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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und alle änderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Nr. 98 — 93. Jahraana Wilsdruff-Dresden Telegr.-Adr.: „Tageblatt Freitag, den 27. April 1934 Postscheck: Dresden 2640 L W Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend »-in I . DcckiedsstSrungkn bcstchl " "UI kicieruNA dtr Zeitung oder Kürzung der Bezugspreises. Rücksendung-eingcsanvtcr Echristftücke erfolgt nur, wenn Rückporto deiliegt. Anzeigenpreis: die I sp-lüge Millimeterzeilc <48mm breit) 7Rpsg„ die 2spaliige Millimeter,cüe der amtlichen Bekannt, machungen bei direkter Auftragserteilung ll Rpfg. ohneNachlak, die IspaltigeTert-Willimelerzcile <90mm breit) raRpfgt Ms^l ckk"^d'°^ck^' Fkrnsprecher: Amt Wilsdruff Nr.'-6 MSgltchkeit berücksichtigt. — > . Anzeigen . Annahme bist vormittags ro Uhr Für Lie Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen nur keine Gewähr. .Fede^ , Rabattanspruch rrlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden mutz oder dec.Austraggeber.inKonkuwgeräl^ Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des^Städt-s rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Zn das zehnte Zahr hinein. Als am 26. April 1925, also vor nunmehr neun Zähren, gegen die Stimmen der Weimarer Koalition und gegen die Kommunisten der Generalfeldmarschall von Hindenburg zum Präsidenten des Deut lichen Reiches gewählt wurde, hat er selbst nicht ge rächt, daß er, der damals 77jährige, die Würde und Bürde Kmcs hohen, verantwortlichen Amtes sogar ein zweites Mal übernehmen und sie so lange tragen sollte. Denn nun hat das zehnte Jahr seiner Präsidentschaft begonnen, eine Präsidentschaft, die weit, weit mehr als nur das umfaßte, was die Weimarer Verfassung Syrern Sinn und ihrer Absicht nach dem Reichspräsidenten an Rechten zusprach und Anerkennen wollte. Er, in dessen Händen fast fünf Jahre hindurch das Schicksal der Heimat gelegen hatte, wurde von neuem dazu bestimmt, Deutsch lands Schicksal zu gestalten. Mit Hindenburg schritt ein Mann durch das Tor des Reichspräsidentenpalais, der sich — sie mochten es ahnen und fühlen — dochrgerade im wesentlichen unterschied von bin Mächten und Meinungen des damals herrschenden Systems der parlamentarischen Demokratie, das eines uicht kannte und kennen wollte: Mutzur Verant wortung. Müßte man denn aber nicht wissen, daß An Mann, der im Weltkriege und noch lange, lange Monate hernach, und als trotzdem alles um ihn zusammen- h^ach, unbeirrt und niemals wankend diese alleinige Ver antwortung aetragen hatte und tragen mußte, sich nun als Reichspräsident oder, wie cs damals hieß, als „Repräsentant" °-s deutschen Volkes nicht mit der Rolle eines Statisten ^Müg-n würde oder auch nur begnügen konnte! Daß er, oent ein Leben persönlichster Leistungen eine ganz selbst verständliche, in sich ruhende Autorität, ein wirkliches ttührertum verliehen hatte, sich den unbestimmten und un bestimmbaren Beschlüssen einer verantwortungsscheuen und rein zahlenmäßigen Mehrheit auf die Dauer fügen könnte! Da war ein Spalt, da klaffte der Riß, der all mählich immer breiter wurde, je mehr auf der Seite der Parteien und des Parlaments auch die letzten Spuren des Verantwortungsbewußtscins schwanden und auf der anderen Seite die verantwortungsbewußte Autorität eines Hindenburg über das „Gehudcl" der Parteienwirtschaft immer höher hinaus- und emporwuchs. - Unendlich viel Papier