Volltext Seite (XML)
MdmfferTageblati alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Nr. 76 — 93. Jahrgang Sonnabend, den 31. März 1934 Wilsdrukr-DreH^e" Postscheck: Dresden 2640 Telegr.-Adr.: „Tageblatt' Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des-Städt-- - rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Erschein! an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich r,— RM. l^^ unlereA doftbcstellung l.80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern w Rpsg. Alle Postanstalten und Post- W'^-all u Umgegend UZZl-NZZ ein Anspruch ^aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung^ingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto deiliegt. Anzeigenpreis: die l spaltige MiUimeterzeile (46mm breit) 7Rpfg., die 2spaltige Millimeterzeile der amtlichen Bekannt» machungen bei direkter Auftragserteilung N Rpfg. ohneNachlaß, die 1 spaltige Text-Millimeterzeile (90 mm breit) 20 Rpfg^ Nachweisungs . Gebühr: . 20 Rpfg. Dorgeschriebene^ Erscheinungstage u.Plah. Fernsprecher : Amt Wllsdrufs Nr. 6 Vorschriften werden nachZ Möglichkeit berücksichtigt. - Anzeigen - Annahme bist vormittags 10 Uhr Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Gewähr. Jeden- Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder dec Auftraggeber in Konkurs gerät«! S-d-r gehört in die RS.-Volkswohlsahet l Auferstehung des deuffchenMenschen . denn sie sind selber auferstanden" sagt in Goethes „Faust" auf dem Osterspaziergang, frohen Blickes aus die wimmelnde, freude-erfüllte Menge schauend, der Meister zum Schüler. . denn sie sind selber aus erstanden" sagt die Geschichte jetzt von den deutschen Menschen. . denn wir sind selber auferstanden", dürfen wir deutschen Menschen frohen, freien Herzens sagen. Und wenn wir uns von dem Auferstehungs gedanken des Osterfestes ganz erfüllen lassen, dann gehl jetzt davon ein helleres Leuchten, ein stärkerer Glanz aus als . . . Nein, nicht: als früher. Denn das Einst ent behrte ja ganz dieses Leuchtens und Glänzens, das Einst war Finsternis, war Verschlossenscin im Grabe, in das man das deutsche Volk hinemgeworfen hatte. Mit immer wachsender Deutlichkeit erhellt sich dem rückwärtsschauenden Blick, einen welch entsetzliche« Leidensweg das deutsche Volk in der Nachkriegszeit hat zurücklegen müssen. Gehaßt und bespien, getreten und gemartert, gepeinigt und zerschlagen warf man es in das Grab des Versailler Diktats. Die Felsenplatte de: wüstesten Bestimmungen, die die Welt je sah und dock gerade diese Welt zurechtgemeißelt hatte, wurde vor das Grah gewälzt und die Versailler Hohenpriester drückte« Wre Siegel darauf. Unverrückt und unverrückbar sollt, dieser Stein auf dem Grabe lasten, und eine „Welt- sriedensstörung" sollte es sein, wenn der Stein auch nm gelockert, ein Siegel nur leicht verletzt werden würde Außerdem stellte man schwerst bewaffnete Mächte: das Grab, nicht ein paar bloß, sondern zn Millionen- lcharen, gerüstet mit zahllosen Waffen brutalster Gewalt M obendrein mit den „Rechtsansprüchen" der Sank Men, die jeden etwaigen deutschen Widerspruch oder gm Widerstand zum „Bruch des Völkerrechts" erklären uni damit ein auferstehendes Deutschland gleich sozusagen vogelfrei machen wollten. Aber gab es denn in Deutschland überhaupt eine« Willen zum Auferstehen? Wohl wurde er hier und da sichtbar, aber er war viel zu schwach und ohnmächtig um das deutsche Volk emporzureißen und emporzutreibe« Zu den, tapferen Versuch, neuer Gewalttat zu wehren Ader gar den Stein beiseitezuschiebcn, der das Grab vev schloß, die Siegel zn brechen, die diesen Verschluß „sank- Mierten". Im Innern selbst standen ja zahlreich, Pächter, die noch argwöhnischer spähten, noch früher Alarm