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für die Königliche Amishauptmannschast Meißen, für das Königliche Amtsgericht und den Gtadtrat zu Wilsdruff sowie für das Königliche Korstrentamt zu Tharandt Icrnsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6. Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 2S614. Wochenblatt für Wilsdruff und Lsmgegend. Erscheint seit dem Jahre ^84^. InscrßonSprc'S Psg. für die 8-gespalten- Korpuszeile oder deren Raum, Lokaipreis Pfg., NeNamen Pfg., alles mi! o"/. Teuerungszuschlag. Jeiiraub und iabellarischer Sah mit 5V'/» Aufschlag. Bei Wiederholung und Jahresumsätzen entsprechender Nachlaß. Betannimachungen im amtlichen Teil fnur von Behörden! die Spaltzeile So Psg. bez. psg. / Nachweisungs- und Offertengebühr 20 dez Z0 Psg. / Telephonische Znieraten-Aufgabe schließt jedes ReklamaüonSrccht aus. / Anzeigenannahme bis LI Uhr vormittags. / Beilagengebühr das Tausend S Ml., für die Poftauflage Zuschlag. / Für das Erscheinen der Anzeigen an bestimmten Tagen und Plätzen wird leine Gewähr geleistet. / Stritte Plahvorschrist rs-z. 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In Pari« beginnt mau wreoci auszuatmen Del Ansturm der Deutschen geht nicht mehr in dem gleiche» ungestümen Tempo vorwärts wie in den ersten vier, fünf Tagen; die Marne ist zwar auf mehr als zwanzig Kilo meter Breite von ihnen erreicht, aber noch nicht über schritten, und Reim» wird trotz eiserner Umklammerung von seiner Negerbesatzung noch immer gehalten. DaS Schlimmste ist vielleicht überwunden, seitdem Foch die verfügbaren Reserven herangeschasst hat, und ist auch viel Gelände mit ungeheurem Kriegsmaterial verloren- gegangen, haben sich auch zahlreiche Divifionen verblutet und ist die eigene militärische Handlungsfreiheit der West- machte für absehbare Zeit vollständig vernichtet worden, die gemeinsame Front ist wenigstens aufrechterhalten worden und man kann nun wieder mit gröberer Ruhe überlegen, waS geschehen mub. Herr Cle menceau hat dem HeereSauSschuß der Kammer über die Lage berichtet und besteht darauf, dab di« öffentliche Aussprache über die letzten Ereignisse vertagt wird. Nach seiner Versicherung ist ein umfassender Vormarsch des Feindes auf Paris dank den getroffenen Vorkehrungen der Heeresleitung ausgeschloffen; mehr lasse sich zurzeit oor der Kammer nicht sagen, und sie schulde es dem Ansehen der Republik namentlich in den neutralen Staaten, unter diesen Umständen zu schweigen. Die Volks» Vertretung wird ihm natürlich den Gefallen tun und höchstens eine Geheimsitzung veranstalten, um wenigstens unter vier Augen ihr Herz etwas zu erleichtern. Dann hat die Regierung wieder einige Tage oder Wochen Zeit gewonnen, und die Hoffnungen des Landes können sich neu beleben. Aber ob diese Rechnung nicht doch ohne den Wirt gemacht ist? Schon hat daS unheimliche deutsche Fern» geschütz wieder seine Stimme erhoben und sendet der französischen Hauptstadt seine ehernen Grübe. Und daß die Absichten der deutschen Heeresleitung nur schwer oder gar nicht zu erraten find, das haben die Franzosen zu ihrem gröbten Leidwesen eben erst wieder schmerzlich genug erfahren. Darauf allerdings können sie sich ver lassen, dah Hindenburg seinen Truppen keine unnützen Opfer zumutet. Aber auf der