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Richtlinien für die Feier des 1. Mai. Der Reichs Minister des Innern hat an die Obersten Rcichsbehördcn und die Landesregierungen fol gende Richtlinien über die Begehung des nationalen Feiertages des deutschen Volkes erlassen. Am 1. Mai flaggen sämtliche Dienstgebäude des Reichs, der Länder und Ge meinden sowie die Gebäude der Körperschaften des öffent lichen Rechts und der öffentlichen Schule. Die Bevölke rung wird aufgefordert, sich dem Vorgehen der Behör den anzuschließcn und damit der Verbundenheit von Volk und Reich Ausdruck zu verleihen. Sämtliche Dienstgebäude werden mit frischem Birkcngrün oder sonstigem Grün in einfacher Weise geschmückt. Die um S Uhr vormittags im Lustgarten zu Berlin stattfin dende Kundgebung der Schuljugend, die über alle deutschen Sender übertragen wird, wird den Mittel punkt der örtlichen Schulfeiern im Reich bilden. Die Schüler und Schülerinnen aller am Ort befindlichen Schu len werden sich mit ihren Leitern und Lehrkräften auf den allgemeinen Äufmarschplätzen versammeln, um dort die Übertragung dieser Kundgebung zu hören. An den in Berlin stattfindenden großen Feiern soll die Bevölke rung im ganzen Reich unmittelbar teilnehmen, in dem an allen Orten an geeigneten großen Plätzen von der Gemeindeverwaltung Lautsprecher aufgestellt werden. Die Musikkapellen der SS. und SA., der Schutzpolizei und der großen Organisationen werden Platzkonzerte veranstalten. Der Reichswehr minister hat die Musik- und Trompeterkorps der Reichswehr angewiesen, an den in ihren Standorten pattfindenden Feiern mitzuwirken. Göring zur Abrüstungssrage. Kampf gegen den Kommunismus geht weiter. Der scheidende Berliner Reuter-Vertreter, V. Bodker, hatte ein längeres Interview mit dem Ministerpräsidenten Göring, der sich mit größter Freimütigkeit über eine Reihe an ihn gerichteter Fragen äußerle. Ministerpräsi dent Göring erklärte unter anderem, daß die Sicher heit tnDeutschland heute vollkommen gewähr leistet sei. Gegenüber der Tätigkeit der noch aktiven Gruppe der Kommunisten habe er gerade in diesen Tagen neuerdings drakonische Maß nahmen beschlossen. Die Zahl der Gefangenen und der Insassen von Kon zentrationslagern schätzte Göring in Preußen auf etwa 4000 bis 5000, in ganz Deutschland auf etwa 6000 bis ^>00. Davon ist der Hauptbestandteil Kommunisten, die Propaganda betrieben haben. Eine Freilassung von Thälmann und Torgler komme zur Zeit wegen der gegen sie schwebenden Hochverratsverfahren nicht in Frage. Über die in der französischen an England auf gegriffenen Positionen im Reichshaushalt befragt, äußerte sich Göring im Sinne der auf die bekannte eng- Usche Anfrage erfolgten Auskünfte des Rcichsaußen- winisters. Im übrigen könne man Deutschland doch nicht wenigstens die primitivsten Vorbereitungen für den Luft schutz verwehren. „Die Hauptschwierigkeit der Abrüstung scheint mir übrigens nicht in der Frage zu liegen, ob Deutschland auf rüstet oder den Versailler Vertrag bricht, schlimm ist es vielmehr, daß eine Macht wie F r a n k r e i ch, die bis an die Zähne bewaffnet ist, nichts hergeben will. Es wird aber energisch bestritten, daß wir aufrüsten. Im geheimen läßt sich eine Aufrüstung auch gar nicht durchführen." Göring stellt hier allen Fliegern der Welt die Frage, ob er etwa unbemerkt 3600 Kriegsflugzeuge bauen könne, also soviel, wie Frankreich nach eigenen Angaben besitze. Neuordnung der kirchlichen Vewaltung. Rechtswalter und Vikar als Vertreter des Rcichsbischofs. DerReichsbischof hat zur Neuregelung der kirch lichen Verwaltung eine Verordnung erlassen, die durch den in der Botschaft vom l2. April angekündigten Arbeitsplan erforderlich gewesen ist. An d e r S p i tz e der kirchlichen Verwaltung'stektt danach der R e i ch s b i s ch o f. Die ver fassungsmäßigen Befugnisse der theologischen 'Mitglieder des Geistlichen Ministeriums bleiben unberührt. Der Rechtswalter der Deutschen Evangelischen