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Wilsdruffer Tageblatt : 14.06.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-191806145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19180614
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19180614
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-06
- Tag 1918-06-14
-
Monat
1918-06
-
Jahr
1918
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 14.06.1918
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amgcrmen, uno zwar von «sowaten. Aeryeirarere unlerom- ziere sollte man nach 12jähriger Dienstzeit zu Feldwebelleut nants befördern. Warum wird die vom Zentrum verlangte konfessionelle Statistik nicht durchgesührt? Sie kann doch nur ergeben, daß die Klagen berechtigt oder unberechtigt sind. Die kv-Leute gehören ausnahmslos an die Front, auch die Parlamentarier. Bei der Z-E-G. sind immer noch 7S kv-Leute im Bureau. Die Gewerkschaftssekretäre hat man aus poli tischen Gründen zurückgestellt. Jnbezug auf die Behandlung unserer Gefangenen im Feindeslande mutz mehr Energie aus gewendet werden. General v. Wrisberg erklärt, eS bestehe kein allgemeines Verbot für Soldaten, sich mit Abgeordneten in Verbindung zu setzen. Von den Bahnhofskommandanten ist nur einer ein Generab Das Gehalt richtet sich aber nur nach der Stellung, nicht nach dem Range. Bei Nrlaubserteilungen müssen wir auf die Eisenbahnen Rücksicht nehmen. Wann der Jahrgang 1879 entlassen wird, lätzt sich noch nickt saaen. Oberarzt Dr. Schultze»: Die Zahl der Geschlechtskrank heiten beim Heere ist lange nicht so hoch, wie angegeben wurde, ^ie beträgt im Felde 15 vom Tausend, in der Heimat 27.6 vom Tausend, während sie im Durchschnitt der letzten zehn Friedensjahre 19,7 vom Tausend betrug. Noch in keinem Kriege, der auch nur annähernd so lange gedauert hat, sind die Zahlen so günstig gewesen. Wenn die vom Abg. Wirth geschilderten unerhörten Vorkommnisse in den Lazaretten sich bestätigen, werden sie abgestellt werden. Abg. Werner-Hersfeld (D. Frakt.): Wir verlangen, datz die Heeresverwaltung mit allen Kräften für die Besserung Les Loses unserer Gefangenen in Feindesland sich einsebb! Der bloße Dank an das Heer, der jetzt so häufig ausgesprochen wird, genügt nicht. Wir haben auch für die Unterbringung der heimkehrenden Krieger zu sorgen. , General v. Oven: Wenn bei der Untersuchung auf dem Lande Mißstände vorkommen sollten, bitte ich um telegraphische Benachrichtigung, damit wir einschreiten können. Abg. Ryssel (U. Soz.): Die Behandlung der Soldaten ist nicht besser geworden. Die Verfügungen des Kriegsministers werden einfach verlacht. Das Beschwerderecht mutz geändert werden. Die Weiterberatung wird dann auf morgen vertagt. ^ulrizminMer Vr. Heinze. Wie die Sächs. Staatsz. mitteilt, ist sicherem Ver nehmen nach als Nachfolger des verstarb. Justizministers Dr. Nagel der Reichsgerichtsrat Dr. Rudolf Heinze vom 1. Juli d. I ab in Aussicht genommen. Er wurde am 22. Juli 1865 in Oldenburg geboren, besuchte die Vor schule in Naumburg a. d. Saale, sowie das Gymnasium in Basel und Leipzig, studierte von 1883 bis 1887 in Tü bingen, Heid-lberg, Berlin und Leipzig und p-omovierte im Jahre 1887. Nachdem er von 1887 bis 1888 beim 107. Infanterie-Regiment in Leipzig gedient hatte, wurde er 1889 