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Wilsdruffer Tageblatt : 11.06.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-191806111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19180611
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19180611
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-06
- Tag 1918-06-11
-
Monat
1918-06
-
Jahr
1918
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 11.06.1918
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Man erinnert sich an die planmäßige Hebe, die der Viel- verband und seine freiwilligen und unfreiwilligen Trabanten wegen der Beschießung der Kathedrale von Reims gegen die .deutschen Barbaren" in Szene gesetzt haben. Und nun kann man bet Reuter folgendes lesen: »Wenn wir Reims auf geben müssen, dann lassen wir den Deutschen von der ganzen Stadt nichts anderes übrig als die Kathedrale. Seit dem ersten Tag der Marneschlacht hat ReimS immer in der Front linie gelegen, und die deutschen Kanonen haben mit Aus nahme der Kathedrale keinen Stein auf dem andern ge lassen." Also »mit Ausnahme der Kathedrale!" Das wird man sich merken und den Verbändlern unter die Nase reiben müssen, wenn sie wieder einmal mit ihren abgedroschenen Hunnenmärchen hausieren gehen sollten. * Die Mobinstinkte des amerikanischen Volkes werden immer schärfer gegen harmlose Deutschamerikaner auf gestachelt. So erzählt die .World" mit Behagen folgendes; .Ein Militärzug begegnete einem Personenzug. dessen Fahr gäste Hochrufe auf die Soldaten ausbrachten. Ein Reisender Ler »ine deutsche Zeitung las, beteiligte sich nicht an de« Kundgebungen. DaS erboste einen Richter vom Berufungs gericht von New Jersey, der im selben Wagen saß, derart Laß er dem Manne die Zeitung zerriß und ausrief: .Es iß ein« Schande, daß jemand einen Lappen wie den da liest." Dann hieß der Richter den Mann die Zeitung bespucken, wat Lieser auch tat... Deutlicher kann sich der Tiefstand dv amerikanischen Gesittung nicht bekunden. * Ein „Vorfall" in französischer Gefangenschaft. Der zurückgekehrte deutsche Krankenträger R. berichtet: „Wir waren Anfang Februar 1917 auf dem Bahnhof in Nantes mit Kohlenverladen beschäftigt. Weil damals sehr viele Kameraden wegen Hungers aus dem Lager entwichen waren, hatte man uns zur Strafe unsere schwarzen Mäntel, welche uns vom Roten Kreuz geschickt worden waren, ab genommen und ließ uns im strömenden Regen arbeiten. Als der Regen zu heftig wurde, durften wir unter den Eisenbahnwaggons Schutz suchen. Mötzlich rangierte eine Maschine, und einer von uns wurde überfahren. Er ge riet mit einem Bein zweimal unter die Räder, das Bein war abgequetscht. Trotz der schweren Verwundung hat man den Mann von morgens 10 Uhr bis nachmittags 5 Uhr auf dem Bahnhof liegen lassen, ohne ihm ärztliche Hilfe zu bringen. Am Abend ist dann der Mann gestorben." * Amerikanische Erpressungen. Den Vereinigten Staaten von Nordamerika ist jedes Mittel recht, um den Mittelmächten neue Feinde zuzuführen. Die Behandlung der europäischen Neutralen hat zur Genüge die Schärfe des Trucks gezeigt, den Nordamerika anwendet, um sie der Entente gefügig zu machen. Mit ähnlichen Mitteln arbeitet aber Wilson auch auf seinem eigenen Kon tinent. Erst kürzlich sind einige mittelamerikanische