Mugeu als die Wächter draußen, in noch wilderen Grimme chre Waffen der Denunziation und des Landes verrates hoben, wenn der Wille zum Auferstehen sick starker im deutschen Volke regte. Es ist uns heute unfatz var, wie ein deutscher Reichskanzler einmal sagen konnte Deutschland sei an den Versailler Vertrag „moralisch gebunden", auch dann, wenn die „ehemaligen" Geg ner die Anklage der deutschen Schuld am Kriege aufgäben -as war tatsächlich ernst gemeint, — nur die Gegnei glaubten es nicht, weil sie bei einem Volk, das sich so mann haft und mit Einsatz letzter Kraft gegen eine Welt vor ^mnden gewehrt hatte, eine solche unmännliche Unter werfungsseligkeit einfach nicht für denkbar hielten. Sü vMeßen sich doch lieber auf ihren waffenklirrende« „Acchtsschutz", dessen „moralische" Grundlage sie selbs nicht als ganz unantastbar einschätzten. Erst also mußte derWillezurAnferstehung rm deutschen Volke erweckt und stark, bis zum unttberwind- Entschlossensein gestählt werden, erst mußte diese, selbst jene Wächter im Innern überwinden, ehe aus oem Willen die Tat der Auferstehung werden konnte. Ers wußte, wie immer in der Geschichte, wenn ein Volk aus Zusammenbruch und tiefster Not sich erhebt, ein Er- wecker,einFührer erstehen, in dem sich dieser Will, zu einer alles, sein Sein und Denken erfüllenden Kraß Zusammenballt, und in dem dieser Wille wie ein heißes Feuer lodert, ehe nun sein Wollen zu einen -wollen der Gesamtheit werden kann. Erst müssen sm lene Elemente, die selbst dieser Geschlossenheit wider die Worte Faust's auf dem Osterspaziergang 9 eiten: „Der alte Winter in seiner Schwäche Zog sich in rauhe Berge zurück. Von dorther sendet er, fliehend, nur Ohnmächtige Schauer körnigen Eises..." . schwoll auch der Wille zur Auferstehung des iMMn Volkes an zu gewaltiger Kraft, — die Tat selbst vom Grabe zu wälzen, die Siegel zu brechen M des Führers! Er schritt voran und hinein in der !-M"8oldenen Frühlingstag der inneren und äußere« Mchett. Drese Auferstehung des deutschen Volkes war dei es Ein Wunde r. Uns Deutschen selbst, die wir in - ^den, mitleben durften, erscheint es rückschauend as unseres Grabes, auf den mächtigen Stein kregel, die es verschlossen, auf die Scharen der 11«^^-^/ hüteten, auch heute noch wie ein Wunder i -6 -» 5 auch; es ist das Wunder der deut. 'wen Auferstehung. Dr. Pr. MLZHWrMlMnWhMlher Gefesselte Justiz in Oesterreich. In Innsbruck begann der Prozeß wegen des Grenzzwischenfalls am 23. November 1933, bei dem der Reichswehrsoldat Schuhmacher aus Nürnberg erschossen wurde. Angeklagt ist der Heimwehrmann Anton Strele, der als Gendarmerieassistenzmann die öster reichische Grenzpatrouille führte. Strele hatte seinen beiden Untergebenen, den Hilfspolizisten Schallhart und Pritzner, Anweisung gegeben, das Feuer auf die Gruppe der deutschen Reichswehrsoldaten, die bekanntlich waffenlos und ohne militärische Ausrüstung eine Skilaufübung unternahmen, zu eröffnen. Während jeder der Begleiter Streles einen Schutz abgab, feuerte Anton Strele dreimal. Durch einen dieser Schüsse wurde der Reichswehrsoldat getötet. Die Leiche lag be kanntlich auf deutschem Gebiet. In der Anklageschrift wird u. a. festgestellt, daß der Waffengebrauch weder nach dem Gendarmerie gesetz noch nach der Dienstinstruktion gerechtfertigt war. Die Erteilung des Feuerbefehls und die Abgabe der Schüsse sei fahrlässig gewesen, da Strele sich vorher hätte vergewissern müssen, wen er in Wirklichkeit vor sich hatte. Der Angeklagte Strele, der in Uniform eines Hilfs polizisten erschienen war, verneinte beim Verhör die Frage des Vorsitzenden, ob er sich schuldig bekenne. Auf die Frage, ob er die Vorschriften über den Waffengebrauch gekannt habe, erwiderte