Kirche ist als rechtskundiges Mitglied des Geistlichen Ministeriums der Vertreter des Reichsbischofs in kirchenpolitischen Angelegenheiten. Als allgemei nen Gehilfen und Vertreter in theologischen Ange legenheiten beruft der Reichsbischof einen Bischof. Er führt die Amtsbezeichnung V i k a r der Deutschen Evange lischen Kirche. Die bisherige Bezeichnung Chef des Stabes fällt damit fort. . Die Verwaltungs st eklen der Deutschen Evan gelischen Kirche sind das Sekretariat des Reichsbischofs, das Kirchliche Außenamt und die Deutsche Evangelische Kirchenkanzlei. Der Rechtswalter der Deutschen Evangelischen Kirche leitet die Deutsche Evangelische Kirchenkanzlei. Der Vikar der Deutschen Evangelischen Kirche leitet das Sekretariat des Reichsbischofs. Das Kirchliche Außenamt wird im Auftrag des Reichsbischofs von einem Bischof verwaltet. Neuer Direktor der Evangelischen Frauenhilfe. Der Reichsbischof hat, wis° der Evangelische Pressedienst erfährt, den Propst v. Lohmann aus Magdeburg zum Direktor der Evangelischer Reichsfrauen hilfe berufen. Ser Christliche Verein Zunger Mnner bleibt selbständige Organisation. Wie kirchenamtlich mitgeteilt wird, ist im Zuge der Neugestaltung der Arbeit der Deutschen Evangelischen Kirche zwischen der Kirche und der Arbeitsgemeinschaft der Christlichen Vereine Junger Männer Deutschlands eine Regelung getroffen worden, wonach folgendes vereinbart wurde: 1. Die Arbeitsgemeinschaft der Christlichen Vereine Junger Männer steht mit der Deutschen Evangelischen Kirche in lebendiger Fühlung. Die Deutsche Evangelische Kirche entsendet den Referenten für dasMännerwerkder Deutschen Evangelischen Kirche als ordentliches Mitglied in den Ausschuß der Arbeits gemeinschaft des CVJM. 2. Die Deutsche Evangelische Kirche erkennt unter Be rücksichtigung des geschichtlich gewordenen Eigenlebens die Weiterführung der Arbeit des CVJM. im Rahmen der selbständigen Organisation an. Damit ist als Hauptsonderaufgabe die Verkündigung des Evangeliums unter den jungen Männern über 18 Jahren im Rahmen einer überparochialen Großstadt arbeit festgestellt. 3. Die Arbeit an den Jugendlichen unter18Jah- ren ist durch das Kirchengesetz vom 2. März 1934 be treffend Jugendarbeit der Deutschen Evangelischen Kirche geregelt. In Ausführung dieses Gesetzes stellt der CVJM. seine geschulten rind willigen Kräfte indenDienstöer Gemeinde. Wegen überparochialer Jugendarbeit kön nen Vereinbarungen von Fall zu Fall getroffen werden. Der Oberpräs ident der Nh ein Provinz hat die im Nordland-Verlag in Düsseldorf erscheinende Halbmonatsschrift „Der Brunnen — für deutsche Wesens art" wegen böswilliger Verächtlichmachung und Beschimp fung der christlichen Kirchen auf die Dauer von drei Monaten verboten. pfingstfahrt -es „Graf Zeppelin". Flug über Deutschland. — Segel flugzeug an Bord. Der Deutsche Luftsvort-Verband veranstaltet am Pfingstsonnabend und Pfingstsonntag eine 96stündigc große Deutschlandfahrt mit dem Luftschiff „Graf Zeppelin". Am Pfingstsonnabend morgens 5,30 Uhr er folgt der Start kn Friedrichshafen, von dort geht es u. a. über Ulm—Stuttgart—Frankfurt a. M., Bachum—Dort mund, Hannover nach Berlin. Das Luftschiff wird gegen 7 Uhr abends auf dem Tempelhofer Feld landen. Nach etwa einer halben Stunde Aufenthalt startet das Luftschiff zur Weiterfahrt. Der „Graf Zeppelin* wird hier erstmalig ein Segelflugzeug an Bord führen, das nach einer kurzen Schleife über dem Flughafen ab geworfen wird. Das Segelflugzeug wird von dem Pilo ten Wiegmcver geführt werden. Von Berlin aus fährt das Luftschiff über Stettin mit Schleifenfahrten über Rügen, pommersche Küste und Ostsee nach Königsberg, wo es Pfingstsonntag gegen 6.30 Uhr landet. Um 7. Uhr geht es über Elbing, Danzig, Frankfurt a. d. O., Dresden, Hof, Ulm nach Friedrichshafen. Die Luftschiff führung wird nach Möglichkeit durch FunkÄrüche während der Fahrt das Eintreffen im voraus ankündigen. Sie Gade der SeuWen Arbeitsfront. Die Deutsche