anderen Seite ist er wieder so hellsichtig in der Aufspürung schwacher Punkte der gegnerischen Stellung, dah über Fortgang oder; Stillstand der Operationen sich noch gar nichts Sicheres sagen läbt. Die Franzosen sind eben nicht mehr die: Herren im eigenen Hause. Engländer und Amerikaner haben ste sich zu Gaste geladen, und die Deutschen haben sich eingefunden, ohne gerufen zu sein. Jetzt entscheidet Hindenburg darüber, ob an Oise und Marne Ruhe ein-: treten soll. Und sollte die Sicherheit der Hauptstadt im Augenblick wirklich die einzige Sorge der Franzosen jein? Die Hoffnung auf die Amerikaner. Clemenceau verweigert Erklärungen über die Lag« Genf, 5. Juni. Tros der wachsenden Gegnerschaft, die Clemenceau in her Kammer findet, hat er noch einmal einen Sieg davon- getragen. Bei der Abstimmung über die Festsetzung eineß Tages zur Erörterung der militärischen Lage, dir Clemenceau energisch unter Stellung der Vertrauensfrage verweigert hatte, entschied die Kammer mit 377 gegev 110 Stimmen für die Regierung. In sen i Rede verwahrte sich der Ministerpräsident dagegen, dak sich die Kammer als Geheimkomitee kon stituiere, nahm di« militärischen Führer in Schutz und er klärte, am sechsten Tage der Schlacht über die Lage kein« Auskunft geben zu können. Dann fuhr er fort: Der Abfall Rußlands erlaubte den Deutschen 200 Divisionen «egen unS zu werfen. Der Augenblick ist furchtbar, aber der Heldenmut der Soldaten ist der Lage gewachsen. Die Deutschen stürzten sich in ein Abenteuer, wir weichen zurück, allerdings, werden aber niemals kapitulieren. Wenn Sie entschlossen sind, bis zum Ende zu geben, ist der Sieg unser. Die deutsche Taktik versucht, uns zu schrecken. Es wird ihr nicht gelingen. Die Amerikaner kommen Di« Streitkräfte der Franzosen und Engländer erschöpften sich, diejenigen der Deutschen übrigens auch. DaS Spiel «eht mit Hilfe der Amerikaner weiter. Unsere Verkündeten find entschlossen, den Krieg bis zum Ende zu führen. Wir «erde» de» Sieg erringen, wenn die öffentlichen Gewalten «mf der Höhe find. Mit der ihm eignen Theatralik schloß Clemenceau: Wenn ich meine Pflicht nicht getan habe, so jagen Sie mich davon. Wenn Sie mir Ihr Vertraue» stbrnke», jo lassen Sie mich das Werk der Toten vollenden. D« sonst so redegewandte, in allen Kniffen und Schlichen erfahrene Clemenceau wußte als» nichts andere- ««» T—st zu saaen. al« dak die Amerikaner komme». Wenn Frankreich es auf diese Hoffnung hin wagen will, wir find entschlossen den Waffengang, der jetzt begonnen st«. dtS zum Ende durchzufechten. Oie Kampfe bei Reims. Englisch-französische ZerstörungSpläne. In feindlichen und neutralen Blättern stellt man Be trachtungen darüber an, ob die Deutschen den Besitz von ReimS erstreben oder nicht. Für unS ist die Frage ohne Bedeutung. Die deutsche Heeresleitung kämpft nicht um Städte und Landgewinn, sondern um die Zermürbung der ss 7. 