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Wer bedroht den Frieden? Alte Lünen um Deutschlands Aufbauarbeit. Die „Gazette de Lausanne", die sich nicht selten für die Hetze gegen Deutschland hergibt, enthält unter der Überschrift „Die holländische Grenze be droht'?" einen Artikel, der die ungeheuerliche, aller dings auch nicht mehr originelle Behauptung ausstellt, von deutscher Seite werde eine Verletzung der hollän dischen Grenze unter gewissen Voraussetzungen in Er- wagung gezogen. Das Blati versucht, diese Behauptung mit einer angeblichen Beunruhigung in .Holland über Kultivierungsarbeiten im deutschen Grenz gebiet unter Beweis zu stellen. Es ist bezeichnend, daß diese neue Lügenmeldung in einem Augenblick verbreitet wird, in dem englisch- französische Verhandlungen über eine Ausdehnung der Sicherheitsgarantien jxn Gange sind. Mit allen Mitteln soll in der Welt der Eindruck erweckt werden, daß Deutschland agressive Absichten hege und daß selbst Kul- tivierungs- und andere Maßnahmen zur Behebung der Arbeitslosigkeit in Deutschland eine Gefahr für die Welt darstellten. Sollte die Welt sich nicht vielmehr um Mel dungen, wie die folgende, kümmern? Nach einer Meldung des „Matin" aus Straßburg sind weitere Festungsanlagcn an der französischen Ostgrcnze mit Mannschaften belegt worden, und zwar die Kasematten von Neunhofen, Lembach, Drachenbronn, Rödern sowie Groß-Hatten. In der Gegend von Neun hofen sdrei Kilometer von der pfälzischen Grenze) sei dir Besatzung durch weiter zurückliegende Reservegarnisoncn verstärkt worden. Kurze politische Nachrichten. Amtlich wird mitgeteilt: Nachdem während der Oster zeit die Danzig-polnischen Verhandlungen über die Zoll- und Wirtschaftsfragen geruht haben, werden am Montag, dem 16. d. M., die Verhandlungen fortgesetzt werden. Die Danziger Abordnung begibt sich zu diesem Zweck nach Warschau. * Der reichsdeutsche Hörer der Rechte an der Universität Innsbruck, Karl Theodor Moskopf aus Vahr im Rheinland, wurde mit derVerweisungvonfämt- lichen österreichischen Hochschulen für immer bestraft, weil er an einer Papierböllererplosion in den Räumen der Universität Innsbruck beteiligt war. Mos kopf befindet sich zur Zeit schwer krank im Gefangenen haus-in Innsbruck. Die deutsche Regierung hat den Professor der Rechte an der Universität Breslau, Staatsrat Dr. Freiherr von Freytagh-Loringhoven, an Stelle des Professors Dr. Schücking, dessen Mandat abgelaufen war, zum Mitglied des Ständigen Schiedshofes im Haag ernannt. Kleine NaMMlen. Familienzuwachs im Hause Goebbels. Frau Magda Goebbels, die Gattin des Rekchs- propagandaministers, wurde von einem Mädchen ent bunden. Dänemark verbietet deutsche Gedenkfeier. Sondcrburg Der Verband der Vereine ehemaliger deutscher Soldaten in Nordschleswig beabsichtigte aus Anlaß der Mäh- riqcn Wiederkehr der Erstürmung der Düppel-Schanzen eine Gedenkfeier zu veranstalten. Der Polizcimeister in Sonder- bura hatte das ihm vorgelegte Programm genehmigt unter der Bedingung, daß keine Hakenkreuzfahne nntgeführt, nicht das Horst-Wessel-Licd, das Deutschland- und das Schleswig-Hol- stein-Lied gesungen würden. Nun hat der dänische Justiz- Minister die ganze Feier ohne Angabe von Gründen verboten. Ekl-M-Ksgcsscn und eine Fahrkarte auf Staatskosten. Pre^. Die Abordnung der Witwen der Opfer der Ossegger Grubenkatastrophe verließ Prag. Die Frauen hatten aus Staatskosten Mittagessen und Fahrkarten erhalten. Sie zogen geschlossen unter Führung eines kommunistischen Abgeordneten und eines kommunistischen Senators zum Bahnhof. Der Ab ordnung ist sie Erfüllung ihrer Forderungen auf teils sofor tige Auszahlung, teils mündelsichere Hinterlegung der für sic gesammelte:. Nnteüstützungsgelder