wurde vollgeschrieben, und noch Mehr Reden wurden darüber gehalten, als nun rmmer und immer häufiger Gesetze und Verordnungen unter der Persönlichsten Verantwortung des Reichs- Präsidenten — und rechtlich allein von ihm getragen — erscheinen mußten. Konnte denn das überhaupt anders sein? Der Geist des deutschen Volkes wuchs wieder und wurde immer lebendiger; daran vermochte ihn kein Buch stabe zu hindern, am wenigsten konnten es die Verteidiger dieser Buchstaben tun. Und als sie sich aufs Krankenlager legen mußten, von dem sie sich nicht mehr erheben sollten, da trat eben ruhig und im vollen Bewußtsein der Ver antwortung, die er damit übernahm, Hindenburg in die Lücke hinein. Denn der Staat ist rasch pulsierendes Leben und würde zusammenbrechen, wenn ihm die Führung fehlt. Wieder war es, wie einst vor Tannenberg, die allerhöchste Zeit, daß Hindenburg diese persön lichste Führung und Verantwortung im Dienst sür Heimat und Volk übernahm! Bis dann ein Mann kam, der ihm diese Last zu tragen leicht gemacht hat, weil sich hinter diesen ersten Volkskanzler schließlich die ganze Nation stellte. Nun ist Hindenburg in das zehnte Jahr seiner Neichspräsidentenschaft eingetreten. Er hat ein Leben hinter sich, das immer nur Dienst, das Mühe und Arbeit war, — und darum ist es köstlich gewesen. Dr. Pr. Belgien am Scheidewege. Suvichs Besuch in Brüssel. — Gegen Frankreichs Rüstungswahnsinn. über den Besuch des italienischen Unterstaatssekretärs Suvich in der belgischen Hauptstadt und über seine Be sprechungen mit Ministerpräsident de Broqueville und Außenminister Hymans verlautet aus amtlichen Kreisen, daß der Besuch Suvichs auf Wunsch der belgischen Ne gierung erfolgte. Es verlautet weiter, daß die belgische Negierung die Haltung, die de Broqueville in seiner letzten großen Rede umrissen hatte, nicht geändert hat, und daß der Standpunkt, den Frankreich in der Abrüstungs frage einnimmt, von der belgischen Regierung keineswegs geteilt wird. Man weist darauf hin, daß Belgien, das stets ein französisch-englisch-italienisches Abkommen ge wünscht habe, sich jetzt vor die Wahl gestellt sieht, sich entweder einem aus Frankreich und der Kleinen Entente bestehenden Block anzuschließen, oder England und Italien zu folgen. Es sei klar, so betont man in amtlichen Kreisen, daß Belgien seine traditionelle Politik des Zusammengehens mit England verfolge und die gegenwärtige Politik Frankreichs nicht mitmachcn werde. Belgien wolle um jeden Preis aber auch ein Wettrüsten "erhindcrv. Ufere Forderungen un die Gläubiger. Schacht: Das deutsche Schuldenproblem muß endlich entschlossen angepackt werden! Der N ei chsbankpräs ident über die Transferkonferenz im Rundfunk. Reichsbankpräsident Dr. Schacht sprach im Rund funk über das Transferproblem. In seiner Rede betonte der Neichsbankpräsident u. a. folgendes: Am 27. April d. I. treten in Berkin in der Neichs- bank die Gläubigervertreter der deutschen mittel- und lang fristigen Schulden mit Vertretern der Reichsbank zu sammen zu dem Ziel, für das Problem der deutschen Auslandsschulden eine konstruktive Lösung auf dauerhafter Grundlage zu finden. Die große zur Debatte stehende Frage ist, wie kann man die Über tragung der deutschen Schuldenzahlungen infremde Währung ermöglichen — denn das ist das Problem des sogenannten Transfers — und wie kann man die Störungen, die von diesem Transferproblem auf die Welt ausgehen, beseitigen. Nachdem Schacht darauf hingewresen hatte, daß für