7^«- Siv- SSKa-Hv. — 0 Fß - feindlichen Reserven. Es genügt uns, zu wissen, daß nach feindlichen Berichten Reims in einem Halbkreis um klammert ist, der nirgends mehr als eine Meile von der Stadt entfernt ist. Nach einem Reuterbericht würden die Verbündeten, sollten sie Reims aufgeben müssen, den Deutschen von der Stadt nur die Kathedrale übrig lassen. Die französischen Truppen, die am 27. Mai de» Saum von Reims besetzt hielten, zogen sich in der darauffolgenden Woche langsam in die äußersten Vorstädte zurück, weil sie gezwungen waren, der Rückwärtsbewegung der franzö sischen Front zu folgen. Die Truppen, Lie auf der linken Seite von Reims kämpften, mußten ununterbrochen acht Lage lang kämpfen, ohne abgelöst zu werden; die anderen! Truppenteile, welche einen Verteidigungsring um die Stadt gebildet hatten, mußten schließlich auch zurückgehen- weil dann die ganze Verteidigungslinie mehr nach dem Nordwesten verlegt wurde. — Sdweit Reuter. Der Dar stellung kann kaum etwas hinzugefügt werden. England leidet „mäßigen" Hunger. Nach dem „Obseroer' erklärte der englische NahrungS- mitt-lminister Lord Rhondda in einer Unterredung: »Bisher ist die deutsche Nahrungsmittelblockade unwirksam gemacht worden, mit Hilfe der Vereinigten Staaten. Aber Amerika muß nicht denken, daß die Nahrungsmittellage des Verbandes nicht wirklich gefährdet sei. Sie ist sehr ernst. Wenn Amerika seine Nahrungsmittelerzeugung und den Bau von Schiffen nicht beschleunigt, so werden die Verbandsmächte große Schwierigkeiten haben. Der mäßige Hunger, den wir leiden, rührt keineswegs von der knappen Welternte her. In Australien ist viel Weizen, in Süd amerika viel Fleisch vorhanden, aber wir können sie nicht herbekommen." — Das ist daS wertvollste Eingeständnis der Wirkun« des deutschen U-Boot-Krieges. französische Matrosen vernichten ihre Schiff«. Aus durchaus zuverlässige Quelle erfährt die Köln.- Volt SM., daß oor kurzer Zeit zwei große im Hafen vosf Dünkirchen befindliche Dampfer der Agence Maritime d»^ Nord durch Explosionen im Maschinenrau« »ernichtat: wurden. Eine Anzahl anderer Dampfer wurde auf di«»' selbe Weise mehr »der minder bischädigt. Die durch d«s Präfekten von Dünkirchen einseleitete UnterkchmW ngat,» daß es fick um s»stematisch auSaefübrte B»mb«mnschli»« i handelt, infolge deren verschiedene Matrosen enguiwer, j französischer und spanischer Nationalität festgenommen wurden. Trotz eifrigster Bemühungen der französischen Behörden, die Tat wieder einmal als „deutsche Mache* hinzustellen, ist bekannt geworden, daß man es mit einem Sabotageakt der eigenen Mannschaft zu tun habe, deren Proteste gegen die ungemein schlechte Verpflegung stets ohne Erfolg geblieben waren. Infolge Verab .mbuns verdorbener Nahrungsmittel sind nämlich in lelzier Zeit viele ernste Erkrankungen unter Vergiftungserscheinung« vorgekommen. Meine Kriegspoft. Wien, s. Juni. Der k. k. Heeresbericht meldet: Außer Artillerietätigkeit keine Kampshandlung von Belang. Amsterdam, S. Juni. Die englische Admiralität meldet,- baß ein Zerstörer nach einem Zusammenstoß sank. All« l Mannschaften wurden gerettet. l Stockholm, S. Juni. Die Zahl der zurzeit wegen Teil» ? nähme an der Revolution in Finnland verhafteten Per sonen, die von den Gerichten abgeurteilt werden sollen, wird» auf 60000-80 000 geschätzt. Doch ist Lie Zahl der wirklichen Re- polutionäre viel geringer. Präsidentenwahl. Avon einem parlamentarischen Mitarbeiter- Berlin, 5. Juni. Der Reichstag steht vor einer „Neuorientierung" seines inneren Verfassung, oder man kann auch sagen: vor deH Frage einer „Umgruppierung" seines präsidialen Ver- ketungskörpers. Zuerst glaubte man, daß Exzellenz