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Wilsdruffer Tageblatt : 16.05.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-191805160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19180516
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19180516
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-05
- Tag 1918-05-16
-
Monat
1918-05
-
Jahr
1918
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 16.05.1918
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reichen Hafenstädten, wenige rnanogevlrge, rn denen Sie tatarischen Hirten schweifen, endlich weitflächige Ebenen im Innern, die vielfach von Deutschen bewohnt sind. Bei aller Ergiebigkeit des Ackerbaus hat dort die Viehzucht weitaus den Vorrang. Rinder und Pferde treten durch Menge und gute Rasse hervor. Am berühmtesten sind die Schafe. Sie liefern sehr beliebte, krause Lammfelle von grauer Farbe, als krimsche bekannt, wonach auch eine Gattung Pelzwerk bei uns Krimmer heißt. Die Gesamt einwohnerzahl des Gouvernements Taurien, wie die Krim amtlich heißt, betrug am 1840 schon 520 000. Die Zählung von 1897 hat diese Ziffer nur auf 547 000 erhöht; allein diese Zählung war anerkanntermaßen ein Fehlschlag. Die Unzuverlässigkeit geht schon daraus hervor, daß die beste Quelle, die wir über russische Statistik besitzen, das eng lische Jahrbuch für Rußland, über 1,8 Millionen Seelen im Jahre 1910 für die Krim annimmt. Ungefähr im gleichen Jahre beherbergte die größte Stadt der Halbinsel, Sewastopol, 71000 Bewohner, und Sinferopol, die Gou- oernementshauptstadt, 61000, während Kertsch 50 000 und Feodosia 15000 auswiss. Die Städte sind im letzten Jahrhundert ungemein gewachsen. Am 2. Mai 1918 wurde Sewastopol von deutschen Truppen besetzt. Damit ist so ziemlich die Einnahme der ganzen Halbinsel vollendet; da schon einige Tage früher Feodosia fiel, ist die Krim fest in unserer Hand. Zu be sonderer Genugtuung kann uns hierbei gereichen, daß der mächtige Seehafen Sewastopol, Flottenstation ersten Ranges, zu deren Bezwingung die vereinigten Franzosen, Engländer, Italiener und Türken einst anderthalb Jahre brauchten, sich den deutschen Streitkräften in einem einzigen Tage er geben hat. Nicht minder reizvoll ist es, gerade gegen wärtig, da deutsche Soldaten wiederum in der Krim walten, daran zu erinnern, daß schon vor mehr als anderthalb Jahrtausenden germanische Scharen, nämlich die Goten, nach der Krim vordrangen und sich dort in ihren Resten, ja mit ihrer Sprache, bis in das 17. Jahrhundert hinein behauptet haben. Seitdem wurde die Halbinsel von mehr als siebzig verschiedenen Völkern erobert oder verwüstet. bonderwerke über die deutschen Kolonien in Rußland glauben die Zahl der in der Krim wohnenden deutschen Kolonisten auf 78000 angeben zu können. Das wäre freilich nur ein Zwanzigstel der jetzigen Gesamtbeoölkerung. Allein die Bedeutung unserer Kolonisten ist weit größer, als aus ihrer Kopfzahl geschlossen werden könnte. Gut über die Hälfte von Grund und Boden gehört nämlich ihnen, die als Großgrundbesitzer über Tataren und andere Fremdvölker gehieten. Die ersten Kolonisten sind schon unter Katharina eingewandert; weitere Zuflüsse erfolgten bis zum Jahre 1870. Was den übrigen Teil der Bevölkerung betrifft, io gab es nach Ler allerdings sehr fragwürdigen