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>om Ikt. nd- inc -36 -8 biS tzen sscn «b- iber nne uli. leie r. r MsdmfferTageblatt Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen^ des Stadt-« rats zu Wilsdruff, Les Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das »Wilsdruffer Tageblatt-^erscheinr an allen Werktagen-nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— NM.' irei Haus, bei Postbestellung 1,80 NM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanftalten und Post- boten, unsere Austräger u. , .. — Geschäftsstelle, nehmen zu j derzeit Bestellungen ent- WöchtNoltlll für U. ütNgkftLNÄ gegen. Im Falle höherer, »Gewalt, Krieg od. sonstiger ' — Betriebsstörungen besteht' kein Anspruch, aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises.Rücksendung-eingesandter. 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Am Montag wird Barthou in Paris den südslawischen Außenminister Jeftitsch empfangen. Der Genfer Skandal von Henderson selbst gekennzeichnet. Daß es am Dienstag in Genf einen solchen Krach zwischen den prominentesten Mitgliedern der in den letzten Zügen liegenden „Abrüstungskonferenz* gegeben har wie noch niemals feit Bestehen des famosen Völker bundes, ist nicht sehr wesentlich. Gewiß, solche Brüll szenen an einem Sterbelager sind höchst ungehörig. Es kam soweit, daß der alte Henderson, der Präsident, nach der Ablehnung feines auf eine Einigung unter Ein schluß Deutschlands hinarbeitenden Kompromißvor schlages durch den gleichaltrigen Barthou in Heller Wut aufsprang, dröhnend mit der Faust aus den Tisch schlug und seinen Zorn über soviel planmäßige Niedertracht in den Saal schrie. Dieser Saal hatte soeben zum zweiten Male binnen drei Tagen eine maßlos gereizte und von Ausfällen gegen Deutschland wieder gespickte Rede des französischen Außenministers Barthou erlebt. Der Franzose war derartig erregt, daß er sogar einen der be währtesten Bölkerbundsfreunde Frankreichs, den Vertreter Spaniens, Madariaga, auf einen ganz kurzen Zwischenruf hin wie einen Schulbuben anschnauzte und ihm in gröbster Form über den Mund fuhr. Es ist noch weniger wesentlich, daß Herr Henderson wieder einmal mit seinem Rücktritt gedroht hat; erstens hat er das schon im vergangenen Jahr getan, ohne es ernst zu meinen, und zweitens hat er diese Drohung noch am Nachmittag wieder zurückgenommen. Alle diese Einzelheiten haben heute keinerlei praktische Bedeutung mehr. Wesentlich aber an dieser denkwürdigen Genfer Sitzung vom 5. Juni 1934 ist die Tatsache, daß der eng lische Präsident der sogenannten Abrüstungskonferenz, eben jener Henderson, endlich einmal — nach immerhin 15jährigem Völkerbunds- und 2^jährigem Äbrüstungs- geschwätz! — das wahre Wort gesprochen hat: „Ich werde dem Hauptausschuß berichten, daß Frankreich für den Zusammenbruch der Konferenz verantwortlich zu machen ist." Dieses Wort hätte Herr Henderson freilich schon seit dem Februar 1932, dem Beginn der „Abrüstungskonferenz*, oder im Laufe der sechs Jahre der „vorbereitenden Ab rüstungskonferenz" bei Hunderten von Gelegenheiten sprechen können. Gleichviel, wir wollen ihm, der noch im vergangenen Jahr völlig auf der Seite Frankreichs gegen Deutschland stand, heute dankbar sein, daß er in aller Öffentlichkeit dieses Wort ausgesprochen hat. Es gibt nur ganz wenig in Genf gesprochene Sätze, die diesen fundamentalen Wahrheitsgehalt haben, wie die von Henderson gemachte Feststellung, daß Frankreich am Zu sammenbruch der Abrüstungsverhandlungev schuldig ist. Es liegt diese Schuld freilich nicht an Herrn Barthou