Strele mit ja. Sie seien von der Gendarmerie vor dem Eintritt in das Schutzkorps ausgebildet worden, es habe aber „sehr schnell gehen" müssen, so daß „nur das Wichtigste gesagt" worden sei. Strele erklärte dann noch bezeichnenderweise auf die Frage, ob er nicht gewußt habe, daß er nach den Vor schriften zum Schießen nicht berechtigt war: „Das habe er sich n i ch t g e d a ch t. Er habe geglaubt, daß er recht habe!" Damit war die Vernehmung beendet! Darauf wurden die Hilfspolizisten vernommen, die damals der Patrouille angehörten. Pritzner gab an, es sei nur geschossen worden, „um die Leute zu vertreiben." Ähnlich äußerte sich auch Schallhart. Auf d:e Frage, wie der Befehl Streles gelautet habe, antwortere der Zeuge: Einfach „schießen." (!) Die Frage, ob es dem Angeklagten leid tue, daß der Vorfall so ausgegangen sei, be antwortete Strele mit Ja. In seinen Schlußausführungen wies der Staats anwalt auf die Bedenkenlosigkeit hin, mit der der Angeklagte den Befehl zum Schießen gegeben habe. Wenn es Strele tat sächlich nur darum zu tun gewesen sei, die reichsdeutsche Patrouille „zu vertreiben", dann hätte er Warnungsschüsse abgeben können. Der Verteidiger beantragte Freisprechung des Angeklagten. Zur Begründung dieses Antrages glaubte er auf die Berücksichtigung „außerordentlicher Ver hältnisse an der Grenze" Hinweisen zu können. (!) Zwei Monate strenger Arrest mit zweijähriger Bewährungsfrist wegen fahrlässiger Tötung! Nach weiteren Verhandlungen wurde dann das Urteil gefällt: Der Angeklagte Strele wurde wegen fahr lässiger Tötung unter Anwendung des außerordentlichen Milderungsrechtes zu zwei Monaten strengen Arrest, bedingt mit zweijähriger Bewährungs frist, verurteilt (!). In der Urteilsbegründung heißt es u. a., daß es in der Lage, in der sich Strele befand, „n i ch 1 ge rechtfertigt" gewesen sei, die drei Schüsse abzugeben. Bei der Urteilsfindung habe jedoch „die über spannte Aufregung" Streles zur Zeit der Tat „berücksichtigt" werden müssen. Daher sei das Mil- derungsrecht zur Anwendung gekommen. Der Staatsanwalt meldete Berufung gegen das Strafausmaß und die bedingte Verurteilung an. politische Ostereier. Der Osterhase in Brüssel und London. — Schlechtes Ostergeschäft mit Deutschland. Man beeilt sich seit recht vielen Jahren, zum minde stens seit der Kriegs- und in der Nachkriegszeit keines wegs damit, die Eier zu suchen, die der Osterhase in den politisch umzäumtcn Garten des Geschehens gelegt hat. In der Regel sind diese Eier für uns Deutsche über aus unerfreulicher Natur, auch wenn sie mit allerhand bunten Farben bemalt sind. Denn mit dem Osterhasen, dessen Amt es ist, sie zu legen, steht es anders als mit seinem Kollegen, der durch seine Arbeit den großen und kleinen Menschen nur Freude bereiten will. Politische Ostereier, soweit sie uns namentlich der französische Ministerpräsident spendet, — man verzeihe das etwas despektierliche Bild! — vermögen uns nur zu einer sehr zögernden Nachsuche zu veranlassen. Außerdem sind sie derartig offen placiert, daß sie weithin zu sehen sind und schon von weitem ein jedes von ihnen kündet, „woher es kam der Fahrt und wie sein Name ward", um mit Lohen- grin zu sprechen. So sind auch die Ostereier, die schnell noch in Brüssel und in London gelegt worden sind, nicht gerade eine Augenweide, geschweige denn eine Freude. In Brüssel hat der französische Außenminister Barth ou seinen belgischen Kollegen, den Grafen de Brocqueville, sozusagen „zurückgepfisfen", nachdem dieser vor ein paar Wochen in einer Rede erklärt hatte, der Versailler Vertrag, insbesondere dessen Entwaffnungs bestimmungen seien heftiger Unsinn nnd durch die Ent wicklung überholt, außerdem könne keine Macht der Erde