zugesagt worden. Tollkühner überfall des Gangsterführers Dillinger. New Dort. Der berüchtigte, von allen PoUzeistationen des Mittelwestens verfolgte Gangstcrführer Dillinger hat in Warsaw (Indiana) einen neuen tollkühnen Überfall aus- gcführt. Dillinger überfiel nur mit einem Begleiter den Nachtwächter des Ortsgefängnisses und zwang ihn mit vor- gehaltcner Maschinenpistole, die Polizcistation zu öffnen. Dort entnahm er vier Panzerwesten und einige Maschinenpistolen und entkam in einem Kraftwagen, obwohl er von 50 Polizei- krastwagen verfolgt wurde. SmMdiger Streik im pariser Haupt- teiegrap-enamt. Im Pariser Haupttelegraphenamt und in einigen Tclegraphenämtcrn der Provinz haben die kommuni - stischen Angestellten- und Bcamtenverbände ihre Strcikdrohung in die Tat um gesetzt uud die Arbeit für eine Stunde ruhen lassen. In Paris versammelten sich etwa 1800 An gestellte und Beamte "auf dem Hof des Tele graphenamtes, wo einige Reden gehalten wurden. Der Postminister hat die Abteilungsleiter aufgefordert, einen Bericht auszuarbeiten und die Namen der Rädelsführer bekanntzugeben. In Kreisen der Angestellten wird er klärt, daß ein Vorgehen des Postministcrs gegen die Streikenden die Lage nur noch ver schärfen würde, weil die linksradikalen Beamtenvcr- bände geschlossen hinter den betroffenen Beamten stehen würden. * Lenken die Kriegsteilnehmer ein? Der französische Ministerpräsident empfing eine Abordnung der ehemaligen Kriegs teilnehmer. In dem Meinungsaustausch zwischen den Ministern und der Abordnung stellte sich heraus, daß in einigen Punkten noch grundsätzliche Gegensätze bestehen, die eine erneute Stellungnahme der Kriegsteilnehmer er fordern. Die Kriegsteilnehmer wehren sich gegen die Ab sicht der Regierung, die Pensionen dem Nationalamt der Frontkämpfer zu überweisen und diese Kasse durch die Eingänge aus der Staatslotterie zu speisen. Die Regie rung wird sich aber wahrscheinlich bereit erklären, die Auch Z.-Klmsv-Wageu der Reichsbahn werden gepolstert. Die Reichsbahn wird zur Bequemlichkeit ihrer Fahrgäste jetzt auch alle Wagen Dritter Klasse Polstern. Ersteberrecbt8sc!wtr: llünk Dürme-Verlag. Uslls (Zsalet l13 Stephans Herz träumte von zukünftigem seligen Glück. Er fühlte nicht das kalte, noch so kindlich weiche Händchen der ihm Angetrauten, sah nicht die Wachstropfen, die wie Dränen hcrniedertropften. Nur Theresia sah sie. Tränen, eine endlose Reihe, die von langen Nächten und verzweifelten Tagen erzählten. Hallten nicht des Pfarrers Worte im Echo nach wie der ?slang von Geschützen? Theresias kindcrjunges Herz zog sich in jähem Krampf ineinander. So dumpf grollte es im Gewölbe — Kanonendonner, immer wieder Kanonendonner. Die sanft blickenden Heiligen an den bunten Fenstern verzerrten sich zu surcht- baren Schreckgestalten, entblößten sich zu scheußlichen Genppcn in klapperndem Totentanz. Theresias süßes Grübchengesicht wurde schneeweiß vor Angst. Die Sonne glutete durch die Fenster als flüssiges Blut, das floß plötzlich in breitem Streifen über Stephans Gc- hcht, färbte seine ganze, weiße Uniform rvt, verdichtete sich an winem Herzen. Theresia hätte laut aufschreien mögen. Aber der Mund war ihr wie versiegelt. Und dann aus dem Blutmeer, in dem irgendwo, wo der gräßliche Geschützdonner erklang und von woher wie em entsetzliches Nachlgespenst die Einsamkeit mit schwarzen schwingen geflogen kam, ein hartes, zum Letzten ent- Mogcnes Gesicht mit dunklen, unergründlichen Augen. .Lie Demoiselles tragen oft den Teufel unter den Röcken!" und dann wieder wie ein geheimes Schluchzen das teile sropsen der brennenden Wachskerzen. , Ganz weiß war Theresia im Gesicht, faßte mit klam- kmernden Händen nach denen des Mannes, dem sie für ein f