Staaten zum Anschluß an die Feinde Deutschlands gezwungen worden. Wie die nordamerikanische Regierung arbeitet, kann aus einem Druckversuch ersehen werden, den sie gegen Mexiko ausgeübt hat. In diesem Falle ist es allerdings bei dem Versuch geblieben und noch dazu ist er' bekannt geworden, was den Nordamerikanern doppelt unangenehm sein muß. Mexiko brauchte für seine Finanzen dringend 300 Millionen Geldpesos und verhandelte über deren Be schaffung mit den Vereinigten Staaten. Als Bedingungen bot Mexiko an: einen Ausgabekurs von 100 Prozent, eine Verzinsung von 5 Prozent, daneben eine Kommission von Vs Prozent und eine Tilgung in 30 Jahrm, abgestuft in drei Raten mir zehnjährigem Zwischenraum. Diese Be dingungen waren gewiß für die mexikanischen Verhältnisse etwas günstig. Was aber bot Nordamerika dafür? Ein Darlehen von 300 Millionen Goldpesos, davon 100 Milli onen in Maschinen, einen Ausgabekurs von 86 Prozent, eine Provision von 3 Prozent. Die Hauptbedingung aber war: sofortiger Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Deutschland, Wirtschaftskrieg und baldige Kriegserklärung an Deutschland. Damit wird, außer der üblichen ameri kanischen Auswucherung, auch hier die amerikanische Absicht offenbar, durch Gewährung oder Verweigerung von Dar lehen den Rest der neutralen Mächte zum Krieg gegen Die Frau mit den KarpmLeK steinen Roman von E. MarNL 77j (Schluß.) s 29. Am anderen Morgen war es, als sei die oute jbtadt B. durch kriegerischen Trommelwirbel aus dem gewohnten Geleise ausgeschreckt worden. Das Gerücht von der Verlobung im Prinzenhofe lief von Mund zu Mund. j Durch das. Stubenmädchen kam auch die Nach richt brühwarm in das Schlafzimmer der Frau Amts rätin. „Unsinn!" rief die alte Dame verächtlich, fuhr aber doch mit beiden Füßen aus dem Bette und stand nach wenigen Minuten vor ihrem Sohne. „Was ist das für ein fabelhaftes dummes Gerede über Helotse und den Prinzen von L, das die Bäcker jungen und Metzgerfrauen von Haus zu Haus tragen?" fragte sie, das Türschloß in der Hand. Er sprang auf von seinem Schreibstuhl und bot ihr die Hand, um sie tiefer ins Zimmer zu führen. Sie tat ihm leid, daß sie dresen bitteren Kelch leeren mußte, wenn sie auch selbst die Schuld trug; aber nun sagte er ruhigi „Liebe Mama, die Leute reden die Wahrheit, Fräulein von Taubeneck hat sich allerdings gestern mit dem Prinzen von L verlobt." Das Türschloß entglitt ihrer Hand — sie fiel fast um. „Wahr?" stammelte sie und griff nach ihrer Stirn, als zweifle sie an ihrem eigenen Verstände. „Wirklich wahr?" wiederholte sie und sah ihren Sohn mit funkelnden Augen an; dann brach sie in ein hyste risches Gelächter aus und schlug die Hände zusammen. „Da hast du dich ja schön an der Nase herumführen lassen!" Er blieb vollkommen gelassen. „Ich bin nicht geführt worden, wohl aber habe ich das Brautpaar zusammengeführt," entgegnete er ohne die mindeste Gereiztheit und knüpfte daran mit wenig Worten die Mitteilung des Sachverhaltes. Sie hatte ihm, während er sprach, immer mehr den Rücken gewendet und nagte erbittert an der Unter Deutschland zu zwingen. Bei Mexiko hat dieser Versuch keinen Erfolg gehabt. Die nordamerikanischsn Bedingungen wurden von Carranza glatt abgelehnt. Man kann sich aber nun