Arbeitsfront hat dem Führer Adolf Hitler zum 45. Geburtstag zum Zeichen der Ver bundenheit des ganzen schaffenden Volkes mit dem Grün der desDritten Reiches ein schlichtes Prachtwerk überreicht: „Deutsche Arbeiterbildnisse aus fünf I a h r h u n d e rt e n". Es ist ein großer Pergamentband mit 20 photographischen Wiedergaben der ältesten deut schen Haudwerkcrportrüts. Die Bilder stammen aus de« Hausbüchern zweier Handwerker-Altersheime in Nürnberg, Aus -er Wehrmacht ausgeschie-en. Auf Grund des Arierparagraphcn. Zu der vom Reichswehrminister angeordneten Durch führung des Arierparagraphen in der Wehrmacht sind in zwischen die notwendigen Feststellungen getroffen worden. Insgesamt werden davon betroffen: im Reichsheer fünf Offiziere, zwei Offizieranwärter, ein Sanitäts offizieranwärter, 31 Unteroffiziere und Mannschaften; in der Reichsmarin».- zwei Offiziere, vier Offizier- anwärter, fünf Unteroffiziere und Mannschaften. Sie scheiden bestimmungsgemäß aus deH Wehrmacht aus. Ehrung deutschen Erfindergeistes. Enthüllung des Daimler-Denkmales in Schorndorf. Die Feiern für den großen schwäbischen Erfinder Gottlieb Daimler, dessen Geburtstag sich im letzten Monat zum 100.' Male jährte, fanden mit der Einweihung des Gottlieb-Daimler-Denkmales ihren Höhepunkt. Zehn- tauscnde waren aus dem ganzen Land herbeigeeilt, um an dem Weiheakt, mit dem eine Sternfahrt des DDAC. und des NSKK. und ein Aufmarsch eines Teiles der württembergischen Motor-SA. verbunden war, teilzuney- men. Unter den zahlreichen Ehrengästen befanden sich auch Neichsverkehrsminister Fhr. von Eltz-Rübenach, Ober gruppenführer Hühnlein, Reichsstatthalter Murr an der Spitze der württembergischen Regierung und SA.- Gruppenführer Ludin. Roter Generalstreik in Madrid. Schwere Zusammenstöße mit der Polizei. In Madrid haben die Gcwerkschastsverbände der Sozialisten zusammen mit den Organisationen der Syndi kalisten einen 24stündigen Generalstreik proklamiert. Weder die Regierung noch die Polizei waren darauf vor bereitet, so daß dieser Schlag völlig unvermutet und über raschend kam. Innerhalb einer halben Stunde war der gesamte Kraftdroschken-, Straßenbahn- und Autoverkehr eingestellt. Auch in den Bäckereien ist die Arbeit niedergelegt worden, so daß Madrid ohne jede Brotvcrsorgung ist. Der Streik ist von den Marxisten als Protestaktion gegen die Regierung und gegen eine in Madrid stattsindende Nicsenversammlung der Katholischen Volksaktion gedacht. Im Zusammenhang mit dieser Protestkundgebung kam cs bereits an verschiedenen Stellen der Stadt zu Schießereien zwischen Marxisten und Polizei. Eine Person wurde getötet, zahlreiche wurden verwundet. Hrdeberreehtascduw: Punk Bürms-Verlss. klslls (8asls1 f26 Theresia erhob sich, stand am Fenster, atmete das Spiel dieses Sommerabends in sich hinein. War aber nichts anderes als die dunklen Augen, die immer so hart und abweisend über sie hingegangen waren, was dieses Spiel ausmachte. Aus dem Unbewußten wurde das Bewußte. Theresia fühlte jäh schmerzhaft-süß die Liebe, die so lange heimlich in ihr geschlummert, die sie nur dunkel geahnt, der sie aber nie bewußt gewesen war. »Jost von Adlersfeld I" Ihre Lippen flüsterten es. Die Gräser flüsterten es von unten herauf, das Bäch lein murmelte es, die Bäume und Sträucher rauschten es. ,So lieb hab' ich ihn!" Theresia verbarg das Gesicht scheu in beide Hände, überließ sich für ein paar weh-süße Herzschläge lang dem seligen Gefühl erster, wirklicher Weibesliebe; denn das Verbundcnsein mit Stephan von Baben war nur beinah geschwisterliche Kameradschaft ge wesen. Jost von Adlersfeld! Theresia erhob sich langsam, tastete sich zu dem Bettchen ihres Kindes hinüber. Einsame Träne stand in ihren sammetbraunen Augen. »Darf ihm ja nie angehören, Peperl. Ein Preuße ist er ja, Major des Preußenkönigs, gegen den dein armer Vater fiel!" Der Frau Körper zuckte in innerem Weinen. Stephans stimme beim Abschied hörte sie wieder, einmal ernst in