die Entlassung der mehr als 18 Monate kriegsgefangenen Kniet ossiziere und Mannschaften, sowie der Zivilinternierten tn die Heimat. Voraussetzung ist allerdings, daß die französische Regierung bis dabin eine entsprechende Anzahl von Elsaß-Lothringern herausgegeben hat, für deren Zurückhaltung seinerzeit 1000 Geiseln aus dem besetzte» Frankreich nach Holzminden und Wilna verbracht worden waren; hierüber schweben zurzeit noch Verbandlunaen MsdmfferTageblatt Älatt für die Königliche Amtshaupimannschast Meißen, für das Königliche Amtsgericht und Den Gtadtrat zu Wilsdruff sowie für das Königliche Korstrentamt zu Tharandt Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6. Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 28614. Zahlung binnen ZO Tagen Gültigkeit; längere» Ziel, gerichtliche Einziehung, ge< meinsame Anzeigen versch. Znsercntcn bedingen die Abrechnung des Brutto-Zeilen- preifes. / Sofern nicht schon früher ausdrücklich odi;r stillschweigend als Erfüllungsort Wilsdruff vereinbart ist, gilt es als vereinbart durch Annahme der Rechnung, faNS nicht der Empfänger innerh. 8 Tagen, vom Rechnungstage an, Widerspruch erhebt. Wochenblatt für Wilsdruff und Ltmgegend. Erscheint seit dem Jahre 4844. Amts- Vas .Wilsdruffer Tageblatt' erscheint täglich, mit Ausnastme der Sonn, und Festtage, abend« s ilhr für den folgenden Tag. / Bezugspreis bei Selbstabholung von der Druckerei wöchentlich 20 Pfg., monatlich 70 Pfg., vierteljährlich 2,10 Ml.; durch unsere Austräger zugetragen monatlich 80 Pfg., vierteljährlich 2,40 Ml.; bei den deutschen Postanstalten vierteljährlich 2,40 Ml. ohne Zustestungsgcbüstr. «Ne Postanstalten, Postboten sowie unsere Austräger und Geschäftsstelle nehmen tederzeit Bestellungen entgegen. / Zm Faste höberer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen der Betriebe der Zeitungen, der Lieferanten oder der Beförderungseinrichtungen — hat der Bezieher leinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeiiung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. 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