denken, wie Guatemala und Nicaragua zur Kriegserklärung gegen Deutschland gekommen sind. * Ein Kanadier über Deutschland. Nach den Schilderungen, die die englische Presse von/ Deutschland und den Deutschen entwirft, müssen diejenigen Engländer, die in deutsche Gefangenschaft geraten sind, an nehmen, daß sie in die Hände von Barbaren gefallen sind. Um so größer ist ihre Ileberraschung, wenn das, was sie in Deutschland erleben, die englischen Zeitungen Lügen straft. Die folgenden Aeußerungen eines in Holzminden inter nierten Kanadiers Dempsey sind in dieser Hinsicht be merkenswert. Am 18. April 1918 schreibt Dempley an seine Mutter: „Ich werde einst Deutschland als ein besserer und klügerer Mensch verlassen, denn als ich hergekommen bin. Deutschland ist dis in die kleinsten Veihältnisse ein Land allgemeiner Brüderlichkeit Ich muß sagen, ich bin noch nie hungrig gewesen, und ich kann hier auch sonst niemand herausfinden, der so aussähe, als ob er vor Hunger sterben wollte. Die Gefangenen sehen merkwürdig gesund und wohlgenährt aus, wenn sie auch das Gegenteil beharMsn. Ich habe den Eindruck, daß ich früher unter einer Illusion, was Deutschland betrifft, gestanden habe. Die Deutschen sind nicht die Barbaren, wie uns die englischen Zeitungen glauben machen wollen. Ich furchte sehr, daß die Welt einen schweren Irrtum begangen hat. Niemals werde ich England dieselben Gefühls wieder entgegenbringen, welch- ich für es hegte, bevor ich in die Hände Deutschlands fiel Die Wahrheit meiner eigenen Erfahrung hat meine Vor stellungen über England zerstört." Diese schlichten Worte aus dem Munde eines Eng länders, welcher täglich seit längerer Zeit mit den Deutschen in nahe Berührung gekommen ist, klingen anders als die Wutausbrüche der englischen Hetzer, welche zum großen Teil weder Deutschland noch einen Deutschen je gesehen haben. Deutscher Reichstag. (17V. Sitzung.) L'L Berlin. 8. Juni. Am Tische üeS Bundesrats sitzen Vizekanzler o. Paoei und Staatssekretär Wallraf. Das Haus ist gut besetzt. Als erster Punkt stehen auf der Tagesordnung die Wahl des Präsidenten und der Vizepräsidenten. Zunächst wirr zur Wahl des Präsidenten geschritten. Die Namen der Ab geordneten werden aufgerufen und jeder gibt seinen Stimm zettel ab. Vizepräsident Dr. Paasche: Es sind abgegeben worder 88V Stimmen. Davon ist eine Stimme ungültig, so das 878 gültige bleiben. Davon hat der Abgeordnete Fchreuback L7O Stimmen erhalten. lLedhafter Beifall.) Je eine Stimm, haben erhalten die Abgeordneten Gröber, Erzberger unt Herzfeld. (Heiterkeit.) Ferner sind sechs weiße Stimmzettei abgegeben worden. Es ist also mit großer Mehrheit de« Abgeordnete Fehrenbach zum Präsidenten des Reichst-,»^ gewählt worden. Ich frage ibn, ob er die Wahl annimmt: Abg. Fehrenbach (Zentr.)r Herr Präsident, ich nehme di, Wahl an. Vizepräsident Dr. Paasche: Dann bitte ich den Herr« Präsidenten, seinen Platz hier einnebmen zu wollen. Ansprache Les neuen Präsidenten Fehrenbach: Nachdem Präsident Fehrenbach den Vorsitz übernommen spricht er seinen Dank für das ihm geschenkte Vertrauen aus. und fährt u. a. fort: Den ersten Dank statte, ich den beiden Vizepräsidenten ab, die seit der Erkrankung unseres !eide: Heimgegangenen früheren Präsidenten die Geschäfte