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Beilage zum Wilsdruffer Tageblatt/ Amtsbl. Nr. 115. 77. Jahrgang. Sonntag den 19. Mai 1918. Amtlicher Teil. Hafer-Ablieferung, militärische Uachschan. , Angesichts des außerordentlich dringenden Haferbedarfs des Heeres haben sich der Staatssekretär des Kriegseraährungsamts «ad des Kriegsministeriams ver anlaßt gesehen, zu bestimmen, daß der Preis für allen Hafer, dervon jetzt ab bis zum 15. Juni 1918 an die Heeresverwaltung abgeliefert wird, a«f6VO MK. für 1 Tonne erhöht wird. Gleichzeitig ist für das ganze Reich eine militärische Nachschau aller landwirt schaftlichen und sonstigen Betriebe nach Hafer und anderen Getreidearten angeordnet worden. Es werden daher in den nächsten Tagen, wie dies bereits in anderen Bezirken geschehen ist, auch im Meißner Bezirk militärische Beitreibungskommandos erscheinen, die alle Getreidemengen, die bei den Betriebsinhabern über die ihnen nach den gesetzlichen Bestimmungen zustehenden Mengen hinaus vorgefunden werden sollten, ohne Zuschlag einer Entschädigung enteignen und sofort wegnehmen werden. Für Hafer, der bis zum Beginne der militärischen Nachschau abgeliefert oder bis dahin den Gemeindebehörden zur freiwilligen Ablieferung angezeigt wird, will die Heeres verwaltung den Preis von 600 Mk. für die Tonne bezahlen. Die Vertrauensmänner der Amtshauptmannschaft werden ersucht, an den in den Gemeinden ihres Bezirks stattfindenden Nachprüfungen zum Zwecke der Erteilung von Auskünften oder Beseitigung von Mißverständnissen teilzunehmen oder sich im Falle der Behinderung durch ein Mitglied des Ernteausschusses vertreten zu lassen. Die Gemeindevorstände haben der militärischen Nachschau ebenfalls beizuwohnen. Für die Verpflegung der Beitreibungskommandos haben, soweit dies von deren Führern verlangt wird, die Gemeindebehörden Sorge zu tragen, die hiermit veranlaßt werden, sich über die Mengen der gelieferten Verpflegungsmittel (insbesondere Brot, Fleisch) von dem Führer der Kommandos Bescheinigungen ausstellen zu lassen und diese umgehend an die Amtshauptmannschaft einzusenden. Meißen, am 17. Mai 1918. Nr. 282 -22» Königliche Amtshauptmannschast. Mehlmeuge der Selbstversorger. Die jedem Selbstversorger zukommende Mehlmenge wird von jetzt ab auf monatlich 12 Pfund festgesetzt. Auf einen ganzen, 12 Marken enthaltenden Monats- Selbstoersorgerbogen darf demnach diese Menge von 12 Pfund Mehl abgegeben werden. Auf die kleinen, über 1/4 KZ- Brot usw. lautenden Selbstversorgermarken darf, wenn sie gesondert beliefert werden, künftig I Pfund Mchl abgegeben werden. Die jedem Selbstversorger Anstehende Brotmeuge bleibt, wie bisher, monatlich l7i/x Pfund Brot. Meißen, am 16. Mai 1918. Nr. 929 II L Kommunalverband Mittelsachse» rrr» für den Kommnnalverband Meitze« Stadt und Land. In dem Handelsregister des unterzeichneten Gerichts ist heute auf Blatt 120 die Aktiengesellschaft in Firma „Spar- und Vorfchntzverei« Burkhardswalde, Aktiengesellschaft" mit dem Sitze in Burkhardswalde in der Amtshauptmannschaft Meißen und weiter folgendes eingetragen worden: Der Gesellschaftsvertrag ist am 24. Februar 1918 festgestellt. Gegenstand des Unternehmens ist der Betrieb von Bankgeschäften aller Art, ins besondere die Vermittlung des Kapital- und Kreditverkehrs in Gewerbe, Handel, Industrie und Landwirtschaft behufs ihrer Förderung und Hebung. Das Grundkapital beträgt vierzigtausend Mark, bestehend aus vierzig auf den Inhaber lautenden