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Für die Richtigkeit deü durch Fcrnrus Lbermit- F L k N s P k L ch k k t AlNl 2öil§hrUff Nk. 6> leiten Anzeigen übecneh» men wir keine Gewähr. — es— Jeder Rabattansprugy erlischt, wenn der. Betrag, duich Klag, eingezogen werden, imus^ odevjl Len/ Auktraggebev' .in^ Konkurs gerät.. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amkshauptmannschast Meißen^ des Sladt-- rats zu Wilsdruff, Les Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 126 — 93. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 2. Juni 1934 „Oie Wett fielst nicht still/' Gefahren für Europa. — Eigensüchtige Gläubiger. — Gefallene Fefseln. Das Witzwort eines der Meister der französischer Diplomatie, Talleyrands, daß nämlich die Worte dazr find, um die Gedanken zu verbergen, wurde von seinen Landsmann, dem jetzigen französischen Außenministei Abrüstungskonferenz — die mar zwcckmaßrgerweise wohl nur in Anführungsstrichen er- wahnt — wirklich ganz unbeachtet gelassen. Was aus ocyen Worten sprach, war ein Frankreich, an dem cbense me Entwicklung der Nachkriegszeit spurlos vorübergegam »cn ist, wie ihm das Auge verschlossen zu sein scheint voi wer Zukunft, über die der englische Kollege Sir Simon /"lem vielleicht absichtlich vieldeutigen Ausdruck er- arte: „Europa hat mit neuen Gefahren zu Minen, und die Regierungen können von einer Behand- voü durch das hohle Argument abgehalten werden, 1 N Genf noch eine Konferenz tagt/ England denk« '.'^^politischer* denn je, — und hat ja schließlich Veranlassung dazu! Sir Simons in diesem ^'i gesprochenes Wort, die allgemeine Lage sinn? " würde sich auch dann ändern, wenn die Genfer könn, wirren wirklichen Schritt vorwärts machen in !.,er in zwar nicht ganz origineller, aber doch dnn "Wlomatisch auffallend drastischen Form zu b ek, §?"^wmengepreßt: „Während wir reden, langt V°lt nicht still!* Barthon aber ver so i,'sgÄ. mindesten in Europa alles, restlos allei distal wie die Buchstaben der Pariser „Vorort beo-tüün^ bestimmt haben. Ähnlich wie jener jüdisch aus dem Alten Testament fordert er d»„ -?b. s^be still über Europa!* Aber anders al- ^"1 ihm die Sonne diesen Gefallen denn nun w nicht, am wenigstens deswegen, weil in Genf — llehalten werden. Und weil die Welt inzwischen 'gegangen ist, will Frankreichs Politik — und wollte schon unter allen Vorgängern Barthous seit Briand, ""mal jeden Antrag auf Revision der Versailler Be- ».'"wungen drohend als „Kriegsfall* bezeichnete — das "^Entwicklung einfach 'wieder rückwärts drehen, li- n , Nrr von „Reaktion* ist aber der Welt, solange W , noch niemals gut bekommen, weil nämlich diese die unangenehme Angewohnheit hat, nicht stille " zu wollen oder gar sich auf eine unabsehbare Dauer "rückwärts revidieren* zu lassen. „„.Wie groß dieses „natürliche Schwergewicht* der Dinge «ns ihrer Entwicklung ist — wobei man davon freilich "'M eine Wirkung von heute auf morgen erhoffen sollte, auch nicht erhoffen kann! —, hat wieder der Ausgang "er fast überlangen Konferenz bewiesen, die in Berlin wehr als vier Wochen hindurch mit den Vertretern der Maubiger der deutschen lang- und mittelfristigen Aus ländsanleihen stattsand. Sogar das französische amtliche -elegraphcn-Büro sprach in seinem Bericht über das Er- aebins dieser Transfcrkonferenz von der „Un möglichkeit, die weit auseinandergehenden Interessen der Gläubiger unter einen Hut zu bringen". Auf der anderen Seite steht die von der Konfe renz anerkannte LeistungsunfähigkeitDeutsch- land s, seine Schulden an die Gläubiger in aus ländischer Währung zu bezahlen, — und das letztere kann als alleinige Tatsache nur der Ausgangspunkt für das stin, was wohl schon in sehr baldiger Zeit erfolgen wird. Besser gesagt: Was aus dieser Tatsache gefolgert werden muß. Der Versuch jedes der Gläubiger, sich aus dem winzig klein gewordenen deutschen Dcviscnkuchen ein möglichst großes Stück herauszuschneiden» ist miß glückt, hatte aber nun zur Folge, daß die ursprünglich vorgesehene und vor allem deutscherseits angestrebte Lösung dieses Teils der Schuldenfrage im Gesamtrahmen der weltwirtschaftlichen Notwendigkeiten ebenso wenig gelang wie auf der ersten Transserkonferenz vor etwa "nein Jahre anläßlich der Londoner Weltwirtschafts- ranferenz. Da also die Gläubiger so ziemlich in allem uneins waren, taten sie das, was in solchen Fällen auch im Geschäftsleben bei anderen Vergleichsverfahren zu geschehen pflegt: Man ersucht den — Schuldner, einen Vcrglcichsvorschlag zu machen! Das hat denn die Reichs bank auch getan. Uizgern genug, weil man damit doch nur eine weitere Hinausschiebung der täglich dringlicheren Schuldenregelung herbeiführen konnte. Aber die Neichs- bank tat es doch, weil sie ebenso wie die Reichsregierung damit rechnen will und darf, daß auch in der Schulden frage „die Welt nicht stille steht!