dien- Hauses in so mustergültiger Weise verwaltet haben. (Beifall.! Einer alten Übung folgend, scheide ich mit der Wahl zum Präsidenten aus meiner Fraktion aus. Der Redne, gedenkt in warmherziger Weise seines verstorbenen Vor gängers und würdigt seine Verdienste und seine Persönlichkeil und sagt weiter: Eine Programmrede werden Sie mir er lassen. Gerechtigkeit und Wohlwollen^ sind die Leitsterne jedes Präsidenten, sie werden es auch für mich sein. Eine Pro grammrede kann mir um so eher erlassen werden, als unser allgemeiner sehnlichster Wunsch dahin geht, daß meinem Regiment eine möglichst kurze Dauer beschicken sein möge. (Heiterer Beifall.) Es ist etwas Schönes um ein freies selbstbewußtes Wort und dieser Platz (aus die Redner lippe. „Und das alles erfahre ich jetzt erst?" fragte sie, nachdem er geendet, mit zuckenden Lippen über die Schulter zurück. „Kannst du von deinem Sohne wünschen, daß er ein ihm anvertrautes Geheimnis vor Lamenohren laut werden läßt? Ich habe nach Möglichkeit gegen deinen Irrtum angekämpft; ich habe dir oft genug erklärt, daß mir Fräulein Taubeneck vollkommen gleich gültig sei, daß es mir nicht einfiele, mich je ohne Liede zu binden. Tu hast für alle diese Versicherungen stets nur ein geheimnisvolles Lächeln und Achselzucken gehabt —" „Weil ich sah, wie dich Heloise mit ihren Blicken verfolgte und —" Er errötete wie ein Mädchen. „Und ist das nicht einseitig gewesen? Kannst du dasselbe von mir be haupten? Fräulein von Taubeneck ist sich ihrer Schön heit bewußt und kokettiert mit allen. Solche Blicte sind wohlfeil — mir machen sie nicht den geringsten Eindruck. Fräulein von Taubeneck wird trotz allebem eine brave Frau werden — dafür bürgt schon ihre große Gemütsruhe." Tie Türe fiel wieder zu, und die alte Dame ver schwand mit blassem, verstörtem Gesicht abermals in ihrem Schlafzimmer. Aber eine Stunde später eilte das Stubenmädchen zur Schneiderin und in die Putz handlung, und der Hausknecht rumorte auf dem Boden und schleppte verschiedene Koffer und Köfferchen die Treppe hinab — die Frau Amtsrätin wollte nach Berlin zu ihrer Schwester reisen. Und als gegen Mittag der Amtsrat smnen Einzug hielt, da kam just seine Frau im Pelzmantel und Schleierhut herab, um Abschiedsbesuche zu machen. Das Ereignis im Prinzenhofe wurde nur nsoenbei berührt und lächelnd als etwas längst Gewußtes be handelt. Ter Allerintimsten aber flüsterte sie ins Ohr, daß sie den anfänglichen Widerstand des Fürsten von X sehr wohl begreife — es sei nicht jedermanns Sache, die Tochter einer ehemaligen Ballerina in seine Fa milie aufzunehmen. — — — Mit ihrer Abreise wurde es für einige Tage still und friedlrch im alten Kaufmannshause: aber dann kam noch ein Sturm, der allen Bewohnern das Herz erbeben machte. Reinhold mußte endlich die Umwand- trwüne zeigens) soll nach unserem Willen eine gesicherte Stätte für ein freies Wort sein und bleiben. (Beifall.) Aber das frei« Wort ist auch ein verantwortungsvolles Wort. Uns steht nui das Wort zur Verfügung. Draußen steht die Tat, die Taj an der Front. Da steht seit einem Vierteljahr unser unver gleichliches Heer in einem Kampf, wachsend von Tag zu Tagi tragend alle Lasten eines ungeheuren Krieges. Dem tapferen, unbezwinglichen Heere soll auch der erste Grub