allein, der sich in diesen bewegten Genfer Tagen wie ein PoincarS II. benahm und nicht nur die bekannten deut schen Vorschläge vom 16. April, sondern auch die eng lischen und die italienischen Vorschläge, die amerikanischen Anregungen und schließlich die wiederholten Au/forde- rungen zu Bemühungen um die Rückkehr Deutschlands sowie zur Aufstellung eines positiven Arbeitsprogramms in brüskester Form abgelehnt hat. Herr Barthou hat lediglich mit Konsequenz die Linie fortgesetzt, die von Clemenceau über Poincarö und über Briand, Herriot, Laval, Paul-Boncour und Daladier zu ihm selbst führte. Es ist nicht zu verstehen, warum die wenigen in Genf noch anwesenden Delegationen nicht schon an jenem lärm vollen Dienstag ihre Koffer gepackt haben. Schon un mittelbar nach Schluß der stürmischen Sitzung konnte man Mitglieder der französischen Delegation außerhalb des Saales auf dem Weg durch den Wandelgang offen aussprechen hören, die Abrüstungskonferenz werde abgebrochen werden, solange die Sicher heitsfrage nicht als erster und maßgeblicher Punkt ver handelt würde — mit anderen Worten, solange nicht die sämtlichen übrigen Staaten dieses Verhandlungsdiktat Frankreichs bedingungslos annehmen. Henderson selbst hat am Mitt wochvormittag so etwas wie einen Schreckschuß abgegeben durch die Erklärung, er werde die Konferenz auflösen. Auch das dürfte wirkungslos bleiben, nachdem Barthou die Erteilung von Vollmachten an Henderson zur Lösung der Krise a u sd rücklich verweigert hat. Für Frankreich geht es hier weder um Abrüstung noch um die lediglich als Vorwand vorgeschobene Sicherheit, sondern einzig und allein darum, die Beteiligung mög lichst vieler Staaten an seiner militärischen Bünduispolitik zusammen mit Rußland zu erzwingen. Daran wird es sich anch durch die Erklärung Hendersons nicht hindern lassen: „Ich kann mich nicht an einem Versuch beteiligen, irgend einen Staat durch einen Pakt dieser Art einzu - lreifen." „Frankreich verantwortlich"! Die Pariser Presse tobt gegen Henderson, gegen die ganze englische Delegation, gegen alles, was sich franzö sische Diktate nicht länger gefallen lassen will. Aber hinter diesem Toben verbirgt sich nur schlecht das böse Gewissen derer, die sehr wohl wissen, daß die Welt sie in absehbarer Zeit mit der vollen Verantwortung für dieses unwürdige fünfzehnjährige Spiel, für diese dauernden Vertrags brüche, für diese ganze Konferenz der Spiegel fechter,^ ^antwortlich machen wird. barthou will die Schul» am Scheitern der Konferenz NM sich schieben. Neues Werben um Deutschland r-n Genf. Das unwürdige Spiel in Genf ist erneut durch eine ergebnislos ausgelaufene Sitzung des Präsidiums der „Abrüstungskonferenz" charakterisiert worden. Die Sitzung des Präsidiums begann bereits in sehr pessimistischer Stimmung. Ihr Verlauf war jedoch im Gegensatz zum Vortage sehr friedlich und ruhig. Außen minister Barthou stellte zunächst einen neuen franzö sischen Entschließungsentwurf zur Aussprache über den nicht viel Worte zu verlieren sind. Denn diese „Aktion" des Herrn Barthou wurde nur durch fein schlechtes Ge wissen veranlaßt: Das Odium der Schuld am Scheitern der Konferenz möchte man eben doch nicht auf sich nehmen. In dem französischen Entschließungsentwurf ist von wirklicher Abrüstungsbereitschaft überhaupt nichts zu lesen. Er beschäftigt sich dagegen ausführlich mit der nachgerade berüchtigten Sicherheits frage und gemäß der Linie der neuen russisch-französischen Freund schaft mit dem Abschluß regionaler Sicherheits abkommen in Europa, ferner mit den Fragen der Kontrolle und