das vorliegende Problem der Versailler Vertrag der Ursprung allen Übels gewesen sei, auf Grund dessen Deutschland jährlich Milliar- denbejxäge an Reparationen zu zahlen gehabt habe, geißelte er scharf die „Anleihepolitik" der früheren marxistischen Regierungen. Tatsache sei, daß infolge dieses Pumpsystems im Laufe der Zeit weit über 10 Milliarden Mark Anleihen, die wir jetzt verzissen und tilgen müssen, nicht der deutschen Volks wirtschaft zugute gekommen sind, sondern in Form von Reparationen direkt an das Ausland geflossen sind. Wir befinden uns nun dem Problem gegenüber, daß Deutschland dieses bei ausländischen Privatleuten für Reparakionszwecke aufgenommene Geld zurüüzahlen - muß. Obwohl angesichts dieser Sachlage nicht geleugnet werden kann, daß das auf der Konferenz zur Debatte stehende Transferproblem seine Entstehung der politi schen Unvernunft der Vergangenheit verdankt, sind wir auf der anderen Seite als ehrliche Schuldner selbstverständlich verpflichtet, unseren Zahlungen nach zukommen, zumal unsere Gläubiger Privat leute sind. Der einzelne deutsche Schuldner zahlt auch die fälligen Beträge in deutschem Geld für Rechnung der ausländischen Privatgläubiger pünktlich bei der Konversionskasse für deutsche Auslandsschul den ein. Was wir aber nicht bewirken können und was nicht in unserer Macht liegt, ist, die von dem Schuldner eingezahlten Reichsmarkbeträge dem ausländischen Privatgläubiger in fremder Währung zur Verfügung zu stellen. Diese Devisen können wir uns jedoch nur beschaffen, indem wir Waren im Ausland verkaufen. Das Ausland legt aber unseren auf eine Steigerung unserer Ausfuhr gerichteten Bemühungen immer größere Schwierigkeiten in den Weg, so daß wir g e gen- wärtig nicht in der Lage sind, so viel Waren auszu führen, daß wir damit unseren Schuldenverpflich tungen an das Ausland in fremdem Geld nachkommen können. Infolge des Kredit- und Bankenkrachs von 1931 ist auch die zweite heimische Quelle, der in normalen Zeiten vorübergehend ausländische Zahlungsmittel entnommen werden können, nämlich die Gold- und Devisenreserve der Reichsbank, völlig zum Versiegen gebracht worden. Zwei unserer größten Gläubigerländer, England und die Vereinigten Staaten von A m^ rika, haben durch eine Entwertung ihrer Währung' unsere Ausfuhr auf das empfindlichste erschwert, indem sie uns auf dem eigenen und au fremden Märkten unter bieten. Trotz aller Hemmnisse hat Deutschland bis zum >zunr 1933 seine fälligen Verpflichtungen an das Ausland in fremden Zahlungsmitteln voll erfüllt. Von diesem Zeit punkt ab mußten die Zahlungen Herabgesetz t^verden. Heute ist unsere Lage so, daß auch eine Fortsetzung der gegenwärtigen teiuoeifen Erfüllung in fremder Wäh rung nicht mehr möglich »st- Abhilfe kann nur von zwei Seiten kommen: die eine Möglichkeit ist eine Steigerung der deut schen A nsfuhr durch Belebung des Welthandels, die andere ein Entgegenkdmmen oer Gläubiger in der Höhe der Zinsen, der Hinausschieb mg der Tilgung und ähnliche Maßnahmen. Da die Wiederbelebung des Welthandels abhängig ist von einer vernünftigen Regelung der Schuldcnfrage, ist es notwendig, das Schuldenproblem entschlösse« in Angriff zu nehmen. Während sich in den einzelnen Ländern binnen- wirtschaftliche Belebungserscheinungen geltend machen, verharrt die Weltwirtschaft auf ihrem tiefen Stand, weil die Kreditbeziehungen von Land zu Land infolge der notleidend gewordenen alten Schulden ins Stocken geraten sind. Es ergibt sich