R-ferendar, 1893 Ass-ssor, 1896 Amtsrichter, hierauf Landrichter und Landgerichtsrat in Dresden und im Jahre 1906 Landgerlchtsvirektor. Von 1899 bis 1902 bekleidete er 8as Amt eines Stadtverordneten und von 1903 bis 1906 das eines unbesoldeten Stadlrates zu Dresden. Am 27. Oktober 1915 wmde Heinze als Nachfolger des zum Ober bürgermeister von Dresden gewählten und damit in die Elste Kammer übertretenden Abg. Blüher zum Nstglied der Zweiten Kammer gewählt, legte aber sein Mandat schon im Juni" 1916 wegen seiner Berufung nach Kon stantinopel nieder. Für ihn wurde am 23. August 1916 Rechnungsrat Anders gewählt, der damit sein altes Mandat wieder übernahm. Mitglied des Reichstages war Dr. Heinze von 1907 bis 1912 als Vertreter des 5. sächsischen Wahl kreises. Bereils 1912 war er Hilfsarbeiter beim Reichs gericht in Leipzig und wurde im Sommer 1914 zum Reichsgerichtsrat ernannt. Am 22. Juni 1916 trat Dr. Heinze als Unterstaatssekretär des Iustizm nisteriums in türkische Dienste. Offensive und Geldmarkt Von Dr. A. Goldschmidt. Deutlich prägt sich die Wucht einer neuen Offensiv« während des Krieges in Wirtschaft und Finanz der be troffenen Länder aus. Man kann sie an Zahlen ablesen. Als, im November vorigen Jahres, der deutsch-österreichische Angriff gegen Italien begann, schnellte der Kurs der Reichsmark an den neutralen Plätzen herauf, während die Notierungen der Auslandswechsel der Entente sanken. An der Pariser Börse glitten die Preise französischer Renten abwärts und erreichten einen seit langen Jahrzehnten nicht mehr erlebten Tiefstand. Der Newporter und Londoner Börse bemächtigte sich tiefe Niedergeschlagenheit. Die Rote Rosen. Roman von H. Courths-MahleL Jostas Tagebuch. „Tas heißt, du hast Bedenken, Magnus-' Tu vil mir die Antwort auf meine Werbung um die Hani deiner Tochter schuldig geblieben. Jostas Eintritt Hw diese Antwort verzögert." Sie hatten wieder Platz genommen. Der Mi nister fuhr sich über die Stirn. „Mein lieber Rainer, wie diese Antwort vor meiner Seite ausfällt, wird dir nicht zweifelhaft sein Ich habe keine Bedenken. Du hast einer Frau alles zr bieten, was selbst die anspruchsvollste verlangen könnte Tu bist gesund und in den besten Jahren, eine Eh« zu schließen. Dein Name ist einer der stolzesten in Lande, du bist reich, Besitzer eines fürstlichen Mw jorats, — von Schellingen noch ganz abgesehen, dal an. sich auch schon ein ansehnlicher Besitz ist. Dr wärst auch vor dem Tode deines Vetters Rochus, besser Nachfolger du im Majorat geworden bist, eine so? genannte gute Partie gewesen. Jetzt bist du eine glän zende Partie. Und das wichtigste — ich kenne dich als einen durchausvornehmen Charakter, weiß daß dr selten vortreffliche Eigenschaften als Mensch besitzest — also — ich wüßte nicht, was ich gegen deine Wer« bung einwenden sollte. Es fragt sich nur, ob Joste deine Frau werden will. Einen Zwang werden wii beide nicht auf sie ausüben, sie muß freien Herzens ent scheiden. Daß sie dich im Herzen hochhält und lieb hatj weißt du so gut als ich. Aber du warst ihr bisher nur immer der gute Onkel Rainer, der ihr erst Pup pen schenkte, dann Blumen und Konfekt, der ihr ir Waldow Reitunterricht gab, sie zuweilen ein bißcher schulmeisterte und neckte und von ihr wieder genecki wurde. Deine Werbung wird sie vollständig