Kaempk- einfach durch einen Führer der größten Partei, m diesem, Falle also des Zentrums, ersetzt werden und daß im übrigen, alles beim alten bleiben werde. Aber die Fraktionen liebew jetzt keine einfachen Lösungen; sie erwärmen sich im großen! und im kleinen für gründlichste Behandlung der Dinge^ und bei dieser Methode nehmen bald auch die schlichtesten! Fragen ein mehr oder weniger verwickeltes Aussehen am So setzt auch die Neuwahj eines Präsidenten. Den Anwruck des Zentrums, den Nachfolger für Dr. Kaempf zu stellen, kann natürlich niemand bestreiten. Aber da diE Parteiverhältniffe des Hohen Hauses sich seit dem Jahr« 1912 erheblich verschoben haben, ist der Wunsch aufgetaucht- ihnen bei der unerwartet eingetretenen Gelegenheit doch auch äußerlich Rechnung zu tragen. Damals wurde ein! Präsidium aus zwei Fortschrittlern und einem National», liberalen gebildet, weil zwischen den bürgerlichen Parteien und der Sozialdemokratie noch die bekannten Meinungs--' -Verschiedenheiten über den Umfang der Repräsentations» pflichten des Hauses dem Hofe gegenüber bestanden; Es war ein Notbehelf, der nur infolge des Kriege» bis zum heutigen Tage fortdauerte. Mittlerweile haben die Sozialdemokraten sich mit dem Zentrum und den beiden liberalen Parteien zu eine« Arbeitsmehrheit zusammengefunden. Sie betonen zwar bei jeder Gelegenheit, daß sie sich dadurch in keine» Weise gebunden fühlen, aber der Wunsch nach einer Ver tretung im Präsidium ist jetzt doch wieder bei ihnen rege geworden, und Abg. Scheidemann dürfte nicht abgeneigt sein, den Präsidentenstuhl abermals zu besteigen, den er schon einmal, für wenige Tage allerdings nur, innegehabt bat. Wie die anderen Mehrheitsparteien sich dazu ver^ halten werden, ist noch nicht bekannt geworden. Weh keine Lust hat, die alten Streitfragen aufs neue anzu« rühren, kann sich einfach darauf berufen, daß ja nur de» Posten des Ersten Präsidenten zu besetzen ist und daß, soweit man hört, weder Herr Paasche noch Herr Dov» daran denken, ihre Plätze freizumachen, damit eine Neu wahl des Gesamtpräsidiums erfolgen kann. Aber öa kommen andere Leute und sagen, das sei ja auch gar nicht nötig. Es empfehle sich aber, neben dem Ersten Präsi-l üenten und seinen beiden Genossen noch einen vierten . Mann ins Präsidium hineinzuwählen, da dann dessen Arbeitslast besser bewältigt werden könnte^ und so könnte endlich auch eine Vertretung der Sozialz demokratie an der Spitze des Reichstags erzielt werden.' Damit wären indessen noch nicht alle Schwierigkeit^ überwunden. Denn Herr Scheidemann würde als Führer der zweitstärksten Partei des Hauses beanspruchen, auch im Präsidium an zweiter Stelle zu stehen, Herrn Paasche dürfe aber nicht zugemutet werden, seinen Rang an einen neuen Mann abzutreten. Auch hier weiß man Rat: wo zu überhaupt einen ersten, einen zweiten und einen dritten Vizepräsidenten? Man wählt eben drei Vizepräsidenten mit gleichen Rechten und Pflichten, daun hören alle Rangstreitigkeiten von selbst auf. Der Vorschlag ist schon früher wiederholt gemacht worden, und er hat gewiß mancherlei für sich. Ob er indessen gerade jetzt Änklang finden wird, da doch nun einmal mit ihm eine Änderung in der Gesamtstellung der Seiden vorhandenen Vize präsidenten verbunden sein würde, ist eine offene Frage,