Aufstellung von 1897 eine Viertel Million Russen, davon nur 65 000 Kleinruffen oder Ukrainer. Man rechnete 194 000 Tataren, die als Vettern der Osmanen gelten können und Kalmücken, 24 000 Juden, 17 000 Griechen, 8000 Armenier, 7000 Bul garen, 1000 Osmanen, je 800 Italiener und Esten, 800 Tschechen. Nur fehlt es leider an jedem Anhalt, um zu bestimmen, wie diese Verhältniszahlen gegenwärtig zu oerteilen seien. Die ungeheure strategische Bedeutung der Krim ist allein daraus zu ersehen, daß um sie ein langwieriger Krieg, der von 1863 bis 1856 dauerte, geführt wurde. Die Krim ist die gegebene Brücke, nicht nur geologisch» sondern auch strategisch und kommerziell, zwischen Balkan und Kaukasus; sie ist eine hohe Warte, von der aus man d«i Blick nach Anatolien sendet. Vom ^age. Ein lustiger Krieg ist zwischen der Londoner Zeitung ^Star und der Northclissepresse ausgcbrochen. Ter „Star" wirst den Preßtrabanten des großen Zeitungskönigs Mies, macherei vor und erblickt diese darin, daß z. B. die „Daily Mail" ihre Schlachtberichte mit unheilverkündenden fetten Überschriften, wie: „Kemmel verloren", „Ypern in Gefahr", „Der Schlüssel zu den Kanalhäfen", schmückt. Solche Unken- rufe in der Berichterstattung seien geradezu als Verbrechen zu bezeichnen, jammert der „Star". Uns aber, als den lachenden Dritten, zeigt dieser häusliche Zank der britischen Presse, welche Stimmung augenblicklich in England herrscht. * Lloyd George ist von der Universität in Edinburg zum Ehrendoktor gemacht worden. Es wird leider nicht mit- geteilt, welche Fakultät ihm den Doktorhut aufschen will, und' man könnte darum auf alle vier Fakultäten raten. Er kann vr. jur. geworden sein, weil er es glänzend versteht, Unrecht in Recht zu verdrehen, vr. meä., weil er mit allen Künsten der Quacksalberei am kranken Staatskörper berumkurieck vr. pbil., weil er mit der Ruhe eines stoischen Philosophen! sich an seinen wackelig gewordenen Ministerstuhl klammert,! And vr. tkeol., weil er so schön fromm tun kann. ' DezZischsr Michsiag. (165. Sitzung.) <7L. Berlin, 14. Mai. Auf der Tagesordnung stehen kleine Anfragen. Abg. Ruvp (kons.) bemängelt die Bestrafung von Landwirten durch Entziehung von Zucker usw., wenn sie nicht die vorschrifts mäßige Anzahl von Eiern abliefern. Staatssekretär Dr. Müllers Die Eierablieferung ist Landessache. Urlaubsverweigerungen wegen Nichtbelieferung von Eiern haben nicht stattgefunden.! Auf eine Anfrage des Abg. Dr. Bollert (natl.) betr. die Doppelbesteuerung von Offizieren hanseatischer Staatsange hörigkeit, die nach Preußen abkommandiert sind, gibt der Regierungsvertreter den Tatbestand zu und verspricht; Beseitigung solcher Fälle. Auf eine Anstage des Ab geordneten List (natl.) über die Kohlenbelieferung der Großstädte im Frühjahr und Sommer erklärt Direktor im Reichswirtschaftsamt Dr. Müller, es werde alles getan, um die Großstädte stühzeitig und ausreichend zu be liefern. Aus eine Anfrage des Abg. Belzer (Zentr.) erwidert Hauptmann v. Kraft, daß kupferne Blitzableiter nicht beschlag nahmt werden, solange Ersatzmaterial vorhanden ist. ' Die zweite Lesung des Etats des Reichsjustizamtes wird fortgesetzt. Abg. Dr. Pfleger (Zentr.) begründet eine Entschließung auf Schaffung einer amtlichen sozialen Organi sation der Rechtsanwälte. Abg. Behrens (D. Fr.) wünscht die Möglichkeit kurzfristiger Freiheitsstrafen in Geldstrafen um gewandelt zu sehen und wendet sich gegen die vielen Straf anträge in den Verordnungen. Abg. Dr. Herzfeld (U. Soz.) erklärt, daß es eine schlimmere Klassenjustiz als während des Krieges noch nie gegeben habe. Das Streben der Arbeiter nach Freiheit werde mit Zuchthaus bestraft. Der Redner verliest dann in höchst aufgeregter und aufreizender Weise eine Reihe von Zuchthausstrafen, die z. B. gegen jugendliche Angeschuldigte von unter und über 2V Jahren verhängt worden sind. Das Haus weist nicht mehr als elwa 20 Anwesende auf, darunter etwa ein halbes Dutzend Unabhängige, die diese Ver- lefung mit lauten Pfui-Rufen begleiten und davon auch nicht abgehsn, als der Vizepräsident Dr.Paasche dringend und dringender um Unterlassung der Zwischenrufe bittet. Ins besondere beteiligen sich die Abgg. Kunert und Vogtherr an dem Lärm. Auf fortgesetzten Zuruf von fortschrittlicher Seite hört man aus den Reihen der Unabhängigen den Zwischen ruf: „Sie Idiot", von der anderen Seite den Ruf: „^hr Komödianten!" — Worauf Abg. Dr. Herzfeld mit den Worten schließt: Das Reichsgericht hat alles getan, um die Macht diktatur zu stärken. (Beifall auf der äußersten Linken, Lärm bei den übrigen Parteien.) Staatssekretär Dr. v. Krause: Ein so hohes und hoch stehendes G-richt wie das Reichsgericht in dieser Weise zu verdächtigen, ist unerhört. Das Reichsgericht ist erhaben über solche Unterstellungen. (Starkes Lachen bei den U. Soz.) Wenn Sie darüber lachen, so beweisen Sie nur, daß Sie kein Urteil über die Dinge haben, daß Sie nicht sehen wollen, wqs Neckt und Unrecht ist. In dem vom Vorredner ange- Menen Fall der Frau Tietz hat ja gerade nach langer Unter suchung das Reichsgericht entschieden, daß die Verdachts moments nicht ausreichen. Ist das gerecht oder ungerecht? In den anderen Fällen waren die Angeklagten überführt und s die Richter des höchsten Gerichtshofes haben nach bestem Er- l messen ein Urteil gefällt, wie es jeder von den Unabhängigen Sozialisten eingesetzte Gerichtshof ganz bestimmt nicht anders hätte fällen können. Abg. Landsberg (Soz.): Die Strafen für die Übertretung von Kriegsoerordnungen sind viel zu hart. Die kurzen Ge fängnisstrafen erzielen doch keine Besserung. Dle Krone sollte iwn ihren Gnadenerlassen mehr als bisher Gebrauch machen. Die Kriegspsychose äußert sich eben verschieden: die einen stellen maßlose Kriegsziele auf, die anderen schlagen schau- ienster ein. (Beifall bei den Sozialdemokraten.) Abg. Dr. Cohn (U. Soz.): Das Jugendstrafrecht muß schleunigst verbessert werden. Wenn wir von Klaffenjustiz deS Reichsgerichts sprechen, so ist das kein persönlicher Vorwurf. Die Richter des Reichsgerichts sind aber auch nur Produkte ihrer Abstammung und Umgebung. Als Dr. Cohn immer wieder von Klassenjustiz spricht und sich gegen Ermahnungen des Präsidenten mit leidenschaftlichen Worten wehrt, wird er vom Vizepräsidenten Paasche unter erneutem Lärm der äußersten Linken dreimal hintereinander zur Ordnung ge rufen. Er schließt mit einem Protest gegen den Präsidenten. Der Etat des Reichsjustizamtes wird erledigt, die Anträge des Ausschusses angenommen. Beim Kolonialetat, der dann folgt, bespricht Abg. Heckscher (Vp.) die unmenschliche Behandlung der^1500 