über raschen, wie sie mich überrascht hat. Und wie ihr« Entscheidung ausfällt, kann ich nicht wissen. Sicher hat sie nie daran gedacht, daß sie jemals in die Lag« Entente mußte Stützungsversuche unternehmen und be mühte sich krampfhaft, durch einen Pressefeldzug die Auf wärtsbewegung des Reichsmarkkurses aufzuhalten. Die französische Regierung fand nur noch wenig Liebe für ihre Staatswechsel und war gezwungen, die Bank von Frank reich mit ungewöhnlich hohen Summen in Anspruch zu nehmen. Auch die jetzige deutsche Offensive im Westen macht sich in den Finanzen der Entente bemerkbar. Große Mengen französischen Kapitals sind ins neutrale Ausland geflohen, obwohl ein kürzlich erlassenes Gesetz die Geldauswanderung streng verbietet. Die Bank von Frankreich hat bis zu 800 Millionen Frank Vorschüsse in einer Woche an den Staat geleistet. Ihr Notenumlauf ist derart gedehnt, daß die Golddeckung auf eine lächerliche Winzigkeit gesunken ist. Die Londoner Börse ist von Mißstimmung beherMt und auch der Newyorker Wert papiermarkt hat seine Kriegsfestigkeit verloren. Die angelsächsischen Mächte sind heute froh, wenn ihre Wechselkurse nicht noch weiter sinken. Von einer Zerschmetterung der deutschen Währung ist nicht mehr die Rede. Der englische Schatzkanzler hat große Mühe, seine „National War Bonds" (Kriegsanleihe) im Publikum unterzubringen. Anfang Juni forderte er die Kriegs anleihebesitzer auf, anstatt der Zinsen Schatzwechsel zu nehmen. Das Vertrauen in die Zahlungsgüte der fran zösischen Regierung ist erheblich gesunken. Die Steuern gehen nur sickernd ein und das Siegesanleihegeschrei ist verhallt. Die Londoner Börse hat seit Beginn des Jahres Milliardenverluste erlitten, während die Kurs steigerung in Berlin kaum zu zügeln ist. Schlimmer noch sind die Wirkungen auf Industrie und Landwirtschaft. Schon die Offensive in Oberitalien hat die Entente in peinliche Produktionsschwierigkeiten gebracht. Die neue Westoffensive hat zunächst das reiche Kohlenbecken des Pas de Calais lahmgelegt. Nachdem die lothringische Kohle von deutschen Truppen erobert war, blieb der französischen Industrie hauptsächlich nur noch die Kohle um Bethune. Seit März dieses Jahres liegen die Gruben unter schwerem deutschen Feuer und auch die Eisenwerke dieser Gegend sind brachgelegt. Frankreich ist heute mehr als je von der Kohlenbelieferung durch das Ausland abhängig, die unter der Wirkung des U-Boot- Krieges steht. Vor dem Kriege gewann Frankreich rund 40 Millionen Tonnen jährlich. Davon haben wir ihm nur einen kleinen Prozentsatz gelassen. ' Die Mai-Offensive hat die Wirtschaftsschnuerig- keiten noch verschärft. Das Transportsystem geriet in heillose Verwirrung. Alle den Ententeheeren noch zur Verfügung stehenden Bahnen müssen Truppen- und Heeres- materialtransporten dienen und sind daher überlastet. Die Lebensmittelzufuhr nach Paris stockt. Von der Provinz nach der Hauptstadt dauert heute der Gütertransport fünf- bis zehnmal so lange wie vor der Offensive. Vieh, das gesund verfrachtet wurde, kommt tot in Paris an. Fische verfaulen in den Waggons. Die englischen und ameri kanischen Truppen können vorläufig nicht mehr aus ihrer Heimat versorgt werden. Sie müssen sich mit französischen Vorräten ernähren, wodurch sich die Lebensmittelkrise in Frankreich