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MsdrufferTageblatt Nr. 32 — 93. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Telegr.-Adr.: „Tageblatt Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 7. Februar 1934 Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten des Stadl- rats zu Wilsdruff, des ^orftrentamts Tharandt nnd des Mnanramts Nossen^behördlicherseits bestimmte Blatt' alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks WLW'SL T--"I»-cch--: Am< Wilsdnin « e Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— AM. frei Haus, bei Postbcstellung 1,80 AW. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 1V Npsg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austräaer u. - , ... .. Geschäftsstelle, nehmen zu Derzeit Bestellungen -nl. Wochenblatt für Wtlsdrusf u. Umgegend gegen. Im Falle höherer Gewalt,Kriegod.sonstiger "" Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Aücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto deiliegt. Es liegt an Rußland. Die Frage der deutsch-russischen Handelsbeziehungen. Von zuständiger Seite wird nns geschrieben: In der Halbmonatsschrift der Handelsvertretung der UdSSR. (Sowjetrußland) in Deutschland „Sowjetwirt schaft und Außenhandel" Nr. 1/2 findet sich eine kurze Ab handlung über „Die neuen handelspolitischen Maß nahmen Deutschlands und der sowjetisch-deutsche Handels verkehr". Der Verfasser des Artikels beschäftigt sich u. a. mit einer Rede, die der Staatssekretär im Reichswirt schaftsministerium, Dr. Posse, Mitte Dezember 1933 in einer Sitzung des Mitteleuropäischen Wirtschaftstages gehalten hat. Diese Rede und die Behandlung der handelspolitischen Frage in der deutschen Tagespresse und Wirtschaftsliteratur der letzten Zeit zeigen nach Ansicht des Verfassers eine Tendenz, die mit der Wiederbelebung des sowjetrussisch-deutschen Handelsverkehrs nicht in Ein klang gebracht werden könne. Wie Staatssekretär Dr. Posse in der angeführten Rede und in einer Unterredung über die voraussichtliche Entwicklung der deutschen Handelspolitik, die kürzlich in der Presse veröffentlicht wurde, darlegte, ist die Meist- begünstigung im Handelsverkehr zwischen den ein zelnen Ländern immer mehr ausgehöhlt worden. Es ist darum keine besondere Tendenz der deut schen Handelspolitik, sondern vielmehr die Richtschnur für alle gegenwärtigen und künftigen handelspolitischen Beziehungen, diese auf dem Grundsatz „cko ut äss" (der Gegenseitigkeit) aufzubauen. Schließlich ist es ein besonderes Merkmal des nationalsozialistischen Staates, Vicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich das eigene Haus in Ordnung zu bringen, um w der notwendigen Belebung der Wirtschaft strukturell >md konjunkturell vou innen hcrauszukommen. Die eigene Nationalwirtschaft mutz wieder gesund werden; dann wird es auch möglich sein, zu einer Belebung des weiteren wirtschaftspolitischen Verkehrs zu kommen. Im übrigen scheint die Verstärkung der eigenen Nationalwirtschaft heute bei allen Staaten im Vorder grund zu stehen. Denkt man diese Entwicklung zn Ende, so führt das ganz gradlinig in das Gebiet der Groß raumwirtschaft, in der sich gesunde Nationalwirt schaften, die nachbarliche Beziehungen haben nnd sich vrodnktionsmäßig ergänzen, zu W i r t s ch a f t s b l ö ck e n usammenschließen. Wieso eine solche Entwicklung, der sich die deutsche