der Ausführungsgarantien hinsichtlich einer künftigen Abrüstungskonvention. Alle diese tak tischen Forderungen — denen sich auch noch das Ver langen nach Bearbeitung aller mit dem Luftkrieg zusammenhängenden Probleme anschließt — sollen ins gesamt drei Ausschüssen zur Prüfung vorgelegt werden. Das sind natürlich nur Spiegelfechte reien, die Frankreichs angeblichen „guten Willen" zur „Mitarbeit* an der Konferenz beweisen sollen. Dann gab Barthou eine formulierte Erklärung ab, in der es heißt: Die Frage der Rückkehr Deutschlands belastet die Be ratungen. Mehrere Vertreter haben die Meinung ans gedrückt, daß die Konferenz ohne Deutschland ihre Ar beiten nicht fortsetzen könne. Die französische Abordnung ist nicht dieser Ansicht. Im Hinblick auf diese Mei nungsverschiedenheit erkläre ich, daß es möglich sein muß, auf einem Arbeitsprogramm bestehenzu bleiben, bei dem die Regierungen, die es für nötig halten sollten, die diplomatischen Verhand lungen mit Deutschland fortsetzen können, damit es seinen Platz wieder einnimmt. Ich erinnere daran, daß ich gestern betont habe, daß man weder Bedingungen von Deutschland annehmen noch ihm solche auferlegen darf. Die Tür muß offen bleiben; es ist nötig, daß Deutschland durch sie eintritt mit vollständiger Gleichheit der Rechte, und indem cs hier die Verantwortlichkeiten übernimmt, die dann ge meinsame sein werden. Die Abwesenheit Deutschlands ist kein Hindernis für die Fortsetzung der Arbeiten, aber die Anwesenheit Deutschlands würde den Arbeiten ihren wahren Charakter geben und würde es vielleicht ermög. lichen, zu einer Lösung zu gelangen. Am Schluß seiner Erklärung kam BartLou nochmals auf das Verhältnis zu Deutschland zurück, indem er er klärte, um jedes Mißverständnis zu vermeiden, wolle er hinsichtlich der zwischen Deutschland und Frank reich ausgetauschten Noten betonen, daß die Stellung Frankreichs sich bisher nicht ge ändert habe. Mehr habe er nicht sagen wollen. Dieser Erklärung schloß sich eine Aussprache an über das gegenseitige Verhältnis und den Vorrang der ver schiedenen Entschließungsentwürfe. Ein Redaktionsaus schuß zur Vereinheitlichung der Vorschläge Hendersons und Barthous, den der Amerikaner Norman Davis zu nächst vorgeschlagen hatte, wurde nicht eingesetzt. Bis Freitag sollen vielmehr weitere „A u s g l e i ch s v e r - Handlungen* geführt werden, um zu einem gemein samen „Arbeitsprogramm" zu kommen. Am Freitag soll das Präsidium zu einer öffentlichen Sitzung zu- sammcntreten und „wenn möglich" auch der Hauptaus schuß der Konferenz. Eine bezeichnende Korrettur. Nach der Sitzung des Präsidiums wurde Im Presse- faal des Völkerbundsgebäudes. eine zw,e,iteFas- „Pomphafter Unsinn." „Die langwierige Komödie der Kriegs schulden wird mit jedem Hilfsmittel diplomatischer Würde und Ernsthaftigkeit durchgespielt; eine Rechnung zu Präsentieren über einen Betrag, der ungefähr zweieinhalb mal so groß ist wie der gesamte Wert unserer Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten im Jahre 1933, heißt aller dings, dieAlmosphärepomphaftenUnsinns zum bitteren Ende durch halten." Ein englisches Blatt zwar ist es, das derart ablehnende Worte über die Kriegsschuldenrechnung Amerikas an England wählte; aber das, was dort gesagt wird, paßt dem Sinn nach haarscharf auch auf die Bezahlung der Kriegsschulden uischlands; und wenn man in England so bittere Ausdrücke gebraucht wie „Komödie", „pomphafter Un- nnn und dergleichen, so . . . doch wir müssen schnell erst einen Blick in die allerjüngste Vergangenheit zurückwerfen, m war ja die Transferkonferenz