ganzes Leben gehören sollte. f Und Stephan von Baben fühlte plötzlich die Süße dieser zarten Hingabe. Mit ein wenig heiserer, zeitalter Stimme setzte droben die Orgel auf dem Chor ein. > „Wo du hingehst, da will auch ich hingehen!" Theresias bräunliche Hand verscheuchte mit einer Be wegung den ganzen Spuk der halb dämmernden Kapelle. War sicher nur, weil der Josel nimmer bei der Trauung zugegen sein konnte. Schwer krank und wild fiebernd lag er droben in seinem Zimmer. Und morgen mußten doch die Papiere — Drunten vom Dorf läuteten die Mittagsglocken hinein in das wilde Sturmtosen des Windes. Die Orgel aber sang ihr ewiges Amen, das den Lebensbund zwischen Theresia und Stephan von Baben für die Ewigkeit be siegelte. * , * „Halt, wer da?" Der Bote gab die Parole. „Zu Major von Adlersfeld mutz ich Nachricht bringen." „Dem Schwarzen Major?" Der Bote, ein schwächlich ausschender, blutjunger Mensch, dem die Erschöpfung des langen Rittes nur allzu gut auf dem Gesicht abzulesen war, fuhr zusammen. „Ist der Major von Adlersfcld denn der Schwarze Mazor?" Neugierige scharten sich um ihn. „In der ganzen Armee ist der tollkühne Draufgänger unter diesem Namen bekannt. Gibt keinen Pardon bei ihm, für sich nicht, für andere auch nicht." Der Bole riß sie sattclmüden Glieder zusammen. „Ja, vom Schwarzen Major hab' ich schon gehört. Unbarm herzig und unnachsichtig sühnt er das kleinste Vergehen." Immer näher rückten die Soldaten zusammen. „Und keine Kugel kann ihm etwas anhaben. Fest mutz er sein, drum wagt er sich auch in die tollsten Gefahren." Jäh wurde die Tür des kleinen Bauernhauses auf staatliche Garantie für diese Kaffe zu übernehmen. Ein zweiter Punkt. dessen Beileqnna schwieriger erscheint, besteht in der Forderung der Kricgsteilnebmer, die drei- prozentigen Abzüge erst vom t. Juli ab durchzuführen. Man hofft in unterrichteten Kreisen, doch zu einer Eini gung zu gelangen. Reue VerWungen und Ausweisungen !m Memelgediet. Die offiziöse litauische Telegraphenagentur berichtet über eine Reihe weiterer Maßnahmen gegen das Memel deutschtum. So sind aus Verfügung des Bezirksgerichts in Schaulen drei frühere Mitglieder der aufgelösten Sozia listischen Volksgemeinschaft des Memelgebiets verhaftet worden. Weiter ist, wie die litauische Telegraphenagentur sich ausdrückt, eine „ganze Sturmabteilung", bestehend aus 12 Personen und ihrem Führer, die der ebenfalls aufgelösten Christlich-Sozialistischen Arbeits gemeinschaft angehörten, verhaftet worden. Nach ihrer Vernehmung wurden die Verhafteten in das litauische Ge fängnis von Bajohren eingeliefert. Nach einer weiteren Meldung der litauischen Tele- graphcnagentur hat der Memclgouverneur den reichs deutschen Lehrern Lenoweit und Hans Melle die Arbeitsgenehmigung entzogen und den Landespräsi denten des Memelgebiets aufgefordert, diese beiden Lehrer sofort aus dem Dien st zu entlass e n. Ferner hat der Gouverneur die memelländischen Sport- und anderen Vereinigungen aufgefordert, die Ausländer — es handelt sich hier in der Hauptsache um Reichsdeutsche — die führende Stellungen in diesen Organisationen einnehmen, aüszu- schließen. Ebenso haben die Sportorganisationen, die mit deutschen Verbänden Beziehungen unterhielten, ihre Verbindungen mit reichsdeutschen Organisationen lösen müssen. Der Mcmclcr Sängerbund, dem 21 Gesangsvereine angehören, hat sich gezwungen ge sehen, seine Bezeichnung als Mitglied des Denischew Sängerbundes aufzugeben. , Spiel uns Sport Die NvuZrennen für Automobile mußten wegen internatio naler Terminschwierigkeiten vom 17. Juni wieder auf den 27. Mai vorverlegt werden, vorausgesetzt, daß die polizeiliche Genehmigung zu diesem Termin erteilt wird. Bekanntlich sollen bei dieser Prüfung die neuen