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MsdmfferTagebM Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Noffen behördlicherseits bestimmte Blatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend kein ...r e» -? . Betriebsstörungen besteht! spruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung, eingesandter. Schriftstücke» erfolgt nur..wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks An,«igenprkise laut ausliegendem Tarif Nr.4.»— Nachweisunaa-T-bLtzrSr» Rpfgd^—.Dorgeschriebeno EUchcmungsmge und Platzvorschristen . werdentzinach»Möglichkeit berücksichtigt^—» Anzeigen - Annahme! durch Fernruf übcrma.' F k k N s p k « lh « « t Amt WilsdlUff Nr. 6 nbc?An.^-n^iid^ Kerne Gewahr. — Jeder NabattanspructO erlischt, wenn», der. Betrag, durH Klage» eingezogen werdens ,muß^ oder^ .det^.Austraggebev^Vnd^Konkurs» gerate Nr. 137 — 93. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 15. Juni 1934 Zer Wer beim Mem Palast PW Oer Kus von Pisani. Aber nicht nur äußerlich hat sich jetzt das Schwergewicht europäischer und darüber hinaus welthistorischer Ent scheidungen verschoben von Genf nach der oberlombardi- schen Tiefebene, wo sich die Führer zweier Staaten und Kolker getroffen haben, sondern die langbärtigen Ver teidiger des immer mehr und mehr abgelegten demokrati schen Gedankens werden es selbst empfunden haben, daß "G von Stra, zwischen Padua und Venedig, zwei M änner getroffen haben, die nicht aus parlamen- tarnchcm Auftrag, nicht durch eine Mehrheit bestimmt, sondern kraft ihres einfachen Daseins als Führer ihres volles zueinander gesprochen haben. . .. ^n Zusall mag es gewollt haben, daß sich dies« veiden Männer, die sich jetzt in dem Schloß von Stra mvowcgs Mischen Venedig und Padua getroffen haben Weltkrieg einander gegenüberstanden, — i» suur Villa Pisani, wo alles erfüllt ist von den Er an das erste Kaiserreich Frankreichs; den, ° durch Napoleon 1. für seinen Stiefsohn Euge, gekauft. Von den Wänden schauen die Ge- Naw des Großmeisters venezianischer Maleret Gabrielshat der dichterische Heros Italiens, > 7 - """nzio, dort geweilt, und nun ist es zum ^nes historischen Geschehens ge- —orocn, wo sich Nord und Süd gefunden haben, aber das sind keine Weltrichtungen, sondern in diesen Aorten versinnbildlicht sich im Norden und Süden der Mlle zweier Völker. ^..Mussolini halte vorher in Rom noch den franzö- Mw^n Außenminister Barthou über die Unterredung mit Hüler informieren lassen. Sowohl über mn Unlaß, wie über die Tragweite! Worum es sich vandclt, weiß Deutschland und die ganze Welt: Als man ui "eAwK, war der Kardinalpunkt des politischen ^Ichehens auf der Abrüstungskonferenz in den Akten- ,7^' gelegt worden, nämlich die Frage der mili- . rächen Gleichberechtigung Deutschlands "n Interesse seiner Sicherheit. Man hatte darübei »ar mcht gesprochen, in welcher Form es möglick um sgUte, die Pflicht der Abrüstung, wie sie in -'Mailler Vertrag festgelegt worden war, mit dem Go anleu derSicherheit aller Nationalstaaten in Verein- ywAng zu bringen. Französische Diplomaten kündigten -mndreisen in Europa an, um einen Zustand wieder- M > der in ähnlicher Form vor 20 Jahren du Am in den Krieg hatte „hineinstolpcrn" lassen. Beide, ü und Hitler, sind Menschen, die für die Folgen iwk diplomatischen „Hineinstolpcrns" Blut und Leben daran setzen müssen. Das Wollen der Generation ""ter der Unfähigkeit einer früheren Diplomati« w. schweres hat durchmachen müssen, geht dahin, in mianj zu verbinde," daß auch die Heranwachsende "Neration Ähnliches, Schwereres, Vernichtenderes durch "w<hen soll. Die Ankunft -es Führers in Vene-ig. Von Mussolini begrüßt. Reichskanzler Adolf Hitler traf am Donnerstag m Uhr vormittags mit dem Flugzeug im Flughafen von ^eucdig ein, wo er von Mussolini empfangen wurde. Vcidc Staatsmänner begaben sich gemeinsam nach dem »Grand Hotel", wo sich Mussolini von seinem Gast vcr- obschjcvete. Der Abflug von München war bei strahlendem Wetter "folgt. In Begleitung des Reichskanzlers befinden sich Aeichsaußenminister von Neurath, Reichspresseches CS-Gruppensührer Dr. Dietrich, Adjutant Brück- ner, Oberführer Schaub und Pressephotograph Hoff- wann; ferner als Vertreter