verschärft. Der französische Lebensmittel- Minister hat entsprechende Einschränkungsmatznahmen an- geordnet. Infolgedessen wuchs die Erbitterung und die Regierung sah sich gezwungen, den baldigen Abbau jener Matznahmen in Aussicht zu stellen. Reiche Wiesen gründe, Getreideflächen, Weinberge und Viehherden sind Frankreich oerlorengegangen. Die Bauern mutzten Felder und Weiden in Stich lassen und ost froh sein, wenn l sie nur das Kärglichste mitnehmen konnten. Stapelplätze, l Fabriken, Mühlen sind von den deutschen Truppen erobert worden. Hunderte von Städten und Städtchen, Orten und Örtchen sind von ihnen besetzt. Schon lange reichte die französische Getreideernte nicht mehr zur Versorgung des Heeres und Landes aus. Bei einem Getreidebedars von 78 Millionen Doppelzentnern hatte Frankreich Im vorigen Jahre eine Ernte von nur 31 Millionen Doppel zentnern. Die Offensiversolge dürften den Ertrag dieses Jahres noch erheblich mindern. Die Ernährung Frank reichs hängt damit zum größten Teil' vom Auslande ab. Das Schlimmste ist aber der Verlust an Arbeits kräften. Nachdem die vorhergehenden Offensiven schon große Mengen der Bevölkerung in den Bereich der deutschen Truppen gebracht oder zur Flucht ins Innere veranlatzt haben, hat die Mai-Offensive von neuem viele Tausende der französischen Industrie und Landwirtschaft entzogen beziehungsweise der französischen Heimat als lastende Flüchtlinge zugetrieben. Mehr als 75000 Ein wohner sind innerhalb kurzer Zeit aus dem Frontbereich nach BariS und anderen Städten geflohen. Dtese Leute. Gras Ramverg strich sich mit der schonen, rrasn« gebauten Hand über die Stirn, als verscheuche ei unbequeme Gedanken. „Ganz offen, Magnus, auch ich habe zuvor ni« daran gedacht, ihr diese Frage vorzulegen. Du weiß« ja besser als jeder andere Mensch, was hinter mir liegt All die Jahre habe ich den Gedanken an eine Eh« von mir gewiesen. Aber nun will das nicht mehr gehen Ich stehe im achtunddreißigsten Jahre — und — iv meinem Herzen ist es nun endlich so ruhig und still geworden, daß ich den Gedanken an eine Ehe fassen kann. Und jetzt, als Majoratsherr von Ramberg fühle ich die Verpflichtung, eine Familie zu gründen/ „Das ist natürlich und verständlich, Rainer, uni ich freue mich deines Entschlusses. Er beweist mir, daß du mit der alten Geschichte fertig bist." „Vollständig, Magnus — sonst würde ich nicht uni Josta werben. Ich will nicht sagen, daß ich ihr eine große, leidenschaftliche Liebe e gegenbringe. Einer solchen Liebe ist man wohl nur einmal fähig, und dieser Sturm liegt hinter mir. Aber Josta ist mir lieb uni wert, und keine andere Frau steht meinem Herzen jetzt noch näher. Ich keyne sie von Kind aus und weiß, daß sie ein wahrer, großzügiger Mensch ist, weiß, daß sie gesund ist an Leib und Seele, und daß sie all die Vorzüge besitzt, die ein Mann von der Frau nur verlangen kann, die er an seine Seite stellen wiW Und da ich mir nun in letzter Zett darüber klar Le- worden bin, daß ich heiraten will, wüßte ich keine, die ich lieber zur Gräfin Ramberg machte, als Josta.' Dies alles mußte ich dir offen sagen. Aber ich bin' mir ebenso bewußt als du, daß Josta in mir nur, immer Onkel Rainer gesehen hat. Ich bin ja auch' nahezu siebzehn Jahre älter als sie. Das ist immer hin ein großer Unterschied, der