Handelspolitik der Gegenwart angepaßt hat, den sowjetisch-deutschen Handelsbeziehungen nach träglich sein soll, ist nicht erfindlich. Selbst wenn Deutsch land augenblicklich sein besonderes Augenmerk auf Süd- osteuropä, den Nordwesten und Skandinavien gerichtet hat, so schließt das doch keinesfalls sein Interesse an der Pflege guter Handelsbeziehungen zu Rußland aus. In seiner großen Rede vor dem deutschen Reichstag am 30. Januar 1933 hat der Führer, Reichskanzler Adolf Hitler, bei Behandlung der deutsch-russischen Beziehungen ganz eindeutig zum Ausdruck gebracht, daß auch das nationalsozialistische Deutschland ein gutes Verhältnis zu der Sowjet-Union zu pflegen gewillt ist. Der Nationalsozialismus ist keine Exportware, er ist eine rein deutsche Angelegenheit. Wenn die Sowjet-Regierung darauf verzichtet, sich in innerdeutsche Angelegenheiten einzumischen, so besteht nicht die geringste Veranlassung, eine Trübung in dem deutsch-russischen Verhältnis aufkommen zn lassen. Wenn Sowjet-Rußland seine Handelsbeziehungen zu Deutschland verbessern will, so steht dem keineswegs etwas Ms Wege, und es liegt tatsächlich nur an Rußland, wie weit es sich dem deutschen Standpunkt „cko ut ckes" «der Gegenseitigkeit) anpaßt und seinerseits dazu beiträgt, den Güteraustausch zwischen beiden Nationalwirtschaften öu vermehren. Das muß einmal mit aller Deutlichkeit gesagt werden, schon um zu verhindern, daß solche Ausführungen, wie Ne in per Halbmonatsschrift der Handelsvertretung der UdSSR, in Deutschland zu finden sind, und die von so geringem Verständnis für die deutsche Wirtschaftspolitik »Men, ein falsches Bild von den handelspolitischen Vlänen der Reichsregierung machen können. Lasse Deinen Bruder nicht hungern! Arbeite mit am Wiuterhilsswerk. Staatslommissar für die Stadt Danzig. Gegen parlamentarische Auswüchse. »y. Mter Ausschaltung der nach parlamentarischer myrheitsverhältnissen zusammengesetzten kommu- «len Staatsbürgerschaft der Stadtgemeind« hat der Senat der Freien Stadt Danzig als di? Lrmdesbehörde einen Staatskommissar fm - Verwaltung der Stadtgemeinde Danzig eingesetzt und «„.-Mu Diplomingenieur Heinz Eggert (National- lozrastst) berufen. i r Maßregel soll ein schnelles und reibungs- Arbeiten der Verwaltung der Stadt Danzig un> avyangtg von parlamentarischen Auswüchsen in natioual- wzmllsttschem Sinne gewährleistet werden. Were StWMmO in Psrir. Mehrheit für Daladier. — Tumult in der Kammer. Oie Regierungserklärung Oala-iers. Ministerpräsident Daladier hat in der Kammer eine Regierungserklärung verlesen, in der u. a. gesagt wird: „Seit einem Monat hat der Skandal, der aus einigen individuellen Schwächen entstanden ist, die Arbeit der Kammer gelähmt, die Parteien gegencin- andergestellt, das Land demoralisiert und den Gegnern der Regierung Gelegenheit gegeben, Angriffe wieder aus zunehmen, die die Wachsamkeit der Republikaner in der Vergangenheit zunichte machte. Die Regierung, die vor Ihnen steht, hat ihre Auf gabe bereits begonnen. Abgesehen von den Fehlern, die Ihr Untersuchungsausschuß aufdecken wird und die restlos bestraft werden müssen, hat sie in ge wissen öffentlichen Verwaltungen eine Lockerung der Wachsamkeit und ein nachlassendes Verantwortungs gefühl festgestellt, die eine Erneuerung der Beamtenschaft und der Methoden erforderlich machen. Während Ihr Untersuchungsausschuß für die Her stellung