* -r- überall in Deutschland treibt es zu neuem Leben aus den Wurzeln gefällter Bäume. Einst war Deutschlands ganzer Stolz seine Luftfahrt. Im Zusammenbruch des November 1918 wurde auch sic vernichtet, und gewalt sam hielt man sie noch weitere sieben Jahre nieder; während die anderen einen gewaltsamen Vorsprung er langten. Dann lockerte sich der Druck. Und schnell sprossen aus den Wurzeln Mge Triebe. wuchsen unter Letzter ketlungMiM Mr Lent Neue Atempause für die Abrüstungs- konserenz. Zu Beginn der Freitag-Sitzung des Hauptausschuffes der Abrüstungskonferenz gab Präsident Henderson eine Erklärung ab, in der er auf die äußerst kritische Lage der Konferenz hinwies und vorschlug, nach Anhörung der drei noch auf seiner Liste stehenden Redner die Aus sprache bis zum Dienstag nächster Woche zu unterbrechen, damit in der Zwischenzeit eine Einigungsmöglichkeit ge funden werde. Henderson führte aus, er glaube, daß die gegen wärtige Lage der Konserenz „bedenklicher sei als jemals" seit Beginn der Konferenz. Die Schwierigkeiten könnten nicht dadurch überwunden werden, daß man hier zu sammenkomme und „lediglich Reden" halte. Am Montag solle das Konserenzpräsidium zusammentreten, nachdem die Mitglieder des Hauptausschusses während des Wochenendes Zeit „zum Überdenken der Lage" ge habt hätten. Er hoffe, daß es dann möglich sei, einen Weg zu finden, auf dem man vorwärtskomme. Danach ergriff der polnische Außenminister Beck das Wort. Er wies einleitend darauf hin, daß die direkten Ver handlungen zwischen einer beschränkten Zahl von Mächten außerhalb des Organismus der Abrüstungskonferenz Meinungsverschiedenheiten zwischen diesen Mächten osfengelegt hätten, die innerhalb der Konserenz einen Pessimismus hervorgerusen hätten, den niemand beschreiben könne. Die polnische Regie rung — so fuhr der Redner fort — hat an diesem Ge dankenaustausch nicht teilgenommen und kann sich daher auch in keiner Weise gebunden fühlen durch die Lösungen, die in dieser oder jener Phase der Ver handlungen vorgeschlagen worden sind Auch Polen lehnt den Litwinow-Plan ab. Der polnische Außenminister ging dann zu dem Vor schlag des russischen Volkskommissars, Litwinow, nach Schaffung einer sogenannten „Friedenskonfe renz" über und meinte, daß dieser Plan zwangsläufig zu einer Reform des Völkerbundes führen müsse. Die ses sei wohl an sich notwendig, aber im Augenblick habe die Konferenz, die an und für sich schon mit den größten Schwierigkeiten kämpfe, die ihr durch den Völker bund begrenzte Aufgabe der Aufrechterhaltung des Frie dens, zu erfüllen. Das heißt, die Konferenz müsse das klare Ziel der Begrenzung und Herabsetzung der Rüstungen haben. Die polnische Regierung habe unter Berücksichti gung dieses Zieles sich während der ganzen Dauer der Konferenz enthalten, das Budget der nationalen Ver teidigung anders abzuändern als in dem Sinne einer Verringerung. Sie habe so ihren Willen bekräftigt, in keiner Weise ihre militärischen Anstrengungen zu erhöhen. Dann fuhr Beck fort: „Mit Unruhe haben wir im Laufe unserer Arbeiten hier immer wieder die Tendenz beobachtet, unsere Debatte auf neue Gebiete auszudehnen, die sich immer mehr von denjenigen entfernten, aus die sich die Konferenz im Einklang mit ihrer Aufgabe eigent lich beschränken mußte. Nach unserer Meinung können wir konkrete Ergebnisse nur dann erreichen, wenn wir uns nach und nach mit den Problemen beschäftigen, die geeignet sind, die einstimmige Zustimmung aller Staaten zu finden." Zum Schluß gab Beck im Namen seiner Regierung die Erklärung ab, daß Polen auf dem Gebiete der Ver minderung und Begrenzung der Rüstungen alle Maß nahmen annehmen wird, die einen allgemeinen Charakter haben und die auf alle Staaten an gewendet werden. Sicherheit nur durch Abrüstung! Im weiteren Verlauf der Sitzung sprach der schwe dische Außenminister Sandler. Er erklärte, es sei u n m ö g