bei einer so jungen- Dame wohl Bedenken erwecken könnte. Und dann die: Hauptsache — — ich weiß nicht, ob ihr Herz noch^ frei ist. Das wollte ich von dir hören, ehe ich Josta frage, ob sie meine Frau werden will. Deshalb kam« ich zuerst zu dir mit meiner Werbung. Du wirst mir- offen lagen, ob sich Jostas Herz einem anderen Mannei zugeneigt hat, denn du hast mich, trotz unseres Al terunterschiedes. deiner Freundschaft gewürdigt." meistens Bauern, kommen gar nicht oder doch kür lange Leit nicht als Arbeitskräfte in Betracht. Sie erschwere» die Versorgung, die Unterkunftsfrage und die Kriegswohl- fabrtstätigkeit. Sie verwirren den Eisenbahnverkehr und tragen Mißmut inS Land. Auch Deutschland drückt der. Krieg. Er drückt schwer und alle würden mit tiefem Atemholen den Frieden be grüßen. Aber die Wirtschaftswirkungen der Westoffensive zeigen doch, was es heißt, den Feind in seinem eigene» Lande zu bekämpfen. Jeder Fußbreit verlorenen fran zösischen Bodens ist eine neue Gefährdung der französischen und englischen Wirtschaft und eine Erschwerung des amerikanischen Kriegsapparates. Das dürfen wir bei de« Beurteilung unserer Lage niemals vergessen. Unser« Truppen kämpfen weit außerhalb der deutschen Grenze» Die deutsche Wirtschaft als Ganzes ist vom Feinde nicht berührt. Sie spürt den Krieg nur indirekt. Erst di« Böller lernen die ganze Furchtbarkeit des Kriege- kennen^ die den Feindesstiefel auf dem Nacken baden. politische Rundschau. Deutsches Neich. * Aus Anlaß des Verhaltens einer Reihe hoher Prä laten und Kardinäle in den Ländern der Entente, die Deutschland oft ungerechtfertigterweise angriffen, hatte ein Vertreter der Köln. Volksztg. eine Unterredung mit dem Kardinal-Erzbischof v. Hartmann. Der Kardinal er klärte, es sei nicht seine Sache, über Mitbrüder des Episkopais ein Urteil zu fällen. Vor allen Dingen haben die deutschen Kirchenfürsten den ausdrücklichen Wunsch des Papstes vor Augen, Streitigkeiten zwischen Mitgliedern der katholischen Hierarchie zu vermeiden. Die deutschen Bischöfe haben stets diese Verhaltungsregel befolgt, auch wenn sie dabei Opfer bringen mußten. Sie haben viel mehr alle ihre Kräfte darauf gerichtet, das Übel des Krieges nach dem herrlichen Vorbild des Papstes zu lindern. 4- In bemerkenswerter Weise erklärte sich der bayerische Kriegsminister gegen die Unabhängige sozialdemo kratische Partei. In Beantwortung einer Interpellation wegen Ausweisung von Parteimitgliedern und ihrer Ver bringung in Zwangsaufenthalt hob der Minister hervor, es fei Aufgabe der Regierung, angesichts der den vater ländischen Interessen zuwiderlaufenden Bestrebungen der Unabhängigen Sozialisten, der Ausbreitung der Partei mit allen Mitteln entgegenzuarbeiten. Ausweisung und Zwangsaufenthalt seien solche Mittel, deren Anwendung durch den Krieg geboten sei. 4- Eine wertvolle Beihilfe zur Brotversorgung wir! Bayern dem Reiche leisten. Zwar bat im abgelaufenei Wirtschaftsjahre Bayern erhebliche Mengen Getreide an das Reich abgetreten, doch sind die bayerischen Kommunal verbände noch bis zum 15. August eingedeckt. Bayer» wird daher alle Bestände, die über die Deckung bis zum 25. Juni hinausreichen, zunächst an die Landesgetreide stellen von den Gemeinden ausführen und dem Reich zur Verfügung stellen. Nur in den Großstädten