der ganzen Wahrheit Sorge tragen wird, muß in den Parlamenten die gesetzgebende Arbeit wieder ausgenommen werden, die durch die Partei leidenschaften gehindert wurde, die aber für das Leben des Landes unentbehrlich ist." Daladier wies dann auf die verschiedenen politischen und wirtschaftlichen Aufgaben hin, die die Parlamente schnellstens zu erledigen hätten, und fuhr dann fort: Gegenüber dem unruhigen und zwiespältigen Europa bestätigen wir aufs neue den Friedens- und Sicherheits willen Frankreichs, dessen gesamte Politik sich in folgende zwei Begriffe zusammenfassen läßt: internationale Zusammenarbeit und nationale Verteidigung, Treue gegenüber dem Völkerbund und unseren erprobten Freundschaften. Der Friede ist ein Ideal. Es genügt nicht, dieses Ideal nur zu wünschen, sondern man mutz es in ehrlicher Arbeit verwirklichen. Zu diesem Werk ist eine Mehrheit erforderlich. In schwierigen Zeiten haben unsere großen Vor fahren die Energie besessen, die demokratischen Methoden ausrechtzuerhalten. Heute müssen die vereinigten Republi kaner ihrem Beispiel folgen, wenn sie das Gedeihen eines der wenigen freiheitlich regierten Länder, die noch in der Welt übriggeblieben sind, sichern wollen. An ihre Einigkeit appellieren wir im Interesse des Vaterlandes." Vertrauen für Daladier. Die Kammer nahm die von Ministerpräsident Dala dier gestellte Vertrauensfrage wegen der Ver tagung aller Anfragen außer denen von Dommange, Abarnegaray, Franklin-Bouillon und der Kommunisten gruppe mit 283 gegen 196 Stimmen an. Die Vorstellung der französischen Regierung vor der Kammer vollzog sich unter stark nervöser Spannung. Als die Regierung den Sitzungssaal betrat, wurde sie aus der Linken mit Beifall, auf der Rechten mit lärmenden Zurufen emvkanaen. Ministerpräsident Daladier verlas die Reaierunas- erklarung. Er wurde häufig durch Zwischenrufe von ^chts unterbrochen, anf die die Linke mit anhaltendem Beifall antwortete. Als schließlich Sozialisten und Kommunisten in einen erregten Wortwechsel gerieten, der in Tätlichkeiten auszuarten drohte, sah sich der Kammerpräsident gezwungen, die Sitzung aus- z u h e b e n. Rach kurzer Pause wurde die Sitzung wiederausgenommen nnd Ministerpräsident Daladier konnte die Regierungserklärung zu Ende verlesen. Die Sozialisten hatten in ihrer Fraktionssitzung be schlossen, für die Regierung zu stimmen und sämt liche sozialistischen Jnterpellationsanträge zurückzuziehen. Noch nie ist eine Regierungserklärung unter so unruhigen Umständen verlesen worden. In dem uner hörten Lärm konnte niemand sei eigenes Wort ver stehen. Einige Abgeordnete schrien: „Es leben Ehiappe!", während die Sozialisten und Kommunisten die Verhaf tung des bisherigen Polizeipräfekten forderten. Rufe wie „Es lebe die S o w j e t r e g i e r u n g" wurden laut, mit Pnltdeckeln wurde geklappert. Aeuergesecht vor der sranzöMen Kammer. Der Sturm gegen das Kammergcbäude Aus dem Konkordienplah in Paris steckten die Demo« stranten einen Autobus in Brand. Die Fensterscheiben wurden cingcschlagcn und die Splitter als Wurfgeschosse gegen die Polizei verwendet. Auf beiden Seiten gab es zahlreiche Verletzte. Mehrere Mitglieder der republikani schen Garden wurden mit schweren Kopfwunden, hervor gerufen durch Hieb- oder Stichwaffen, zu den Verbauds stellen gebracht. Auch mehrere Pferde wurden verletzt. Die berittene Garde ging