Frauen und Kinör» der deutschen Wehrpflichtigen, die in Ostafrika von den Engländern sestgehaltcn werden. Auch dieser Etat wird nach kurzer Debatte erledigt. Da- Haus vertagt sich dann bis zum 4. Juni. lMe Fran mit den Karfunkel) steinen. Roman von E. Markitt, 57s Die alte, 'Keine Dame schüttelte sich förmlich. „Kaffee? Um diese Zeit? Nimm mir's nicht übel, Hein rich, aber du verbauerst entsetzlich in deinem Dam- bach! Es ist ja nahezu Teezeit! . . . Wir kommen vom Prinzenhofe —" „Dacht' ich's doch! Da sitzt der Haken —" „Und wollten nicht in die Stadt zurückkehren, ohne uns zu erkundigen, wie es dir geht." j „Danke für gütige Nachfrage. Je nun, es reißj und zwickt mich in der linken Schulter, und der Rumor wird mir manchmal ein bißchen zu bunt — das ist richtig. Ich habe heute schon ein paarmal dazu ge- wfiffen, um wenigstens Takt in die Geschichte zu bringen." „Sollen wir dir nicht doch den Arzt heraus schicken, Vater?" fragte Herbert besorgt. „Nichts da, mein Sohn! In die alte Maschin« da" — er zeigte aus seine breite Brust — „ist zeit lebens kein Tropfen Quacksalbergift gekommen, do werde ich mir doch nicht in meinen alten Tagen nock das Blut verderben! Die Faktorin ist mir mit Senf spiritus fürchterlich zu Leibe gegangen und hat mir ein Wergbündel übergebunden; sie behauptet, das würde Helsen —" „Ja, besonders, wenn du bei der Kälte ans offene Fenster trittst, wie vorhin!" sagte die Frau Amts rätin anzüglich und fuhr mit dem Muff durch den Tabaksqualm, der sich nun bei geschlossenem Fenster sehr bemerkbar machte. „Ich weiß schon, mit den) Arzt darf man dir nicht kommen; aber du solltest «I wenigstens mit einem Hausmittel versuchen." „Vielleicht einem Täßchen Kamillentee, Frär^, chen?" „Nein, Lindenblüte mit Zitronensaft würde Praks tischer sein; das Hilst mir immer — du mußt schwitzen, ! Heinrich!" „Brrr!" schüttelte er sich. „Siehst du, Maikäfer nhen," — er schlug seinen Arm um Margaretens Schuh .tern, die längst Hut und Mantel ahgeworfen hatte und an seiner Seite stand — „so soll dein alter Großvater gequält werden! In den Spittel mit ihm, wenn er wirklich Lindenblüte trinkt — meinst du nicht!" ! Sie lächelte und schmiegte sich an ihn. „In solchen Dingen bin ich unerfahren wie ein Kind, Groß- papa, da darfst du nicht meinen Rat fordern. Aber «erlauben mutzt du mir schon, datz ich bei dir bleibe. .'Du darfst nachts mit deinen Schmerzen nicht allein -sein. Ich stopfe dir immer frische Pfeifen, lese vor .und erzähle, bis dir der Schlaf kommt." „Das wolltest du, Keine Maus?" rief er erfreut. „Ach ja, mir wär's schon recht! Aber morgen ist ja -Testamentseröffnung, da darfst du nicht fehlen." „Ich werde den Onkel bitten, mir den Schlitten ; herauszuschicken —" „Und der fürsorgliche Onkel wird pünktlich Sorge tragen", sagte der Landrat mit einer ironisch tiefen Verbeugung. „Abgemacht!" rief der Amtsrat. „Aber, Fran ziska, du retirierst ja in halbem Sturmschritt nach der Türe! — Na ja, du wirst für die da drüben —" er hob die Hand in der Richtung des Prinzenhvfes —- deinen besten Staat angezogen haben, und der wird hier eingeräuchert. Ich hab's freilich ein bitzchen sehr ; schlimm getrieben mit dem Qualmen und Dampfen." „Und mit was für einer Sorte!" warf sie bos haft und naserümpfend ein und schüttelte an ihrer