des deutschen Auswärtigen Annes Ministerialrat Thomsen, der gleichzeitig als Dolmetscher fungiert, und Legationsrat von Kotze. Der Flug nach Venedig erfolgte in zwei von den Flug kapitänen Bauer und Schnäbele geführten Maschinen. Im Flughafen San Nicolo waren alle Vorbereitungen zum Empfang des Münchener Flugzeuges mü dem Führer an Bord getroffen. Eine riesige Menschenmenge wartete gespannt auf das Eintreffen des Reichskanzlers. Herzlicher Empfang. Wenige Minuten nach lv Uhr kam das Flugzeug des Führers, Vie „Jmmelmann" I) 2600 auf dem Flugplatz Tan Nicolo in Venedig an. Die Maschine wurde von Flugzeugstaffeln der italienischen Lustfahrtwache begleitet. Unmittelbar nach der Landung verließ der Führer als erster die Kabine und ging auf M u s s o l i n i zu, der wenige Schritte vom Flugzeug entfernt Aufstellung ge nommen hatte, umgeben von den Würdenträgern Italiens und der Faschistischen Partei. Mussolini begrüßte den Führer, und beide schüttelten sich herzlich die Hände. Der Führer begrüßte sodann den deutschen Botschafter in Rom, von Hasscll. Mussolini begab sich mit dem Führer sofort zu dem wartenden Motorboot, in dem beide Platz nahmen. Die Motorbootflottille fetzte sich in Bewegung. Die Fahrt führte zunächst an einer Torpedobootsflottille entlang. Auf den Booten hatten die Besatzungen in weißen Uniformen Parade- aufstellung genommen. Weiter ging die Fahrt am Dogenpalast vorbei durch den Canale Grande bis zum Grand Hotel, wo das Motorboot des Duce anlegte. Mussolini verabschiedete sich hier vom Führer und begab sich nach der Villa Pisani in Stra. Venedig hatte inzwischen sein schönstes Flagge,ikleid angelegt. Von allen Plätzen und Ufern jubelten begeisterte Menschen den beiden Staatsmännern zu. * Helle Begeisterung. „Schon als wir kurz nach 9 Uhr mit einem Motor boot hinausfuhren zum Lido, zum Flughafen der Stadt Venedig", so heißt es in einem Bericht aus Venedig, „bot die Stadt das Bild festlicher Erwartung. Von den alten Palästen flatterten die Fahnen Italiens und Deutschlands. Menschen sammelten sich überall auf den breiten Freitreppen, die von den Palästen und Kirchen hinunterführen an die Kanäle. Am Flughafen selbst waren Ehrenformationen aller italienischen Waffengattungen angetreten. Der Flughafen war hermetisch abgesperrt. Nur besonders Geladene hatten Zutritt, Angehörige der Führung der Faschistischen Partei und hohe italienische Regierungsbeamte. Man bemerkte u. a. auch Staatssekretär Suvich, ferner Generale und hohe Offiziere. Die große Flughalle war ausgeraumt worden, um der Maschine des Führers Platz zu geben. Die Stirn wand war mit einer großen Hakenkreuzfahne ge schmückt, die flankiert wurde von der italienischen Triko lore mit dem Liktoren-Bündel. Schon am Flughafen wurden beide Staatsmänner mit spontanem Händeklatschen begrüßt. Es erschollen immer wieder die Rufe kvviva il vuo«, vvviva Uitloro" und dann immer wieder die Rufe Hitler! Hitler! Hitler! Und dazwischen wieder das Evviva und brausendes Händeklatschen. Auf der Freitreppe der Kirche St. Georgio hatte sich allmählich eine große Menschenmenge angesammelt. Auf dem Canale Grande prominierten dauernd Motorboote und Gondeln, besetzt von Neugierigen, die den Führer sehen wollten. Als gegen 12 Uhr mittags dann der Führer mit seinen Begleitern sich hinunter zur Anlegestelle begab, um zum Piazale Romano und von dort mit einem Auto nach der Villa Stra zu fahren, empfing ihn erneut brausender Jubel. Zahlreiche Deutsche aus Italien hatten sich dort angesam melt und brachten dem Führer ihre Huldigung dar. Die Sirenen der Schiffe und Motorboote heulten, und durch ein Spalier von zum Gruß erhobenen Armen fuhr das Motorboot des Führers den Canale Grande hinauf. Geschichtliche Räume. Die Zimmer des Führers im Grand-Hotel, dem alten Palazzo Pini, haben eine historische Bedeutung. Zahlreiche Staatsoberhäupter haben hi^r bereits ge wohnt; Könige aus aller Welt. Die Zimmer sind mit künstlerischen Möbeln aus dem 17. Jahrhundert ausgestaltet, die Wände tragen die Wappen alter venezianischer Familien. An den Wänden hängen Bilder aus der venezianischen Schule Tiepolos. Der große Empfangsraum, in dem am Freitag das Essen für Mussolini