Aktien zu je eintausend Mark. Als Vorstand ist bestellt der Viehhändler Paul Reichelt i« Burkhardswalde. Aus dem Gesellschaftsoertrage wird noch bekannt gegeben: Die Bekanntmachungen der Gesellschaft erfolgen durch den Deutschen Reichsanzeiger; außerdem sollen sie in die noch vom Aufsichtsrate jeweilig bestimmten öffentlichen Blätter eingerückt werden, ohne daß jedoch ihre Gültigkeit hiervon abhängt. Die Berufung der Generalversammlung der Aktionäre geschieht durch Bekanntmachung in den vorgedachten Gesellschaftsblättern dergestalt, daß für die Hinterlegung der Aktien mindestens 2 Wochen bis zur Berufung frei bleiben müssen. Die Gründer der Gesellschaft sind: der Gemeindevorstond Robert Starke in Groitzsch, der Gutsbesitzer Moritz Döring in Burkhardswalde, der Bildhauer und Architekt Friedrich Emil Schäfer in Dresden, der Privatmann Benjamin Leberecht Stange in Wilsdruff, der Gutsbesitzer Kurt Obendorfer in Burkhardswalde, der Tischlermeister Oswald Jäkel in Burkhardswalde, der Klempnermeister Hermann Hofmann in Burkhardswalde, der Postverwalter Paul Woitaske in Roitzschen, der Privatus Otto Thümmel in Burkhardswalde, der Schmiedemeister Moritz Heyde in Seeligstadt, der Viehhändler Paul Reichelt in Burkhardswalde, der Wirlschaftsbefitzer Panl Keller in Munzig, der Bäckermeister Paul Wagner in Burkhardswalde, der Wirtschaftsbssitzer Theodor Schumann in Groitzsch, der Gutsbesitzer und Gemeindevorstand Emil Donath in Burkhardswalde, der Rechtsanwalt Or. Volkmar Uibrig in Dresden. Die Gründer haben sämtliche Aktien übernommen. Die Mitglieder des Aufsichtsrates sind: der Gemeindevorstand Robert Starke in Groitzsch, der Gutsbesitzer Moritz Döring in Burkhardswalde, der Postverwalter Pa»t Woitaske in Roitzschen, der Rechtsanwalt Volkmar Aibrig in Dresden. Von den bei der Anmeldung eingereichten Schriftstücken, insbesondere dem Prüfungs berichte der Revisoren, kann bei dem unterzeichneten Gerichte Einsicht genommen werden. Der Prüfungsbericht der Revisoren kann auch bei der Handelskammer zu Dresden rin- gesehen werden 43/18. Königliches Amtsgericht Wilsdruff, am 16. Mai 1918. -ri? MaGiig M MM. Ephes. r, 9 und 10. „Gott hat uns wissen lassen bas Geheimnis seines Willens nach seinem Wohlgefallen, und dasselbige hervorge bracht durch ihn, daß es gepredigt würde, da die Zeit erfüllet war." Und so ist es auch gewesen. Preis und Dank und Anbetung sei dafür unserem Gotte, daß er die Friedenstaube auch hier uns zugeschickt hat, und daß auch hier heiliger Same für uns ausgestreut wurde. Wir haben die freundliche Botschaft von der riebe Gottes früh zeitig erhalten. Schon von unseren Ell »rn haben wir sie ererbt. Wir wissen, unsere Eltern und Großeltern und weitere vorfahren sind auf dieselbe getrost eingeschlafen und hinübergegangen. Zn der Schule hat ein treuer Lehrer uns immer wieder in das Geheimnis des Willens Gottes eingeführt. Aber wir müssen uns dabei zu Herzen nehmen, daß auch hier der heilige Geist immerfort uns ein treuer Verkündiger und Lehrer bleiben muß. Mit dem alten Wahne müssen wir brechen, als ob man in der Jugend genug von Gottes Wort gehört habe, und daß man sich im späteren Leben davon ein wenig frei machen könne. Das Pfingstfest der Ehristen, in welchem der heilige Geist sie dann einwärts treibt, fällt nicht in die Aindheit, sondern in die Jahre des späteren Alters hinein. Dort lernen wir unter des heiligen Geistes Anleiten dann ganz anders. Es ist ein Lernen nicht mehr bloß mit dem