Seidenschleppe. „Nun, nun, ich bitte mir's aus! Es ist ein feines Kraut, ein kräftiges Kraut! Davon verstehst du abex so wenig, wie ich von deinem Pekkotee, Fränzchen . . ; Aber geniere dich nur nicht! Es prickelt dir in deinen kleinen Pedalen, so schnell wie möglich in die frische Luft zu kommen. Du hast mehr als deine Schuldigkeit getan, hast dich in meine „verräucherte Spelunke" ge wagt — wer mir das vor einer halben Stunde gesagt hätte! . . . Drum gib deiner Keinen Mama den Arm, Herbert, und bringe sie schleunigst und fein säuberlich in den Schlitten zurück." poUMcke Rundschau. Deutsches Keich. 4- In der weiteren Beratung der Befitzstenern tut Hauptausschuß des Reichstages stand der Vorschlag der Mehrheitsparteien betreffend die Erhebung einer Reichs» Vermögenssteuer im Mittelpunkt Ler Erörterungen. So wohl der bayerische Finanzminister v. Bräunig, als auch der sächsische Finanzminister v. Seidewitz machten Be, Lenken geltend gegen eine solche Besteuerung, die in die Finanzhoheit der Bundesstaaten eingreift, ganz abgesehen davon, daß es noch nicht feststeht, ob wir nicht eine Kriegsentschädigung erhalten werden. Der Ausschuß nahm dann einstimmig den Antrag auf Errichtung eines Reichs steuergerichtshofes an. 4- Über die Richtlinien für Behandlung der Ostfragen, die jüngst im Hauptausschuß des Reichstages von ihm aufgestellt wurden, macht jetzt der Zentrumsabgeordnete Erzberger in der „Voss. Ztg." nähere Mitteilungen. Nach eingehender Darstellung der Verhältnisse in den Rand staaten kommt er zu dem Schluß, daß ihm nichts ferner gelegen habe, als die Absicht, einen Vorstoß gegen die Oberste Heeresleitung zu unternehmen. Großbritannien. x Das irisch-englische Verhältnis ist jetzt aufs äußerste gespannt. In allen Kirchen Irlands werden Sammlungen zur nationalen Verteidigung veranstaltet. In Erwartung Les Krieges mit England verweigert die irische Land bevölkerung die Annahme von englischem Papiergeld und versteckt sein Silber. In Len letzten drei Monaten wurde fünfmal so viel Silber von Ler englischen Münze nach Irland geschickt, als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. X Zu einer Aussprache über Friedensmöglichkeiten kam es im Oberhause, als Lord Deubigh scharfe Maß nahmen gegen die Friedenswerbearbeit verlangte. In längerer Rede wandte sich Lord Lansdowne dagegen und führte u. a. aus, es sei geradezu verbrecherisch, wenn erwartete Friedensangebote von vornherein abgelehnt werden wie es in letzter Zeit der Fall gewesen zu sein scheint. Man müsse endlich mit der Gewohnheit brechen, jeden für verrückt zu erklären, der sich für einen ver nünftigen Frieden einsetze. Dänemark. X Wie norwegische Blätter aus Island berichten, ist man in allen Kreisen Islands gewillt, die isländische Selbständigkeit durchzuführen. Vornehmlich die Sozialisten haben sich eng zusammengeschloffen, um auf der Forderung izu bestehen. Eine fozialdemokratische Abordnung ist zu «Verhandlungen nach Kopenhagen entsandt worden. Die stn London weilenden Abordmmgen sollen bereits von der «englischen Regierung zustimmende Erklärungen erhallen Habe». Vie v-irtf^aftlicken frie^ensbe- Äingungen. Die Abschließung Deutschlands und seiner Verbündeten vom Weltmärkte, vor allem von Usbersee, hat uns in höchst fühlbarer Weise unsere wirtschaftlichen Bedürfnisse