bleibt der Versorgungsschwierigkeiten wegen der Bedarf bis zum 10. August gedeckt. Ergibt dann der Frühjahrsdrusck bis zum 25. Juli nicht den Ertrag, so werden die bayerische» Verbände nötigenfalls wie im Reiche von der Reichs- getreidestelle mit Hilfe des ausländischen Getreides aus dem Osten versorgt. * Die Denkschrift des Fürsten Lichnowsky, die vor kurzem in Kopenhagen in dänischer Sprache unter dem Titel „Meine zwei Jahre in London" erschien, ist auf Verlangen des Fürsten zurückgezogen worden. Die dänische Veröffentlichung war auf Grund einer englische» Ausgabe mit einer Vorrede des Engländers John Murray erfolgt. Der Fürst machte geltend, daß zu dieser Ver- öffentlichung seine Einwilligung notwendig wäre. Neueste Meldungen. Frankreich wünscht FricdensvorschlSge. Genf, 12. Juni. Zu den in einigen deutschen Blätter« erschienenen Artikeln über angebliche Friedensbereitschast »chreibt Clemenceaus „Homme libre": Wir dürfen uns nicht «mt gebundenen Händen und Füßen einem Deutschland über- »eben, das gegenüber den Vorscklägen Wilsons taub blieb. Indessen wollen w« seinem Militarismus die Behauptung trickst mehr in die Hände spielen, daß wir uns systematisch dem Frieden widersetzen. Möge Deutschland also sprechen. Wir sind bereit, ihm Gehör zu schenken. Dagegen weigern wir uns, seine unbestimmten Vorschläge zu Besprechungen ent- oegenzunehmen. Der Minister nickte. „Ja, Rainer, ich hatte dich immer gern! Dein- treuer Freund aber bin ich geworden in jener Stunde/ da ich dir im Auftrage meines hohen Herrn eine tiefe- Herzenswunde schlagen mußte." Gras Ramberg wehrte ab. „Nicht du hast mir diese Wunde geschlagen, auch nicht der Herzog. Niemand hat es getan als das Schick sal selbst, das Resignation von mir forderte. Aber lassen wir das. Es liegt nun hinter mir mit allen Kämpfen und ist verwnuden. Sage mir jetzt ehr lich — ist Jostas Herz ganz frei?" Der Minister lächelte. „Soviel ich weiß — ja. Zwar ist es nicht leicht, ein Mädchenherz zu durchschauen. Die Frauen wissen oft ihre Gefühle sehr gut zu verbergen. Aber meiner Josta Herz lag bisher offen vor mir, sie zeigt miv in allen Dingen Vertrauen, und ich hätte sicher ge merkt wepn sie mir etwas verborgen hätte. Wohl wird sie viel gefeiert und umschwärmt, aber sie lacht darüber und sagt oft: „All dieser Weihrauch gilt der Tochter des einflußreichen Ministers, Papa, meine Person hat nichts damit zu schaffen." Josta ist so wenig eitel, wie eine Frau es nur sein kann. Und an eine Heirat scheint sie überhaupt nicht zu denken. Wenn ich ihr einmal zu bedenken gab, daß sie nach meinem Tode auf das schmale Einkommen von Wal dow und eine Freistatt im alten Waldower Herren hause angewiesen ist, dann sagt sie unbesorgt: „Für mich reicht das schon aus, Papa. Wenn ich nur in Waldow leben kann, bin ich zufrieden. Ich spinne mich dann dort behaglich als alte Jungfer ein und freue mich oon einem Mal auf das andere, wenn mich Onkel Rai ner besucht." Die beiden Herren mußten lachen. In Graf Ram- bergs Augen lag ein Schimmer von Rührung. „Es ist fast ein Wunder, daß Josta noch frei ist In den letzten Jahren hat sie sich zu einer über» raschenden Schönheit entwickelt. Das hätte ich nie er wartet." saate er sinnend. (Fortsetzung r-stgt.)
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