Gedächtnis und mit dem bloßen Verstände, wobei das Gelernte unserem Herzen -och recht fern bleiben kann. Auf der Schulbank wußten wir das liebe Gotteswort oft auswendig. Wir konnten Spruch für Spruch gut hersagen — und auch seinen Sinn konnten wir erklären. Aber im reiferen Alter kam die tiefere Erkenntnis, die Erkenntnis unserer Sünde, unserer Unwürdigkeit und Hilflosigkeit vor Gott. Sie kam uns unter X des heiligen Geistes verständnisvoller Anleitung. Und nun stand das Wort Gottes ganz anders greifbar und in seiner Wahrheit oft erschütternd vor uns. Viel erquickender klang nun die Botschaft von unserem Heilande, vom Heile und von der Gnade. Wie Wetterleuchten stand das Wort von dem gerechten Zorne Gottes über uns. Der Krieg wurde selbst uns in diesen schweren Tagen zu einem Führer zu Gott, indem er auch unserem Volke seine Volkssünde zeigte, seinen Abfall von Gott, seine Untreue — und das Volk einwärts trieb zur Demut und zur Buße Wie mancher einsame Soldat auf vorgeschobenem Posten sah in bangen Stunden einwärts in den Zustand seiner Seele und rückwärts in sein verflossenes Leben, und ganz von selber falteten sich die Hände zum Gebet« — zum Dankgebete, daß der Heiland ihn doch nicht verlaffen und zurückgestoßen habe. Ein großes seliges Gefühl, daß er noch zu den Begnadeten ehöre, kam über ihn und gab ihm Mut und Gottvertrauen an banger Stunde. So wollen wir uns gern vom heiligen iGeiste noch einmal lehren lassen in den Tagen des heiligen Nichtamtlicher Teil. Festes. Wir nehmen unseren Kinderglauben und unsere Jugend noch einmal auf, wir mustern die heiligen Schätze des Friedens und des Kinderglückes, wir halten ste jetzt fester denn je und sammeln neue dazu und forschen und beten über dem Worte Gottes. Wir empfinden dasselbe als eine wahre Arzenei für unsere Seele, sie ist nicht mehr wirkungslos, sie wird nicht mehr über einen kalten un- harten Stein geschüttet, sondern über unser weiches und vom heiligen Geiste zubereitetes Herz. So wollen wir lebendig werden durch den heiligen Geist in diesen festlichen Tagen, und es ist uns geholfen für Zeit und Ewigkeit, denn wir verstehen nun das hochheilige Ziel der göttlichen Liebe an uns in Thristo Jesu unserem Herrn wirklich. Aus Gtadt und Land. Mitteilungen für diese Rubrik nehmen wir jederzeit dankbar entgegen. Wilsdruff, am 18. Mai Merkblatt für den IS., SS. und S1. Mai. Temitnmng. 5°- 4°» » Mondunterg. 2^ V. 2^ V. 2" D. Somwuuuleig. 8" 8" ! Mondaufg. 2" N. 3^ N. N. — Des Pfingstfestes wegen fällt die am Montag abend erscheinende Dienstag- Nummer des Tageblattes aus. Die nächste Nummer erscheint wie gewöhnlich am Dienstag abend. — Was die Woche brachte. Sie brachte trotz der Eisheiligen eine Reihe prächtiger Tage. Die Sonne war in ihrer Tätigkeit unverwüstlich: vom frühen Morgen bis späten Abend schickte ste ihre wärmenden Strahlen zur Erde, die zurzeit einem Treibhaus gleicht. In herrlicher Farbenpracht leuchtet die Natur. Obwohl die Pflanzen noch hinreichend Nahrung haben, ist der Wunsch nach einem ergiebigen Regen doch schon wieder zu berechtigt, da die Austrocknung jetzt zusehends erfolgt. Ein besonderer Ge nuß ist es, an den warmen Abenden^bei herrlichem Flieder- geruch einige Stunden in der Laube plaudernd verbringen können. — Die Hausfraueu waren in dieser Woche, der letzten vor dem Feste, hinreichend mit häuslichen Arbeiten beschäftigt; das übliche große Reinemachen durfte auch für die kommenden Feiertage nicht unterlassen werden. Im