vor Augen geführt. Wer kümmerte sich viel vor dem Kriege darum, daß Baumwolle, aus der die meist« Wäsche und wichtige andere Gegenstände -es täglichen Lebens herge- stellt werden, ein Monopol der Vereinigten Staaten ist, daß wir die Wolls, aus der unsere Kleider bestehen, zum größten Teile aus englischen Kolonien bezogen haben. Wir haben die Unzulänglichkeiten unserer heimischen Ausbeute an wichtigen Rohstoffen am eigenen Leibe er fahren. Diese Erfahrung ist Allgemeingut geworden: darum muß man sich oft wundern, wie wenig sich die Allgemein heit darüber Gedanken macht, wie im Friedensschlüsse ein offener oder versteckter Handelskrieg gegen uns nach dem Kriege verhindert werden kann, der nach den Plänen unserer Feinde uns von der Rohstoffzufuhr ausschließen soll. Wir wollen beiseite lassen, daß Deutschland vor dem Kriege der tüchtigste und erfolgreichste Verarbeiter von fremden Rohstoffen war, die wir in Form von Fertigwaren der ganzen Welt verkauften, daß also dir berufliche Tätigkeit großer Volkstelle von einer Rohstoffeinfuhr abhängig war, die weit über den Eigenbedarf hinausging — nur an die Deckung der dringendsten Bedürfnisse -er Bevölkerung an Er öffnete galant die Türe, und die alte Dame schlüpfte an ihm vorüber, beide Hände im Muff ver graben, und war gleich daraus im Dunkel jenseits der Haustüre verschwunden. In diesem Augenblick bückte sich Margarete und nahm die Kamelie vom Boden auf, die Herbert beim Lüsten feines Pelzes unbewußt abgestreift hatte. Stumm reichte sie ihm die Blume hin. „Ah, beinahe wäre sie zertreten worden!" sagt» er bedauerlich und hielt die Kamelie prüfend in der Lampenschein. „Das hätte mir sehr leid getan! Sü ist so schön, so frisch und strahlend wie die Geberin selbss findest du das nicht auch, Margarete?" Sie wandte sich schweigend weg, nach dem Fenster an welches die Großmama draußen ungeduldig Kopst" und er schob dre rote Blume, wie einst die weihe RoA in seine Brusttasche und schüttelte seinem Vater KL Abschied die Land — daun Lima er 21. Die Testamentseröffnung war vorüber und hätte so- Manchem der plötzlich entlassenen mißliebigen Fabrik-, Arbeiter die bitterste Enttäuschung gebracht. Das Schrift-! stück war alten Datums gewesen. Wenige Jahre nach Heiner Verheiratung war der Kommerzienrat mit dem Pferde gestürzt und da hatte er eine letztwillige Ver fügung getroffen, sehr kurz und knapp. Die verstorbene Krau Fanni war zur Universalerbin ernannt; auch war verfügt, daß das Geschäft verkauft werden solle, streil damals noch kein männlicher Erbe existiert hatte — Meinhold war erst ein Jahr später geboren. Dieser «letzte Wille war mithin nicht mehr rechtskräftig, und die beiden einzigen Erben, Margarete und Reinhold, traten in ihre unverkürzten, natürlichen Rechte. Margarete war sofort nach dem Schluß des Er öffnungsaktes nach Dambach zurückgekehrt, „weil der Großpapa sie noch brauche". Reinhold dagegen hatte sich auf seinen Schreibstuhl gesetzt, hatte die kalten Hände aneinander gerieben und dabei streng und finster wie immer die arbeitenden Kontoristen gemustert. Seine Miene war unverändert — was auch hätte das Testa ment bringen können, das ihm die bereits usurpier» ten Rechte auch nur um ein Titelchen zu kürzen ver mochte? . . .
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