des neuen Präsidenten, sein herzlichste: Dank und seine wärmste Anerkennung gewidmet sein. (Stürm Beifall.) Aber auch in der Heimat vollzieht sich die Tat. Die groben Lasten und Entbehrungen unseres Volkes werden mst einer staunenswerten Geduld ertragen, und eine Arbeit häuft sich im deutschen Volke auf, zum Teil von beinahe Arbeits unfähigen vollbracht, die das Erstaunen der ganzen Mensch heit erregen mub- Dieser Geist des Heldentums, des Opfer muts mub sich auch in den Verhandlungen dieses HauseS widerspiegeln, mub Aufmunterung und Förderung erfahre« und so in das ganze deutsche Volk hinausgetragen werde» IBeifall). Wir stehen, wie es scheint, vor dem gigantischen Höhepunkt unseres Krieges. Clemenceau bezeichnet die Lage als furchtbar ernst, aber ei har eine Hoffnung, und diese Hoffnung sind die Amerikaner Wir und unsere Verbündeten vertrauen nicht auf fremd« Kräfte. Wir vertrauen, neben dem Schutz des Aller höchsten, auf die unüberwindliche Kraft unseres deutsche» Heeres (Beifall) und auf die unbezwingbare Ausdauer unseres Volkes (Lebh. Beifall). Mit ungestählter, mit unge brochener Kraft, mit frischem Mut voranleuchtend als Ekkehari unseres ganzen deutschen Volkes, wollen wir in dieser« schwersten und hoffentlich letzten Kampf in diesen ungeheure» Krieg hineingehen. und im Aufblick zu der Gröhe dieser Er eignisse wollen wir nunmehr an die Arbeit unserer nächste» Wochen — hoffentlich ist sie erfolgreich — Herangehen. (Lebh Beifall.) Wahl der «Vizepräsidenten. Der bisherige erste Vizepräsident Dr. Paasche erklärt. Lai er sein Amt niederlege. Abg. Dr. Stresemann (natt., zur Geschäftsordnung): Wb stehen dann vor der Wahl von drei Vizepräsidenten. NaH dem gestern angenommenen Beschlutz müßte die Wahl in be sonderen Wahlhandlungen durch Stimmzettel erfolgen. Irr Interesse des Hauses ist eS. daß die Wahl in einem Wahl gange erfolgt. Das ist möglich, wenn kein Widerspruck erfolgt. Widerspruch wird nicht erhoben. Die Wahl der drei Vizv Präsidenten erfolgt also in einem Wahlgange und zwar miede: durch Stimmzettel. Im ganzen wurden 269 Stimmzettel ab gegeben. davon waren zwei unbeschrieben. E» erhielten db Abg. Dove 262 Stimmen. Abg. Scheidemann 194 Stimme« und Abg. Dr. Paasche 187 Stimmen. Die drei Abgeordnete« erklären, daß sie die Wahl als Vizepräsidenten annehmeo. Haushaltsplan des Innern. Bei den nunmehr beginnenden Beratungen über Vn Reichshaushaltsplan sind nur noch etwa 20 Abgeordnete in Saal anwesend. Abg. Dr. Bell (Ztr.) gibt einen Überblick über die wirlj schaftltche Entwicklung der lebten Jahre und bringt verschieden, Wünsche vor. darunter auch Beschwerden wegen nicht go ! Lügender Berücksichtigung katholischer Interessen. Staatssekretär Wallraf hält ein allgemeine- AuSfuk» verbot von Kunstwerken, das gewünscht wurde, nicht Ä möglich. Wat Lie Klagen über mangelnde Pgrffät ammun so kann ich nur auf das Bestimmteste versichern, daß ich mich von keinem anderen Gesichtspunkte leiten lasse und letten lassen werde, als von der Tüchtigkeit des betreffenden Beamten Die Bevolkerungsfragen sind die wichtigsten, namentlich sollen ole dem Reichstag vorliegenden Besserung erzielen. Kinder- reiche Familien müssen berücksichtigt werden, die Wohnuagt« und Siedelungsfragen gelöst werden.' Abg. Schulz-Erfurt (Soz.): Die konfessionellen Beschwerden Les Abg. Bell sind unberechtigt. Wir haben ja doch eine« katholischen Reichskanzler, einen katholischen Staatsminister Les Innern, einen katholischen Justizminister, einen katholisch« Reichstsgspräsidenten. Wir verlangen Einfluß auf die Ver waltung für die Frauen. Im Innern muß der PolizeigeW schwinden. Abg. KrevS (konf.) tritt für baldige gesetzliche Regelung der Entschädigungen für die beim Russeneinbruch geschädigte» und verschleppten Ostpreußen ein. Montag Weiterberatung. Arbeitsplan des Reichstages. Der Ältestenrat einigte sich dahin, daß bis zum 14. Juni die tzaushaltpläne des Innern und des Heeres erledigt werden- Nach einer bis zum lv. Juni dauernden Pause soll am 20. Juni der Friedensvertrag mit Rumänien beraten werden, im An schluß daran die zweite Lesung des Haushalts für das Aus wärtige Amt stattfinden. Der Rest des Juni wird mit der Beratung der Haushaltspläne ausgefüllt. In der ersten Juli» - woche sollen die Steuervorlagen folgen. Am 6. Juli hofft man mit den vorliegenden Arbeiten fertig zu sein. «MW«»«««»«»«« » , '»M« i lüng der Familienoerhältnisfe erfahren. Ler alte AmtS- rat und Herbert waren möglichst vorsichtig zu Werke ge- ga-cgen; allein die Enthüllungen hatten trotz alledem die Wirkung einer zerspringenden Bombe gehabt. Reinhold geriet in eine furchtbare Aufregung. Er schrie und tobte und erging sich in den heftigsten Anklagen -gegen seinen verstorbenen Vater. Sein leiden- schaftln Protest half ihm freilich nichts, er mußte sich schließlich fügen. Aber von da an zog er sich noch mehr als früher zurück von der Familie — er aß sogar allein auf seinem Zimmer, aus Furcht, daß er dem kleinen-Bruder einmal in der Wohnstube be gegnen könne; denn mit „dem Burschen" wolle er nie und nimmer etwas zu schaffen haben, und wenn er hundert Jahre alt werden solle, wiederholte er immer wieder. Für diesen Ausspruch hatte der alte Hausarzt immer nur ein melancholisches Lächeln — er wußte am besten, wie es um die Altersaussichten seines Patienten stand. Er forderte deshalb möglichste Nachgiebigkeit und Schonung von Seiten der Verwandten für den Kranken. Und das geschah bereitwilligst. Ler kleine Max kreuzte seinen Weg nie. Die Tür« nach dem Packhause war nicht zugemauert worden; auf diesem Pege wurde der lebhafte Verkehr zwischen dem Borderr und Hinterhause vermittelt. . . Der Amts- rat hatte den, prächtigen Knaben an sein Herz ge nommen, als sei er auch ein Kind seiner verstorbene« Tochter, und Herbert war sein Vormund geworden. In Stadt und Land machte, wie voraüsgesehen das geossenoarte Geheimnis des Lamprechtshauses seh: großes Aufsehen: es blieb lange Tagesgespräch, unl in den Klubs, den Tamenkränzchen und auf den Bier bänken wurde für und wider debattiert--die Lamprechtt wurden in der Tat „aus das allerschönste zerzaust" Lieser Widerstreit blieb jedoch ohne jedwede Ein- Wirkung auf das jetzige friedvolle Zusammenleben i» Großpapas Zimmer, dem roten Salon. Man kam d« .täglich zusammen, ein enger Kreis von Menschen, di« innige Lieke und Zuneigung verband. Und auf diese) Bild der Eintracht' zwilchen alt und jung sah „die Fra» mit den Karfunkelsteinen" lächelnd herab. Ende.
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