mehrmals mit blanker Waffe gegen die Meng« vor. Auf dem Champs Elysses errrichteten Demonstran ten, die der Vereinigung der ehemaligen Frontkämpfer angehören, Barrikaden aus Bänken und Gittern. Die Polizei wurde auf der ganzen Linie zurückge drängt. Etwa in der Mitte der Brücke machte sie eine letz 9. verzweifelte Anstrengung, den Demonstranten de» Weg zur Kammer zu versperren. Sie sah sich dabei gezwungen, von der Schußwaffe Gebrauch zu machen. Kurz vor 28 Uhr arteten die Tumulte in ein wahres Feucrgefccht aus, wo bei mehrere hundert Schüsse abgegeben wurden. Abgeordnete und Fußgänger flüchteten hinter die großen eisernen Gitter des Kammergebäudes, die sofort geschlossen wurden. Viele Neugierige flüchteten in das Außenministerium. Die ganze Gegend um das Kammer gebäude gleicht einem Schlachtfeld. Die Demonstranten gehen mit Rasiermessern, Steinen und Knüppeln aus di« Polizei los. Die Zahl der Verletzten ist besonders auf feiten der Polizei sehr groß. Man spricht auch von Toten, ob gleich dieses Gerücht noch nicht bestätigt ist Sie N6.-VMsmWhtt «t m Mitglieder. Der Reichskanzler hat bekanntlich durch Verfügung vom 3. Mai 1933 die Nationalsozialistische Volkswohlfahri als führende und zuständige parteiamtliche Organisation für das gesamte Gebiet der Wohlfahrtspflege und Für sorge im Deutschen Reich bestimmt. Gleichzeitig ist der NS.- Volkswohlfahrt die Führung in der Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege übertragen worden. Wie auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens ist es auch in der Wohlfahrtspflege und Fürsorge notwendig, daß nationalsozialistisches Denken und Wollen stärksten Ausdruck finden. Ihre Hauptaufgabe sieht die NS.-Volks- wohlfahrt darin, an sich gesunden Menschen, die durch be sondere Umstände in Not geraten sind, zu Helsen und sie als erwerbstüchtig in den Kreis der Volksgenossen zurück zuführen. Sie will vorbeugend wirken, um Lebenswich tiges zu festigen, nicht aber Lcbcnsunwichtiges künstlich am Leben zu erhalten. Sie wird ihre Sorgfalt den werdenden Müttern, den Schwangeren und Säuglingen, Ivie auch der Heranwachsenden gefährdeten Jugend sowie allen Hilfs bedürftigen widmen, die nach dem nationalsozialistischen Staatsgedanken für den Aufbau des Staates wertvoll und unentbehrlich sind. Große Ausgaben---eine der größten war und ist das Winterhilfswcrk, das hauptsächlich von der RS.-Vollswohlfahrt getragen wird - stehen bevor. Zu ihrer Lösung bedarf es der tatkräftigen Mitarbeit aller Volksgenossen, denen das Gemeinwohl der Nation am Herzen liegt. Wer noch nicht der NS.-Volkswohlfahrt als Mitglied angehört, hole seine Anmeldung ungesäumt nach. Ausge nommen wird jeder deutsche Mann und jede deutsche Fran, die das 18. Lebensjahr vollendet haben, unbescholten sind und über deren rein arische Abstammung kein Zweifel be steht. Der Mitgliederbcitrag beträgt monatlich mindestens 1 Mark, für eingeschriebene Mitglieder der NSDAP, im Monat 50 Pfg. Bei allen Anfnahmen wird ein emmalr gcs Eintrittsgeld von 50 Pfg. erhoben. Die Meldung ist bei der nächsten Ortsgruppenführnng der NS.-Volkswohlfahrt, in den Großstädten bei der Kreis führuilg, deren Sitz von allen Parteidienststellen zu ersah ren ist, anzubringe«. Dresden, den 5. Februar 1934. Der Reichsstatthaltcr in Sachsen, (gcz.) Martin Muts ch m a n n. Der Landeswaltcr der NS.-Vmkswohlfnhrt, (gez.) Büttner.