deutschen Rennwagen der Auto-Union und von Mercedes-Benz ihre Feuertaufe bestehen. Einen neuen Schwimmrelord stellte die Düsseldorferin Annu Stolte in Elberfeld auf. Sie verbesserte ihre eigene .Höchstleistung über 200 Meter Rücken von 3:06,5 auf 3 : 05,4 Minuten. Ausverkaufter Cirkus Busch. Am siebenten Tag deZ Ringerwettstreites um den „Goldenen Gürtel von Deutschland" war der Zirkus völlig ausverkauft. Es zeigt sich immer mehr,' welche Ringer berufen sind, entscheidend in den Gang der Er eignisse einzugreifen. Zu diesen gehört unbedingt der junge Hans Schwarz, der sicherlich als einer der Besten das Ende des Turniers erleben wird. Gestern kämpfte er gegen Thomson unentschieden, im Entscheidungskampf dürfte ihm ein Sieg glücken. St. Mars besiegte Vogtmann und der Deutschruffe Sasnrski schlug den schweren Feriuger, Zeisich triumphierte schnell über Remme. Einen schönen Entscheidungskampf gab es zwischen Grünberg und Pooshoff, den der Letztere gewinnen konnte. - Bei den Europameisterschaften der Amateurboxer, die in Budapest ihren Anfang nahmen, kämpften die deutschen Teil nehmer in der Vorrunde mit wechselndem Erfolge. Im Fliegengewicht wurde Weinhold (Berlin) von dem Rumänen Sandu überraschend nach Punkten ausgeschaltet, dagegen konnte sich Otto Kästner (Erfurt) im Federgewicht gegen See berg (Estland) erfolgreich nach Punkten durchsetzen. Einen weiteren deutschen Erfolg gab es im Halbschwergewicht, wo Pürsch (Berlin) den Rumänen Lungu in der zweiten Runde so weit groggv hatte, daß der Ringrichter den Kampf abbrach. Am zweiten Tage schieden leider zwei weitere deutsche Ver treter aus. Im Bantamgewicht schlug der Schwede Eederberg den unsauber kämpfenden Spannagei <Barmen) durch Dis qualifikation in der dritten Runde. Nur knapp nach Punkten wurde Blum (Altena) im Mittelgewicht von dem Polen Maj- chryzuki geschlagen. gerissen, vor der die Soldaten standen. Ein Raunen, eim scheu-fürchtendes Murmeln. „Der Schwarze Majori" Jost von Adlersfeld nahm dem Boten ohne ein weiteres Wort die Nachricht aus der Hand. „Erledigt!" Schweigend entfaltete er drinnen beim flackernden Schein der Kerze die Briefe. „Also auch in anderen Landesteilen!" Hermann von Alten horchte auf. . „Was denn, Jost?" Mit heftiger Bewegung zerknüllte der andere das Papier, verbrannte es am Kerzenlicht, daß die Stückchen knisternd wie letztes herbstwelkes Laub auf den Tisch fielen. „Spionage!" Der Major stand auf, stieß den Stuhl beiseite, daß er polternd in die Ecke flog. „Ich hab' mit dir noch nicht darüber gesprochen." Seine dunklen Augen schossen Blitze. „Habe zwar Vorbeugungsma-ßnahmen schon längst getroffen. Aber wenn es sich um eine orga nisierte Spionage handelt..." Hart betont klangen des Mannes Schritte durch den halbdunklcn Raum. „Vor. ein paar Tagen ist es ge wesen..." Der Major berichtete von seinem Erlebnis in der Kate der schwarzen Katja. „Du" — Hermann von Alten sprang auf —, „das wär' so etwas für mich, wo du doch hier nicht fort kannst." Jost von Adlersfeld zögerte für einen Augenblick. Gar zu gern hätte er selbst sich in das Wagnis gestürzt. Die kalte Ueberlegung siegte aber. „Gut, die Kate habe ich dir ja hinlänglich beschrieben. Halte sie im Auge! Und im gegebenen Falle: keinen Pardon!" Der Sturm heulte um das kleine Bauernhaus. Der Bauer mit seiner Familie schlief längst in den weichen, blaugewürfelten Kissen des riesigen Bettes in der Kammer. Der Rtgen weichte die Wege auf, daß sie sich in ein ein ziges Schlammbad verwandelten. Hermann von Alten trommelte im Takt der prasseln den Regentropfen, die die 'Nacht fast uuvurchsjchtig machten, auf deu Tisch, wartete aus die Miltcrnachtsstunde, in der er zu der Kate aufbrechen wollte. (Fortsetzung folgt.)