all den Jahren, seit sie ihn kannte. „Fall' ich draußen, Weiberl, weinst mir ein Trauer! nach. Aber laß dir deine schöne Jugend drum nicht Herd werden. Würd' im Grab keine Ruhe finden, tät' dein Herzerl ein zweites Mal sprechen und du würdst um meinetwegen das Herzerl net befriedigen." Theresia faltete die Hände. Nein, Stephan würde einer Liebe, Wohl auch nicht dieser Liebe zu einem Preußen, im Wege stehen. So sonnig und frisch hatte er das Leben stets angefaßt. Aber der Herr Vater ! Der würde nie etwas von einer Heirat mit einem preußischen Offizier wissen wollen. Ein schmerzliches Stöhnen kam über Theresias Lippen. Wie konnte sie überhaupt an solche Dinge denken. Den Schwarzen Major würde sie im Leben vielleicht nie wieder- schauen! Und wenn doch — ihm schlug das Herz bestimmt nicht für sie. Theresia preßte die Hände ineinander, daß es sie fast schmerzte. War ja so bitter weh, diese Liebe, so viel weher noch als alles Leid, das sie in den vergangenen zwei Jahren erfahren. Wie das brannte im Herzen mit einem wühlenden Schmerz, der ihr fast die Besinnung raubte. Jost von Adlersfeld, des großen Königs Schwarzer Major! Mechanisch erhob die -Frau sich, rief nach Josepha, um sich umkleiden zu lassen. Denn sie wollte den Herrn Vater nicht bis zum letzten erzürnen. Die alte Dienerin entsetzte sich vor der jungen Ge bieterin Aussehen. So blaß waren die Wangen, und die Augen glühten doch in einem seltsam flammenden Licht, das Weh und Glück zugleich strahlte. „Bist krank, Kinder!?" Aber Theresia wehrte ab. »Laß, Sepha, zum Fest drunten soll ich gehen. Das ist mir arg. Möcht' lieber hier oben beim Buberl bleiben. Aber der Herr Vater verlangt's. Da darf ich nicht widersprechen!" Drunten im Saal verstummte für ein paar Augenblicke alles Gespräch, als der Diener die Tür öffnete, um Theresia eintreten zu lassen. Ging eine wunderselige, fast atemberaubende Schönheit aus von der jungen, mädchen haften Gestalt — eine Schönheit, die nur ein liebepochendes Herz formen kann. Theresia lächelte. »Bitte, lassen Sie sich nicht stören!" Graf Otto kam der Tochter entgegen. Befriedigung spiegelte sich auf seinem schmalen Gesicht. „Ich wußte es ja, daß du gehorsam bist." Theresias Lächeln wurde zur steinernen Maske. „Wenn Sie die Heirat mit Graf Eberswald meinen, irren Sie sich, Herr Vater!" Auch über des Mannes Gesicht lag das konventionelle Lächeln der Gesellschaft. „Wir werden ja sehen!" Seine Stimme brach in verhaltenem Zorn. Im gleichen Augenblick verneigte Graf Eberswald sich Vor Theresia. „Gestatten, gnädigste Gräfin!" Der Tanz begann. Ein wunderselig Sichneigen, Sich- drehen und Verbengen; süß klingendes Spiel gab die Musik, so zart wie ein Gedicht. So gar nicht wollte das passen zu der schweren Gestalt des Grafen Eberswald, der nur mit Mühe die vielfach verschlungenen Touren des Menuetts beherrschte. Kling, kling, klingling! Theresia mußte fast ein wenig lächeln über den selt samen Kontrast zwischen dem Grafen und dem Tanzspieft „Echauffieren Sie sich nicht, lieber Graf!" Theresia ent wand sich geschmeidig dem Tanz. Ludwig von Eberswald empfand es als Erlösung, blickte zärtlich auf die leichte feine Gestalt an seiner Seite, und etwas wie Vesitzergier kam in ihm auf. „Hat Ihr Herr Vater schon mit Ihnen. gesprochen, gnädigste Gräfin?" Theresia fühlte ein Zittern durch ihre Glieder rieselns Klug galt es jetzt sein. „Sie besprachen etwas mit dem Herrn Vater?" Ihre Stimme heuchelte Unkenntnis, nicht ganz geschickt, denn an den Schläsenlöckchen stand ein tief- roter Fleck, der der Unwahrheit zuwider war. „Ja, ich sprach Wichtiges mit Ihrem Herrn Vaterl Bat ihn um Ihre Hand." Die Frau fuhr zusammen. Daß er so jäh sein würde, hätte sie nicht gedacht. Aber nun es einmal heraus war, mußte sie entgegnen. Ihr weiches Grübchengesicht mit den dunklen Augen hob sich zu dem Manne auf, der jede Minute verwünschte bis zu dem Augenblick, da er sie in die Arme schließen konnte. (Fortsetzung folgt).