l i ch, selbst unter den ver schiedenen Gesichtspunkten der Rüstunasbearenzuna zu einem alle Rüstungskategorien umfassenden Abkommen zu gelangen, überall in der Welt werde ausgerüstet, und es sei eine wichtige Aufgabe der Konferenz, diese tatsächliche Aufrüstung mindestens zu regulieren. Die Abrüstung wäre das beste Mittel, um die Gleich berechtigung hcrzustcllcn. Unter den jetzigen Umständen könne und müsse immer noch ein entscheidender Schritt zur kontrolliertem Gleichheit getan werden. Er verstehe sehr gut, daß ein Volk sich entehrt fühlen müsse, wenn es in einem Zustand minderen Rechts gehalten werde. Hinsichtlich der Sicherheitsfrage wäre es zweckmäßig, dis Kräfte auf einen Punkt, nämlich auf die Ausfüh- rungsgarantien zu richten. Jedenfalls würde Schweden keine neuen Verpflichtungen hin sichtlich der Sicherheit übernehmen, wenn nicht effektive Abrüstungsmaßnahmen eingeleitetz würden. Nur eine allgemeine Abrüstung würde am Ende ein Sicherheitsregime sür alle bedeuten. Erklärung der neutralen Mächte. Im Anschluß hieran verlas Sandler eine gemein same Erklärung der dänischen, niederländischen, norwegischen, schwedischen, schweizerischen und spanischen Delegation über das Memorandum dieser Länder vom 14. April 1934. In der Erklärung wird betont, daß diese Länder an ihrer damals dargelegten Auffassung vor allem hinsichtlich der Abrüstung, der Sicherheit und der Gleich berechtigung sesthalten. Auf dieser Grundlage unter breiten sie dem Hauptausschuß eine Reihe von Erwägun gen, die u. a. fordern: Die Einsetzung eines Sonderkomitees zur Prüfung der Frage der Ausführungsgarantien der künftigen Kon vention, die unverzügliche Prüfung der Frage der Er richtung einer wirksamen Kontrolle über den Handel und die Herstellung von Waffen und Kriegsmaterial durch das Konserenzpräsidium. Ferner stoll das Präsidium sobald wie mögli« den Text des Vertragsentwurfes vom 27. Januar 1933 hinsichtlich der vom englischen Außen minister in seiner Rede vom 30. Mai erwähnten Probleme, nämlich des chemischen Krieges, der Offenlegung der Rüstungsausgaben, der Einsetzung einer ständigen Ab- rüstungskommission sowie des Waffenhandels revi dieren. Angesichts der Notwendigkeit, jeden interessierten Staat zu befragen und angesichts der Tatsache, daß Deutschland an den Arbeiten der Konferenz nicht teilnimmt, soll das Präsidium ferner ermächtigt werden, jede geeignete Maßnahme zu ergreifen, die ihm ermög lichen würde, den vorgeschlagcncn Entwurf hinsichtlich aller Staaten zu ergänzen. Vertagung auf nächsten Mittwoch. Nachdem der schwedische Außenminister gesprochen hatte, ergab sich eine für die Verhältnisse der Konferenz überraschende Fülle von Wortmeldungen und Anträgen, die Henderson veranlaßten, die nächste Sitzung des Haupt ausschusses entgegen seiner ursprünglichen Mitteilung aus nächsten Mittwoch anznberanmen, um dem, Präsidium, das am Montag zusammentretcn soll, die! Möglichkeit zur gründlichen Beratung der eingereichtew Anträge zu geben. Einigung in der Saarstage! MftiMWMM: 13.3SUM1935 In den Abendstunden ist in Genf die Einigung üb ei die Saarsrage erzielt worden. Die Abstimmung wird uni 13. Januar 1935 stattfinden. sorgsamer Pflege und wurden zu der deutschen Luftfahrt von heute Der ganze Irrsinn der Nachkriegszeit gehörte dazu, Deutschland aus der Lust verbannen zu wollen, die Luft „stillstehen zu lassen über Deutschland!" Den Ge danken der Luftfahrt aber konnte man doch ebensowenig in Banden und Ketten schlagen wie den des Luftsports. Natürlich machte Herr Varthou in seiner Genfer Rede aus der Erhöhung des deutschen Lufthaushalts des Reiches mit verhüllten Worten eine - militärische Auf rüstung, als ob es für eine selbstbewußte Ration nicht eine Selbstverständlichkeit wäre, sich in dem Element zu ertüchtigen, in dem nicht woß „».nsere Zukunft liegt", sonvern die der ganzen Wen. Dew Werven zur Diew Idee gil. jetzt in Deutschland die Luftsportwoche, Wir wollen nicht stillstehen, uns nicht dazu zwingen lassen, — und wenn Herr Barthon sich nach einem Deutschland des Kant und Goethe, des Nach, Beethoven und Richard Wagner zvrücksekmt, nach dem -Volk de« Dichter und Denker", - dann hat ihm auf dieses Sehnen ein neues Deutschland bereits eine deutliche Antwort ge geben mit dem Wort eines Mannes, den Herr Barthor sreilich nichi erwähnte: „Wir wollen frei sein wie diePäiA waren!" vPr-i