Deutschland an einer Wiederaufrüstung im Interesse und Nahmen seiner Sicherung hindern. Kein Präventivkrieg vermöchte das und kein Völkerbund. Diese Ketzerei gegen über dem nach französischer Ansicht das alte Europa allein seligmachenden Glauben an Versailles ist nun ausgerottet worden; das darob in Brüssel gemeinsam von dem fran zösischen und belgischen Ministerpräsidenten gelegte poli tische „Communiquö-Ei" spricht von einer „Gefahr der deutschen Wiederaufrüstung" und den Folgen eines allgemeinen Wettrüstens. Und in London bemühte man sich, mit vereinten Kräften — wobei der englische Außen minister Simon den Osterhasen spielte —, in die verödeten Pölkcrbundsgefilde ein frisches Ei zu legen. Herrn Hender son, dem ebenso „ehrenwerten M.-H." Mitglied des Unterhauses, wie ehrwürdigen Präsidenten der Ab rüstungskonferenz ist es bisher nicht gelungen. — Anstren gungen nach dieser Richtung hin hat er zur Genüge ge macht! — der Welt ein Ostergeschenk durch eine wirk liche Abrüstungzu bescheren. Aber diese vier Oster- hasev darf man vielleicht noch auf eines aufmerksam machen: War schon etwa 1925, als Deutschlands Ent waffnung als vollzogen erklärt wurde, der Abstand zwi schen der militärischen Kraft der Alliierten und der des Deutschen Reiches ungeheuer, so ist er infolge der seit herigen Aufrüstung auf der Gegenseite noch viel größer geworden, bat sich das Kräfteverhältnis noch viel mehr Zu ungunsten Deutschlands verschoben. Aber auch der deutsche Osterhase hat — nicht gerade gern und leider nur gezwungen, — dem Ausland einige Eier bescheren müssen, die dort keine übermäßige Freude Hervorrufen: Deutschland kann auf dem Welt markt der Rohstoffe dort nicht mehr als Käufer aüfireten, wo Wolle, Baumwolle und Kupfer verkamt werden. Besonders peinlich dabei ist den Verkäufern, daß sie in überfüllten Lägern sitzen und heilfroh waren, wenn ein so potenter und prompt zahlender Kunde wie Deutsch land kam und als besonders guter Grotzkunde in die wohltuende Erscheinung trat. Damit ist's sür einige Zeit vorbei, weil die Verkäufer nicht das Geld annehmen woll ten, mit dem allein wir zahlen können, nämlich deutsche Waren. Nun darf man am Weltmarkt ein bißchen an diesem Osterei knabbern und sich dabei über legen, ob es nicht für alle Teile besser wäre, wenn die Produzentenländer mit Deutschland zu einer vernünf tigen Interessengemeinschaft kämen. Deutscherseits sind entsprechende Vorschläge schon zur Genüge gemacht wor den, wurde auch schon seit langem daraus hingewiesen, daß eines Tages unsere Kaufkraft am Weltmarkt er lahmen müßte, wenn man uns dort zu wenig von unseren eigenen Erzeugnissen abkaust. Das Wort Adolf Hitlers in seiner ersten Regierungserklärung — zahlreiche aus ländische Diplomaten saßen dabei und hörten zu! — daß alle, aber auch alle Kräfte des deutschen Bodens nutzbar gemacht werden müßten zum Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft, war ein Programm, das in Ausführung be griffen ist. Vielleicht schaut das robstoffproduziercnde Auslaud, das von diesen Waren auch noch im ver gangenen Jahre für rund drei Milliarden an uns ver kaufen konnte, ein paar Augenblicke auf die Tatsache, daß die Beschäftigung und Erzeugung in der deutschen Wirt schaft beträchtlich stärker anwuchs als die Rohstoffeinfuhr gestiegen ist! Die bösen Deutschen haben es nämlich schon wiederholt — und auch jetzt wieder unter dem neuen be lebenden Hauch, der aus dem Munde des Führers in die Seele des deutschen Menschen hineindrang und ibm frischen Mut einhauchte — mit einigem Erfolge fertigge- bracht, sich durch allerhand Erfindungen von den natürlichen Rohstoffen zu emanzipieren, die uns von der Natur versagt oder durch das Versailler Diktat