zu Ende: die Acichsbank hatte den Gläubigervcrtrctern für unsere lang- j , lugen Ausländsanleihen bestimmte Vorschläge gemacht, me Überweisung der Zinsen für diese Anleihen in l^mver Währung auf ein Jahr eingestellt werden sollte, di/: - *>"3» die Devisen, also die Zahlungsmittel in AW" Hemden Währungen, fehlten; vor allem müssen wir „ A.e. lebensnotwendige Nohstoffeinsuhr soweit wie ^Ä^°ukechterhalten und bezahlen. Gut!, sagten die dicicmN^ Franzosen aus der Konferenz, wir sind mit einverstanden; aber auf eure deutschen fers" darf die Einstellung des „Trans- n j ch, an^^ in fremder Währung) der Zinsen und ^"^wandt werden! Sonst billigen wrr Engländer Tholen das Transferabkommen nicht! Nick>^„ sind denn nun diese „Reichsanleihen*? dw m anderes, als in der Hauptsache dieDawes - und sA., ""^-Anleihe' Also: die Anleihen, denen man A ° 'tarnen ansie'ht, daß sie nichts anderes sind als khpttallsterte „R e p a r a 1 i ° n s* - V e r p f l i ch 1 u n - Vci-A'in- Kriegsschulden also, die uns in Ai, "es auferlegt wurden und die dann in ihren letzten — "b" auch nicht restlos — aus jährlichen Ab- grn zu Anleihen umgewandelt wurden. Und die nugcn nun — bis 1 9 6 5 — verzinst und amortisiert Es liegt hier, um mit den Worten des englischen Ar A sprechen, eine „langwierige Komödie" vor, die d" ^ransferkonferenz „mit jedem Hilfsmittel diplo- BB9Ner Würde und Ernsthaftigkeit durchgespiclt" wurde; n-> die,e Rechnung zu präsentieren, hieß doch die u-mosphäre pomphaften Uns in ns bis ar brrteren Ende durchhalten"! Bisher hat bAtMand die Verzinsung und den Transfer der beiden unicihcn ausgeführt, bei der Dawes-Anleihe auch die Amortisation: darin soll nun keine Änderung erfolgen, erlangt man von uns, — aber die Gegenseite °enkt nicht daran, auch nur einen Pence oder einen Cen- unie von ihren Schulden an Amerika zu bezahlen! Frankreich tut es schon seit anderthalb Jahren nicht mehr, England begnügte sich mit bisher kleinen „Anstands*- cwhlnngen, — aber von uns fordert man prompte Er- ^uung unserer Verpflichtungen! Und wenn darob unsere Aohstosfeinfuhr anch noch so sehr eingeschränkt werden mußte! Im Deutschen gibt es ein Sprichwort: „Was du , ^Est,. das man dir tu, das füg' auch keinem andern Lj: Tas gibt's im Deutschen, ob aber auch in der Welt..? -wir haben zu oft das Gegenteil verspürt. , Benes Sprichwort trifft auch noch in besonderer Be- M auf das, was man uns antun, sich "b" nicht antun lassen will: in der englischen Note, in der die Schuldenzahlung an Amerika abgelehnt wird, heißt es auch, daß solch eine Zahlung „abhängig sei von der Handcls- viianz, nicht aber vom Gesamtbetrag der inneren Ein- ^bmen. Sehr, sehr richtig! Das sagen wir deutsche schon seit drei Jahren, und dieselben Engländer, oie das an Amerika schreiben, wollen es uns gegenüber nicht gelten lassen! Erstens haben wir uns im Ausland ganz privat an die zehn Milliarden Reichsmark pumpen müssen, nur, um unsere Kriegstribute zu bezahlen, ^."Eens ist jetzt unsere Handelsbilanz passiv, und drillens eine wirkliche Zahlung in Waren an das Aus- immer mehr erschwert, weil dasselbe Ausland, an der Spitze unsere Hauptgläubiger England und Amerika, uns ^""^r üwnigcr Waren abnehmen. Aber wir sollen zahlen! ^onst droht man uns „Gegenmaßnahmen* an, auf der selben Seite, die selbst ihre Schuldvcrträge einfach in den tzapicrkorb wirft. Die Shylocks haben wieder einmal die Mcgcr gewetzt, — als ob es nicht — um mit einem anderen Wort der englischen Note zu sprechen — daran "Pie Kriegsschulden in erheblichem Maße die Weltkrise hervorgerufen haben!*