gegeben wird, ist der sogenannte Sansovino. Der Raum lst mit grünem Prokai ausgespannt und mit wertvollen venc- nianischen Spiegeln aus Morano geschmückt. Das Schlaf- szimmer des Führers ist das sogenannte Veronese-Zimmer. Es trägt mythologische Deckenmalereien von Veronese. * Wie Lialien den Führer empfängt. Alle italienischen Zeitungen brachten auf der Titel seite in großen Lettern die Nachricht von dem Zusammen treffen der beiden Staatsmänner, ferner die mit Bildern des Führers, Mussolinis und der Villa Pisani in Stra — in der die erste Unterredung des Führers mit Musso lini erfolgt — versehenen Blätter lange Kommentare und die ausführliche Wiedergabe der deutschen und auslän dischen Pressestimmen zu dem bevorstehenden Ereignis, übereinstimmend widmen alle Blätter dem Kanzler außerordentlich herzliche und warme Worte der -» Begrüßung. Diese Begrüßung gilt in gleicher Weise dem Schöpfer unR Führer der nationalsozialistischen Bewegung wie dem Staatsmann. „Popolo d'Jtalia" schreibt: Das italienische Volk grüße in Venedig den erlauchten Gast, den Führer des großem Deutschland. Es erneuere den Ausdruck jener Sym pathie, die sich zwischen den Schwarzhemden und Braun hemden an dem Tage schon herausgebildet habe, an dem diese ihren Kampf um die Erneuerung des Reichs begonnen hätten., „Gazzetta del Popolo" spricht von der weltweiten Resonanz,, die die Nachricht von der Zusammenkunft hervorgerufen habe. Handele es sich doch um das Tressen der beiden Persönlichkeiten, auf die die Aufmerksamkeit Europas und der übrigen Kontinente am meisten gerichtet sei. Die „Stampa" schreibt, daß Italien in dem heldenhaften Kampf des Führers um die Befreiung aus den Ketten der Internationale geistig als erstes Land an seine Seite getreten sei. Diese Priorität der moralischen An erkennung lege ihm das Recht und die Pflicht auf, Deutsch-, land offen tn die Augen zu sehen und die Fragen! mit der größten Ehrlichkeit und dem größten Freimut zu! behandeln. Italien bestehe entschieden darauf, daß Deutschland alle! die Rechte zukämen, die anderen Staaten zugesichert seien. Die Völker fühlten, daß es sich in Venedig nicht um eines der gewöhnlichen Ministcrtreffen handele. Nein, zwei große Führer der Kriegsgencr-i-iw ;äme» zusammen, die in der augenblick lichen Verwirrung die Wege des Friedens weisen konnten.^ * „Im rechten Augenblick/ Auch der Korrespondent des römischen „Meffaggero^ widmet der Ankunft Hitlers und des Duce warme Worts der Begrüßung und sagt: „Venedig wünscht den Ducq seine heiße Ergebung ausdrücken zu dürfen und Hitler, nicht nur als den großen Gast zu begrüßen dem die höchste! Ehre und die herzliche Aufnahme gebühren, sondern b e-- sonders als den Mann, der mit mitreißender? Energie und mit unerschütterlichem Glauben sich die Herzen seiner Volksgenossen erobert und das deutsche Volk unter der Flagge der national-« sozialistischen Revolution zu einer neuen Einheit des Geistes zusammengeführt hat." Der „Messaggero" führt in seinem Artikel weite« aus, daß nach dem Scheitern der Abrüstungskonferenz der Zeitpunkt der Unterredung der beiden Staats männer sehr günstig sei, da die europäische Lags alles andere als geklärt sei. Das Hauptproblem auch der venezianischen Besprechungen bliebe weiterhin die Rück kehr Deutschlands zum Völkerbund. * Erste Ltnlerrevung. In der Vilba Sirs. Nachdem Mussolini nach der Begrüßung den Reichst kanzler zum Grand-Hotel begleitet hatte, fuhr der Duc« hinaus zur königlichen Villa Stra, wo am Mittag die erst« historische Unterredung Mussolinis mit dem Führer staits sand. * Gegenbesuch Mussolinis Seim Führer. Eine Stunde nach der Rückkehr des Führers inst Grand-Hotel machte ihm der Duce dort seinen Gegend besuch. Begleitet von Parteisekretär Starace, Unterstaatst sekretär Suvich, dem Chef der Miliz, Peruzzi und seinem Schwiegersohn Ciano, fuhr Mussolini vor dem Grand- Hotel im Motorboot vor und trat aus die Landungs brücke. Genau im Eingang zum Hotel traf er mit dem Führer zusammen, der ihm entgegengekommen war. Mit einem freundlichen Lächeln begrüßten sich die beiden, Der Schauplatz der Zusammenkunft des Führers mit dem Duce: ' der berühmte Palazzo Pisani bei Stra nahe ' Venedig,