Vorgefühl der nahenden Pfingstferien herrschte bei den Kindern ausgelassene Freude. — An der Westfront ist eine Veränderung noch nicht eingetreten, doch dürfen wir nach einer Mitteilung unseres Kaisers aus Aachen froh der Zukunft entgegensetzen. Fest einprägen wollen wir unS seine von der größten Siegeszuversicht zeugenden Worte: »Die Sache im Westen wird gemacht. Aber wir müssen Geduld üben. Millionenheere können nicht an einem Tage erledigt werden. Wir werden unser Ziel erreichen. Schwere Arbeit ist zu leisten, aber dafür haben wir auch tüchtige Schmiede. * — Eine wunderbare Fügung ist es, daß die größten Deutschenhasser am einstigen Zarenhofe, die uns schon vom Kriegsbeginn bekannte Kaiserin-Witwe und drei Großfürsten, unter ihnen auch der frühere Heerführer Nikolai Nikolajewitsch in deutsche Gefangenschaft geraten sind. Es will fast scheinen, als hätten ste die Gefangen- 1 ahme von selbst gesucht, um unter den Schutz der Deutschen zu kommen, die sie am Ende doch noch für besser halten als die eigenen Stammesgenossen in ihrem Reiche. Als beim Kriegsausbruch die Kaiserin-Witwe die Zeit der Rückkehr aus dem deutschen Reiche, wo sie eben weilte, verpaßt hatte, ließ man ste mit Sonderzug nach Petersbürg bringen. Wird man heute auf die Gefangenen gleiche Rücksichten nehmen und ihnen zum Aufenthalt vielleicht irgendwelches Schloß anweisen? Am besten dürfte die Sippe auf einem großen Bauern- oder Rittergute /chit einem schneidigen Inspektor aufgehoben seien, wo die Männer Knechtedienste verrichten und die Frau sich in leichteren Haus- und Feldarbeiten betätigen kann. — Im Hinblick auf die gute Aussicht, die uns von unserem Kaiser für die weiteren Kämpfe eröffnet worden ist, wollen uns die Feude an dem Pfingstfeste nicht verkümmern lassen. Daß die Feiertage wahre Freudentage sein mögen ist auch der Pfingstwunsch, den wir allen lieben Leserinnen und Lesern des Tageblattes am Schluffe darbringen. — Zur guten alten Zeit kehrt man auf vielen Bauernhöfen wieder zurück. Wie zu Großvaterszeiten, hält man wieder zu eigener Wollbeschaffung seine 2 oder 3 Hausschafe, ebenso kommt das Spinnrad wieder zu Ehren. Dabei handelt es sich in der Hauptsache um die Beschaffung von Strickwolle zum Stricken von Strümpfen. Auch Flachs wird hier und da wieder gebaut und selbst verarbeitet. — Die Blutlaus sowie Blatt- und Schildläuse machen sich in diesem Frühjahr wieder recht unangenehm bemerkbar. Es ist nötiger als je, alle bekannten Abhilfemaßnahmen gegen dieses Ungeziefer zu ergreifen. — Schutz den Fledermäusen. Alter Aberglaube und üble, durch nichts begründete Nachrede hat das nächtliche Flattervolk der Fledermäuse in Verruf gebracht. Und doch zählen sie zu unseren nützlichsten Tieren. Auf ihren näckt- lichen Strerfzügen fallen ihnen allerhand fliegende schäd liche Insekten, Käfer und Nachtfalter zum Vpfer, so -aß sie des Nachts gewissermaßen die Stelle der Schwalben vertreten. Da zur Nachtzeit nützliche Insekten (Bienen) nicht fliegen, Kulturschädlinge aber in großer Zahl anzu treffen sind, kann nur vom Nutzen, keinesfalls aber von einem Schaden der Fledermaus gesprochen werden. Die Fledermäuse verfallen bekanntlich in einen monatelangen Winterschlaf. Um die Lebensgeister während dieser Zeit wach zu halten, macht sich die Aufspeicherung eines großen Fettvorrats im Fledeimemskörper erforderlich, an dem das Tier während -e: nahrungslosen Zeit zehrt. Zur An sammlung dieses Vorrats sind cicse Insektenmengen nötig.