daher der jeder Vernunft bare Zustand, daß diejenigen Länder, die Rohstoffe verbrauchen und in dustrielle Fertigprodukte in Überfluß Herstellen können, aus Mangel an fremden Zahlungs- mitteln daran gehindert werden, Rohstoffe zu kaufen, und daß diejenigen Länder, die Rohstoffe produ zieren, auf den Konsum industrieller Fertigwaren ver zichten müssen. Dieser den eigenen Interessen des Auslandes zuwider- laufende Tatbestand zwingt Deutschland, seine Roh- stofseinfuhr auf ein Mindestmaß zu beschränken. Hier,' stehen wir unter einen» Zwang, den nur eine ver- ' nünftige Handelspolitik des Auslandes selbst Ludern kann. Angesichts dieser Sachlage erscheint es nur vernünf tig, das Problem auch von der zweiten Seite anzupacken, nämlich den Störungen, die von den notlei denden alten Schulden auf die Weltwirtschaft ausgehew dadurch entgegenzuarbeiten, daß »nm» die Last der Auslandsschulden durch eine « Senkung der Zinssätze vermindert. Eine solche Zinsherabsetzung würde nicht nur die Kapi talforderungen des ausländischen Privatgläubigers innerlich besser machen, sondern sie würde ange sichts des niedrigen Weltzinsniveaus auch moralisch gerechtfertigt sein. Deutschland ist nach wie vor bereit, zu einer Wiederbelebung des Welthandels und da mit zu einer Steigerung seiner Transferfähigkeit beizu tragen, und ich gebe der Hoffnung Ausdruck, daß auch die Gläubiger das deutsche Schuldenproblem unter diesem größeren Gesichtspunkt anpacken werden. Neuer Sprengstoffanschlag in Österreich. Stürmische Kundgebungen bei Linz. Nach amtlichen Wiener Mitteilungen ist nachts an der Mühlkreisbahn in der Nähe der Haltestelle Schlaeg ein Sprengstossanschlag verübt worden, wodurch das Gelände der über den Mühlfluß führenden Eisenbahn- brücke beschädigt wurde. Der Zugverkehr ist in keiner Weise gestört worden. Wie aus Linz (Österreich) berichtet wird, zogen abends aus der Umgebung von Gmunden zahlreiche Arbeiter unter dem Ruf „Heil Hitler!" in Gmunden ein. Eine Gruppe warf in die Villa des Bürger meisters von Gmunden, Thomas, 60 Steine und zertrümmerte 40 Fensterscheiben. Die gleichen Vorgänge ereigneten sich vor der Wohnung des Bezirkshaupt manns, dem durch Steinwürfe 60 Fensterscheiben zertrümmert wurden. Auch kam es angeblich zu Schießereien, die jedoch keinen Schaden anrichteten. Man nimmt an, daß die Haussuchungen der letzten Tage der Anlaß zu den Kundgebungen gewesen sind. Die Polizei ging gegen die Demonstranten mit dem Gummiknüppel vor. Mehrere Nationalsozialisten wurden verhaftet. An der Grenze erschossen. Der Landwirt Alois Führer aus Hermading bei Burgkirchen (Bezirk Braunau am Inn) wurde mor gens knapp an der deutschen Grenze, aber noch auf österreichischem Gebiet, von bisher unbekannte»» Tätern angeschossen und ist jetzt seinen Verletzungen er legen. Führer konnte noch angeben, daß er sich nach der Landung — er kam mit einem Boot von Bayern her über über den Inn — plötzlich zwei schießenden Parteien gegenübersah, wobei ihn eine Kugel traf. Über dem Motiv der Schießerei liegt gegenwärtig «och geheimes Dunkel. Das Horst-Wessel-Lied am Grabe gesungen. > In Lienz (Tirol) starb der wegen verbotener par teipolitischer Betätigung in Haft gewesene Franz Ar- lang im Krankenhaus an den Folgen einer Magen- opcration. Anläßlich des Begräbnisses war eine große Zähl nationalsozialistischer Parteigänger erschienen. Sie sangen am offenen Grabe mit zum Hitlergrnß erhobenen Arm das Horst-Wessel-Lied. Im Zu- sammenllana-damit